Beilage
Dienstag, 27. Oktober 1931
Der Abend
Spalausgabe des Vorvárte
Wunder des Vogelzuges
Die Ergebnisse der neuesten Forschung/ Von Joachim Steinbrecher
Wenn in unseren Zonen das rauher werdende Klima, die kurze Tagesdauer, und das offensichtliche Vergehen und Sterben in der Natur mahnen, daß die kalte Jahreszeit nicht mehr fern, dann erscheinen auch am grauen Herbsthimmel die Keile der Wildgänse, die ungeheuren Wolken der Stare und Krähen, ertönt aus nebelfeuchten Höhen der sehnsüchtige Trompetenruf der wandernden Kraniche, die alle mit nimmermüdem Flügelschlage und scheinbar infehlbarer Sicherheit ihrem fernen Ziel, den Winterqartieren, zu treben. Lange Zeit sah es so aus, als ob die Fähigkeiten menschicher Dentkraft nicht ausreichten, die Wunder des Vogelzuges zu erklären. Da trat um die Wende des letzten Jahrhunderts, vor ezt ungefähr dreißig Jahren, der entscheidende Umschwung ein, der die Forschung vor vollkommen neue. Möglichkeiten stellte.
Tempo und Reisedauer
Der dänische Lehrer Mortensen wandte damals zuerst bei leinen privaten Bersuchen zur Ergründung der Heimattreue dänischer Bögel Metallringe an, die er systematisch zur Kennzeichnung einiger Arten den Tieren um die Füße legte. Aehnliches war schon im Mittelalter mehr aus Spielerei geschehen, mit den Reihern, die von abgerichteten Falken gejagt wurden. Jetzt schuf man durch die Beringungsmethode, durch das Sammeln von Daten beringter und beringt gefundener Vögel ein wissenschaftlich wertvolles Berfahren, denn diese Daten waren gesicherte Erkenntnisse von unbedingter> Beltungskraft, die jeden Fehler der früheren Forschungsmethoden unmöglich werden ließen. So fann es denn auch nicht wundernehmen, daß nach den ersten großen Erfolgen Mortensens sich die Bissenschaft aller Länder des Beringungsversuchs bediente und beonders durch die Vogelwarten wertvolle großzügige Arbeit leiftete.
Die Vogelzugsforschung hatte bald erkannt, daß sie den ganzen Fragenkompler in viele kleine Teilprobleme würde aufteilen müssen, denn die unglaublich vielfältigen Variationen der Bugverhältnisse der Vögel spotten den Forderungen der Wissenschaft hach Schematit und Kategorien. Der einzige Weg, der sicheren Erfolg verhieß, schien die Schaffung von geographischen Bugbildern für jede einzelne Bogelart zu sein, Bugmonographien". Auf diese Weise hütet man sich vor dem größten Fehler bei der Beurteilung des Vogelzuges, vor der Verallgemeinerung.
Gänse, Enten, der Sumpfpögel und vieler anderer, ist durch die Tradition gegeben, indem nämlich immer die Jungen auf dem Hinweg von den Altvögeln die Reiseroute erlernen. Das geht sogar soweit, daß die Tradition von der einen auf die andere Art übergreift, also daß ein Jungvogel von einem Altvogel einer fremden Art den Reiseweg lernen kann, denn der Hang zur Geselligkeit ist gerade zur Zugzeit besonders start ausgebildet. Die weitaus größten Schwierigkeiten, die noch einer einwandfreien Erklärung größten Schwierigkeiten, die noch einer einwandfreien Erklärung harren, bietet die Orientierung einzeln und ohne Tradition ziehender Vögel. Auch hier geben die Ergebnisse des Beringungsversuchs die einzigen sicheren Tatsachen an, die besagen, daß typische Einzelzieher vom Brutgebiet aus ohne genauere Richtung, also mit startem Streuungswinkel, wandern und nur eine allgemeine Neigung nach Südwesten befunden. Die Einflüsse, die diese allgemeine Richtung bedingen, scheinen ebenso durch meteorologische mie geographische Verhältnisse gegeben zu sein; so wurde zum Beispiel die Begünstigung des Frühjahrszuges durch nordwestliche Tiefs häufig beobachtet. Nach Ansicht des ungarischen Forschers Jakob Schenk soll die Einhaltung einer allgemeinen Zugrichtung dadurch zustande kommen, daß die der Orientierung dienenden Sinnes: zellen beim Beginn der Wanderung sich auf eine bestimmte Richtung einstellen, und jedes Abweichen von ihr anzeigen. Bie schon gesagt, wird über diese Frage erst die Zukunft entscheiden
tönnen.
Die Ursachen des Vogelzuges
Zum Schluß sei noch auf die Ursachen des Vogelzuges eingegangen, auf die Faktoren, die im Herbst den Wegzug der Zugvögel veranlassen. Lange glaubte man, zum Teil auch heute noch, daß die fehlenden Nahrungsmittel im Verein mit der abnehmenden Temperatur die Hauptantriebe zum Antritt des Zuges seien. Diese Ansicht muß als völlig abmegig be=
zeichnet werden, denn viele Vögel verlassen uns schon zu einer Zeit der größten Nahrungsfülle und Wärme, andere dagegen bleiben nicht selten weit über die für sie günstigste Periode des Jahres noch dann in der Brutheimat, wenn die Ernährung sehr schwierig oder gar unmöglich wird, so daß sie verhungern müssen. Aeußere Einflüffe fönnen erfahrungsgemäß wohl den Zug in beschränktem Maße gestalten, hindern oder beschleunigen, aber niemals ganz aufheben oder veranlassen; sie spielen nur eine recht sekundäre Rolle bei dem Abzug der Vögel. Der unmittelbare Anlaß hierzu ist vielmehr im Bogel selbst zu suchen. Der Stoffumfaz im Vogelförper schwingt in einem den Jahreszeiten entsprechenden Rhythmus, die innere Sefretion ist zu gewissen Zeiten stärker und schwächer. Beim Einsetzen eines neuen Rhythmus, beim Beginn einer neuen Periode im Stoffwechsel wird durch die dann erfolgende Absonderung spezifischer Sefrete ein Trieb ausgelöst, der zum Wandern reizt, der 3ugtrieb. Er hat das Tier zur Zugzeit vollkominen in seiner Gewalt, durch ihn werden die Vögel zu den erstaunlichen Flugleistungen befähigt, und ihn müssen gefäfigte Zugvögel durch Flattern und Toben befriedigen, ob sie wollen oder nicht. Das mehr oder weniger frühzeitige Einsetzen des Zugtriebes läßt die Bögel sich auf die Wanderung begeben, die zu Ende ist, wenn der Zugtrieb erlischt. Setzt er zu spät, bzw. hört er zu früh auf, so fann der Bogel nicht weiterziehen, sondern muß an Ort und Stelle verharren, bis er verhungert oder erfriert.
Die Entstehung der Wanderungen ist wahrscheinlich das Werk der verschiedenen Eiszeiten gewesen; damals beherrschten aber die äußeren Faktoren im Gegensatz zu heute den Vogelzug ausschließlich. Die Forschung hat bei diesem Problem noch viele Einzelheiten zu erklären. Mit Riesenschritten ging sie in den letzten Jahrzehnten vorwärts, langsamer, aber umso sicherer wird heute gearbeitet, uni eines der gewaltigsten Rätsel des Naturlebens zu lösen.
Sturm aus Nordwest!
Heute, nach den Erfahrungen vieler Jahre auf dieſem Gebiete, Der Kampf um die Nordseeküste/ Von Wilhelm Tietgens
erfennt man fogar die Unzulänglichkeit solcher Darstellung offen, denn man weiß jetzt, daß nicht nur jede Art, sondern auch die Bevölkerung fast jeden Gebietes, weibliche und männliche, junge und alle Bögel, ja, nahezu jeder einzelne Bogel seine Besonderheiten uf dem Buge hat. Immerhin tommt man aber mit der Schaffung Der oben genannten Zugmonographien schon einigermaßen aus, wie einige Beispiele zeigen mögen.
Viele Seevögel halten einen 3ugweg ein, der immer an den Meerestüsten entlang verläuft, so die Seeschwalben des Meeres. Sie könnte man allenfalls unter dem Namen der Küstenanderer zusammenfassen. Andere, wie die Lachmöwen, halten lich auf ihrer Wanderung ebenso an Süßwasser wie an die Rüften, weshalb sie als Wasserwanderer gelten fönnen. Im Begensatz zu ihnen, die bald diese, bald jene Küste oder Flußläufe als Wanderleitlinien benutzen können, hält der meiße Storch u. a. immer streng seinen Zugweg inne, der bei ihm über den Balkan, Kleinasien , das Niltal nach Südafrika führt. Eine Anzahl fleiner Singvögel ziehen wahrscheinlich, ähnlich wie der Star, der in dichten Schwärmen zu wandern pflegt, und zwar je nach seiner Brutheimat, hach England, Frankreich oder Spanien . Singdroffeln überwintern meist mit Lerchen, Rotschwänzchen u. a. in Nordafrika , Rauchhwalben ebenfalls dort bis Zentralafrita, wohin auch einige unserer Bürger zu reisen scheinen.
Im allgemeinen geht die Reise aber lange nicht so weit, bie immer angenommen wird, durchschnittlich einige hundert Kilometer südlicher, und außerdem in recht gemütlichem Tempo. Tagesleistungen von über hundert Kilometern legen nur die besseren Flieger zurück, die, wie der Storch, etwa 10 000 Stilometer reisen müssen, um das Winterungsgebiet zu erreichen. 3u Den vielen falsch en Borstellungen über den Vogelzug gehört vor allem die, daß die Gefiederten nach dem Süden ziehen. Das trifft nur für den geringsten Teil von ihnen zu. Vielmehr wird die Bugbewegung vorzugsweise von einem bestimmten Trieb nach dem Besten beherrscht, der nur mehr oder weniger zum Süden abgelenkt erscheint. Das Zustandekommen der südwestlichen Zug richtung ist zweifellos durch die Flucht vor dem fontinen talen Klima bedingt, die, in früheren Erdperioden entstanden, noch heute die Wanderungen der europäischen Vögel beherrscht. Dieses Ziehen zu den vom Golfstrom bespülten atlantischen Küsten ländern zeigen auch die Masseninvasionen der sibirischen und turkestanischen Vogelwelt deutlich, die zuweilen Mitteleuropa überschwemmen und unfehlbar seiner Kultur erliegen.
Raum.
Die Orientierung im Raum
Zu den Fragen, die uns immer wieder Bewunderung abnötigen, wenn wir dabei an die Träger seiner Ursache denken, zu den erstaunlichsten und wunderbarsten Erscheinungen am ganzen Bogel aug gehört sicherlich die Orientierung der Vögel im Mit unfehlbarer Sicherheit und offenbarem Zielbewußt fein fliegt das Tier dahin, über Gegenden, die ihm vollkommen unbefannt sein müssen, zu einer Gegend, die ihm, ist es jung, also noch nicht einjährig, ebenfalls unbekannt sein muß. Und doch hält es rechtzeitig im Fluge ein, ist das Winterquartier erreicht, reist rechtzeitig im Frühjahr und Herbst ab. Die Erforschung dieses michtigen Gebietes der Vogelzugsfrage gehört zu den schwierigsten pinchologischen, vielleicht auch physiologischen, Problemen, die es gibt, und es ist deshalb nicht verwunderlich, wenn nach kaum dreißig lähriger Arbeit die Frage nach der Orientierung noch das dunkelste Kapitel der Bogelzugsforschung ist. Die bestehenden Ansichten, die mir am wahrscheinlichsten erscheinen, sind kurz folgende: Zunächst ist hierbei wichtig, einen Unterschied zu machen wischen den Bögeln, die in Scharen und mit ihren Eltern die Reise antreten, und denen, die einzeln oder zu menigen wandern. Die Orientierung der gesellig ziehenden Arten, der Störche, Kraniche,
Wenn im Herbst der Sturm wochenlang aus Nordwest weht, daß sich die großen Flüsse tief bis nach Bremen und Hamburg auf stauen und sich die Wassermassen in der Nordsee auftürmen, wenn Tage und Nächte hindurch die Mogen gegen die Küste donnern und der Sturm die Deiche berennt, wird die wilde See zum Gegner der Küstenbewohner. Von Jütland südmärts und westmärts bis nach Holland hinein beginnt ein gleiches Ringen mit den herbstlichen Gewalten. Da sind die Männer Lag und Nacht bereit ein zuspringen. wenn Gefahr droht, ständig sind die Deiche bemacht, ständig wird das Steigen der Fluten am Begel beobachtet. Wehe, wenn Feldmäuse den schützenden Deich durchwühlten, ohne daß er noch im Sommer ausgebessert werden konnte, mehe, wenn irgendwo das innere Gefüge des Walles sich loderte! Unermeßliches Unheil kann durch das Wühlloch eines Nagers über ein Dorf herein brechen. Wenn die Herbststürme einherbrausen, halten die Friesen die Sandsäcke bereit, von Jütland bis Holland herrscht der Deich hauptmann.
Das war schon zu Urväters Zeiten so. Die Friesen waren pon jeher Meister im Deichbau, haben mit flarem Blid den Kampf gegen die Nordsee géführt. Und doch ist sie immer wieder gegen das Land aufgestanden, ist mit wilden Schaumköpfen gegen den Deich gerannt und hat sich durchgefressen, eine tobende, gierige, verderbliche Mordsee! Große Wunden in der Küste zeugen von ihrem fiegreichen Einbruch und von der Ohnmacht der Menschen. Der Dollart und der Jade busen sind durch Sturmfluten im Jadebusen 13. Jahrhundert aus dem flachen Lande ausgebrochen worden. Die westfriesischen Inseln waren früher um vieles größer, auch Helgoland hat ein fruchtbares Marschland gehabt und stand auch Helgoland hat ein fruchtbares Marschland gehabt und stand noch bis 1720 mit der Düne in fester Landverbindung. Der Dünen franz von Röm über Sylt und Amrun bis Sankt- Peter- Ording auf Eiderstedt zeigt, wie weit einmal an der schleswig- Holsteinischen Küste das feste Land gereicht hat. Sprichwörtlich geworden ist die große Mannesdrenge" von 1634, die Nordstrand überflutete und in mehrere Inseln zerriß, wobei blühende Dörfer und Felder für immer verloren gingen. Selbst das 19. Jahrhundert fennt gewaltige Sturmfluten, die trotz der festen Deiche großen Schaden und Landraub anrichten konnten.
Wie kommt es, daß die Nordsee doch immer wieder erfolgreich) die festen Deiche berennen fann, daß sie doch immer wieder fostbares Land zu vernichten imstande ist? Sind die Deiche zu schwach gebaut oder liegen hier andere Ursachen vor? Große Moore, Waldspuren und reiche Findlingsfelder auf dem Grunde der Nordsee beweisen, daß der heutige Meeresboden vor der Küste in geologischer Bergangenheit einmal Geestlandschaft gewesen ist wie das Land weit hinter der jetzigen Marsch. Es steht also fest, daß die Nordseeküste einmal abgefunten ist. Die schwerwiegende Frage ist aber, ob sich die Küste in der Gegenwart noch fenft und dadurch dem Meer immer wieder die Herrschaft über das Land gibt.
Das ist nicht leicht zu entscheiden, denn solche langfamen Bor gänge find kaum zu messen, und in dem losen Material, aus dem die deutsche Nordseeküste aufgebaut ist, werden derartige Spuren schnell zerstört. Aber es gibt historische Anhaltspunkte, die nicht von der Hand zu weisen sind. Da sind einmal die Berichte der Römer aus der Vorzeit unserer Geschichte. Die alten Geschichtsschreiber geben Kunde von einer großen Insel, die fi: um 300 v. Chr. fennen gelernt haben und deren Lageangaben auf die Doggerbant östlich von Mittel england zutreffen. Um 11 n. Chr. mird für diese Stelle in der Nordsee schon eine Gruppe von drei fleinen Inseln verzeichnet, und heute ist die Doggerbank eine 11ntiefe. deren höchste Stelle 13 Meter unter dem mittleren Meeres: Spiegel liegt! Das bedeutet also, daß in historischer Zeit eine Insel von großem Ausmaß völlig von der Meeresoberbläche verschwunden
ist. Aehnliches ist für die südlichste Nordsee , also für die Gebiete unmittelbar vor der deutschen Küste festgestellt. Es find also im Bereich der Nordsee große Veränderungen por fich ge= gangen, und daß sich der Boden der Nordsee nach jeder herbstlichen Sturmflut heute noch start umgestaltet, haben die genauen Ziefemeffungen für die deutsche Seefarte gezeigt.
Es liegt aber auch zahlreiches anderes Material vor, das über die Borgänge der legten Zeit Auskunft gibt. So ist auf den Oberahnschen Feldern, zwei unbedeichten Inseln im Jade busen , 1,80 Meter unter dem Mittelwaffer, altes Pflugland nachgewiesen, ebenso auf der Hamburger Halling nördlich von Husum . Dieses Land muß früher höher als die tägliche Flut gelegen haben, weil es sonst ständig überschwemmt worden wäre und fein Pflugland hätte sein können. Ferner ist im Battenmeer zwischen den nordfriesischen Insein Moor entdeckt worden, aus dem Torf gestochen ist. Desgleichen hat man Burten, die Wohnhügel der Hallingbewohner, auf denen zum Schutz gegen Feuchtigkeit und lleberschwemmung die Häuser gebaut werden, ausgegraben und festgestellt, daß sie im Laufe der Zeit immer höher hinauf gebaut wurden. Ihre älteste Höhe liegt tief unter der heutigen Oberfläche der Insel. Hieraus ist zu ersehen, daß entweder die Flut gestiegen ist oder das Meer sich gesenkt hat.
Zahlreiche Forscher sind auf Grund dieses Materials der Ansicht, daß die Küste heute noch im Sinten begriffen ist. Die Meinungen von dem Ausmaß dieser Senkung gehen allerdings weit auseinander, die Werte schwanken zwischen 60 und 5 Zentimeter im Jahrhundert. Andere Forscher glauben dagegen, daß nur das lodere, vom Meer angeschwemmte Material allmählich in sich zufammenfinkt und sich verfestigt, wodurch ein Absinken vorgetäuscht wird, während in Wirklichkeit der feste diluviale Untergrund undeweglich liegen bleibt.
Um die für die Küstenbewohner äußerst wichtige Frage des Absintens endgültig zu flären, hat man nunmehr die Inseln, das Wattenmeer und die Küste mit einem Netz von trigonometrischen Beobachtungspunkten überzogen. Die ein= zelnen Vermessungspunkte find so aufgebaut, daß sie zum Teil fest im diluvialen Untergrund ruhen, zum Teil nur leicht auf dem loderen Material auffigen. Alle Punkte sind genau auf eine feststehende Höhe eingewogen, so daß es fich bald feststellen lassen muß, ob nur das Hockermaterial absinkt oder ob der gesamte Untergrund allmählich tiefergelegt wird. Mit den feinen Meßinstrumenten, mie fie heute zur Verfügung stehen, tann auch die geringste Abweichung wahrgenommen werden.
Bei dieser Arbeit ist allerdings die Millimetergeologie eine Notwendigkeit, meil die Veränderungen nur geringfügig find. Aber sie haben im Laufe der Zeit doch eine große Wirkung. Wenn es sich herausstellt, daß sich das Land um mehr als 50 Zentimeter was bei 50 Zentimeter nur 5 Millimeter im in 100 Jahren sentt Jahre sind!- so müssen für die großen Pläne der Landgewinnung neue Methoden erprobt werden. Dann muß das angeschlickte Land sofort eingedeicht werden, wenn es durch Buhnen und sonstige Fangporrichtungen über Mittelwaifer angewachsen ist, weil es nur sehr langsam weiterwächst, wenn es einmal über Mittelwasser hinaus ist. Es fann nicht wie bisher so lange liegen bleiben, bis es genügend ausgetrodnct über Mittelwasser liegt, denn durch das Absinken des Gesamtlandes würde es wieder verloren gehen, meil der Betrag des Anwachsens dann fleiner wäre als der Betrag des Absinkens.
So wird mit Hilfe genauefter technischer und wissenschaftlicher Beobachtung am Meere festgestellt, ob für Hunderte von Menschen neues Land und Arbeit gewonnen werden fann oder ob auch das alte in ständiger Gefahr ist.