Einzelbild herunterladen
 

Morgenausgabe

Nr. 547

A 275

48.Jahrgang

öchentlich 85 Bf., monatlich 3,60 M. ( bavon 95 Bf. monatlich für Zustel fung ins Haus) im voraus zahlbar. Bostbezug 4,32 M. einschließlich 60 Pf. Boitzeitungs- und 72 Bf. Bostbestellge bühren. Auslandsabonnement 6,-M. pro Monat; für gänder mit ermäßig tem Drucksachenporto 5,- M

Der Bormärts" erscheint wochentäg Fich zweimal, Sonntags und Montags einmal, die Abenbausgabe für Berlin  und im Sandel mit dem Titel Der Abend", Jlluftrierte Gonntagsbeilage Boll und Zeit".

Vorwärts

Berliner   Boltsblatt

Sonntag

22. November 1931

Groß- Berlin 15 Pf.

Auswärts 20 Pf.

Die einipalt. Nonpareillezeile 80 1. Reflamezeile 5,- RM. Kleine An zeigen das fettgedruckte Wort 25 Pf. ( zuläffig zwei fettgedruckte Morte), jedes weitere Wort 12 Bf. Rabatt it. Tarif. Stellengesuche das erste Wort 15 Bi jebes weitere Wort 10 Pf. Worte über 15 Buchstaben zählen für zwei Borte. Arbeitsmarkt Zeile 60 Pf. Familien. anzeigen Zeile 40 Bf. Anzeigenannahme im Hauptgeschäft Lindenstraße 3, wochen täglich von 8 bis 17 Uhr. Der Berlag behält sich das Recht der Ablehnung nicht genehmer Anzeigen vor!

Bentralorgan der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands  

Redaktion und Verlag: Berlin   SW 68, Lindenstr. 3 Vorwärts- Verlag G. m. b. H.

Fernspr.. Donboff( A 7) 292-297. Telegramm- Adr.: Sozialdemokrat Berlin  .

Neue Zollmauern!

Postschedkonto: Berlin   37 536.- Bankkonto: Bank der Arbeiter, Angestellten und Beamten, Lindenstr. 3. Dt. B.u.Dist.- Gef., Depofitent., Jerusalemer Str.   65/66.

Der Feind steht rechts!

Ein notwendiges Schlußwort.

Die englischen Zölle.- 50 proz. Wertzölle für ein Sechstel der Fertigwareneinfuhr. ficht der kämpfenden Sozialdemokratie gewendet. Solange es

London  , 21. November.

Fast unmittelbar nach Annahme des vorgenannten Antidumping- Gesetzes durch das englische Torh- Unter­haus hat das Handelsamt eine Liste von eingeführten Fertigwaren beröffentlicht, auf die bereits ab Mitt­woch, dem 25. November, ein 50 prozentiger Wert 3vII erhoben werden soll. Die Liste umfaßt etwa ein Sechstel des Werts der 1930 eingeführten Fertigwaren. Neben Deutschland   werden die Tschechoslowakei  , Frank. reich und Belgien   stark betroffen.

Der Kampf beginnt!

Amerikanische   Ausgleichszölle.

New York  , 21. Rovember. ,, Associated Pres" meldet aus Washington  , die Re­gierung werde die sofortige Erhebung von Aus­gleichszöllen auf britische   Einfuhrwaren, ent sprechend den Zöllen, die England auf amerikanische Er zeugnisse erhebt, anordnen.

( Siehe auch 3. Beilage.)

Kampf dem Terrorismus!

Breitscheid   ruft die Reichsregierung zur Aktivität.

Gegen den Feind, der rechts steht, war seit je das Ge­eine Arbeiterbewegung gibt, hat es in Deutschland   auch eine Rechte gegeben, die für Absolutismus   und Diktatur schwärmte, jeden demokratischen und sozialen Fortschritt bekämpfte und den Herrn- im- Hause- Standpunkt der kapitalistischen   Brot­geber" mit aller Brutalität vertrat.

Darum galt der Sozialdemokratie in der Kaiserzeit die konservative und freikonservative Rechte als der Haupt­feind. Im Kampfe gegen ihn verschmähte sie niemals die Tuchfühlung mit den bürgerlichen Demokraten und dem Zentrum. Sie handelte damit gerade einer marristischen Erkenntnis entsprechend, denn es waren Mary und Engels gewesen, die der These Lassalles von der ,, einen reaktionären Masse" auf das entschiedenste entgegengetreten maren. Daß die Sozialdemokratie bei den Stichwahlen der damaligen Zeit stets gegen die Rechte für die Mitte eintrat, versteht sich von selbst. Bei den sogenannten Hotten­tottenwahlen vor 25 Jahren stand sie mit dem Zentrum gegen eine reaktionär- nationalistische Welle in gemeinsamer Ab­mehrfront.

Dadurch, daß sie ihre Gegner nicht alle in einen Topf Korn nahm, errang die Sozialdemokratie in der Kaiserzeit ihre Erfolge gegen das Sozialistengesetz, gegen die Zuchthaus­vorlage, gegen alle Pläne der Scharfmacher und Wahlrechts­räuber.

Am Sonnabend war der Große Eaal im Clou von den Massen| katholische Reichskanzler doch die Mahnungen nicht warf, sondern unterschied und immer den gefährlichsten aufs der Republikaner gefüllt. Der Ortsverein Berlin- Kreuzberg des| in den Wind schlagen, die gerade jetzt der Reichsbanners Schwarz Rot Gold hatte zu einem Republikanischen Herbstfest eingeladen. Mit Beifall begrüßt wurde eine Abordnung der Schuhpolizei, die die innige Ber­bundenheit der republikanischen Polizei mit dem Reichsbanner demonstrierte.

Reichstagsabgeordneter Genosse Breitscheid   hielt eine politisch bedeutsame Festansprache Er erinnerte zunächst an die Gründungstage des Reichsbanners. Den republifanischen Farben zur Achtung zu verhelfen murde das Reichsbanner gegründet. Und dieser Aufgabe ist das Reichsbanner, das sich mehr und mehr zu einer republitanischen Garde entwickelte, in banfenswerter Beise gerecht geworden. Heute ist dazu noch die Abwehr gegen den Raziterror gekommen. An das Ausland richtete Genosse Breitscheid  die Mahnung, menn es den deutschen   Chauvinismus als eine Störung des Friedens empfinde, dann solle es Deutschland   gegen über eine Politik treiben, die dem Nationalismus das Wasser von der Mühle nimmt. Breitscheid   bezeichnete Preußen als die

fatholische Klerus des Ruhrgebiets gegen weitere Lohn­jentungen

ausgesprochen hat. Wem es ernst um die Erhaltung der Republik  und ihrer Berfassung ist, der hat die Pflicht, die Lasten der­jenigen Schichten zu erleichtern, die die besten und die einzig kräf­tigen Stützen der Republik  : und dieser Berfassung sind.

Zum Schluß richtete Breitscheid   einen 2 p pell an alle. sich dem Reichsbanner anzuschließen und sich im Stampf für die Republif zur Verfügung zu stellen. 211e Kräfte müssen mobü gemacht werden, damit mir den Kampf fiegreich zu Ende führen

fönnen!

Es gibt auch heute noch Leute, die auf Lassalles Formel von der einen reaktionären Maffe" schwören, aber sie stehen nicht in der Sozialdemokratie, sondern links von ihr, oder glauben ,,, links" von ihr zu stehen. Für sie beginnt die reaktionäre Masse nicht erst bei Hugenberg oder Hitler, sondern schon bei Seydewiß und Brandler, unter Umständen sogar schon bei den in der Woche nach den Hessenwahlen die Entdeckung gemacht, daß unter den gegenwärtigen Umständen die Sozial­demokratie der Hauptfeind ist, daß der Kampf

Brausender Beifall unterstrich diese Mahnung an alle und gab gleichzeitig zu erkennen, daß die Massen den Ernst der Lagerechten Opportunisten" der eigenen Partei. Sie haben durchaus verstanden haben.

rühmliche Ausnahme unter den deutschen   Ländern, das energisch BIZ.- Ausschuß: 7. Dezember. gegen sie jetzt zu verschärfen ist, daß der Hauptschlag

gegen den Terror von rechts und lints Front ge­macht hat. In anderen deutschen   Freistaaten und in der Reichsregierung vermissen mir diese energische Abwehr noch. Die Reichsregierung darf die Augen nicht ver­schließen gegen den Terror von rechts, die Unruheftifter sind nicht allein bei den Kommunisten zu suchen. Es ist zwar nicht ohne weiteres anzunehmen, daß die militärischen Vorbereitungen der SA einen baldigen Butsch erwarten laffen, aber das Bürgertum wird durch diese Vorbereitungen mehr und mehr eingeschüchtert. Die Arbeiterschaft jedoch beginnt sich zu fragen, ob man eine Regie­rung noch unterstützen oder tolerieren soll, die sie nicht mehr in Schutz nimmt gegen ihre Feinde. Die Gefahr wäre geringer, wenn die Arbeiterschaft einig wäre, aber wir sind leider davon weit entfernt

Ich habe vor kurzem in Darmstadt   in einer Rede, deren In­halt vielfach unrichtig wiedergegeben worden ist, ausgeführt, daß, wenn die Kommunisten entsprechend dem Beschluß ihres Sentral Lomitees sich in Ideologie und Praxis vom Butschismus und Terrorismus abwendeten, damit eines der zahlreichen Hindernisse beseitigt sei, die zur Zeit noch einen gemeinsamen Abwehrkampf Der Arbeiterklasse gegen den Faschismus im Wege ständen. Das hat der Rechtspresse genügt, um von einem Bündnisangebot an die Kommunisten zu fabeln, aber es hat auch dem Zentral organ der Kommunisten genügt, um ihm aufs neue Anlaß zu geben, die Sozialdemokratie als den Hauptfeind zu be­zeichnen und ihre Führer zu verlästern. Diese Teile der Arbeiter­schaft haben offenbar die Gefahr, die von dem Faschismus droht, in ihrem ganzen Umfang noch nicht begriffen. Ich fürchte, fie werden fie erst begreifen, wenn es zur Abwehr zu spät geworden ist, wenn die Freiheit der Rede und Presse zerstört ist, wenn nicht nur die politischen, sondern auch die wirtschaftlichen Organisationen der Ar­beiterklasse vernichtet sind!

Bir unsererseits halten es für unsere Aufgabe, alles daran zu setzen, diese Katastrophe zu verhindern. Diesen Zweck hatte

Nach Basel   einberufen.

Basel  , 21. November.

ratende Sonderausschuß der B33.  , deffen Einberufung von der Wie die Schweizerische Depeschenagentur   erfährt, wird der Be­deutschen Regierung am 19. November beantragt wurde, am 7. Dezember in Basel  , am Sitz der Bank, zusammentreten.

Belgiens   Vertreter im Sonderausschuß wird der bekannte Finanzpolitiker Franqui sein, der einen eigenen, von der Reichsregierung sehr günstig beurteilten Plan für die Rückzahlung der eingefrorenen Kredite entworfen hat.

Bertreter Dr. Carl Melchior  .

Der Reichspräsident hat Dr. Carl Melchior  , Hamburg  . zum Mitglied des beratenden Sonderausschusses bei der B33. ernannf.

C

**

Die amerikanischen   Privatgläubiger haben den Banfier Albert Wiggin   zu ihrem Bertreter im Ausschuß bestimmt, der über die Stillhaltungsfrage mit den Deutschen   Schuldnerausschuß verhandeln foll. Wiggin, der bereits im September den Vorsitz im Basler Komitee führte, das nach ihm benannt wurde, wird nach Berlin  reisen.

Riefenpleite- Riefenforruption. Die Rothschildbank zahlt Schweigegelder.

Wien  , 21. November.

Die Stunde" meldet, daß nach dem Zusammenbruch der Creditanstalt unter dem Vorsik des Präsidenten Baron Louis Rothschild beschlossen worden sei, die unternehmungen oder Journalisten in Ruhe zu halten. Hierfür seien einem noch jetzt im Amt befindlichen hohen Funktionär 300 000 Schillinge übergeben worden. 3800 Putschiffen angezeigt.

gegen sie geführt werden muß.

Das war die Antwort auf eine Rede Breitscheids, die als eine Einladung zur Einheitsfront aufgefaßt worden in dem es geheißen hatte: mar, das war die Antwort auf einen Artikel des ,, Vorwärts",

Die Sozialdemokratie ist sehr wohl imstande, ihre ganze Kraft gegen den Faschismus zu konzentrieren, wenn man ihr nur nicht fortgesetzt in den Rücken fällt. Wie sie grundsätzlich zum Kom= munismus steht, weiß alle Welt; sie braucht es nicht alle Tage zu wiederholen...

Jezt ist es ihre geschichtliche Aufgabe, für die Freiheit der ganzen Arbeiterklasse, ja des ganzen deutschen   Volkes den Ent­scheidungskampf zu führen. Sie wird in diesem Kampfe die Bundesgenoffen nehmen, wo fie fie findet, ohne etwas von ihrem Wesen und von ihren Grundsätzen auf­zugeben.

Diese Aufforderung, im Interesse der Arbeiterklasse das widerwärtige Gefeife und Geschimpfe wenigstens auf Zeit einzustellen, ist leider mit vermehrtem Gefeife und Geschimpfe beantwortet worden. Sie ist beantwortet worden mit der Er­flärung, daß die Sozialdemokratie der Hauptfeind ist, daß der Hauptschlag ihr gilt, daß der Kampf gegen fie verschärft

werden muß.

Sollen wir nun darauf antworten, daß auch wir um­gefehrt wieder in der KPD.   unseren ,, Hauptjeind" erblicken? Wir denken nicht daran! Wir denken nicht daran, eine Tor­

heit mit der gleichen Torheit zu beantworten. steht rechts! Wir fordern die ganze Arbeiterklasse auf, Für uns gibt es nur einen Feind, und der ihren Kampf gegen den Faschismus und gegen die sozialreak­

und hat die Politif, die die Parteien der Linken mit Aus. Ceffentlichkeit durch geldliche Zuwendungen an Zeitungs tionäre Einheitsfront von Harzburg   zu fonzentrieren. nahme der Kommunisten seit einem Jahr getrieben haben. Schwere Opfer sind uns zugemutet worden. Aber wir haben sie auf uns genommen, um noch viel schwerere zu verhüten. Wie lange diese Bolitik fortgesetzt werden fann und ob sie zum Erfolg führt, läßt sich heute nicht sagen. Eine der Vorausfegungen ist, daß die Regierung eben den Kampf gegen den Hitlerschen Wie der Justizminister im Nationalrat mitgeteilt hat, sind wegen Terrorismus energisch führt. Eine andere, daß sie in der wict- Beteiligung am Heimwehrputsch dem Grazer Landgericht 3791 Per schaftlichen Not nicht fortfährt, die Hauptlasten dem arbeitenden Bolle aufzuerlegen. Wenn in dieser Beziehung die Regierung die Barmmgen, die mir ausstoßen, zu leicht nimmt, so wird der

fonen angezeigt worden; gegen 280 Personen, die im Berdacht stehen, sich bemußt an der Butschbewegung beteiligt zu haben, ist die Boruntersuchung wegen och verrats eingeleitet.

Hilfe nehmen wir überall, wo wir sie finden. Wir freuen uns jedes mannhaften Wortes, mit dem die christlichen Gewerkschaften den bankerotten Kapitalisten begegnen, die sich durch Lohndruck sanieren wollen. Wir freuen uns, wenn katholische Geistliche ihre Stimme gegen Haken­freuzterror und Scharfmachertum erheben und hegen den lebhaften Wunsch, daß ihre evangelischen Amtsbrüder von ihnen etwas lernen mögen. Wir würden im Kampfe gegen die drohende Geistesknechtung gerne auch die Bundesgenossen­