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Offenlegung der Steuerlisten.

Eine Dentschrift des Reichsfinanzminifteriums.

Die Dffenlegung der Steuerlisten ist eine alte fozialdemokratische Forderung. Da den bürgerlichen Parteien diese Forderung mit der Zeit immer unbequemer murde, brachten fie 1929 einen Kompromißantrag ein, der die Regierung um Vore lage einer Dentschrift über die Erfahrungen mit der Offen. legung im Auslande ersuchte. Nach mehr als zweijährigen Er Nach mehr als zweijährigen Er­mittlungen hat das Reichsfinanzministerium die gewünschte Dent­Schrift vorgelegt.

Wenn die bürgerlichen Antragsteller im Jahre 1929 gehofft hatten, mit ihrem Antrag die sozialdemokratische Forderung auf Offenlegung der Steuerlisten zum Schweigen zu bringen, so werden sie durch den Inhalt der Denkschrift bitter enttäuscht. Das Mate­rial, das in der Denkschrift zusammengetragen wird, stellt im Gegen: teil eine wirksame Unterstügung der sozialdemo tratischen Forderung dar. Hatte man bisher geglaubt, daß die Offenlegung nur auf wenige Staaten beschränkt und auch in diesen größtenteils wieder beseitigt worden sei, so ergibt sich aus der Denkschrift, daß nicht weniger als 24 Staaten die Offen legung der Steuerlisten für alle oder für einen Teil der Steuern durchgeführt haben. Nahezu alle Steuern werden von der Offen­legung erfaßt in Schweden   und Norwegen  , wo sie seit vielen Jahren besteht, sowie in Italien  . Die wichtigsten Steuern nämlich die Einkommen, Vermögen- und Gewerbesteuern- werden der Offen­legung unterworfen in Desterreich, der Tschechoslowakei   und in Un­ garn  . In Frankreich   ist die Offenlegung auf die Einkommensteuer, in England und in Finnland   auf die Kommunalsteuern beschränkt. Ebenso verschieden gestaltet ist die Art der Offenlegung und der Kreis der Personen, die zur Einsichtnahme berechtigt sind.

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Bon entscheidender Bedeutung ist, daß die Erfahrungen mit der Offenlegung, über die die einzelnen Länder berichten, in der Hauptsache günstig lauten. Hatte man in Deutschland   geglaubt, daß die Offenlegung zu einer Kreditschädigung der Steuer pf'ichtigen führen würde, so wird dieser Einwand gegen die Offen­legung von teiner der befragten auswärtigen Regierungen gel­tend gemacht. Hatte man in Deutschland   die Offenlegung vor allem im Hinblick auf die Kapitalflucht bekämpft, so bringen alle Staaten in ihren Antworten zum Ausdruck, daß eine Zunahme der Kapitalflucht infolge der Offenlegung nicht zu beobachten ist. Darüber hinaus wird in mehreren Berichten ausdrücklich betont, daß sich die Offenlegung gut bewährt, zu einer beffe ren Berteilung der Steuerlaften, zur hebung der Steuermoral und zur Steigerung des Steuer ertrags beigetragen habe. Nur wenige Staaten geben an, daß die Bevölkerung der Offenlegung nur geringes Interesse entgegen gebracht habe.

Eine Ausnahme scheinen die Vereinigten Staaten   von Amerifa zu madjen. Hier wurde die Offenlegung 1924 eingeführt, aber schon 1926 wieder außer Kraft gesetzt; angeblich soll sie nichts genutzt und nur geschadet haben. Aber alle die Einwände, die das amerikanische   Schazamt gegen die Offenlegung erhebt, sind sehr zweifelhafter Natur. Bon besonderer Bedeutung aber ist, daß man­sich in Amerika   gezwungen gesehen hat, wenige Jahre nach der Aufhebung der allgemeinen Offenlegung der Steuerlisten, eine beschränkte Offenlegung wieder einzuführen: seit 1929 werden regelmäßig die Listen der Erstattungen, Steuerermäßigungen und Gutschriften zur Einsichtnahme aufgelegt. Zu dieser Maßnahme bat man fich offenbar erst bereitgefunden, nachdem in der Deffent lichkeit schwere Angriffe gegen die Erlaßpraris des Schazamtes ers hoben worden waren. Denn das Schaamt hat gelegentlich der Einführung dieser beschränkten Offenlegung die Erklärung abgegeben, taß es nichts zu verbergen habe.

Dieser Vorgang sollte uns gerade in Deutschland   zu denken geben. Die sozialdemokratische Reichstagsfrattion hat nicht nur die Offenlegung der Steuerlisten, sondern auch die Offenlegung der Erstattungen und Ermäßigungen seit Jahren immer wieder gefordert. Sie ist dabei stets auf den Wider. stand des Reichsfinanzministeriums gestoßen, das auch sonst jede Auskunft über seine Erlaßpragis unter Berufung auf das Steuer­geheimnis abgelehnt hat. Drängt dieses Verhalten nicht gerade dem unbefangenen Beobachter den Verdacht auf, daß unsere Finanz­verwaltung eine solche Offenlegung zu scheuen

habe?

Deutschland   wird auf Offenlegung der Steuerlisten nicht ver zichten fönnen. Hier bietet sich nämlich ein Weg, um ohne Er­höhung der Steuersätze, ohne Preissteigerungen, ohne Schwächung der Kauftraft usw. eine neue große Einnahmequelle für die Finan­zen zu erschließen. Andererseits, wie groß müssen die Steuer hinterziehungen sein, wenn die Offenlegung immer wieder an dem Widerstand der Besitzenden scheitert?.

Mandschurei   Räumung begonnen? Japanischer Außenminister drohte mit Rücktritt.

Paris  , 1. Dezember.  ( Eigenbericht.) In der Montagsizung des Bölkerbundsrats wurde über die drei widtigsten Streitpunkte zwischen Chinesen und Japaner beraten, die bisher die endgültige Formulierung der Entschließung unmög­lich gemacht haben. Der erste Punkt betraf die Frage der Räu mung. Hier haben die Chinesen schließlich nachgegeben und auf die Festsegung eines Datums verzichtet. Die chinesische   Dele: gation hat dies am späten Abend damit begründet, daß sich nach zuverlässigen Nachrichten die Japaner aus der Gegend von Tschintschau hinter den Liao- Fluß zurückziehen, worin ein erster Schritt auf dem Wege der Räumung erblickt werde. Falls Japan  aber neue Operationen unternehmen sollte, würde die Lage ver ändert und eine neue Brüfung notwendig werden. Der in dem Entschließungsentwurf enthaltene Saz, daß der Rat dem schnellen Rückzug der japanischen Truppen die größte Bedeutung beilegt, ist auf den Wunsch der Japaner gestrichen worden.

Der vergessene Mann an der Kamera

Die Technik der Filmaufnahme

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Die Technit hat den Mann an der Kamera verwöhnt. Keine| photographische Schwierigteit war, als der Film anfing, die Bedeu photographische Schwierigkeit war, als der Film anfing, die Bedeu­tung zu befommen, die er heute hat, groß genug, als daß sie nicht von der Technif überwunden worden wäre. Die raffiniertesten Apparate, die ausgeflügeltsten Aufnahmetechniken standen dem Kameramann zur Verfügung und haben ihn das ist die andere schwerwiegende Seite der Entwicklung des Films zu einem bloßen Instrument gemacht, auf dem Manuskriptschreiber und Re­gisseur spielen konnten, was und wie sie wollten. Es wäre töricht, der Filmproduktion nicht eine gewisse Quantität von Unterhaltungs­filmen zubilligen zu wollen, und es wäre ebenso töricht, die Techni dafür anzuflagen, daß sie schuld sei an der Seichtheit dieser E. zeugnisse; man tann genau so wenig die Buchdruckkunft dafür verantwortlich machen, daß sich Jahr für Jahr ein Strom mittel­mäßiger und schlechter Literatur über die zivilisierte Welt ergießt.

Bestehen bleibt jedoch, daß die Film- oder besser Aufnahme­funst gegenüber der literarischen Idee des Films start ins Hinter­treffen geraten ist, und daß wenigstens in Europa   und Amerika  die Filmdarsteller bedenkenlos die Aufnahmekunft ihren geschäft. lichen Interessen geopfert haben, die sie am besten mit dem un­fünstlerischen Unterhaltungsfilm vertreten zu sehen glauben.

Bon Zeit zu Zeit müssen sich diese Filmhersteller aber davon überzeugen lassen, daß es außer ihren Produkten noch Filme gibt. die den Ehrgeiz haben, eine neue Kunst zu vertreten, und das hat allemal zur Folge, daß sie, ein neues Geschäft witternd, den Spuren dieser Pioniere nachgehen und nun die Einmaligkeit eines solchen fünstlerischen Films in die Breite treten, bis nichts mehr davon übrigbleibt.

Biele Filme, die wir in den letzten Jahren zu sehen befamen, haben gezeigt, daß leichter und unterhaltender Inhalt die Aufnahme. funft nicht unbedingt ausschließt, ja, der Erfolg des René Clairschen Films Unter den Dächern von Paris" hat bewiesen, daß sogar ein Film weniger durch seinen Inhalt, der hier die Grenzen des Kitsches hart streift, als durch seine unerhört filmgerechte Stom position wirten kann. Zweifellos gebührt für diese Tat neben René Clair   seinem Kameramann in erster Linie der Lorbeer.

Pioniere der Filmfunst, wie zum Beispiel Eisenstein, haben sogar versucht, jede Handlung aus dem Film auszuschalten und allein die Kunst der bewegten Photographie wirten zu lassen. Solche Filme wie die Eisensteinsche Sentimentale Romanze" werden zwar nie große Bublifumserfolge werden, sie sind jedoch unendlich wichtig als Wegweiser und Erneuerer einer durch den Spielfilm fast ver­geffenen Kunst, die in ihrem absoluten Wert sich der Musit nähert.

Mensch und Arbeit.

Ausstellung im Bezirksrathaus Wedding.

Der Gedanke, unserem Bolt Kunstwerke zu zeigen, die seine Arbeit und seine Erholung selber darstellen, muß in der Luft liegen. Unabhängig voneinander und zu gleicher Zeit ist er von zwei Berliner   Bezirksämtern durchgeführt worden: im Festsaal des Charlottenburger   Rathauses ist eine Ausstellung Arbeit und Rhythmus" in sehr guter Form von der Kunstgemeinde Charlotten burg aufgezogen worden. Und das Boltsbildungsamt Wedding veranstaltet im Erdgeschoßsaal des Berwaltungshauses( Müller: straße 146) eine Ausstellung Mensch und Arbeit von gleichem Sinn. Leider ist sie nur bis zum 12. Dezember geöffnet: es ist ihr ein desto regerer Besuch zu wünschen( täglich, auch Sonntags, unentgeltlich von 3 bis 7 Uhr, für Organisationen wert. täglich von 7 bis 9% Uhr, für Schulklaffen von 10 bis 1.Uhr).

An eine vom Gegenstand her orientierte Ausstellung fann nicht der Maßstab höchster Kunst angelegt werden. Hier kommt es auf eine möglichst eindeutige und überzeugende Darstellung von Lebens­und Arbeitsvorgängen an, weniger auf formale Probleme. Die Ausstellung bringt anschauliche Beispiele von 2. Sandrod, Nagel, Baluschet, Karl Brust, von Hanna Berse und Erwin Freytag  . Vorzüglich sind es Graphiken, die den Stoff meistern: W. Laves, Zille, Teuber, Corinth  , G. Grosz, Feyerabend zeigen Blätter von starfer und oft aufrüttelnder Wirkung proletarischen Daseins; künstlerisch am voll­fommensten und zugleich sozial am ergreifendsten die Radierungen von Käthe Kollwiß, die man nie genug rühmen fann, und die scharf konstruierten Bilder von D. Nerlinger.

Eine besondere Note erhält die Ausstellung durch die Mit­wirfung des Bundes für Kunsterziehung", der sich die Aufgabe gestellt hat, die Schuljugend mit heutiger deutscher Kunſt bekannt zu machen. Im cberen Teil des Saales sind Kinder zeichnungen zmeier Schüler ausgestellt, die das Thema Mensch und Arbeit" zum Gegenstand haben und es im Grunde noch inter­effanter, weil naiver und unmittelbarer in ihrer Anschauungskraft gestalten. Schulklassen, die man in die Ausstellung führt, sollen dort oben an gewohnten Schultischen ihre Eindrücke von der Aus­ftellung sogleich in Zeichnungen wiedergeben. Man darf gespannt sein, wie sie sich dieser Aufgabe entledigen werden.

p. f. sch.

Für fünstlerische Erziehung in der Schule.

Der Reichsbund deutscher Kunsterzieher ver sammelte am Montag eine große Gemeinde im Bürgerfaal des Ber. liner Rathauses, um gegen den Abbau der fünstlerischen Erziehung in den preußischen Schufen zu protestieren. Als Redner traten Künstler, Erzieher, Kunstgelehrte, Schulreformer, Musiker auf; das Der zweite Punkt bezog sich auf das von den Japanern Niveau der furzen, oft zu stürmischem Beifall mitreißenden An­beanspruchte Recht, Polizeiattionen gegen das chinesische sprachen war sehr hoch, sicherlich viel zu hoch für den banaufischen Banditentum zu unternehmen. Schließlich wurde der chinesische   Geist des schematischen Etatsabbaues, der sich an der wehrlosen Wunsch erörtert, daß die nach China   zu entfendende Kommission, Kunst austobt, weil er sich an Gebiete, die einen wirklichen Abbau falls bei ihrer Ankunft die Räumung noch nicht vollzogen ist, befugt vertrügen, nicht herantraut.( Leider, aber selbstverständlich durfte sein soll, sich mit der Räumungsfrage zu beschäftigen. Zu irgend über dieses Thema nicht gesprochen werden; der Geist des Reichs­melchen Ergebnissen hat die Aussprache über diese beiden letzten innenministers schwebte unsichtbar über dem Mikrophon.) Die Bunfte nicht geführt. Die Hauptschwierigkeit liegt bei der japanischen stärksten und überzeugendsten Töne fanden Prof. Kurth und Dr. Forderung, zu Polizeimaßnahmen ermächtigt zu sein, einer Behne als Kunstgelehrte, Prof. Destreich als Verireter des Forderung, die China fategorisch ablehnt. Es ist daher bereits Bundes entschiedener Schulreformer; auch Boßfelt, Käthe Ko 11 der Gedante aufgetaucht, Japan   in der Weise Genugtuung zu verewig, Dr. Osborn, Willi Steger und andere stimmten in den fdsaffen, daß in der Schlußansprache des Ratspräsidenten das Recht allgemeinen Protest gegen Verfügungen ein, die ihren Sinn an Sapans auf derartige Maßnahmen anerkannt wird. scheinend vom Gesetz des schwächsten Widerstandes empfangen. Die Bürokratie sport da, wo sich feine Interessenten als Gegner melden, Einstellung des japanischen Vormarsches. und natürlich am verkehrten Ende, bei der Schule und hier am Schanghal, 1. Dezember. meisten bei dem wichtigsten Kulturzweige der Erziehung zum fünft lerischen Erleben.

Die Einstellung des japanischen Vormarsches gegen Tschinischau ist, wie der chinesische   Gesandte in Tokio   der Nankingregierung mitteilte, auf Befehl des japanischen Kaisers erfolgt,

Es steht zu hoffen, daß dieser Protest gegen eine fleinliche und ertraglose Sparmaßnahme seine Birtung nicht verfehlen wird.

Dieselben Ziele verfolgen die in letzter Zeit sehr oft im Bor programm der Kinotheater zu findenden Fischingerschen Studien, abstrafte Bewegungsfilme mit musikalischer Untermalung der Be­wegung, die überall, wo sie auftauchen, auf das größte Verständnis der Kinobesucher stoßen und Beifallsstürme entfesseln ein Beweis, daß das viel gelästerte und viel umschmeichelte Publikum" einen besseren Geschmad hat als die Filmhersteller ihm zubilligen wollen.

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Mit Recht tritt bei diesen Kunstwerken der Kameramann wieder in den Vordergrund als gleichberechtigter Mitarbeiter des Regisseurs und Manuskriptverfaffers. Und auch bei ihm gibt es, wie in jeder Kunstkategorie, Handwerfer und Künstler. Der Handwerfer mag filme zu drehen. Routine und Praxis find sein Handwerks zeug, mit genügen, wenn es darauf ankommt, öde Militär- oder andere Spiel­dem er für solche Zwecke auskommt. Der echte Kameramann, von dessen Weiterbestehen die Filmtunst mit abhängig ist, muß zu seinem Beruf genau wie der Photograph mehr als eine Durchschnitts. tegabung mitbringen. Er muß durch eine Schule gegangen sein, die ihm die. Technik der Aufnahme in allen ihren vielverästelten Einzelheiten vermittelt. Dazu gehört zum Beispiel das wichtige Gebiet des Tridfilms, der mit Erfolg für Werbezwecke verwandt wird. Wie die Ausbildung hierfür aussieht, zeigt der Lehrplan des Jahren den Unterricht in Trid- und Werbefilm- Herstellung neben Trickfilmstudios an der Schule Reimann, Berlin  , die seit einigen dem eigentlichen Photo- Studio mit Erfolg betreibt. Während Film­schulen im allgemeinen ein Gemisch von technischen und schauspiele­rischem Unterricht darstellen, hat man sich hier lediglich auf die technische Seite beschränkt, in bewußter Betonung ihrer Bedeutung für den Film. Die technische Seite der Ausbildung besteht in der Bermittlung des Wissens über das Filmentstehen, über die Systeme der Aufnahmeapparate und Film- Verarbeitungseinrichtungen, über Beleuchtung, Aufbau der Filmdekoration und vor allem über das Tridzeichnen. Die Erwedung und Pflege der zeichnerischen Ge­staltungskraft ist selbstverständlich die Grundlage für den Tridfilm­zeichner. Neben psychologischem Verständnis, das für den Werbe­film speziell nötig ist, muß dieser Zeichner über ein besonders ficheres tönnen verfügen, weil der mühevolle Weg einer Trickzeich­nung mit ihren zahllosen Stadien nur auf Grund gründlichsten Studiums möglich ist. Der Mann an der Kamera­der Bau des großen Organismus, den wir Film nennen, ruht. Auf das ist eine der Säulen, auf der ihn hoffen wir auch, wenn wir meinen, daß die Zukunft dieses riesigen Beeinflussungsmittels der Maffen und künstlerischen Instru mente unserer Zeit trotz des Chaos, das heute herrscht, noch nicht hoffnungslos ist. Georg Siebel.

Hanns Fechner   gestorben.

in

Hanns Fechner   ist nach dreitägigem Krantenlager Schreiberhau   an den Folgen einer Lungenentzündung ge storben. Er war am 7. Juni 1860 in Berlin   geboren, fonnte also im vorigen Jahr seinen 70. Geburtstag begehen.

Als Maler und Dichter hat Hanns Fechner   seinen Zeit­genoffen sich fünstlerisch mitgeteilt. Er stammte aus einer fünft­lerisch veranlagten Familie, auch sein Vater war Maler, und so bezog denn auch der junge Fechner in den 70er Jahren die Ber liner Kunstakademie und wurde dann später in München   Meister­schüler Defreggers. Er hat Sittenbilder und Studienföpfe in der Art seines Vorbildes geschaffen, wandte sich dann aber, nach Berlin   zurückgekehrt, der Bildnismalerei zu. Von seinen Porträts haben die von Raabe und Fontane flassischen Wert erlangt. Die Vorstellungen, die wir von Gestalt und Wesensart dieser beiden Männer haben, sind durch diese Porträts uns eingeprägt. Den augenfrohen Künstler traf das Unglück, daß er sein Gesicht verlor, aber der Phantasiebrang arbeitete weiter in ihm, und aus dem Maler wurde ein Schriftsteller. Hanns Fechner   siedelte nach Schreiberhau   über und schenfte uns aus seiner Muse ein Werk nach dem anderen. In seinem Spreehanns", der in drei Teilen erschien, schrieb er seine Erinnerungen, die auch interessante Streiflichter auf das Berlin   seiner Jugend warfen. Als Freund der Natur, der mit Jägeraugen sie anschaut, hat er uns Märden und Naturschilderungen Aus dem Berggeisterreiche" sowie ein Heft über unsere Süßwasserfische gespendet. Romane und Kunst­betrachtungen gingen nebenher.

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" Der Herr seines Herzens." Lustspielhaus.

Der Franzose Paul Raynal   schrieb die Dichtung ,, Das Grab­mal des unbekannten Soldaten". Bielleicht trägt auch dieses Stüd in seinen inneren Auseinandersetzungen einen zu privaten Charakter, aber es besteht der große Hintergrund, und aus der Sinfonie des Geschehens tönt die Fanfare Nie wieder Krieg". Gemeinschaft und individuelles Schicksal bedingen fich gegenseitig. Diese Verbindung fehlt dem Schauspiel Der Herr feines Herzens". Es bleibt beim rein privaten Erleben, das wie eine spielerische Deko­

ration geformt ist.

Eine Menschheit, die um ihre geistige und wirtschaftliche Existenz fämpft, befigt nicht die Muße, einem verschlungenen Linienneh zu folgen, das nichts weiter als ein Ornament ist. Plöglich fühlt man, daß alles federleicht wiegt. Man sieht die Mache, die künstliche Auf­geblähtheit. Warum reden die Menschen in diesem Rannal so viel? Der Freund verzichtet um des Freundes willen auf die Frau, die ihn eigentlich liebt. Daß sich der andere erschießt, liegt an seiner Un­fähigkeit, gewiffe Wahrheiten zu ertragen. Sentimentaler Lebe­mann, hamletscher Jüngling und Bamp mit blondem Herzen sind die Personen, die unentwegt über die Themen Liebe und Freundschaft diskutieren.

Das Stüd stammt von vorgestern. Es ist der Ausdruck einer verspielten, ohne Existenzsorgen lebenden bürgerlichen Gesellschaft von verlogener Geistigkeit. Tödliche Langeweile breitet sich aus.

Walter Janssen  , der die Regie führt, läßt bedeutungsschwer sprechen mit Baufen und gefühlvollen Betonungen. Geistreiche Worte werden in schöner Aufmachung dargereicht, und verdäm mernde Stimmungen bereiten ihm sichtliche Freude. Er selbst spielt den versierten Liebesfünftler auf anmutige Melancholie hin. Jürgen Don Alten ist jugendliche Unberührtheit, und Elisabeth Lennart schlängelt sich gewandt durch die Labyrinthe des Vampyrs. F. Sch.

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Im Museum für Naturkunde   spricht Mittwoch, 18 Uhr, Tr. Ahl über Drachen und Seeschlangen; 20 Uhr Professor Arndt über Ha­ wai  , San Francisco   New York  . Im Lessingmuseum( Brüderstraße 13) findet Donnerstag. 8 Uhr, ein Zichters statt. Dr. Richard Friebenthal hält den Vortrag, Franz Stefan Zweig bend zum 50. Geburtstage des österreichischen  Konrad Hoefert spricht aus den Berken.