Privatkapitalist Hugenberg. Seine Vernehmung vor dem Ltuiersuchuugsausschuß.
eingesetzt. Der Stat enthält auch eine Kreditermächtigung von Zva Millionen Kronen für Erioerbslosenunterstützung, falls die vorhandenen Mittel nicht ausreichen sollten. Das vom Ministerium für soziale Fürsorge unter der Leitung des deut- schon Sozialdemokraten Dr. Czech ausgearbeitete Gesetz über die vierzig stündige Arbeitswoche stößt auf Schwierigkeiten bei bürgerlichen Parteien. Der englische Pfundsturz ist nicht ohne schädlichen Einfluß auf den tschecho- slowakischen Arbeitsmarkt geblieben, und manche Fabrikanten nahmen die erhöhte Konkurrenzfähigkeit der englischen Waren zum Borwcmd, um die Löhne herabzusetzen. Unter dem Ein- fluß der letzten Bankenfallisfements im Auslande bereitet die Regierung ein Bankengefetz vor, durch welches die Haf- tung der leitenden Bankfunktianäre festgesetzt werden soll. Präsident M a s a r y k hat bereits früher den Satz ge- prägt, daß die Entwicklung in der ganzen Welt nach links geht. 2lußenmin ister Benesch miederholte nun diesen Aus- fpruch, ja er sprach bei einem. Metallarbeiterkongreß der nationalen Partei von der bevorstehenden Zeit großer wirt- schaftlicher Umwälzungen. Weit rechts orientierte bürgerliche Politiker waren darüber sehr ungehalten und stellten Benesch zur Rede. Er antwortete ihnen, wem seine Auffassung vom Linkskurs nicht paßt, der könne statt dessen einfach sagen, die Entwicklung in der Welt gehe nach vorwärts. Sie laufe aber jedenfalls auf den Ausgleich der sozialen Gegensätze hinaus. Durch die letzten Weltereignisse, besonders durch den Ausfall der englischen Wahlen, fühlt sich die Bourgeoisie in ihrem Glauben, die Entwicklung gehe nach rechts, bestärkt. Sie würde gerne zum Angriff gegen die sozialistischen Par- teien übergehen, fürchtet aber, ihre Offensive würde mit einer Niederlage enden. Trotz der nur durch harmlose kommu- nistische Lärmszenen unterbrochenen parlamentarischen Ruhe gestaltet sich das Zusammenleben innerhalb der Koalition immer schwieriger. Ministerpräsident Udrzal(Agrarier) hat im Budgetausschuß am 27. Oktober die Möglichkeit eines Ermächtigungsgesetzes angekündigt, was große Berstimmung in der Koalition hervorgerufen hat. Die Sozialdemokratie bekämpft heftig diesen verfassungswidrigen Plan. Zur Zeit der Diskussion über den österreichisch-deutschen Zollunionsplan forderte der sich aus deutschen Industriellen zusammensetzende Textilvarband in Reichenberg (Nord böhmen ) die Tschechoslowakei auf, an die Staaten Mittel- europas mit einem bestimmten, nur von wirtschaftlicher Ber - nunft diktierten Plan über die Schaffung eines großen mitteleuropäischen Wirtschaftsgebietes heranzutreten und da- bei die Führung zu übernehmen. Bei der Tagung der öfter» reichischen Handelskammer in Prag am 30. Oktober wurde die Möglichkeit eines tschechoflowakisch-öster- reickiisch-ungarischen Wirtschaftsbündnisses erwogen. Die Londoner„Times" empfahlen dieser Tage Ungarn wirtschaftliche Anlehnung an die Tschechoslowakei mit der Bemerkung, daß die anderen Staaten jetzt nicht mehr so leicht wie früher die Finanzen Ungarns retten könnten. Nach dem Zusammenbruch des Wiener Finanzwesens ist Prag das wirtschaftliche Zentrum Mittel- europas geworden. Deshalb wird auch immer stärker der Ruf. Prag möge bei der Lösung der mitteleuropäischen Frage die Initiative ergreifen.
Oas fehlende Geireide. Die Ausflüchte des Reichseraähnmgsministeriums. Was Herr Schiele zu unseren Enthüllungen über den deutschen Getreidernongel zu sagen wußte— wir gaben die Erklärimg in der letzten Abendausgabe wieder—, zeugt von wenig Derontwartungs- gefühl. Für Weizen wird gnädig die Notwendigkeit einer Ein- fuhr zugegeben: die Deckung der noch notwendigen Einsuhr wird als ein Kinderspiel dargestellt. Mengenmäßig stimmt dos. aber preismäßig ist es bei der scharf ansteigenden Tendenz der Getreide- preis? auf dem Weltmarkt nicht gleichgültig, ob der Weizen erst im Frühjahr oder schon jetzt oder je nach Bedarf eingeführt wird. Herrn Schiele, der sonst immer für jede nur irgend mögliche Einsparung an Devisen eingetreten ist, ist es plötzlich gleichgültig, ob für die notwendige Weizeneinfuhr 50 oder 73 Millionen ausgegeben werden. Für Roggen wird aber vom Reichsernährungsirnnisterium jede Eiitjuhrnot wendigkeit abgestritten. Glaubt aber das Mim» sterium, daß die Steigerung des Berliner Roggen- Preises in einem Monat um 30 auf 200 Mark je Tonne für einen Ueberfluß an Roggen /spricht? Herr Schiele behauptet weiter, daß Futtergetreide nicht knapp sei. Will er bestreiten, daß wir einen Einsuhrbedarf von mindestens 2.5 Millionen Tonnen haben, der auf 3 Millionen Tonnen steigen kann? Aber Beschränkung und Verteuerung der Futtereinfuhr— zum Schaden der Bauern und Verbraucher— durch die Politik des Maismonopols und des hohen Zolls für Futtergerst« entsprechen ja Schieles großagrarischen Zielsetzungen. Feststellungen über Futter- mittelmangel sind deshalb unbequem. Geradezu grotesk wirkt es aber, wenn der Reichsernährungs- minister oerlangt, daß die Schweincproduktwn sich nach den»er- jügbarcn einheimischen Futtermitteln richten soll. Di« Ansicht, daß die Schweineproduktion eingeschränkt werden muß. wäre doch nur berechtigt, wenn das Schweinefleisch, das bisher in Deutschland erzeugt worden ist, nicht mehr aufgegessen werden kann. Herr Schiel« befürwortet geradezu die vorzeitig« Abschlachtung von Schweinen, nur um die Schweinspreise in die Höhe zu treiben. Das gerade Gegenteil wäre richtig. Wenn in diesem Jahr mehr Schwein« vorhanden sind als geniäftet werden sollten und die Preise deshalb niedriger als im Vorjahre find, müßten die Futtermittel verbilligt werden, damit die Bauern noch auf ihre Rechnung kommen. Nach Herrn Schiele sollen die Bauern aber ihre Ferkel totschlagen, nur damit die Futtergetreidcpreise hochgehallen werden können. Nicht scharf genug kann gegen die nur von dem Bestreben, die Getreidepreise zu steigern, diktierten Erklärungen des Reichs- e�nährungsministers Stellung genommen werden. Wir fordern nach wie vor, daß der Gerstenzoll ermäßigt und die Einfuhr von Mais erleichtert wird. Außerdem ist dafür zu sorgen, daß jede Pseissteigerung am Roggenmorkt unterbleibt. Das Mittel hierfür ist ebenfalls die Zollsenkung. Die Fortführung der Schieleschen Politik wäre unverantwortlich. Wir geben einem schweren Winter entgegen, der größte Opfer von dcu Arbeitern, die vom Lohnabbau betroffen sind, und von den Arbeitslosen erfordert. Deshalb muß jede weitere Preissteigerung unbedingt vermiede»«erden.
Wer sich von dem Zlustreten des„künftigen Diktators" aller Deutschen vor dem Landtagsuntersuchungsausschuß eine Sensation versprochen hall«, mußte«in« Enttäuschung erleben. Ein pfiffiger kleiner Spießer saß am Zeugentisch, dessen Format und Horizont dem Objekt der Untersuchung, nämlich der Berschacherung der Land- dank und der Ueberoorteilung des Staates hierbei durch knifflige Transaktionen durchaus entsprach. Herr Hugenberg hatte es freilich weniger darauf angelegt, eine Zeugenaussage zu machen, als eine politische Propagandarede zu hallen. Vom Thema sprach er erst ganz zuletzt. Um so länger fiel die Einleitung aus, handelnd von„Hilgenbergs Verdiensten um die Siedlung". Dann folgten längere Ausführungen gegen das heutige System, das durch Soziolisierungsmaßnahmen zur Kor- ruptton geführt habe, während allein die Privatwirtschaft— nach Hugenberg — einwandfrei und sparsam wirtschafte. Hier geriet der große Mann allerdings einen Augenblick aus dem Konzept, denn vom Berichterstotter fiel der Zwischenruf:„Reden Sie von Nordwolle, Schultheiß und Favag?" Daraus fand es Herr Hugenberg geratener, ins Spezielle zu gehen. Nach seiner Dar- stellung sind natürlich alle seine Transoktionen nicht nur unan- fechtbar, sondern geradezu Ausfüsie des Hugenbergschen Edelmutes. Will man ihm folgen, so ist er ein Opfer, hingemeuchell von der Gegnerschaft finsterer politischer Mächte. Und er schließt mit der pathetischen Versicherung, daß, wenn es ein staatliches Schamgefühl gebe, der preußische Fiskus sich schämen müsse, dem Hugenberg- Konzern so wenig für seine Landbankaktien gezahlt zu haben. Etwas weniger großsprecherisch wird Hugenberg freilich, als der Berichterstatter Kuttner sehr präzise, für den Zeugen oftmals sehr peinliche fragen an diesen Märtyrer des privaten Kapitalismus stellt. Gleich zu Beginn kommt es zu einem scharfen Zusammenstoß. Hugenberg möchte sich«inen Heiter- keitserfolg verschaffen, indem er zunächst so tut, als ob er nicht wisse, wer der Berichterstatter sei. Sodann erklärte er, er lasse sich überhaupt mir aus eine Beantwortung der von Kuttner ge- stellten Fragen ein(große Unruhe und Entrüstimg links), weil er zunächst unterstelle, daß.Herr Kuttner an den lügenhasten und flegelhaften Artikeln" des„Vorwärts" gegen ihn— Hugenberg — unbeteiligt sei. Berichterstatter Kuttner: Ich unterstelle auch, daß S i e an den lügenhaften und flegelhasten Artikeln, die der„Lokal-Anzeiger* gegen mich täglich veröffentlicht, unbeteiligt sind.(Große Heiterkeit.) Der große Diktator stutzt. Bon seinen deutschnationalen Mamelucken umgeben— bei seinem Eintritt hatten die Deutsch - nationalen sich erhoben und groteske Diener gemacht— ist er wohl nicht mehr gewöhnt, daß man ihm in seiner eigenen Ton- a r t antwortet. Er wird nach dieser Abfuhr behutsamer. Der Berichterstatter hakt zunächst bei der Aeußenmg Hugenbergs ein. daß der Staat die Konkurslage der Landbank im Jahre 1925 verschuldet habe. Er fragt, ob denn der Staat irgendwie an den faulen Geschäften der Landbank, an dem unmöglichen Guldenabkommea mit der holländischen Lank, an den Aehlspekulakiouco des Direktor» Ullrich bel-Nlgl sei. Hugenberg : Mein« Aeußerunz sollt» nur ausdrücken, daß der Staat durch die Verweigerung westerer Kredite die Landbank in Konkurslag« gebrocht hat. Ein Siedlungsunternehmen, dos heut« keinen staatlichen Kredit erhält, kann nicht«ristteren. Berichte? st atter: Der Staat hat der Landbank durchaus keine Kredste verweigert. Die Staatsbank hat ihr sogar höheren Kredit eingeräumt, alt sie nach kaufmännischen Grundsätzen ver- antworten konnte. Di« Berweigerung der Kredit« erfolgte erst, als man beim Staat erkannte, wie schlecht der Status der Landbank war. Hugenberg bestreitet das lebhaft und fein Adlatus, der ehemalig« Landbankdirektor T e t e n s sucht den Hugenbergschen Standpunkt zu bekräftigen. Der Berichterstatter weist jedoch oktenmäßig noch, daß das Mißtrauen des Staates erst allmählich und nicht aus politischen, sondern geschäftlichen Gründen ent- standen ist. In die Enge getrieben, muß Hugenberg bezüglich der Fehlgeschäfte der Landbank das Bekenntnis ablegen, daß der privatkapitalistische Betrieb keineswegs von Fehlern frei sei und daß hier grobe Fehler gemacht worden seien. Es kommt nun wester zu einer Aussprache darüber, welche Aufwendungen der Hugenberg-Konzern gemacht hat, um die Aktienmajorstät der Landbank zu erwerben. Die im Jahre 1923 aufgewendeten 45 Millionen Papiermark, die am Zahlungstag« einen Wert von 43 bis 150 Goldmark darstellten, sind nach Herrn Hugenberg eine große Leistung. Es sei ihm schwer ge- fallen, diesen Betrag aufzubringen. Berichterstatter: Das scheint mir bei Ihrer Stellung kaum glaublich. Hugenberg tobt darauf über die Lüge, daß man ihn als fünfzigsachen Millionär bezeichne. Bericht- e r st a t t e r: Davon rede ich gar nicht. Bei Ihrer Stellung zur Schwerindustrie ober waren 45 Millionen Popiermark im Jahre 1923 eine tappalle. Hugenberg beruft sich darauf, daß Mst diesem Gelde doch 33 000 Morgen Grundbesitz erworben worden seien. Bericht- e r st a t t e r: Das ist einer der springenden Punkt». Dieser Grund- besitz ist nämlich im Wege der Enteignung erworben und in gänzlich entwertetem Papiergeld bezahlt worden. Hugenberg : Machen Sie mir daraus einen Bor- wurf? Berichterstatter: O nein, mein Vorwurf geht dahin. daß Sic dann bei der Veräußerung der Landbank vom Staate verlangt haben, daß er ihnen diesen typischen Inflation«. gewinn, der obendrein mst Hilfe der staatlichen Enteignung»- befugnis gemacht worden ist, ersetzen und vergüten sollt«. Sie selbst haben in der letzten von Ihnen geleiteien Gcneralver- sommlung erklärt, daß nur durch diese Grundstückskäute noch eine Substanz der Landbank vorhanden war. Diese Substanz beruhte also auf einem Inflationsgewinn und hieraus schöpften Sie das moralisch« Recht, vom Staat unter allen Umständen eine hohe Vergütung für Ihre Aktien durchzudrücken. Hugenberg sucht damit abzulenken, daß ja erst der jetzige Staat das Enteignungsrscht für Siedlungszwecke geschaffen habe, das es tfn allen Staat nur gegenüber den Polen gab. Bericht- er statter: Er hat es aber nicht zur privaten Be- reich«ruug einzelner geschaffen.
Die Erörterung kommt dann auf den Verkauf der Land- dank, bei dem sich die Hugenberg -Gruppe für den geringen vom Staat bewilligten Preis bekanntlich dadurch schadlos gehalten hat, daß sie sich aus den Aktiven der Landbank einzelne Wert- o b j e k t e, darunter die Aktien der Saarow-Pieskow-Landhaus- gesellschaft herausgeben ließ. Hugenberg sucht nachzuweisen, daß dieses Paket nur einen sehr geringen Wert gehabt habe. B e- richt erstatter: Sie haben es sich wahrscheinlich herausgeben lckssen, weil Sie es für wertlos hiellen. Ihr Direktor Paschte hatte das in der Bilanz mit 240 000 Mark aktivierte Paket sogar noch kurze Zeit vorher mit 800 000 Mark bewertet. Zeuge Hugenberg : Ich möchte an den Berichterstaster die Frage richten, worin er eigentlich«ine Schädigung des Fiskus sieht. Berichte? st atter: Ich erblicke sie darin, daß der Staat für die Aklien, die im Augenblick des Antrags aus Ge- schäftsaufsicht werllos waren, hat zahlen, bzw. sich eine Minderung der Subflanz hat gefallen lassen müssen. Ebenso sind die Kleinaktio�näre und Obligations- gläubiger der Landbank geschädigt worden. Der Auf- sichtsratsvorsitzende Hugenberg sagte ihnen:„Ihr müßt die Herausnahme der Aktiven hingehen lassen, weil wir in einer Zwangslage sind." Er verschwieg ober, daß diese Zwangslage ver- u r s a ch t war von dem Majoritätsbesitzer Hugenberg, der mst der Sturheit, deren er sich ja selber rühmt, sich weigerte, sein Paket an den Staat abzugeben, falls dieser sich nicht den Be- dingungen Hugenbergs beugte. Hugenberg : Der Staat bot mir nur 1 Mark für. die Aktie. Das war eine Erpressung. Mir war klar geworden, daß ich ihm einen Dissen hinwerfen mußte, indem ich hier auf seine Sozinlisierungsbestrebungen einging. Berichterstatter: Die Sozialisierung der Pleite über- läßt jeder Prioatkapitalist dem Staate gern. Hugenberg bleibt dabei, daß der Staat ihn erpreßt habe. Berichterstatter: Man kann die Sache auch genau um- gekehrt ansehen. Sie wußten sehr wohl, daß der Staat auf alle Fälle für die schutzlosen Siedler eintreten müßte. Ich will nicht den Ausdruck Erpressung gebrauchen, da mir gewisse Dinge im Wesen des kapitallsiischen System« zu liegen scheinen. Aber wenn Sie, Herr Zeuge, mit solcher Hart- näckigkeit noch im Zeitpunkt des drohenden Konkurses auf einer Bezahlung Ihrer Aktien bestanden, so war Ihr Druckmittel das Bewußtsein: Der Staat muß ja doch eingreifen um der Siedler, um des öffentlichen Interesses willen. Hugenberg : Ich hatte doch ein moralisches Recht. Es staken doch Werte in der Landbank. Berichterstatter: Wenn Werte, wie in diesem Fall«, nur durch Neumvestterung von Millionenbeträgen gerettet bzw. realisiert werden können, so sind sie eben keine Werte. Höchstens für den, der das neue Kapital wagt. Und Sie hatten ausdrücklich jede Rettung durch Ihren Konzern abgelehnt. Hugenberg : Finden Sie es denn anständig vom Staat, daß er den kleinen Aktionären nun auch noch die Auswertung ihrer ohnehin zum größten Teil verlorenen Kapstalien vorenthalten hat? Berichterstatter: Ich finde das genau so anständig oder unanständig, wie Ihr Verhallen bei den verschiedenen Sanierungen. wo Sie sich auch auf Kosten der alten Wttonäre den größten Teil der Substanz angeeignet haben. Mst Moral hat da» m. nichts zu tun, das sind kapttalisüsche Gesetzmäßigkesten. Hugenberg : Sie stehen als Sozialist freilich a»f dem Standpunkt: Was man dem Einzelnen zugunsten des Staates ab- nehmen kann, solle man ihm abnehmen. Berichterstatter: Dann ist der Standpunkt des Privat- kapstalismus: Was man dem Einzelnen abnehmen kann, soll man ihm abnehmen und in die eigene Tasche stecken. Hugenberg : Der Verlauf der Debatte zeigt, daß es sich hier lediglich um polittsche Werturteile handelt. Berichterstatter: Für mich handelt es sich um«in rein wirtschaftliches Urteil, ob der von Ihne» geforderte Aktien- preis berechtigt war. Ist Ihnen bekannt, daß die Blätter Ihres Konzerns, als der Staat Ihre Preisforderung abgelehnt hatte, das Ministerium mst den unglaublichsten Verdächtigungen angegriffen haben? Hugenberg : Ich bin mst dem Sinne der Artikel durchaus einverstanden gewesen. Berichterstatter: Es ist Ihnen also nicht der Gedanke gekommen, daß man diese Artikel, die von unwahren Behauptungen strotzten, auch auffassen kann als politische Druckmittel. um das mißglückte private Geschäft auf anderem Wege durchzu- setzen. Ich meine hier das, was Ihr Vorgänger im Vorsitz der Deutschnationalen Partei, der verstorbene H« l f f e r l ch, einmal als Verquickung geschäftlicher und politischer Inter - essen verurteill hat. Hugenberg : Davon kann kein« Rede sein. Der deutschnationale Abgeordnete Koennicke, der in diesem Ausschuß den Schildknappen Hugenbergs mimt, stellt darauf an seinen Meister eine Anzahl Fragen, deren Beantwortung eigentlich schon durch die Fragestellung gegeben ist. Um%2 Uhr"ist die Vernehmung Hugenbergs beendet, der Zeuge wird entlassen. Kein triumphaler Abgang. Etwas peinlich lange, länger als es sein Format verträgt, hat Herr Hilgenberg im grellen Licht der Oeffenttichkest gestanden und sein prwatkapitalistisches Herz enthülst. Hinter ihm ein leises Rannen:„Das war der Führer, das war der Mann von Format?!" Wer ihn noch nicht kannte, ist bodenlos verwundert. Kein« Spur von einem nationalen Heros, eine muffige Kontorfigur. Ein Mann, dessen nationaler Glaube in der An- schauung kulminiert, daß ein kleines Geschäftchen, ein bißchen Spekulationsverdienst, wem: nicht gerade Muberei und Betrug dabei ist, doch gestattet sein müsse. Ein Nationaler, der den Glauben des Allen Fritzen, daß der liebe Gott immer mst den stärkeren Bataillonen fei. dahin für sich umbiegt, daß Moral, und Ethik immer dort sind, wo auch gut verdient wird. Im ganzen: ein Privat- k a p i t a l i st I...
Tokenfonntog Volkstranertag. Der Verfassungsausschuß des Preußischen Landtags nahm am Dienstag«inen Antrag an, wonach angeordnet werden soll: daß die öffentlichen Gebäude in Preußen am Dolkstrouertaa. den die Regierung bestimmt, halb- mast zu flaggen haben. Von der Regierung wurde der T o t e n- so nn tag als der geeignetste Tag bezeichnet und eine alsbaldige Regelung durch Gesetz oder Polizeiverordnung in Ausficht gestellt."