Nr. 517 48. Jahrgang
2. Beilage des Vorwärts
Schicksal im Februar 1932!
7-8 Milliarden Stillhaltungskredite werden fällig.- Die Umschuldungspläne.
Kurzkredite verwendet werden, so fönnten große weltwirtschaftliche Störungsquellen verstopft werden. Und damit wäre den Schuldnerwie den Gläubigerländern in gleicher Weise geholfen.
Daß auch der zweite Plan von Schmitz nicht in allen Einzelheiten alle Komplikationen des internationalen Schuldenproblems berücksichtigt, ändert nichts an der technischen Durchführbarkeit und wirtschaftlichen Erwünschtheit des Grundgedankens. Aber schon die kühle Aufnahme, die der viel bescheidenere Borschlag von Franqui in Frankreich gefunden hat, ermuntert nicht zum Optimismus. Der schon aus dem Frühjahr stammende Plan Franquis sieht die Schaffung einer internationalen Kreditbank neben der BIZ. vor, deren Hauptaufgabe die Umwandlung eines großen Teils der kurzfristigen internationalen Kredite in mitte! friſtige ist. Zum Unterschied gegenüber den Plänen von Schmitz sollte die Ablösung der Kredite auf dem üblichen Weg der Geldaufbringung durch Anleihen oder Schaßscheine vor sich gehen.
Der erfie Gegenstand der Beratungen des Wirtschafts-| banken liegt, zur Auftauung und Konsolidierung der internationalen beirats ist die im Februar 1932 endende Stillhaltung des Auslandes für die kurzfristigen Kredite. Die Stillhaltungsfrage ift die zentrale Frage für die nächste Zukunft nicht bloß Deutschlands , sondern der Weltwirtschaft überhaupt. Wenn gerade jetzt die Sorge um das. Schicksal der vorläufig noch durch das Stillhalteabkommen geschüßten Auslandskredite besonders aktuell geworden ist, so liegt das an dem unbefriedigenden Ergebnis der französisch- amerikanischen Verhandlungen. Es wurde zwar in Washington vereinbart, daß beide Länder an der Goldwährung festhalten, und offenbar wurde Amerika diese Zusage dadurch erleichtert, daß Frankreich für Kredite an Amerika in bestimmter Höhe stillhält. Aber alle weitergehenden europäischen Hoffnungen, daß man bei den Washingtoner Berhandlungen die Grundlage für eine gemeinsame Politik der Konsolidierung und des Ausbaues der internationalen Kredite legen werde, sind gescheitert. Schon im Sommer dieses Jahres waren die Gläubiger Deutsch lands schwer dazu zu bringen, sich mit einer furzfristigen Stundung ihrer Forderungen einverstanden zu erklären. Und der Bfundsturz in England, die kritische Währungssituation, die vor einigen Wachen Amerika durchmachte, machen das auch rückschauend einem gemeinsamen politischen Willen auf allen Seiten, verständlich. Die Gläubigerländer murden gerade durch ihr Stillhalten in eine bedrohliche Lage gebracht.
Wenn bis Ende Februar 1932 nicht eine große internationale Kreditaktion zustande kommt oder wenigstens auf dem Marsch ift, wird die Bereitwilligkeit der Gläubiger Deutschlands , weiter ffillzuhalten, nicht groß sein. Da Deutschland im Februar 1932 nicht entfernt fämtliche Verbindlichfeifen zurüdzahlen fann, wäre eine neue schwere internationale Vertrauenserschütterung unvermeidlich.
An technisch brauchbaren Plänen, mie die furzfristigen Auslandskredite aufgetaut und konsolidiert werden sollen, besteht also fein Mangel. Die große Sorge von heute ist die Verständigung zu die technisch brauchbaren Wege auch zu beschreiten. Daß von deutscher Seite der Wille besteht, ist schon durch die pünktliche Erfüllung der Verpflichtungen des Stillhalteabkommens( Zurüdzahlung von Hunderten von Millionen Markkrediten innerhalb fürzester Zeit) erwiesen. Die politische Entscheidung liegt also heute bei den Bläu bigern und in erster Linie bei Frankreich . Die deutsche Entschlossenheit zu einer allgemeinen Berständigung mit Frankreich erscheint noch bedeutsamer als je.
Mittwoch, 4. November 1931
nahme um reichlich 8 Millionen Mark ergibt. Unter Einrechnung der Aufwertungsschuldverschreibungen verbleibt gegenüber einer Zu nahme von 32,9 Millionen im Vormonat ein Abgang von 10,7 Millionen Mark im September.
Englands Wirtschaftskrise.
Die Gewinne der Industrie.
Die englische Wirtschaftszeitung Ecconomist" veröffentlicht eine summarische Zusammenstellung der Geschäftsabschlüsse von 2053 englischen imustriellen Unternehmungen. Im dritten Vierteljahr des Jahres 1930 waren die Reingewinne der Unternehmungen um 6,4, im zweiten Vierteljahr des Jahres 1931 bereits um 19,4 Proz. niedriger als in der gleichen Zeit des Vorjahres, Insgesamt haben sich von 1929/30 bis 1930/31 die Gewinne der Unternehmungen von 219,8 auf 187,6 Millionen englische Pfund vermindert, d. h. um rund 15 Proz
Es ist interessant zu sehen, daß von diesem Durchschnitt die ein. zelnen Industriegruppen teilweise sehr start abweichen.
Einige haben sogar noch besser gearbeitet als im vergangenen Jahr. So konnten z. B. die Brauereien insgesamt ihre Gewinne um 1,6,
die Elektrizitätsgesellschaften um 6,5, die Gasgesellschaften um 4,8 und die Straßenbahngesellschaften um 12 Pro3. vermehren. Alle übrigen 16 Industriegruppen zeigen dagegen mehr oder weniger große Gewinnverminderungen.
Am stärksten ist der Geminnschwund bei den 9 Stidstoffgesellschaften; bei ihnen haben sich die Reingewinne von 846 000 auf 36 000 englische Pfund verringert, d. h. um 96 Proz. Fast ebenso groß ist der Gewimmverlust der Kautschut. gesellschaften. Ihr Reingewinn ist von 5,04 auf 0,94 Millionen englische Pfund zurückgegangen, d. h. um 81,4 Proz. Es handelt sich bei dieser Gruppe um nicht weniger als 340 Gesellschaften. Schlecht steht es auch mit der Textilindustrie, bei der 59 Gesellschaften von der Untersuchung erfaßt worden sind; ihr Reingewinn ist von 11,52 auf 4,91 Millionen englische Pfund zu fammengeschrumpft, d. h. um 57 Proz. Unter dem Durchschnitt stehen ferner die Kohlenbergbaugesellschaften, die Grundstücksgesell
Das macht das Auftauchen einer ganzen Reihe von Lösungs- Die Reichsbant am 31.Oftober aften, die Automobilfirmen, Schiffahrtsgeſellſchaften und die Be
vorschlägen in Deutschland und im Ausland begreiflich. Der befannteste deutsche Plan stammt von Heinrich Schmitz( IG. - Farben und Wirtschaftsbeirat), der bekannteste ausländische Plan von dem Franzosen Franqui.
zu
Schmitz hat eigentlich zwei Pläne entworfen. Beiden Plänen gemeinsam ist die Ablösung eines großen Teils der kurzfristigen Auslandskredite durch Bonds, die von der Bank für inter nationale Zahlungen( BIZ) ausgegeben werden. Die BI3. stellt die Bonds den Schuldnerländern zur Verfügung und legt ihnen dafür Schuldverpflichtungen auf, die zu mäßigen Sägen 3 verzinsen und zu tilgen sind. Die Schuldnerländer geben die Bonds an die ausländischen Gläubiger meiter, womit ein entsprechender Betrag ihrer furzfristigen Auslandsverpflichtungen abgegolten ist. Die Gläubiger, in deren Hände die Bonds auf diese Weise wandern, fönnen sie als Kreditunterlage bzw. Kreditzahlungsmittel weiter verwenden.
Unterschiedlich sind die beiden Pläne von Schmitz in der Frage der Deckung. Nach dem ersten Plan soll die BIZ. die Bonds ohne jegliche Dedung ausgeben; sie würde erst später allmählich einen Dedungsfonds ansammeln, und zwar aus den Jinfen und Tilgungsbeträgen ihrer Forderungen an die Schuldner
Zum Ottoberende haben die Wechselbestände der Reichsbant gegenüber der Vorwoche um 342,6 auf 4009,5 und die Lombarddarlehen um 106,2 auf 239,5 Millionen mark sich vermehrt. Auf dem Geldmarkt scheint aus. reichende Flüssigkeit geherrscht zu haben; denn die Reichsbank hat auch die letzten kleinen Bestände von Reichsschazwechseln trotz des Ultimos verkauft, und auf dem Konto der zinsfreien Giro. Mart. Der Umlauf der Reichsbanknoten stieg um 373,1 auf 4745,9, gelder zeigt sich noch eine Zunahme um 33,6 auf 518,1 Millionen derjenige an Rentenbankscheinen um 10,7 auf 421,3 Millionen Mart. Goldbestände haben sich leicht auf 1144,5 Millionen vermehrt, dedungsfähige Devisenbestäude um 12,2 auf 130,7 millionen verringert. Durch die stärkere Inanspruchnahme der Reichsbant ergibt sich eine von 29,4 auf 26,9 Prozent verringerte Notendeckung durch Gold und Devisen zusammen.
Berödeter Kapitalmarkt.
länder aus der Hergabe der Bonds. Nach dem zweiten Plan hin- Unruhe wegen der Gerüchte über die Zinsengwangswirtschaft.
gegen sollen die Bonds zu 50 Proz. durch Gold gedeckt werden, das der BIZ. von den Ländern mit Goldüberfluß zur Verfügung gestellt wird. Die BIZ. soll dafür einen 2prozentigen 3ins an die Goldländer zahlen.
Der erste Plan von Schmitz, der völlig ungedeckte internationale Zahlungsmittel zum Zweck der Kredittilgung schaffen mill, hat keinerlei Aussichten. Bei der jetzigen internationalen Vertrauenstrife ist es nicht gut vorstellbar, daß geldariige Kreditmittel der BI3. das zum Umlauf nötige Bertrauen genießen sollten, die vorläufig nicht einlösbar und nur durch die Hoffnung auf die regelmäßige Erfüllung von Berpflich tungen gededt sind, die bisher wegen mangelnder Zahlungsfähigkeit geftundet werden mußten.
Der zweite sehr viel vernünftigere Plan von Schmit stellt sich cigentlich dar
als eine niedrig verzinsliche Goldanleihe, die von den goldreichen Ländern zum Zwede der Konsolidierung der internationalen Kurzkredite zur Verfügung gestellt wird. Wenn staft der 50prozentigen eine 100prozentige Dedung der Bonds der BIZ. vorgesehen würde, tann in der Tat gesagt werden, daß der Grundgedanke auf große Sympathie in Deutschland und weit darüber hinaus stößt. Könnte das Gold, von dem heute ein unverhältnismäßig großer Teil nuklos in den Kellern einiger Koten
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Der scharfe Rückschlag, der sich im September auf dem Kapital markt fortgesetzt hat, sollte der Regierung als Warnung dienen, was für Unheil mit den anhaltenden Gerüchten wegen einer 3insenzwangsfonvertierung( 3insenherabsetzung) auf dem Kapitalmarkt angerichtet wird. Es ist gar keine Frage, daß, abgesehen von der Börsenschließung, die einer Entwicklung des Kapitalmarkts schon Schwierigkeiten entgegenseizt, die fortgesetzten Vorstöße der agrarischen und industriellen Interessenten wegen einer zwangsweisen Zinsenherabschung den schon gedrosselten Kapital markt vollends zerschlagen. Eine scharfe Abkehr der Regierung von den Forderungen der Zinsenzwangswirtschafts- ,, Politifer" erscheint uns bei der gegenwärtigen Lage des Kapitalmarkts eine dringende wirtschaftspolitische Notwendigkeit zu sein.
Bei einem Bruttoabsatz an Pfandbriefen von rund 50,9 Millionen waren im September Rückflüsse von 44,2 Millionen Mark zu verzeichnen, so daß die Nettozunahme des Pfandbriefumlaufs nur 6,6 Millionen Mart beträgt. Einschließlich der Rückflüsse bei den Liquidationspfandbriefen sinkt die Zunahme sogar bis auf 1,2 Mil lionen. Das Geschäft für Kommunalobligationen litt noch erheblich stärker. Hier ging der Bruttoabsatz von 43,7 auf 3,28 Millionen Mark zurück. Dagegen betrug der Abgang durch Tilgungen und sonstige Rückflüsse 11,7 Millionen, so daß sich insgesamt eine Ab
Soziale Baubetriebe im Krisensturm
Starfe Widerstandsfähigkeit.
Die Bauwirtschaft bildet den stärksten Krifenherd in Deutsch land . Schon im vergangenen Jahre strahlten von ihr die schwersten Depressionswirkungen auf die Gesamtwirtschaft aus. Um so befo3ialer Baubetriebe der Krise gegenüber aufgebracht hat, merkenswerter ist die Widerstandskraft, die der Verband wenn natürlich auch Rückschläge nicht zu vermeiden waren.
Nach dem jetzt veröffentlichten Geschäftsbericht für 1930 blieb 1929 unverändert. Die Zahl der im Durchschnitt beschäftigten die Zahl der sozialen Baubetriebe mit 130 Unternehmen gegen Arbeiter und Angestellten betrug 15 756 gegen 18 524 im Borjahr. Der Rüdgang beläuft sich also auf 14,9 Proz., hält fich also im Hinblid auf die katastrophale Lage des Baumarktes in er. träglichen Grenzen. Der Jahresumsat ging um 17,4 auf 120,2 Millionen, alfo um 12,6 Proz. zurüd. Der Umfah hält sich also fast
gesunkenen Baukosteninder ist der Mengenumfaß nur unauf der Höhe des guten Baujahres 1928. Unter Berüdsichtigung des wesentlich hinter 1929 zurüdgeblieben. Der Umfaßrüdgang geht hauptsächlich zu Lasten der ausgebliebenen öffentlichen Aufträge, die mit nur 13,7 Millionen um 33 Proz. gefunten sind. Die GesamtIohnfumme ging weniger starf zurüd als Umsatz und Beleg fchaftszahl, nämlich um 9,7 Proz. auf 42,1 Millionen
Die Gewinn- und Berlustrechnung weist einen Gefamtertrag von rund 1,35 Millionen aus, von denen nach Abzug jämtlicher Untoften, Abschreibungen und Rüdstellungen für das am 30. Juni beendete Geschäftsjahr 1930/31 ein Reinertrag von rund 195 630 m. verbleibt. Von dem Reingewinn werden 50 000 m. an die Hauptrüdlage überwiesen, die sich damit auf 250 000 m. erhöht, während weitere 30 000 m. für Zinsen zurückgestellt werden. Der Rest wird auf neue Jahresrechmung vorgetragen. Mit Rüd ficht auf die gegenwärtige Lage hat die Gesellschafterversammlung beschlossen, die festgesetzte Frist für die Erhöhung des Stammkapitals um 2 auf 6 Millionen bis Ende Dezember 1933 zu verlängern.
Die Geschäftsbücher der Schultheiß- Paßenhofer A.-G. sind der Staatsanwaltschaft zur Verfügung gestellt worden.
Die 10 000. Lokomotive bei Schwarzkopff. Die Berliner Ma
schinenbau A.-G. vorm. L. Schwarzkopff in Berlin - Bilbau hat foeben ihre 10 000. Lokomotive eine Schnellzugmaschine für die Deutsche Reichsbahn Deutsche Reichsbahnfertiggestellt und zur Ablieferung gebracht.
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VERTRIEB: MELABAT ZIGARETTENHANDELSGESELLSCHAFT M.B.H ZWEIGNIEDERLASSUNG BERLIN C2 NEUE PROMENADE 6 TEL: 02 WEIDENDAMM 2409
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