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Krach im Calmette- Prozeß.

Wir haben unsere Kinder geopfert und sollen uns auch noch verdummen lassen."

Cübed, 10. November.

3m weiteren Verlauf der Berhandlung im Calmette- Prozess erklärt Rechtsanwalt Darboven, es wäre erwünscht, wenn der Sachverständige in jedem Falle, in dem nur eine leichte In­fettion stattgefunden hat, dies bekundet, da eine solche Jufeffion zu einer Wohltat für die Kinder geführt haben könne. Diese Aeußerung ruft bei der Elternschaft lebhafte Erregung hervor, und man hört die Worte Schöne Wohlfat", unerhört". Sofort erhebt sich der Vertreter der Elternschaft, Rechtsanwalt Dr. Wittern, und bittet ums Wort, das ihm aber vom Bor­fihenden nicht erteilt wird. Darauf spricht Rechtsanwalt Wiltern erregt in den Saal, was sich der Borsigende mit den Worten verbittet, er allein habe im Gerichtssaal Polizeibefugniffe und fein enderer. Als dann der Vorsitzende noch darauf hinweist, daß es, nicht üblich sei, im Gerichtsfaal Zurufe zu machen, erhebt sich ein ungcheurer£ ärm bei der Elternschaft. Ein Elternvertreter ruft. unter anderem in den Saal: Wir haben unsere Kinder geopferf und sollen uns auch noch verdummen laffen!" Der Verfihende fann die Eltern nicht beruhigen und muß die Sihung unterbrechen. Nach der Mittagspause äußerte sich Rechtsanwalt Dr. Frey zu den von ihm gestellten Beweisanträgen und teilte dabei mit, daß er auf die Bernehmung von Professor Calmette verzichte, da nach feiner Ueberzeugung das Mittel Calmettes und dantit die Bersönlichkeit Calmettes für diesen Prozeß feine Rolle spielen. Für ihn, Frey, handele es fich nur um die Schuld der Angeklagten. Rechtsanwalt Dr. Bittern schloß sich den Worten des Bertreters der Nebentläger an. Darauf nahm erneut der Sachverständige Dr. Mögling das Wort. Im Verlauf der Erörterungen tauchte die Frage auf, ob das Gericht eine positive Reaktion auf Tuberkulin schon als eine Krankheit und damit im Sinne des Strafgesetzbuches als eine Körperverlegung ansehen könne. Die Sachverständigen gaben der Ansicht Ausdruck, daß ein positives Reagieren auf Tu berkulin noch feine Krankheit, also auch Teing Körperverlegung sei. Bernehmung von Dr. Mögling wurde die Verhandlung auf Mitt­

Das Gericht schloß sich diesem Standpunkt an. Nach Abschluß der

rooch verlagt.

Eine Stadt durch Orfan zerstört.

New York , 10. November.

Nach einer Meldung aus Tegucigalpa in Son duras ist die Stadt Lasmasica durch einen Orkan vollkommen zerstört worden. Die Eisenbahnverbin sungen sind unterbrochen, man fürchtet, dass zahlreiche

Menschen ums Leben gekommen sind.

mo Die große Auskunftei

Hochbetrieb in der Berliner Stadtbibliothek/ Lesehunger der Berliner

Wie groß der Lesehunger der Berliner Bevölkerung aller Alters­fchichten ist, verdeutlicht zur Genüge der Hochbetrieb in der Ber Selbst nach liner Stadtbibliothet am Schloßplah. der Verlegung des Zeitungslejefaals aus den engen Räumen im Hochparterre nach dem zweiten Stod muß faft täglich das jedem Besucher leider nur zu bekannte Schild an die Tür gehängt werden: Wegen Ueberfüllung geschlossen!" Und auch die jenigen, die ihre Bücher lieber mit nach Hause nehmen, müssen sich Beschränkungen auferlegen; wenn man früher entliehene Bücher einen ganzen Monat behalten durfte, dann infolge des enormen An­drangs, besonders erwerbslofer Leser, jeht nur noch drei Wochen. Zeitungen aus aller Welt.

Es ist übrigens fein Wunder, wenn fast immer im Zeitungs­lefejaal es gibt noch einen größeren Leesesaal mit Zeitschriften und Nachschlagewerken aller Art fein leerer Stuhl zu haben ist. Denn die Auswahl der über 200 Tageszeitungen tann jeden Leser nur befriedigen. Daß die großstädtische Presse dabei vollständig vertreten ist, überrascht nicht weiter, es ist aber er= staunlich, mit welcher Sorgfalt die Berliner Stadtbibliothek die deutschsprachige Presse des Auslands sammelt. Man kann da zum Beispiel ständig lesen die Abendpost" aus Chikago, die Deutsche Beitung" aus Sao Paulo , den Nordwesten" aus dem fanadischen Winnepeg oder gar die Deutsch - Chinesischen Nachrichten" aus Tientsin . So geht es von den großen deutschsprachigen Blättern Rem Yorks herunter bis zur einsten auslandsdeutschen Tageszeitung, set es die ,, Swakopmunder Zeitung" oder das Czernomiger Morgen blatt". Wem es Spaß macht, der kann auch den in irgendeinem verlassenen Winkel Südamerikas erscheinenden Urwaldboten lesen. Dazu kommen noch die Organe deutscher Mittelstädte, herunter bis Hirschberg, Wolfenbüttel und Allenstein und was man ſonſt nur recht spärlich oder meist überhaupt nicht vertreten findet, nämlich die Provinzpreffe der deutschen Sozialdemokratie, der finder diese Blätter hier erfreulich stark vertreten. Der Leser ist also, wenn er sich eine Meinung über bestimmte Borgänge in der Proving bilden will, nicht nur auf die landläufige General­anzeigerpreffe angewiesen.

die Anordnung so, daß jedermann ohne viel zu fragen, das ge­wünschte Buch findet, mag er nun eine geschichtliche Begebenheit nachlesen oder etwas über Schweinemast erfahren wollen. Das her vorragendste sind aber wohl die 800 laufend gesammelten Zeitschriften. Man findet da die Monatlichen Nachweise über den deutschen Außenhandel" cbensogut wie die Sozialistitscheski Westnit", das Organ der russischen Sozialdemokratie, weiter die stenographischen Berichte über die Sizungen des Deutschen Reichs­tags wie den Bolosport", die Berichte des Astrophysikalischen Observatoriums in Potsdam neben der Theologischen Literatur Beitung".

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Die größte Abteilung ist natürlich die Ausleihe, wo von 10 Uhr bis um 21 Uhr Bücher abgegeben und neu verlangt werden. Neben den etwas veralteten Katalogen leistet dem Suchenden neuerdings die große Schlagwortfartei gute Dienste, die einmal nach Verfassern und einmal nach Sachgebieten geordnet ist. Man braucht also nur die Karte: Kautsky oder Clausewitz zu greifen, wenn man die Werke dieser Verfasser sucht oder aber sich die Karte vom Siebenjährigen Krieg zu ziehen, um die wichtigste Literatur darüber schnell veieinander zu haben.

Wie sehr die Stadtbibliothet von allen Bevölkerungsschichten ge­fchäßt wird, sieht man aus den verschiedenartigen Besuchern, neben dem jungen Erwerbslosen, der sich keine Zeitungen faufen fann, sizt der Rechtsanwalt, der hier Zeitungen in einer Auswahl lesen fanm, wie sie ihm sonst nirgends geboten werden.

Arbeiterjugend am Grabe Hugo Haases.

Die Sozialistische Arbeiterjugend Schönhauser Vorstadt, Gruppe ,, Hugo Haase ", ehrte den toten Führer aus Anlaß der Wiederkehr seines Todestages. Am 8. Oktober dem Tage des Attentats fand im Beisein vieler Eltern eine würdige und schöne Gedenkfeier statt. Am Sonntag legten die Jugendgenossen einen schlichten Kranz am Grabe Hugo Haases nieder. Genosse Willi Hahn, der Führer der Gruppe, sprach dabei Worte des gankbaren Gedenkens und gab dem Toten das Versprechen der Arbeiterjugend, so rein er zu seinen Lebzeiten. Dann sprach Genosse Stadtrat Dr. Frieda und hingebungsvoll für die Sache des Proletariats zu kämpfen, wie länder: Das gequälte Landprofetariat Ostpreußens sah in Haafe länder: Das gequälte Landproletariat Ostpreußens sah in Hanse feinen Erlöser. Die Jugend habe die besondere Pflicht, seiner zu Haase und Ernst Haase , sowie zahlreiche Hinterbliebene und Freunde Die Erschienenen, darunter auch die Genossin Thea des Toten, vermeilten nach der Feier noch einige Minuten in stum

gedenken.

Darüber hinaus find im Zeitungslefesaal noch die Organe größerer politischer Berbände untergebracht, vom Reichsbanner" und vom Stahlhelm" angefangen bis zu den Blättchen bedeutungs­loser Setten, die in den meisten Fällen schon als politische Unter­welt rangieren. Bei folcher Fülle des Materials versteht es sich, daß der an sich das Ausmaß eines Lanzfaals befizende Zeitungsfaat bie dopelte Anzahl von Stühlen haben müßte, damit jeder Leser be­fchaulich seine Zeitung lefen könnte. Aber mit dieser Beschaulich- mer Trauer an der Grabstätte. feit" ist es nicht allzumeit her, denn der einzelne darf mit Recht jede 3eitung höchstens zwanzig, Minuten behaiten.

Noch ungleich größer ist der Zeitschriftensaal, der unentgeltlich

Bei ber Revolutionsfeier im Sportpalast wurde eine Attentasche uns eirg Spazierstod gefunden, beide Gachen find beim Bezirksbildungsausschus, Linden­ftraße 3, 2. Sof, 2 Treppen, Simmer 9, abzuholen.

Konzert des Arbeiter- Mandoliniffenbundes. Der Deutsche Ar­beiter Mandolinistenbund, Ortsgruppen Zehlendorf , Moabit und Schöneberg , veranstaltet am Sonnabend, dem 28. November, in jedem Besucher bequemste Arbeitsmöglichkeiten bietet. Die langen ladung der Gesellschaft zur Förderung individuell- psychologischer Arbeit großen Saal des Restaurants Lindenpark in Zehlendorf , Berliner Tischreihen sind umrahmt von mehreren tausend Exemplaren Straße 8, ein Konzert mit anschließendem Tanz. modernster Nachschlagewerke aus allen Wissensgebieten. Dabei ist.

Ueber Grundlagen und Prinzipien der Gemeinschaft spricht auf Ein­Dr. Alfred Adler - ien am Montag, dem 16. November, 20 Uhr, iar Bürgersaal bes Neuen Rathauses in Schöneberg, Rudolf- Wilde- Play.

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