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Kunst in Berlin  .

Schreiner in der Juryfreien.

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In der gegenwärtig achten Reihe der Sonderausstellungen in der Jurnfreien ragt die große Kollektion Carl Morig Schreiners aus Düsseldorf   turmhoch heraus. Es ist ein durchaus plastisches Talent, sehr start und entschieden in der Kunst der Vereinfachung. Man spürt, wie ihn bestimmte Eindrücke eine ganze Zeitlang ausschließlich gefeffelt und zu mannigfachen Lösungen gedrängt haben. So gibt es eine Serie erstaunlicher Kazen, be­deutend im Ausdrud vitaler raubtierhafter Spannungen in diesem göttlichen Geschöpf; eine Serie von Pferden, die den plastischen Reichtum ihrer Körper mit großer Kraft herausholen; Attfiguren junger Weiber, die mit Nachdruck die Funktion des Sizens und Sichgenügens variieren; junge Menschen mit jungen Tieren, zu einer Lebenseinheit zusammengeschweißt; und Bildnistöpfe von ge­brungener Gültigkeit des Physiognomischen. Endlich noch Zeichnungen und Aquarelle, die die gleiche tektonische Geschlossenheit der Form und also Monumentalität befizen. Ein starker Charakter und be­deutender Bildner.

Brücke Graphif.

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Das Kupferstichkabinett im Neuen Museum  ( 10 bis 3 Uhr) hat seine Schäze an Graphit der Dresdener Brüde aus­gestellt. Es sind zum Teil ganz frühe und feltene Sachen dabei, aus den Brücke- Mappen von 1907 bis 1912, die man damals für 12 Mark Jahresbeitrag bekommen konnte, und alles in allem eine sehr schöne Sammlung von Blättern Kirchners, Hedels, Schmidt- Rottluffs, Otto Muellers und Bechsteins, denen sich die von Molde   noch anschließen. Wir haben in den letzten Jahrzehnten eine erstaunliche Blüte graphischer Kunst erlebt, und die Brücke- Leute waren die tonangebenden Führer. Allerdings war es eine Graphik von ganz wesentlich anderer Art, als frühere Jahrhunderte sie kannten; höchstens fönnte man einiges von Alt­ dorfer  , Huber, Urs Graf   zum Vergleich heranziehen. Der große Anreger neuer Formen war Edvard Munch  , der der Graphik völlig neue Wege gewiesen hat. Ueberblickt man die Sammlung des Kupferstichkabinetts, so wird man finden, daß zum wenigsten Kirchner mit seinen außerordentlich reichen, geistbeschwingten, tief erregenden Holzschnitten und Lithos sich ebenbürtig neben den ge­maltigen Rorweger stellen tann

Rudolf Jacobi  .

Bon den Einzelfollettionen, die man hier und da sieht, ist die Don Rudolf Jacobi   im Berein Berliner   Künstlerinnen, Schöneberger Ufer 38, die Iobenswerteste. Er zeigt das Ergebnis intensiver Anregungen durch die Außenwelt, in Form von starten und bedeutenden Arbeiten. So war es mit Steinschönau und anderen böhmischen Dörfern, die er im Winter sah, so mit der unauffälligen märkischen Landschaft von Eichhorst am Südende des Werbellinsees, so zuletzt mit dem Fjord von Oslo  , wo er den legten Sommer zubrachte. Die unter sich sehr verschiedenen und nur in der Art ihrer Einsamteit verwandten Landschaften regten Jacobi jedesmal zu gesteigertem Schaffen an, und jedesmal war es eine neue und reifere Art von Uebersehung des Naturbildes in bemegte und malerische Form. Die Schönheit der stärksten Bilder liegt aber gar nicht in den Reizen der Landschaft, sondern in ihrer persönlichen und lebhaften Deutung durch Farbe und räumliche Darstellung Paul F. Schmidt.

200 dou

Auch ein Militärfilm.

Liebesfommando" im Atrium.

Benn der Conférencier Frizz Grünbaum, der Mitbold Roda Roda  , dessen Feldherrnhügel" im alten Desterreich verboten mar, und der geschmackvolle Regisseur Geza von BoInary fich zufammentum, um einen öfterreichischen Kadettenfilm starten zu laffen, so wird die Sache sicher miziger, meniger aufdringlich und militärfrom verlaufen als bei den üblichen Kasernenschwänken. Aber Ronjuntturanpaffung bleibt es doch, und zur Berherrlichung des t. f. Militärs bient es doch und verstaubt genug auch. Trotzdem: diese unmögliche Geschichte von dem weiblichen Kadetten, der drei Jahre in der Wiener Militärakademie an Stelle des inzwischen Musit studierenden Bruders diente, ist amüsanter, fultivierter und harmloser als der landesübliche Kommißschwindel. Die Geschichte ist angeblich wirklich passiert, jedenfalls fönnte sie beinahe wahr scheinlich wirken in dieser Besetzung. Der Kadett ist Dolly Haas  , und Sie ist so tnabenhaft- lausbubig, frisch und natürlich, daß man millig ihren Streichen und Abenteuern folgt. Zum Schluß tommt natürlich alles an den Tag, und eine faiserliche Hoheit muß dann für das gute Ende sorgen. Sie friegt ihren Oberleutnant, der ihr ber ihr

weibliches Herz bezwungen hated, so be

Gustav Fröhlich   ist so fesch, so bezaubernd mie nur je, und auch die anderen Mitspielenden vom jüngsten Kadetten bis zum General, der noch auf Seitenwege geht, haben die rechte Tonart und Laune. Gesungen und musiziert wird in der süß- sentimentalen Wiener Weis( nach den Kompofitionen von Robert Sto13).

Die Wiener Note des Militärfilms mag noch so nett sein trogdem: fort mit dem Plunder!

Die Prante." Titania Palaft.

―r.

Der Zuschauer hat fast der Reihe nach auf jede der handelnden Bersonen Berdacht, bis der Schluß die Klärung bringt. Ein ent­Sprungener Zuchthäusler ist der Täter. Er treibt Bertipionage und macht sich seine Bahn durch Morde frei. Wie es aber möglich war, daß ein entflohener, stedbrieflich gesuchter Sträffing ausgerechnet der Propagandachhef einer weltbedeutenden Automobilfirma wurde, das bleibt ungeklärt.

Nun, das Publikum nimmt von vornherein einen Kriminalfilm nicht ernst, ebensomenig wie der Regisseur Hans Steinhoff   es tat. Er will gar nichts eigenes schaffen, er hat bloß das Bestreben, sich der heute modernen Serienproduktion einzufügen. Manche Szene ist freilich nicht gelungen. Es kommt 3. B. gar fein Grauen nach einem Mord auf.

Fabelhaft sind die Bilder vom Automobilrennen. Man sieht Auf nahmen in Sturpen, wie sie bisher in einem Spielfilm wohl noch nicht gezeigt wurden. lleberhaupt ift in rein technischer Hinsicht manches

Lobensmert.

Charlotte Susa   spielt in ihrer üblichen Manier die schöne Frau, und Friz Rasp macht sich so unsympathisch wie möglich, um den Berdacht der Zuschauer auf sich lenken. Hans Rehmann   ist ein frischer, lieber Junge und Beter BoB, Jad MyIpng- Min 3. Erich Rest in sowie Karl Goes sind gewandte Bertreter ihrer Rollen. Eugen Klopfer   hat in Anbetracht seines Könnens zu menig zu spielen und Dstar Sima muß als Polizeikommissar gar au dumm reben.

e. b.

Segel- Feier in der Berliner   Universität. Die Berliner   Universität ver­anstaltet aus Anlaß des 100. Todestages Hegels eine Feier Sonnabend, 12 Uhr, in ihrer neuen Aula. Sprechen werden: Prof. Eduard Spranger  , Prof. Erich Kaufmann   und Prof. Reinhold Seeberg  .

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Sozialismus in der Gegenwart

Ein Dreigespräch und eine Abhörstunde

veran=

Der Ausschuß für Rundfunkhörstunden staltete gestern im Parteihaus in der Lindenstraße eine Abhörstunde, die vom Genossen Alexander Stein geleitet wurde. Abgehört murde ein Dreigespräch der sozialdemokratischen Professoren Rad­ bruch  , Tillich und Hendrik de Man  .

Genosse Radbruch   führte etwa folgendes aus: Von dem Ver­hältnis des Sozialismus zur geistigen Lage der Gegenwart fann nicht gesprochen werden, ohne daß ausgegangen würde von seinem Verhältnis zur wirtschaftlichen Lage der Gegenwart. Ist doch ein Grundgedante der sozialistischen   Theorie in ihrer margisti schen Fassung, daß die Geisteslage von der Wirtschaftslage bestimmt

werde.

Man hat zur Rechtfertigung der fapitalistischen Wirtschaft die Initiative des Einzelunternehmers gepriesen die kapitalistische Wirklichkeit aber zeigt mit ihrem immer fortschreitenden Uebergange ichaften aller Art eben jene Berbeamtung, die ein häufig er aus den Händen der Einzelunternehmer in den Besitz von Gesell­Kapitalismus gegründet auf die Unbeherrschbarkeit wirtschaftlicher hobener Einwand gegen den Sozialismus war. Man hatte den Naturgesetze, auf den Gedanken des freien Spiels der Kräfte aber die kapitalistische Wirtschaft hat sich selber mehr und mehr Fesseln angelegt, die Konkurrenz ausgeschaltet, die Preise reguliert, sie ist zur gebundenen Wirtschaft geworden, zu einer ichwer möglich ist, Argumente gegen eine universelle Planwirtschaft, pattiellen Planwirtschaft, von deren Boden aus es nur noch gegen den Sozialismus zu finden.

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Die werdende sozialistische Wirtschaft muß in einer zunehmen­den Sozialisierung des Denkens ihren Ausdrud finden, das folgt aus jener Grundlehre des marristischen Sozialismus, die den mißperständlichen und so gern misverstandenen Namen der materialistischen Geschichtsauffassung trägt. Das Wesen dieser Geschichtsauffassung ist unendlich viel feitig; bringen wir die Vielfalt auf Formeln, so ist die materia­liftische Geschichtsauffassung zugleich Ideologienlehre, Notwendig feitslehre und Klassenkampflehre. Karl Marg hat aber den Klassentampf nicht erfunden, sondern nur ent det.

Sozialistischer Attivismus erschöpft sich nicht in dem blinden Mechanismus des Klaffentampfes. Dem werdenden Sozialismus entspricht das Ideal der Gemeinschaft. In ihm findet die gesellschaftliche Tatsache des Kollektivismus ihren ethischen Aus brud, die das proletarische Grunderlebnis darstellt: denn durch nichts wird die geistige Gestalt des Proletariers so geprägt wie durch die erschütternde Tatsache, daß er fast nie allein ist nicht in der Arbeit, nicht in der Familie, nicht in seinen Vergnügungen. So fann die Kultur an den Proletarier als einzelnen unmittelbar über. haupt nicht herankommen, kann der einzelne veredelt werden nur durch die Veredelung der Masse, der er unlösbar ange­hört; veredelte Maffen aber nennen wir Gemeinschaft. Der fennzeichnende Bug der Gegenwartskultur ist der Eindrud des follektivistischen Gedankens auf allen Lebensgebieten. Sozialistische Gemeinschaft will aber letzten Endes in und mit

Standal im Schiller Theater.

Fred Neumeyer: Die Herde sucht".

Ein aufregender und bebrüdender Abend im Schiller- Theater. Fred Neumeyers Schauspiel Die Herde sucht" schildert das Auf feimen einer religiösen Sekte, die Wiedererweckung finstersten Mittel­alters mitten in der Gegenwart. Der Wertmeister Otto Grünhut ist eine Art Epileptiker. In einem Anfall überkommt ihn der unab­weisbare Drang, seine Kräfte auf Krante zu übertragen und ihre Heilung zu versuchen. Seine Elftafe stedt die gesamte Umgebung an. Die Bewohner des Elendsquartiers, in dem er haust, geraten in einen Zustand der Berzüdung. Sie sehen im Werkmeister ihren Seiland und nennen ihn Bater. Da er ins Gefängnis kommt, wird er für sie zum Märtyrer. Gie veranstalten Bersammlungen, Vater abende": die religiöse Sefte ist im Entstehen. Dabei ist Otto Grünhut der Geschobene, der Antrieb zur Bewegung erfolgt durch eine düster energische Proletarierin, die alte Frau Kohle, die ihm ihren Willen aufzmingt. Ihr genügt nicht mehr der bescheidene Rahmen, in dem der Bater seine Krankenheilungen durch Handauflegen durchführen mill. Sie gründet eine Organisation mit Büro und Schreibmaschinen und Plakaten und einer Zeitung. Otto Grünhut ist dabei nur fünftes Rad am Wagen, die Bewegung wächst, während er schon längst ins Dunkel zurückgesunken ist.

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Die 14 Bilder des Schauspiels lasten schwer auf den Zuschauern. Sie fühlen sich angewidert von dem plöglich einsehenden Tanz religiös Besessener, von den Zuckungen und dem Geschrei in Ekstase geratener Menschen. Die Szenen find so gespenstisch, daß fie un wahrscheinlich und unglaubhaft mirien. Und das ruft den Wider spruch der Zuschauerschaft hervor. Mitten in die Szene plagen Pfiffe, Gelächter, höhnische zurufe. Das Publikum hält diesen Das Bublifum hält diesen Gespenstertanz für ausgeflügelte Theatermache und denkt nicht daran, daß es so etwas tatsächlich gibt. Die Weißenberg  - Sefte, die aller Fortschritte unseres Jahrhunderts. Es ist kein Zufall, daß die christliche Wissenschaft und das religiöse Kurpfuschertum blühen, trog Dramatiker sich mit diesem Vorwurf beschäftigen. Bor noch nicht acht Tegen sah man im Theater am Kurfürstendamm   Die Heilige von USA.  ", ebenfalls ein Seftenstüd, und andere Dramen über dasselbe Thema liegen den Bühnen vor. Fred Neumeyer macht nichts anderes, als eine Zeiterscheinung zu beleuchten und schafft damit wirkliches Zeittheater. Indem er die Hoffnungslosigkeit der Proletariermassen darstellt, versucht er die Gründe für das Entstehen solcher Bewegungen aufzuzeigen. Die Herde sucht nach dem neuen Heiland, der sie aus dem Elend herausführen soll. Im Schauspiel entwidelt der Autor zuweilen eine starke dichterische Kraft, doch bleibt er im ganzen im Episodenhaften stecken und vermag den letzten Grund für das Aufteimen des religiösen Wahnsinns nicht völlig aufzudecken. Dadurch wird das Schauspiel verworren nicht ver logen, mie es im Vorbericht heißt.

Noch düsterer als der Vorwurf ist Jürgen Fehlings Inszenierung. Fast alle Bilder spielen in einem halbdunkel, das die Zuschauer die Vorgänge auf der Bühne nur ahnen läßt. Fehling zerdehnt auch die Afte. Der rasende Auftrieb, in den die ersten Bilder geriffen werden, verebut zum Schluß, und auch die Dar fteller scheinen müde zu werden. Bernhard Minetti.   der Berks meister Grünhut, ist eine fast überirdische Gestalt, die zwischen Besessenheit und unentschlossener Schwäche wechselt, Maria Koppenhöfer  , eine beängstigende Fanatikerin, der man den Einfluß auf die Massen glaubt.

Der Schlußbeifall war start umstritten, das Publikum macht offenbar den Dichter für eine Zeiterscheinung verantwortlich, die er nur schildern und vor der er warnen will. Ernst Degner  .

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Wahrheit tollettiver Individualismus, der die Tat allen jeden einzelnen leben, sozialistischer Kollektivismus in in fache der Masse in sich aufgenommen und verarbeitet hat. Sozialis mus ist letzten Endes Individualismus.

Im Gegensatz zu der irrationalen Zeitmode ist der Sozialismus weiter eine Fortsetzung und Fortbildung des Rationalismus.

Im Begensatz zu nationalistischen Zeitströmungen bekennt sich der Sozialismus, da seine letzte Verwirklichung nur in der Welt­wirtschaft möglich ist, zum Internationalismus, zu einer Internationale, die die Nationen nicht verneint, sondern in sich aufnimmt.

Schließlich ist Sozialismus im Gegensatz zu allen kulturpessi­mistischen Zeitströmungen Kulturoptimismus."

nalistische Auffassung des Sozialismus, die aus Radbruchs Dar­Genosse Tillich wandte sich vor allen Dingen gegen die ratio= man fönne Tatbestände wie Blut, Rasse, Nation, Führertum nicht legungen hervorgehe. Auch der Vernunftglaube sei ein Glaube. würde den Menschen verstümmeln, wenn diese irrationalen rational, verstandesmäßig beherrschen. Der Sozialismus sei die Aufgabe des religiösen Sozialismus. Mächte nicht in das Wesen des Menschen einbezogen würden. Dies

Anschließend wandte sich Hendrik de man sowohl gegen Tillich und wirte im Sinne einer romantischen Mystik. Glaube und Wirk­wie gegen Radbruch  . Man dürfe weder einseitig den Rationalis­mus, noch den Irrationalismus vertreten. Letzterer sei konservativ lichkeit haben beide ihr Recht.

In seinem Schlußwort wies Genosse Radbruch   nochmals auf den rationalen Charakter des Sozialismus hin; er wandte sich ent­irrationalen Mächten ausliefern wollen. Der Sozialismus dürfe schieden gegen jene Zeitbestrebungen, die den Menschen den fich Blut, Raffe, Nation nicht unterwerfen, sondern diese Möchte müssen erst vor der Vernunft gerechtfertigt werden.

der pädagogischen Zweckmäßigkeit solcher Sendungen. Es murde

Die anschließende Distussion beschäftigte sich zunächst mit

von mehreren Seiten auf die gedanklichen Schwierigkeiten bes Referats und der Gegenäußerungen hingewiesen; auch sei die Thematit vielleicht zu umfassend gewesen. Endlich wurde zum Ausbrud gebracht, daß der Gesprächs charakter bei solchen Sendungen stärker herausgearbeitet werden muß.

Alsdann eröffnete Genosse Stein die inhaltliche Aussprache über das Gehörte; es erwies sich als überaus zweckmäßig, vorher die Gedankenführung der Redner noch einmal zusammenzufassen. In der Diskussion vertrat vor allem Genosse Braunthal die Auffassung Radbruchs, während Genossin Hirsch sich gegen den überbetonten Rationalismus Radbruchs wandte. Theorie und Praxis müffen­dem ursprünglichen Sinn des Marrismus entsprechend ineinandergefügt werden.

mehr

In seinem Schlußwort betonte Genosse Stein mit Recht, nicht in gelehrten, methodologischen Auseinandersetzungen zu verweilen, sondern in einer fortwährenden Durchdringung der Gegenwart die Pragis des Sozialismus zu bewähren. J. P. M.  

Kopf in der Schlinge".

Theater in der Stresemannstraße.

Was ein Star mirklich wert ist, wird sich jetzt zeigen, da die Schauspieler auf Teilung spielen. Der Kollettingebante marschiert. Aber der Schauspieler allein ist im Theater nicht ausschlaggebend, es fommt darauf an, was er darstellt. Die Wahl, die das Kollektiv ,, Alter Schauspieler" getroffen hat, ist nicht erfreu lich. Ob Kollektiv oder Direktor, der Weg zum Drama wird nicht beschritten. Vielleicht finden die wirklichen Dramatiter feinen Berlag oder Mäzen, der die Aufführung finanzieren hüft.

Der Verfasser ist selbstverständlich ein Engländer. Es scheint augenblicklich aus nicht ersichtlichen Gründen eine dringende Not­wendigkeit, daß die in Berliner   Privattheatern aufgeführten Stücke englischen oder amerikanischen   Ursprungs find. Die Qualität recht­fertigt diese Wahl nicht. John Bradleys ,, Kopf in der Schlinge" bildet feine Ausnahme.

Es geschieht folgendes: Dem Staatsanwalt Dearden, der einen Mörder auf Indizien hin zum Tode verurteilt hat, wird am eigenen Leibe von seinem Freunde, dem Polizeikapitän Mason, auf ziemlich ungeschlachtete Weise beigebracht, daß Indizien nicht zu stimmen brauchen. Mason konstruiert schnell einen Fall, in dem Dearden. zum Mörder gestempelt wird. Der dritte Aft bringt die Auflösung, und der befehrte Staatsanwalt legt gegen das von ihm gefällte Urteil in letzter Minute Revision ein. Aus einem Saulus wird ein Baulus. Im Kriminalroman eines Fletscher oder Wallace werden solche Dinge subtiler behandelt. Hier sieht man zu häufig die Drähte, an denen die Personen zappeln.

Der Berfaffer will ein spannendes Stüd schreiben und braucht als ernsthafte Folie den Kampf gegen den Indizienbeweis, das ist geschickt und auch gesinnungstüchtig, doch der Befehrungsprozeß schließt sich nicht psychologisch einwandfrei. Die Umkehr wirkt wie steden. Seine Figuren find nichts weiter als rohe Sfizzierungen. aus der Pistole geschossen. Bradley bleibt völlig im Aeußeren Sie benehmen sich, wie es die Handlung im Augenblid erfordert, und sprechen Phrasen, die als gesellschaftliche Konventionen gelten sollen. Früher spielte man derartige Stücke auf Vorstadtbühnen.

Jeder Schauspieler mit Routine und einem Minimum an Be gabung fann diese Rollen immerhin überzeugend darstellen. Man fehrt zurück zum leerlaufenden Virtuosentum, da diese Stücke teine tiefere Durchbringung, feine schöpfere Gestaltung verlangen. Dent Berliner   Schauspieler fehlen die großen Aufgaben. Deutsch, Otto Schroth, Käthe Haat, Olga Limburg   spielen sehr fultiviert und vor­nehm und steigern sich hin und wieder zu einem gedämpften Affett. Eine glänzende Oberfläche, hinter der nichts stedt.

F. Sch.

Wie es gemacht wird. Unter diesem Titel hatten wir hier vor Monaten ein Verfahren der Aftionsgemeinschaft für geistige Freiheit" gegeißelt, fich Unterschriften für ihre Auf­rufe zu beschaffen. Die Aktionsgemeinschaft sandte uns daraufhin eine Berichtigung, die sich auf Dinge erstreckte, die wir nie behauptet hatten. Im Oktoberheft der Stimme der Freiheit" wird daraus eine große Affäre konstruiert. Trogbem bleiben wir bei unserer Meinung, wollen aber gerne feststellen, daß wir niemals behauptet haben, die Attionsgemeinschaft wäre eine kommunistische Gründung oder würde von diesen unterſtügt.

Die Ausstellung Das zeitgemäße Gebrauchsgerät im Lichthof des Museums, Prinz- Albrecht- Str. 7, beginnt Sonnabend, 11 Uhr vormittags. Der Eröffnungsakt, bei dem Minister Grimme eine Ansprache hält, wird durch Rundfuit übertragen.

Dr. Mag Deri sezt am Sonnabend, 8 Uhr, im Hörsaal des Kunst­gewerbemuseums, die Reihe der von der Volfsbühne veranstalteten Licht­bildervorträge über die Kunstschäße Frankreichs   und Flanderns   fort.