Das Reparationsproblem. Beratungen in der Reichsregierung. Der Reparationsair-sschuß der Reichsregierung befaßt« sich am Donnerstagabeno unter dem Vorsitz des Reichskanzlers mit der Frage, wie und wann nach den Besprechungen zwischen Hoover und Laoal in Washington das Re parationsproblem von neuen, aufzurollen ist. Beschlüsse wurden zunächst nicht gefaßt, «eil die Rückkehr des französischen Ministerpräsidenten nach Paris in der Hoffnung abgewartet werden soll, daß Laoal bereits zu Beginn der nächsten Woche den deutschen Botschafter in der fran- zösischen Hauptstadt über den Werlaus und das Ergebnis seiner Be- sprechungen mit Hoover offiziell unterrichten wird. Das Reichskabinett, das sich bereits am Mittwochabend kurz mit dem Reparationsproblem befaßte, wird sich mit dem Gesamtkomplex der Rcparationsfrage erst nach der Rückkehr Lavals wieder be- schöftigcn. Internationale Diskussion. Der Mißerfolg der Amerikareise Lavals hat die Diskussion der Fachleute über eine europäische Sanierung ohne Ameritahilfe aufs neue angeregt. Dem Plan des Belgiers F r a n c q u i auf Schaffung eines internationalen Kreditinstituts zur Umwandlung der Deutschland gewährten kurzfristigen Kredite in mittel- fristigc gegenüber befürwortet der Franzose Rist das Projekt, daß die ausländischen Banken auf die deutschen Banken Wechsel ziehen, die vorher von der Reichsbank gegengezeichnet sind. Diese Wechsel sollen auf den Geldmärkten zu den regelmäßigen Diskontsätzen der Notenbanken in Umlauf gesetzt werden. Lamont, der Direktor der Morgan-Bank , der dem Aoung-Plan- Si'omUee angehört hat. schlägt für die Lösung des Repara- tionsproblems vor: Deutschland wende sich im Rahmen des Toung-Plans direkt an Frankreich und macht ihm ein vernünftiges Zahlungsanerbieten. Deutschland könne etwa eine Milliarde Mark jährlich zahlen, wie seinerzeit S ch a ch t auf der Young-Plan- Ksnserenz vorgeschlagen hat. Geht Frankreich daraus ein, so werde ohne Zweifel im Anschluß daran auch eine Einigung zwischen den Vereinigten Staaten und den europäischen Ländern über eine Her- absetzung der Alliertenschulden zustande kommen. Inzwischen gehen die Bankzusammenbrüche weiter. In Paris ist der Leiter der Bank de Bernardi u. Co. in Faubourg Saint Honorc verhaftet worden. Das Unternehmen soll ein Passioum von zehn Millionen Franken ausweisen.
Wallensteins Tod
Gtaatstheaier
Japan protestiert in Moskau . Karachans Antwort. Moskau , 30. Oktober. Der japanische Botschafter 5)irota hat den stellvertretenden Voltskommissar K a r a ch a n darauf hingewiesen, daß in der Mandschurei Gerüchte über eine Unterstützung des chinesischen Generals Ma durch die Sowjetregierung durch Entsendung von Militärinstruktoren, Lieferung von Waffen usw umgehen. General Ma soll geäußert haben, bei der Station Dauria würden 20 090 bis 30 000 Manu Sowjettruppen zufammengezoge n mit der Abficht, sie nach der Mandschurei zu senden. Alles das erreg« die öffentliche Meinung Japans und die Militärbehörden in der Mandschurei . Wenn die Sowjetunion Truppen an die chineflsche Ostbahn schicke, so werde Japan seine Truppen an die Eisenbahn- linie Taonan— Tsitsikar,„die mit' japanischem Gelbe erbaut ist", senden und dadurch werde sich die Konfliktssphäre erweitern. Kar ach an hat tags darauf dem japanischen Botschafter im Auftrage der Sowjetregierung geantwortet, daß sie ihr Er- staunen nicht oerhehle. Die japanische Erklärung stütze sich auf E r- s i n d u n g e n, die jeder Grundlage entbehren, und aus G e- rächte, die von verantwortungslosen japanischen oder chinesischen Personen ausgehen, die an der Verbreitung provokatorischer Ge- rächte interessiert sind. Die japanische Regierung muß wissen, daß es keine Sowjetinstrukwren in der Mandschurei gibt, und daß die Sowjetunion keiner einzigen der kämpfenden Parteien in der Mandschurei irgendeine Unterstützung zuteil werden läßt. Die Regierung verfolgt die Politik strengster Neutralität, weil sie die mit China geschlossenen internationalen Verträge respektiert und das Souveränitätsrecht und die Unabhängigkeit anderer Staaten achtet. Die Sowjetregierung ist der Ansicht, daß die Politik der militärischen Okkupation, auch in der Form sogenannter Unterstützung, mit der Friedenspolitik der Sowjet- union und den Interessen eines allgemeinen Friedens unvereinbar ist.
Kein Rücktritt Hendersons. Vom Vorsitz der Abrüstungskonferenz. London , 20. Oktober. „Daily Herald" meldet: Arthur Henderson wird auf der Genfer Abrüstungskonferenz den Vorsitz führem Das Gerücht, daß er wegen des Wahlausfalles wahrscheinlich diesen Posten nieder- legen werde, nimmt keine Rücksicht darauf, daß Hendersons Er- nennung persönlichen und nicht politischen Charakter trug. Hendersons Sohn hat erklärt, das Gerücht könne mit allem Nach- druck dementiert werden: ein Rücktritt seines Vaters sei niemals in Frage gekommen. Kurze parlamentsiagung- Oumpingabwehr. London . 30. Oktober. Wie verlautet, wird das Parlament zu einer Kurzen Ta- gung einberufen werden, in der die Frage«mes Schutzes des inneren Marktes gegen die Gefahren eines Dumpings behandelt werden wird. Snowden wird, obwohl er die Peerwürde erhalten wird, im Kabinett weiter lzleiben, wahrscheinlich als G e- Heimsiege! bewahrer. Abwehrakiion in Holland . Ein Manifest an die Arbeiterklafse. Die Vorstände der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei und des Niederländischen Gewerkschastsbundes haben in folge der Ablehnung ihrer Vorschläge zur Verbesserung der Lage der Arbeitslosen beschlossen, an die niederländische Arbeiterklasse ein Manifest zu richten. Es soll in einer Million Exemplaken herausgegeben werden. Gegen die sortgesetzten Versuche der Unternehmer und der Behörden, die Löhn« zu kürzen und die Kosten der Krise ganz allgemein aus die Arbellerklosse abzuwälzen, werden Partei und G e w e r k s ch asten eine scharfe Abwehraktion durch- führen,«ie wird durch große öffentliche Versammlungen und Demonstrationen eingeleitet.
Die Dichtung trägt alles: den Bühnendaumeifter und Maler Cesar Klein , den Regisseur Jeßner, den Hauptdarsteller Werner Krauß , die Gräfin Terzty der Gerda Müller , den Octavia Walter Francks, den Max Piccolimini Hans Ottos, George als Butller, Witte als Jllo, Büttner als Jsolani, den Terzky Laubingers, schließ- lichten Gordon Kraußnecks. Cesar Klein schafft historische Räume von respektabelster Großartigkeit. Die Meiningerei, d. h. die aufs Theater übertragene Geschichtsmalerei romantischer Art, ist urall, sie ist vor allem älter als der fürstliche Erfinder dieses sensationellen Geschmacks. Die Meiningerei ist aber auch immer ganz modern dann, wenn historische Uniform, traditionelle Militärmusik, historisch protokollierte und nicht zu beseitigende Soldatenaufzüge mit traditionellem Ritual unter- zubringen sind. Der Dichter sah heroisch. Der Bühnenbaumeister, der die optischen Ideen des Genies nachformte, tat sehr gut daran, diese ins Unermeßliche gedachten Maßstäbe beizubehalten. Der Regisseur Jeßner, diesmal zugleich Dramaturg und kontrollierender Kopf für die Darsteller, beschäftigt sich nun bald zehn Jahre mit der Notwendigkeit, den Feuergeist und den Theater- geijt aus der Schillerschen Unsterblichkeit so sorgsam, logisch und ökonomisch herauszuschöpfen, daß alles bleibt, was dem Inneren des gewaltigen Werkes gehört, daß alles verschwindet, was ihm die schöpferische Ueberschwenglichkeit oder Rhetorik einst aufbürdete. Zu bewähren war diese theatralische Vernunft, dieser konstruktive Sinn, diese behutsam skelettierende Anatomenarbeit des Drama- turgsn, die jede Schönhest rettet und jeden Schwulst abstößt. Jeßner verstümmelt„Wallensteins Lager" Er wurde den „Piccolomint" schon etwas gerechter. Er löste seine Aufgabe an der Todestragödie Wallensteins mit der ihm verschwisterten Klugheit Zu sagen ist: Der Dramaturg Jeßner versteht, wenn er sich nicht allzu pedantischen und spintisierenden Marotten hingibt, sein Handwerk und so klar, so imposant, so unzweideutig ist die Psychologie der Wallensteinschcn Todestragödie, daß chr auch die Dramaturgenoperation nichts anhaben kann. Sie isi Produkt der tostbarsten Geschichtsphilosophie und Menschenkenntnis und der Kraft, alles das sinnfällig zu gestalten bis zum letzten Zuge, bis zum letzten Menschen, der für das Kolosialgemälde nötig ist. bis zum geringsten Ereignis, das die Geschehnisse verbindet mit historischer Erkenntnis und praktischer Seelenkunde. Werner Krauß. der Wallenstein : Er spielt in den Momenten des Monologischen und Grübelns und dann, wenn er nickst vor seinen Truppen steht, bejahrter und gekrümmter als man es dem
Marschallstabsträger zumuten könnte. Es geht eher in ihm eine Eedankentragödie vor als eine Machttragödie Er kämpft mehr für ein Prinzip als für sich selber Er kämpft für das Prinzip des Cäsarischen und Napoleonischen gegen das Prinzip des Klcinstaot- lichen. Gewiß, er ist ein greulicher Militarist, der die Welt unter- werfen will. Dann aber will er ihr aufrichtig den Frieden geben, einen Frieden, den seine Gnade schenkt. Das ist etwas anderes als der Hofzelotismus der Habsburger , als der ausschließlich klerikale Imperialismus, zu dessen Ausbau die Wiener Hofburg ihre Marschälle und Soldatenmannschaften mißbrauchen konnte. Nach antiker Auffassung sind die Staatsmänner keine leichtfüßigen Faschisten, sondern gediegene, tiefschmerzlich und nachdenklich das Heereselement und Volkselcment hinter sich herschleppende, ge- alterte Männer. Solchen antiken Staatsmann spielt Krauß, solange er den Politiker spielt. Dann muß man sehen, wie er sich er- muntert, landsknechtsinäßig mit seinen Soldaten tändelt, sie sergeantenmößig an der Nase herumführt, wie er auch parademäßig stolziert, sobald er das Hauskleid ablegt und den Generalsrock über- wirst. Er ist ein glänzender Maskenspieler, aber auch ein Ge- dankenspieler. Er beherrscht die äußere Gestentechnik und die innerliche Rede. Es dienen ihm die Künstler des Staatstheaters durch richtige Rollenauffassung. Nicht mit der Kraußschcn Meisterschaft, nicht mit seiner blendenden Ueberlegenheit, der glücklicherweise heute noch jedes selbstbewußte Virtuosentum fremd ist. Walter Frank er- scheint als Octavio der stärkste Charakteristikcr nach Krauß. Er ist physisch mehr an sich gefesselt. Er muß düster wirken aus seiner eigenen Natur. Er wird jede Rolle nach dieser Schattenseitc nuancieren. Doch er wird keine Rolle geistig untergraben, und würdig ist er neben Krauß �u nennen. Wäre zu stresten mit manchem der anderen, so liegt das an der Ueberpointierung, mit der sie ihre Rolle geben. Aber den Streit hätte der kontrollierende Regisseur Jeßner auszutragen, der spekulative Kopf, der von seinem Hauptspieler weggeschoben wurde, der sich an die wichtigen Nebenspieler noch näher hätte heranschieben müssen. Trotz allem: solche Wallensteinaufsllhrung ist in Berlin möglich in einer Zeit, da die materielle Not als Nolksseuche grassiert. Die geistigen'Nothelfer müssen so beschützt werden, wie es der Geist verdient. Denn der Geist, der Gestaltungstrieb, der SpieUrieb, die Zauberkraft der Seelenoerwandlung, dieses Unfaßbare, das auch die Unglücklichsten wieder fassen kann, braucht außer dem toglichen Brot auch noch die tägliche Freude. Max Hochdorf .
Konzertrückblick. Orcherster, Kammermusik und Solistenkonzert. Wadimir Bogel ist einer der' wenigen modernen Kom- ponisten, die in den sonst ganz traditionell eingestellten Furtwängler- Konzerten zu Wort kommen. Seine Orchesteretüden(die im Bor- jähr van Scherchen uraufgeführt worden waren) verdienen es zweifellos, an so exponierter Stelle zu stehen: in der Hauptsache rhythmische Studien, sind sie keineswegs nur in rhythmischer Hinsicht' interessant, sind, sie Stücke höchst persönlicher Prägung, von sehr eigentümlichem Reiz, durchaus ohne die leere Geschäftigkeit, obnc die verbrauchten Gesten der Pseudomoderne and mehr als aur geist- reiches Spiel mit Mitteln und Form Vorzüglich der Trauer- marsch— der hier ntmica fmjcbra heißt— ist eine erschütternde Klangvision, die Furtwängler(der bemüht war. alle Grell- heilen zu dämpfen, alle elementaren Härten möglichst zu mildern) in wirkungsvollen Steigerungen packend gestaltet«. Beethovens 6. Sinfonie, die Pastoral«, musizierte er in so subtiler Verfeinerung, phantastischer Transparenz und schon fast unwahrscheinlicher Durch- sichtigkeit, daß dem Werk seine bukolische Naivität, seine unmittet- bare Kraft genommen wurde, daß an Stelle unbewußten Mit- empfindens nurmehr bewußte Freude an artistischer Vollendung trat. Aehnlich erging es dem Geigenkonzert von Dvorak : auch hier Bergeistigung aus Kosten der Ursprünglichkeit, an Stelle süßer, stil- echt sentimentaler' Melodik und primitiver Tanzseeligkeit(die tschechische Musik ist, in welcher Verkleidung auch immer, stets„aus Böhmens Hain und Flur"). Don Solopart des Konzert spielte N. M i l st e i n, spielte ihn herrlich und erobert« Berlin im Sturm. Mit seinem vollen, reinen, kristallklaren Ton, seiner bei allem Können vorbildlichen Schlichtheit ist er ein wahrhaft großer, vor- nehmer und bezwingender Künstler. Das Berliner Sinfoni -Orchcster war in der Auswahl der Solisten seiner letzten Konzerte nicht sehr glücklich. Marc Laory dirigierte«inen Wagner-Tschaikowsky-Lbend. an dem Ihm, dem Deutschrussen. Tschaikowskys 5. Sinfonie am besten gelang: bei dieser Gelegenheit sang Erna S t e i n w e y(Sopran aus Chikagy) die Hallenarie und Jsoldens Licbestod: fang, wie es in einem Konzert eines repräsentativen Orchesters nicht erlaubt sein«ollte. Nicht viel anderes ist von dem Pianisten Franz Wagner zu berichten, der unter der Direktion Weißmanns eine Woche später Beethovens lis-Dur-Konzert nicht einmal technisch zu meistern verinochte: von allem anderen ganz zu schweigen. Die Möglichkeit sich an dem finanziellen Risiko eines Konzerts zu beteiligen, sollte an sich keine Legitimation zu so bedauerlichen Vorfällen sein, gar in Zeiten, in denen man es sich wirklich nicht leisten kann, das noch vorhandene Publikum aus den Konzertsälen zu treiben: Qualität der Leistung ist erst« setbstoerständliche Boraussetzung jeder Konzertpolitik! In dem gleichen Konzert war übrigens Aufführung und Interpretation der „Musik zu einer Lichtspielszene" von Schönberg durch Frieder W e i ß m a n n außerordentlich dankenswert. Kammermusik. Das K l i n g l e r- Quartett begann mit seinen traditionellen Kammermusikabcnden(der erste umfaßte Beethoven . Schubert und Brahm»), das L e n e r- Quartett mit dem Vortrag sämtlicher.Beet- Hooen-Quartett«: über beide Zyklen wird noch zu berichten sein. Zu dem klanglich gedämpften, auf Intensive inner« Spannung gerichteten Musizieren dieser Bereinigungen steht da» Spiel des Queinetto 4» Rom » in interessantem Gegensatz: hier musizieren Italiener in tem- peramentvoller Extensität und sinnlicher Freude am schönen Klang ihrer herrlichen und wertvollen Instrumente. Eine Uraufführung--- amerikanisches Kaleidoskop von Werner Janssen— vermochte weniger von der Güte der Komposition als von der Güte des Quartetts zu überzeugen, das ihrer großen Schwierigkeiten Herr wurde. Das flamsche Streichquartett Opus 36 von Glazunoss, das I-Moll-Quartett Opus 41 von Schumann wurden in einer Qualität der einzelnen Leistungen, in einer Exaktheit des Zusammenspiels und in einer brausenden Klangfülle wiedgergegeben. wie sie nicht oft zu hören sind.
S o l i st e n k o n z c r t c. Sigrid O n e g i n feiert auch im Konzertsaal berechtigte Triumphe. Ihr herrlich geschulter Alt erweist feine Beweglichkeit und Virtuosität an den Läufen und Figuren einer Rossini-Arie, seine Wärme, Fülle und Ausdruckskraft an Liedern von Schubert und Brahms : beim Portrag süddeutscher Volkslieder— in äußerst anfechtbarer Weise von Hermann R e u t t e r„neu gesetzt" wurden die Grenzen des Geschmacks leider nicht immer gewahrt.— Wladzimiers Ä a c z m a r(der, von Alexander S e l o verständnisvoll begleitet, in einem Konzert des polnischen Hilfsvereins Arien von Verdi, Catalant und Boito lang) ist ein ausgezeichneter Bassist mit schöner Tiefe und erstaunlichem Stimmumfang. Von den In- strumentalisten ist an erster Stelle Mischa Elmau zu nennen, der Virtuosenwrbeern erntete, ohne für Probleme jenseits der Virtuosität viel Interesse zu zeigen. Cr wurde von Marcel van Gool überaus mäßig begleitet. Gunar I o h a n n s e n ist ein sicherlich begabter, vorläufig noch unfertiger Pianist ohne produktives Stilge'ühl.— Zum Schluß sei noch ein Wunderkind erwähnt: die hochbegabte sechsjährige Ruth S l e n c z y n s k i. der die Oeffentlichkeit im Interesse ihrer vielversprechenden Entwicklung, im Interesse der Be- hütung und Förderung ihres erstaunlichen Talents hosfenilich I och lange erspart bleibt. Imoid Walter. „Die andere Seite" Atrium. Bernard Shaw zertrümmerte den Begriff des pachetischen Helden, er zeigt auch die Schwächen eines Cäsar oder Napoleon , ihre Menschlichkeit, ihre Fehler. Der Engländer S h e r r i s f unter- sucht, durch welche Mittel der Held seinen Mut erkauft, er deckt die andere Seite des Heldentums auf. Englische Offiziere sitzen in einem Unterstand. Schüler, Studenten und brave Pfahlbürger sind plötzlich Helden geworden, die mehr ertragen müssen als der berühmte Hagen von Tronje oder ondere Recken der Sage. Sie führen wahnwitzige Befehle gleich- mutig aus. lassen sich von den deutschen Granaten zersetzen und be- wahren noch im Sterben Haltung. Aber hinter der Haltung bangt die Todesangst und diese Angst wird mit Whisky beschwichtigt. Di« andere Seite des Helden ist„Black cnd White" Der fürchterliche Unfug des Krieges wird mit HUfe von Alkohol ertragen. Vor zwei Jahren erlebte das Bühnendrama„Die andere Seite" seine deutsche Uraufführung. Bald darauf folgte die Romansassung, und jetzt ist der Stoff im Tonfilm behandelt, der sich übrigens eng an das Drama anlehnt. Heinz Paul der Regisseur von„Douaumont" inszeniert den Film, er inszeniert ihn fast als Theaterstück. Die Dynamik der Handlung liegt nicht in den äußeren Vorgängen— die Aufnahmen von Schützengräben und stürmenden Soldaten bleiben Dekoration—. der Hauptakzent ruht ouf der inneren dramatischen Spannung des Dialogs, und diese Spannung ist von größter Intensität. BerfUmtes Bühnendrawo! Und man muß in diesem Fall entschieden die Form bejahen. Dank Conrad V e i d t und Theodor L o o s. Höhepunkte deutscher Schauspielkunst im Film sind hier erreicht. Szenen wie die des Abschieds von Osborne und Stanhope in ihrer erschütternder Einfachheit und Natürlichkeit gehören zum Stärksten, das der Tonfilm bringen kann. Hier ist jede Spur von Virtuosentum verwischt. Das ist schlackenlos groß. Und dann noch eins: Der Film vermittelt die Atmosphäre um diese vom Schicksal gezeichneten Menschen, die Atmosphäre der dunklen Angst, des unterdrückten Grauens. Wenn sich die Kameraden nach Osbarnss Tod sinnlos mit Hekt vollpumpen, so lebt darin der wilde Wunsch zu vergessen und einzubrechen m ein holdere? Reich der Träum«. Neben Beidt und Lops eine Reihe vorzüglicher Gestalter wie Essel , de Äowa, Liebeneiner. Otto und Trenck-Trebitsch. F. Sch.
Erste Heeder au» st elluug der Staatlichen At«!«e». Im R a s s a e I-- Teppichsaal des Kaiser- Friedrich. Museums wird am Sonnabend, dem 31., die erste der jetzt regelmZhig von den Htaapichen Aluseen veranstalteten Sonderausstellungen eröffnet. Hie �eigt wenige M e i st e r w e r t e der B i l d n i s i u n st von der ägyptischen Plastik deg dritten vorchristlichen Jahrtausend» angefangen bis zur neueren Zeit. Die Dauer der Ausstellung wird zwei Monate betragen. Sie ist ohne Soodergebühr au de» allgemeinen Besuchstage» zugänglich.