Rundfunk der Woche
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Rundfunk und Arbeitslosenhilfe. In einem Artikel, den der Leiter der Wirtschafts- und Sozial politischen Abteilung des Westdeutschen Rundfunks, Dr. Hans Stein, der Bresse zugänglich macht, wird das Problem„ Rundfunt und Arbeitslosenhilfe" behandelt. Die Frage der direkten und indirekten Beteiligung des Rundfunks an der Winterhilfe" ist mit Recht nicht in den Kreis der Betrachtungen einbezogen. Dean wenn auch durch die Mitwirkung der Rundfunksender in etwas um fangreicherem Maße Hunger gestillt, Rälte abgewehrt werben fann, so wird doch an der Lebensperspektive des Arbeitslosen durch alle diese Unterstügungen nichts Wesentliches geändert. Dr. Hans Stein hebt die Pflicht des Rundfunks zur möglichst weitgehenden Beteiligung an der Winterhilfe nur furz einleitend in seinem Artikel hervor und behandelt dann ausführlich die Frage:
,, Was fann der Rundfunk in seinem Programm für die Arbeitslofen fun?"
Er schreibt dazu: Ueberlegt man diese Frage des näheren, so zeigt fich zunächst die Aufgabe, weiteste Kreise der Bevölkerung, die vou der Arbeitslosigkeit nicht betroffen sind, an die seelische Seite dieses bitteren sozialen Problems heranzuführen, sie aufzuflären, aufzu rütteln und zu erschüttern. Der Rundfunk fann für die geistige Krise, in die jeder Erwerbslose früher oder später einmal hineingerät. vor einer Millionenöffentlichkeit Zeugnis ablegen. Wort und Ton, Vortrag und Hörspiel, nicht zuletzt auch literarisch- musikalische Sendungen sind für diesen Zweck geeignet. Aber damit erschöpft sich diese Möglichkeit keineswegs. Auch an den Arbeitslosen felbft tann und muß der Sender sich wenden, um ihm Freund und Berater zu sein."
Dr. Stein führt dann aus, daß der Westdeutsche Rundfunk in letzter Zeit sich besonders bemüht habe, diesen Notwendigkeiten gerecht zu werden und den arbeitslosen Rundfunkhörer mit für ihn wesentliche Darbietungen zu verforgen. Wie aber", fährt er fort, ,, steht es um diejenigen, denen sich solche Gelegenheiten"( Rundfunt im eigenen Heim nach freier Wahl. abzuhören) ,, nicht bieten? Sollte der Rundfunk nicht auch zu denen sprechen, die in esehallen, Bärmestuben und Arbeitsgemeinschaften der behördlichen und freien Fürsorge alltäglich sich zusammenfinden? Für der. artige Gruppen, die ohne weiteres sich zu Abhörgemein. ( chaften an bestimmten Tagesstunden entwickeln können, wird das laufende Funkprogramm nicht immer zweddienlich sein. Wenn nun auch der Westdeutsche Rundfunk es bisher vermieden hat und
weiterhin permeiden wird, innerhalb seines Hauptprogramms am
Nachmittag und Abend durch Veranstaltung eines besonderen Er werbslojen funts, den trennenden Graben zwischen der Welt der zwangsläufig nicht. Arbeitenden und der Arbeitenden aufzu reißen, so fonnte er sich doch dem Gedanken nicht verschließen,
daß man für solche Abhörgemeinschaften einen besonderen Programmteil zu besonderer Zeit aufbauen müsse. Dies ist seit dem 23. November geschehen. Die neue Sendung läuft täglich mit Ausnahme Sonntags von 10.15 bis 11.15 Uhr( vor mittags) und trägt den Titel Mensch und Belt Abhör gemeinschaft für Arbeitslose." Der Doppeltitel verrät schon, mas beabsichtigt ist: die Sendung foll sich nicht ausschließlich an Arbeitslose wenden, sondern fie fann pon allen Funthörern mit Ruben angehört werden. Insofern fie fich an den Arbeitslosen wendet, mill sie diesem zeigen, wie er selbst, sein Bolt, seine Nation, der Erdteil, worin er lebt, dem großen gesellschaftlichen Gefüge der Menschheit unlöslich verbunden sind. Dies ist ja überhaupt der allgemeine Sinn dieses Programms, das der Westdeutsche Rundfunt für seine sechzehnstündige tägliche Sendezeit auf baut, und insofern bildet die neue Programmfolge einen Ertraff aus dieser umfangreichepi Arbeit, berechnet in erster Linie für die| Abhärgemeinschaften, die sich jetzt jeden Tag zusammenfinden. Dabei foll der lehrhafte Charatter nach Möglichkeit ver. mieden werden. Der Inhalt der neuen Sendung wird sich in bunter Folge über alle Gebiete des fulturellen und sozialen Lebens erstrecken; er wird Wissenswertes in unterhaltender Form, durch Mufit aufgelockert, zu erschließen suchen..."., Kurz: der Mensch, fein Leben und seine Welt, die er mit seiner Hände Arbeit erbaut und täglich neu schafft, sollen sich vor den Abhörgemeinschaften mit allen ihren Wundern, aber auch mit ihrem Elend, ihren Sargen und Möten auftun. Ein so reicher Stoff wird ausgearbeitet und eindringlich gestaltet werden, daß die Hörer zur Unterhaltung und zur Fortbildung sich angeregt fühlen." In diesem Satz liegt ein fehr großes Versprechen. Dr. Stein fühlt selbst, daß es nicht leicht sein wird, es auch auf die Dauer menigstens zu halten. So schreibt er am Schluß seines Artikels:„ Es versteht sich von selbst, daß der Rundfunk mit dieser Sendung wieder einmal um eine besondere ihm arteigene Stilform ringen muß. Es wird nicht leicht sein, dieses Programm von Woche zu Woche und von Monat
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1,2 LITER 4 ZYLINDER ZWEISITZER
1995/
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zu Monat immer wieder neu zu gestalten. Der Westdeutsche Rundfunk wird dankbar dafür sein, wenn ihm von berufener Seite Eindrücke über die Wirkung der neuen Sendung und zweckdienliche Anregungen übermittelt werden."
Die grundsägliche Bedeutung dieser Ausführungen zwingen dazu, ihren wesentlichen Inhalt in einer Ausführlichkeit widerzugeben. Die Frage der geistigen Arbeitslosenhilfe ist heute brennend geworden.
Fünf Millionen Arbeitslose mit ihren Familien, das bedeutet zwölf bis fünfzehn Millionen Menschen, die unmittelbar von
den Auswirkungen der Arbeitslosigkeit betroffen find. Die Bindung an die Gemeinschaft, die durch die wirtschaftlichen Verhältnisse hier schwer gefährdet ist, fann fraglos durch den Rundfunt gefestigt werden, in erster Linie allerdings nicht durch besondere Sendungen für Arbeitslose, sondern durch sinnvolle Vertiefung des Gesamtprogramms. Es ist erfreulich, daß die Ausführungen Dr. Steins von dieser Erkenntnis ausgehen. Je starfer und eindringlicher in allen Sendungen die Verbundenheit mit dem großen gesellschaftlichen Gefüge" fühlbar wird, desto lebendiger wird in den Hörern das Bewußtsein ihrer Zugehörigkeit zu der Gemeinschaft, in der Arbeitender und Arbeitsloser heute als gleichwertige und gleichberechtigte Mitglieder angesehen werden und fich fühlen müssen.
Deshalb bleiben aber besondere Darbietungen für Arbeitslose heute nicht entbehrlich. Die Deutsche Welle hat mit ihnen den Anfang gemacht, in sehr bescheidenem Ausmaße zwar; doch es bleibt ihr Verdienst, die Notwendigkeit solcher Veranstaltungen erfannt zu haben. Sie hat sie von vornherein in lehrhafte und unterhaltende gegliedert, während der Westdeutsche Rund funt eine größere umfassende Linie für seine Darbietungen anstreben will. Für Darbietungen unterhaltender Art scheint mir der Aufgabenfreis, den sich der Westdeutsche Rundfunk gestellt hat, der einzig finnvolle zu sein. Wie weit er erfüllt wird, muß natürlich die Braris lehren. Aber neben solcher belehrenden Unterhaltung dürfte es sich doch als recht zwedmäßig erweisen,
besondere Bildungsveranstaltungen für Arbeitslose in den Bormittagsstunden zu senden.
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hinzu
Das Bedürfnis der Arbeitslosen nach Beschäftigung tann heute von feiner Wohlfahrtsstelle auch nur annähernd befriedigt werden. Wes halb füllt der Rundfunk nicht nach Möglichkeit diese Lücke aus? Fortbildungszyklen, die sich über lange Zeit erstrecken, lassen sich natürlich nicht geben, da der plötzlich arbeitslos Gemordene fich in sie nicht einschalten könnte, wohl aber Vortragsreihen, die sich auf einige aufeinanderfolgende Tage zusammendrängen, und Einzelsich hier in elementarer oder gehobener Form behandeln. Es wäre vorträge. Die verschiedensten Wissens- und Bildungsgebiete ließen dabei weniger wichtig, abgeschloffene Kenntnisse zu geben, als Interessen anzuregen und auf Bildungsmöglich= feiten das heißt auf Beschäftigungsmöglichkeiten meifen. Sier ließe fich für diesen Notwinter vielleicht eine außersollten getrost den ganzen Vormittag bis ein oder zwei Uhr, ordentlich wertvolle geistige Winterhilfe ausbauen. Die Sender soweit nicht andere wichtige Darbietungen vorliegen, diesem Arbeitslosenfunt freigeben. Vortragende für solche Darbietungen zu finden, dürfte meder allzu schmer fein noch unerschwingliche Kosten verursachen.. Unter den zahlreichen arbeitslofen Lehr fräften finden sich sicher genügend, die für diesen Zwed in Frage tommen. Natürlich tönnen solche Arbeitslosen Bildungsveranstal tungen nur als Maßnahmen einer Notzeit gewertet werden. Viele grundsägliche Bedenten lassen sich fraglos dagegen geltend machen, aber grundsägliche Bedenken gibt es gegen vieles, was in dieser Notzeit sich trotzdem als zweckmäßig erweist und durchsetzt.
Aber wenn man die Frage der geistigen Winterhilfe des Rundfunks für die Arbeitslosen beleuchtet, so darf man nicht übersehen, daß die Rundfunkgebühren es vielen Arbeitslosen ja überhaupt unmöglich machen, an dieser Winterhilfe teilzunehmen.
Es ist unter den heutigen Verhältnissen schlechthin eine Grausamkeit, einem Arbeitslosen das einzige Mittel zur geistigen Anregung, das er sich selbst bei bescheidener Bastelfähigkeit ohne größere Kosten erschließen tönnte, vorzuenthalten oder ihn auf den betrügerischen Weg des Schwarzhörens" zu zwingen. Es ist zudem eine Torheit, die sich an der Gemeinschaft rächt. Nicht nur, weil der jugendliche Schwarzhörer" leicht Freude an der gelungenen Unehrlichkeit gewinnt. Schlimmer ist es um jene bestellt, die Arbeitslosigkeit aus ihrem Lebenstreis, aus der menschlichen Gemeinschaft herausgleiten läßt. Die Möglichkeit, zeitgemäße, vertiefte Rundfunkdarbietungen zu hören, fönnte vielleicht doch in manchem den Gemeinschaftssinn wachhalten, der so zum Außenseiter der Gesellschaft wird.
Tes.
17. Kreis. Heute, 17% Uhr, Fraktionssihung der Bezirksverordneten und Bürgerdeputierten im Rathaus, Zimmer 36.
EDUARD WINTER&
Sprechstunde für raffuchende Schüler. Im den republikanischen Schülern gegen den immer stärker werdenden Drud reattionärer Schüler und Lehrer beizustehen, ist die Berliner Schüler. Sprechstunde neu ausgebaut worden. Sie wird jeden Montag Don 18 bis 20 Uhr, im Jugendheim Lindenstraße 4( U- Bahn Hallesches Tor) abgehalten und steht jedem Schüler der höheren und mittleren Lehranstalten offen.
Das neile Bud
Bücher zur Selbsterziehung
Der Schweizer Heilpädagoge Heinrich Hanselmann unternimmt in einer Reihe Kleiner Erziehungsbücher" den beachtenswerten Versuch, Laien zum Verständnis der wichtigsten Erziehungsfragen anzuleiten. Die schmalen, geschmackvoll ausges statteten Hefte, die im Rotapfel- Verlag( Erlenbach- Zürich und Leipzig ) erschienen sind, vermeiden lange theoretische Ausführungen. Sie sind aus der Praxis für die Praris geschrieben. Hanselmann versteht unter Erziehung nicht nur die Erziehung anderer, sondern ebenso die Selbsterziehung. Es tommt ihm darauf an, in leichtverständlicher Weise einen Weg zur sinnvollen Le: ensführung zu zeigen. Durch eine Gesundheitspflege" der Seele tönnen manche Schwierigkeiten beseitigt und die so häufige seelische Ver. frampfung gelöst werden. Dazu bedarf es der Selbstbesinnung und der Selbsterziehung. Hanselmann geht immer von Beispielen aus dem praktischen Leben aus, er zeigt die gewöhnlich gemachten Fehler und erläutert, wie man richtig verfahren muß. Dabei halten sich seine Ausführungen frei von bloßem Moralisieren; Hansel mann gibt auch nicht vor, ein Generalrezept gegen alle Nöte des Lebens zu wissen. An den Schwierigkeiten, die durch eine ungerechte Gesellschaftsordnung bedingt sind, geht er nicht einfach vorbei. Aber er will zeigen, wie man trotz aller Schwierigkeiten innere Ruhe und Sicherheit erlangen tann. Besonders hübsch beschreit Hanselmann den rechten Umgang mit Kindern. Was hat man zu tun, wenn ein Kind zinen Wunsch äußert? Das ist eine Frage, die alle Eltern angeht. In überaus anschaulicher Form zeigt Hanselmann, wie man die Freude des Kindes steigern, wie man es zur Rücksicht nahme auf andere Menschen und zu innerer Heiterkeit führen kann, gleichgültig, ob man den Wunsch erfüllt oder versagt. Die Dar legungen sind besonders eindringlich, weil sie das Ergebnis einer langjährigen Praris im Umgang mit schwer erziehbaren Kindern sind und weil sie daher durchaus lebensnah find. Die schönen Hefte find nicht nur für Erwachsene bestimmt; man darf fie getroft Jugendlichen in die Hand geben. Bisher liegen vier Schriften vor:„ Erziehung zur Geduld"," Bom Umgang mit sich selbst"," Vom Umgang mit anderen“ und„ Bom Umgang mit Gott ". Jedes Heft umfaßt etwa 30-50 Seiten; der Preis beträgt 1 m. bis 1,30 m.
FUNK UND
Dr. S. W.
AM ABEND
Montag, 30. November.
Ft: talud
-prig
16.50 Klaviervorträge. Theophil Demetriescu. 1. J. S. Bach: Partita C- Moll. 2. Busoni : Weihnachts- Sonatine. 3. Busoni : Toccata. 4. Toch: Aus den zehn Konzertetüden, op. 55( Uraufführung). 17.30 Rugby( W. Cajewitz).
17.50 Dr. Richard Wagner : Das Leben der Deutschen in den Randstaaten. 18.10 Hermann Zucker: Der Zeit- Typ. 18.35 Unterhaltungsmusik.
19.20 Stimme zum Tag.
20.00 Breslau : Das Stauwerk".
21.00 Tages- und Sportnachrichten.
21.10 Orchesterkonzert.
22.15 Wetter-, Tages- und Sportnachrichten. Tanzmusik. Königswusterhausen.
16.00 Dr. Eberhard Preußner : Die Schuloper.
17.30 Kundgebung des Reichsverbandes deutscher Kunsterzieher. 18.00 Prof. Dr. Lohmeyer: Mystik in den Religionen.
18.30 Prof. Dr. H. Muckermann: Von der Biologie zur Naturphilosophie. 18.55 Wetter für die Landwirtschaft.
19.00 Oberregierungsrat Dr. Schwartz: Was gibt es letzt gegen Pflanzenkrankbeiten und Schädlinge zu tun? 19.30 Reichsarbeitsminister Dr. h. c
der landwirtschaftlichen Siedlung. Dezemberprogramms.
20.00 Unterhaltungsmusik.
Stegerwald: Bedeutung und Aufgaben
Dr. Würzburger: Vorschau des
20.30 Aus dem ehem. Herrenhaus: Felix Timmermanns spricht.( Einführende Worte: Walter von Molo .) 22.15 Räuscher: Zeitungsschau.
Berantwortl. für die Redaktion: Rich. Bernstein, Berlin ; Anzeigen: Th. Glode, Berlin . Verlag: Borwärts Berlag G. m. b. S.. Berlin . Drud: Borwärts Buch
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