Die Neger haben alle biblische Namen, Josua, Hesekiel, David| Besonderes. Kuba ist sozusagen das Land der Pferde, und es kommt und so fort. Meiner heißt Josua. Meiner, das flingt so, als stände vor, daß Bettler sich reitend von Ort zu Ort ,, fortschleppen". mir ein Stlave zur Verfügung. Josua ist aber nichts weniger als
ein Sklave. Er ist ein sehr eingebildeter gewichtiger, steuerzahlender
fubanischer Grundbefizer.
Wir leben bei Santa Clara, dreihundert Kilometer von Havanna entfernt, sozusagen in der Wildnis. Das heißt, ich lebe in einem Hotel. Dieses Hotel ist aber fein Hotel, ich hielt es für ein Hotel; es war aber die Wohnung des Negers Abraham, der hin und
wieder Zimmer vermietet.
Josua, nebenan, lebt auch in einem Hotel, das fein Hotel ist. Er ist Zimmerabmieter wie ich. Ich habe den Namen seines Hausvaters vergessen, ich sehe ihn nur hin und wieder betrunken in der
Goffe vor seinem Hause liegen. Es ist ein ehrwürdiger weißbärtiger Neger, ein Patriarch sozusagen.
Ich habe mir dieses Zimmer gemietet, um ein wenig von Land und Leuten kennenzulernen. Vom Land lerne ich wenig fennen, dafür um so mehr von den Leuten. Der Besizer meines Hauses, Abraham, hat irgendwo eine Tätigkeit. Sein Zimmer liegt neben meinem; ich höre, wie Abraham morgens um fünf erwacht. Er räuspert sich sehr stark und spuckt in ein kleines Holzfaß, das neben seinem Bett steht. Ich habe es gesehen, als ich einmal in Abrahams Zimmer war. Nachdem Abraham sich erhoben hat, schlurft er eine halbe Stunde im Haus umher, er wirft einige Töpfe um und betätigt sich hinter dem Haus an der Pumpe. Er läßt viel Wasser weglaufen und auch ein wenig auf seine Hände. Das ist Abrahams Morgenmäsche.
Außer Abraham und mir ist das Haus noch von Abrahams Frau und einer Menge Kinder bevölkert. Es ist völlig unmöglich, die Zahl von Abrahams Kindern festzustellen. Hinsichtlich der Kinder herrscht bei diesen Farbigen eine ausgesprochene Kollektivität. Ich meine nicht so, daß die Frau Abrahams nicht wüßte, welche Kinder ihr gehören; aber sie macht sich nichts draus, wenn ihre Kinder ondere, fremde zum Essen, Schlafen und Radaumachen mit ins Haus bringen.
Krach herrscht hier immer. Wenn eins der Kinder still ist, hält Frau Abraham es für frant und gibt ihm eine bittere Medizin ein. Wenn es die Medizin nicht nimmt, erhält es einen Schlag auf den Kopf mit dem Kochlöffel. Dann ist wieder Krach. So geht es einen um den anderen Tag.
Ich habe natürlich auch ein Pferd, das ist hier fein Lurus. Die menschlichen Ansiedlungen liegen stundenweit auseinander und man muß doch ein Mittel zur Fortbewegung haben, das besser ist als die eigenen Beine. Die Beine bewähren sich in der großen Size sehr schlecht. Erst schwellen fie an, dann schwellen sie wieder ab und dann wieder an. Sie haben eine eigene Art, auf das tropische Klima zu reagieren und sie lassen sich dabei nicht beeinflussen.
Ich wollte aber von ganz anderen Dingen erzählen. Vor einigen Tagen, es war an einem Vormittag, fragte mich Jofua, ob ich mit zur Beerdigung ging. Ein Kollege von ihm sei gestorben. Da ich ein höflicher Mensch bin, fagte ich sogleich: Ja. Beim Tode soll man überhaupt entgegenkommend sein.
Mitgehen heißt hier in Kuba mitreiten. Als wir beide aufgesessen waren, sagte mir Josua, der Friedhof sei vier Reitstunden entfernt. Der Tote liege schon in der Nähe des Friedhofs in einem Hause. Wir hätten nichts weiter zu tun, als ihn von dort abzuholen, mit den anderen Bekannten, und ihn auf den Friedhof zu bringen. Hinterher könne sich dann jeder betrinken, aber es sei nicht notwendig, da es unchristlich sei.
Aus den vier Reitstunden wurden sechs. Es sei bekannt, daß die Reger kein Zeitgefühl haben. Jetzt beglückwünsche ich mich, daß es nur sechs Stunden waren. Es hätten ebensogut zwölf sein können. Wir ritten in der heißen Somme, es war sehr anstrengend. Josua fang mir hin und wieder ein Lied vor, aber die Sonne ließ sich dadurch nicht beeinflussen.
Nachdem wir drei Stunden geritten waren, trafen wir den ersten Leidtragenden. Ein naher Verwandter des Toten. Er kam aus einem anderen Dorf und war leicht angetrunken. Er hielt uns eine große Rede, was der Tote für ein prachtvoller Kerl gewesen sei. Jammerschade um ihn. Aber das sei der Lauf der Welt. Dabei verschluckte er sich und wir mußten die Pferde anhalten, bis er ausgehustet hatte.
Schließlich waren wir eine Kavalkade, etwa zwanzig Reiter, die mächtigen Staub aufwirbelten. Die meisten Männer waren angetrunken. Einige fangen, einige hielten laute Reden, andere hingen wie Mumien schweigsam auf den Hälsen der Pferde.
Die Gassenkinder begrüßten uns mit lautem Hallo. In dem Dorfe Goncito fiel der Leidtragende, der nahe Berwandte, vom Gaul
Mittags duftet es nach Mais. Es gibt einen großen Topf, und fonnte nur mit größter Mühe wieder in den Sattel gebracht
jeder kann hingehen und sich etwas holen. Wer nicht hingeht, bleibt rocg. Das ist ein ganz gesundes Prinzip und es entsteht niemals Streit.
Frau Abraham trägt bei Tag und Nacht ein Luch um den Kopf. Es ist eigentlich ein Taschentuch von unbestimmter Farbe, das hinten zusammengefnotet ist. Wozu das Tuch dient, weiß ich nicht, ich glaube, Frau Abraham weiß es auch nicht. Solange fie lebt trägt sie ein Tuch und das genügt ihr. Die anderen Frauen tragen übrigens auch ein Tuch. Das ist eine generelle Angelegenheit und niemand spricht darüber.
Ich muß hier einer allgemeinen irrigen Ansicht entgegentreten:
die Neger seien schmugig. Sie find im Gegenteil besessen von einer wahren Reinlichkeitsmut. Es vergeht kein Tag, an dem Frau Abraham nicht das Haus mit Wasserfluten übergießt. Sie schrubbt
und reibt und müht sich ab, es ist bewundernswert. Nur hat die Sache einen Haken. Das Wasser stammt aus einem Brunnen, der offenbar mehr Lehm urd Sand als. Wasser enthält. Bei den täglichen Wasserorgien bleibt mehr Dre als Reinlichkeit übrig. Und so ist eigentlich das Bemühen der Frau Abraham umsonst. Ich kann mir nicht denken, daß sie nicht sieht, was sie anrichtet. Eie hat ausgezeichnete Augen. Natürlich merkt sie, daß das Haus immer mehr versandet wie ein Strom, dem der Bagger fehlt. Das Entscheidende ist nur, daß Frau Abraham deshalb ihr Tun nicht ändert. Sie ist so fleißig wie am ersten Tag, für nichts. Ich habe schon gedacht, daß ihr der Rhythmus des Schrubbens Spaß macht.
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Ich sagte, Jofua sei ein Grundbesizer. Obwohl er nämlich nur ein Abmieter ist, behauptet er, irgendwo ein Stück Land zu befizen. Neulich hat er mir einen ganzen Abend erzählt, mie schwer es ihm werde, die Steuern für seinen Besitz zu zahlen. Dennoch weiß ich nicht, ob Josua wirklich Grundbefizer ist. Diese Neger lügen aus Freude an der Phantasie. Sie lügen, um zu erzählen.
Unter allen Umständen besigt Josua ein Pferd. Ich habe Josua und sein Pferd selbst gesehen. Allerdings ist hier ein Pferd nichts
Goetz Meyer:
werden. Wir stiegen alle ab und diskutierten, was mit dem Mann zu tun sei. Er hieß Habakuk oder so ähnlich, es ist unmöglich, alle Negernamen zu
Blafebälge der Rududsruf" an den Rududsuhren zustande fommnt. Einen weiteren großen Fortschritt bedeutet es schließlich, als man so weit ist, daß man die Uhr in drei Tagen fertigstellen fann. Der legte Handuhrmacher" war der Karlsteiner Uhrmacher Leirer. Im zweiten Stock des interessanten Hauses befindet sich das Zimmer der hundert Uhren". In ihm find Bilderuhren,
fogenannte Rahmenuhren, die in einem vieredigen Holzrahmen wie ein Gemälde aussehen, Wiener Biedermeieruhren mit Alabastersäulen( 1830-1840), Wiener Empireuhren und eine echt französische Spielerei: ein Spazierstod mit Uhr. Selten ist der sogenannte„ tleinste 3appler", eine mit Uhr. Selten ist der sogenannte„ leinste 3appler, eine winzige Uhr mit einem noch winzigeren Pendel, das schredlich aufgeregt hin- und herschwingt. Interessant ist auch ein Wecker, der selbsttätig mit dem Wecken Licht macht, und die Globusuhr, die für Schuls und Lernzwecke sehr instruttiv ist und eine Umdrehung in 24 Stunden macht. Lustig und außerordentlich kunstvoll ist eine 2utomatenuhr, bei der ein Seiltänzer tanzt und zwei Musikanten ihn auf Zupfinstrumenten begleiten, ferner die„ SingDögeluhr", die durch eine der Rududsuhr ähnliche Anordnung eines Blasebalgs einen Fink zum naturähnlichen Singen bringt. Weiter befindet sich im zweiten Stock die Bibliothek des Uhren museums, die wieder eine Seltenheit für sich ist, mit alter und neuer Fachliteratur, mit Zeitschriften, heute noch kauflichen Bänden und Seltenheiten. Dort liegt auch das„ Gäste. buch", in das sich jeder Besucher eintragen muß, und dort steht noch eine Monumentaluhr( aus 180 Bestandteilen!), das 160 Jahre alte Lebenswert eines Augustinermönchs, die eine Unmenge von Zifferblättern, falendarischen Angaben, Mond- und Sonnenzeigern enthält.
Im dritten Stock wird neben dem ,, Zimmer der tausend Uhren" um 1600, teils nur mit Taschenuhren ,,, Nürnberger Eier" einem Zeiger) vor allem die Privatsammlung der verstorbenen Dichterin Marie von Ebner Eschenbach gezeigt, die im Jahre 1917 durch die Spenden zweier Liebhaber für etwa 180 000 Mart angekauft werden konnte. Diese Sammlung, in mehreren Kästen untergebracht, enthält eine Anzahl außergewöhnlich schöner Taschenuhren, ebenfalls einen sehr kleinen Sappler", Emailleuhren, Repetieruhren mit zarten Malereien, in reichen und phantastischen Formen. Ferner sind in diesem Raume neben anderen eine Anzahl hölzerne Taschenuhren( bei denen sogar die Räder und Rädchen aus Holz geschnitten sind!), und überall sieht man nicht nur die fertigen Uhren, sondern an einem zweiten Exemplar in die geöffneten„ Eingeweide", in den Mechanismus. Originell ist eine Taschenuhr, die sich beim Spazierengehen von selbst aufzieht ( durch den Rhythmus und die Bewegungen des Gehens), ebenso eine ,, Sefundenuhr", die fünfmal in der Sefunde und auch die Minuten schlägt. Schön sind reich verzierte Barod uhren, eine Augsburger Uhr, bei der sich nicht die Zeiger bewegen, sondern bei der das Zifferblatt weitergeht. Auf einem Bilde wird der Stefansdom gezeigt, und an
biele Es entstand ein großer Streit darüber, ob Habakuks Anmejen- Uhr. Go wird eine Entwidlung flargelegt, von den erſten Anfängen
heit bei der Beerdigung notwendig sei. Es maren ungefähr zehn schickte man zwei Jungen, Schnaps zu holen. Es war ein fleiner Leute für ja und zehn für nein. Da man sich nicht einigen fonnte, Balmenhain in der Nähe. Als der Schnaps gekommen war, ließ man einen Becher umgehen, wir tranken alle daraus, weil wir fühlten, daß wir eine Schidfatsgemeinschaft darstellten.
Als wir aufstanden, merkten wir, daß es ein starker Schnaps gewesen war. Der Leidtragende wurde mit Striden auf seinem Pferd festgebunden. Er saß nun darauf wie eine Buppe. Es waren unter uns noch mehr Betrunkene, aber die fonnten sich besser halten als der Leidtragende, weil ihm zur Betrunkenheit noch der direkte Schmerz um den Verwandten hinzugekommen war.
So ging es weiter ind es ist gang iberflüssig, diese Geschichte zu Ende zu erzählen, da jeder sich min schon einen ungefähren Begriff machen kann, wie es bei einer derartigen Beerdigung zugeht. Wir famen schließlich bei dem Toten an. Er wurde auf den Friedhof getragen und wir ritten durch das Friedhofstor hinter dem Sarge her bis zum offenen Grabe. Der Pfarrer saß auf seinem Pferd, als er die Gebete las. Als wir dem Ausgang zuritten, sah ich zwei Männer den Hauptweg heraufgaloppieren. Wer ist das?" fragte ich Josua. Es waren die Totengräber.
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So ging die Beerdigung vorbei. Leider gab es zuletzt noch ein fleines Unglück. Etwa zehn Kilometer von unserem Dorf entfernt, tamen einige Betrunkene auf die Idee, ein Wettrennen zu veranstalten. Einer der Betrunkenen( der Name ist mir entfallen) stürzte und brach sich den Hals.
„ So etwas fann nur ein Neger machen" sagte Josua verächtlich. Fünf Stunden vom Friedhof entfernt. So ein Blödsinn. Was das uns für Arbeit machen wird." Es waren denkwürdige Tage. So etwas gibt es wirklich nicht bei uns.
Haus der dreitaufend Uhren
Unter den. Standuhren aus dem Ende des 18. Jahr hunderts finden sich prächtige Ausführungen der Kästen, Zeiger, Zifferblätter ailes Handarbeit, unter ihnen eine besonders schöne holländische Uhr mit verschiedenen eingelegten Hölzern und eine A post eluhr aus einem Budapester Kloster, bei der zu jeder Stunde ein anderer Apostel erscheint. Ein sehr mühevolles, rund 130 Jahre altes Wert eines Pfarrers in Steiermark ( der jede einzelne Schraube mit der Hand gefeilt hat!) ift eine große Standuhr mit einer Unmenge von Zifferblättern, die den Umlauf aller großen Planeten zeigen.
Die Stadt Wien , ehemals die einzige" Kaiserstadt, heute| Eine große Seltenheit sind die Glasglodenspieluhren, Hauptstadt der Republik Desterreich mit etwa zwei Millionen Ein- etwa 100 Jahre alte Schwarzwälder Arbeiten, die ganz aus Holz wohnern, besigt neben den permanenten„ Biener" Filmen, neben bestehen, jede Stunde schlagen und die Spieldosenmusik( etwa den dem Heurigen, dem Riesenrad des Praters und den süßen Wiener Sägerchor aus dem„ Freischütz") von einer horizontalen, zylinderMädels" noch einige andere, ernsthaftere Spezialitäten, die nicht förmigen Walze, die mit Stiften getrieben wird, auf sichtbar annur der Unterhaltung, sondern auch der Belehrung und dem Wissen gebrachte gläserne Glocken übertragen, in denen ein Klöppel die dienen. Zu diesen gehört auch das„ hrenmuseum der Löne ordnet und formt. Einen Fortschritt bilden die Turmuhren Stadt Wien ", das einige tausend Uhren birgt und in dieser( zum Teil noch ganz aus Holz). Einen weiteren Fortschritt be2irt in feiner anderen Stadt zu finden ist. Hervorgegangen iſt es, beutet es, daß man etwa um 1800 für die Zurmuhren zwei vermie mir der Leiter Doktor Kaftan fagt, aus einer privaten schiedene Metalle( z. B. Messing und Eisen) verwendete, da bei Sammlung, die dann durch andere Privatsammlungen und später, zweierlei Metallen die Reibung unter den einzelnen Rädern ge= als sich die Gemeinde Wien für die Sache interessierte und auch ringer ist. das entzückende alte Häuschen ,, Am Schulhof" dafür zur Verfügung fiellte, auch durch zahlreiche Ankäufe seltener Stücke und durch ein zelne Stiftungen bereichert worden ist. Schon das Haus, in dem die seltenen Wunderwerke aufgehoben sind, ist mit seiner schmalen Wendeltreppe und seinen fleinen niedrigen Zimmern eine Rarität. Es steht zwar im Zentrum der Stadt, jedoch in einem verborgenen 2infel von Alt- Wien, der verhältnismäßig geschützt ist gegen die Lebendigkeit des Großstadtverkehrs. Denn jedes schmerere Auto oder jeder Wagen, der von Zeit zu Zeit durch die alten Gassen rumpelt, erschüttert das ganze Gebäude und beeinträchtigt den Mechanismus und die Lebensdauer der alten Uhren, die, in drei Stodmerten verteilt, auf Regalen und Geftellen und Säften, çin regelrechtes Kulturdokument darstellen. Da sind im ersten Stock die getischen Uhren( fogenannte 2Baaguhren") des 16. Jahr hunderts mit nur einem Zeiger, wie überhaupt die Uhren früherer Jahrhunderte nur einen Zeiger hatten und so natürlich nur annähernd genaue Zeit angaben. Da sind japanische Uhren, Spindeluhren( um 1700) mit sehr schönen, handgemalten Heiligenbildern auf den geschnigten Zifferblättern, friesische Uhren mit bunt verziertem Zifferblatt, die während des Aufzichens nicht stehen bleiben, sondern weitergehen. Da sind schließ lich seltene und eigenartige Holzuhren, die zwar merkwürdiger weise nur bis 5 Uhr morgens meden, die aber nicht nur die vollen, sondern auch schon die halben und sogar die Biertelstunden schlagen.
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Die Schwarzmälder Uhren, die mir in vollendeter Form( meist als Rududsuhren") auch heute. fennen, stellen schließ lich einen weiteren Fortschritt dar. Sie haben zwar noch Holz bestandteile, aber bereits Meffingräder. Unter ihnen befinden sich einige fehr schöne, aber auch luftige Stüde , so die seltene Schild. machuhr", bei ber alle paar Minuten ein Soldat aus einem Schildwachhäuschen heraustommt und auf der anderen Seite in ein zweites verschwindet, und eine sogenannte holzgespindelte Uhr, über der ein fraßenhafter Kopf angebracht ist, der sich, wenn die Uhr schlägt, bewegt, den Unterkiefer und die Augen hebt und senft und die Zunge herausstrect. Weiter sieht man die Werkzeuge zur Uhrenfabrikation, die Drehbant, die Schneidemaschine für die 3ähne an den Rädern; man sieht die einzelnen, bloßgelegten Mechanismen der Werte und sieht, wie z. B. mit Hilfe zweier
einer Kunst( und eines Handwerks, einer Kunstfertigkeit) bis zur modernsten, technisch vollkommen maschinellen Massenfabrikation, wie sie heute die Fabrikanten im Schwarzwald und anderswo betreiben bis zu Junghans und der Ankeruhr.
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Immer noch wird die Sammlung durch gelegentliche Spenden und Ankaufe erweitert. Die Gemeinde Wien hat schon viel Geld dazu gegeben. Und immer sind kleine und größere Gruppen da, die dieses nicht nur für den Fachmann, sondern gerade auch für den Laien so interessante Häuschen besuchen kommen und sich von dem freundlichen Doktor Kaftan feine Schäze zeigen lassen.
Die größten Denkmäler der Well
Die Phönizier waren die ersten, die sich daran machten, Dentmäler von ungeheurem Ausmaße zu sehen, und die viele tausend Jahre alten Pyramiden zeugen heute noch von der großen Kunst ägyptischer Baumeister. Mitten aus dem Wüstensand bei Gizeh ragt die Kolossalstatue des Sphing heraus, eines der gewaltigsten Denkmäler aller Zeiten. Er zählte aber nicht zu den sieben Weltwundern. In diese Reihe gehören der Leuchtturm von Alexandria und der Koloß von Rhodos . Der Leuchtturm stand am Eingang des Hafens von Alexandria , war etwa 40 Meter hoch, ein riesiger Turm mit großen Mauern, der leider frühzeitig zerstört wurde. Der Koloß von Rhodos dagegen, eine aus Metall stückweise gegossene Statue des Sonnengottes Helios, 34 Meter hoch, wurde durch ein Erdbeben zerstört und gemäß einem Drakelspruch nicht wieder aufgebaut. Die Stüde ließ ein Händler aus Persien auf 300 Kamelen fortführen und verkaufte sie mit hohem Gewinn. Auch die Athene des Phidias auf Attika war eine Koloßstatue ersten Ranges.
Es hat lange gedauert, bis man im Mittelalter sich dazu entschloß, ähnliche Denkmäler zu errichten, denn es ist schwer, in derartigen Massen noch geschmackvoll zu bleiben. Immerhin muß gesagt werden, daß die Barromäus- Statue bei Arona, die im Jahre 1697 errichtet wurde, noch einigermaßen dem Ideal einer Kolossalstatue nahekommt. Sie ist ungefähr so groß, wie der 10,50 Meter hohe Herkules in Wilhelmshöhe , der aus geschlagenem Kupfer besteht und zu den Sehenswürdigkeiten des dortigen Parts gehört. Auch die Germania des Niederwalddenkmals ist 10,50 Meter hoch, das heißt, nur die Figur an sich, die aus reiner Bronze besteht, während der Riefensockel 25 Meter hoch ist. Sie wurde bekanntlich 1883 eingeweiht und ist das Symbol aller rhein - und weinseligen
Teutonen.
Die von Professor von Miller im Jahre 1844 gegossene Bavaria - Statue vor der Ruhmeshalle in München ist mit ihren 20,5 Metern das größte Weib Deutschlands ", wie es damals hieß. In ihrem Kopf haben 28 Menschen Blaz, und als der Kopf seinerzeit gegossen wurde und 28 Personen nacheinander daraus hervortrochen, mußte von Miller das Experiment dreimal hintereinander machen, ehe der König Ludwig glauben wollte, daß da nicht ein Trid im Spiele sei. Seine Majestät waren etwas schwer von Begriff. Die Figur des Hermann auf dem Hermannsdenkmal des Teutoburger Waldes ist übrigens noch größer und somit die größte jemals in Deutschland gegossene Figur überhaupt. Sie mißt bis zur Schwertspige 26,7 Meter, und da sie auf einem 30,7 Meter hohen Sockel steht, ragt sie weit über alle Bäume hinweg.
Wenn man in diesem Zusammenhang von Reforden reden darf, so befißt Amerifa die größte Statue der ganzen Erde, nämlich die Freiheitsstatue zu New York , deren Figur die ungewöhnliche Größe von 46 Meter befizt und dazu noch auf einem 34 Meter hohen Godel steht. Sie murde im Jahre 1886 von den Franzosen dem amerikanischen Bolfe zum Zeichen ewiger Freundschaft(!) geschenkt und auch in Frankreich gegoffen. Die einzelnen Teile brachte man per Schiff nadh Amerifa, mo fie zusammengefeßt wurden. Die Figur ist aus Kupfer und das Leuchtfeuer ihrer Facel wird von den Schiffen bereits bemerkt, wenn sie noch weit draußen auf dem Meer find. Bielen Tausenden schlug das Herz höher, als sie sie auf See bemerkten und viele Taufende fuhren an ihr vorbei, wieder zurück in das alte Europa , geschlagen und vernichtet.
Berantwortlich für Politik: Bictor Schiff; Wirtschaft: G. Klingelhöfer: Gewerkschaftsbewegung: J. Steiner; Feuilleton : Dr. John Shilowski; Lotales und Conftiges: Fris Karstädt ; Anzeigen: Th. Glode; sämtlich in Berlin . Berlag: Borwärts- Verlag G. m b. S., Berlin . Drud: Borwärts- Buchdruckerei und Berlagsanstalt Baul Ginger u. Co., Berlin GB. 68, Lindenstraße 3. Sierzu 2 Beilagen.