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Tardy:

Klippen im Verjährungsrecht

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Da mar z. B. die Frau Schuster, die Frau Cramer feit über 3 Jahren rund 100 M. schuldete. Das mar eine sehr feine Dame, die sich immer bitter über die vier Treppen beklagte, die sie zu Frau Cramer hinaufsteigen mußte. Und auch sonst hatte sie viel und viel zu beanstanden. Aber sie tonnte fich das alles leisten, meil sie einen sehr großen Bedarf hatte und alle Augenblicke mit neuen Arbeitsaufträgen tam. Weil sie mußte, was für eine gute Kundin fie mar, so war sie höchft befremdet, wenn Frau Cramer einmal zu mahnen wagte... ,, Sie wissen doch, wer ich bin; für das bißchen Geld werd' ich Ihnen doch wohl sicher sein. Und wenn Sie mir nicht trauen, dann geh' ich eben woanders hin. Was sollte Frau Cramer tun? Sie entschuldigte sich, lieferte weiter auf Pump und mar froh, wenn ab und zu eine ältere Rechnung beglichen wurde. Nun aber, da fie mit dem Arbeiten aufhören wollte, brauchte fie nicht mehr diese Rücksicht auf die wohlhabende Kundin zu nehmen; da würde sie mit einem Male den ganzen Betrag einfordern, und ebenso würde sie es bei den andern Kundinnen machen, die zum Teil auch solche langjährigen Konten hatten.

Frau Cramer ist Schneiderin und übt ihren Beruf schon seit| jetzt friegen fönnte, das brächte schon ein ganz hübsches Sümmchen. über 20 Jahren aus. Früher stand sie sich dabei ganz gut; menn Mindestens 1000 Mart sind da noch herauszuholen; dann brauchte fie gehörig zu tun hatte, dann blieb ihr soviel übrig, daß sie sich Frau Cramer wenigstens nicht mit ganz leeren Händen in die er­und ihre beiden Mädels ganz ordentlich durchbringen fonnte. Aber zwungene Arbeitslosigkeit einzutreten. jetzt waren die Mädels schon erwachsen; beide arbeiteten schon selber. Die eine mar Buchhalterin in einem Engrosgeschäft, und die zweite, die das Nähtalent von Muttern geerbt hatte, war Hilfsdirettrice in einem mittleren Modesalon. Sie maren ja nicht gerade unter die Großverdiener zu rechnen; aber immerhin hatte es bis jetzt sehr schön gereicht, wo sie alle drei etwas in den gemeinsamen Topf tun fie fonnten. Nun aber Frau Cramer schüttelte mit dem Kopfe, als ob sie eine lästige Fliege vertreiben wollte- nun aber sollte alles anders werden. Denn eine der drei Frauen versagte in diesem Arbeitstreise, und das war Frau Cramer selber. Es hat ja lange gedauert, bis fie sich eingestanden hat, daß es so nicht mehr weitergehen fonnte, daß weder die Augen noch die Füße weiter mitmachen wollten. Allmählich ist es so über fie gefomunen; Tag für Tag fast in den letzten Jahren wurden die Augen schwächer, mußte sie den Kopf tiefer über die Näherei fenfen, wenn sie überhaupt etwas sehen wollte. Und dann fingen die Beine an; sie streiften einfach und lichen es die Maschine entgelten, die sie gezwungen hatte, viele, viele Jahre immer zu treten, zu treten im gleichen Tempo auf die gleiche harte Unterlage immer auf demselben fleinen Fled. Jetzt wollten die Beine nun nicht mehr ihren Dienst tun; sie sehnten sich nach Ruhe, nach langsamem, gemächlichem Schlendern auf weichem, nach giebigem Boden. Obendrein fingen diese rebellischen Beine so an zu schmerzen, daß Frau Cramer immer häufiger mitten im Stich mit ihrer Arbeit aufhören mußte, meil die Beine eben einfach nicht mehr wollten. Aber was noch viel schlimmer mar, jezt fingen auch die Stiche an, unathurat und schief zu merden. Da half mun kein Bersteckspiel mehr; da mertte die Cramer, daß es Zeit war, auf­zuhören mit der Näherei, an der sie weiß Gott   doch irgendwie auch gehangen hatte. Doch darüber wird sie schon hinwegkommen; schließ lich wird sie ja auch nicht gleich mußig fizen, sondern andere Arbeit finden. Im Haushalt wartet genug auf sie, was die ganze Zeit über hatte vernachlässigt werden müssen.

Also darüber machte sie sich feine Sorge. Nur daß sie nun nicht mehr beitragen follte für ihr Leben zu dritt, das wollte der Frau nicht in den Kopf, die von Jugend auf gewöhnt war, die Familie mit zu ernähren. Eie grübelte hin und her; hatte sie denn gor nichts beizufteuern für die Zukunft? Natürlich, Bermögen hatte fie nicht zurüdlegen fönnen. Wenn sie auch von früh bis in die Nacht gemerkt hat, so hat's doch nie zum Sparen gelangt; froh mar fie und zufrieden, daß sie trotz der langen Krankheit und des frühen Todes ihres Mannes sich und die Kinder so anständig hatte durch bringen können.

Da tommt ihr auf einmal ein Gedante. Schmerfällig erhebt fie sich von ihrem gewohnten Platz an der Maschine und nimmt ihr Buch herunter, in das sie die Bestellungen und die Zahlungen ein zutragen pflegt. Die Tochter, die Buchhalterin ist, hat schon manchen Mit über Mutters Hauptbuch" gemacht, das ja min nicht gerade nach strengen buchtechnischen Borschriften geführt ist; aber ihr hat's immer gelangt, und heute abend wird sie den Mädels fchon zeigen, mie viel man doch aus dem alten, Hauptbuch" herauslesen tam. Und nun beginnt das große Nachschlagen. Da find ja wirklich eine ganze Menge Posten, die noch offenstehen. Wenn sie das Geld dafür

Erna Büsing:

Freudestrahlend empfing Frau Cramer mit diesem Plan am Abend ihre Mädels". Na, Mutti, daß du dich nur nicht zu früh freuft; denn wenn deine Damen vielleicht auch zahlen können, so ist es doch noch sehr die Frage, ob sie auch zahlen wollen, meil| ficher Verschiedenes doch schon verjährt ist," meinte die eine Tochter. ,, Na, das wär' ja noch schöner", wandte Frau Cramer ein ,,, verjährt, mo ich doch die Kundinnen immer regelmäßig gemahnt hab'!" Leider aber hat sich bald herausgestellt, daß die Töchter mit ihren Zweifeln recht hatten. Die Forderungen der Frau Cramer an ihre Kundinnen sind handwerkliche Forderungen. Diese ver­jähren nach den Bestimmungen des Bürgerlichen Gejezbuches nach jähren nach den Bestimmungen des Bürgerlichen Gesetzbuches   nach zwei Jahren; d. h. nach Ablauf dieser Zeit hat der Schuldner das Recht, die Zahlung zu verweigern. Die Verjährungsfrist mird auch nicht etwa dadurch unterbrochen, daß während der zwei Jahre Rech nungen ausgeschickt werden, mas im übrigen von sehr vielen Liefe ranten zu ihrem Schaden angenommen wird; fondern laut positiver gesetzlicher Regelung wird die Verjährung nur unterbrochen, wenn ein gerichtlicher Zahlungsbefehl zugeschidt mird, oder menn die Forderung eingeflagt, im Konturs angemeldet oder in einem bereits fchmebenden Brozeß zur Aufrechnung gebracht wird, aber schließlich, wenn gegen den Schuldner die 3mangsvollstredung eingeleitet wird. Da die einfache Mahnung also nicht zu den Unterbrechungsgründen gehört, so müßt es dem Gläubiger nichts, wenn er auch noch so viel und noch so energisch mahnt. Trotz der Mahnungen läuft die Ber­jährungsfrist mainter weiter, und es tann vorkommen, daß der Gläubiger, der zwei Jahre lang unermüdlich Rechnungen geschiedt hat, mit langer Rafe abziehen muß, weil die Forderung eben do verjährt ist. Ebenso wie die Ansprüche der Handmerter verjähren innerhalb von zwei Jahren auch die Ansprüche der Raufleute, der Fabrikanten für Warenlieferung; und ebenso ist es mit den For berungen der Lohntutscher, Boten usw. megen des Fahrgelds und Botenlohns und mit den Ansprüchen der Arbeiter und Angestellten auf Lohn- und Gehaltszahlung. Auf der andern Seite verjähren auch die Forderungen der Aerzte Anwälte Hebammen ufi, während des gleichen Zeitraums.

Federn und Kriechtierhäute

Ueber Nacht ist die Feder wieder in das Bereich der Damen­hutmode eingedrungen. Das soll eine schlaue und foufmännisch richtige Berechnung der in Frage tommenden Industrie fein. Sie faltulierte nämlich: Gegenwärtig merben Reuanschaffungen seltener als sonst gemacht. Da muß unbedingt ein Umschlag der Mode ein setzen, damit wenigstens die Kreise, die heute noch ,, repräsentieren müssen und die Damen, die unbedingt jede Modeneuheit mitmachen wollen, faufen."

Also, Federn wurden und Kriechtierhäute sind noch modern und da eine Sache, die zeitgemäß ist, schon dadurch ihren Fürsprecher hat, veranstaltet das Berliner Museum für Naturkunde   in der In­validenstraße unter dem Titel Bogelfeder und Kriechtierhaut in Gewerbe und Industrie" eine sehenswerte Ausstellung. Sie findet im Rahmen der mechselnden Sonderausstellungen statt, bei denen man sich immer ganz besondere Mühe gibt, anregend und auf­flärend zu wirken.

Man wird mit dem Bau der Bogelfeder vertraut gemacht und mit den Federarten, den Konturfedern( Schwung-, Schwanz, Steuerfedern), die in ihrer Anordnung auf der Haut sehr verschieden find und den Dunenfedern, die überall fißen und den Wärmeschutz besorgen. Wenn man das Wort Dunen   hört, denkt man sogleich an die Eiderentendaunen, melche die weichste und schönste Kissen füllung abgeben, die mir fennen. Freilich sind diese Daunen durch aus nicht für uns bestimmt, im Gegenteil, die fürsorgliche Eider entenmama rupft sie sich aus der Brust, um für ihren Nachwuchs eine meiche Polsterung zu haben. Aber die Menschen nehmen fie ihr aus dem Rest und bringen sie in den Handel. Die Eider­dunen sind meltbekannt, doch sind die Federn vom großen Säger ebenso wertvoll. Die Bettfedernindustrie vermertet in der Haupt­sache Hühner, Enten und Gänsefedern. China   und Ungarn   ver­fchicken diefe Rohfedern in Maffen. Sie fommen bei uns verflebt und unansehnlich an und machen erst einen guten Eindruck, wenn fie gereinigt find. Was ihre Füllkraft anbelangt, steht die Gänse feder vor der Enten und Hühnerfeder. Ein ziemlicher Unter­schied besteht zwischen der Rupf- und der Schleißfeder. Die größere Haltbarkeit muß der Rupffeder zugestanden werden. Die Gänse­dunen werden außerdem zu Puderquasten verwertet und wiederum andere Federsorten zu Staubwedein und Binseln( in Deutschland  nicht fehr gebräuchlich). Die Federfiele ergeben Zahnstocher, Mund­stüde für Zigarren und Zigarettenspizen, Angelposen und Binsel hälse. Ferner sei daran erinnert, daß die Einzelfeder von Adler, Buter, Gans und Rabe noch heute als Schreibmaterial benugt

wird.

und Großvater, die für gewöhnlich friedliche, schlecht angezogene Aderbauer oder Hirten find, feßen schleunigst den Kopfpub auf, menn die fleinen Fordwagen Fremde ins Indianergebiet bringen. Um Feder zu gewinnen, werden die Tiere entweder gezüchtet oder gejagt. Ohne jedes Berantwortungsgefühl wurde einst der Bogelmord betrieben, um die Launen der Modedamen zu befrie­| digen. Roch jetzt werden in chinesischen Läden die wunderbaren

Baradiesvögel aufgereiht, als ob der Mensch das Recht hätte, die fostbarsten Geschenke der Natur mißachtend zu vergeuben. Bo England etwas zu sagen hat, wird der Paradiesvogel energisch geschützt und es stehen auf Fang, Abschuß oder Einfuhr hohe Strafen, die einfach mit dem Objekt in gar feinen Einflang zu bringen sind. Und der Engländer droht nicht nur mit Strafen, er verhängt sie auch.

Ebenso genießen gegenwärtig die Reiher  , die früher ob ihres Federschmuck's erbarmungslos gemordet wurden, vielerorts erhöhten Schuh. Selbst in Merito ist das jetzt der Fall und die Reiher federn werden, namentlich zur Zeit der Mauser, täglich zweimal unter den Reiherkolonien gesammelt. Dieses Recht auf Federsuche wird verpachtet.

Die zur Zeit in Deutschiand verwerteten Rohbälge stammen aus der Borkriegszeit. Der andere Federschmuck aber stammt vom Nutz­geflügel. Dr. Eisentraut hat dieserhalb viele Untersuchungen ange stellt und auch mehrere Firmen bewogen, die Museumsausstellung 3u vervollständigen und durch freiwillige Preisgabe ihrer Firmen­geheimnisse Beruhigung in weite Kreise zu tragen. Daß Strauße in marmen Gegenden auf Farmen gezüchtet werden, ist allgemein befannt, ebenso wie mohl balb jeder weiß, daß man die prächtigen Federn dieses( flugunfähigen) Bogels bleicht, färbt, fräufelt und flechtet. Jedoch daß erotisch anmutende, rosa geträufelte Federn ausgerechnet von der pommerschen Gans stammen, das ist nicht allgemein bekannt. Und der deutsche Haushahn, der da treu und brav trähte auf dem Mist, aus dessen Federn werden ein lila gefärbtes Schneehuhn, ein giftgrünes Federgestec oder eine perlenbelegte, orangefarbene Federkrause. Man übertrifft an Farben­reichtum tatsächlich die Tropen und ohne Mord um der Mode willen schafft man Wunderdinge aus vorhandenem Material. Die Ver­mendung von Wasservogelfellen, man gebrauchte früher hauptsächlich Mömen und Taucher, ist nicht wieder Mode geworden.

Bon den Kriechtieren ist neben den Riesenschlangen noch immer das Krokodil modern. Obwohl alle Krokodiltaschen, die in Berlin  fposierengetragen werden, auf Alligatorfarmen gewonnen wurden. Die Chamaleontaschen hingegen, die gerade jest Mode werden, lieferte der Leguen, der leider durch das erhöhte Interesse an feiner Haut in feinem Bestande bereits zurüdgeht.

Auf der Insel Santa Cruz bedient man fich des Federgeldes, weshalb die glüdlichen Menschen bort somohl gegen Banttrachs wie gegen eine Inflation gefelt find. Beim Schmudbedürfnis der fogenannten wilden Böller spielt allgemein die Feder eine bedeu­tende Rolle, wenn auch der Federkopfpuz der Indianer am be= tanntesten ist. Die meisten Indianer leben heute in Amerifa in einer Art Naturschutzgebiet, deren größte Sehenswürdigkeit sie selbst find. Sie find von Ropf zu Fuß auf Birtung eingestellt und Bater| Eritidung.

Regenwurm und Tageslicht. Der Regenwurm wird nach ein­gehenden Verfuchen von Prof. Dr. Merfer- Gießen durch längere Einwirkung des Tageslichts getötet. Die Würmer werden selbst bei bedecktem Himmel nach zmei bis drei Stunden gelähmt und sterben bei längerer Dauer der Belichtung. Der Tod erfolgt infolge von

Arnold Köllner: Das Polarlicht

Ein Naturphänomen im Film

Jegt beginnt wieder die Zeit, in der sich hoch oben, im äußersten Norden Europas  , die Polarnacht über die in Eis und Schnee er­starrte Erde fenft und die Sonne für lange Wochen unsichtbar bleibt. Aber diese fast ununterbrochene Nacht versinkt nicht dauernd in tiej­fter Finsternis. Unter dem wie mit glitzernden Perlen bestidten fchmarzen Mantel des Himmelsgewölbes leuchtet es beinahe all­nächtlich geheimnisvoll auf. Bündel von Strahlen schießen plötzlich über das Firmament; wehende lichte Schleier breiten sich aus, manchmal mie von unsichtbaren Händen zu Draperien, zu leuchten­den Bändern und Lichtbündeln gerafft und gelegentlich sogar zu strahlender Krone geformt, die in vielfarbiger Pracht und Herrlich teit ihr Licht über die lautlose Polarnacht ergießt.

Kein Mensch, der dieses Naturwunder zum erstenmal ansichtig wird, vermag sich seinem Zauber zu entziehen. Es ist das Nord­licht, das in gewaltigen Höhen, in etwa 100 Kilometer über der Erde aufleuchtet und die arktische Finsternis mit einer Helle durch­bringt, die oft der des Mondlichtes im ersten Biertel des Trabanten nicht nachsteht. Seit der Mensch in der Neuzeit auch in die Ant­arttis vorgedrungen ist, weiß man, daß sich die füdliche Polarregion des gleichen winterfichen Phänomens erfreut, des Südlichts, das in der Mannigfaltigkeit seiner Formen völlig dem Nordlicht gleicht, so daß man erafter die beiden Erscheinungen unter dem Begriff des Polarlichts zusammengefaßt hat.

Der wissenschaftlichen Forschung gibt das Polarlicht heute, nach­dem im vergangenen halben Jahrhundert fast alle seine Rätsel ent­schleiert worden sind, feine Probleme mehr auf. Jetzt hat Privat­dozent Dr. E. Brüde vom AEG.- Forschungsinstitut das Nordlicht fogar verfilmt und diesen höchst fesselnden und lehrreichen Film im Haus der Technik   in Berlin   mit einem einleitenden Bortrag vor­geführt. An seiner Herstellung hat auch der normegische Polarlicht­forscher Prof. Störmer- Oslo   mitgewirkt, dem gemeinsam mit seinen Landsleuten Birkeland und Vegard das Hauptverdienst darin zu­fommt, wenn während der letzten 30 Jahre in systematischer Arbeit Natur, Häufigkeit und Erscheinungsformen des Polarlichts theore fisch, visuell und experimentell ergründet worden sind, so daß man, wie es Birkeland getan hat, jegt im Experimentiersaal das Polar­licht völlig naturgetreu nachahmen kann. Denn dieses ist elektrischer Natur; es wird hervorgerufen durch die Elektronen, die die Sonne ausstrahlt und nach allen Richtungen in den Raum entsendet. Die dabei in das magnetische Kraftfeld der Erde gelangenden und von diesem eingefangenen Elektronen werden in verwickelten Bahnen nach den beiden magnetischen Polen   der Erde abgebogen, mobei sie beim Eindringen in die höchsten, sehr dünnen atmosphärischen Schichten diese zum Leuchten bringen, vor allem den in der Luft enthaltenen Stidstoff, mas aus dem Spektrum des Polarlichts, das als Linienspektrum von leuchtenden Gajen herrühren muß, flar her­vorgeht.

Wie der Erdmagnetismus, meisen auch die Bolarlichter Perioden auf, deren bekannteste die genau mit den Sonnenfleckenperioden übereinstimmende etwa elfjährige Periode ist. Wie beim Durch gang besonders großer Fleckentruppen durch den Zentralmeridian der Sonne auf der Erde heftige magnetische Störungen, sogenannte magnetische Gemitter, auftreten, so zeigen sich gleichzeitig auch be­fonders zahlreiche und intensive Polarlichter, die dann gelegentlich fogar bis in niedrige Breiten sichtbar werden, in denen denn auch durchschnittlich nur einmal in 11 Jahren ein Polarlicht beobachtet wird. Der äußerste Norden Deutschlands   hat etwa zweimal im Jahr ein Nordlicht; in Oslo   dagegen gibt es ihrer jchon 30 jährlich, und in Tromsö  , wo sich das norwegische Nordlicht- Observatorium befindet, fönnen alljährlich etwa 200 Polarlichter beobachtet werden. In dieser Zone, in rund 70 Grad nördlicher Breite, ist das Mari­mum der Erscheinungen erreicht, die weiter nach Norden mit der Entfernung vom magnetischen Bol wieder abnehmen; denn Stör mer hat nachgewiesen, daß die Elektronenbahnen im Durchstoßpunkt der Achse des Erdmagneten zusammenlaufen. Um diese beiden Bunkie im Norden und Süden der Erdkugel beschreiben die Häufig­feitszonen der Polarlichter rings um den Planeten sich erstreckende Kreife. Das Nordlicht, das nach Wagners Regie- Anweisung am Schluß der Götterdämmerung  " mit rötlicher Glut am Himmel auf­leuchtet, dem Mannen und Frauen in sprachloser Erschütterung zu­schauen, ist zwar physikalisch nicht zu begründen, aber die er­greifendste Berherrlichung, die das Polarlicht in der Kunst aller Bölfer erlebt hat.

Alraune, die uralle Zauberwurzel

Das Wort Alraune", aus dem Gotischen stammend, bedeutet Geheimnis"; auch im Althochdeutschen heißt Geheimnis ,, alruna". Man vermag heute nicht mehr zu erkennen, warum die Völker dem Wurzelstock einer bestimmten Pflanze, der Mandragora officinalis, diesen eigentümlichen, die Phantasie feit alten Tagen erregenden Namen gegeben haben. Sicher ist, daß das fleine, gewöhnlich durch einige Schnignachhilfen ins Grotesk- Menschliche gesteigerte Wurzel­männchen Alraune schon im Altertum den Mittelpunkt für vicie Sagen und Gebräuche abgegeben hat; nicht weniger sicher, daß dem noch heute so ist. Die Alraunwurzel ist ein gutartiger Kobold, der allerhand böse Geister zu bannen vermag. Er bannt Krankheiten und spielt bei Beschwörungen seine Rolle. Das Bieh beschirmt er gegen Heren. Die Ernie nimmt er gegen die Wünsche und die schwarze Kunst der Dunkelmänner in Schuß. Den Kreißenden hilft er und bewirkt leichte Geburten. Reichtum und Wohlstand vermag er zu schaffen; zur Verdoppelung des Geldes wurde er im Mittelalter in fast allen Häusern gehalten. Es wird schwer zu erklären sein, wie die Alraunwurzel zu diesem großen und feltsamen Ruf gekommen ist. Der Wurzelstock der genannten Pflanze Mandragora ist der Volks­medizin wohlbekannt, diesem großen, der Gelehrtenwelt am lichten Tage geheimnisvollen Gebiet. Mandragora mird noch heute, na­mentlich von den Chinesen, als Heilmittel verwendet und in pul­verifiertem Zustande für pharmazeutische Zwecke benutzt. Was an wirtlicher Heilkraft in der Wurzel stedt, meiß die Wissenschaft nicht. Wahrscheinlich ist das große und langlebige Geheimnis der Alraun­wurzel auf ihre oft menschenähnliche Gestalt zurückzuführen. L. B.

Die Zahl der Farbenblinden ist größer, als man glauben sollte. Bei den Männern überwiegt die Rot- Grün- Blindheit, wobei afie Farben von Rot bis zum Grün gelb gesehen werden. Sie ist erb­lich und findet sich bei 4 bis 5 Broz. sämtlicher männlichen Berfonen, mährend die Frauen nicht so sehr davon betroffen werden. Bei ihnen finden fich 2 bis 3 Broz Forbenblinde. Die Farbenblindheit, die man erst seit dem Jahre 1794 fennt, ist entweder erworben oder angeboren; erworben, menn die Augen im Laufe der Zeit schlechter werden, meist aber angeboren. Sie vererbt sich durch Generationen, wobei es häufig vorkommt, daß die Tochter eines farbenblinden Baters diese Krankheit ihren Kindern vererbt, ohne selbst farbenblind zu sein. In Deutschland   gibt es ungefähr 2560.000 Farbenblinde. Berantwortlich für Bolitik: Bieter Schiff: Wirtschaft:. Klingelhöfee: Gewerkschaftsbewegung: 3. Eteiner; Feuilleion: Dr. John Schilowski; Lofales und Sonstiges: Frik Raritäbt; Anzeigen: Th. Glade; fämtlich in Berlin  . Berlag: Vorwärts- Berlag G. m. b. S., Berlin  . Druck: Vorwärts- Buchbruderei und Verlagsanstalt Taul Singer 1. Co., Berlin   S. 66, Sindenfitate& Siens 3 Beilagen,