Vegners Glücksträhne. Stürmische Auseinandersetzungen im Sklarel-Prozeß. E» ist im Sklarek-Prozeh sozusagen schon festgelegtes Regle» menl geworden, die Sitzung beginnt mit irgendeiner Erklärung. heule morgen fühlte sich Willi S k l a r e k gedrängt, sein Herz auszuschütten: der Eindruck der letzten Verhandlungslage, als hätten er und Leo Sklarek die Decknamen ihrer Zrcunde dazu benutzt. eigene Gcldentnahmen zu verschleiern, ist ihnen in die Knochen gc- fahren. Also erklärt Willi Sklarek feierlich: sämtliche Kassenbelege, die auf Decknamen lauten, betreffen Summen, die die Eigen- tümer der Decknamen auch wirklich erhalten haben. Entweder waren es Gewinne aus Rennwetten oder die Gelder waren für wohltätige Zwecke bestimmt. Leo Sklarek schließt sich.der feierlichen Erklärung seines Bruders Willi an. Es mag vorgekommen sein, daß er die Gelder des Abends im Restaurant gegeben und sie erst am nächsten Tage buchen ließ. Was bedeutet das: im Restaurant? fragte der Vorsitzende. Sehr einfach! erwiderte Leo Sklarek. Man kam auf die Rcnnwechsel ,zu sprechen, und da sagte der eine oder der andere: ich war doch auch dabei. Was sollte ich da machen? Ich gab ihm dann etwas. In diesem Zusammenhange wiederholte Leo Sklarek zum xten Male, daß er niemanden gesucht habe, alle seien von selber zu ihm gekommen. Jetzt bricht der Sturm im Gerichtssaal los. Rechtsanwalt Dr. Puppe erklärt, er schließe sich dem Antrag des Rechtsanwalts K u r tz i g auf Ladung der in der Schwarzen Kladde genannten Persönlichkeiten an. Der Vorsitzende winkt ab: darauf käme er später zurück. Rechtsanwall Puppe will seinen An- trag begründen! Rechtsanwalt Bahn fällt ihm ins Wort, er bittet den Antrag abzulehnen: es seien hier schon genug Angeklagte. Der Verteidiger Puppe sollte hier doch nicht den Staatsanwalt spielen. Rechtsanwalt Puppe ersucht Rechtsanwalt Bahn, sich nicht in Dinge zu mischen, die ihn nichts angingen. Der Vorsitzende beschwichtigt, der Name Kirburg gibt aber Anlaß zu neuen Auseinandersetzungen. Der Angeklagte D e g n er ergrei-ft die Offensive gegen den ver- storbenen Geschäftsführer der BAG. Ä i e b u r g habe nach seinem Abbau von Degner 30 000 Mark verlangt, er, Degner, habe ihn an das Arbeitsgericht verwiesen. Darauf habe er verschiedene Sudelbriefe unter verschiedenen Namen an den Bürgermeister Scholtz, an Lange usw. gerichtet. Das Gericht wendet sich nun wieder den Zuwendungen zu, die Degner von den Gebrüdern Sklarek erhalten haben soll. Das Jahr 1927, sagt Degner, war eine Glücks st rähne für mich, ich wettete viel glücklicher als Leo Sklarek. Besonders ausgiebig be- schäftigt sich das Gericht mit der Degnerschen Wohnungseinrichtung, sie hatte 30 000 Marl gekostet. Di« Anklage nimmt an, daß die Gelder aus Degners Sklarek-Einnahmen herrühren. Degner be- hauptet, daß er von seiner Mutter verschiedentlich größere Summen erhalten habe, die Anklage bestreitet das. Sie führt u. a. an, daß eine Frau mit so guten Vermögensverhältnissen nicht R e i n m a ch e- frau im Rathaus zu sein brauche, während der Sohn im Auto angefahren kam. Das war ja eben der Grund, sagt Degner. wcs- halb ich Hintsr dem Rücken meiner Mutter darauf bestanden habe. daß sie abgebaut wurde. Es war nur eine Marotte der alten Frau. Ein Tafelservice für 12 Personen mit 77 Teilen hat Frau Degner von Leo Sklarek erhallen. Auch damit will der Ehemann n.chts zu tun haben. Severins über d.en Neittingstirg. Massenversammlung in Königsberg . Königsberg , 16. November. Minister des Innern Severing sprach am Sonntagabend in der Ctadthalle vor einer überfüllten Versammlung über das Thema „Unser einziger Rettungsring". Er lehnte es eingangs ab, Wunderdottoren-Rezept« zu geben. Der einzige Weg zur Rettung sei die Zusammenfassung aller Kräfte, um das daniederliegende deutsche Volk wieder zu einem geachteten Glied der Völkerfamilie zu machen. Der Minister berichtigte falsche Auffassungen und Dar- stellungen von der Haltung und Verantwortung der Sozialdemo- kratie gelegentlich der Nooember-Reoolution. Er verwies darauf, daß nicht die Nooember-Reoolution, sondern das Wasfenstillstands- verlangen der Obersten Heeresleitung schon im September 1918 zum Abschluß drängte. Gerade die organisierte Arbeiterschaft habe ein bolschewistisches Deutschland verhindert. Durch die Einführung des Achtstundentages sei die Einreihung der heimkehrenden Millionen in die deutsche Produktion möglich ge- wesen, und heute entspreche die Verkürzung aus acht Stunden schon nicht mehr den Forderungen der Rationalisierung. Die für die Er- starrung der deutschen Wirtschaft zu Unrecht verantwortlich gemachte Tarifpolitik der deutschen Gewerkschaften sei nicht „marxistisch": das Tarifwesen mit seinen Bindungen für Arbeit- nehmer und Arbellgeber sei eine bürgerliche Einrichtung. Der Mi- nister sieht in dem erhofsten wirtschaftlichen Aufschwung einen Bundesgenossen der Arbeiter für die Volkswirtschaft. Es sei besser, zerrüttende Lohnkämpfe zu vermeiden, als ganze Berufe zum Ruin zu e u � c n s Nöte seien die Nöte ganz Deutschlands , und Deutschlands Not sei eine Not der Welt. Deutsch - land ist. so führte der Minister weiter aus, auf sich selbst ange- wiesen und hat in der Welt keine Freunde. Will es aber durch eigene Kraft hochkommen, so heißt das, aus alle Illusionen von der Hilie der anderen verzichten. Erst wenn wir uns selbst helfen, werden uns andere helfen. Deshalb dürfen wir nicht eine' chinesische Mauer um uns ziehen. Im Wettbewerb mit dem Ausland« stehend sind wir auf das Ausland als Abnehmer für unsere Erzeugnisse angewiesen und ebenso aus die Rohstoffe der anderen. Haben wir doch nicht einmal die Schätze Ruhlands, und auch dieses weile Land kann nicht der Brücke zu den anderen entraten. Der Minister mahnte dazu, die deutsche Währung und Wirtschaft durch Pertrauen zu stützen und den Kreditinstituten nicht die Spargelder vorzuenthailen. Töricht seien die nationalistischen Revancheredensarten gegen Frank- reich. Sie erschwerten die Friedens- und Hilfsbereitschaft bei diesem Volke. Mit Recht sage das Ausland: Macht euren Frieden mit Frankreich , dann kann euch auch durch andere Völker geholfen wer- den. Deutschland habe das größte Interesse an einem guten Zu- sammenarbeiten mit Frankreich . Wir müßten eine Polllik treiben, die uns das Vertrauen der anderen Völker wieder zuwendet, und zu uns und unserer Leistungsfähigkeit müßten wir selbst Vertrauen haben. Dann würden wir die bitterernsten Monate, die noch kommen, überstehen. Der Minister richtete „an die vernünftigen Elemente in der NEDA P die Mahnung, diese Ueberlegungen zu beherzigen, und an die«pal- tungssreunde innerhalb der sozialdemokratischen Bewegung die andere Mahnung, zu bedenken, daß das alte Wort:„Proletarier aller Länder vereinigt euch" die Voraussetzung der Emigleit unter tzea Proletariern des eigenen Landes habe..
= CieHieOil Das männliche Sexualhormon chemisch uniersucht
In diesen Tagen hat der Göttinger sshemtter Privatdozent Tr. A. P u t e n ä n d t als Ergebnis seiner Forschnngen mitgeteilt, daß er das mann» liche Sexualhormon tristallisicvt darstellen und seine Molckularformel ermitteln konnte. Man weiß seit langem, daß bestimmt« Drüsen eine innere Se- kretion haben, deren Produkte m die Blutbahnen übergehen und so physiologische Wirkungen hervorrufen. Es wurde bekannt, daß zum Beispiel olle Sexualvorgänge, also Wachstum, Entwicklung und Funktionen der Genitalorganc sowie die Ausbildung der sekun- därcn Geschlechtsmerkmale durch zwei verschiedene Sekret« angeregt werden. Diese Sekrete nennt man wegen ihrer anregenden Tätig- keit nach dem griechischen bormao, d. i. ich treibe an, ich rege an: Hormone. Die beiden für die Sexualvorgängc notwendigen Hormone sind das dem männlichen und dem weiblichen Geschlecht gleiche sogenannte gcschlechtsunspezifische Hormon, das von dem 5)ypophysenvorderlappen(Hirnanhang) gebildet wird, und das bei beiden Geschlechtern verschiedene spezifische G e- schlechtshormon, das von den Geschlechtsdrüsen produziert wird. Ohne das Hypophysenhormon können die Keimdrüsen ihre Funktionen nicht ausüben. Das durch sie produzierte Hormon, das eigentliche Sexualhormon, regt die Entwicklung der geschlechts- spezifischen Merkmale an. Dr. Butenandt gelang es 1929 das von den weiblichen Geschlechtsdrüsen erzeugte Follikelhor- man, das sogenannte Progynon, chemisch zu erforschen. Durch die jetzt gelungene Untersuchung des männlichen Testikelhormons ist man dem Geheimnis der Geschlechter und damit der Entstehung neuen Lebens sehr nahe gekommen. Früher glaubte man, die Hormonsubstanz nur direkt aus Drüsenextrakten, besonders von Stieren, gewinnen zu können, bis S. L o e w e und C. Funk nachwiesen, daß eine große Menge des produzierten Hormons im Harn ausgeschieden wird. Auf diesen Arbeiten basiert auch die Mechodc Aschheim-Zondek zur Frühdiagnose von Schwangerschaften. Che man das weibliche Hormon, das Progynon, eindeutig darstellen konnte, wußte man, daß es während der Schwangerschaft in besonders großen Mengen abgeschieden wird und auf kastrierte Mäuseweibchen brunstbildend wirkt. Diese in der praktischen Medizin benutzte Tatsache ist bei Harnuntersuchungen als Erkennungsreoktion wichtig. Ihr entspricht>
für das männliche Hormon das sogenannte Hahnenkammtest: bei jung kastrierten Hähnen unterbleibt die Kammentwicklung, die durch Hormoneinspritzung sofort behoben wird. In dem Labors- torium von Schering-Kahlbaum wurde von Professor S ch ö l l e r und Privatdozent Dr. G e h r k e ein Verfahren herausgebildet, nach dem aus Harn ein Rohöl als Ausgangsmaterial hergestellt wird, mit dem Dr. Butenandt seine chemischen Arbeiten beginnen konnte. Vor zwei Jahren stellte er die M o l e k u l a r f o r m e l des weiblichen Sexualhormons mit C,s1l»0, fest, wonach also 18 Kohlenstofsatome, 22 Wassorstoffatome und 2 Sauerswffatome«in Progynonmoleküle bilden. Als es Butenandt jetzt gelang, IS tausendstel Gramm des männlichen Sexualhormons kristallisiert darzustellen, einer Menge, die aus etwa 25 000 Liter Mäimerharn gewonnen wurde, fand er eine weitgehende Aehnlichkeit im Mole- kularaufbau, nämlich die Formel Beide zeigen einen chemischen Zusammenhang mit den Gallensäuren. Der che- mische Unterschied besteht darin, daß das weibliche Hormon durch eine Anzahl sogenannter Doppelbindungen ungesättigt ist und sauren Charakter hat, während das männliche durch weltgehende Sättigung neutral ist. Die Fachausdrücke„sauer" und„neutral" sind für den Laien ganz grob durch die Wirkung der Stoffe aus Lackmuspapier zu er- klären: eine Säure(z.B. Zitronensaft) färbt blaues Lackmuspapier rot, eine Lauge(auch Seifenwasser) rotes Papier blau, eine neutrale Lösung oerändert keine Prüffarbe. Und die Bezeichnungen„»?sät- tigt" und„ungesättigt" lassen sich vielleicht an dem Beispiel des Kohlenoxyds erklären, das deshalb so giftig und ohne jedes Zutun wirksam ist, weil es„ungesättigt" ein Sauerstoffatom sucht und dieses eben dem Blut entzieht. Durch die Darstellung und chemische Analyse des männlichen Hormons ist der Anfang zur industriellen Herstellung und zur me- dizinifchen Anwendung gegeben. Diese dürfte in dem hochwertigen Ersatz der vielen„Geheimpräparats" bestehen, also tatsächlich ent- schlummernde Funktionen zu neuem Leben anregen, verkümmert« Entwicklungen fördern, Funktionsstörungen beheben und das All- gemeinbefinden ebenso günstig beeinflussen, wie dies durch das Pro- gynon bei Frauen der Fall ist. Aber das sind vorläusig Ber- mutungen. Die Tragweite der Arbeit Butenandts wird die weitere Forschung ergeben. Govcia We�I.
„Die fremde Mutter." L-T. Kurfürfiendamm. Dieser Film, für die Amerikaner eine Sensation, für uns zu sentimental, ist für jeden ein Erlebnis. In einer der übelsten Hafenspelunken zieht«ine Frau das Kind einer Dirne groß. Diese Frau, grob bis zur gemeingefährlichen Roheit, liebt das Kind. Sie sagt ihm, daß seine Mutter gestorben ist. Die fremd« Mutter opfert sich auf für das Kind, und als die Dirne am Hochzeitstage ihr Kind erpressen will, da erschießt die Frau die Mutter. Zwei große Darsteller wachsen über sich selbst hinaus. Marie Dreht er ist als fremd« Mutter von unerhörter Eindrucksstärke. Dies« Frau ist eine ewig beißbereite Bulldogge, alles Weibliche ist bei ihr aus dem Gesicht uno den Bewegungen verschwunden, jede zarte Gefühlsregung scheint verschüttet, und doch zaubert die Liebe zu dem Kind««inen ganz feinen Glanz in ihre Augen. Wallace Beery ist der Freund dieser Frau. Ein Kerl, grobschlächtig, vollkommen massiges Fleisch und derbe Knochen, und doch steckt auch m ihm etwas von allerbester Menschlichkell. Gegen dies« beiden muß das Kind der Dorothy Jordan verblassen. Marjorie Rambeau ist gut als Dirne. Der Regisseur Georg« Hill gebraucht alles, was zum echten Filmreißer nötig ist: malerische Bild- Wirkungen, famose Milieuschilderungen, Spannung und Humbug. Das ist diese absonderlich« Mischung, die dem stummen Film, trotz schlechter Drehbücher, zum Welterfolg verhals. Dieser tönende Film wurde nicht für die deutsche Fasiung neu gespiell, sondern nur auf störendste Weise neu gesprochen. Di« Kulturabteilung zeigt„Das geheimnisvoll« Schiff", das stark interessiert, verwandell sich doch vor unseren Augen„Zähringen ", das Zielschiff der deutschen Flolle, in ein Geisterschiff. Alle Mann gehen von Bord und dank der Technik erwacht dann das außerordentlich sein konstruierte Hirn des Schiffes, das sein Fernlenkboot völlig beherrscht. e. b.
Herbsisonzert der„Solidarität". Das Programm, das der Männerchor„Solidarität 1893" bei seinem diesjährigen Herbstkonzert in der Staatlichen Hochschule für Musik zur Aufführung bracht«, war aufs sorgfältigste ausge. wählt und zusammengestellt. Tendsnzchöre, lyrische Chöre, Volkslieder und heiter« Chöre lebender Meister hießen die Gruppen, in die die einzelnen Chöre zusammengefaßt waren. Feines Stilgefühl unterschied den Vortrag jeder dieser Gruppen von dem der anderen: die lyrischen Chöre insbesondere(Werke von Schumann und Schubert) wurden in seltener Zartheit, in schön abgestuftem Piano gesungen, wie sie nicht oft zu hören sind. Der rein intonierend«, modulationssähige und klangschöne Chor wurde auch allen anderen Werken vollkommen gerecht und legte so von zielbewußter Arbeit, wie von der Tüchtigkeit seines Leiters, des Chormeisters Emil Thilo, beredtes Zeugnis ab. Zwischen den einzelnen Gruppen waren Werke für Fagott und Klavier — eine Sonate von Mozart , sowie Variationen über „O, du lieber Augustin" von Frehde— zu hören. Professor K r ü g e r- N y st e d t meisterte das schwierige, viel zu wenig be- achtete Instrument in vollkommenster Weis«. Alle Mitwirkenden sowie der anwesende Komponist Camilla Hildebrand(dessen Chor„Ständchen" aufgeführt wurde) r. freuten sich der lebhaftesten Anteilnahme des Publikums und größ- ten Beifalls.___ A- w-! „Innuii, die Aachbarn des Aordpols." Llfa-Pavillon. Ein Film ohne Liebe— das gibt es ja wohl gar nicht. Es ist zwar„nur" ein Kulturfilm, aber auch bei diesem sind wir schon daran gewöhnt, daß auf den Südseeinseln amerikanischer Flirt herrscht. Der Forschungsreisende L e d« n, dem wir ein sehr interessantes Buch über die Eskimos verdanken, hat auf seinen Forschungsreisen in Grönland und Nardkanada auch Filme auf» genommen: Leider ist ein Teil davon'bei einem Schifsbruch ner- loren gegangen, und so muh er sich zum Teil mit Produktionsbildern bchelsen. Aber was er uns über das Leben und Treiben jener Eskimos, die noch nicht von der Zioilisattoa überschwemmt iind, ig
Wort und Bild bietet, ist wichtig genug. Diese Naturmenschen, die sich noch in Ostprönland und nördlich der Hudson-Bai vorfinden, haben noch heute dieselbe Kultur wie die Menschen Europas zur Zell der Eiszell. Aber bald wird davon auch nichts mehr vor- handen sein und so sind es Kulturdokumente von hoher Bedeutung, die uns Loden erhalten hat. Auch die Gesänge der Eskimos hat er aufgenommen. Seine Schallplatten vermitteln uns eigenartige Melodien. Wir sehen, wie die Eskimos mit dem, was die Natur ihnen bietet: Treibholz, Seehunde, Walrosse, Renntiere usw. sich zu be- helfen wissen. Sind ihre Gewänder nicht äußerst praktisch und hygienisch zugleich, da sie für Lustzufuhr sorgen! Prächtige Muster wissen sie zusammenzustellen. Aus Bein und Holz machen sie ihre Geräte bis zur Nähnadel. Ihre Kajaks sind die denkbar praktischsten Boot« fü-r ihren Fischsang, ihre Schneehütten genügen vollkommen für den Schutz gegen die Witterung. Ihre Kindererziehung zeigt, wie man durch das Spiel zur Arbeit heranbilden kann. Hütten- und Familienleben, Jagdszenen— sie sind Meister im Aeschleichen und harpunieren des Wildes— eigentümliche Sport- und Schimpf- duelle vervollständigen das reichhaltig« Bild, das uns Leden von diesem Urvolk entwirst. r. Tanzabend Ellinor Bahrdl. Ellinor Bahrdt war bei ihrem Auftreten im B a ch s a a l offenbar nicht ganz in Form. Sonst würde diese eleganteste Springerin der deutschen Tanzbuhne noch stärker gewirkt haben. Choreographische Sauberkeit und» gewissen- hafte tänzerische Ausführung sind ihre anerkannten Vorzüge. Üeiberraschend die Vielseitigkeit der Ausdrucksmittel. Weite Spannungen und prachtvolle umfassende Schwünge(„Aus dem Dunkel") wirken ebenso elementar und überzeugend wie die sicher pointierten Drehsprüngc eines„Allegro energico", die leichte, seine Fußaktion des„Rubato", die sanft auflodernden Rhythmen des„Intermezzo". Eine Künstlerin, die das Pathos einer Heroine mit der weltentrückten hauchzarten Poesie der lyrischen Tänzerin verbindet. Was ihr nicht liegt, ist auftrumpfendes Vorstoßen, Ausfallen, Schleudern, nament- lich der Arme und Fäuste. Das Publikum nahm die Darbietungen dieses schönen Abends mit sehr starkem Beifall auf. I. 8. haodschrtstenauistellung der Staatsbibliothek. Anläßlich der Jahresversammlung der Bibliophilen , die diese« Jahr in Berlin stattfindet, veranstaltet die Staatsbibliothek eine Ausstellung von 77 ihrer schönsten Handschriften. Es ist das erste- mal. daß sie eine derartige Auswahl nach rein ästhetischen Gesichts- punkten trifft und damit einem breiteren Publikum zeigt, welch ungewöhnliche Schätze auch aus diesem Gebiet sie oerwallet. Dank dem besonderen Entgegenkommen 0er Reichsdruckerei hat ein Kala- log der Ausstellung, der Dauerwert beansprucht, gedruckt werden können. Die deutsche Grönland -Expeditie« Proscssor Wegeners ist am Sonntag, von Kopenhagen kommend, aus dem Siettiner Bahnhof in Berlin eingetroffen. Außer den Angehörigen der E'peditions- teilnehmer hatten sich zahlreich« Vertreter wissenschaftlicher In» stitute und Organisationen zur Begrüßung der Expedition ein- gefunden. Neue Musik in Tokio . Professor Klaus Prtngsheim, der Dirigent der Kaiserlichen Akademie in Tokio , bringt in dieser Saison folgende Werke in Japan zur Aufführung: Strawinskys „iSinkoni« des psauwes", Kurt Wcills„Lindbergh-Flug" und „Der Jasager", Gustav Mahlers 5. Sinfonie: ferner im Rundfunk unter anderem die Ouvertüre zu„Neues vom Tage " von Hindemith . , Hamlet-Suite" von Tiefsen,„Hellere Musik" von Max Butting . Reinhardt inszeniert �ossmannö Erzählungen". Die Erstausiühnmg von„Hossmann« Erzählungen" in der Inszenierung Max Reinhardts wird Ende November im Grohen Schauspielhaus stattfinden. Die musikalische Einrichtung besorgt Generalmusikdirektor Leo Blech , die textliche Neubearbeitung stammt von Eugen Friedest und H. Saßmann. Die Erst- ausiührung findet als Fcsworftellung des Vereins„Berliner Presse" stati. Der Borverkauf beginnt Donnerstag. In der Gesellichast für empirisch« Philosophie spricht Dienstag, 20 Uhr, in der Schumannstr. Lt. Profcllor W. Dubislaw über:„A p r i o r r!- mus oder Empirismus". Ludwig Hardt gibt feine einzigen Abende in dieser Saison am Buh- tag und Totensonntag um 20% Uhr im Tingel-Tangel. BronISlaw Huberman spielt am Bußtag. 20 Uhr, in der Skala unter Mitwirkung von Siegfried Schulde und eines Kammerorchesters. Ausführungen der Singakademie. Die Singakademie bringt unter Lei- tung ihres Direktors Prosesior Georg Schumann am Bußtag Bachs s-woil- Meise und am ToteusonlUag Brahms Requiem, Nänie und Schlcksatsueo zur Ausjuhruug.