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Walther

Appelt: Sächsische Geschichten

Sprotten.

Ach, Sie essen grade Ahmdbrohd. Da will ich nich schdeern. Bidde, Sie schdeern uns gar nich. Bloß friegen duhn Se nischd. Awr bleim Se ruhig da! Mier essen, sonst schbäder, awr mei Mann hat heide sein Schlahdahmd, un wennr da nich bindlich fommt, da hadr nachher nich dn richdjen Bardner.

Na, da guhden Abbedied! Ich wer fon Suguden mit sadd. Ach, Sie hamm   Schbrodden. Die gibbos bei uns nich. Di sinn uns zu fleen. Mier essen liemer Beeflinge.

Bei uns ijes grade umgekehrt. Beetlinge sim uns zu groß. Fr jeden eener, das is zu deier Un bein Deeln gibbos allemal bloß Krach, weil jedes de besden Schdickeln hamm will. Da lassen sich Schbrodden fiel besser eindeiln.

Amr die fiele Armeid! Jewrigens mechde ich mu doch gehn. -Bleim Se nr ſizen! Bissel Underhaldung bein Effen hab ich gerne. Was meen Sie dn fr fiale Arweid?

Nu, mit den Schbrodden. Die winsigen Gräden. -Machn Sie denn die raus? Sowas habb ich ja noch nich gehert. Die sinn doch weech wie Budder. Wer werd sich denn da solche Umschbände machen! Bei uns is das so, wenn Schbrodden gegessen wern: da werd dr Kobb abgerubbt un dann wern se mit Schdrunk un Schdiel gefressen.

Machen Se enn Bunkt! Jewrlegen Se sich bloß mal, was da alles drinne is!

-Da gibbds gar nischt zu iewrlegen. Bein Effen soll nämlich dr Geist ruhn.

Amr forne, wo die Schbrodden ihre innern Organe hamm, da schmecken se doch dodahl bidder. Jewrigens will ich Sie nu merklich

nich länger schdeern.

Was Sie nr egal fon Schdeern reden! Un außerdem: was heeft denn bidder? Das is gans un gar Geschmadfache.

Nu ja, nadierlich. Ich will ja ooch gar nicht gesagt hamm. Schoreng genomm, geht mich das doch gar nicht an. Nemm Ses nr nich ebwa ieml!

Um Goddeswilln! Wie tenn Se nr fowas fagen!

Nu ja, wenn se Ihn solchen Aerger machen! Was heeßt denn Aerger? Off de Schwalm halden mier alle zehn Finger, un wenn mier noch fiel mehr Richsichden nemm miß

drnach zusammgeschdellt worden is, das gefällt jeden. Das muß den und noch fiel mehr Opfer bring. jeden gefalln. Weil da Naduhrgeseze drhinder schdecken. -Da heer ichs erschde Word drfon. Gibbds denn das schon

lange?

der muß das kennt. Nu, enne Reihe fon Jahrn. Awr ä fordschriddlicher Mensch,

Wo tammern das lern? Da gibbds Bicher driemer.

anfang?

Nu, da mechde ich mit der Kissenbladde nochmal fon forne

Das nich, amr ferschenken däht ich se an Ihrer Schdelle nich. wie gesagt, da wissen Se nie, ob Se poch den andern Leiden ihrn Geschmad gedroffen hamm. Gähm Se mr mal biffel ferschiednes Garn, meeglichst bunde   Farm, da kann ichs Ihn erklärn. noch mehr angefangne Sachen drinne. Hier, hammr Se dn gansen Handarweidsforb. Da sinn ooch

D, was is denn das? Schdicken Sie die Decke hier ooch? Nee, meine Dochder.

Sehnse, da hammses wieder mal. Die junge Generazzjohn, die is off dr Heehe. Die Decke, die Ihre Dochder schdickt, endschbricht genau den Forschrifden dr Farmlehre. Die hat das wahrscheinlich in dr Schule gelernt.

Sie, daß mier uns ooch richdig ferschdehn. Sie meen doch die Decke, die Sie ähm in dr Hand hamm  . Mit den fieln Kwad rahden. Ja, ja.

-

Da muß ich Ihn mal was sagen. Meine Dochder hat vor zwee Jahrn enn Leifer geschdickt, frs Klawier, un da hadse Garn iewrig behalden. Un forjes Jahr hadse à Jewrhandbuch geschdickt, da hadse ooch Garn iemrig behalden. Un jetzt in Sommer, da hadse en Daschenbuchbehälder geschdickt, un wieder blieb sofiel Garn mohl in die Dede neinferarmeidet. Einfach so, wie se se erwischt iemrig. Un die gansen Resde fon Garn, die hadse jetzt ofs Grade. hat. Jawohl. Was fagen Se nu?

Was sollch dn da sagen? Da hat ähm Ihre Dochder in ihrn

Was heeßt iewlnemm oder nich ieminemmm? Ich bin der Inschdinkt de ganse Farmlehre fr ihre Bersohn noch emal erfunden. Meinung, das kann jedes machen wie's will.

Das Jewlnemm? Amr das wern Se doch nich machen! So schlimm war die Sache doch nich. Un ooch nich bees gemeent

Ich meene doch das Schbroodenessen, was mier machen fenn wie mier wolln. Da brauchen mier uns fon niemand Forschrifden machen lassen.

Wer hat Ihn denn Forschrifden gemacht? Ich doch nicht. -Amr da braucht sich doch niemano neinzumeng. Sabb ich mich denn neingemengt? Ich habb doch bloß gefagt, mier bei uns drheeme, mier machen das sounfo.

-

Hadden mier Sie da filleichd drnach gefragt?

Nu, das nich grade. Amr fon was follde ich denn sonst reden? Wer hads Ihn denn iemrhaubt geheeßen, dasse reden solln? Ich konnde doch nich bloß schdille dafizen un Ihn de Bissen neinzähln

-

Da wern Se doch heemgegang! Mier hamm teen Wert broffgelegt, daß Sie als Beowachder bei unsern Ahmdbrohd saßen. Amr Sie hamm   doch, wo ich baarmal gehn wollbe, gesagt, ich joll bleim.

Nu ja, wie mr das so sagt: anschbandshalmer. Wer fann denn gloom, dasses Menschen gibbo, die das fr Ernst nemm un werflich bleim?

Farbenlehre.

Gudden Dahg, Frau Wämer! Nu, schon so fleißig wieder mit Handarweiden beschäfdigt? Fr Weihnachden oder fr enn Geburds­dahch? Oder fr sich selwer?

Das wees ich noch nich. Mal sehn. Awr was will mr denn die lang Winderahmde weider machen? Mr fann doch nich um sieme zu Bebde gehn.

-

Da hamm Se recht. Was werdn das, was Sie da schdicken? Enne Kissenbladde.

Is das Musder aus dr Modenzeidung?

Ich halde das fr de iewrzeigendste Beschdädigung dafor, daß ich recht habb. Beziehungsweise, daß der Leibzjer Brofesser mit sein Sisdem recht hat.

Die Schwalben.

Gudden Dahch, awr Sie warn lange nich bei uns.

De Zeit fergeht awr ooch zu schnell. Mr werd älder, ohne baß mrsch merft. Bei Ihn hat sich inzwischen doch allerhand fer­ändert, wie ich seh. Oder is da was in Gange? Hamm   Sie filleicht de Maler, weil De Meebel so zugebedt finn? Nee, das hat en andern Grund.

Un so tomisch riechen duhds bei Ihn. Hamm Sie en tabud­den Gashahn?

Nee, mier hamm bloß wieder mal geschwefelt. Das missen mier jetzt efdersch machen, so aller ferzn Dahche. Weil mier ſofiel Ungeziefer hamm. Amr deswegen brauchen Se nich glai wieder auszureißen. Nachn Schwefeln is allemal baar Dahche Ruhe, bisses wieder anfängt.

Das hadden Sie doch frieher nich.

Nee, erscht seit mier die Schwalm hamm.

Sie hamm Schwalm? Wo denn? rous store 18 In dr Kiche. Awr die fliegen voch in Schduhm runt, wennin grade baßt. Die sinn hier so drheeme, dasse nich mal mehr ford­machen in Herbst. Drum hamm mier de Meebel zugedeckt, Se fenn sich doch denken, warum.

machen.

Heernse, solche Unbefwämlichfeeden däht ich mier awr nich

Ach, das is noch gar mischt. Da hamm   mier noch gans andre Unannehmlichkeeden mit den Schwalm erlebt. S erschde war, daß meir unfre Staße abschaffen mußden, damid se nich eines Dahches die Feegel fraß. Un seit mier feene Katze mehr hamm  , feiern bei uns de Meije jede Nacht Bolderahmd. Manchmal wachen mier sogar off, so ein Gedribbel un Gefeife is das. Un unser Under­

Nee, das habb ich gleich fig und ferbi gelooft: Offn Schooff mieder is deswegen ausgezogen. Das war ä dichdjer Schdaucher fr forgezeichent.

Un die Farm frs Garn?

- Die habb ich mir selwer zusammgedifdelt. Das is mei eignes Geisbesbrodukt.

Entschuldin Se, Fran Wäwer, awr under uns gesagt: das sieht mr.

-

Das sieht mr? Wieso sieht man das? Die sinn wohl nich scheen? Un die hamm mir grade so gefalln. Das is ähm dr Fehler. Nemm Se mal an, Sie ferschenken die Kissenbladde doch emal oder das ferdje Kissen, da lann Ihn fee Mensch garandiern, daß der Beschentoe ooch seine Freede dran hat. Nehm wegen den Farm. Das derfen Se bei sowas nich machen, daffe sich da off Ihrn Geschmad ferlassen.

Awr wie soll ichs denn sonst machen?

Sie missen sich nach dn wissenschafblichen Erkenndnissen richden. Da gibbos a Sifdehm, das is de fogenanndz Farmlehre von en Beibzjer Brofeffer, die gilt fr een wie fr den andern. Was da

uns, der hat doch so scheen bezahlt. Was glaum Se, wie uns das Geld zum Verwerdschafden fehlt.

Da annongfiern Se doch mal, dasse wieder een friegen! Das draun mier uns nich, seit uns das Mallähr bajsiert is mit unsrer Dochder ihrn schoilln Liebhahwer. Wo der fam un wollde die Sache berfeft machen, da hadn so à Misdvieh fon enner Schwalwe offn Zillinder gemacht. Den haddr sich erdra gelooft ge­habbt, wie uns unsre Dochder nachher under Drähn erzählt hat, fr fibbzn Mark un fuffzi Fenge. Drumm hat der wahrscheinlich solche Wuhd gefriecht, daßr sofort gedürmt is. Noch off dr Drebbe habr gefchimft. Off so enn Embfang wär'r mich gefaßt gewäsen un in so ne Familie dähdr nich neinheirahhen. Un wertlich hadr fich nich wieder blicken lassen. Unire Dochder war wochenlang nicht zu dreefden.

Das arme Mädel. Awr wissen Se, da ferschdeh ich nich, daß Sie die Schwalm noch länger in Ihrer Wohnung leiden. Jagen Se se doch fort!

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Awr warum denn?

Ja, meine Liewe, wissen Sie denn nich, daß Schwalm Glick bringn?

Ein Volk, das noch nie Weiße fah Ein Stamm von Ureinwohnern Australiens  , der noch niemals vorher einen Weißen geschaut hatte, ist von dem australischen Anthro­pologen Dr. Herbert Basedow entdeckt worden. Er stieß auf diese merkwürdigen Menschen im nördlichen Innern des Erdteils und glaubt, daß dort noch ähnliche Völkerschaften vorhanden sind. Als er und seine Begleiter von den Wilden erblickt wurden, flohen diese ent­feht in ihr Lager und kletterten dann wie Affen auf die Bäume, um sich auf diese Weise besser gegen die weißen Ungeheuer" schützen zu tönnen. Diese Ureinwohner des Landes befinden sich auf einer sehr primitiven Kulturstufe, sie sind ganz nackt und leben von der Jagd, die Männer sind stattlich und hoch gewachsen, besigen außerordentliche Rörperkräfte und Geschicklichkeit. Basedow jah, wie sie auf steilen 2lbhängen rasch emporkletterten, die ein Weißer auch mit der größ ten Anstrengung nicht hätte erklimmen fönnen. Sie sind imstande, ein verwundetes Tier mehrere Stunden lang zu verfolgen, und be­fizzen überhaupt eine erstaunliche Ausdauer. Sie leben von Früchten, Eidechsen, Schlangen, Fischen, Vögeln und Känguruhs, die sie ein­sammeln oder erlegen. Ihre Waffen bestehen mur in sehr primitiven Lanzen und Harpunen. Ueberrascht war der Gelehrte von den fünstlerischen Leistungen, die sich in ihren Höhlen finden. Die Wände find mit vortrefflichen, mit Oder gefärbten Zeichnungen von Gott­heiten und Tieren bedeckt, und die Höhlen werden dadurch zu wahren Museen. Dr. Basedow hat auf seiner Forschungsreise in Mittel­auftralien Erzlager entdeckt, deren Ausbeutung nach seiner Ansicht die schlechte Wirtschaftslage Australiens   sehr verbessern würde.

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Die verlieble Lehrerin

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Michail Kalinin  , der Präfident der Sowjetegekutive, übt in repräsentativer Hinsicht auch die Funktion eines Staatspräsidenten der Sowjetunion   aus und ist in Rußland   außerordentlich populär. 3u seiner Beliebtheit, besonders in ländlichen Kreisen, hat nicht menig seine gern betonte bäuerliche Abstammung beigetragen. Er bekommt deshalb auch viele zuschriften vom Lande. Eines Tages schrieb ihm eine landwirtschaftliche Lehrerin, die kurz vorher einen Brief. Unbekümmert um das hohe Alter Kalinins Bortrag von ihm gehört hatte, einen überschwenglich begeisterten er ist schon weit über sechzig schrieb die Lehrerin, es sei ihr höchster Wunsch, von so einem Manne mie Michail Iwanowitsch, am liebsten von ihm selbst, ein Kind zu haben. Kalinin   ist ein sehr gütiger Mensch, und er war in einiger Verlegenheit, wie er hier helfen könnte, da die Geseze der Natur seiner diktatorischen Allmacht eine Grenze feßten. Aber er mußte sich zu helfen. Der( damalige) Volks­kommissar für Unterrichtswesen Lunartscharsti- ist ein junger Mann, und außerdem handelt es sich ja um eine Lehrerin, denkt Kalinin  . Darauf schrieb er auf den Rand des Briefes: Betrifft Lehrerin; soll Lunartscharffi erledigen."

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60 Mart für das Wort. In einem Londoner   Theaterprozeß wurde türzlich festgestellt, daß ein Dramatiter 400 000 Mart Ein­nahmen von einem Stüd gehabt habe. Das zeigt, daß es in Eng­land noch immer Theatererfolge gibt, die große Gewinne bringen. So belaufen sich die bisherigen Einnahmen aus dem Drama ,, Die Barretts von Wimpole- Street" in England und Amerifa auf etwa 4 Millionen Mart, und der Verfasser Rudolf Besier hat davon mehr als 400 000 Mart bekommen. Aehnlich große Gewinne erzielte eine einfache Berkäuferin Dodie Smith   mit dem Stüd ,, Herbst- Krokus", das der große Erfolg der vorjährigen Londoner   Saison war und noch immer gegeben wird. Wohl am meisten aber hat in der letzten Zeit R. C. Sherriff   mit jeinem auch in Deutschland   gespielten Kriegsdrama Journeys End" verdient. Das Stüd wurde in 25 Sprachen übersetzt und hat im ganzen mehr als 20 Millionen Mart gebracht. Sherriff  , der früher ein einfacher Büroangestellter war und jetzt in Orford studiert, hat berechnet, daß ihm jedes Wort bes Stückes bisher 60 Mart gebracht habe.

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Kaffeetrinken als Caster. In der Wiener   Gesellschaft der Aerzte tam unlängst ein Fall zur Verhandlung, der als Unifum auf medi­zinischem Gebiete angesprochen werden kann. Es handelt sich un einen Fall von Kaffeesucht. Ein 49jähriger Installateur gewöhnte sich von früher Jugend den Genuß des braunen Getränks in derart startem Maße an, daß die Menge des von ihm genossenen Kaffees schließlich auf drei Liter täglich stieg. Vor einigen Jahren machte fich der Installateur nun selbständig und verdiente dabei genügend Geld, um feine seltsame Leidenschaft weiter zu befriedigen. Sein Verbrauch stieg endlich auf 10 bis 12 Liter täglich. Außer einer geringfügigen Schädigung von Nieren, Magen und Darm zeigten sich sonst keine förperlichen Nachteile.

Der Normalmenfch hat soviel Fettstoffe in seinem Körper, mie zur Bereitung von sieben Stücken Seife ausreichen würden. Aus dem im menschlichen Körper enthaltenen Eisen ließe sich ein mittel­fich einmal einen Nachmittagstaffee versüßen. Bei einer industriellen großer Schlüssel verfertigen; mit dem eigenen Zuder fönnte man Berwertung des menschlichen Körpers würden als höchstwert 3 Mart herauskommen.

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