Gäbel wird vernommen.
Und Leo Gflaref ist um eine Ausrede verlegen.
Zu Beginn der heutigen Verhandlung gab R.-A. Dr. Kurtig für den Angeklagten Stadtrat Gäbel eine Ertiärung ab, in der er auf die in der vorigen Verhandlung vom Borsigenden entdeckte Fälschung des Datums eines Schreibens des damaligen Stadtrats Schöring einging und betonte, daß Gäbel von der angeblichen Rare cung erst durch den Vorhalt des Vorsitzenden Kenntnis erhalten hätte und ganz entschieden bestreite, daran beteiligt gewesen zu fein. Staatsanwalt Weißenberg machte darauf aufmerksam, daß der Staatsanwaltschaft diese Aenderung des Datums bekannt gegewesen und dieser Punkt versehentlich nicht in die Anklage aufgenommen worden sei.
Weiter erörterte man dann den Vorwurf gegen den Angeklagten Gäbel, daß er die Stlarets bewußt begünstigt habe. Dieser Vorwurf wird darin erblickt, daß Stadtrat Gäbel, wenn Bezirksämter nicht bei der Stlaret- KVG. faufen wollten, in Rundschreiben auf den Vertrag zwischen den Sklarets und der KVG. hinwies, und u. a. betonte, daß die Stadt sich einen Vertragsbruch zuschulden kommen lassen würde, wenn sie bei anderen Firmen als den Sklarets beziehen würde. In einem Schreiben hatte die Firma Sflaret mitgeteilt, daß Lohnerhöhungen im Textil- und Konfeftionsgewerbe zu erwarten seien, und angeboten, daß sie den Winterbedarf der Bezirksämter bis zu einem bestimmten Termin noch zu alten Preisen liefern werde. Gäbel erließ dann einige Tage später sofort ein Rundschreiben mit der Empfehlung, den Bedarf einzudecken. Bors.: Die Sachverständigen behaupten, daß diese Lohnerhöhungen gar nicht bevorstanden. Gäbel: Doch, es bestand ja damals eine Generalaussperrung der Konfektionsarbeiter. Die Sflarets waren doch Mitglied des Arbeitgeberverbandes und mußten auch die Preise erhöhen, wenn sie nicht Konventionalstrafen zahlen wollten. Bors.: Hier war also wieder einmal der Fall,
daß die Interessen der Stadt mit denen der Stlarets identisch waren, nicht mahr? Gabel: Sie gingen doch auch konform. Wie der Borsigende weiter feststellte, beklagten sich die Stlareks auch schriftlich bei Gäbel, als sie bei der Straßenbahn nicht genügend Belieferungen erhielten. Borf: Gäbel hatte doch mit der Straßen bahn gar nichts zu tum Lep Silaret: Mar hat mir erzählt, der Oberbürgermeister Böß habe ihn an Säbel gemiesen, der ja Aufsichtsrat her BAG. mar." Borf.: Gäbel mar also Mädchen für alles. Leo Sttaret versuchte dann Ausflüchte, aus welchein Grunde er den Brief unterschrieben hatte, und Oberstaatsanwalt Steinäder meinte hierauf:„ Es muß wirklich schon schlimm tommen, wenn Sie um eine Ausrede verlegen find." Bor. zu Gäbel:„ Die Anklage wirft Ihnen weiter vor, daß die Sflarets durch Sie Abfchriften städtischer Schriftstüde bekommen haben und so über alles genau orientiert wurden." Gäbel: Das muß ich ganz entschieden ablehnen. Der Vorsitzende legte dem Angeklagten Gäbel verschiedene Mappen vor, die nach Angabe der Staatsanwaltschaft in dem Stlaretschen Geldschrank gefunden wurden und in denen städtische Originalschreiben enthalten waren. Gäbel bestritt aber, diese Schreiben an die Sklarets ausgehändigt zu haben.
Drei Nazi- Rohlinge verurteilt.
Aber sieben freigesprochen.
In dem Berliner Prozeß gegen zehn National. fozialisten wegen Mißhandlung eines angeblichen Polizeispiels verurteilte das Schöffengericht Berlin- Mitte am Freitagabend den Sturmtruppführer Kremin wegen gefährlicher Körperverlegung in Tateinheit mit Nötigung zu 3 Monaten Gefängnis. 3wei S2. Leute erhielten je 1 Monat Gefängnis, die übrigen wurden freigesprochen.
Reichsbahnschiedsspruch verbindlich.
3m öffentlichen Interesse.
Ju dem Sohnkonflikt zwischen der Deutschen Reichs. bahngesellschaft und den am Tarifvertrag beteiligten Organiationen hat der Reichsarbeitsminister den am 27. Oftober gefällten Schiedsspruch im öffentlichen Interesse für verbindlich erklärt.
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Es handelt sich um eine Art Stillhalteabkommen bis zur end gültigen Regelung der Löhne der Reichsarbeiter. Nachdem nun für diese ein Schiedsspruch gefällt ist, der die Löhne im Durchschnitt um 4% Proz., teilweise jedoch erheblich mehr, nochmals fenft, wird der Reichsarbeitsminister entscheiden müssen, ob er durch Verbindlich teitserklärung dieses Schiedsspruches die neue Lohnabbauwelle auf rollen läßt, mit allen wirtschaftlichen, politischen und psychologischen Folgen, die dann nicht mehr aufzuhalten sind.
Klage gegen Notverordnungen.
Der DBB. beschreitet den Rechtsweg. Deutschen BeDer gefchäftsführende Borstand des amtenbundes hat beschlossen, gegen die letzten Rotverordnungen in Reich und Ländern den Rechtsweg zu beschreiten.
Zur Begründung wird erklärt, daß durch die Sparmaßnahmen der Länder verfassungsmäßig und gefeßlich fundierte Rechtsgrundfäße des Berufsbeamtentums übergangen und mißachtet würden. Mit besonderer Härte würden in den Sparmaßnahmen der Länder einzelne Beamtengruppen betroffen. Durch die Unterschiedlichkeit der Länderverordnungen würde die Uebereinstimmung und die Einheitlichkeit des Besoldungsaufbaues in Reich, Ländern und Gemeinden zerstört und der 1927/28 in mülyamer Kleinarbeit aufgestellte und sorgsam abgewogene Besoldungsaufbau gefährdet. Auch die Notverordnung vom 6. Oftober enthalte nicht die von der gesamten Beamtenschaft aus Gerechtigkeitsgründen erwarteten Milderungen der früher erlassenen Bestimmungen, sondern treffe neue Maßnahmen, die die Beunruhigung erhöhen müßten.
Raubüberfall in Nowawes . Kaufmännische Angestellte ihres Gehalts beraubt.
In der Berliner Straße in Nowawes wurde am Freitagabend auf die kaufmännische Angestellte Martha Sieler ein dreister Raubüberfall verübt. Aus dem Dunkel eines Haustores stürzte fich pläglich ein etwa zwanzigjähriger Bursche auf das Mädchen und entriß ihr die Handtasche, in der sich das Gehalt in Höhe von 124 M. befand. Der Räuber ergriff mit seiner Beute die Flucht und es gelang ihm, in der Dunkelheit zu ent
tommen.
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Die Atmungs- Fermente
Die Leistung des Nobelpreisträgers
weil die Kohlenorydverbindung des Atmungsferments durch Licht aber nun die vergiftete Belle, so entsteht wieder die normale Atmung, wieder gespalten wird. Mit spektroskopischen Methoden verfolgte Warburg diesen Vorgang und konnte so die Natur des Atmungsferments feststellen: es ist eine Verbindung des Eisens mit Wasserstoff, Kohlenstoff und Stickstoff. Das Eisenatom dieser Berbindung nimmt bei der Atmung den Sauerstoff auf und überträgt ihn auf die organischen Moleküle.
Wieder ist der Nobelpreis für Medizin und Physiologie an| ist auch der Vorgang bei der Kohlenogyd- Bergiftung). Belichtet man für seine Arbeiten über die Atmungsfermente, für die Erforschung einen deutschen Professor gefallen. Otto H. Warburg hat den Preis des Mechanismus der Zellatmung, erhalten. Atmung ist ja nicht nur das, war wir im gewöhnlichen Leben darunter verstehen: die Arbeit der Lungen, die Sauerstoff aus der Luft aufnehmen und Kohlen säure abgeben säure abgeben dieser äußere, man möchte sagen, rohe Vorgang ist ja nur der Anfang eines Prozesses, der äußerst verwickelt ist und in die tiefsten Geheimnisse dessen hinabreicht, was wir Leben nennen. In den Lungen findet der Gasaustausch mit dem Blute statt. Durch den Sauerstoff auf und trägt ihn an die Orte des Verbrauchs, zu die dünnen Wände der kleinsten Lungenbläschen nimmt das Blut allen Körperzellen. Dort verbindet er sich mit anderen Stoffen, zer legt sie und liefert dadurch dem Körper das Material, das er zum Aufbau und zur Erhaltung der Lebensfunktionen braucht. Es hat fich gezeigt, daß diese Zerlegung nicht, wie man früher annahm, eine einfache Oxydation iſt, eine Verbrennung, als wenn man Kohle verbrennt. Der Sauerstoff muß, um an den Bestandteilen der Zelle angreifen zu fönnen, erst in eine wirksame Form gebracht, er muß
aktiviert werden.
Diese Attivierung wird durch die Atmungsfermente bewirkt, deren Art Warburg erforscht hat. Ueberall, wo in der organischen Natur zersetzungen und Berlegungen stattfinden, spielen Fermente eine Rolle, Stoffe, die, selbst nur in fleinster Menge vorAufbau man sich aber in den meisten Fällen noch nicht klar ist. handen, doch große Wirkungen entfalten, über deren chemischen Das bekannteste Beispiel eines solchen Ferments ist die in der Hefe enthaltene 3ymase, die Zucker in Alkohol und Kohlensäure zerlegt. Ein solches Ferment hat Warburg im Blut, und zwar im Blutfarbstoff gefunden. Man wußte lange, daß der rote Blutfarbstoff, das Hämoglobin, eine Hauptrolle bei der Sauerstoff- Uebertragung spielt, und man vermutete auch, daß das Eisen im Blut hierzu vor allem nötig ist. Was geht aber bei der Wanderung der roten Blutkörperchen und der Abgabe von Sauerstoff an die Zellen vor fich? Chemische Untersuchungsmethoden konnten wegen der geringen Menge von wirksamen Stoffen, die hier in Betracht kommen, nicht meiterführen. Warburg bediente fidh einer anderen geistreichen weiterführen. Warburg bediente fidh einer anderen geistreichen Methode, der photochemischen. Wenn man lebende Zellen in Kohlen ond bringt, so wird ihre Atmung gehemmt, meil sich das Kohlen. ryb mit dem Atmungsferment verbindet die Zelle erftidt( das
Der deutsche Nobelpreis: Reford.
Sechs medizinische Nobelpreise.
nung zuteil murde.
1931 erhalten hat, ist der 6. deutsche Forscher, dem diese Auszeich Professor Warburg , der den medizinischen Nobelpreis von Ein Ueberblid über die anderen Nobelpreis träger zeigt, daß von dem Karolinischen Institut zu Stockholm nur Männer getrönt wurden, die sich unsterbliche Berdienste um die Menschheit erworben haben. Der erste deutsche medizinische Nobelpreisträger, und der erste überhaupt war Prosessor E. Don Behring in Marburg , der im Jahre 1901 ausgezeichnet wurde. Es war das erste Jahr, in dem überhaupt diese Preise verliehen wurden, da die Stiftung mit dem Sig in Stockholm nach Nobels Tode im Jahre 1900 begründet worden ist. Behring mar der berühmte Forscher auf dem Gebiete der Bekämpfungen der Diphtherieertran fungen Vier Jahre später erhielt den medizinischen Nobelpreis für das Jahr 1905 Robert Koch , einer der größten Forscher aller Zeiten, der durch seine Arbeiten auf dem Gebiete der Infektionskrankheiten die Arzneikunde auf ganz neue Grundlagen gestellt und den Menschen zu einer bedeutend größeren Bebensdauer im Durchschnitt verholfen hat. Im Jahre 1908 wurde Professor Paul Ehrlich in Frankfurt am Main getrönt. Das Gebiet seiner missenschaftlichen Arbeiten ist ungeheuer groß. Das größte Berdienst um die Mensch heit hat er sich durch sein Salvarsan erworben, mit dessen Hilfe es gelungen ist, dem Wüten der Syphilis Einhalt zu gebieten. Im Jahre 1910 erhielt Albrecht Kossel in Heidelberg den Nobelpreis für Medizin . Er hatte sich durch die Erforschung der Chemie der Eiweißtörper einen großen Namen gemacht. Endlich wurde im Jahre 1922 Professor Otto Meyerhof ausgezeichnet. Er erhielt den Preis für seine Arbeiten über die Verknüpfung der Wärmebildung und der mechanischen Borgänge im Mustel mit den chemischen Prozessen. Für die Erklärung der Lebensvorgänge waren diese Arbeiten des hervorragenden Forschers von größter Bedeutung. In mehreren Jahren wie z. B. 1915, 1916, 1917 und 1921 murden die Nobelpreise für Medizin nicht verliehen. Den Reford haben allerdings die deutschen Physiker und Chemiker errungen. Sie haben allein 24 Nobelpreise erhalten, und zwar murde er 14mal an deutsche Chemifer und 10mal an deutsche Physiker verliehen. Fünfmal fiel der Literaturpreis nach Deutschland . Der Friedens. preis fiel nur zweimal nach Deutschland , einmal im Jahre 1926 erhielt ihn Stresemann zusammen mit Briand und ein Jahr später Professor Quidde , der Leiter der deutschen Friedensgesellschaft.
Die Kongreßleitung des 2. Internationalen Hegel - Bundes über. gibt uns eine längere Erklärung, aus der wir aus Loyalitätsgründen das Wichtigste mitteilen.
Sowjetrussische Gelehrte ließen in der Presse verbreiten, daß fie sich an dem 2. Internationalen Hegel- Rongreß nicht beteiligen, da er ausschließlich der reaktionären Seite der Philosophie Hegels ge widmet sei. Hierzu erklärt die Kongreßleitung im Einvernehmen mit dem Hegel- Bund:
1. Der 2. Internationale Hegel - Kongreß war wesentlich der Darstellung des originären Hegelschen Systems am Leitfaden der Enzyklopädie gewidmet.
2. Sämtliche Redner des Kongresses sind vom Hegel- Bund aus eingeladen, und hierbei ist über die zu Gebote stehende Tagungszeit voll verfügt worden. Darum sind zusäßlich angebotene Referate grundsäglich abgelehnt worden. Zugunsten Sowjetrußlands, dessen Angebot von gleich sechs Referaten einen Monat vor Kongreßbeginn eintraf, hiervon abzugehen, hätte eine schwere Kränkung der schon im Frühjahr Abgewiesenen bedeutet. Dagegen hat die Kongreßleitung Herrn Lunatscharski eingeladen, im Rahmen einer programmäßigen Versammlung ausführlich über Hegel in Sowjetrußland zu berichten.
3. Es war diesmal nicht die Frage aufzuwerfen, ob der Marrismus sich mit Recht auf Hegel beruft. Auch in demokratischen Blättern ist die Behauptung vorgebracht worden, der Margismus sei die wichtigste Form, in der Hegel heute lebendig sei. Wenn die Aufgabe, den genuinen Hegel zu verstehen und im heutigen Philosophieren auszuwerten, von politisch interessierten Journalisten
Bestandteil des Blutfarbstoffes, nahe. Dieses Ferment also attiviert Aufbau eines Ferments aufzuklären. Es steht dem hämin, einem Zum erstenmal ist es Warburg hier gelungen, den chemischen den Sauerstoff, macht ihn fähig, die organischen Moleküle anzugreifen, sie zu zerlegen, so daß der Körper die einzelnen Bausteine aufnehmen kann. Bei dieser Zerlegung wird, wie bei anderen Verdie Lebensvorgänge unterhalten wird.
brennungen auch, Wärme frei- es ist die Körperwärme, die durch
Warburg hat auch auf anderen Gebieten mit Erfolg gearbeitet. Er hat auch die Lebensvorgänge frankhaft veränderter Bellen, der Krebszellen, erforscht und gezeigt, daß hier der Stoffwechsel nach anderen Grundsägen vor sich geht. Diese Forschungen werden vielleicht einmal die Grundlage zu wirksamer Krebsbekämpfung bilden können. Die Möglichkeit, sich, unbeschwert von den Aufgaben verdankt Otto Warburg der Rockefeller- Stiftung , die im vorigen Jahr des Universitätslehrers, ganz der reinen Forschung widmen zu können, der Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften 2,7 millionen Mr. überwiesen hat mit dem ausdrücklichen Verlangen, daß Warburg und Professor von Laue( Entdecker der Röntgenspektroskopie und ebenfalls Nobelpreisträger) ihre Forschungen in eigens dafür er. richteten Instituten fortsetzen fönnen. Seitdem hat Warburg , der bis dahin am Institut für Biologie arbeitete, sein eigenes Institut für 3ellphyfiologie. Barburg, ein Sohn des großen Phnsiters Emil Warburg und Schüler des Chamilers Emil Fischer , iſt heute 48 Jahre alt. Er ist in Freiburg i. B. geboren, hat in Berlin die philosophische, in Heidelberg die medizinische Doktorwürde er machen und ist seit 1918 Mitglied des Biologischen Instituts in Dahlem . Hier arbeitete er lange Zeit Band an Wand mit dem Phyfiologen Otto Meyerhof , der nor neun Jahren den Nobelpreisebenfalls für Arbeiten über 3ellphyfiologie erhalten hat.
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mißfällig als professorale Zielsetzung beurteilt wird, so werden die Beranstalter und Leiter eines philosophischen Kongresses dieses Mißfallen zu ertragen wissen."
Zu dieser Erklärung bemerken wir folgendes:
auch
Es gibt außer den somjetrussischen Hegel - Kennern auch deutsche Gelehrte, die von Hegel eine andere Auffassung haben, als sie auf dem Kongreß vertreten wurde. Einige darunter sind sogar Philosophieprofessoren, allerdings auch organisierte Sozialdemokraten. Benn Hegels Enzyklopädie zum Leitfaden des Kongresses gemacht. worden ist, dann hätte man unter Umständen dort einen ,, Marristen" über Hegels Rechtsphilosophie sprechen lassen tönnen, vor allem angesichts der Tatsache, daß die Hegelsche Rechtsphilosophie von feinem Philosophieprofessor so tief verstanden und kritisiert worden ist, wie von Karl Mary. Wir haben uns durchaus nicht gegen eine genuine"( echte) Hegel- Auslegung gewandt, aber wir haben betont, daß uns eine Ausmertung des Hegelschen Philo. fophierens nur dann für das heutige Denten finngemäß möglich erscheint, wenn die Philosophie auch wirklich ein Verhältnis zum Heute hat. Die Hegelsche Phüosophie ist in der kritischen Soziologie der deutschen Arbeiterbewegung aufgehoben", bewahrt und weiter. geführt. Vielleicht darf in diesem Zusammenhang auch an die emphatische Erklärung des Kongreßpräsidenten, Herrn Lasson, erinnert werden, der sich bei der Betrachtung der Hegelschen Religionsphilofophie mit unzweideutiger Ausdrücklichkeit gegen jene Sekte"( doch wohl die Marristen?) wandte, die sich erlauben, Hegel für sich in Anspruch zu nehmen. Philosophie ist eine Angelegenheit der Deffentlichkeit, und wir glauben nicht, daß die Kongreßleitung öffentliche Kritik dadurch abtun fann, wenn sie überlegen zwischen politisch intereffierten Journalisten" und Philosophen unterscheidet.
Ein Goethe- Bolfsfest in Weimar . Im Rahmen des Gesamtprogramms der Weimarer Goethe- Feiern ist von der Weimarer Freien Boltsbühne eine Festveranstaltung geplant, die den Charakter eines Goethe- Boltsfestes tragen soll. Im Juni soll ein Freiluftfest stattfinden, für das mit der Beteiligung aller Thüringer Boltsbühnen gerechnet wird. Die Feier soll am Vorabend durch eine Feftrede Julius Babs vor Goethes Sterbehaus eingeleitet werden, dem sich unter Mitwirkung großer Sängerchöre Gesangsveranstal tungen und ein Fadelzug anschließen werden. Als Mittelpunkt der Feier ist im Rahmen einer Aufführung von Goethes Jahrmarkt geplant, dessen Abschluß eine nächtliche Musikveranstaltung por dem von Plundersweilen" im Tiefurter Park ein lebendiges Boltsfest Römischen Hause im Weimarer Part bilden soll.
Unbekannte Werke Schnißlers. Arthur Schniziers literarische Hinterlassenschaft hat sich bei genauerer Durchficht noch reicher er. wiesen, als man zuerst angenommen hatte. Es fanden sich nicht weniger als neun fertige Einafter, darunter„ Das Wort ", das den Kreis um Peter Altenberg behandelt, haus Delorme", das zugleich mit dem Grünen Kakadu" entstand und vor vielen Jahren furz vor der Erstaufführung von dem Dichter zurüdgezogen wurbe, und ein in Bersen abgefaßtes Spiel aus dem Dreißigjährigen Strieg. Drei Bände Aphorismen, Kunft im allgemeinen Sum Wesen dar Kritit" und die aus der Kriegszeit stammende Samm lung und einmal wird wieder Friede merden", sollen bald ver= öffentlicht werden. Die Tagebücher umfassen mehr als zehn Bände.
Pirandellos lehtes Bühnenwerk. Pirandello will nicht mehr weiter fürs Theater schreiben. Das Stück, an dem er jetzt arbeitet und mit dem er seine dramatische Laufbahn abschließen will, bringt nach der Lit. Welt" ein Menschenpaar auf die Bühne, das allein eine Weltfatastrophe überlebt hat und nun die Frage erörtert, ob die Menschheit fortgepflanzt werden soll oder nicht.
Gotifried- Keller- Preis für Hans Carossa . Von der MartinBodmer- Stiftung. Zürich , ist der diesjährige Gottfried- Keller Preis in Höhe von 6000 Franken dem bayerischen Dichter Hans Carossa zuerfannt worden. Die Berlethung erfolgt am 5. November in Zürich .
Walter Mehring hat im Auftrage der Voltsbühne Offenbachs Groß herzogin von Gerolstein " neu übersetzt und bearbeitet. Die Erstaufführung findet Mitte Dezember statt.
Der Berliner Musikverein veranstaltet Sonntag, 8 Uhr, in der KrollOper, einen Beethoven Abend unter Beitung von Scheinpflug. Eine Schauspieler- Nachtvorstellung von„ Die Waterloo- Brüde" findet heute abend, 11.45 Uhr, im Lessing- Theater , statt.
Eine wissenschaftliche Filmmatinee veranstaltet Sonntag. vormittags 11.30 Uhr, im Brimus- Palast. Hermannplay, die Körperschule Adolf Koch. Adolf Koch spricht über Film und Leben". Dann folgen die Filme: Das Erwachen der Seele" und" So ist das Zeben!"