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Ein weiser Arzt.

Zum Schiedsspruch in der Berliner Metallindustrie.

Oer Schlichter:»An diesem Patienten, Herr Or. Brüning, können wir keine Blutentnahme mehr vornehmen. Aber versuchen wir es einmal mit jenem Herrn dort! Neue Anklagen Chinas in Genf . Die Vorfälle in Tientsin .

Genf . 10. November(Eigenbericht) Eine ausführliche chinesische N o l e an das Sekretariat des Völkerbundes reiht die blutigen Zwischenfälle vom 8. und 9. No- oember in Tientsin in die Reihe der japanischen Versuche ein, Aufruhr gegen die chinesische Regierung zu stiften, um den Frieden und die öffentliche Ordnung noch vor dem 16. November, dem Tage des Zusammentritts des Rots, empfindlich zu stören. Am 8. November seien, so teilt China mit, an regierungsfeind- liche Chinesen mehr als 599 chandfeuermaffen verteilt worden. In der Nacht seien dann'2009 Menschen mit japanischen Fahnen aus der japanischen Konzession hervorgebrochen und hätten Polizeiposten nahe der Konzession und der japanischen Kaserne an- gegriffen. Infolge guter Vorbereitungen hätte die Polizei aber die Ordnung rasch wiederherstellen können. Der japanische Komman- dant habe am nächsten Vormittag vom Gouverneur Wang die Zu- rückziehung des Militärs und der Polizei auf 300 Meter von der japanischen Konzcssion verlangt. Dieser habe nach einer zweiten japanischen Ausforderung am Nachmittag erst die Polizei zurück- genommen, da sirzwischen der Rest der Aufrührler sich in die japa- nische Konzession geslüchtei hatte. Trotzdem sei gegen 6,30 Uhr die Chinesenstadt von den japanischen Kasernen mit 30 Grs- n a t e n bombardiert worden Der japanische Kommandeur hob« auf Anfrage geantwortet, daß er davon gar nicht» wisse. Anderen Ausländern gegenüber habe er sich auf«inen Streit zwischen japanischen und chinesischen Truppen berufen. Zapanische Gegenklagen und Drohungen. Göns, 10. November(Eigenbericht). Zwei japanische Noten an den Völkerbund behaupten, dag sich die japanischen Truppen um die Nonni-Vrücke und Angangchi auf nicht mehr als 1001 Mann beziffert haben. Die Verstärkungen seien auf dem Transport angehalten und in ihre Garnisonen zurückgeschickt worden. Dagegen hätten die Chinesen mehr als 20000 Mann um Angangchi zusammengezogen und er- hielten dauernd Verstärkungen aus dem Norden von Tsitsikhar . Wenn sich die chinesischen Truppen infolge ihrer Uebermacht zu

kriegerischen Akten hinreißen ließen, könnte eine äußer« gefährliche Situation entstehen. 600 Chinesen an der Nonni-Brücke gefallen? Schanghai , 10. November. lieber 600 Chinesen wurden, wie aus Mulden gemeldet wird, in den heutigen Kämpfen bei Hai ch eng getötet. Die an Zahl schwächeren japanischen Truppen mußten sich bis auf sieben Meilen sudlich der Nonni-Vrücke zurückziehen, um neue Angriffe auf die Brücke durchzuführen. Es wird angenommen, daß die Japaner die Stadt Tsitsikar, den Sitz des Generals Ma, zu er- oben, gehenken. China , Abrüstung und Mandschurei Genf, 10. November.(Eigenbericht.) Auf die von mehr als 40 Staaten bereits mit mehr oder minder großen Vorbehalten angenommene Entschließung der letzten Völker- bundversammlnng über einen einjährigen Rüstung»- �jt instand hak China am Dienstag eine für seine Lage bezeich- nende Zlntwort erteilt. Die chinesische Regierung erklärt sich bereit, den Vorschlag an- zunehmen, doch häng« Chinas Schicksal und das der Abrüstung»- konferenz von der Lösung des mandschurischen Konflikts ab, die dem Völkerbund unterliege. Würden sich der Völkerbundspokt und der Kellogg-Pakt als die Säulen des Friedens und der internationalen Gerechtigkeit erweisen, dann bedeuteten der Rüstungsstillstand und die Abrüstungskonferenz«inen großen Schritt vorwärts in der Or- ganisation des Friedens. Sollten aber dies« Säulen durch ein be- dauerliches Unglück sich als n i ch t h a l t b a r erweisen, dann seien Regierung und Volk Chinas zu ihrem großen Bedauern gezwungen, allen anderen nationalen Aufgaben die Bildung eines Systems der Nation alen Verteidigung voronzu- stellen, das stark genug sei, um die Achtung vor der territorialst Unversehrtheit und politischen Unabhängigkeit Chinas zu erzwingen und gegen äußere Angriffe zu schützen.

Der latente Bürgerkrieg. Neue blutige Schlägerei in Koblenz . Koblenz , 10. November. Der Polizcibericht teilt mit: Am 10. d. M. zwischen II und 12 Uhr fanden in dor Post- und Rhcinstraße Zusammenstöße zwischen K o m m u n i st e n und Nationalsoziali st en statt. kJn der Poststrahe wurden einige Nationalsozialisten von Kommu- nisten überfallen und verletzt. Ein Nationalsozialist erhielt drei Messerstiche am Kopf und ein zweiter einen Streifschuß am rechten Oberschenkel. In der Rhcinstraße wurde ein Kommu- n i st durch einen Messerstich in der Brust schwer o e r l e tz t. Ein zweiter Kommunist erhielt einen Beinschuß und ein an- geblich Unbeteiligter gleichfalls einen Schuß in das Bein. Drei Verletzte befinden sich im Krankenhaus. Insgesamt wurden fünf Personen festgenommen, darunter ein Nationalsozialist und vier Kommunisten. Bei einem der Verhafteten wurde ein mit sechs Schüssen geladener Revolver gefunden, aus dem bereits drei Schüsse abgefeuert worden waren. Die politische Polizei ist weiter mit den Ermittlungen beschäftigt. Nach dem Eintreffen der Polizei legten sich allmählich die Unruhen und die beiden streitenden Parteien konnten auseinandergebracht werden.

Dem toten Führer! Gedenkstein für Hermann Mülter-Kranken. Am Mittwoch wird auf dem Zentralfriedhof in Berlin -Friedrichs- felde im Ehrenhain, in dem viele unserer großen Führer, wie Singer, Liebknecht , Auer, Lezien, Molkeirbuhr, Dr. Adolf Braun , ihr« letzte Ruhestätte fanden, ein Gedenkstein für HermannMüller- Franken errichtet. Ein wuchtiger, rohbchauener Granitblock in getb-rötlicher Fär­bung, 1,10 Meter lang, 40 Zentimeter tief und 2 Meter hoch, ragt inmitten des Ehrenhains hervor, mit schräg abfallender Spitze dem Symbol des jäh zu früh abgebrochenen Lebens. Aus der Cpprechtsteiner Gegend des F r a n k e n wa ld e s, der zweiten Hei- mat des Verstorbenen, kam dieser etwa 30 Zentner schwere Findling nach Berlin , um in seiner monumentalen Kraft die Grabstätte Hermann Müllers zu schmücken, des langjährigen Reichs- tagsabgeordneien des Wahlkreises Franken. Vor dem Fekdsblock lagern acht kleinere, rohe Bruchsteine derselben Gesteinsart, die mit zwei Lebensbäumen stimmungsvoll den Obelisk umrahmen. Eine schlicht« Inschrift gibt Geburts- und Todestag Hennann Müllers an. Darüber schaut uns aus einem Relief in patiniertcr Bronze, modelliert vom Bildhauer Meyer-Pyritz-Berlin, das lebenswahre Antlitz des Führers an zum bleibenden Gedenken für die Nachwelt. Die Gesamtarbeit des Grabmals ist ein Werk der Berliner Steiwnetz-Hütte.

Salat ä la Reichert. Kapitalismus , rein und denaturiert Der Berein Berliner Kaufleute und Industrieller hatte Herrn Dr. Reichert eingeladen, über das ThemaWirtschafts- system und Arbeitslosigkeit' zu sprechen. Dr. Reichert war deutschnationales Reichstagsmitglied und ist berufen, die Belange der deutschen Schwerindustrie zu vertreten. Er oerfügt über «ne gewisse Belesenheit, die ftellich von der Geschicklichkeit über- traffeu wird, die Dinge und Zusammenhänge so nach Wunsch und Auftrag zu prtmen. daß der unkritische Zuhörer! Reichert? Inter - «fsenteuweisheit leicht für bare Münze nimmt. Der Vorsitzende dos Verein» handelte in kluger Einschätzung der Reichertschen Taktik, wenn er davor warnt«, in Reicherts Ausführungen etwas anderes als eine Parteimeinung zu sehen. Einigeleuchtende Punkte" aus dem gefällig ser- vierte» Wirtschafts falat Reicherts wollen wlr aber herausgreifen. Schon das muß Erstaunen hervorrufen, wenn ein Mann, der mit scheinbarer Objektivität Karl Marx zitiert, zum Vergleich der Vor- kriegszeit mit der Nachkriegszeit die Arbeitslosenziffer des guten Konfunkturjahres 1895 der des Krisenjahres 1931 gegenüberstellt. Bedenklich wird die Sache aber, wenn er über die FragenPlan- Wirtschaft".Selbstkontrolle der Wirtschast durch Preis und Zins", Kartelle" spricht. Das geschieht mit Aufwand vieler schöner Wort« und einer Menge von Zahlen nur merkwürdig, daß alle em- scheidenden Punkt« in Nebensätzen abgetan werden. Herr Dr. Reichert wettert gegen die Eingriffe des Staates in die Wirtschaft: aber schon gegen die Intervention zum Schutze der Agrarwirtschaftwill er nichts sagen". Oder der Unterschied zwischen privater und öffentlicher Wirtschast: die Pri- vatbetriebe müssen dauernd im Sturme des Konkurrenzkampfes sich bewähren: die öffentlichen Betriebe gedeihen nur an windgcschützten" Stellen. Daß aber die Kartelle nur Schutzwände gegen den Konkurrcnzsturm sind und so selbst den Kapitalismus denaturieren"(entstellen), das darf Herr Dr. Reichert verschweigen: denn wissen tut er's natürlich. Auch zu dem(nach Reichert)interessanten Disput zwischen demVorwärts" und Herrn Thyssen" hat Herr Reichert etwas beizutragen er hat berechnet, daß der Reingewinn der Vereinigten Stahlwerke etwa 6mal so hoch durch Steuern be- lostet sei wie der Reingewinn von amerikanischen Stahlwerken. Aber, hat Herr Reichert verraten, wie er den Reingewinn in Deutsch - land und Amerika vergleichbar gemacht hat, w i e er die Bs- lastung gemessen hat? Ohne das ist seine Behauptung aber ein« fach leeres Stroh, ebenso leeres Stroh wie Herrn Thyssens Be- haupt.ung. Auf die Frag« eines Diskussionsredners noch den Krisen- Ursachen in den Vereinigten Staaten gab Dr. Reichert die nicht unrichtige Antwort: Krisenursachen find allzu schnell« Rationalisierung, zu große Kapitalinvestition(Ford!), die über- höhten Kartellpreise(Dolorisation von Baumwolle, Getreide. Me- talle). Sollte vielleicht im Falle Vereinigt« Staaten dock «in ge- wisser Karl Marx auch für Herrn Reichert richtig gcurteilt haben. nur daß Herr Reichert ein ähnliches Urteil für Deutschland nach Wunsch u'.ü> Auftrag nicht wahr sein lassen darf? Schließung eines nakionalsozial'stischen verkehrslotals. Wegen «iner Beleidigung des Berliner Polizeipräsidenten ist dos national- sozialistisch« Verkehrslokal an der Gneisenaustraß« Ecke Solms- straf); auf dis Dauer von vier Wochen für die Zeit von 18 Uhr abends bis 6 Uhr morgens geschlossen worden. Di« Beleidigung wird in einer in dem Lokal ausgehängten Karikatur des Berliner Polizeipräsidenten Grzesinsli erblickt. Verbot naNonalsoziallstlscher Wochenschriften. Der Oberpräsi- dent der Provinz Sachsen hat die nationalsozialistischen Wochen­zeitschriftenDer Trommler' �Erscheinungsort Magdeburg ) und Der Harzer Tromm'er"(Erscheinungsort Wernigerode ) auf Grund der Notverordnungen wegen Gefährdung der öffentlichen Sicher- heit und Ordnung auf die Dauer von drei bzw. vier Monaten ver- boten. Anlaß zu den Verboten gaben Ausführungen, die Angrisje auf den Reichskanzler und bk Reichsregieruug»»ihitlie».

Forischriit auf der Lndienkonferenz. Einigung unter den Minderheiten. Gandhi lenkt ein. Ein erster nicht unwesentlicher Fortschritt in der die Indienkonserenz seit Wochen lahmlegenden Minoritäten frage ist zu später Stunde in der Sonnabendnacht nach endlosen Ver- Handlungen erzielt worden. Zwischen der Moslem-Delegotion und den Anglo-Jndern, den indischen Christen, den Parias und den Europäern ist es zu einer Einigung gekommen, die eine bedeutend« Vereinfachung des vielseitigen Minderheitenkomplexes be­deutet. In dieser Frage stehen sich nunmehr nur noch zwei Fronten gegenüber, nämlich die erwähnten geeinigten Minoritäten und die Hindus, deren Forderungen in ihrer schärfsten. Form von Gandhi und dem Kongreß vertreten werden. In dem Abkommen haben sich die verschiedenen kleineren Minoritäten nicht nur über ihren Anteil an der V e r w a l- l un g der einzelnen Provinzen und der Zentraloerwaltung geeinigt, sondern auch über Fragen des Kultus, der Sprach« usw., wobei die Ansprüche der Parias auf Zugang zur Verwaltung, Justiz, Heer und Polizei voll anerkannt worden sind. Angesichts der hergestellten Einheitsfront, die zu- sammen 50 Proz. der indischen Bevölkerung darstellt, hofft man in den Kreisen der Indienkonferenz, daß Gandhi , d«r keine Lösung für dieses Problem hat finden können, sich bereit finden wird, den Miriderheitsforderungen entgegenzukommen, zumal die in dem er- wähnten Abkommen nicht eingeschlossenen Sikhs, die über den Gang der Verhandlungen auf dem laufende» gehalten wurden,«ine sympathische Haltung gegenüber den in dem Abkommen festgelegten Minderheitenansprüchen einnehmen. Gandhi hat vom indischen Kongreß ein Telegramm erhalten, in dem ihm freigestellt wird, die Indienkonferenz zu ver- lassen und nach Indien zurückzukehren. Darauf erklärte er, daß er es für f a l f ch halte, England zu verlassen, so lang« die Konferenz am Werke sei. Damit sind, die hier umgehenden pessimistischen Ge­rüchte, die das erwähnte Telegramm hervorgerufen hat und die bereits von einem endgültigen- Scheitern der Indienkoufercnz wissen wollten, widerlegt. * Gandhi will bis zum Abschluß der Äommissionsarbeit in London bleiben;(eise Reife nach De «tfchla»d ich», gibt er«ch

Parteitag der belgischen Sozialisten. Kompfprogramm gegen Wirtschastskrise. Der Parteitag der belgischen Sozialdemo- k r o t i e, der am Sonnabend und Sonntag im Brüsseler Volks- hause abgehalten wurde, stand im Zeichen der Wirtschafts» k r i f e, die in den letzten Monaten auch Belgien immer stärker ersaßt hat. In dem von dem Parteitag einstimmig angenommenen Wirt- s ch a f t s p l a n wird zunächst ausgesprochen, daß eine endgültige Lösung der Wirtschaftskrise im Rahmen der heutigen Gesellschaft unmöglich ist, daß aber gewisse Maßnahmen getroffen werden müssen, um die materielle und seelische Lage der Arbeiterschaft während dieser Krise zu schützen. Die sozialistische Parlaments- fraktion wird deshalb aufgefordert, in der Kammer und im Senat für die unmittelbare Verwirklichung folgender Forderungen einzu- treten: 1- Einen menschenwürdigen Mindestlohn für die Ar- beiter, 2. gerechtcke Verteilung der bestehenden Arbeitsgelegenheit, u. a. durch Verallgemeinerung der 40» stündigen Arbeits- woche bei unverminderten Löhnen, Z. Verschärfung der Arbeits- inspellion, 4. sofortig« Einleitung großer produktiver öffent- licher Arbeiten durch Staat. Provinzen und Gemeinden, 5. Stärkung der Finanzmittel der Gemeinden, um sie In den Stand zu setzen, die Arbeitslosenunterstützung fortzusetzen. 6. Schaffung eine, Krisenfonds für die kleinen Landwirte, 7. Planwirtschaft in Industrie und Handel unter öffentlicher Kontrolle, ins- besondere in den großen berette zur Sozialisieruna reifen Industrie- zweigen. 8. Kontrolle der Banken und der Kreditgewährung. 9. Abrüstung, 10. Außenpolitik gemäß den von der International« niedergelegten Grundsätzen und insbesondere auch Anerkennung der Sowjetrepubliken(die von der belgischen Regierung noch immer nicht vollzogen sst. Red. d.B"). Auf dem Parteitag wurde ferner mitgeteilt, daß der Kammer demnächst ein sozialistischer Gesetzentwurf zur Kontrolle der Banken vorgelegt wird.

Der englische König unterzeichnete die Ernennung von 32 Re- gieningsmitgliedern, die nicht dem Kabinett angehören. Sie ver- teilen sich folgendermaßen auf die Parteien: 19 Konservativ« 8 Liberale und 5 Mitglieder der nationalen Arbeiterpartei.