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Das Schicksal des Arbeiters.

Aufhäuser über Maffennot und Wirtschaftsnot.

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In der Stunde des Arbeiters" der Deutschen   Welle sprach Genosse Aufhäuser über Wandel in Wirtschaft und Gesell­schaft". Er führte u. a. aus: Nicht nur der Brothunger, sondern ebenso sehr der Lebenshunger der arbeitslosen affen verlangt nach Sättigung. Die Arbeitsfräfte non Mil­lignen liegen heute brach; das Leben hat für diese Menschen den Inhalt verloren. Wohlfahrtsmaßnahmen tönnen höchstens vorüber­gehende Linderung, doch keine wirkliche Hilfe bringen.

Nur eine völlige Umgestaltung der Wirtschaft kann diesem brach­liegenden Teil der Arbeitskraft des Volles aus seiner Passivität erlösen und zu neuer Aktionsfähigkeit führen.

Wir erleben heute, daß es auf der einen Seite Ueberfluß an Pro­duftion und Produktionsmöglichkeit gibt, daß auf der anderen aber trotzdem weite Streife Mangel an diesen Gütern leiden müssen. Die Privatwirtschaft, vor allem die private Kapitalmirt­schaft, hat versagt. Mit Hilfe einer neuen Inflation läßt die Absahtrise sich nicht beheben. Die von bestimmten Seiten heute gern diskutierte Binnenmart würde lediglich Armeleutegeld werden, ihre abgleitende Kauftraft eine außerordentliche Besteuerung der fleinen Vermögen und Konfistation von Löhnen und Gehältern bedeuten.

Nur die Abkehr von den Methoden, die zur Krise geführt haben, fann wieder allmählich Aufstieg bringen; nicht Schutzölle, sondern Abbau der Zollmauern, nicht Senfung von Löhnen und Gehältern, sondern Steigerung der Reallöhne!

Durch zufähliche Naturalunterstützung der Arbeitslosen müsse die besonders bedrohliche Situation in diesen Wintermonaten ge­mildert werden.

Die Linderung der Tagesnot bedeute jedoch noch keine Lösung der Krise, die ja nicht allein Deutschland  , sondern nahezu die ganze Welt bereits erfaßt habe. Hier bereite sich entweder eine Birtschaftsmende oder ein Wirtschaftsende vor. Mit dem freien Spiel der Kräfte ist auf dem Weltwirtschaftsmartt und auf dem Weltarbeitsmarkt nichts mehr zu machen. Aus= gleich der Goldverteilung, gemeinwirtschaftliche Reuorientierung, planmäßige Verteilung der vorhandenen Arbeitsträfte und Vorräte sei Not­wendigkeit. Wichtig für die Neugestaltung des Wirtschaftsapparats fei die Ueberwindung der psychologischen Hemmungen, die fich ihr oft gerade in den Reihen derer entgegenstellen, die als Arbeitnehmer Lebensinteresse an ihr haben.

In der Angestelltenschaft ist vielfach noch die bürger­liche Ideologie lebendig, die zur Berkennung der Tatsache führt, daß heute auch der Ausübende einer Vorgesehtenfunktion Teil der großen Schidfalsgemeinschaft der Arbeitnehmer ist. Das Schicksal jedes einzelnen Arbeitnehmers bedeutet heute Massenschicksal. Diese Ertenntnis muß zur Auflösung des Kollektiogefühls führen, bas bestimmend ist für die Neugestaltung von Gesellschaft, Wirtschaft, Staat. Die politische Demokratie ist in ihm begründet. Die Fort­entwicklung der Gesamtwirtschaft bedarf seiner organisierten Kräfte.

Die Reichstagsausschüsse. Gigungen im November und Dezember.

Die Ausschußarbeiten im Reichstage, die in der nächsten Woche beginnen, werden sich über den ganzen November vertreilen und auch im Dezember noch fortgefeßt merden. Insbesondere wird der Haushaltsausschuß, dessen Einberufung für Mitte No­neraber erwartet mirò, für seine Arbeiten längere Zeit benötigen und noch über den November hinaus tagen. Ebenso ist der Kriegsbeschädigtenausschuß erst für den 30. November einberufen worden, um in eine größere Aussprache über die Kriegs­beschädigtenversorgung, soweit fie durch die legten Notverordnungen betroffen worden ist, einzutreten und auf Grund der vorliegenden Anträge eventuell Abänderungswünsche zu äußern. Inzwischen hat auch der Berfehrsausschuß des Reichstags eine Tagung an­beraumt, und zwar für den 16. November. Auf der Tagesordnung teht eine Aussprache über die Regelung der Kraftverkehrswirtschaft in der letzten Notverordnung, zu der dem Ausschuß verschiedene Anträge überwiesen worden sind. Ferner werden der Schenker­nertrag und die Anträge über die Eisenbahnarbeiterlöhne zur Be­ratung fommen.

Hafenkreuz- Presse.

Drud von gestohlenen Matern.

Köln  , 30. Oftober.( Eigenbericht.) Das Kölner   Naziblatt ist infolge seiner tatastro­phalen finanziellen Lage von einem merkwürdigen Betriebsunfall" betroffen worden.

Das Blatt wird in einer Lohndruckerei hergestellt, die an den Berlag des Westdeutschen Beobachters" eine Schuldforderung von 11 000 m. hat. Der Verlag verpflichtete sich vor einiger Zeit, die Summe in Raten abzuzahlen. Später erwirfte der Drucker gegen den Naziverlag eine einstweilige Verfügung. Danach wurde dem Berlag auf Grund früher abgeschlossener Berträge untersagt, die Zeitung bis auf weiteres anderswo bruden zu lassen. Der Verlag war nun die fällige Rate wieder einmal schuldig geblieben. Die Druckerei weigerte sich deshalb, am Donnerstag das Blatt zu druden, obwohl der Saz fertiggestellt war. Die Geschäftsleitung des Nazi­blattes fieß daraufhin die fertiggestellten Matern des Blattes stehlen und schickte sie nach Waldbröl  , wo ein Nazi­Kopfblatt gedruckt wird. Die Matern mit dem lokalen Teil tonnte der Spitzbube des Naziverlages nicht erwischen. Infolgedessen mußte das Kölner Naziblatt am Donnerstag ohne lokalen Teil er scheinen. Den Lesern wurde der Betriebsunfall" mit einem Maschinenschaden", der längere Zeit zur Reparatur benötigt habe, erflärt. Der Druder hat nunmehr bei der Kölner Kriminalpolizei genen den Verlag des Westdeutschen Beobachters" Diebstahls­anzeige erstattet, da die gestohlenen Matern Eigentum der Druckerei sind. Der Vorfall zeigt, daß die finanzielle Lage des Kölner   Nazit lattes tatastrophal, ift.

Dem Röiner Kommunistenblatt geht es nicht besser mie dem Naziblatt. Es hat seinen Betrieb in Köln   inzwischen auf­geben müffen. Die tommunistische Buchhandlung wurde ebenfalls geschlossen. Die Räume des Hauses, in denen das KPD.- Blatt bis­her gebrudt wurde, find zu vermieten. Das Blatt wird jetzt in Düsseldorf   hergestellt.

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Nazi und Arbeiterrechte.

VERTRÄGE

SOZIAL VERSION

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Wie steht ihr Nazis nun dazu?" Gehr schöne Forderungen. Werden alles tun, um sie...

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... durchzudrücken!

Die englischen Kommunisten.

Ergebnis ihrer Wahlbeteiligung: Fünf arbeiterfeindliche Abgeordnete mehr.

Die Beteiligung der englischen Kommunisten an den Wahlen hat die Sowjetregierung viel Geld gekostet. Von den 23 aufgestellten Randidaten haben 20 weniger als ein Zehntel der Stimmen er halten und infolgedessen die hinterlegte Kaution von 150 Pfund verloren. Da die Kommunistische Partei   in Großbritannien   teine 3000 Mitglieder zählt und fnapp 60 000 Stimmen im ganzen Lande für ihre Kandidaten abgegeben wurden, ist es klar, daß diese Kautionen unmöglich von der Mitgliedschaft aufgebracht werden fonnten. Eine Partei von kaum 3000 Mitgliedern, zumal Prole­tariern, ist selbstverständlich gar nicht in der Lage, eine Summe Don rund 50 000 Mt. für Rautionen aufzubringen, ganz abgesehen von den übrigen Wahl- und Propagandatosten, die noch viel höher sein dürften. Solche Summen fann nur die kommunistische Inter­nationale aufgebracht haben, und jeder weiß, daß die Trennung der Kassen zwischen Kommunisten und Sowjetregierung eine fromme Fiktion ist. Dieser ganze Spaß hat also die Russen eine schöne Stange Gelp getoftet.

Mit welchem Resultat? Vor allem mit dem Ergebnis einer Blamage: die Enthüllung der hoffnungslosen Schwäche der fommunistischen Bewegung in Großbritannien  . Aber sonst? Sun: in fünf Fällen haben die fommunistischen Splittertandidaturen immerhin die Entscheidung herbeigeführt nämlich zugunsten der arbeiterfeindlichen Koalitionstandidaten: Zunächst im Wahlkreis Whitechapel, einem der äußer lichsten Biertel im Osten Londons  . Dort mar das Ergebnis:

B. Janner( Simon- Liberaler)

3 H. Hall( Arbeiterpartei, bisheriger Mandatsinhaber) 5. Pollitt( Kommunist, der führende Kopf" der KPE.) Kid Lewis( der ehem. Bormeltmeister, Mosley- Partei)

11 013

9864 2658 154

Der liberale" Janner  , der jener Simon- Richtung angehörte, die die Vernichtung des Sozialismus für die wichtigste Aufgabe erklärt, ist mit 1149 Stimmen Borsprung gewählt. Die Konservativen haben natürlich für ihn gestimmt, aber das hätte nicht genügt, um der Reaktion dieses Mandat in einem der düstersten Viertel Londons   zu verschaffen. Erst die tommu nistische Splitterfanbibatur hat es geschafft! Der zweite Fall hat sich in Sheffield Attercliffe abgespielt: C. F. Pike( Konfervativer) 15185

·

C. 5 Wilson( Arbeiterparteiler, bish. Mandatsinhab.) 15 020 G. Fletcher( Kommunist)

.

2790

Hier betrug die Mehrheit für den Regierungstandidaten sogar mur 165 Stimmen. Der Kommunist, der mit seiner Splitter­fandidatur 2790 Stimmen erhielt, hat sich um die Konservative Partei verdient gemacht.

didaten, die ihre Raution gerettet haben; zugleich hat er damit auch einen Konservativen vor der Niederlage gerettet.

Daß die Kommunisten nicht noch mehr Konservative zum Siege verholfen haben, ist wahrhaftig, nicht ihre Schuld, sondern liegt an den Wählern, die diesen Arbeiterverrat nicht mitgemacht haben. Immerhin: fünf nachweisbare Fälle genügen zur Kennzeichnung dieser verbrecherischen Politik.

Masseneinfuhr wegen Schutzzoll. Devisentrise in England.- Baldwin Schahtanzler. London  , 30. Oktober.  ( Eigenbericht.)

Das englische Kabinett soll so umgebildet werden, daß es entsprechend dem Sinne der hinter ihm stehenden Parlaments­mehrheit mehr ein Kabinett der Persönlichkeiten als der Reprä­jentanten der einzelnen Parteien sein soll. Immerhin dürfte der Wunsch der Konservativen nach einer stärkeren Bertretung im Kabinett eine gewisse Berücksichtigung finden. Das neben dem Bremier bedeutendste Amt des Schazkanzlers wird poraus fichtlich Baldwin angeboten werden.

Die Ausarbeitung eines 3olltarifs, der als Mittel zur Ausgleichung der Zahlungsbilanz von der Nationalregierung in Erwägung gezogen werden soll, und an dessen Einführung man nicht mehr zweifeln kann, ist eine gesetzgeberische Arbeit, die längere Zeit in Anspruch nimmt und die das Parlament voraussichtlich erst nach Weihnachten   in Angriff nehmen wird. Mittlerweile aber per­schärft sich das Problem der Zahlungsbilanz besonders durch die forcierte Einfuhr, die in Erwartung der Einführung von Zöllen vorgenommen wird. Es sind deshalb von konservativer Seite Bemühungen im Gange, durch vorläufige Maßnahmen, wie Kontingentierung und Einfuhrlizenzen, eine übermäßige Einfuhr in dem Zeitraum bis zur Einführung eines Zolltarifs zu verhindern.

Bolltarif droht gegen franzöfifchen Export. Paris  , 30. Oftober.( Eigenbericht.)

Der erste Jubelrausch der bürgerlichen Presse über den Sieg der englischen Konservativen ist vorüber. Schon macht sich eine gewisse Ernüchterung bemerkbar, da man fich allmählich der Gefahren bewußt wird, die die zu erwartende Erhöhung der englischen   3011tarise für die französische   Industrie und die schon legt ein startes Defizit aufweisende französische   Außenhandelsbilanz heraufbeschwören wird.

Auf diese Gefahren hatte als erster Léon Blum   im ,, Popu­Der dritte Fall ist noch toller und bezieht sich auf den Wahlkreis die Niederlage der englischen Arbeiterpartei wichtiger sei ats der laire" hingewiesen, worauf die reaktionäre Presse antwortete, daß Glasgow  - Springburn:

16 092

C. Emmot( Konservativer). GD S. Hardie( Arbeiterpartei, der Bruder Keir Hardies) 16 058 A. Haimes( Kommunist) 1997

Hier fehlten dem Arbeiterparteiler nur 34 Stimmnen. Der Kom munist hat dort vorzügliche Arbeit für die industriellen Scharf macher geleistet. Eigentlich wäre nur gerecht, wenn die konservative Parteitasse die nerlorencecangenen 150 Pfund Kaution der Rom­mintern zurüderſtatten würde. Oder hat sie den Betrag elma vor geschossen fast sieht es so aus!

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Bierter Fall in Bothwell( Lanarkshire, Schottland  ): Frau Helen Shaw( Konservativ)

J Sullivan( Arbeiterpartei, bisheriger Manbatsinh.) B Mac Court( Kommunist)..

16571 14 423 2163

Die Mehrheit betrug bort 2148 Stimmen, alfo immer noch weniger als der Sommunist erhielt.

Fünfter Fall in West- Tise( Schottland  ):

C Milne( Konservativ)

12'972

11 063 6829

Rüdgang der französischen   Ausfuhr. Dieser Optimismus gerät jetzt ins Wanten. Der Intransigeant" erklärt am Freitag, daß eine Erhöhung der englischen Zölle ernste Folgen für Frankreich   haben würde, aber das Blatt spricht zugieich die Hoffnung aus, daß die englische Regierung nicht die Hilfe vergessen werde, die ihr Frank­ reich   vor kurzem durch zweimalige Gewährung von hohen Krediten geleistet habe, und daß fie der französischen   Ausfuhr eine bevorzugte Behandlung einräumen werde. Für den Fall, daß trotzdem eine Don Frankreich   als übertrieben angesehene Erhöhung der Zölle erfolgen sollte, hätten, wie der Intransigeant" weiter meldet, das Ackerbau- und das Handelsministerium im vollen Einvernehmen mit dem Quai d'Orsay bereits die Lage geprüft und würden dann bie notwendigen Schritte unternehmen.

Hoesch in Berlin  .

Der deutsche   Botschafter in Paris   von Hoesch ist am Frei­tag in Berlin   eingetroffen. Die Reise erfolgte im Zu­fammenhang mit den Bestrebungen der Reichsregierung zur Auf­rollung des Reparationsproblems und in Anbetracht der bevor­stehenden Rückkehr des französischen   Ministerpräsidenten von seiner timerifareise.

Adamson( Arb. Partei bisheriger Mandatsinhaber Mitglied des Labour- Rabinetts W Gallacher( Stomm einer der Führer dieser Bartei Die Mehrheit betrug nur 1914 Stimmen. Herr Gallacher mar tüchtig, daß er fast 7000 Stimmen den Arbeitern entzog zugunsten ber Ronservativen. Er ist einer der wenigen tommunistischen Ranbahn zurüdziehen.

14 Wahlliffen in Seffen. Eine amifiche Mitteilung über die Kandidatenliften zur hessischen Landtagsmah I besagt, daß insgesamt 14 Listen eingereicht wurden. U. a. beteiligen fich auch die tommunistische Opposition und die Sendewiz­Gruppe an der Wahl. Sie find Listenverbindung eino gegangen.

Kämpfe zwischen Chineſentruppen. Tschanghsuetscheng, ein früherer Untergebener Tschanghfuehliangs ist mit 6000 Mann über ben Fluß Lian gegen die Truppen Tschanghsuehliangs vorgestoßen, die fich in Richtung auf Banschau an der Mulden- Beting- Eisen­