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Montag, 9. November: Fahnen heraus!

allergenauester Kontrollen, die Zucht vollkommen auf Ertrag ein­gestellt. Natürlich fehlt es auch nicht an Tauben. Unter ihnen sind die Römer, die viel Futter gebrauchen, spärlich vorhanden, was als Zeichen der Zeit zu deuten ist. Doch sind die Schönheitsbriefer und alle die, besonders in Berlin , beliebten Rassen sehr zahlreich vertreten. Sie führen einstweiler noch ihr unangefochtenes Dasein auf den Dachböden, was ihnen hoffentlich auch in der kommenden Zeit durch die Wirtschaftskrise nicht allzu sehr eingeengt werden möge; denn sie sind nun einmal die Freude des fleinen Mannes. Buten, Enten und Gänse werden durch auserlesene Exemplare repräsentiert. Ahnen die Gänse die Begehrlichkeit der menschlichen Blice? Auf jeden Fall reagieren die Gänse auf jedes genaue An­schen durch starkes, abwehrendes Zischen.

Junger Schwede vermißt.

Kriminalpolizei fett 1000 Mart Belohnung aus. Ein junger Schwede, der 23 Jahre alte Sture Linstog, der vor etwa einem Jahr nach Deutschland fam, um hier die Handelsgärtnerei zu erlernen, wird seit dem 20. Ottover Handelsgärtnerei zu erlernen, wird seit dem 20. Ottober vermißt. Verschiedene Umstände, die mit dem Verschwinden des jungen Mannes zufammenhängen, laffen vermuten, daß C. einem Verbrechen zum Opfer gefallen ist. Die Berliner Kriminalpolizei hat für die Auffindung des Bermißfen eine Belohnung von 1000 21. ausgefeßt.

Sture Linstog tam im Austausch gegen einen deutschen Staats­bürger im Oktober 1930 nach Deutschland . Zunächst arbeitete er in einer Hamburger Gärtnerei, aber schon nach furzer Zeit siedelte er nach Berlin über, wo er sich in einer großen Handelsgärtnerei in Mariendorf weiter bilden wollte. 2. wohnte in der Dorfstraße 12 in Mariendorf , un­meit seiner Arbeitsstelle, zur Untermiete. Zu Beginn des Monats Oftober hatte 2. seine Stellung gekündigt, um über Hamburg und Kopenhagen nach seiner Heimat zurüdzukehren. In den Abend­stunden des 20. Oftober entfernte er sich aus seiner Wohnung, um, wie er einem Bekannten erzählte, einmal das Nachtleben Berlins fennenzulernen. Das ist die letzte Spur, die man von dem jungen Manne hat. Da er feine jämtlichen Sachen in Mariendorf zurüd gelassen hat und als besonders solide geschildert wird, kann man fich das Berschwinden nur so erklären, daß ihm etwas zugestoßen ist. Alle Nachforschungen haben sich bisher als vergeblich erwiesen.

Der Bermißte ist 1,75 Meter groß, schlank und hatte dunkles Haar. Bekleidet mar er mit einem blaugemusterten Anzug und dunkelgrau tariertem tel. Mitteilungen nimmt die Kriminal­polizei, Kommissar Dräger ( Berolina 0023), entgegen.

Die Mörder aus der Hufelandstraße. Anklage gegen fünf Nationalsozialisten erhoben.

In der Straffache gegen Beder und Genoffen wegen der Blut­fal in der Hufelandstraße, bei der die Genoffen Schneider und Graf in der Neujahrsnacht 1931 erschossen wurden, hat die Staatsanwaltschaft I nach Schluß der Boruntersuchung auf Grund des Ergebnisses der Ermittlungen des Untersuchungsrichters Anklage? gegen die Nationalsozialisten Beder, Hauschke und Kollah regen gemeinschaftlichen Totschlages und wegen unbefugten Waffenbefihes erhoben.

Beder ist geständig, auf Schneider in dessen Wohnung geschoffen zu haben, nimmt aber für sich Notwehr in Anspruch. Auch gegen Rollag besteht der Verdacht, am Totschlag des Schneider beteiligt gewesen zu sein. Dieser Berdocht stützt sich auf die Angaben des Beder und der auf Grund dieser Angaben geänderten Einlassung des Kollatz. Dieser bezichtigt sich jetzt fogar selbst, auf Schneider ge­schoffen zu haben. Hauschke wird beschuldigt, Graf auf der Straße vor dem Schneiderschen Lokal getötet zu haben. Zwei andere Nationalsozialisten, Borath und Beber, sind der Begünstigung Der Haupttäter angeklagt, weil sie ihnen zur Flucht verholfen haben follen.

Erwerbslose Siedler verlaffen Berlin .

Dem Selbsthilfe- Sieblerbund der Erwerbslofen Berlins ist es gelungen, die Domäne Curfen im Kreise Flatow für die Ansiedlung von Berliner Ermerbslofen freizubekommen. Heute mitternacht fuhren die ersten Familien, die sogenannten Quartiermacherfamilien, in das ihnen zur Verfügung gestellte Gebiet ab. Nächste Woche werden ihnen 35 weitere erwerbslose Berliner Männer folgen, und man hofft, bis zu Weihnachten den größten

Teil der geräumigen Häuser, die sich die Männer selbst bauen, fertig. zustellen. Jeber Erwerbsloje erhält vierzig Morgen and für eine Belaftung von einem Zentner Roggen pro Morgen und Jahr Man hat errechnet, daß unter diesen günftigen Bedingungen neben der Amortisation ein Auskommen gewährleistet bleibt. Er­freulicherweise zahlt die Stadt Berlin diesen erwerbslosen Giedlern die Unterstügung für ein Jahr weiter, so daß ihre erste Existenz als gesichert angesehen werden kann.

Der Selbsthilfe- Siedlerbund will noch vor Weihnachten in Hammerstein vierhundert weitere Erwerbsfoje und in Luisenhai, das ebenfalls im Kreise Flatow liegt, eine weitere Anzahl seiner Mitglieder ansiedeln.

Kartoffelkrieg bei den Nazis

Lustige Begebenheiten aus Reinickendorf

In den letzten Tagen hat das stille Reinidendorf- Ost| Kämpfer X. Der bejah sich die schönen mecklenburgischen Kartoffein am Rande des Bürgerkrieges gestanden. Die Reinidendorfer S.-A. war bereits aufmarschiert und die Kommunisten sollten gerade geholt werden. Das Kampfobjekt war eine Ladung Kartoffeln. Diese Kar­toffeln haben ihre kleine Geschichte.

Die Nazifasernen sind der Deffentlichkeit bekannt. Hier schlafen nicht nur die SA.- Leute, hier werden sie quch verpflegt. Diese Ber­pflegung muß schließlich jemand bezahlen. In Tegel zum Beispiel machen dies nationalsozialistische Geschäftsleute, der eine liefert dies und der andere jenes; im benachbarten Reinickendorf ist es noch nicht so weit, da ist die Verpflegungsstelle der Nazis auf Natural­zuschüsse der Gauleitung der NSDAP . angewiesen. Dieser Gau­leitung waren von mecklenburgischen Gutsbesitzern erhebliche Mengen von Kartoffeln zur Verfügung immerhin genau 198 Zentner entfielen. Davon sollten die arbeits gestellt worden. So viel, daß auf die Nazis von Reinickendorf - Ost fofen SA.- Leute verpflegt werden. Man kann das auch anders formulieren, indem man fegt: hier liegt ein eflatantes Beispiel vor, wie sich die SA.- Horden von schwerreichen Großagrariern aushalten laffen.

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Die 198 3entner Kartoffeln wurden zu einem Gastwirt nach Reinickendorf - Ost geschafft. Das Nebenhaus der Gastwirtschaft gehört schon zum Bezirk Wedding. Nebenhaus fann man übrigens schlecht sagen, besser Nachbargrundstück, denn in dieser Gegend sind die Häuser noch so flein und sie stehen ja weit auseinander, daß das Ganze wie ein Dorf anmutet. Acht Häuser weiter liegt still und abgeschieden das Kloster zum Guten Hirten. In diesem Restaurant hockt der Wirt und läßt sich von der Novemberfonne bescheinen; ais Haartracht trägt er ein Sardellenbrötchen" am Schopfe, die Füße hat er in Filzpantoffeln stecken, und wenn er mit den Gästen night über die schlechten Zeiten debattiert, dann besorgt dies seine Schwiegermutter, die jedem erzählt, daß man ihre Tauben gestohlen hat. Jedenfalls ist von Bürgerkrieg vorderhand nichts zu merken. Etwas anders wird die Geschichte schon auf dem Durchgang zum Hof. Hier hängt ein Schild: Eintritt für jedermann streng verboten!" Berständlich, denn in dem Schuppen auf dem Hof befindet sich die Verpflegungsstelle für die Mazis. Das Kochen besorgt eine Frau, und die arbeitslosen Nazis erklären, hier bekämen sie besseres Effen als zu Hause. Die Bachtung des Schuppens hat übrigens der nationalsozialistische Bruder des Gastwirts in die Wege geleitet. Nun tamen die Star toffeln angerollt, und dann war unter der Meute der rauhe

Deutsches Obst!

Die Deutsche Gartenbau- Gesellschaft ftellt aus.

Die Deutsche Gartenbaugesellschaft hat in den Räumen des Inftituts für Erziehung und Unterricht, Potsdamer Straße 120, eine hübsche Ausstellung Deutsches Obst" zufammen­gebracht, die in erster Linie der Förderung des deutschen Obstbaues dienen soll.

In seiner Eröffnungsansprache wies der Vorsitzende, Garten­baudirektor Leiser, darauf hin, daß es ein billiges und nügliches Bergnügen wäre, im Rahmen der Winterhilfe" und Nachbar­hilfe" arme Kinder mit Obst zu beschenken. Die schönsten Sorten stände zeigt das märkische Werder, doch wird es fast noch über­troffen durch einen Privatzüchter in Biesdorf , der auf etwa dreißig Morgen die schönsten Früchte zieht. Das Geheimnis dieses anfpornenden Erfolges besteht bei diesem Züchter in der Be­schränkung der Sorten; wir haben in Deutschland noch zuviel Sorten, mie überdies die Einheitlichkeit in diesem Beruf zu wünschen übrig läßt. So strebt man darauf hin, in der Sortenwahl, der Standarti fierung der Früchte, der Berpadung asw. zu denselben Erfolgen zu fommen, in denen das Ausland vorbildlich ist. Der Obstbau aber beginnt bereits bei der Aufzucht der Bäume in Baumschulen, mo eine Firma aus Spandau sehr gute Ergebnisse ausstellt. Vogelschutz. Schädlingsbekämpfung u. a einschlägige Gebiete finden breitesten Raum auf der Ausstellung.

Die Ausstellung ist bis zum 15. November geöffnet, von 10 bis 20 Uhr. Eintritt 50 Pf.

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Sozialismus und geistige Lage der Gegenwart." Im Rahmen einer Vortragsreihe Weltanschauung und Gegen wart", die die Deutsche Welle für den Genfteinschaftsempfang veranstaltet, findet am Dienstag, dem 10. November, 204 bis 21 Uhr, ein Dreigespräch mit dem Thema Sozia­lismus und geistige Lage der Gegenwart" statt. Re­ferent ist Professor Radbruch , Storreferenten sind Professor Tillich und Hendrik de man.

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Wir weisen unsere Leser auf diese interessante Rundfunkda: bietung hin. Es empfiehlt sich, Hörveranstaltungen abzuhalten und über das Gehörte zu diskutieren.

und dachte: was soll die S. die Kartoffeln auffressen, ich werde fie lieber verlaufen. Der Gastwirt hatte dagegen nichts einzuwenden, denn er sagte sich, dann wird mir der X. wenigstens feine Schulden bezahlen. Gedacht, getan. Eines Tages begann ein schwung­hafter Handel mit Kartoffeln. Die Reinickendorfer Hausfrauen ließen sich die billige Kartoffelquelle nicht zweimal jagen und schleppten einen Zentner nach dem anderen pro Zentner für 1,80 Martweg. Nur die Reinickendorfer Nazis fielen beinahe auf den Rücken, als sie sahen, wie ihr treuer X. Die ganzen Kar­toffeln verkauft. Man hielt sofort Kriegsrat, die einen waren für direkte Aktion " und wollten die Kartoffeln im Sturmangriff zurück­erobern, die anderen rieten, man solle doch lieber zu Severings Polizei gehen und die um Rat fragen, was man gegen den Kar­toffelhandel unternehmen könne. Man entschied sich für das letztere, natürlich tönne X. nicht die ganzen Startoffeln verlaufen, unabhängig und auf der Polizei wurde einem Abgesandten der Nazis erklärt, davon, wo sie her wären.

Daraus machte der Abgesandte: die Polizei hätte ihm einen Freibrief gegeben, und blies zum Sturm. Das ließen sich wieder die Nazis nicht zweimal sagen, und am vergangenen Mittwoch, zingelt. Bon der Reinickendorfer SA. Man ging zu dem Gaſt­gegen 16 Uhr, war mit einem Male das Restaurant um= wirt in den Laden und fragte ihn: Also, alter Schwede, wie iſt das nun mit unseren Kartoffeln?" Was der Wirt nicht gern hörte und den Nazis fagte, sie sollten machen, daß sie wegtämen, sonst hole er die ,, Kommune". Mit der ,, Kommune" meinte er die Kom­munisten, er hatte demnach in dem Vierteljahr, in welcher Zeit die Nazis bei ihm hausten, ganz gut deren Ausdrücke gelernt Der Wirt, der fadelt überhaupt nicht lange, als einmal zwei Nazis int Lokal sigende Arbeiter über den Haufen schießen wollten, holte er die Polizei. Die griff sich die Revolverhelden, die auch später vom Schneligericht abgeurteilt wurden. Aber ehe der Wirt die Rom munisten holen fonnte, griff die Polizei ein, beschlag­nahmte den schäbigen Kartoffelrest und leitete ein Verfahren gegen die Beteiligten ein. Es herrscht wieder Ruhe in Reinickendorf .

Nur die Nazis haben sich noch nicht beruhigt. Jest bekämpfen sie sich mit Ausschlüssen wegen dieser Sache und außerdem find fie trampfthaft auf der Suche nach einer neuen Behausung. Denn bei dem Herrn Frenz, der die Kommune" holen wollte, da wollen sie nicht mehr tagen. Und an jedem Mittag, wenn sie Kartoffeln effen, bleibt ihnen der Biffen im Halse stecken.

Am Donnerstag wieder Stadtverordnetenversammlung. An Donnerstag findet wieder eine ordentliche Sigung der Stadtau verordnetenverlammlung statt. Die Tagesordnung ist nur furz und enthält vier Punkte. Zunächst steht die zweite Beratung der Vorlagen über die städtischen Gesellschaften und Ge­sellschaftsbeteiligungen und über die Finanzierung der außerordent­lichen Verwaltung 1931 aus dem Fonds Allgemeines Kapitalver­mögen" zur Debatte. Der dritte Punkt der Tagesordnung umfaßt die Aussprache über die insgesamt zehn Anträge, die von den per schiedenen Parteien zu den Sparmaßnahmen des Magistrats eingebracht worden sind und über die es nach den Beschlüssen des Aeltestenausschusses eine längere Aussprache geben dürfte. Der letzte Bunft der Tagesordnung betrifft Grundstücsgeschäfte.

Die nächsten Rundfunkhörstunden. Der Arbeiter- Radio- Bund und der Deutsche Freidenferverband teilen mit: Am Dienstag, dem 10. November, 19% Uhr, finden die schon befannten Rundfunk­hörstunden an folgenden Stellen statt: Vorwärts- Gebäude, Lindenstr 3, 2. Hof, 2 Tr. lints; Jugendheim, Neukölln, Böhmische Straße 1-5; Jugendheim, Berlin S. 59, Yordstr. 11, Raum 4; Schule, Berlin NO. 18, Distelmeyerſtraße; Jugendheim, Berlin N. 58, Sonnenburger Str. 20; Jugendheim, Spandau , Lindenufer 1; ugendheim, Weißensee , Barfstr. 36; Jugendheim, Lichtenberg , Gunterstr. 44; Jugendheim, Pantom, Görschstr. 14. Das Thema lautet: Sozialismus in der Gegenwart." Wir er­fuchen um zahlreiche Beteiligung. Eintritt frei.

Das

Liszt- Abend des Bollsbildungsamtes Charlottenburg. Boltsbildungsamt Charlottenburg veranstaltet am Freitag, dem 13. November 1931, 20 11hr, in Konzertsaal der Staatlichen Hoch schule für Musit, Fasanenstr. 1, ein Sinfoniekonzert Liszt Abend mit dem Philharmonischen Orchester unter Leitung seines Erich Riebenjabi( am Flügel), Hans Matthei( Tenor). Außer bewährten Dirigenten Professor Sulius Prümer. Solisten: Hans dem der Bolfschor Harmonie Charlottenburg" unter Leitung feines Dirigenten Schaarschmidt.

Fundsachen im Strandbad Wannsee . Die Besucher des Strand­bades Wannsee , die im letzten Jahre irgendwelche Gegenstände dort perforen haben( z. B. Badewäsche, Schuhe, Hüte, Wertsachen usw.), werden aufgefordert, fich im Fundbüro des Strandbades Wannsee bis zum 20. Dezember 1931, in der Zeit von 12 bis 14 Uhr, zu melden. Sofern das rechtmäßige Eigentum an Fundsachen nach­gewiesen werden tann, erfolgt Rückgabe an den Verlierer. Nad bem 20, Dezember 1931 werden die nicht abgeholten Sachen meist­bietend persteigert.

Deine

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Lebensverlicherung verfallen laffen?

Tue es nicht! Du wirkt bestimmt an anderer Stelle fo viel fparen können, um deinen Angehörigen in jedem Fall den Schutz deiner Lebensversicherung zu erhalten. Denn sie ist grade heutzutage doppelt nötig!

RENOKS