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Rr. 525 48. Jahrgang

3. Beilage des Vorwärts

Reaktionäre Handelspolitik.

Gefährliche Entwicklung in Europa. - Wird die Anarchie das Ende sein?

Die Berschärfung der Wirtschaftskrise, die Erschütterung des internationalen Kreditfystems und der Währungsverfall in mehr als zwanzig Ländern haben in allen Staaten die Handelspolitik in den Brennpunkt des wirtschafts­politischen Kampfes gerückt.

Wenn auch in den Jahren vor dem Ausbruch der Weltwirt schaftskrise der Gedante einer liberalen internationalen Zusammenarbeit niemals so start war, um die Schutzzoil­tendenzen zu unterdrücken, so waren doch im Kreise der internatio­naien Handelskammerorganisationen, im Wirtschaftspolitischen Aus schuß des Bölkerbundes und nicht zuleht bei den Abschlüssen von Handelsverträgen von Land zu Land Kräfte rege, die auf eine Belämpfung der handelspolitischen Hemmnisse und engere Berflechtung des Wirtschaftsverkehrs von Land zu Land ab­zielten. Diese Grundlage einer fortschrittlichen internationalen Sandelspolitik find in den letzten Wochen

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Wohin treibt England?

Der Schlüssel zur handelspolitischen Situation Europas aber liegt in England. Auch in Großbritannien , einst das tlaffische Land des Freihandels, hat der Schutzzollgedanie start an Boden gewonnen. Der überwältigende Sieg der englischen Konservativen ist nicht zum wenigsten darauf zurückzuführen, daß weite Kreise der Wählerschaft für die Schu 330 11 politif gestimmt haben. Schutzollpolitik

Die Vorgänge in England sind allerdings unter einem be­fonderen Gesichtswinkel zu betrachten. Der Einfuhrüberschuß betrug 1927 bis 1930 durchschnittlich 7,5 milliarden Mark jährlich. Die Zahlungsbilanz allerdings war noch 1928 und 1929 mit etwa 2,8 Milliarden Mark altin, verschlechterte sich aber 1930 bis auf eine Aktivität von 760 Millionen Mark und dürfte im laufenden Jahr ein Defizit von annähernd 1,2 Milliarden Mark erreichen. Die Krise der englischen Zahlungsbilanz und ihr Zusammenhang mit der Abwertung des Pfundes ist an dieser Stelle bereits mehrfach behandelt worden, so daß hier eine Beschränkung auf die englische Handelspolitik möglich ist.

durch eine Flut hochschutzöllnerischer Maßnahmen bedroht worden. Was sich feit Anfang September in der euro­ päischen Zollpolitik abgespielt hat, bedeutet fast die Bernichtung der England noch um die Macht. Die gemäßigte Richtung, die Zwei Gruppen von Schutzöllnern fämpfen augenblidlich in jahrelangen Borarbeiten, die von internationalen Organisationen im fich hauptsächlich aus Finanzpolitikern zusammensetzt, vertritt den Interesse einer weltwirtschaftlichen Solidarität geleistet wurden. Standpunkt, daß die Sparattion Snomdens zur Balancierung des Wer denkt heute in diesem durch die Krise wirtschaftlich mehr denn Budgets nicht ausreicht und die Einführung eines 10prozentigen je zerrissenen Europa noch an das Genfer Abkommen gegen die Ein- und Ausfuhrverbote? Wer spricht heute noch von generellen Finanzzolles zwei Fliegen mit einer Klappe schlage, näm Sollwaffen stillstand, obwohl seine Unterzeichnung aller lich das Loch im Haushalt stopfe und zugleich die zu starfe Einfuhr von Fertigfabrikaten abbremse. Die Richtung im Churchill da dings ohne Ratifizierung erst anderthalb Jahre zurückliegt? Es nügt in diesem Zusammenhang nichts, daß verantwortungsbewußte sich in der englischen Handlesbilanz nicht genügend aus. gegen erklärt, daß die etwa 20prozentige Abwertung des Pfundes Männer von internationaler Geltung, wie Layton, in der allge mirten werde und fordert einen radikalen Ausbau der Zoll­ricinen Verwirrung ihre marnende Stimme erheben, und die auf mauern mit Hilfe eines Generaltarifs, der 25 bis 30pro­Obstruktion" gerichtete Schutzollpolitik der Nachzentige 3ollfäge für die wichtigsten Fertigfabrikate, hauptsächlich friegszeit verurteilten. Die handelspolitische Reaktion ist auf Eisen, Textilien und Luruswaren vorsieht. Eine derart radikale dem Marsch, das muß leider festgestellt werden. Deutschland außerordentlich ernste Folgen zeitigen, von denen Schwenkung der englischen Handelspolitik würde natürlich für gelegentlich noch zu sprechen sein wird.

Für Deutschland , dessen hohe Fertigwarenausfuhr einen lebenswichtigen volkswirtschaftlichen Aktivposten darstellt, ist diese scharfe Wendung in der europäischen Handelspolitik um so ver hängnisvoller, als die Großabnehmer deutscher Fabrifate am schärfsten ein Herumwerfen des handelspolitischen Steuers pro­pagieren. So hat Frankreich , das rund ein Zehntel des gefamten deutschen Exports abnimmt, in letzter Zeit Zollerhöhunge für Textilien und Einfuhrverbote erlassen, wodurch neben Italien und Spanien besonders die deutsche Holzindustrie in Mitleidenschaft gezogen wird. Das Einfuhrkontingent für Holz von 180 000 Tonnen hat für Deutschland überhaupt keine praktische Be= deutung, da diese Menge bereits längst importiert ist. Das Be­

Auch Deutschland ist durch seine großagrarische Zoll­politik und durch industrielle Einfuhrverbote an der Wendung in der europäischen Handelspolitik leider mitverantwortlich.

Be.

Sonntag, 8. November 1931

7000 Arbeitern gekündigt.

Weil russische Wechsel nicht diskontiert werden.

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Die Aufsichtsräte der Kattomizer 2. G. und der Königs= und Laurahütte beide Gesellschaften sind zu einer Inter effengemeinschaft verbunden und werden vom amerikanischen Harriman Konzern beherrscht hat eine erhebliche Be­triebseinschränkung auf den Eisenhütten beschlossen. Es tommen 7000 rbeiter und 660 Angestellte zur Entlassung. Die Betriebseinschränkung bringt einen wertmäßigen Rückgang des Umfages um etwa ein Drittel; mengenmäßig wird der Umsatz noch stärker zurückgehen, da von der Drosselung besonders die Produktion von Eisen geringer Qualität betroffen wird.

Für diese plötzliche gewaltige Einschränkung der Eisenproduktion werden zwei Gründe angegeben: Die Kreditkrise und die Ent wertung des englischen Pfundes. Bisher hatte die Eisenindustrie Bolnisch- Oberschlesiens weniger als andere Eisenreniere unter der Krise zu leiden gehabt; das lag an den außerordentlich hohen Exportaufträgen, die sicher mehr als 60 Proz. des Gesamt­umfahes ausmachten, dank der weitgehenden Subvention( Eisen­bahntarife!). Inwiefern nun die Entwertung des englischen Pfundes Nachteile gebracht hat, wird nicht gesagt; vermutlich dürfte die Konkurrenz auf den nordischen Märkten sich verschärft haben. Die Kreditfrise aber hat einen großen Kompler von Aufträgen aufträge. nicht zur Ausführung gelangen laffen, nämlich die Russen­

Anfang dieses Jahres hatten diese beiden Unternehmen non Sowjetrußland Aufträge auf Lieferung von 240 000 Tonnen Eisen im Werte von etipa 35 Millionen Mark erhalten. Diese Auf­träge sollten den Werken bis Ende dieses Jahres volle Beschäfti­gung garantieren. Im Laufe des Sommers stellten sich aber bei der Finanzierung dieser Aufträge so große Schwierigkeiten ein, inzwischen ganz eingestellt wurden. Alle Verhandlungen daß im September die Lieferungen nach Rußland eingeschränkt und mit den polnischen Behörden und vor allem mit der polnischen Staatsbant waren vergebens. Die polnische Staatsbank erklärte sich außerstande, die Finanzierung der Russenaufträge zu übernehmen. So ist es denn zu dem schwerwiegenden Einschrän fungsbeschluß gefommen.

Gleichzeitig wird mitgeteilt, daß die Steinkohlengruben beider Gesellschaften voll beschäftigt seien. Damit die Entwer tung des englischen Pfundes nicht die polnische Kohlenausfuhr ge­fährde, gewährt der polnische Staat zum Ausgleich eine Export­prämie von 2,50 Zloty bei der Ausfuhr nach Skandinavien .

Unverantwortlich?"

drohliche an dieſen handelspolitischen Maßnahmen Frankreichs ist Die Diskussion um den Ruhrtruft.- Die Disfuffion um den Ruhrtruft.- Die Kölnische Zeitung " ist schlecht beraten.

aber, daß fie offenbar nur

den Auftakt zu weit schärferen Drosselungsmaßnahmen gegen die Einfuhr darstellen. Nicht nur, daß die Schuh- und Möbel dustrie nachdrüdlich eine 25prozentige Aufftodung der Zollmauern fordert, gewinnen in Frankreich die Kreise an Boden, die eine 2bfehr von dem System der Handelsverträge und eine Rückkehr zur Zollautonomie, d. h. zum Hochschutzzoll fordern. Dies würde natürlich eine Kündigung des deutsch franzöLeitung der Vereinigten Stahlwerte A.-G. in der gegenwärtigen fischen Handelsvertrages zur Folge haben, eines Ab­fommens, das mie faum ein zweites seiner Art, für beide Vertrags­partner außerordentlichen wirtschaftlichen Nußen gehabt hat. Auch die Schweiz hat den Versuch unternommen, von Deutschland das Zugeständnis zur Kontingentierung( Begrenzung) bestimmter Einfuhrposten zu erhalten. Es ist für die gegenwärtige handelspolitische Denkweise in Europa durchaus typisch, daß der Anlaß für den Schweizer Borstoß gegen Deutschland

die Tatsache eines hohen deutschen Ausfuhrüberschusses in der Deutsch - Schweizer Handelsbilanz war. Die Schweiz übersieht bei ihren Forderungen aber zwei wesentliche Fattoren: Entscheidend ist, daß die Kapitalabzüge aus Deutschland den Exportzwang ver­stärken mußten und mit dem Nachlassen des Kapitalabzuges auch der deutsche Exportdrud sich automatisch verringert. Ferner ficht die Schmeiz mie gebannt auf die Handelsbilanz, berücksichtigt cher nicht, daß die Schweizer Zahlungsbilanz allein in dem deutschen Fremdenverkfehr einen jährlichen Aktivposten von 80 bis 100 Millionen Mart besigt, von den enormen Geldvor­teilen der deutschen Kapitalflucht ganz zu schweigen. Der deutsche Ausfuhrüberschuß von 300 Millionen würde sich also bei Einrech= nung der sogenannten ,, unsichtbaren Posten" des Wirtschaftsverkehrs ganz erheblich verringern, zumal auch die Schweiz als Finanz­gläubiger jährlich noch große Zinszahlungen aus Deutschland erhält. Da Deutschland die Forderungen der Schweiz abgelehnt hat, ist mit der Kündigung des Handelsvertrages zu rechnen. Das bedeutet aber nicht, daß es zu einem vertraglosen Zustand oder

die Summe von 7 bis 8 Millionen Mark schon erreichen. Für fechs Depreffionsjahre bis 1942 laufen hier Berluste von 40 bis 50 Millionen auf. Ferner tritt der sehr empfindliche Verlust hinzu, der sich aus den schwedischen Verträgen dadurch ergibt, daß man das Thomas- Verfahren bevorzugen muß und aus den so außerordentlich niedrigen Schrottpreisen nicht jene Borteile haben kann, die in der Krise zu haben wären. Unsere Schägung von 150 Millionen Mark für die ganzen 12 Jahre ist also wahrscheinlich nicht zu hoch, sondern zu niedrig, und zwar auch dann noch, wenn man nur den jetzigen Kapitalmert zugrunde legt.

In den letzten Wochen ist die Diskussion über die finanzielle| natürlich nicht abschäzen tann, die aber allein in dem Jahre 1931 Lage der Bereinigten Stahlwerke fehr heftig geworden. Auch der Bormärts" hat sich an dieser Distuffion beteiligt. Unsere Kritif war ausschließlich von gesamtwirtschaftlichen Gesichtspunkten getragen und von der die Gesamtwirtschaft an= gehenden Sorge, daß die Ueberkapitalisierung und die schlechte Krise deshalb für die deutsche Wirtschaftsolitif gefährliche Folgen haben muß, weil die auch politisch hervortretenden Führer des Stahl vereins nicht nur die begangenen Fehler leugnen, sondern auch zur Berhinderung einer Bereinigung dieser Fehler jede vernünftige Wirtschafts- und Finanzpolitik in Deutschland zu hintertreiben fuchen. Das sind die Motive des Vorwärts". Sie sind von einem ernsten Verantwortungsbewußtsein für die Gesamtwirtschaft und besonders auch für die Belegschaften in der Montanindustrie getragen. Wir sind zu einer derartigen Kritik um so mehr be rechtigt, als der erste Generaldirektor der Vereinigten Stahl­werke, Dr. Bögler, obwohl er den größten deutschen Montan betrieb schlecht leitet, immer unter den ersten Sachverständi­gen für deutsche Wirtschaftspolitit figuriert, und als der traditionell wichtigste Mann im Stahlverein, Herr Dr. Fritz Thyssen, im Ausland eine den deutschen Kredit schädigende und absolut unmahre Agitation gegen die deutsche Republik und die deutschen Gewerkschaften betreibt.

Berschleierungspolitik und Unwahrhaftigkeit haben Unheil genug in Deutschland angerichtet.

Wir haben am vergangenen Freitag eine finanzielle Betrach hung über die Vereinigten Stahlmerte veröffentlicht unter dem Titel Wenn Vogler richtig Bilanz macht..." und uns mit diesem Artikel auch den Zorn der Kölnischen 3eitung" zugezogen. Die Kölnische Zeitung " veröffentlicht unter der lleberschrift Unverantwortlich!" eine scharfe Bolemit gegen unsere Ausführungen und erklärt, daß Publikationen wie die unsere Lage der Montanindustrie noch verschlimmern.

Die kölnische Zeitung zeiht uns aber auch der Lüge. Sie behauptet, Dr. Bögler habe die von uns zitierte Aeußerung, daß von Anfang an der Stahltrust überkapitalisiert gewesen sei, nicht gemacht. Wir bitten die ,, Kölnische Zeitung ", den ersten Teil des Bandes Wandlungen in den wirtschaftlichen Organisationsformen" des Enqueteausschusses, Seite 374, aufzuschlagen.

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Dort heißt es in einer Aussage von Dr. Bögler über die Gründung des Stahltrusts: Die Tatsache, daß keine der Unter­nehmungen in der Lage war, ihre Schulden abzuverdienen, bis auf menige Ausnahmen, war wohl in der Hauptsache der Grund unseres Zusammenschluffes... Jch übertreibe gar nicht, wenn ich sage, daß ohne den Zusammenschluß die Hälfte der in den Bereinigten Stahlwerken zusammengeschloffenen Unternehmungen in wenigen Monaten vor kapitalzusammenlegungen gestanden hätte."

in unserem Sinne ausdeuten mag, müssen mir ihr dafür die Be­Wenn die Kölnische Zeitung " diese Aussage Dr. Röglers nicht gründung überlassen.

aber auch noch von der Aussage eines ihr wenigstens räumlich Vielleicht läßt sich die Kölnische Zeitung " in diesem Punkte aber auch noch von der Aussage eines ihr wenigstens räumlich näherstehenden Mannes überzeugen. Es ist die Aussage von Louis Hagen in dem 1930 Deröffentlichten Enquete bande Die deutsche Eisen erzeugende

gar zu einem Zollfrieg fommen muß, sondern es liegen unseres die schärfste Ablehnung verdienen, weil sie die an sich nicht rolige Industrie", die auf Seite 171 des Bandes nachzulesen ist. Ueber

Erachtens genügend Anknüpfungspunkte vor, um zu einem neuen Abkommen zu gelangen.

Eine weitere Bedrohung des deutschen Exports haben die italienischen Zollerhöhungen mit sich gebracht. Italien hat für alle vertraglich nicht gebundenen Waren die Zölle um 15 Broz. heraufgefeßt und kann den Ruhm für sich in Anspruch nehmen( freilich eine Folge der Mißwirtschaft im Staatshaushalt), in dem Bettrennen um prohibitive Zölle bisher Sieger geblieben zu fein. Diese Maßnahmen werden sich in Italien besonders start aus­wirken, da

der italienische Faschismus neben der amtlichen Zoll­politik eine scharfe Propaganda gegen ausländische Fabrikate

betreibt. Deutschland , das unter den Einfuhrländern nach Italien an erster Stelle steht und dementsprechend am meisten zu verlieren hot, wird in den bevorstehenden Verhandlungen seine Intereffen sehr nachdrüdlich wahren müffen.

Auch in dem neuen polnischen 3olltarif, der Anfang nächsten Jahres in Kraft treten soll, findet sich eine Reihe rein protettionistischer Bestimmungen. Die größte Zahl der Tarifposten ist im Zoll um das Mehrfache, zum Teils um das Zehn und 3wanzigfache heraufgeschraubt worden. Dieses neue Tarifwert schafft bei wichtigen den Deutschland intereffierenden Warenposten in der Lat eine schwierige Lage, die auch für den leider immer noch non Deutschland nicht ratifizierten Handelsvertrag Berücksichtigung perianat

Wir stellen dazu fest, daß die Kölnische Zeitung unsere Schätzungen über die kommende Bilanz in nur einem einzigen Bunfte zu entfräften versucht hat, nämlich hinsichtlich der bei einer Sanierungsbilanz zu berüdsichtigenden

Die

Verluste aus den schwedischen Erzverträgen.

Kölnische Zeitung " behauptet, daß der von uns angesetzte Betrag von 150 Millionen Marf für die Zeit bis 1942 drei Viertel des Betrages darstelle, den die Vereinigten Stahlwerke überhaupt auf Grund der langfristigen Lieferungsverträge zu zahlen haben würden. Aus diesem Grunde sei unsere Schäßung eine Un möglichteit.

Dazu ist zu sagen: Auf dem Weltmarkt sind die Erzpreise im Laufe der letzten drei Jahre um 4 bis 7 Mark je nach der Qualität gefallen. Die Lieferungsverträge der Ruhr mit Schweden laufen auf gleiche Mengen und gleiche Preise unabhängig von der Konjunkturentwicklung. Die jüngsten Vertragsmodifitationen ändern daran nicht sehr viel. Legt man den gewiß nicht zu hoch ge griffenen Betrag von 20 Mart pro Tonne und den Jahresdurchschnitt der bezogenen Mengen von 1927 bis 1930 zugrunde, nimmt man weiter an, daß pro Tonne an die Schweden , gemessen am Welt­marftpreis, nur 2,50 bis 3 Mart zuviel gezahlt werden, so ergibt fich allein daraus ein Verlust für die fommenden 12 Jahre um 100 bis 130 Millionen Mart. Zu diesen Berlusten treten aber noch hinzu die Zinsverlufte aus den lagernden und nicht verbrauchbaren Gilenerzen, die man megen her labefanntheit des Sonjuntturnerlaufs

die zu hohe Kapitalisierung der Eisenindustrie macht der in diesen Dingen wohl als fachverständig anzusehende Louis Hagen hier folgende Bemerkungen: Bei weitem der größte Teil der Goldmark­bilanzen bei uns ist aus einer falschen Auffaffung der Situation aufgestellt worden. Damals hat man allgemein darauf gedrängt, nach Möglichkeit teine zu großen zusammenlegungen zu machen. Speziell bei der Eisenindustrie hat sich aber im Laufe der Zeit herausgestellt, daß man noch viel schärfere Zusammenlegungen häffe machen follen als man durchgeführt hat... Jedenfalls haben bei faft allen Gesellschaften feine zu starten Zusammenlegungen ffaffgefunden, aber bei sehr vielen zu geringe. Die großen Schwierigkeiten, mit denen einzelne Werke und gerade die allerbesten zu tun haben, find eine Folge der nicht genügenden Goldmarkbilanzen.

Dos hat Herr Louis Hagen im Jahre 1928 gesagt, als die Eisenindustrie und auch die Vereinigten Stahlwerke Hoch­fonjunftur hatten.

Was würde Herr Louis Hagen heute im Jahre 1931 sagen müssen? Was würde er insbesondere selbst zu den Fest. stellungen in unserem Artikel, den die Kölnische Zeitung " mit dem Ausruf ,, Unverantwortlich!" glaubt abtun zu dürfen, sagen?

Wir bitten die Kölnische Zeitung ", sich von Herrn Couis Hagen fagen zu laffen, wie eine richtige Bilanz des Stahlvereins, wie eine Sanierungsbilanz des Stahlvereins heute aussehen müßte, wenn fic nach ehrlichen faufmännischen Gesichtspunkten aufgemacht würde. Wir fürchten fein Urteil nicht, wenn dies Urteil wirklich fachgemäß abgegeben wird,