Nr. 505 48. Jahrgang
1. Beilage des Vorwärts
Held Helldorf sagt: Lockspitzel!
Rechtsanwalt Sack verdächtigt Polizeibeamte
Der zweite Verhandlungstag im Helldorf Prozeß| offenbarte in noch höherem Maße als der erste die Verlegen- heitstaktik der Verteidigung. Nach berühmten Mustern heißt sie: Haltet den Dieb! Kein auch nur halbwegs vernünftiger Mensch zweifelt nach dem Ergebnis der Beweisaufnahme in der ersten Verhandlung und selbst nach den beiden ersten Tagen der jetzigen Verhandlung, daß die Hakenkreuz- ,, Demonstrationen" auf dem Kur fürstendamm seit langem porbereitet, bis ins einzelne durchdacht und wenigstens bis zu einem gewissen Teil auch planmäßig durchgeführt worden sind. Die Verteidigung aber will glauben machen, das Ganze sei bloß das Werk von Lockspizeln gewesen, die bedauernswerten Jungen der SA. seien diesen auf den Leim gegangen, hätten auf deren Kommando Juda verrede" und Deutschland erwache" gegrölt, das Café Reimann zertrümmert und Juden und Christen gleich schwer mißhandelt. Ja, der Rechtsanwalt Dr. Sad scheute sich nicht, Polizeibeamte zu verdächtigen, als hätten sie sich an dem Landfriedensbruch beteiligt.
Man begreift schon, weshalb diese Verteidigungstaftif, bereits in der ersten Verhandlung vom Grafen Helldorf , dem damaligen Zeugen, inspiriert, jetzt mit so großer Energie verfolgt wird. Selbst das Eingeständnis, daß die Berliner Führung am 12. September bloß eine Demonstration auf dem Kurfürstendamm beabsichtigt hätte, die hinterher gegen den Willen der Führer in wüste Exzesse ausgeartet ist, fäme ja einer Anerkenntnis der Unfähigkeit gleidh, die SA.- Mannen in der Hand zu halten. Ebensowenig kann die Führung" zugestehen, daß die Standarten- und Sturmführer über den Kopf der obersten Führung hinweg aus eigener Machtvolltommenheit die Hakenkreuzlerdemonstration mit allen ihren Folgeerscheinungen auf dem Kurfürstendamm inszeniert hätten. Wo bliebe dann die vielgerühmte militärische Disziplin der SA.- Leute und ihrer Führer. So gibt es für die Angeklagten nur eine Ausrede: Lockspiel waren am Werke!"
Die Berliner Führer merten offenbar gar nicht, welche Blöße sie sich durch diese Verteidigungstaftif geben.
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Die Nachmittagssigung vervollständigte nur den Eindruck des Bormittags. Sämtliche Aussagen der Polizeibeamten be stätigten die Planmäßigkeit des Vorgehens auf dem Kurfürstendamm .
Der Polizcileutnant Böhme, Führer der Polizeigruppe der Reservestation auf der Unterkunft West , mar nach telephonischem Befehl„ Sofort einfegen, Krawall, Nationalsozialisten" mit seiner Mannschaft als einer der ersten auf dem Kurfürstendamm . Bon der Richtung Uhlandstraße bemegte sich eine Menge von etwa 700 Berfonen gleich einer Belle. Anscheinend hatte die Führung damit gerechnet, daß der Kurfürstendamm durch die Ueberwachung des Stadions von Beamten entblößt sein würde. Daß eine Leitung vorhanden war, ersah der Zeuge auch daraus, daß ihn verschie dentlich Zettel zugesteckt wurden, auf denen Nummern von Autos und einem Motorrad verzeichnet waren. Man sagte ihm:
Wo die Wagen erscheinen, da gibt es Klamauf.
Die Zettel erhielt der Zeuge von einem Polizeibeamten in Zivil und von einem Kriminalbeamten. Der Polizeibeamte in Zivil sagte:„ Herr Leutnant, Sie kennen mich." Es war ein Mann aus der Bereitschaft 1 oder 2 Charlottenburg.
NA. Dr. Sad: Wo ist der Beamte in Zivil hergekommen? 3euge: Ich kann Ihnen nicht sagen, wo er hergekommen ist. Ich war mit dem Publikum beschäftigt.
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RA. Sad will nähere Einzelheiten über die Beamten, die die Bettel überreicht haben und über die Zahl der Zettel erfahren. Der
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Familie Soviet
Roman Don Else Möbus
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20. Juni. Es hat keinen 3med, über alles nachzugrübeln. Ich will nicht mehr denken ich komme doch zu feinem anderen Ziel. Und ist mein Schicksal denn wirklich so schwer? Ich werde eingehen in die große Natur, ich werde eins sein mit den Sternen, die ich so liebe. Nächsten Monat werde ich 18 Jahre alt. Werde ich meinen Geburtstag noch erleben?"
3. Juli.„ Es geht zu Ende, es fann nicht mehr lange dauern. Papa will Professor Erb herüberholen. Die Schädeldecke soll geöffnet werden. Aber mir ist nicht mehr zu helfen, das fühle ich. Nur nicht mehr Woche um Woche hier liegen müssen.
5. Juli. Liebe Eltern, Ihr werdet mein Tagebuch finden. Denkt nicht, daß ich unglücklich und verzweifelt ge storben bin. Ich bin ganz ruhig und eins mit meinem Schicksal. Mama soll nicht weinen um mich, Papa soll sich feine Vorwürfe machen, weil er mich manchmal angefahren hat. Er ist mir ein guter Vater gewesen, und ich danke Euch beiden für alles.
Meine letzte Bitte? Seid verständnisvoll zu Germaine, helft ihr, über die schwere Zeit hinwegzukommen. Laßt sie niel lernen, alles, was sie will. Sie soll studieren und ein tüchtiger Menjch werden. Ihr soll alles gehören, was mir lieb mar
Loriot ließ das Heft finten. Sein Gesicht war grau und verfallen. Er sah um Jahre gealtert aus. Johanna er wartete einen leidenschaftlichen Schmerzensausbruch. Aber nichts geschah. Tränenlos, in sich zusammengesunken, starrte er vor sich hin. Erst als sie aufstand und an seine Seite trat, hob er den Kopf und sah sie mit übernächtigten, tief in den Höhlen liegenden Augen on.
Ich hätte nicht heiraten sollen", sagte er mit einer fremden, heiseren Stimme ,,, dann wäre dieses Unglück nicht paffiert. Ich soll mir feine Borwürfe machen, schreibt er er hot recht, denn Bormurje find unfruchtbar, dummm, miglos.
Zeuge läßt sich aber nicht ins Bockshorn jagen. Die Zettel hat er auf dem Tisch des Polizeireviers niedergelegt, wo auch Zettel von verschiedenen anderen Beamten lagen. Er hat die Nummern auf dem Zettel mit den Nummern der festgestellten Autos verglichen.
Sie stimmten überein.
Dem Polizeioberwachtmeister Kölz wurde von einem Zivi listen, den er für einen Polizeibeamten in Zivil hielt, ein Zettel in die Hand gedrückt, auf dem die Nummer eines Motor= rades mit rotem Beimagen vermerkt war. Es war das Motorrad des Angeklagten Damerow.
Mit entscheidend für die Beurteilung der Tätigkeit des Angeflagten Helldorf auf dem Kurfürstendamm waren aber die Ausfagen des Polizeihauptmanns Torgler und des Polizeimajors Wegge. Polizeihauptmann Torgler erhielt, auf dem Stadion vom Polizeimajor Wegge gegen 29 Uhr den Befehl, mit allen verfügbaren Mannschaften sofort nach dem Kurfürstendamm zu fahren. Er fand hier das bereits zur Genüge bekannte Bild der Demonstration vor; die Mißhandlungen der Passanten und die Zerstörung des Café Reimann waren bereits vorüber. Nachdem er seine erste Räumungstätigkeit beendet hatte, stand er in der Nähe der Seidenfirma Michels mit dem Polizeimajor Wegge. Durch das Halte signal waren die Autos gerade zum Stehen gekommen. Seine Aufmerksamkeit zogen zwei dicht nebeneinanderstehende Autos auf sich. In dem ersten befanden sich vier Männer, in dem zweiten sechs.
Alle zehn Injassen waren in der gleichen Weise gekleidet, mit gelben oder feldgrauen Mänteln oder Joppen und blauen Seglermüßen. Torgler machte den Major Wegge auf die Autos
Mittwoch, 28. Oftober 1931
aufmerksam, Major Wegge fagte:„ Da ist ja Graf Helldorf." In diesem Augenblic setzten sich die Autos in Bewegung; dem Hauptmann gelang es noch, die Nummer des ersten Autos zu notieren.
Polizeimajor Wegge ergänzt die Aussage des Hauptmanns. In der Nähe von Michels wurde er von dem Hauptmann Torgler auf das Aufo aufmerksam gemacht und erkannte darin Helldorf . Als er einige Zeit darauf auf dem Fahrdamm Ede Joachimsthaler Straße und Kurfürstendamm stand, sah er zum zweitenmal das Auto. Er rief ihm nun, wie bereits bekannt, zu: Was haben Helldorf machte eine Bewegung mit den Achseln, als wollte er Sie uns da für eine Schweinerei eingebrodt?" fagen, ich fann doch nichts dafür, und meinte auch: Herr Major,
was wollen Sie denn von mir?
RA. Sack: Woher kennen Sie den Grafen Helldorf ? Zeuge: Von dem verbotenen Sportfest auf dem Stadion. Es maren 40 000 Karten verteilt worden; ein Teil der Leute wußte
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nicht, daß das Sportfest abgesagt war. Helldorf und Fredersdorf stellten sich mir vor und erklärten sich bereit, mir behilflich zu sein, falls ich irgend welche Schwierigkeiten haben sollte. RA. Sad: Sie kannten also Graf Helldorf nur von der anständigen Seite her. Deshalb werden Sie wohl auch gegen ihn feinen besonderen Berdacht geschöpft haben, als Sie ihn auf dem Kurfürstendamm im Auto trafen. 3euge: Doch, ich hatte ganz instinktiv einen Verdacht. Ich hatte nur keine Anhaltspunkte.
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Ueber den Wagen des Stahlhelmführers Brandt fagten zwei Polizeiwachtmeister aus. Dem einen hatte ein Zivilist die Mitteilung gemacht, er habe beobachtet, wie aus dem Auto des Angeklagten Brandt an die Demonstranten Weisungen erteilt worden seien; einem anderen Beamten hatte ein Passant berichtet, daß die Demonstration anscheinend von dem Auto aus geleitet merde.
Die nächste Sigung findet am Donnerstag, 9 Uhr morgens, statt. Der Zeuge Böhme murde beauftragt, den Beamten ausfindig zu machen, der ihm den Zettel mit der Autonummer überreicht hat.
Schupo will helfen
Freund der Elenden und Hungernden und Hungernden- Kinder
Kinder werden gespeist
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Der Gau Groß- Berlin des Verbandes Preußischer Polizeibe-| Berlin NW. unter der Bezeichnung Winterhilfe des Germa amten E. V. hat die Berliner Polizeibeamtenschaft zu einer Groß- Berlin" erfolgen! Silfsaktion für die infolge der Arbeitslosigkeit in Not geratenen Boltsgenossen aufgerufen. In dem Aufruf heißt es:
„ Die ungeheure mirtschaftliche Depression hat im deutschen Baterlande eine unerträgliche Not heraufbeschworen. Fast 5 Millionen Bolksgenossen sind zur Zeit arbeitslos! Leider ist damit zu rechnen, daß diese Zahl im Laufe des Winters noch beträchtlich steigen wird. Die Maßnahmen der Regierungsstellen zur Linderung der Not reichen nicht aus. Jeder Einzelne, der ein Schärflein übrig hat, muß dazu beitragen, den Aermsten der Armen zu helfen.
Besonders erschütternd sind die Verhältnisse in den Familien, wo Kinder vorhanden sind. Siechtum und längere Krankheit sind hier unausbleiblich. Kollegen, Polizeibeamte, helft darum den hungernden Volksgenossen, zeigt durch Hergabe freiwilliger Spenden, daß ihr trotz eurer fargen Entlohnung und trotz eures schweren, verantwortungsvollen Dienstes für die Lage der übrigen Volks genossen Verständnis habt! Jeder, der schnell gibt, gibt doppelt!"
Spenden für die Winterhilfe der Polizeibeamten" werden entgegengenommen von den Vertrauensleuten des Verbandes auf allen Dienststellen, darüber hinaus auf der Gaugeschäftsstelle, Ber lin W., Lützowstr. 73. Auch können Einzahlungen direkt auf das Postscheckkonto des Gaues Groß- Berlin Nr. 77 360 Postscheckamt
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Beabsichtigt ist, aus den eingehenden Mitteln in erster Linic Kinderspeisungen durchzuführen, darüber hinaus aber auch an bedrängte Mnner und Frauen zu denken. Mit Zustimmung des Polizeipräsidenten werden bereits in den Polizeifüchen aus der Verpflegung, die der fasernierten Polizeibeamtenschaft verabfolgt wird, Kinderspeisungen durchgeführt. Hier haben die Beamten freiwillig in der großzügigsten Weife auf einen Teil der ihnen zustehenden und von ihnen bezahlten Verpflegung verzichtet zugunsten der notleidenden Kinder. Der Gau Groß- Berlin will nun diese Kinderspeisung weiter ausbauen, sie möglichst in allen Bezirken durchführen und darüber hinaus auch, falls genügend Mittel vor= handen sind, den kranken und schwachen, in Not geratenen Volksgenossen helfend unter die Arme greifen!
Möge auch dieser Polizei- ,, Aktion" ein recht guter Erfolg beschieden sein!
Volkskonzert in der Singakademie. Am Montag, dem 2. November 1931, 20 Uhr, findet in der Singakademie, Kastanienmäldchen, ein Beethoven Abend des Berliner Sinfonie- Orchesters unter Leitung von Ernst Ewald Gebert, statt. Eintrittspreis einschließlich Garderobe 50 Pfennig.
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Aber ich muß eben doch unaufhörlich über alles nachdenken,| haltigkeit, die ich mit Worten nicht beschreiben fann. Schopenüber die Ursachen, die Gründe hauer sagt einmal, daß die Musik den Urgrund aller Dinge, das Weltgeheimnis erfasse ja so ist es, ich bin in diesen Stunden weit, weit weg von hier, in den tiefsten Tiefen, in den höchsten Höhen des Lebens. Aber das alles muß doch irgendwo bleiben, Jeanne, ich kann es doch nicht abstreifen mie einen Rock, den ich mir zum Musizieren überziehe. Es bleibt eben in mir. Ich bin nervöser als du, ich bin zeitweise hellhörig, hellseherisch, ich bin zu lebertreibungen, zu Gefühlsausbrüchen geneigt, ich bin der Leidenschaft hingegeben. Aber was in der Kunst ein Vorzug, nein, eine Notwendigkeit ist, das ist im bürgerlichen Leben ein Verstoß. Ich bin ein unzuverlässiger, schwankender Mensch, ich bin unruhig und voll Sehnsucht, ich bin ein treulofer Gatte, ein schlechter Bater. Nur wenn ich am Flügel size, wenn die Melodien mich hinwegtragen, dann bin ich außer mir", dann streife ich die unzulänglichen Hüllen ab. Jeanne, du weißt, was ich die unzulänglichen Hüllen ab. ich meine. Lies Wagners Verirrungen", lies Liszts Aufschreie nach Erlösung, nach Gott ! Warum hat er seinen Betstuhl immer mit sich geführt, warum hat er Nächte lang auf den Knien gelegen! Ein Beethoven hat den furchtbaren, übermenschlichen Kampf mit den Dämonen überwunden, aber um welchen Preis, mit welchen Opfern! Und ich bin fein Beethoven ...!"
Johanna strich ihm behutsam über das Haar. André", sagte sie, ich bin heute bei Dr. Horber gewesen, um den Sektionsbefund zu erfahren. Ich habe dir am Todestag in meiner entsetzlichen Verzweiflung zugerufen, du seist schuld an dem Tode Dolfs, weil ich mußte, daß du dir in deiner Jugend einmal etwas geholt hattest. Ich fürch tete, daß diese Gehirnkrankheit darauf zurückzuführen sei. André ich habe dir Unrecht getan. Sowohl Dr. Horber als Professor Erb vertreten die Ansicht, daß von der Kopfverletzung, die sich Dolf damals beim Barrenturnen geholt geholt hat, etwas zurückgeblieben ist, Der Sektionsbefund ergab eine Geschwulst an der gleichen Stelle, auf die er damals auf das Eisen aufschlug, zwischen Groß- und Kleinhirn. Das Schicksal hat uns furchtbar getroffen, wir müssen versuchen, es gemeinsam zu ertragen." Loriot sah sie mit erloschenen Augen an. Jeanne", jagte er stockend, ich denke jetzt nicht an die förperlichen Ursachen. Ich denke an die seelische Leere, die der Junge hier gehabt hat denn da mache ich mir gar feine Flaufen vor, er mußte, wie es um unsere Ehe stand, er fühlte auch den inneren 3miespalt, zwischen uns zu stehen. Ja, er hat recht, manchmal fam eine Abneigung gegen ihn auf, ein Haßgefühler schien mir alles zu durchschauen mit seinen nach innen gekehrten, großen Augen... Und ich mußte doch Bater sein, Autorität, ich mußte den Schein wahren. Am liebsten hätte ich mich manchmal neben den Jungen gesetzt und ihn um Rat gefragt... Denn, Johanna, ich bin zu Ende mit meiner Philosophie und mit meiner Kunst. Ich weiß nicht, wie ich weiterleben soll, mie mir gemeinsam weiterleben sollen.
,, Berstehe mich um Gottesmillen nicht falsch", fügte er haftig hinzu, als die Frau etmas jagen mollte, es handelt fich wahrhaftig nicht darum, daß ich irgendeine dieser Gänse, die um mich herumschwärmen, heiraten möchte die um mich herumschwärmen, heiraten möchte mir find alle Frühlingsgefühle in diesen Tagen gründlich vergangen, das fannst du mir glauben. Aber ich bente immer wieder über den entseglichen Zwiespalt nach, der zwischen dem Künstler und dem Normalmenschen flafft. Ich lebe als Mufiter einfach in einer anderen Welt, und je mehr Musiker ich bin, um so größer und unüberbrüdbarer wird der Abgrund... Wenn ich Liszts Rhapsodien, Chopins Balladen spiele, bin ich wie im Rausch. Ich erlebe einen Aufschwung von einer Intensität, eine Erschütterung von einer Tiefe und Nach
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Er trat ans Fenster und blickte hinaus in die Nacht. Dann wandte er sich um.
,, Vielleicht-wenn ich einen anderen Beruf gewählt hätte, wenn ich Wissenschaftler oder Kaufmann geworden wäre, dann hätte ich ein anderer Mensch werden können, denn da gehört der Rausch nicht zum Beruf. Ja, in den Konzerten, da sizen sie, die Spießer, und wir sollen sie hinmegheben über ihren fleinlichen Alltag, fie sind selig, menn nur ein Funfe unserer Leidenschaft auf sie übergeht, wenn fie an dem Relch, an dem mir schlürfen, nur einmal flüchtig ntppen dürfen. Je mehr mir uns aufpeitichen, je tiefer und glühender mir uns den Geheimnissen der Musit hingeben, um so mehr flatschen und jubeln fie. Ist aber das Konzert beendet, dann heißt es: So- nun verwandle dich schleunigst in einen biederen Staatbürger, mein Lieber, sei ein treuer Gatte, ein vorbildlicher Vater. Wehe dir, wenn du dich unterstehst, es nicht zu sein, wenn du dir etwa einbildest, daß das auch außerhalb des Konzertes so weitergehen soll mit deinen Gefühlsekstasen deinen Leidenschaften! In der Kunst - na ja, dafür haben wir dir unser Eintrittsgeld bezahlt, ( Fortsetzung folgt.) aber jegt heißt es, parieren!"
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