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Die Parlamente im November. Tagung der Ausschüsse.- Reichsparteiausschuß des

Zentrums.

Mit dieser Woche beginnt im Reichstag und Landtag eine längere Periode größerer parlamentarischer Arbeiten. Im Reichs­ tag   tritt als erster Ausschuß am Mittwoch der Volkswirt= schaftliche Ausschuß zu einer Tagung zusammen, in der zu nächst die Anträge über das Zugabewesen beraten werden. Am Freitag folgt dann der Sozialpolitische Ausschuß, am Montag nächster Woche der Siedlungsausschuß, dem die Richtlinien über die Erwerbslosensiedlung zur Stellungnahme vor­gelegt werden sollen. Es folgen dann noch zahlreiche weitere Aus­schüsse und schließlich am 19. November der Haushaltsausschuß, dessen Beratung besondere Bedeutung zukommt.

Die Tagesordnung des Haushaltsausschusses umfaßt sämtliche Vorlagen und Anträge, die dem Ausschuß zurzeit vorliegen. Sie ist daher sehr umfangreich und enthält nicht weniger als 50 Einzel punkte. Die Erledigung des umfangreichen Beratungsstoffes wird mehrere Wochen in Anspruch nehmen. Der erste Teil der Tages ordnung betrifft mehr formale Angelegenheiten, Denkschriften und Mitteilungen der Ministerien, die den Unterausschüssen des Haus­haltsausschusses zur weiteren Prüfung überwiesen werden sollen. Der Rechnungsausschuß wird ferner Bericht erstatten über seine inzwischen erledigte Nachprüfung der Reichshaushaltsrechnung von 1930. Es folgen dann die zahlreichen Anträge der Reichstags= parteien, die in der letzten Reichstagssigung dem Ausschuß über­wiesen worden sind. Mit an erster Stelle stehen die Anträge, die

Geschichten aus dem Wiener Wald  "

His 100 Horvath im Deutschen   Theater

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Es ist die Sehnsucht nach der Wiedererweckung des alten Bolts­stücks, die Dedoen Horvath angeregt hat. Pate gestanden hat ihm dabei sicherlich wieder der Fröhliche Weinberg  " des Carl Zud mayer, der übrigens Horvath den diesjährigen Kleist- Preis für seine dramatische Produktion zugesprochen hat. Wie Zuckmayer ver sucht Horvath ein Stück Leben zu gestalten, die Handlung scheint ihm dabei Nebensache zu sein. Sie geht zidzadartig hin und her und ist mit Melancholie und Rührseligteit über Gebühr belastet.

Marianne, das eigensinnige Wiener Mädel, soll nach des Baters Willen den wohlhabenden und ernſten Schlächtermeister heiraten, aber sie wirst sich dem Nichtstuer Alfred an den Hals und hofft, ihn zu einem brauchbaren Menschen zu machen. Nach einem Jahr läßt er sie mit einem Kind in bitterer Not sizen. Rapide geht es bergab mit ihr. Nadttänzerin in einem Tingeltangel, Unter­suchungshaft, Gefängnis und zum Schluß Rückkehr zum Vater, der sie verstoßen hatte, und zu ihrem Schlächtermeister, der sie immer noch liebt. Anders als sonst in den Volksstücken flingt Horvaths Komödie traurig aus. Refigniert findet sich Marianne in die Bürgerlichkeit, die sie gehaßt hat.

Diese volksstückhafte Handlung zieht sich sozusagen nur neben­her durch eine Fülle großartiger Bilder, in denen der Dichter Wiener  mit naturechten Kaufläden, einen Familienausflug mit Picnic im lebigkeit entzückend eingefangen hat. Da gibt es eine Wiener Gasse Freien und der unvermeidlichen Gruppenphotographie, Freibad an der schönen blauen Donau, ein Heurigenfest mit der lärmend liebens­würdigen, weinseligen Laune, Nachtbetrieb im Tingeltangel Magim und in ihrer natürlichen Belanglosigkeit bezwingende Gassenunter haltungen. Das ist die Stärke Horvaths, daß er die Alltäglichkeit bezaubernd lebendig macht. Wir bekommen Sehnsucht nach Wien  , Theater wollen, ist hier erreicht: voulommene Jufion. wenn wir diesen gemütlichen Menschen zusehen. Was wir vom

Ein berauschender Abend, eine fast gelungene Wiedererwedung des Volksstücks, und das Publikum läßt sich durch vereinzelte Pfiffe richt beirren und ruft Darsteller, Regisseur und Autor unzählige Male vor die Rampe. Dgr.

Carl Credé  : ,, Madame Tallien  ". Hannoversches Schauspielhaus.

fich mit der Neuregelung der Pensionsfrage und der Leben, Wiener   Stimmung und die Atmosphäre österreichischer Leicht sich schon beim Lesen des Textbuchs aufdrängte, daß hier eine er Einführung einer höchstpensionsgrenze befassen. Dann folgen Anträge der Sozialdemokraten und der Bayerischen Boltspartei, die eine Reihe von Aenderun gen der letzten Notverordnung verlangen. Weiter stehen auf der Tagesordnung die Einsprüche des Reichsrats in der Ge­frierfleischfrage und zu einzelnen Bestimmungen des letzten Reichs­etats, ferner Anträge über Maßnahmen zum Schuße der Landwirt schaft, der sozialdemokratische Antrag über das Atienrecht und der Gelegentwurf des Zentrums über die Rechtsstellung der weiblichen

Beamten.

Im Breußischen Landtag findet am Mittwoch eine Boll­fizung statt, in der über den deutschnationalen Mißtrauensantrag gegen den Landwirtschaftsminister Dr. Steiger entschieden wird. Außerdem tagen auch im Preußischen Landtag während des ganzen Monats zahlreiche Ausschüsse und Untersuchungsausschüsse. Ebenso finden in den nächsten Tagen und Wochen in ver­stärktem Maße Beratungen der politischen Parteien statt. Am Donnerstag tagt im Reichstag der Reichspartei ausschuß der Zentrumspartei, um zur gefamtpolitischen Lage Stellung zu nehmen. Die fünftige Stellung des Zentrums zum Nationalsozialismus dürfte auf dieser Tagung eine be­sondere Rolle spielen. Am Sonnabend hält die Reichstagsfraktion des Christlich- Sozialen Volksdienstes   in Mainz   eine Sigung ab, am Montag tagt die deutschnationale Fraktion in Darmstadt  . Etwa Mitte Dezember wird der Zentralvorstand der Deutschen Volkspartei  zu einer Tagung zusammenkommen, um zu den letzten politischen Entscheidungen im Reichstag   Stellung zu nehmen.

Der Fall Landbank.

Die Untersuchung geht weiter.

Der Untersuchungsausschuß des Preußischen Landtags zur Nach prüfung der Finanzgeschäfte des Preußischen Staates mit den fon tursbedrohten Unternehmungen des Geheimrats Hugenberg setzte am Montag die Erörterungen über den Uebergang der Landbank in Schneidemühl   auf den Staat fort. Von der Firma Arons ist dem Ausschuß ein Schreiben zugegangen, in dem gesagt wird, daß von den bisherigen Beugen die Tätigkeit der Firma bezüglich der Landbank- Attien und Obligationen den Tatsachen widersprechend geschildert worden sei. Von einem Teil der Presse seien in diesem Zusammenhange schwere Beleidigungen gegen die Firma erhoben worden. Es wird um die Zeugenvernehmung des Mitinhabers der Firma, Georg Arons, vor dem Ausschuß ersucht, der über das Zu standekommen des Vergleichs mit den Minderheitsaktionären und Obligationären Auskunft geben könne.

Der Ausschuß beschloß, Arons am Dienstagnachmittag zu ver­nehmen. Am Dienstagvormittag wird Geheimrat Hugen berg als Zeuge vor dem Ausschuß erscheinen.

Die Montagsfigung des Ausschusses wurde ausgefüllt mit einem Bericht des Berichterstatters, Abg. Kuttner( Soz.) über den In halt des inzwischen von den verschiedenen Stellen eingegangenen Riftenmaterials über den Landbank- Konmplex, das rund 40 Atten­bände umfaßt.

Stahlhelmfumpf in Waldenburg.

Zahlreiche Geschäftsleute als Leidtragende.

Waldenburg  , 2. November.  ( Eigenbericht.) Der Stahlhelmfumpf, der mit dem Selbstmorde des Konkurs­verwalters, Steueramtmanns und Hauptmanns a. D. Sachse, auf gedeckt wurde, nimmt einen immer größeren Umfang an. Schon die zweite Nummer des von Sachse gegründeten Standalblattes Die deutsche Ost front" fonnte nicht mehr erscheinen, da der Papierlieferant den noch vorhandenen Borrat der für das Blättchen bestimmten Papierlieferung beschlagnahmt hatte. Die Walden burger Druderei, die den Drud der Zeitung ausführte, hat nun den Konkurs angemeldet. 3ahlreiche Geschäfts­leute sind die Leibtragenden. Gegen einen Gesellschafter der Ostfront", eine treu nationale Stahlhelmgröße, den Walden burger Rechtsanwalt und Notar Dr. Beder, ist Strafantrag wegen Betruges gestellt worden. Er hat Bürg­schaften und Wechsel zugunsten der Ostfront unterschrieben, obwohl er wußte, daß er nicht in der Lage ist, gegebenenfalls für die ein­gegangenen Verbindlichkeiten einzutreten. Die weiteren Unter­fuchungen dieser Angelegenheit haben ergeben, daß Sachse nahezu 30 000 Mart unterschlagen hat.

Keine Durchmärsche durch Preußen.

Bis auf weiteres verboten.

Bon dem von dem preußischen Minister des Innern erlassenen Demonstrationsverbot werden auch Durchmärsche durch preußisches Gebiet betroffen. Diese Durchmärsche sind in Zukunft ebenso wie Demonstrationen und Umzüge unter freiem Himmel in Preußen bis auf weiteres verboten.

Die Stidftoffwerfe in Piesterik werden stillgelegt und zum 8. November 1100 Arbeiter entlassen.

Der Abend ist ein Triumph der Inszenierungskunst, Heinz Silpert, unterstützt durch die famosen Bühnenbilder des Ernst Schütte  , läßt ein Stück Wien   wirklich und wahrhaftig lebendig werden. Die fünfzehn Szenen ziehen rasch und geschlossen vor. über. Er hat seine Darsteller fest in der Hand, von denen jeder seine Rolle zu einer prachtvollen Type macht. Das Mariandel ist Carola Neher  , ein zuerst schnippisch abweisendes Mädel, dann ein vom Leben gebrochenes armes Hascherl. Knapp sind ihre Rüancen und gerade dadurch einprägsam und unvergeßlich. Lucie höflich   bringt die Tragit der alten Frau ebenfalls gemessen. Hans Moser   und Paul Hörbiger   steigern die Wirkung des Abends mit ihrem wienerischen Dialekt und liebenswürdigen Humor. Alle sind zu nennen, denn jeder hat ein Verdienst für sich, Petter Lorre, Willi Trent- Trebigsch, Heinrich Heilinger  , Josef Das negger, Paul Dahlte, Grete Jacobsen und Karl Huszar- Buffy.

Der Notschrei der Künstler.

Eine Proteftversammlung der Verbände.

Die Not der Zeit hat nun auch die Künstlerschaft in einer Ein­mütigfeit, wie noch nie feit den Tage der Leg Heinze vor dreißig Jahren, auf den Plan gerufen. Geschlossen demonstrierten die frei­fünfilerischen Berufe unter Führungs Bertbundes, des Bundes Deutscher Architekten, Reichsverbandes bildender Künstler, Schuß verbandes der Schriftsteller und der Komponistenverbände gegen die fulturfeindliche Tendenz unseres Krisenfurses; in einer impofanten Versammlung im Blenarsaal des Herrenhauses, in der von politischen Persönlichkeiten unter anderen Kultusminister Grimme und Reichstagspräsident Löbe teilnahmen. Die Reden wurden, leider mit Ausnahme der interessanten und aggressivsten von Professor Boffelt( der sich der Funfzenfur nicht unterwerfen wollte), auf Wachslatten aufgenommen und am gleichen Abend durch Rundfunkt verbreitet. So steht zu hoffen, daß auch einige von denen, an die sich die Ansprachen vornehmlich richteten, Gelegenheit gehabt haben, fie anzuhören.

Geleitet wurde die Versammlung von Dr.- Ing. Gellhorn, der auch einen in gleichem Geiste gehaltenen Brief des am Kommen verhinderten Generalmusifdiraftors Schillings perlas und die Resolution zur Abstimmung brachte. Es sprachen Prof. Dr. Frei herr v. Pechmann, Walter v. Molo und Prof. Rudolf Bos felt, und sie waren sich völlig einig in Gesinnung und Gehalt ihrer Reden. Dies wurde von ihnen endlich einmal gesagt, und es fann nicht nachdrücklich genug betont werden: daß die kulturfeind liche Abbaupolitik unferes Staates in höchstem Grade selbstmörde risch ist und daß es hohe Zeit wird, damit Schluß zu machen. Der geistige, der schöpferische Mensch, individualistisch und unorganisiert von Natur, tritt endlich als geschlossene Masse vor die Führer des Volkes und der Wirtschaft und verlangt, gehört zu werden Er ist

sich bewußt, daß er das eigentliche Triebwerk aller Kräfte der Na­tion ist, daß ohne die kulturellen Grundlagen, die er und nur er schafft, ein Volk nichts bedeutet und zum Absterben verurteilt ist. Auf diesem gefährlichen Wege sehen wir aber jegt unsere Verant­mortlichen; der Abbau des Geistes und der Kultur ist in vollem Gange, die Barbarisierung des deutschen   Kulturvoltes ist eine Tat­fache Dagegen erheben sich die Künstler, Musiker, Architekten, Schriftsteller, sie haben sich endlich auf die gemeinsame Not und die gemeinsame Aufgabe besonnen, fie wollen nicht mehr dulden, daß man sie und ihr fundamentales Wirken zertritt, und fordern Stimme und Siz in dem großen Rat des Volkes, der den Ausweg aus der allgemeinen Not finden soll.

p. f. sch.

Der 60jährige Hanns Heinz Ewers  . Der Brettlsänger von einst, der mit Ernst von Wolzogen   das deutsche Kabarett begründete, der möchtegern satanische Dichter der" Alraune  " und anderer jekt gehobenen Sensationsbefliffenen bildeten, wird heute sechzig Jahre verschollener Werke, die das Schaudern und prickelnde Entzücken der alt. Vielfach gehäutet-er hat auch für den Film fünstlerischer Art sich eingefeßt ist Ewers, der Ungespundete, jetzt strammer Wotangläubiger und Nazi geworden.

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Künstlicher Gummi. Die Dupont   Company, die weitverzweigte Chemieinteressen vertritt, gibt nach einer New- Yorter Meldung be fannt, daß es ihr gelungen ist, mit Hilfe von Acetylen, Salz und Wasser künstlichen Gummi herzustellen. Das neue Erzeugnis, das den Namen Duprene trägt, wird aber vorläufig den Naturgummi nicht verdrängen.

Die Herstellung fünstlichen Gummis ist bereits wiederholt an­gefündigt worden. Bisher hat aber das Kunstprodukt dem Natur­produkt noch keine Konkurrenz machen können. Sollte es der ncuen Erfindung gelingen, so würde diese Umwälzung in der Weltwirt­schaft einschneidende Wirkungen ausüben.

Baul Hartmann kehrt vom Wiener Burgtheater   zu Reinardt nach Berlin   zurück.

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und der Justizkrise", hat sich jetzt in dem dreiattigen Schauspiel Der Celler Arzt Carl Credé  , der bekannte Verfasser des ,,§ 218" versucht. Der Verfasser bemühte sich, gewisse Aehnlichkeiten zwischen ,, Madame Tallien  " zum ersten Male an einem historischen Stoff unserer deutschen   Gegenwart und der Direktoire- Periode( 1794/99) Weiberherrschaft, Parteigezänt und Rorruption gekennzeichneten zu zeigen, jenem schreckensvollen, durch das Rasen der Guillotine, Jahrfünft, dem dann vom 1. Konjul Napoleon ein Ende gemacht wurde. Die militärische Aera begann. Gewiß ein reizvoller Stoff; rein äußerlich die Fortsetzung des Büchnerschen ,, Danton", den man allerdings nicht zum Vergleich heranziehen darf. Der Eindruck, der mehr für die Bühne zurechtgemacht" als dichterisch gestaltet wurde, eignisreiche und mit Spannungen aller Art geladene Zeitspamme und daß wahrscheinlich die diktaturlüsternen Faschisten, die unent­megten Rufer nach dem starken Mann", manchen Bloẞstellungen und Verzerrungen der Republik  , vor allem aber den leeren Dekla­mationen Napoleons   freudig Beifall zollen würden dieser Ein­druck wurde durch die Aufführung leider bestätigt. Große Aufmachung, farbiges Panorama ohne nachwirkende seelische Inhalte. Kaum eine durchgebildete Gestalt. Dieses johlende Volk von Paris   blieb in der Aufführung nichts als entfesselte Oper. So fönnen die Träger der großen französischen   Revolution unmöglich dargestellt werden. Die Madame Tallien  , diese Intrigantin großen Stils, blieb auf der Bühne, trotz aller sprachlichen Qualitäten der Darstellerin Maria Stoldt, ohne Fludium. Die Fehlleistung tommt auf das Konto von Autor und Regie( Georg Altmann  ). Das 111 entschiedene, mancherlei Deutungen zulassende, immerhin in der Szenenführung nicht uninteressante Stüd, in dem mit den bewähr ten Theatereffekten ausgiebig gearbeitet wird, wurde von den Kritik­losen heftig beklatscht. Der Republikaner und Freund ernſten dra­matischen Theaters ist nachdenklich aus dieser Premiere gegangen. Er ist der Meinung, daß Historie nur durch starte dichterische Kraft, die auch die seelischen Hintergründe aufhellt, bewältigt und uns nahe gebracht werden kann. Credés Feld ist das Agitations Schau­Spiel. Hier hat er sich bewiesen, und diese Sprache beherrscht er.

Werner Schumann.

Die neunte Sinfonie. Philharmonisches Konzert.

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Wenn es Runstwerke von unzerstörbarem Wert und überzeit­licher Wirkung überhaupt geben tann Werte, in denen das Genie eines einzelnen und die Entwicklung einer Gattung( der Sinfonie 3. B. so glücklich zusammentreffen, daß ihre Möglichkeiten erschöpft, ihr geistiger Sinn verwirklicht wird, daß Schaffen von Generationen und Arbeit von Jahrhunderten resümiert, vollendet und gekrönt werden, dann ist Beethovens legte Sinfonie ein solcher Kri­stallisations- und Höhepunkt musikalischer Kultur. Mit Recht wurde fie uns zum Symbol erhabener Musil, und unzähligen brachte sie Trost und Freude im tiefsten Berstand- mochten sie nun das Be­tenntnis eines großen Befenners an ihr lieben oder des größten Meisters meisterhaftestes Werf. Nun da sie unseren Ohren erklingt, ist fic nicht weniger ungeheuer und fühn", wie Robert Schumann  sie empfand: ursprüngliche Kraft und reifste Kunst verschmelzen zu eigenartiger uns endgültiger Synthese, zu einem künstlerischen Me­dium, das uns über die Spanne von mehr als einem Jahrhundert hinweg das Erschütternde vermittelt und erleben läßt, als wäre es gestern geschrieben: Gram, Berzweiflung, Ueberwindung, unerfüll­bare Sehnsucht des ohnmächtig Einzelnen, Ringen um Freiheit und Freude für alle( zum erstenmal hier: für alle...). Freunde, nicht diese Töne". Wer von uns wollte sich den andern und freude­volleren" in dieser, in so dunkler Zeit verschließen?

und wurde dem

Ausführende: die Solisten Ria Ginster  , Hilde Elger, Julius Bagat, Hermann Schen, der Bruno Kittelsche Chor und das Phil­harmonische Orchester. Bruno Walter   dirigierte Bert gerecht. Gibt es höheres Lob, gibt es größere Befriedigung für einen Künstler?

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Marys Start in die Ehe".

U... Kurfürstendamm.

A. W.

Mary fneift eine Stunde vor der Hochzeit aus. Das fommit im Leben mitunter und im Film sehr oft vor. In der Eisenbahn wird ihr die Handtasche gestohlen, sie hält Herrn Blohm für einen Dieb, er sie für eine Diebin, und zum Schluß wird aus beiden ein Paar.

Der Regisseur Johannes Meyer   schuf einen sehr albernen Film, der jedoch teilweise ehrlichen Beifall verdient, weil Jenny Jugo   und Hermann Thimig   ein ganz famoses Paar sind. Jenny Jugo   ist nicht nur schön, sie ist auch drollig und diesmal ihrer Rolle gemäß ein echtes verzogenes Töchterlein reicher Eltern. Hermann Thimig   charakterisiert gut und wirkt recht ergöglich, wenn er von einer heitlen Situation in die andere gerät. Glänzend bewähren sich Kurt Lilien   als Chauffeur und Marta Ziegler als Trampel. Es ist ja noch nach wie vor die Mode der Filmindustrie, die Hausangestellten als dumme Tollpatsche darzustellen.

Außer den sehr guten Schauspielerleistungen ist zu verzeichnen, daß wenig gesprochen und dann und wann gesungen wird, das Tempo ganz fehlt und dem Regiffeur nichts von Bedeutung einfällt. Ein Kulturfilm ,, Das Gold des Nordens" zeigt die Ge­winnung und Berarbeitung von Bernstein  . Die tertlichen Er­flärungen find nötig, nur werden sie leider von einem Liebespaar gesprochen, das zu stark auf Kurfürstendamm   stilisiert ist.

e. b.

Weißes Rössl gegen Weißes Röffl." Die Neue Bhilharmonie nannte sich seit dem 1. November Weißes Röff". Hiergegen hat die Direktion Charell eine einstweilige Verfügung auf Unterlassung beim Landgericht I erwirkt. Von der Neuen Philharmonie ist hiergegen sofort Widerspruch erhoben worden.

,, Das Deutsche Volkstheater", die mittelständlerische Theaterorgani­sation, wird im Wallner- Theater unter der Leitung von Hans Brockmann  und Max Semmler spielen. Die Versuche, die Kroll- Oper zu erhalten, sind definitiv gescheitert.