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Etudenienkrawall in Halle. Teutonische Zünglmge verhindern Professor und Rektor am Sprechen. Halle. 3. Novemder.(Eigenbericht.) Die Universität Halle war am Dienstag in den Abend- stunden der Schauplatz wüste st er Studentenrüpeleien, wie sie bisher in der Geschichte der Unwcrsitätsskandolc wohl einzig dastehen dürsten. Unter Führung der Deutschen Studentenschaft   drangen die reaktionären Korporationen geschlossen in die Universität ein, um den Rücktritt des Theologieprofessors Dehn zu erzwingen. Nach vorheriger Verabredung ließ man Professor Dehn in Begleitung des Rektors, Professor Dr. Aubm, unbehelligt in den Hörsaal gelangen, der schon lange vorher von Nazi-Studenten belegt" war. Kaum waren die Türen geschlossen, als draußen wie drinnen ein wüster Lärm begann. Der erste Vorsitzende der Deutschen Studenteirschast, Börner, munterte die ohnehin sich wie wild gebärdenden Studenten zu wetteren.Heldentaten" auf. Fast eine Stunde lang hallte die Universität von den SchreienDehn raus, schmeißt ihn raus!" wider. Der Rektor erklärte, man möge ihn nicht zu Maßnahmen zwingen, die er selbst bedauern müsse. Die auf dem Flur stehenden Studenten drangen in diesem Augenblick unter dem RufDehn raus!" in den Hörsaal«in. Unter ungeheurem Tumult erschien nunmehr Polizei im Universitätsgebäude. Neben dem Pult Dehns nahmen ein Hauptmann und sechs Beamte Auf' stellung. Der Rektor sicherte Zurückziehung der Polizei aus dem Hörsaal zu, wenn Dehn in Ruhe gehört werde. Der Tumult ver­stärkte sich jedoch derart, daß Dehn während der letzten Minuten des Kollegs schweigen muhte. Der Rektor erklärte die Vorlesung für beendet und fordert« die Studenten aus. den Hörsaal zu räumen. Siurm in Braunschweig  . Der Nazi-Konrektor Klogges muß sich verantworten. Vratrnschweig, 3. November. Der Landtag setzte heut« die Besprechung der sozialdemo- kritischen Großen Anfrage über unterschiedliche Behandlung bei der Genehmigung öffentlicher Umzüge fort. Die Linksstaktionen, die gestern den Saal verlassen hatten, waren wieder erschienen. Die Debatte wurde von beiden Seiten mit erheblicher Schärfe geführt. Der Nationalsozialist B e r t ria m wandte sich gegen die gestrigen Ausführungen de» sozialdemokratischen Redners, und es kam wieder zu erregten Szenen. Noch lebhafter wurde es, als der Sozialdemo- trat Thielemann sprach. Er führte das Wort des Ministers Klagges vommarxistischen Mob' an und bezeichnete die Berufung des Minister» als Futtertrippenwirtschaft. Der Natio­nalsozialist Schmidt, der den Redner aus einen Zuruf hin einen elenden Verleumder nannte, wurde von der Sitzung ausge- schlössen. Zu den Vorgängen am SA.-Tage übergehend, sagte der Abg. Thielemann u. a.. ihm läge» 1S0 Adressen von Miß­handelten vor, die keiner Partei angehörten. Man hätte wiederholt Kundgebungen republikanischer Organisationen verboten und die nationalsozialistischen gestattet. Es könnten Beweise über Beweise dafür erbracht werden, wer für die Ueberfäll« während der SA.-Tage verantwortlich sei. Zum Schluß brachte der Abgeordnete folgende Antrage seiner Frawon ebu 7" Der Landtag mißbilligt die unterschiedlich« Handhabung des Urnzugsverbote«. Der Landtag wolle beschließen: Minister Klagges besitzt nicht das Vertrauen des Landtages. Der kommunistisch« Redner forderte für die durch die Zwischenfälle in den Tagen des SA.-Austnarsches vorgekommenen Sachbeschädigungen Ersatz und für die Familien der beiden Todes- opfer«ine Monatsrente von 200 Mark, ferner volle Freiheit für alle Kundgebungen. Abg. Dr. von Frankenderg(Sozialdemokrat zählt« eilte Reihe von Dorfällen auf. die zeigen, daß die Nationalsozialisten die Schuld an den Zwischenfällen tragen. Da während der Red« des Abgeordneten die Tribüne in die Verhandlung eingriff, wies der Razi-Präsident wiederholt einzelne Personen von der Tribüne. Schließlich nahm Klagges das Wort und führte aus, er habe als Minister nicht die ein« oder die ander« Partei zu rechtsertigen. Man habe versucht, ihn persönlich anzugreifen und habe sein« Rede- wcndung vom marxistischen   Mob kritisiert. Er habe gesagt, daß das entschlossene Auftreten der SA. es vermocht habe, den m a r x i st i- schen Mob in seinem Schlupfwinkel zurückzuhalten. Von diesen Worten rücke er nicht ab. Klagges betonte nochmals, daß er kein« Derfügung erlasien habe, wonach von ihm jeder marxistische Aufmarsch grundsätzlich verboten sei. Was das- von den Sozial- demokraten beigebracht« Deschuldigungsmoterial angehe, so fehle ihm die Glaubwürdigkeit, was schon daraus hervorgehe, daß wie Dr. von Frankenberg zugestanden habe juristische Funktionäre der Sozialdemokratie die vorgetragenen Aussagen abgefaßt hätten. Als Klagges zum Schluß erklärte, daß er nach Herkunft und Er- ziehung dem Handarbettenden Volk« viel näher stehe als der Abg. von Frankenberg   und daß in seiner Familie in dieser Beziehung mehr gearbeitet worden sei als in der Familie des Vorredners. wollt« der Abg. Dr. von Frankenberg mit geballten Fäusten auf den Minister losgehen, wurde aber von seinen Parteigenossen zu- rückgehalten. Der Präsident schloß ihn von der Sitzung aus. Hierauf wurde die Beratung auf einige Stunden unterbrochen. Konzessionen für Milchhändler. Zum Zntrasttretea des Reichsmilchgesehes. Der preußisch« Minister für Londwirtschost Hot die Regierungs- Präsidenten darauf hütgewiesen, daß vom 1. Januar 1932 an mit dem Inkrafttreten des Reich-milchgesetz-s höhere An- forderungen bei der Ertellung der Erlaubnis zur gewerbsmäßigen Abgabe von Milch gestellt werden. Die Regierungspräsidenten werden auf die Milchhandelserlaubnisstellen einwirken, daß diese die Antragsteller, die sich noch vor dem 1. Januar um die Erteilung einer Milchhandelserlaubnis bemühen, auf die sich gegebenenfalls ergebenden Konsequenzen aufmerksam machen. Nach dem neuen Gesetz unterliegt jeder, der gewerbs- mäßig Milch an andere abgibt, einer besonderen Erlaubnis. Dies« wird u. a. von dem Nachweis einer bestimmten Mindestmenge abhängig gemacht werden. Lediglich diejenigen Unternchmer. die ihr Unternehmen bereits vor dem 8. August 1930 betrieben haben, sind von dem Nachweis befreit, eine bestimmte Mindestmenge in Verkehr bringen zu können, während sie im übrigen allen anderen Konzessionierungsvorschriften ebenso unterliegen, wie diejenigen Unternehmer, die m der vom 8. August 1930 bis zum 1, Januar 1933 ihren Betrieb«öffnet haben. y
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Ein anfiänötger Automobilist nimmt die Menschen, die er überfährt, mit." Internationale Solidarität! Entschließung der SAL. zur Krise der Weltwirtschast.
Die von dem Büra der Internationale während der Pariser Tagung angenommene Ent-schliehung über die Weltwirtschaftskrise hat folgenden Wortlaut: Die Wirtschaftskrise nimmt an Ausdehnung und Schärf« zu. Ueberall wächst die Zahl der Arbeitslosen: die Zlrbeiterlöhtte und das Lebensniveau der Bauern sinken: überall wird der Umsatz geringer, überall häufen sich Vorröte an. Die solidesten Währungen werden von der Spekulation besiegt: die ganze Welt ist der Unord- nung, dem Zerfall und dem Elend ausgeliefert. Die internationale Reaktion treibt die Unvorsichtigkeit soweit, daß sie den Zusammenbruch der Weltwirtschast der Aktion der Arbeiterregierungen und»Parteien zuschreibt. Der Sozialismus er- klärt die Krise als eine endgültige Verurteilung, dt« der Kapitalis- mus gegen sich selbst ausspricht.Eine Gesellschaft, dt- den stotida- lösen Gegensatz zwischen Ueberproduktion   wid Verschwendung einer- seit», Mangel und Hunger andererseits offen zutage treten läßt, die sich für unfähig bekennt, ihren Mitgliedern Arbeit und Unterhalt zu sichern, der e» nicht gelingt, das Gleichgewicht Mischen dem Ertrag des Produktiansapparates, der Aufnahmefähigkeit und den verfügbaren Arbeitskräften aufrechtzuerhalten, legt gegen ihre eigenen Grundsätze ein vernichten d<s Zeugnis ab. Wir haben den Ruin des Kapitalismus nicht vorauszusagen noch in der Zukunft festzulegen. Die Vor- nichtung eines sozialen Regime» ist kein materieller Ruin. Der Kapitalismus hat sich schon selbst zerstört, als er seine Unfähigkeit bewiesen hat, seinen vitalen Verpflichtungen nachzukommen, als« gezwungen worden ist, sein« eigenen Gesetze zu verleugnen, und als er in seinem Glauben an sich selbst erschüttert worden ist. Der Zusammenbruch des Kapitalismus ist offensichtlich: vergebens be­müht sich der Kapitalismus, ihn zu verhüllen, indem er in allen Ländern die Einheitsfront der reaktionären Kräfte gegen die Arbeiterbewegung organisiert oder zu organisieren versucht. Unfähig, die Probleme zu lösen, die er selbst aufgeworfen hat, unfähig, den leidenden Massen auch nur ein« Hoffnung von Er- leichterung zu verschaffen, könnte der Kapitalismus nur teilweise und provisorische Maßnahmen auf dem schon lange von dem Sozialismus vorgezeichneten Wege suchen. Die Regierungen be- schreiten zögernd und gegen ihren Willen diesen Weg. Alleio eine Aktion internationaler Hilfe und Solidarität könnte die allgemein« NotingewissemMaße lindern. Die Wirkungen der Wirtschaftskrise find seit einigen Monaten durch die Währungs- und Kredittrise vermehrt worden. Rur  «iye internationale Verständigung kann die Devisenspekulation verbieten und unterdrücken. Rur   ein« international« Organisation kann es er- möglichen, endgültig die Währungen zu stablltsieren. die kurzfristigen Kredite zu konsolidieren, dos Mißverhältnis zwischen den Diskont- sätzen zu verringern, die Schwierigkeiten zu beheben, die sich aus dem Mangel oder der schlechten Verteilung de» Goldes ergeben, und die Prüfung des Schulden- und Reparattonsproblems wiederaufzu. nehmen, desien gegenwärtiger Stand die solang« zwischen den Ratio- nen erörterten Lösungen praktisch undurchführbar macht. Was die Krise der Ueberproduktion anbetrijst, so ist«s zugleich absurd und trügerisch, das Hellmittel in einer Ver- ringerung des Ertrages des Produkttonsapparates zu suchen. Di« einzig vernünftige und wirksame Anstrengung muß- darauf gerichtet sein, den Verbrauch und den Warenaustausch anzuspornen. Er- höhung der Kaufkraft, rationell- Verteilung de» Kredit» an die Rationen, deren Lebensniveau herabgedrückt ist. Herabsetzung der Zollschranken sind die wesentlichen Bedingungen für eine Milderung der Krise. Sie haben notwendigerweise die Aufrechterhaltung der Löhne, die Kürzung der, Arbeltszeit, die Ausführung großer inter  - nationaler Arbeiten, den Auebau mtdchi« Vereinheitlichung der Ar- beitergesetzgebung und die Erhöhung des«rbeitenoohlstaitd zur Folg«. Alle Zdlfiotten müssen bei dieser Aufgabe solidarisch sei«. die für sie«in« gemeinsam« Pflicht darstellt. Aber die schwerste Ver. pflichtung und Verantwortung ruht auf den Nationen, denen die politische und finanzielle Lage erlaubt, die umfangreichst« Hilf« bei- zusteuern.
Es war die Pflicht der Internationale, dieses Programm in großen Zügen aufzustellen. Aber die Erfahrungen der Bergangen- heit erlauben es nicht, große Hoffnungen aus die kapitaltsttschen Regierungen zu setzen, denen die Ausführung diese» Programms zufallen würde. Schon der Wiener Kongreß   hatte ernst« Warnungen ausgesprochen. Wenn sie befolgt worden wären, wenn Deutschland  die notwendige Hilfe ohne Aufschub und ohne Bedingungen geleistet worden wäre, wäre die Wirtschaftskrise abgeschwächt und die Währungskrise verhindert worden. Angesichts einer verschärften Lage, die tatkräftigere und ausgedehntere Maßnahmen verlangen würde muß man befürchten, daß die Regierungen dieselbe Ohn- macht zeigen. Es fehlt chnen an Mut und Wettbltck. Was die Führer de» Jndustriskapttalismus anbetrifft versucht ihr sinnloser Egoismus Hallmittel, die das Uebel nur verschlimmern können,, wie z. B. die Senkung der Löhne, die Beschränkung der Arbeiterrechte. die Vernichtung der Sozialgesetze. Als Opfer der Krise, als Opfer der Maßnahmen, mit denen das Unternehmertum die Krise zu beseitigen sucht, als Opfer der Blindheit der Regierungen müssen die Arbeiter an den Tag denken, an dem sie nur auf sich selbst, aus ihre eigene Kraft zu zählen haben. Di« Internationale ruft sie zur Aktion aus. Die Formen dieser Aktion sind und können nicht einheitlich sein. Sie sind verschieden je nach den Nationen, den Umständen und den politischen Bedingungen, gemäß der Natur der Widerstände. auf die die Forderungen des Proletariats stoßen. Aber die Aktion muß in ihrem Geist und ihren Zielen einheitlich bleiben. Die solidarische Anstrengung, die der Kapitalismus zu feinem eigenen Heil« nicht liefern kann, wird die Arbeiterklasse zu ihrer Verteidigung und Befreiung vollbringen.
(Sprecherwahl im Llnterhaus. Aufschub der Regierungsumbildung. tondon. s. November.(Eigenbericht.) Das neue Parlament trat am Dienstgg zu einer rein formalen ersten Sitzung zusammen, in der die malerische aber politisch un- wichtig« Zeremonie der Wohl des Sprechers vollzogen wurde. Auf der Oppositionsseite waren viele Bänke leer, während auf der Negierungsseite längst nicht alle Mitglieder einen Sitz finden konnten und mancher Abgeordnet« sich auf dem Schoß eine« Kollegen niederlassen muhte. Als Macdonald eintrat, brachte ihm die Mehrheit stürmische Ovationen dar. Eine Ministerlrste liegt noch nicht vor. Wahrscheinlich wird die Kabinettsbildung erst in einigen Tagen, nach der Rückkehr Mac- donaids aus Schottland  , bekanntgegeben. Als Schatzkanzler werden neuerdings MacKenna und der LBerale R u n c i m a n genannt. Der künftige Schatzkanzler wird nicht in der traditionellen Residenz. in Downingftreet 11. wohnen. Dieses Haus wird von Valdwin bezogen werden, der dos Schatzkanzleramt endgültig abgelehnt hat. Das bisherige Schatzamt und das Haus des Ministerpräsidenten find durch einen Gang miteinaider verbunden, worden, so daß Mac» donald nnd Valdwin jederzeit schnellstens zusammenkommen können. Die Labour Party   hat Lansbury   zu ihrem parlamen- tarischen Führer gewählt. Führer der Partei bleibt Arthur Henderfon. Aufmarsch der pilsudski-Gpihel. Belastungszeugen im Brest  -Prozeß. Warschau  , 3. November.  (Eigenbericht) 3» Prozeß gegen die Oppositionsführer werden jetzt ine au» allen Landestellen herbeigeholten Belastungszeugen vernommen, fast «»schließlich Polizeibeomte, dl« ihre Aussagen, wie sie selbst zu- geben, durch Z»flüsterungenergänzt" haben; bisher haben sie all« kläglich versagt. Ihr schwerster Vorwurf gegen die Aug«- klagte» ist. daß die Oppositionsführer die Pilfudskt-Regienrag in **->------e.. y. k y