zeigt hat, wie groß die Zähigkeit und Lebenskraft bei den gut geleiteten Genossenschaften ist. Wenn eine nicht unerhebliche Zahl von Genossenschaften den Verhältnissen zum Opfer gefallen ist, so haben bei der überwiegenden Zahl dieser Zusammenbrüche die Voraussetzungen für eine vorsichtige Geschäftspolitik gefehlt.
Die Sanierung einer Genossenschaft, so stellt der Bericht fest, ist nur dann möglich, wenn alle Mitglieder bereit sind, an der Sanierung mitzuarbeiten und Opfer zu bringen. Das Kennzeichen bei den Zusammenbrüchen im Berichtsjahr war, daß bei den Vorarbeiten zur Sanierung in den meisten Fällen neben der Illiquidität große Verluste in Erscheinung traten, die hauptsächlich zum Zusammenbruch hingewirkt haben. Es haben sich Fälle ereignet, mo Genossenschaften noch vor verhältnismäßig furzer Zeit ansehnliche Dividenden an ihre Mitglieder auszahlten, und dann schon nach Ablauf weniger Monate ihre 3 ahlungsunfähigkeit erffären mußten.
Der Bericht stellt ferner nachdrücklich fest, daß die Vorschläge des Spizenverbandes an die Kreditgenossenschaften, in den Geschäftsberichten eine Staffelung der gewährten Kredite vorzunehmen, in heutiger Zeit notwendigerweise befolgt werden müßten. Die Zeit, in der einzelne Kreditgenossenschaften noch das vielgenannte große Konto"( einen Sammelposten) unterhalten, follte eigentlich endgültig überwunden sein. Dies ist aber leider noch nicht der Fall. Es sei daher zu erwägen, gegen der artige Genossenschaften mit strengeren 3 mangsmaßnahmen vorzugehen. In diesem Zusammenhang wird auch die Forderung nach einem weiteren Ausbau des Revisionswesens auf gestellt. Es sind einzelne Fälle vorgekommen, in denen man mit Recht von einem Bersagen der Revision sprechen kann.
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Zu der Frage der Zusammenfassung des genossenschaftlichen Kreditsystems bemerkt der Bericht, daß die Verhandlungen durch die wirtschaftlichen Ereignisse im vergangenen Herbst erneut in Fluß kamen. Der Bericht identifiziert sich mit einer Entschließung der maßgebenden Instanzen des Verbandes, die ein einziges zentrales Kreditinstitut und dementsprechend eine Beseitigung des bestehenden Dualismus fordert. Zugleich wird die Eingliederung der gesamten gewerblichen Genossenschaften in das Zentraltassensystem verlangt. Für die Entwicklung der Organisation im Deutschen Genossenschaftsverband gibt das Jahrbuch Zahlen an, die inzwischen durch die Entwicklung überholt sein dürften. Bei den Kreditgenossenschaften hat das Betriebskapital Ende 1930 den durchschnittlichen Vorkriegsstand längst überschritten. Die gesamten Betriebsmittel belaufen sich auf rund 2 Milliarden. Der Umsatz belief sich auf 38,4 Milliarden. Die Warengenossenschaften hatten Ende 1930 ein Gesamtkapital von 261 und einen Warenumsag von 941 Millionen. Die eigenen Mittel beliefen sich auf 87 Millionen.
Unternehmer verlangen Schuldenmoratorium.
Gie fönnten beffere Borschläge machen. Siebenhundert Fabrikanten des Regierungsbezirks Arnsberg in Westfalen verlangen in einer Eingabe vom Reichswirtschaftsminister ein gesetzliches Moratorium für die meiterverarbeitende Eisen und Metallindustrie. Wirtschaftslage, Metallpreissturz und Pfundsturz hätten die verarbeitende Eisen- und Metallindustrie besonders schwer getroffen. Ein großer Prozentsatz der Eisen- und Metallfertig betriebe feien sozusagen tontursreif. Ein Moratorium für alte Schulden sei nötig, wenn man sich auch mit Ratenzahlungen zu bestimmten Fristen abfinden wolle. Wir zweifeln nicht, daß die Lage der verarbeitenden Eisen- und Metallindustrie sehr schwierig ist. Aber wenn diese westfälischen Fabrikanten vom Reichswirtschaftsminifter bis auf weiteres die Aufhebung der Kartellbindungen, die Senfung der Eisenzölle, die finanzielle Bereinigung bei der Schwerindustrie, den Abbau des großagrarischen Brotwuchers und ein Ende des Lohnabbaues gefordert hätten, so würden sie mehr erreichen ais mit dem Wunsch nach einem Moratorium. Sie hätten dann wirklich billigere Produktionskosten bei steigendem Umsaß, weil dann in Deutschland mehr verbraucht werden könnte. 3u solchen ganz klaren und wahrscheinlich nur im Interesse der verarbeitenden Industrie liegenden Forderungen fehlt den westfälischen Fabrikanten aber, die einst den guten Ruf einer liberalen und fortschrittlichen Wirtschafts: auffassung hatten, der Mut.
Türkischer Millionenanftrag für rheinische Waggonfabrik. Die Düsseldorfer Waggonfabrik Gebrüder Schöndorf 2.-G. hat von der türkischen Eisenbahnverwaltung jetzt einen international Scharf umfämpften Auftrag auf Lieferung von Bersonen- und Güterwagen erhalten. Der Wert dieses Auftrages beträgt mehr als 1 Million Mart. Die Zahlung für den in französischen Franken abgeschlossenen Liefervertrag ist durch die Garantie einer führenden internationalen Bant sichergestellt. Der Auftrag gibt dem Werk die Möglichkeit, den gegenwärtigen Arbeiterstamm auf mehrere Monate hinaus zu beschäftigen.
HELLAS GEBURTSTAG
DAS HOHE LIED VOM WARMEN WASSER IM HAUSHALT
4. NOVEMBER 1931 PRACHTSÄLE AM MÄRCHENBRUNNEN NO., AM FRIEDRICHSHAIN 29-32
HAUSDIENST
BERLINER STADT. GASWERKE A.-G.
Beginn: 1930 Uhr
VERLOSUNG!
KOSTPROBEN!
EINTRITT FREI!
Unter Friedensstand!
Die Arbeiterin unter doppeltem Lohndruck.
Würde die Lohntheorie der Unternehmer und ihrer Syndizi nur im geringsten zutreffen, so müßten die Industrien, die überwiegend Frauen beschäftigen, infolge der so sehr niedrigeren Frauenlöhne, in vollster Blüte dastehen. Betanntlich ist das gerade Gegenteil der Fall. Die Folge iſt jene groteske Erscheinung, daß die Arbeiterin im rationalisierten Betriebe aus sich die letzte Kraft herausholt, um möglichst viel zu erzeugen, während sie gleichzeitig in ihrer Lebenshaltung sich so einrichten muß, um möglichst wenig als Käuferin aufzutreten. Sie ist in ihrer angeblichen Freizeit die eigene
Schneiderin, Striderin, Einmacherin, Färberin und Fliderin der längst abgenuhlen Wäsche und Kleidung.
Die Konfummittelindustrien erstiden in ihren Vorräten, warten auf die Abnehmer... und drücken weiter die Löhne herab. Und die Einzelhändler tun desgleichen.
Nun zeigt es sich, daß die Unternehmer nicht nur die äußerst niedrigen Frauenlöhne abbauen, sondern noch mit der neuartigen Forderung auftreten, die an sich schon recht hohe
Spanne zwischen den Männer- und Frauenlöhnen noch zu ver größern.
So haben z. B. die Metallindustriellen der Pfalz das Lohnabkommen zum 30. September gekündigt und fordern u. a., daß der Prozentschlüssel für die Arbeiterinnen durchweg um 5 Proz. verschlech= tert wird. Diese Herabdrückung der Arbeiterinnen, deren Leistungsfähigkeit man so viel zutraut, daß man sie mit Borliebe auch für Männerarbeit verwendet, zeigt ganz fraß, mie sehr der Lohnabbau Don Profit- und Machtgier diftiert wird und jeglicher volkswirtJudith Grünfeld. schaftlichen Vernunft Hohn spricht.
Die Eisenbahner warnen.
Was die Unternehmer eigentlich mit dem Lohnabbau meinen, Die Gefahr des Reichsbahnkonfliktes. hat die Deutsche Bergwertszeitung" mit der ihr eigenen scharf macherischen Kühnheit fürzlich verfündet. Danach müssen, wie es in einem Leitartikel Zurüd zu Kapital und Arbeit" heißt, die Löhne unter Friedensstand herabsinken, die Sozialleistungen abgebaut, die Arbeitszeit verlängert werden." Mit einem Worte, es muß immer mehr produziert und immer weniger konsumiert werden. Wie dieses Kunststück fertiggebracht werden soll, das haben uns die Fetischisten des Lohnabbaus noch nicht verraten.
Der Einheitsverband der Eisenbahner Deutschlands hatte zu Sonntag feine Geschäftsführer und Ortsgruppenleiter in Mittel deutschland zu einer Tagung nach Halle a. d. S. zusammengerufen, um die Stellung dieses wichtigen Bezirks zum Lohnkonflikt mit der Reichsbahn erneut festzustellen. Genosse Aler Möller erstattete einen eingehenden Bericht über die Verhandlungen und schilderte die Bemühungen des Einheitsverbandes, des Algemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes und der sozialdemokratischen Reichs
Erwerbslosen- Feierstunde des Kreises Friedrichshain trattion um die Aufrechterhaltung der bisherigen Löhne im
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Mittwoch, 4. November, 20 Uhr, Sci: ulaula, Petersburger Straße 4. Sprecher: Gen. Siadtrat Rosin. Elternchor der weltlichen Schule, Andreasstraße. Genosse Klee : Aktuelle Kleinkunstbühne.
Wenn man bedenkt, daß der Generaldirektor des SiemensKonzerns nach Zeitungsangaben das bescheidene Jahresgehalt von 800 000 Mart bezieht, während den Berliner Metallarbeite= Tarifstundenlohn auf 54 Pfennig abgebaut wurde, so wird niemand rinnen, die in Betrieben dieses Konzerns beschäftigt sind, der behaupten, daß menigstens die Wirtschaftsführer unter Friedensstand" leben. Dagegen steht es leider fest, daß das Reallohn ein tommen bei manchen Arbeiterinnengruppen bereits unter Friedensstand herabgesunken ist.
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Das Statistische Reichsamt hat türzlich die Hauptergebnisse der zweiten amtlichen Lohnerhebung, die im September 1930 in der Textilindustrie durchgeführt wurde, veröffentlicht. Bei einer durch schnittlichen Wochenarbeitszeit der Tegtilarbeiterinnen von 42,2 bis 40,2 Stunden schwankte ihr durchschnittlicher Bruttowochen verdienst im Zeitpunkt der Erhebung, im September 1930, 3 misch en 21,4 und 29,5 mart. Die Abzüge von diesen Bruttoverdiensten betrugen bei den Arbeiterinnen nach den amtlichen Angaben 9 bis 10 Proz
Und trok dieser Elendslöhne murden auch die Arbeiterinnen der Textilindustrie vom Lohnabbau nicht verschont. Bom. September 1930 bis April 1931 wurden die Tariflöhne der Facharbeiter in der Textilindustrie durchschnittlich um 5,5 Proz. und der Hilfsarbeiter in der Textilindustrie um 5,2 Proz. gesenkt. Dabei waren, wie der Textilarbeiter- Verband feststellt,
Akkordlohnkürzungen von 20 und mehr Proz. feine Seltenheit.
Es ist ein besonderes Verdienst der Bearbeiter der amtlichen Erhebung, daß sie den Realwochenverdienst der Tertil arbeiter im Verhältnis zu 1927 und 1913 unter Berücksichtigung der Abzüge und über die Inderziffer der Lebenshaltungskosten errechnet haben.
Zunächst ergab sich, daß der Realwochenverdienst der Spin nerin von 17,3 Marf im September 1927 auf 15,6 Mart im September 1930 herabgesunken ist, und
der Realwochenverdienst der weiblichen Hilfsarbeiter befrug im September 1930 nur 13,2 Mart.
Wie mag jetzt im September 1931 der Realmochenverdienst der Tertilarbeiterinnen nach dem Lohnabbau aussehen? Und immer noch sollen die Löhne abgebaut werden!
Wie sehr die Ueberausbeutung der Arbeiterinnen auf die Männerlöhne drückt, tann man daraus ersehen, daß der Realmochenverdienst der Spinner, die an der Spige marschieren, im September 1930- also vor dem großen Lohnabbau mit 24, 6 Marf errechnet wurde, und daß er nur um 1,3 Pro3. höher lag als der Realwochenverdienst des Spinners im Jahre 1913. Man sieht, daß der Wunschtraum der Unternehmer, die Löhne unter Friedensstand herabzudrücken, in der Tertilindustrie bereits im September 1930 vor dem Lohnabbau beinahe erfüllt war. Ja, bei den weiblichen Hilfsarbeitern der Textilindustrie hat man den fühnen Wunsch, die Löhne unter Friedensstand herabzudrüden, bereits im September 1930 erreicht, denn der Realwochenverdienst dieser Arbeiterinnen betrug
bei 42,2- Stundenwoche lediglich 97,7 Pro3. der Realwochenverdienste von 1913.
Es ist anzunehmen, daß inzwischen dieses Berhältnis nach erfolgtem Lohnabbau fich noch erheblich zuungusten der Arbeiterschaft verschoben hat.
der
Die eben veröffentlichten Lohnangaben der Wirtschaft und Statistit" zeigen, daß von Oktober 1930 bis Juli 1931 die Löhne Arbeiterinnen in der Metallindustrie um 5,9 Proz., der Facharbeiter um 5 Proz. und der ungelernten männ lichen Arbeiter um 5 Broz., der angelernten Männlichen um 5,6 Prozent abgebaut wurden. So wurde z. B. auf Grund des Schiedsfpruches vom 6. März 1931 für die Großstadt Metallindustrie in Banern der Tarifftundenlohn auf 45,8 Pfennig abgebaut! Baut Schiedsspruch vom 15. Januar 1931 murden in der Uhrenindustrie des Schwarzwaldes die Tarifftundenlöhne für sämtliche Arbeitergruppen, um 4 Pfennig gefentt, was einen Lohnabbau um 4,7 Broz. bei den gelernten Arbeitern, um 5,5 Broz. bei den un gelernten männlichen Arbeitern und um 7,7 Broz. bei den Arbeiterinnen ausmachte, da ihr Stundenlohn von 51 auf 47 Pfennig herabgebrüdi wurde. Dadurch wurde die an sich fchon recht große Spanne zwischen den Frauen und Männerlöhnen noch vergrößert. Gerade im Fall der Uhrenindustrie, wo die Arbeiterinnen auch megen ihrer Eignung und Leistungsfähigkeit geschätzt werden, so daß die Uhrenindustriellen bei ihren Bernehmungen im Enquete- Ausschuß fogar über Mangel an weiblichen Arbeitskräften Klage führten, hätte der Schlichter ganz besonders Anlaß gehabt, die Arbeiterinnen vor Lohnabbau zu schützen.
Reichsbahnbetrieb.
Einstimmig nahm die Tagung eine Entschließung an, in der es heißt:
Die bevollmächtigten Bertreter der Eisenbahner Mitteldeutsch lands sprechen den Verhändlern ihr vollstes Vertrauen aus und verweisen nochmals eindringlichst auf die wirtschaftlichen und politischen Berwidlungen, die dann entstehen, wenn sich etwa die Lohnabbauforderungen der Reichsbahn- Geselischaft bei den neuen Verhandlungen durchsetzen.
Protest der Eisenbahner Nordwestdeutschlands.
Der Bezirksvorstand des Einheitsverbandes der Eisenbahner für die Reichsbahndirektionsbezirke Ito na und Schwerin und die Bevollmächtigten der größeren Ortsgruppen waren am Sonnabend in Kiel versammelt.
Auch hier wurde eine Entschließung angenommen, in der es am Schluß heißt: Die Verbandsleitung wird van der Konferenz aufgefordert, jeden weiteren Lohnabzug abzulehnen. Die Mitglied schaft steht zu jeder Gegenmehr bereit.
Einzelhändler als Lohndrücker.
Löhne sind gebundene Grundstoffpreife". Kaum eine andere Unternehmergruppe spürt am Umjatrüdgang so start die verheerenden Folgen des Lohnabbaues mie der Einzelhandel. Nichts läge daher näher, als daß gerade die Unternehmer im Einzelhandel gegen den voltswirtschaftlichen Unsinn des Lohnabbaues entschieden Front machen und mit aller Krajt dahin wirken würden, daß mit dem Lohnabbau endlich Schluß gemacht wird.
Aber auch die Einzelhändler lassen sich widerstandslos von ihren Spizenorganisationen zum Lohnabbau fommandieren. Kaum hatte sich das geschäftsführende Borstandsmitglied der Hauptgemeinschaft des Deutschen Einzelhandels Dr. Tiburtius in der Industrieund Handelskammer zu Berlin für eine„ Senkung der gebundenen Grundstoffpreise ausgesprochen, unter denen er vor allem halte fich fest! die ,, überhöhten" Löhne und Gehälter aufführte, erhob auch schon der Arbeitgeberverband im Berliner Einzelhandel
Einigung
mit der
Trumpf Schokolade
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Der Verband der Nahrungsmittel und Getränkearbeiter, Ortsverwaltung Berlin , teist mit, daß unter Mitwirkung des Orts: ausschusses Berlin des Allgemeinen Deut schen Gewerkschaftsbundes eine Aussprache mit der Trumpf- Schokolade stattfand, bei deres gelang, über die aufgetretenen Streitig. feiten eine Einigung zu erzielen.
Da nunmehr alle Differenzen beigelegt find, ist gegen den Einkauf von Trumpf: Schokolade nichts mehr einzuwenden. Berlin , den 29. Oftober 1931.
Verband der Nahrungsmittelund Getränkearbeiter Trumpf Schokolade
man