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Erregung im Gklarek-Prozeß Reuer Nervenzusammenbruch des Angeklagien Kohl

Nach dem Zusammenbruch des Angekloglen kohl am Zreilag voriger Weche mu�le die Verhandlung mssgeseht werden. ZNcdizi- nolral Dr. S lörmer erhielt com Gerichl den Auftrag, den Ange. klagten auf feine Verhandlungsfühlgkeit hin zu untersuchen. Nach Veginn der heutigen Sitzung slelite Kohls verleidiger den Antrag, die Verhandlung bis VjZ Ahr auszusetzen, damit Dr. Stürmer sein vulachlen in Gegenwart von Prof. Kronfeld erstatte, der den Ange- klagten Kohl gestern untersucht habe. Der Verteidiger verliest ein ärztliches Zeugnis von Dr. Kronfeld, in dem es u. a. heißt, daß Kohl bei der Untersuchung einen sehr verfallenen Eindruck gemacht und gezittert habe, daß er hochgradig erregt gewesen sei und keine Erinnerung an bestimmte Tinge habe, die mit ihm in der Vergangenheit geschehen seien. Als dann das Zeugnis solch ein weit zurückliegendes Ereignis im Leben des Angeklagten erwähnt, springt kohl mit dem Ausruf Ach! aus und will sich auf seinen verleidiger stürzen. Aber Mitverteidiger. Justizwachmeister und Leo Sllarek stürzen auf Kohl zu, halten ihn zurück, dieser läßt sich mit Schluchzen auf seinen Platz nieder, läßt den Kops auf den Tisch sinken und bleibt in dieser Lage bis zum Schluß der Sitzung. Im Saal herrscht allgemeine Erregung An den Verteidigertischcn werden entrüstete Rufe laut, der Vorsitzende sagt: Diese Schuld soll man mir nicht zuschieben. Der Verteidiger fährt mit der Verlesung des ärztlichen Attestes fort. Es heißt darin: Der Angeklagte Kohl befindet sich in einem Zustande größter Erschöpfung, in einema f s e k t i o e n S ch o ck z u st a n d mit Sperrungen", es sei nicht daran zu denken, daß er vor vier Wochen verhandlungsfähig sein könne. Dr. S t ö r in e r erhält das Wort zu seinem Gutachten und sagt in großer Erregung u. a. folgendes: was unler keinen Umständen erörlerl werden fallle. ist hier mit Slenlorstimme vorgetragen worden. Eine Angelegenheit, über die seil dreißig Jahren Gras gewachsen war. ist hier öfsenllich verhandelt worden. Das, was ich in togelanger mühevoller Arbeit ausgebaut habe, ist hier zer- stört worden. Ich widerspreche dem Gutachten des Dr. Krön» feld. Der Angeklagte Kohl war vorgestern und gestern verhand- lungssähig, es wäre brillant gegangen, wenn nicht dieser Vorfall gekommen wäre. Ich habe als Gerichtsarzt in dreieinhalb Jahr- zehnten meiner Tätigkeit immer wieder Selbstmorddrohungcn gehört, ich kenne aber leinen Fall, wo eine derartige Drohung wahrgemacht worden wäre. Auf die Frage des Staatsanwalts, ob Kohl heute morgen noch verhandlungsfähig gewesen ist und ob er im Augenblick verhandlungsfähig ist, sagt Dr. Stürmer, ob er jetzt verhandlungs- fähig ist, kann ich nicht sagen. Das was eben geschehen, ist tausend- mal schwerer als der ganze Sklaret-prozeh. Im übrigen ist Kohls Zustand nichts anderes als die Flucht in die Lt r a n k h s i t. Rechtsanwalt Dr. B r a u b a ch erklärt noch einmal, daß er das, was er getan hat, in vollem Bewußtsein getan hat. Er hat die Entwicklung des Zustandes des Angeklagten Kohl mit tiefster Be- iorgnis verfolgt, Kohl s e l die ganze Zeit über nicht in der Lage gewesen, sich zu verteidigen, ex sei auch nicht imstande gewesen, ihn, den Verteidiger�u insormieren. Er Halle Kohl nicht für verhondlungsfähig. Dr. Störmer: Der An- geklagte ist verlzandluiigssähig, so sicher wie ich hier stehe. Der erste Staatsanwalt Dr. Stelnecker: Ich bin der Anstcht, daß der Verteidiger im vollen Bewußtsein dessen, was er damit an» richtet, das Zeugnis hier verlesen hat. Er ist eben bemüht, den Angeklagten Kohl der Verantwortung zu entziehen. Das hat er schon damals getan, als er Kohl den Rat gab. ovl die Fragen * de, Verteidigers keine Antwort wehr zu geben. Ich beantrag«, den Angeklagten Kohl auf seine Verhandlungsfähigkeit hin untersuchen

zu lassen, und die Verhandlung vorläufig auf drei Tage auszusetzen. Vielleicht»verde es auch notwendig, den Angeklagten von seinem Verteidiger zu trennen. Rechtsanwalt Dr. Braubach legt gegen diese Erklärung des Staatsanwalts Verwahrung ein. Er habe noch vor der Ver- Handlung den Vorsitzenden gebeten, die Fragen an den Angeklagten in einer Weise zu richten, die seinem Zustande entsprächen: diesem Wunsche sei nicht entsprochen worden. Der Zusammenbruch sei er­folgt, als der Vorsitzende an Kohl eine Frag« in verletzender Form gerichtet habe. Dieser Behauptung widerspricht der Vorsitzende. Rechts- anmalt Otto Lands berg verwahrt sich gegen die Unterstellung des Staatsanwalts, daß sämtliche am Prozeß Beteiligten denselben Ein- druck gehabt hätten wie die Staatsanwaltschaft, nämlich daß Dr. Brau- bach beinüht sei, die Verhandlungen zu stören. Er, Landsberg , und sein Mitverteidiger hätten diesen Eindruck ganz und gar nicht. Rechts- anmalt Dr. Meyer erklärt für Leo und Willi Stlarek, daß diese unter allen Umständen den Prozeß zu Ende gefuhrt haben wollen. Ganz anderer Ansicht ist sein Mitverteidiger Rechtsanwalt Dr. Pindar: Eine Verhandlung ohne Kohl sei unmöglich, es sei schon äußerst peinlich, daß man ohne Max Sklarek auskommen müsse. Die Verteidigung Leo und Willi Sklareks solle darauf dringen, daß Kohl nicht aus der Verhandlung ausscheide. Der Vorsitzende teilt m-t, daß er ohnehin die Absicht gelabt habe, in diesem Stadium des Versahrens an Kohl nur noch einige Fragen zu richten und sich dann den anderen Angeklagten zuzu- wenden. Die Verhandlung wird unterbrochen, damit Dr. Störmer Kohl untersuchen kann. Nach Wiederaufnahme der Sitzung erstattet Dr. Störmer sein Gutachten dahin, daß der Angeklagte Kohl verhandlungs- fähig sei und von einem Zusammenbruch keine Rede sein könne. Es wäre vielleicht ratsam, den Angeklagten Kohl zur Cr- holung und endgültigen Begutachtung in der Charit- unterzu- bringen. Der Vorsitzende ruft Kohl freundlich vor und fragt ihn. ob er es vorziehe, in die Charit« zu gehen oder zu Hause zu bleiben. Kohl zieht es vor. zu Hause zu bleiben. Auf die Frage des Vor- sitzenden erklärt er. an der Weitcrvcrhandlung ein Interesse zu haben. Auf die Frage des Oberstaatsanwalts, ob er seinen Ver- leidiger von der Schweigepflicht entbunden habe, erklärt Kohl, daß er mit diesem darüber gar nicht gesprochen habe. Oberstaats- anwalt Steineckcr bittet, zu Protokoll zu bringen, daß der Ver- teidiger, ohne von seinem Klienten von der Schweigepflicht ent- Kunden zu sein, ein ärztliches Zeugnis verlesen habe, dessen Inhalt seinem Mandanten nicht bekannt gewesen sei. Der Verteidiger habe gegen den Z 300 des StGB, verstoßen. Das Gericht zieht sich zur Beratung zurück. Gerichtsbeschluß. Amtsgcrichtsrat Keßner verliest folgende Gerichtsbeschlüsse: Die protokollierung wird abgelehnt, da die Voraussetzungen des 8 183 des Gerichtsverfasjungsgesetzes nicht gegeben sind. Die Ver­handlung ist in Gegenmarl des Angeklagten Sohl weiterzuführen. Prof. Dr. Kronfeld ist zum 12. November als Sachverständiger zu laden, damit er in Gegenwart von Dr. Störmer sein Gutachten erstattet. Mit der Behandlung des Angeklagten Kohl ist Dr. Störmer zu betrauen. Der Vorsitzende wendet sich dann an Kohl, der die ganz« Zeit über am Zeugentisch gesessen hat, und teilt ihm mit: daß er heut« nach Hause gehen könne. Kohl begibt sich zu seinem Verteidige? zurijck und bleibt vorläufig im Gerichtzsaal. Es wird mit der Ver» Handlung fortgefahren.

Der plastische Film erfunden. Die erste Vorführung in Hollywood . In Hollywood ist in dem Studio der großen Filmgesellschaft ..Universal Pictures " der dreidimensionale Film erfunden worden. Die Filmgestalten, die bisher flächenhaft aus der Leinewand zu sehen sind und im allgemeinen wie Schemen wirken, haben zum ersten Mole das Aussehen von lebendigen Menschen. Die Bilder sind körperlich, also plastisch. Das Bestreben, körperhafte Bilder zu erzeugen, ist so alt, wie die Erfindung de« Films selbst. Die erste Vorführung eines plastischen Films, die vor einigen Tagen in Holly- wood stattfand, ging in größter Heimlichkeit vor sich, und das ist verständlich, da nach den Zeitungsmeldungen eine langjährige Hoff­nung der Filmindustrie damit ersüllt ist. In Zukunst wird kein Film mehr in der bisherigen Weise aufgenommen werden können, da das Publikum nicht mehr flächenhaste Filme wird sehen wolle», wenn es plastische vorgeführt bekommen kann.(?) Man geht von der Erkenntnis aus, daß das Gesichtsfeld des rechten Augen anders ist, als das des linken. Beide Gesichtsfelder sind gegeneinander»m ein Geringes verschoben. Es werden nun von einem bestimmten Gegenstand zwei Aufnahmen gewacht, von denen die eine das Gesichtsfeld des rechten Auges wiedergibt und die andere das des linken. Durch einen Apparat werden nun mit Hilfe von Linsen die beiden nebeneinandergestellten Bilder betrachtet. Auf diese Weise hat man den Eindruck von Körpern, aber nicht von Bildern. Dieses Experiment ist allgemein bekannt. Man hat schon lange oersucht, dieses Verfahren auch-auf den Film anzuwenden. Tatsächlich gelang es dem rumänischen Ingenieur D aponte. auf ähnliche Wesse einen plastischen Film zu erzielen. Er stellte stereoskopische Bilder nicht nebeneinander, sondern übereinander. Bei der Vorführung wurde mit Hilfe von kreisförmigen rotierenden Knstailschsiben die Beleuchtung der Bilder derartig beeinflußt, daß man den Eindruck eines dreidimensionalen Films erhielt. Es wurde einmal das Bild beleuchtet, das dem Gesichtsfeld de» rechten Auges entspricht, und das andere Mol imiiwr abwechselnd das Bild des Gcfickstsfeldss des linken Auges. So kftin diese Täuschung des Auges zustande. Eine zweite Erfindung hatte den dänischen Ingenieur Riggo Jensen zum Urheber. Er ging von ähnlichen Grundsätzen aus. nur ordnete er die Bilder nebeneinander an. Diese beiden Erfindungen bewährten sich»'cht, weil sie nicht für Massenoerwen- dring geeignet waren. Die Erfindung der..Universal Pictures " soll dagegen ganz leicht an jedem Apparat angebracht werden können. da die Tiefenwirkung, also die Körperhoftigkeit der Bilder, mit Hilfe von verschiedenen Linsen erzeugt wird, die im Vorführapparat ein- gebaut sind. Ueber die Art der Erfindung wird strengstes Geheimnis bc- wahrt. Es sollen bisher 20 Patente angemeldet fein, da man über­zeugt Ist. daß die Filmindustrien der ganzeck Welt die Erfindung brauchen werden, und man nicht wieder, wie beim Tonfilm,«ndloja und schwierige Patentstreitigkeiten durchfechten will. Wichtig ist die Tatsache, daß der dreidimensional« Film ohne jede Beeinträchti-

gung auch mit den Tonapparoten verbunden und vorgeführt werden kann. Es ist also der Tonfilm durch die neue Erfindung nicht ge- fährdet. Man wird abwarten müssen, wie sich dieser neue Apparat bewährt, bevor man seine Bedeutung für den Film richtig beurteilen kann.

Das Konzert." Copitol. Der Film folgt dem Lustspiel Hemann Vahrs. Allerdings sind Erweiterungen vorgenommen worden. Szenen, von denen man auf der Bühne nur spricht, erhalten hier Gestalt. Der Schauplatz wechselt häufiger und lockert dadurch die Zusammenballung der Komödie auf. Hans Z e r I e t t verfaßte die neuen Dialoge witzig und geschickt Der Reiz des Film» liegt in diesem Fall im ge- sprochenen Wort, die Handlung kommt erst in zweiter Linie. Und dies bedeutet einen Fehler, der Film wirkt auf die Dauer trotz Leo Mittlers guter, abtönender Regie beinahe ermüdend. Das Wort hat im Film nicht die suggestive Kraft wie auf der Bühne, es darf nur die Handlung unterstützen. Die Komödie Vahrs ist eins Charakterftudie,«ine geistreiche und amüsante sogar. Der alternde berühmt« Ptanlst Pros. Heink glaubt es seinem Ruf schuldig zu sein, wenn er mit seinen Anbete» rinnen Liebesfahrten in die Berge unternimmt. Bei einem dieser Abenteuer kommt es zu humoristischen Verwicklungen. Was soll Heink demonstrieren? Das verwöhnte, verspielte Kind im Künstler. den Poseur, der zu dieser Haltung gezwungen wird, weil sie die gut zahlenden Enthusiasten verlangen? Das Ganz« ist Dienst am Kunden und auch ein Ausdruck der Selbstbeweihräucherung. Den Heink, früher eine Paraderolle der Bühnenstars, spielt jetzt Wolter Janssen mit liebenswürdigem Scharm. Cr ist nicht der verschmllte, berühmte Mann, eher ein entzückender, launenhafter Bengel in ergrautem Haar, ein ewig Spielender, der kein Gefühl für den Ernst der Dinge ausbringt. Olga Tschechow« als seine Frau gibt verstehende Güte. Sie gestaltet einen humorvollen, klugen Menschen, dem Resignation nicht allzu schwer fällt. Dr. Jura erfährt bei Oskar Karlweis eine etwas oberflächliche Charakteri- sierung. Man glaubt ihm nicht recht den Wissenschaftler, den Forscher. Aarlweis bleibt bei der ungezwungenen Haltung stehen. er dringt nicht tiefer. Ursula D r a b l e y umkleidet die unbedeutende. verlieb!« Fron velflne mit allen Eigenschaften der schwärmerisch kitschigen Dame ohne Gehirn. Ein reizender Umriß. Gut alle Nebenfiguren. F. Seh. Kritiker und Theater. Der 5. Zivilsenat des Reichsgerichts hat am Sonn- abend eins für das Pressewesen höchst bemerkenswerte Entscheidung gefällt. Ca handelt sich um einen Rechtsstreit. den ei» Kritiker Dannenberg gegen die Stadt B o ch u m ange- strengt hatte, weil ihm vom Stadtischen Theater in Bochum das> Betreten des Theaters mit der Begründung verboten war, seine I

i veränderte kritische Einstellung schädige die Interessen d-s- Theaters. Dannenberg glaubte, dos Theater als Wonopolbötried und als Kulturstätte dürfe Inn solches Verbot nicht ergehen lassen, und der Zutritt müsse ihm gestattet werden. Der Kläger wurde in den beiden ersten Rechtszügen abgewiesen. Seine Revision wurde vom 5. Zivil­senat des Reichsgerichts zurückgewiesen, im wesentlichen mit folgen- der Begründung: Der Senat vertritt den Standpunkt, daß ein KontroHierungs. zwang für die Theater weder aus dein Gesichtspunkt der Monopol- ftellung, noch aus dem Grunde hergeleitet werden kann, daß das betreffende Theater von einer Lffentlichen Körperschaft betrieben wird. Eine Ausnahme würde nur dann bestehen, wenn die Vor- oussetzungen des§ 820 BGB. vorlögen. Das ist aber hier nicht der Fall Um die Ausschließung als unter§ 826 fallend bezeichnen zu können, mußte der Kläger darlegen, daß die Beklagte willkürlich, leichtfertig oder mit einem als uerwerskich zu bezeichnenden Ziele gehandelt habe. Das Gegenteil wurde festgestellt Die Beklagte hat das Verbot ausgesprochen, weil sie sich durch die veränderte kritische Stellungnahme des Klägers benachteiligt gefühlt hat. Sie hat nicht einen Druck ausgeübt, sondern sie hat lediglich eine Schädigung ihres Theaters durch die unsachlich und nachteilig ge- halten« Kritik des Klägers vermeiden wollen. Da muhte sie zum Schutze ihrer eigenen Interessen das Verbot aussprechen. Die Presseorganisationen werden sich mit diesem In ihren Kon- sequenzen unübersehbaren Urteil beschäftigen müssen. Angelpariie bei Äarow. Erich Carow will in seiner Lachbühne die Leute das ganze graue Elend des Alltags vergessen lassen. Er kümmert sich nicht um Politik und Wirtschaft, Aktualitäten haben hier keine Stätte. Am Weinbergswcg gibts keine moderne Hast: von h-8 bis 1 Uhr dauert?, und nächstens wird man Betten mitbringen müssen. Paul Eiimnels GroteskeAnglers Freud und Leid" entsllhrt UNS in ein entzückendes Wald- und Seeidyll. Fredy Sieg sucht hier beim Angeln Ruhe und Frieden. Aber die Naturandacht wird jäh gestört durch ein unbeschreiblich ruppig-struppiges Individuum, das sich kaltschnäuzig eindrängt und den wilden Mann spielt Erich Carow. Nun geht ein Sturzregen von Elownspäßen und Angelabenteuer los. Alle bewährten Arten und besonders auch Unarten bringt Erich an den Mann. Aber als ein Schutzmann auftaucht, kann er auch anders: er wird elegisch und bringt den Riesenkerl durch vorgespielte Rührszcnen zum Weinen. Ein Ge- sangverein, ein Lebensmüder und schließlich ein kesses Paddel- mädchcn bringen immer neue Anlässe für das Individuum und per- breiten gleichzeitig echt berlinische Stimmung. Mit einem großen Klamauk schließt die Idylle. Ein ausgezeichnetes Varieteprogramm füllt den Abend aus: Fredy Sieg , der Urberlincr, gute Tanznummern, ein humoristischer Akrobatenakt und vor allein ein geschmeidiger Sselöwe als Meisterjongleur. Für die sentimentalen und musikalischen Bedürf- nisse sorgen andere Nummern. Luci Carow steht wie immer im Mittelpunkt der halbparodistischen Ansstattungs- und Sensations­nummer. diesmal als Königin der EHIkagoer Unterwelt. (O holder Unsinn, bewußter Kitsch.) r. Ein neuer Gerhart Sauptmaiui, in Anlehnung an sein Jugenddrama Bor Sonnenaufgang "Vor S o n n e n» n t c r g a n g" benannt, soll qlS nächste Premiere im Deutschen Theater unter Max Reinhardt » Regie ansgesiihrt werden. Franz Werse! wird bei der Erstaufführung von Arthur Schnihlers .üomadicDer grüne Kakadu" in der Volksbühne die Gedenkworte sprechen. BUHnenchronik. Die Verhandlungen zwischen Frau O n ö g i n und der Städtischen Oper haben eine Einigung für dag lausende Spielwbr ergeben und lassen erhossen, daß Frau Ondgiii darüber hinaup noch weitere Jahr« der Städtischen Oper angehören werde. Ter zweit« öffentliche Vortrag in der Vreuhischen Akademie der Wissenschaften sinket Mittwach. 11. November, pünktlich"o, Ilbr, statt. Professor Diels spricht über:Jugend und Alter im Bflanzen- r c i ch". Eintrittskarten beim Pförtner der Akademie, Unter den Linden SS. Eine Tchauspieler-Nachworstellung vanJemand" mit Albert Basser- man» und der Premierenbesehung findet Donnerstag, L3.8V Uhr, in der Komödie statt. Karten: Keithstr. ll. Panzerautos ans Korsika. Gäuberungsaktion gegen die Banditen. Paris . 10. November. Der Kleinkrieg gegen die korsischen Banditen, der vom Minister- Präsidenten Laool in seiner Eigenschaft als Innenminister ange- ordnet worden ist und der vor einigen Tagen mit der Erschießung von zwei besonders gefürchteten Banditen begann, ist in sein ent- scheidendes Stadium getreten. In Ajaccio ist ein Dampfer aus Marseille eingetroffen, der 600 Gendarmen unter dem Befehl eines mit der Leitung der Operationen betrauten Generals an Bord hotte. Di« Gendarmen führen sechs mit Maschinengewehren be- waffnete Panzerautos, einen Tank und zahlreiche Polizei- Hunde mit sich. An der Küste kreuzen seit gestern drei Kanonen- boote,' um den Banditen den Rückzug auf dem Seecklege im- möglich zu machen. Ueber den südlichen Teil von Korsika ist eine Art von Belagerungszustand verhängt worden. Das Dorf Palnea, das Hauptquartier de» unlängst im Kampf« mit Gendarmen ums Leben gekommenen Banditen Bartoli, wurde während der Nacht umzingelt und besetzt, ebenso mehrere andere Ortschaften. Etwa 53 Einwohner, meist Famitienangehiinge oder Hehler der Banditen, wurden festgenommen, darunter der Bürger- meister des Dorfes Ciccana, serner«in Mitglied de» Generatrats von Zivaco, der mit dem Banditen Bartoli verwandt ist und nur mit dessen Hilfe in den Generalrat gewählt wurde, sowie schließlich die Schwester des kürzlich erschossenen Banditen Eaviglioli. die zu- gleich die Geliebte des Banditen Spoda ist. Aus diese Weise sollen die Banditen von ihren Helfershelfern abgeschnitten werden. In Ajaccio wurde der Pächter der korsischen Postauto- l i n i e verhaftet, der ein Vertrauensmann des Banditen Spada ist. In den besetzten Ortschaften und auch in Ajaccio sind Haussuchungen vorgenommen worden, bei denen Hunderte von Ge­wehren und Revolvern sowie beträchtliche Munitionsmengen zutage gefördert wurden. London . 10. November. DerDaily Herald" macht sensationelle Mitteilungen über den Zweck der großen Gendarmerierazzia auf Korsika. Ein von dem Blatt noch Ajaccio entsandter Sonderkorrespondent glaubt zu wissen. daß da« ganze Unternehmen nur dem Schein noch gegen dos korsische Banditentum gerichtet sei. In Wirtlichkeit verfolge die Expedition da» Ziel, mehrerer hundert Italiener habhaft zu werden, die im Lauf« der letzten Woche nach Korsika gekommen seien, um dort für den Faschismus Propaganda zu machen. Di- Zahl der sronzösischen Gendarmen betrog« nicht, wie angegeben. 300, sondern 1300. Di« gleiche Meldung enthält die Behauptung, daß der junge Antisaschist Laura de Bosis, der vor einigen Wochen aus seinem Flugzeug über Rom Flugblätter abwarf, von seinen italienischen Verfolgern in der Rühe von Korsika abgeschossen worden sei. Die 1 sranzosischc Regierung beabsichtige, wegen dieses Falles in Rom zu ! intervenieren.