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Nr. 579 48. Jahrgang

bro 1. Beilage des Vorwärts

Reins vor seinen Richtern

Der Täter, seine Mutter und seine Schwester sagen aus

Der erste Tag des Reins- Prozesses regte zu so mancherlei Ge. danken an. Zwei Feststellungen sollen bereits in diesem Stadium der Berhandlung gemacht werden. Während klassenbewußte junge Maurer, selbst seit langem arbeitslos, in der Nacht vom 30. April zum 1. Mai sich einem ruhigen Schlaf hingaben, um am nächsten Morgen früh frisch und munter mit ihren Klaffengenoffen den 1. Mai zu feiern, verbrachte der Maurer Reins eine schlaflose Nacht, im Gedanken immer wieder den Plan der für den nächsten Morgen festgesetzten Beraubung des Geldbriefträgers Schwan hin und her überlegend.

zu haben?

Der Maurer Reins, Kleinbürger nach seiner ganzen Lebens­haltung und Lebensanschauung, stand ioliert vor seinen Klassen­genossen da, bar jeden Gemeinschaftsgefühls. Das ist die eine Feststellung. Die zweite traf der Vorsitzende. Er hielt dem Angeklagten vor: Sie behaupten, Ihre Tat aus Not begangen Sie besaßen aber noch reichlich Geldmittel; Sie hatten 10 Mark der Wirtin beim Mieten des Zimmers angezahlt, in das Sie den Geldbriefträger Schwan zu locken beabsichtigten; 5 Mark haben Sie auf der Post eingezahlt, 20 Mart am Morgen vor der Tat Ihrer Mutter gegeben, 5 dänische Kronen hatten Sie in Ihrer Brieftasche, die Versicherungsgesellschaft war bereit, Ihnen 500 Mark für Ihr gestohlenes Segelboot zu zahlen; der Vergleichsvorschlag des Gerichts lautete jogar auf 850 Mart. Sie hätten auch Ihren Emofing versehen können, und auch sonst bejaßen Sie noch genug. Anzüge. Ihr Kollege hatte Ihnen in etwa zwei Wochen Arbeit in Aussicht gestellt. Da fann doch wahrlich nicht von der Not die Rede sein, an der Hunderttausende Ihrer Volksgenossen leiden, die nichts mehr als das bloße Hemd auf dem Leibe haben. Wenn jemand für sich in Anspruch nehmen will, daß ihn die Not zu dem

schlimmsten Berbrechen getrieben hat, das überhaupt denkbar ist, dann müßte man annehmen, daß er alles getan hat, um der Not zu steuern. Hätten Sie nicht Ihre Schwestern um Geld angehen fönnen?" Das habe ich mir nicht überlegt", entgegnete der An­

geflagte.

Ernft Reins hatte bis Ende 1929 Arbeit.

Als Akkordmaurer bei Berstärkung der Bahnhofbögen verdiente er bis 150 Mark möchenlich. Er hatte sich ein Segelboot im Werte von 600 Mark angeschafft, hatte 1200 Mart gespart, im Laufe des Jahres 1930 durch zufällige Arbeit noch etwa 600 Mart hinzuver

dient. Zu der Zeit, als er sich mit der Absicht zu tragen begann, fich durch Gemalt Geldmittel zu verschaffen, waren seine sämtlichen Ersparnisse quigebraucht. Die Milchrechnung betrug 125 Mark, die Mutter schuldete beim Schuhmacher etwa 25 Mark; trotz des ver­mieteten Zimmers war sie mit der Miete im Rückstand. Für den Angeklagten genügte das alles, um etwa zwei Wochen vor der Tat die Möglichkeit eines Berbrechens in den Kreis seiner Erwägungen einzubeziehen. Damals veranlaßte er feine Mutter, aus einem groben Stück Leinwand einen länglichen Sad zu nähen.

Ernst Reins   schilderte mit großer innerer Erregung in abgeriffe­nen Säßen sehr anschaulich seinen Seelenzustand vor, während und nach der Tat.

Nachdem er sich das Zimmer bereits angesehen hatte, lief er stundenlang in der Stadt herum, immer wieder sich vorstellend: Die Mutter frant, feine Arbeit, feine Möglichkeit, zu Geld zu fommen. Abends teilte ihm die Mutter mit, daß sein Kollege wegen Arbeit angerufen habe. Nun erfüllte ihn neue Hoffnung; er ließ den Gedanken an den Raub fallen. Am nächsten Morgen suchte er sein Maurerwerkzeug zusammen. Dabei fiel ihm ein Bleirohr in die Hände, das er zur Berfertigung eines Lots be­nutzen wollte; eigentümlicherweise paßte das Bleirohr ganz genau

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Familie Soviet

Roman Don Else Möbus

Hefte. Il faut que tu vas

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in den Sack, den die Mutter zwei Wochen vorher genäht hatte; aus der Arbeit wurde nichts. Die Fahrt des Kollegen nach München  verschob sich. ein anderer Rollege bestellte ihn in ein Lokal megen einer anderen Arbeitsstelle, tam aber nicht.

Am 1. Mai, in der Wohnung der Frau Möbius, in Erwartung des Geldbriefträgers, fühlte er sich wie ein Bandit, der auf der Lauer liegt". Er wußte nicht, wie ihm war.

Als Schwan ihm das Geld abzählte, konnte er sich immer noch nicht zum entscheidenden Schlag entschließen;

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er zitterte am ganzen Leibe, zögerte bis zum letzten Augenblid, dann holte er zum Schlage aus. Es war ein Kampf auf Leben und Tod. Er hatte seine Brille verloren und war nur noch ein halber Mensch". So schildert es der Angeklagte. Sie haben aber das Bleirohr mit Kieselsteinen und Sand gefüllt", hält ihm der Vor­fizende vor." Ist Ihnen nicht der Gedanke gekommen, daß Sie mit dem Instrument den Briefträger töten könnten? Haben Sie nicht daran gedacht, daß er sich mehren würde?" Es wäre ja Wahn­finn gemejen, ihn töten zu wollen, da ich ihn nur zu betäuben be­absichtigte", sagt der Angeklagte.

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Den Geldbeutel des getöteten Briefträgers hat Reins in den Stößensee geworfen. Der Mutter hat er es am nächsten Tage ge­fagt, er habe was ausgefressen und müsse fort. Wie es gekommen sei, daß die Schwestern plötzlich mit ihm fahren wollten, fann er nicht sagen; seinen Smoting hat er mit eingepackt. Vor der Abfahrt hat er auf dem Büchergestell ein Paket mit Geld hingelegt und zur Mutter gesagt: ,, Das ist für dich!"

Er wollte über Genua   nach Spanien  , weil er dort leichter unterzutauchen hoffte.

Freitag, 11. Dezember 1931

Mannes, dem Maurer Frizz Reins, geschrieben hat. Dieser Frizz Reins verbüßt augenblicklich eine lebenslängliche Zuchthausstrafe, weil er seinen Sohn, aus Furcht, daß auch ihm ein gleiches Schick­fal mie seinem Vater beschieden sein könne, getötet hat. Frizz Reins schrieb an Frau Reins u. a. folgendes:

War dem Ernst mein Schicksal nicht Menetekel genug? Bielleicht wirst Du es nun verstehen inr Ansehen der Lage, in der sich Deine Kinder befinden, daß ich vor zwei Jahren glaubte, teinen anderen Weg mit meinem Kinde gehen zu fönnen. Und menn ich heute auch hinter Mauern bin, ich weiß doch wenigstens fein eigen Fleisch und Blut dahinter.

Worauf Ida Reins antwortete:

Es ist Dein Schicksal genau so furchtbar wie das unsere. Der grauenhafte Fluch, der auf der Familie Reins lastet, ist wohl bald einzig dastehend. Ich glaubte mich gefeit gegen weiteres; Gustav feine Krankheit sah ich schon als Höhepunkt des Fluches an und nun? Frizz, denke Dir! Mein Kind, das ich unter meinem Herzen trug, sollte so eine Tat begehen..

Die Sachverständigen, Prof. Dr. Fraentel und Medizinofrot Dr. Mahrenholz, die die Obduktion der Leiche des Geldbrief­trägers Schwan vorgenommen haben, erklärten, daß der Kampf zwischen dem Reins und seinem Opfer so vor sich gegangen sein fönne, wie jener es geschildert hat: Das Instrument sei unter allen Umständen geeignet, einen Menschen zu töten; der beabsichtigte Betäubungsschlag gegen die Schlagader am Halse sei als äußerst gefährlich zu betrachten. Die Verhandlung geht heute, Uhr, weiter.

Erhaltet das Rettungsamt!

Der Kranfentransport muß einheitlich bleiben. Nachdem durch die ablehnende Haltung der Stadtverordneten­versammlung in der Mitte des vergangenen Jahres der Plan, das Berliner   Krantentransportwesen der Feuerwehr an­zugliedern, gescheitert war, hörte die Deffentlichkeit nichts mehr von dieser Angelegenheit. In letzter Zeit mehren sich jedoch die Anzeichen

wieder an Boden gewinnt. Es ist daher verständlich, daß der Be= triebsrat des Berliner   Rettungsamtes, zu deffen Auf­gebengebiet das Krankentransportwesen gehört, die Belegschaft zu einer Bersammlung zusammenberief, an der neben Bertretern des Amtes auch solche der Feuerwehr und der sozialdemokratischen Stadtverordnetenfraftion teilnahmen.

war das Ganze nicht eine Vergnügungsreise?" fragt der Vor- dafür, daß bei gewissen Stellen der Stadtverwaltung dieser Plan fizzende.- ,, Nein", protestiert der Angeklagte, für mich nicht." , Aber der Brief, den Sie an die Mutter geschrieben haben, von der " lustigen Blase", hoch, hoch, Amerika  ! sieht doch sehr danach aus. ,, lustigen Blase", hoch, hoch, Amerika  ! sieht doch sehr danach aus." ,, Ich habe die frivolen Worte mur gemählt, um die Mutter zu beruhigen", behauptet der Angeklagte. Er bleibt dabei, feinen Augenblick die Absicht gehabt zu haben, den Briefträger zu töten; er habe ihn nur betäuben wollen.

Die Bernehmung der Sophie Reins gestaltete sich nur sehr furz. Sie will die Mutter nach Möglichkeit unterstützt haben, hatte aber in der letzten Zeit selten Arbeit, war aber im April wieder zu Geld gekommen. Für das Zimmer, das sie und ihre Schwester mieteten, hatten sie 100 Mart gezahlt; sie hatte auch 800 bis 1000 Mart zu einer Reise nach Frankreich   erhalten, einen Teil des Geldes aber bereits für andere Zwecke ausgegeben. Sie hatte keine Ahnung, daß Ernst aus einem besonderen Grunde ge­3mungen war, Berlin   zu verlassen; sie glaubte, er wolle eine Reise unternehmen und habe das Geld für sein gestohlenes Segelboot er­halten. Wieviel Geld sie von ihrem Bruder in Genua   erhalten habe; tömne fie nicht sagen. Als der Vorsitzende ihr varhält, daßgleichfalls für eine Belaijung beim Rettungsamt, da das geschulte das alles sehr unglaubwürdig flinge, erwidert sie, daß sie nichts

anderes sagen fönne.

Die Muller Ida Reins

macht ihre Aussagen unter unaufhörlichem Schluchzen. Sie schildert ihren Jungen als äußerst sparsam, ja fast geizig. Als Ernst ihr am 2. Mai mitgeteilt habe, er müsse fort, habe sie überhaupt an nichts denken können; sie sei vor Schred wie benommen gewesen. Das Geld habe sie erst am nächsten Morgen gefunden. Daß er ihr gesagt hatte, das ist für dich!" habe sie überhört. Da sie doch gemußt habe, daß es nicht auf reellem Wege ins Haus gekommen sei, habe sie es zwischen die Türfenster geworfen. Für die Ein­stellung dieser Frau ist sehr bezeichnend, was sie dem Neffen ihres

,, Es fehlen schon drei im Kollegium, nun kommen Sie auch noch, Fräulein Loriot. Da ist es ja besser, wir schließen überhaupt die Bude zu. Und von den Schülerinnen verlangen mir, daß sie bis zum letzten Tag aushalten. Können Sie denn ihre Reise nicht um drei Tage verschieben?"

In dieser Versammlung wurden all die Gründe eingehend er­örtert, die gegen eine Verschmelzung des Krankentransportwesens mit der Feuerwehr sprechen. Da sie von allgemeinem Interesse sind, feien fie im folgenden kurz angeführt: 1. Das Rettungsamt besitzt zur Bewältigung des Krankentransportes zur Zeit 42 Bagen, die bei den beschränkten Verhältnissen auf den Feuerwachen ohne große Neu- bzm. Umbauten nicht untergebracht werden können. 2. Bei Krankentransporten von Patienten mit anstedenden Krant­heiten muß nach erfolgtem Transport eine Desinfet tion von Wagen und Personal erfolgen. Diese Einrichtung ist beim Rettungsamt vorhanden, die Neuschaffung würde bei der Feuer­mehr mit erheblichen Kosten.( es wurde der Betrag von 10 000 bis 12 000 00, genannt) verbunden sein. 3. Aerztliche Gründe fprechen Personal für die Behandlung der Kranken auf dem Transport und bei der Einweifung in Krankenhäuser besondere Erfahrungen hat, so daß es durch das Fahrpersonal der Feuerwehr unmöglich erset werden kann. 4. Der Meldedienst der Feuerwehr müßte mit erheblichen Kosten ausgebaut werden, da besondere Kabel nach den Krankenhäusern, Rettungsstellen und dezentralisierten Meldestellen notwendig find. 5. Die Ausrücke stärke bei der Feuerwehr ist so knapp, daß das Personal neue Aufgaben nicht übernehmen kann; wenn also nicht das gesamte Personal des Rettungsamtes über­nommen würde, müßten bei der Feuerwehr neue Leute eingestellt werden. 6. Der Vertrag mit dem Wirt des Hauses Auguststraße 9, in dem die Zentrale des Rettungsamtes untergebracht ist, läuft noch

Wirtin, bei der Walter wohnte. Sie starrte Germaine an, als ob sie ein Gespenst sähe.

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,, Wie geht es meinem Bruder? Ist er frank oder was ist mit ihm", sagte Germaine hastig. ,, Krant   nein, das eigentlich nicht... Kommen Sie doch zu Mutter Ihr Herr Bruder ist auch schon lange auf Walter saß an seinem Tisch und schrieb, als Germaine eintrat. Er hatte Stöße von Briefumschlägen vor sich liegen, die er mit Aufschriften versah.

Mit einem Blick überfah Germaine das fleine Zimmer.

,, Dann bitte ich Sie wenigstens um den morgigen Tag", erwiderte Germaine. Ich fahre dann bereits heute Mittag und komme übermorgen früh mit dem Nachtschnellzug zurück." ,, Morgen", er sah auf den Stundenplan, der übersichtlich in Form farbiger Fähnchen an der Wand angeschlagen war, ,, da haben Sie bloß drei Stunden zu geben, die könnte man verteilen. Deutsch von 8 bis 9 fönnte ich selbst übernehmen. Aber nun sagen Sie mir bloß mal. was ist denn mit Ihnen los? Ist was passiert? Was mit Walter?" Germaine nickte Wortlos. Na, ich will nicht in Sie dringen, Sie werden ,, Germaine!" Walter war aufgesprungen. Fassungslos ihre Gründe haben, also fahren Sie in Gottes Namen." der Tür stand ,,, wenn Sie eben nicht mehr rechtzeitig zurückgegehrt aus, seine Kleidung war vernachlässigt, seine Hände ,, Und, Fräulein Loriot", rief er ihr nach, als sie schon an starrte er die Schwester an. Er sah übernächtigt und ab­fahren fönnen, dann telegraphieren Sie mir. Sie nügen ja zitterten. mein Entgegenkommen nicht aus, das weiß ich!"

Auf dem Sofa lagen Kissen und eine Bettdecke, es schien, als jei jemand eben erst aufgestanden. In Walters Bett aber lag eine Kranke. Germaine erkannte sie sofort wieder, trotz der spizen, zusammengefallenen Gesichtszüge.

Die letzten Tage vor den Sommerferien. Germaine jaß im Konferenzzimmer und korrigierte einen Stoß franzöfifcher -" Germaine machte einen 3ft dicken roten Strich und setzte noch ein Ausrufungszeichen daneben! So was passierte dem Musterkind Anneliese, ihrer besten Schülerin! Ja, die Mädel waren mit ihren Gedanken schon weit draußen. Sie verstand sie gutes ging ihr ja Der Schuldiener trat ein. Ein Brief für Fräulein Die Schwester erwiderte nichts. Sie sezte sich schwer auf Doftor!" sagte er mit einem liftigen Ausdruck in den Augen und warf einen bedeutungsvollen Blick auf die Männerhand bin sehr froh, daß du fährst", sagte sie ,,, und daß du mir den habe die Nacht in der Bahn zugebracht, aber mir wird schon einen Stuhl. Ich bin furchtbar müde", sagte sie endlich, ich

ebenso.

schrift des Briefumschlags.

Aber Germaine ging nicht auf seinen fleinen. Scherz ein. Erschreckt nahm sie den Brief entgegen. Von Waiter? Was hatte das zu bedeuten, daß er ihr nicht nach Hause schrieb! Hastig riß sie den Umschlag auf.

,, Liebe Germaine, sende mir doch bitte Geld, soviel du fannst. Ich hatte Bech, es ist alles zusammen gefommen in lezter Zeit. Wenn die Mart stabilisiert wird, ist es ja beffer, aber jetzt zerrinnt einem alles in der Hand. Mach Dir keine Sorgen, es wird alles noch gut werden, es muß einfach gut merden. Hoffentlich kann ich in diesen Ferien nach Hause fommen. Laß mich nicht im Stich- Du brauchst ja Mama nichts von diesem Brief zu sagen, sonst ängstigt fic fich. Dein Walter."

Aber mehr noch als der Inhalt erschreckte Germaine die Schrift. Sie war hastig und verwirrt, und die 3eilen zogen fich tief nach unten. So schrieb nur ein Kranter oder ein Mensch, der unter einer furchtbaren seelischen Depression stand. Unruhig ging fie auf und ab. Es wird alles noch gut werdenhoffentlich kann ich jetzt nach Hause kommen", und noch vor kurzem hatte er bereits den Tag seiner Ankunft angezeigt!

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Entschlossen ging sie hinunter ins Direktorzimmer. Aber Bez Borgejezte war heut schlechter Laune.

Frau Loriot   begleitete die Tochter zur Bahn. Ich Brief gezeigt haft. In einem solchen Fall ist wahrheit das einzige. Ich bin auf alles vorbereitet. Und fahre nicht ohne Walter nach Hause, was auch sein mag, Germaine!" C

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Der Morgen graute, als der Zug in die Bahnhofshalle des 300 einfuhr. Germaine ging als eine der letzten Fahr gäste zur Sperre sie hatte Zeit, denn jezt konnte sie doch noch nicht in das Haus hineinkommen, in dem Walter wohnte. Bor sieben Uhr würde nicht geöffnet sein. Sie trat in einen Barteraum ein. Eine dumpfe, verbrauchte Luft schlug ihr entgegen. Do und dort faßen Schlafende auf den Bänken. Rein, jie hatte feine Luft hier zu bleiben, lieber ging fie fpazieren. Sie trat hinaus in den frischen Morgen. ULLER

Es war bereits ganz hell gemorden. Da und dort torkel ten Nachtschwärmer, Autos fuhren vorbei, Reisende traten in die Bahnhofshalle. Zwei Blumenfrauen zogen einen kleinen Wagen, auf dem sich Blumentöpfe, blühende Sträucher und Schnittblumen befanden.

Germaine ging um die Hochschule für Musik herum, sie durchwanderte die angrenzenden Straßen und Anlagen. Endlich ging fie langsam Walters Wohnurg zu.

Um dreiviertl Sieben murde die Haustür aufgeschlossen. Ein junges Mädchen trat heraus. Es war die Tochter der

Walter stand immer noch bewegungslos. Germaine", sagte er noch einmal ,,, ja, aber um Gotteswillen

Seine Schwester stand auf und goß sich aus der Karaffe, die auf dem Waschtisch stand, Wasser in ein Glas. Nun geht es schon wieder", fagte sie. Diese Reise ist endlos, und die Ankunft war diesmal so ungünstig."

Walter war auf seinen Stuhl zurückgesunken. Er warf die Arme auf den Tisch und legte den Kopf darauf. Es war eine verzweifelte, hoffnungslose Bewegung, mie fie ein Mensch ausführt, der keinen Rat mehr weiß und sich willenlos dem Untergang preisgibt.

Die Krante warf einen bösen Blick zu Germaine hin­über. ,, Wäre besser, Sie würden uns helfen, anstatt uns Vorwürfe zu machen.

Germaine strich sich über die Stirn. ,, Nichts liegt mir ferner als ein Borwurf. Ich bin nur auf etwas anderes ge­faßt gewesen, als gerade darauf und wie soll ich hier helfen?"

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Emmy Berg deutete auf den Tisch hinüber. ,, Sie fehen doch, wie es uns geht. Walter schreibt Adressen, jeden Tag einige tausend woher sollen wir denn alles bezahlen? Und Sie haben doch ihre glänzende Stellung, und daheim das Haus gehört Ihnen auch... ( Fortsetzung folgt.)