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K.R.Neubert: Genefung

,, Ich will nicht mehr leben!" waren seine ersten Worte, als er| Tages brauchte. Er saß oft im Stuhl und fonnte durch das Fenster nach der Operation ermachte und an seinem Bein niederfah. Er in den Part sehen, der sich herbstlich zu verwandeln begann. Benn hatte nur noch ein Bein. Das andere hatten sie ihm abnehmen er so faß und mit seinen Gedanken beschäftigt war, hatte er mandh­müssen. Er war überfahren worden. mal eine besondere Art, den Menschen nachzusehen. Er studierte ihren Gang. Ihr Gang war die Sprache, in der er sich von ihnen angesprochen fühlte. Und als fönnte er manches nicht verstehen, schüttelte er hin und wieder traurig den Kopf...

,, Ich will nicht mehr leben!" schrie er und riß den Berband her

unter.

Fieber fiel über ihn.

Zulegt lag er ganz still da, wie im Sterben, wie zu schmach zum Sterben, ein erschöpfter, ausgeweinter, ausgezweifelter Mensch. Dann fiel er in tiefen, langen Schlaf, aber sein Herz schlug, und fein Atem wehte hauchstill den Arzt an, der sich oft über ihn neigte.

Er lebte! Er faum und faß stundenlang im Bett auf gerichtet und blidte auf die weiße Wand. Wenn man ihn fragte, blieb er die Antwort schuldig. Poft öffnete er nicht. Blumen fah er nicht. Manchmal spudte er verächtlich auf seinen Beinstumpf. der noch in einen Berband gehüllt war, und schlug feinen Kopf gegen die Bettfante, bis er bemußtlos zurüdfiel oder der Bärter hinzueilte. Es kam daß

An Frauen, die er geliebt hatt, suchte er sich zu erimern, indem er sich vorstellte, wie sie gingen. Nicht wie sie sprachen, lachten, füßten, wie sie gingen. Wie fie fchritten. Schwebten.

Und niemand ahnte, daß er eine junge Schwester liebte, die manchmal durch sein Zimmer ging. Ihr Gang erregte und beglüdte ihn, machte ihn elend und einsam und doch erwartete er ihn, wie

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andere auf die Post warteten, auf einen Brief von Haufe oder anf Befuch.

Aber leise, wie ein Lied in den Korridoren, verklang diese sett fame Liebe. Der Arzt sprach jetzt von der Prothese. Und eines Tags wurde sie ihm an den verheilten Beinstumpf angeschnallt. An diesen Beinstumpf, den er gehaßt, vor dem er sich geefelt hatte. Er stand auf und probierte. Er machte vorsichtige Schritte und blieb manchmal aufatmend stehen. Dann sah er sich um, als wollte er von den Gesichtern der Schwestern, der anderen Patienten lesen. Alle lächelten ihm zu. Er mußte Augenblide lang nicht, wie er sich) diesem aufmunternden Lächeln gegenüber verhalten sollte, vielleicht freuzte noch einmal, fern wie ein Schiff am Horizont, die Verzweif lung seiner ersten Nächte durch sein Gehirn, und er hätte in der nächsten Sekunde den Stod hinwerfen, mit dem künstlichen Bein aufstampfen und laut losschreien müssen: Ich will nicht mehr leben!", aber da lächelte er die anderen an, griff den Stock fester und humpelte vorwärts...

trog

és fom auch vor, boh er ben gangen Zag ruhig berbradle, unb C. Hepner: Tiere, die den Winter verfchlafen

die Schwester und der Arzt zu hoffen magten, der Kranke hätte sich endlich mit seinem Schidsal abgefunden. Aber dann zerriß plötzlich in der Nacht ein furchtbarer Schrei die Stille. In den anderen Zimmern erwachten die Patienten, Magenkrebstrante richteten fich stöhnend auf. Blinddarmoperierte begannen wieder zu wimmern, zitternde Hände griffen nach den Wassergläsern. Ein Mensch schrie.

,, Das ist der mit dem Bein!" flüsterten die anderen. Manche falteten die Hände. Manche zerbiffen Flüche zwischen den Lippen. Einige dachten auch: Wenn es nur ein Bein bei mir

wäre..."

Ich will nicht mehr leben!" schrie der Krüppel.

Dann gaben sie ihm eine Sprize, und die Krebstranten, die Blinddarmoperierten, die Sterbenden und die Genesenden lauschten noch eine Weile in die dunkle Stille und schliefen wieder ein. Die Schwestern gingen auf Zehenspizen über die Karribore und die Türen fielen leise, wie im Traum, ins Schloß.

Wenn er nach solcher Nacht ermachte, war sein Gesicht weiß mie das Kissen, auf dem sein blonder Kopf ruhte. Und er ließ alles mit sich geschehen, die Schwester tonnte ihn behandeln wie ein Kind, das ratlos vor zerbrochenem Spielzeug steht, er weinte nur stumm und fügfam. Er ließ fidh maschen, verbinden, ernähren. Aber immer die Blumen nicht, die für ihn abgegeben wurden, öffnete er die Briefe nicht, und seine Antworten maren gewöhnlich: Ja, Schwester!" oder ,, Nein, Schwester!"

leben!"

Man las es nur noch auf seinem Gesicht: Ich will nicht mehr Einmal nur noch machte er einen ernstlichen Versuch. Die Schwester fand ihn nachts vor seinem Bett am Boden, er mar hin­ausgeklettert, fonnte aber den Weg zum Fenster, aus dem er sich hatte stürzen wollen, nicht bewältigen. Es erfuhr weiter niemand danon, nur die Nachtmache murde in der nächsten Zeit für ihn ver­schärft, und später noch, als er das Krantenhaus längst nerlassen hatte, erinnerete er sich, wie sich in den Nächten ein Schatten über ihn beugte und im Halbdunkel vorüberhuschte: die nach ihm sehende Schwester. Wie eine Geistererscheinung.

Kürzlich begegnete ich in meinem Garten meinem Freund Igel mit dem ich im Sommer manchen Bissen geteilt und der mir dafür mein Rittergut" von Feldmäusen, Insekten und Würmern rein gehalten hat. Er nahm diesmal teine Notiz von mir, denn er war start beschäftigt. Eifrig trug er melles Laub in ein Loch unter dem Boden der Gartenlaube. Als ich nachschaute, sah ich, daß er sich da ein molliges, gemütliches Lager hergerichtet hatte. Der hat's gui", dachte ich neidisch. Jetzt wird er erst noch eine gehörige Mahlzeit halten, und dann wird er sich in seinem warmen Kämmerlein fest zusammenfugeln und den ganzen Winter verschlafen. Bei ihm gibt's feine Wohnungsnot, er braucht nicht für Nahrung und Heizung zu sorgen. Wedt ihn die Frühlingssonne, dann madelt er etwas abgemagert aus seinem Kämmerlein heraus, schaut sich blinzelnd um und sieht überall den Tisch wieder gedeckt. Mäuse, Fische, Kröten sind auch alle wieder da, und das schöne Leben kann wieder Kröten sind auch alle wieder da, und das schöne Leben lann wieder beginnen."

Nicht so anspruchslos ist der Hamster. Er hat sich gleich zwei 3immer hergerichtet, Schlafzimmer und Speisekammer, denn er denkt gar nicht daran, während seiner winterlichen Zurüdgezogenheit 3u faften, wie der Igel. Er hat den ganzen Sommer über Borräte gesammelt, und nun hat er's bequem. Wenn er gelegentlich aus feinem Winterschlaf aufmacht, braucht er faum die Füße zu heben, um sich vor die reiche Tafel zu setzen.

Ganz fest und ununterbrochen ist der Winterschlaf der Sänge tiere überhaupt nicht, nur das Murmeltier macht hier vielleicht eine Ausnahme. Diese Alpenbewohner, die etwas größer als unsere Kaninchen find, groben sich für den Winter eine besondere, weit abseits von der Sommerwohnung gelegene Höhle. Dort schmiegt sich im Winter die ganze Familie dicht aneinander, hält sich so gut warm und schläft wie ein Murmeltier".

Dachs und Bär fchlafen dagegen feineswegs ununterbrochen in ihren Höhlen. Tritt mitten im Winter einmal milbes Wetter ein, find die Nächte ohne Frost, so verläßt der Bür seine Höhle und geht auf Raub aus. Auch der Dachs geht wohl einmal an einen Bach, um zu trinken und unterwegs eine Maus zu ermischen. Daß der natürlich ein Märchen. Dachs mährend des langen Winters an seinen Pfoten fauge, ist

Er wollte nicht mehr leben, aber er lebte, wie sie hier alle noch lebten nach Narkose und Operation, ob fie mun ein Bein verloren Ebenso wie das vom Siebenschläfer, von dem die Sage geht, hatten oder ein paar Finger der Hand oder- das Augenlicht. daß er sieben Monate im Jahre verschlafen soll. Das fällt ihm Als man eines Morgens einen durch Berbrühung Halbgar nicht ein. Scheint die marme Sonne einmal auf seine Be­erblindeten in einem Wagen an ihm vorüberführte, bekam das Gehausung, dann fommt er aus feiner Höhle hervor und schnappt ficht des Krüppels einen anderen Ausdrud: es wurde hell. Es mar, als öffneten fich plöglich seine Augen, die verschloffen gewesen waren. An diesem Tage fragte er die Schwester zum erstenmat, non mem die Blumen fämen, die sie ihm immer hinstellte. Und die Schwester nannte einen Namen, den er nachsprach und zu begreifen versuchte.

Er nahm jezt abends fein Schlafpulver mehr. In ruhigen Nächten erschlief er sich die Kraft, die er für die stillen Kämpfe des

etwas frische Luft. Dann verfäumt er auch nicht, seine Schäße nachzusehen, die Eicheln und Haselnüsse, die er in der Nähe seiner Schlaffammer in Baum- oder Mauerhöhlen untergebracht hat. Dort hält er einen tüchtigen Schmaus.

Der Winterschlaf der Tiere ist übrigens fein gewöhnlicher Schlaf, wie wir ihn verstehen, sondern ein Zustand todähnlicher Erstarrung, bei dem die Arbeit der inneren Organe fast ganz zum

Jan Heilbut: Kinder verdienen Geld

Es gibt nichts in der Welt, das mit einer Mordschlacht soviel Aehnlichkeit hätte, als ein Fußballspiel unter Kindern. Die An­wohner des Sportplaggeländes dieser Sportplatz aber ist die Straße haben das Bergnügen davon.

Der hat gesessen!"

,, Nee, der hat nich jesessen!"

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Stillstand fommt. Die Atmung ist ganz langsam und schwach, das Blut läuft träge durch Herz und Adern, es fühlt sich je nach der Temperatur der Umgebung erheblich ab. Wenn der Körper nun feine Arbeit auf ein solches Mindestmaß herabseßt, so tann auch die Nahrungsaufnahme viel geringer jein als sonst, und wir brauchen keine Sorge zu haben, daß die Tiere etwa verhungern.

Wie ist es nun aber bei den Kaltblütern, den Schlangen, Molchen, Fröschen und Kröten, von denen wir im Winter ja auch nichts zu sehen bekommen? Sie schlafen alle in Erblöchern oder im Uferschlamm. Biele ziehen sich schon im September zurück und kommen erst im April wieder ans Tageslicht. Wer ein Terrarium hat und feine Tiere vorschriftsmäßig pflegt, weiß, daß man die Eidechsen im Herbst in einer mit Erde, Steinen, Moos und Laus gefüllten Rifte in einen ungeheizten Raum stellen muß, damit sie dort in Ruhe ein halbes Jahr verschlafen können.

Die Regenwürmer ziehen im Herbst in tiefere Erdschichten hinunter und warten bort, zu Dugenden miteinander verschlungen, regungslos das Frühjahr ab. Da auch die Engerlinge und ähnliches Gesindel tiefer in die Erde dringen, wenn der Frost die oberen Schichten verhärtet, muß auch der Maulwurf sein Jagdgebiet in tiefere Regionen verlegen.

Auch die Fische haben ihre Winterschläfer. Der Karpfen z. B. gräbt sich mit dem Borderteil des Körpers in den Bodenschlamm ein und verharrt in dieser Lage den ganzen Winter, menn ihn nicht an Weihnachten der Fischer herausholt.

Sehr fäuberlich, wie eine gute Hausfran, benimmt sich die Weinbergschnecte. Sie friecht zum Winter unter Laub und Holz und verschließt den Eingang ihres funstvollen Häuschens mit einer falfigen Absonderung wie mit einer Tür, hinter der sie vier Monate lang ungestört schläft.

Das Bolf der Insekten, soweit es nicht schon im Herbst zugrunde gegangen ist, schläft natürlich auch den Schlaf der Gerechten . Von den Hummeln und Bespen überleben nach völliger Auflösung ihrer Sommerwohnung nur noch einzelne fräftige junge Beibchen die Frostzeit, indem sie sich in ein ficheres Bersted zurüdziehen und im Frühjahr dann wieder eine Familie gründen. Der Ameisenstaat bleibt auch während des Winters bestehen. Alle Zugänge find sorg­fältig verschlossen, die Burginsassen aber schlafen einen tiefen Schlaf und brauchen daher auch feine Nahrung während die Bienen, die im Winter munter bleiben, vom Bienenvater mit Zuckermaffer. Der sorgt werden müssen, weil er ihnen ihre eigentliche Winternahruni, den Honig, genommen hat.

Heinrich Hemmer:

Das Auge des Herrn

Kaum hat der Plantagenassistent den Kulis den Rüden gedreht, so ruht die Arbeit. Der eine hört zu jäten auf, der andere hört zu schaufeln auf, der dritte fängt zu schlafen an. So ist es: nicht nur hier in Bataut Banar Estate in Hinterindien , sondern allerorts, wo es Plantagenassistenten und Kults gibt.

Wie wäre dem Uebelstand abzuhelfen? Oft muß der Assistent nach einem anderen Landblod gehen, wo neue Bäumchen einge­pflanzt werden: auch das geht ohne seine Aufsicht nicht. Man fann

Imun, was Lärm und Krankheit und Sterben bedeutet. Denn sie doch nicht die Augen auf zwei Bläzen haben: hier und eine Meile verhielten sich still wie die Mäuse.

Sie faben mich an.

Wat? Mare faacht, der hat nich jesessen? Hafte det fchon Und sahen mich wieder an. erlebt?"

Mensch, der is ja doof. Den haben sie als Heenes Kind in zu heißes Waffer jebadet."

Diese Münzen", begann ich, werde ich unter euch verteilen, wenn ihr mir versprecht, leiser bei euren Spielen zu sein." Ja!" brüllten sie alle. Und waren wieder still wie die Mäuse. Ich betrachtet: ihre gespannten Gesichter. So waren sie, ja... Aber es dauerte ihnen zu lange und einer schlug meine Hand von unten nach oben, so daß es einen Münzenregen auf ihre Köpfe Jd spiele nich mehr mit euch, ihr seid mir zu jroße Sch....!" gab. Sie schrien wie Teufel und rollten durcheinander, bis das Mensch, hau bloß ab,' s jeht noch ohne dir!" legte Kupferstüc vom Asphalt aufgelasen war. Hööö....."

Und so weiter.

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Ich ging zu ihnen hinunter, Vertrauen im Herzen, und sprach: ,, Laßt mal das Lärmen, ja?"

Sie fahen mich an und begriffen mich nicht. Ihr Fußballspiel ging sozusagen zwischen Straßenbahn und Autobus von statten; die Bedeutung des Begriffs Lärm war ihnen abhanden gekommen, menn fie ihn je besessen haben sollten. Sie pfiffen, schrien, uhuten, jouften und quintelierten. Wenn einer leise sprach, war es ein Heulen; menn einer vor sich hinmurmelte, war es ein Gebrüll. Die Gruppe der Mißvergnügten, die sich abgespalten hatte, spieltz mangels einer anderen Beschäftigung mit mir Berrückter und Menschen". Ich war der Berrückte, weil ich um Ruhe gebeten hatte; die Menschen waren fie.

Oben im dritten Stod liegt ein Kranfer", versuchte ich, an ihre Menschlichkeit zu appellieren", habt Mitleid mit ihm; er hört euch durch doppelte Fensterscheiben."

Sie sahen mich an und begriffen mich nicht. Gewiß waren fie alle schon irgend einmal frant gewesen: Mums, Grippe, ge­schwollene Drüsen und Masern. Aber was hatte der Lärm auf der Straße mit ihrer Krankheit zu him? Wurde man tranfer davon, wenn man ihn hörte? Im Gegenteil, es war längst nicht so lang. weilig im Bett, wenn das lebhafte Gebrüll von draußen herein Scholl. Gar nicht weit genug offen fonnten die Fenster stehen. Auch der Begriff Krankheit" war also ein ganz anderer für Diese Kinder als für mich.

Und wenn ich ihnen erflären würde, daß durch ihre Schuld ein Mensch sterben fönnte, fo hätten sie wohl auch das Sterben auf thre eigene Weise begriffen.

Da faßte ich in die Tasche und hielt ihnen eine Handvoll Münzen hin. Es maren zumeist Pfennige, aber auch Pfennige tönnen sehr hübsch blinken. Das begriffen sie alle.

Gie blidben auf meine Hand. Und es war jo, als wüßten fie

Dann tamen sie wieder, stellten sich vor mir auf und schwiegen. Noch einmal fo! dachten sie wohl.

,, Wenn ihr bis zum Abend leiser sein wollt", schlug ich vor, so werde ich euch noch reichlicher beschenken." Ja! schrien alle.

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Daher waren sie leise wie schleichende Katzen. Ich seßte mich oben im Zimmer an die Arbeit- und ich fühlte mich wie auf van 3antens glücklicher Insel. Und dabei steht der Schreibtisch am Fenster. Mitunter. ganz felten von unten ein Schrei. Gedämpfte Mahnung. Und 3ischen. Und Schweigen. As es Abend wurde, ging ich hinunter und zahlte die Löhne Darauf brach all das zurüdgehaltene Gebrüll in die Luft es ging los wie ein Schuß. Ich lachte dazu. Meine Arbeit war fertig.

Aber am nächsten Morgen, vor acht, als ich noch träumend im Bett lag, begann es zu branden, zu brüllen, zu brausen. Die Straße war voll von Knaben und Mädchen. Sie blickten zu meinem Fen­ster hinauf, sie brüllten und brausten, lauter und lauter. Als ich mich am Fenster sehen ließ, gestikulierten fie. Auch die Jugend der Nachbarstraßen war da.

Ich zog mich bestürzt vom Fenster zurüd.

Der Hauswart erzählte mir später, er hätte die Bersammelten auf die unzweideutigste Weise zum Abzug gebracht. Aber sie ließen fich immer wieder an den folgenden Tagen sehen und hören. Auf die Frage nach dem Grunde ihres Geheuls pflegten sie zu ant morten: Ach, nur wegen unseres Brotherrn da oben. Der be. zahlt uns dafür."

Fürs Brillen?"

Nein fürs Stillefein.

Dann seid doch still."

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weit ab! Wenn man's freilich recht bedenkt, der Assistent von Batauf Banar. Estate könnte das eigentlich doch machen. Er besitzt nämlich in Wirklichkeit nur ein Auge: das zweite ist ein Glasauge, und das kann man ja herausnehmen und hinlegen, wo man will. Der Assistent hat einen guten Einfall.

Eines Tages ruft er die ganzen Kulis zusammen. Bahi angin", idfreit er, ihr Hundsterle, ihr glaubt, ihr tönnt mich hintergehen. Sch werde euch mal etwas zeigen." Der Asistent geht nach dem nächsten Baumstumpf( abgeschnittene Urwaldriesen stehen zwischen den jungen Gummibäumchen umber), nimmt fein falsches Ange heraus und legt es auf den Stumpf. Dieses Auge", sagt er, wird auf euch aufpassen. Wer nicht arbeitet, das sehe ich von jetzt ab. Dem wird eine Woche Lohn abgezogen.

Schrecken und Staunen verbreiteten sich unter den Kulis, als der Plantagenassistent sein Auge herausnahm. Der Tuan, unser Herr, ist ein Zauberer", flang es von allen Seiten. Die Kulis schlichen um das Auge auf dem Baumstumpf herum, sahen es ftarr auf fich ge­richtet und begannen sogleich zu arbeiten. Sie jäteten mit Eifer und Sorgfalt das verderbliche Allangallangras aus, dessen spizze Wurzeln in die Wurzeln der Gummibäume eindringen und ihnen den flebrigen Saft aussaugen, um deffentwillen man sie gepflanzt hat. Bochenlang ging die Sache vortrefflich. Das Auge lag stets auf dem Stumpf und die Arbeit schritt munter fort.

Eines Tages jedoch hatte einer der Kulis ebenfalls einen Einfall. Der war genau so mizig mie der des Assistenten. Wie wär's, meinte der Kuli, wenn wir das Auge des Assistenten bedecken würden! Dann kann er nicht mehr sehen, was wir tun, und er weiß nicht, ob wir arbeiten oder faulenzen." Gesagt, getan. Der Kuli nahm seinen alten Topi, den Sommerhut, schlich auf den Baumstrunk zu und warf den Hut rasch über das machende Auge. Als der Plantagenaffiftent zurüdfam, fand er die Kulis felig schlummernd

Dor.

Die neue Kindererziehung soll darauf geridtet sein, die Kinder zu guten Beobachtern ihrer Ummelt zu erziehen. Den Wert dieser Beobachtungsgabe mußten die Japaner schon immer zu schätzen, und zwar wird sie dort den Kindern sozusagen spielend anerzogen. Die japanische Mutter pflegt ihrem Kinde ein Tablett voller Gegenstände au geben, die es einige Minuten lang betrachten muß. Dann wird bas Tablett weggenommen, und das Kind muß ihr nun erzählen, was darauf stand. Das ist ein sehr anregendes Spiel und die Kin­

Nee, dann friegen wir nichts. Dann merft er's nicht, wie gut der sind meist sehr entzückt davon. Die Menschen, die von Kindheit

er's hat."

Eine tüchtige Jugend. Finden Sie nicht auch?

an gelehrt wurden, gut zu beobachten, haben im Leben den anderen mauches voraus