j ährlichen Sitzungen auszuüben war und dazu führen konnte,daß die königl. Eisenbahndircktion denjenigen Arbeiter-AuS-schuß—„auflöste", der„sich nach ihrem Ermessen zur Er-füllung der ihm gestellten Aufgaben als ungeeignet erwies",weil er z. B. die kitzliche Lohnfrage anschnitt, die„nichtzur Kompetenz des Ausschusses gehört." Herr Brefeld unddie preußische Eisenbahnverwaltuug sind bekanntlich gleichim Sommer 1892 noch sehr unzufrieden mit den„Arbeiter-vusschüssen" gewesen, weil diese trotz aller Vorsicht in den„Bestimmungen" nicht so freundlich sein wollten, in derVerlängerung der Lohnperioden auf vier Wochen ein gütigesGeschenk der Verwaltung zu erblicken; in Nippes bei Köln,in Bromberg und Berlin(Hauptwerkstatt) geschah dannanfangs 1893 das Unerhörte, daß die Arbeiterausschüsse einfachihr Amt niederlegten, sicher nur in gröblicher Verkennungder guten Absichten der Eisenbahnverwaltung und ihresUnterstaatssekretärs Brefeld; und es ist jammerschade, daßbis heute, Diitte 1896, aber auch gar nichts über das Er-gebniß der Erhebung bekannt geworden ist, die der Eisen-bahnminister bereits im Herbst 1894 über die„Bewährung"der Arbeiterausschüsse bei den Staatsbahncn vornehmenließ— es hätte gar kein glänzenderes Zeugniß für diesozialpolitische Befähigung des neuen preußischen Handels-Ministers geben können, als eine recht eingehende Denkschriftüber diese Erhebung! Zuletzt die musterhafte Organisationdes Kafsenwesens für die Eisenbahnarbeiter durch HerrnBrefeld: die Acrzte bei den Krankenkassen sorgfältig und um-sichtig aus den ordnungstreucn, Kreisphysizis ausgewählt,welche nur den Nachtheil haben, die kranken Arbeiternicht allzu oft besuchen zu können, weil sie mitanderen Aemtern reich gesegnet sind, wie es ein Vorfall inFrankfurt a. Vi. im August 1893 so hübsch zu tagebrachte; und bei der berühmten„Pensionskasse" mitdem von Herrn Brefeld ausgearbeiteten Statut mitseinen 77 Paragraphen, die wohl noch kein glücklicherpreußischer Staatsbahnarbeiter in ihrer monumentalenGröße ganz gewürdigt hat und welche die Wahl derGeneralversammlungs-Vertreter aus den Gencralversamm-lungen der Krankenkassen wie die Wahl der Vorstands-Mitglieder so einfach durch— Zuruf unter Vermeidung derumständlichen Stimmzettel vorschreiben, alle fünf Jahreeine Generalversammlung stattfinden lassen und die„Disziplinirung" der Arbeiter in der Weise er-möglichen, daß jeden Betroffeneu die verdiente Doppel-strafe durch Verlust seiner sämmtlichen Einzahlungenerreicht, wie sie den Gürlitzer Eisenbahnarbeiter im Früh-jähr 1894 thatsächlich ereilte, der das Verbrechen begangenhatte, bei der Reichtagswahl sozialdemokratische Stimmzettelzu vertheilen. Wird der Mann sich seine eigenen Ge-danken gemacht haben und tausende von Eisenbahnarbeiternmit ihm, wenn sie jetzt gehört haben, daß Brefeld„Minister für Sozialpolitik" in Preußen geworden ist!Die neue Aera...Nach alledem behält eben das rheinisch-westfälischeZecheuorgan wieder recht:„Nur der kann mit ErfolgSozialpolitik treiben, der auch das Vertrauen der Arbeit-geber hinter sich hat— es wird sich dann die Sozialpolitikunendlich leichter durchfuhren lassen und u n-endlich segensreicher wirken, als unter der Aerades Herrn v. Berlepsch." Für den Kapitalismus nänilich.polilifche MebeMchk.Berlin, 7. Juli.So must es kommen! Herr Assessor Wehlan gehtaus der Verhandlung noch geläuterter hervor, als ihnschon die erste Disziplinarsitzung in Potsdam entlassen hatte.Es ist bei dem früheren Urtheil geblieben: SOv MarkGeldstrafe und Versetzung in ein gleich hohes Amt. HerrWehlan wird damit zufrieden sein. Was hat er sich nichtalles für diese S00 Mark geleistet! Er hat ergriffeneElüchtlinge„ohne Pulver und Blei" massakriren lassen.r hat unterschiedslos schwarze Schuldner mit der Nilpferd-peitsche prügeln lassen, um sie zur Zahlung ihrer Schuldenzu erziehen— wie ein Vater seine Kinder erzieht. Eineinwandsfreier Zeuge sagte auch aus, daß er gewohnheits-gemäß mißliebige Neger mit dem Stiefelabsatz in dieWeichen getreten hat. Doch das alles kommt nicht in be-tracht. Der Gerichtshof hat diese Sachen theils als nichterwiesen, theils als nicht strafbar angenommen, wie die Tödtnngder Gefangenen. Aber Wehlan hat auch Geständnisse erpreßtmit Anwendung der Nilpferdpeitsche, bis es„durch-kam." Das glaubte der Gerichtshof nicht durchgehenlassen zu können, trotzdem doch der weichmüthige Wehlanbei der Verhandlung über diesen Fall schluchzend Thränender Rührung aus seine weißen Glaceehandschuhe und Lack-stiesel hat träufeln lassen, wie es theils mit theils ohneEffekt andere berühmte Männer vor ihm gemacht haben:Der Hammerstein, der Leist, der Friedmann(Fritz)und zuletzt auch der andere Friedmann(Hermann), der diedramatische Wirkung durch einen Kniefall vervollständigthat und damit den„Record" im forensischen Heulsport erreichthat. Schade, daß Herr Wehlan nicht diesen Friedmann'schenEffekt nicht benutzte. Vielleicht wäre es ihm nicht so übelgegangen. Ein Trost ist, er bleibt auch so unserm Staats-dienst erhalten. Er weiß jetzt, wie weit er gehenjdarf und andere tüchtige Assessoren werden sich nachihm richten. Man kann hängen, würgen undpeitschen lassen, aber immer mit Ueberlegnng. Doch derFall Wehlan ist noch lange nicht abgethan. Es bedarf jetztemer exemplarischen Sühne für alle die Schlechtigkeiten,die dem pflichteifrigen Beamten in der Ocffentlichkcit nach-gesagt wurden. Ter Gerichtshof hat mit ernster Miß-billigung den Finger in diese Wunde gelegt:„Die öffentliche Meinung steht in dieser Beziehunga»f einer ganz falschen Grundlage, und sie ist in dereklatante st en Weise getäuscht morden."Das muß gerochen werden, fürchterlich gerochen. DieStaatsanwaltschaften im Deutschen Reich müssen sichdiese Mahnung gesagt sein lassen. Wer hat dieöffentliche Meinung in eklatantester Weise getäuscht?Doch die Presse, wer anders als die Presse! Undwen haben sie in solcher. eklatanten Weise durchsolche Berichte verunglimpft? Einen pflichttreuen Be-amten. der würdig ist, auch fortan für Religion,Ordnung und Sitte das Richtschwert zu schwingen.Die Verunglimpfung eines solchen beamteten Ehren-mannes zieht nach aller Erfahrung schwere Strafennach sich. Bei Geldstrafen darf es da nicht bleiben.Die Zahl der Prcßsttnder ist groß genug, daß einpaar hundert Jahre Gcfängniß wegen Wehlan-Beleidigungerzielt werden können. Es wäre jammerschade, würde dieseschöne Gelegenheit verpaßt! Also auf zum Kampfe gegendie Presse, für Ordnung, Sitte und Religion.—Liberale Anständigkeit.„Ein grauenhafterAusbruch blutrünstigen Wahnsinns hat nochdie letzte Sitzung des niederösterreichischen Landtages b e-schmutzt. Der aus dem Hals kollernde ge-sprochene Unrath war so ekelhaft, daß die Empfindungfür Reinlichkeit und Anstand, die ganze Natur normalerMenschen sich gegen den Versuch auflehnen, solchem m o r a-lischen Verwes ungs st off näher zu rücken." Alsobeginnt die Wiener„Neue Freie Presse" einen drei Spaltenlangen, bis zum Ende in gleicher Sprache gehaltenen Leit-artikel über eine der ordinären antisemitischen Rüpeleien.Besonders„normale Menschen" scheinen in denRedaktionsstuben der„Neuen Freien Presse" auch nicht zusitzen.—lieber die belgischen Wahlen sind seit gestern nurwenig neue thatsächliche Nachrichten gekommen. Es erklärtsich dies daraus, daß in den wichtigsten WahlkreisenStichwahlen nöthig sind, und daß erst nach derenBeendigung das Ergebniß zu übersehen ist. In allenWahlkreisen haben die sozialistischen j Stimmen stark zu-genommen; und diese„sozialistische Springfluth" hat vieleAngstphilister so erschreckt, daß sie schon an eine I n t e r-vention des Auslandes denken. Es zeugt diesbeiläufig von absoluter Gedankenlosigkeit, denn die einzigenMächte, die interveniren könnten, sind Deutschland undFrankreich. Wenn aber eine dieser Mächte ohne Wer-ständigung mit der anderen interveniren wollte, so wäredas der Krieg. Und daß das heutige Frankreich zugunsten der Pfaffen und Geldsäcke eine„Beruhigungs-Armce"nach Belgien schickt, oder Deutschland das Schicken einersolchen Armee erlaubt, ist einfach ausgeschlossen.Für die Stichwahlen ist es von Wichtigkeit, daß dieLiberalen, welche in Antwerpen um 11 Mandategegen die Klerikalen kämpfen, dort auf die Unterstützung derSozialisten angewiesen sind. Das werden die L i b e-r a l e n in B r ü s s e l bei den dortigen 18 Stichwahlen zubedenken haben. Verleugnen sie ihre Grundsätze so weit,daß sie, aus Angst vor den Sozialisten, wie deutscheliberale, ja fortschrittliche Blätter ihnen rathen,den Schwarzen ihre Stimme geben— nun, so �läßt mansie einfach in Antwerpen durchfallen!Wir lassen hier noch aus der„Frankfurter Zeitung"folgende interessanten Taten betreffs der Wahlen in Brüsselfolgen:Ein Vergleich mit den früheren Ziffern zeigt, daß bedeutendeVerschiebungen statlgefunde» haben. Am 14. Oktober 1594wurden abgegeben rund 93 000 klerikale 60 000 liberale, und40 000 radiknl-sozialistische Stimmen. Die Klerikalen haben hier-nach L000 und die Liberalen(Doktrinäre) sogar 19 500 Stimmenverloren, während die Radikalen und Sozialisten 21 S00 Stinime»gewonnen haben. Das ist eine ganz bedeutende Zu-»ahme der sozialistischen Stimmen. Das nächsteErgebniß dieser Verschiebung ist, daß die liberale Partei fürdie Siichwahl ganz ausgefallen ist und an ihre Stelle diesozialistische Partei trat. Es ist das erste Mal, daß der Liberalis-mus in dieser Weise nicht mehr direkt bei der Entscheidung mit-zuthrni hat, und es wird auch in Zukunft dabeibleiben. Die parlamentarische Schlacht der Hauptstadt, diebisher zwischen Klerikalen und Liberalen geschlagen wurde,wird fortan zwischen Klerikalen und Sozia-listen geschlagen werden.Der Liberalismus steht eben in Belgien, wie anderswoauf dem Aussterbe-Etat.Nun geben wir noch eine kurze Erläuterung desbelgischen Wahlgesetzes und Wahlsystems, das seit 1894herrscht:Wähler mit einer Wahlstimme ist jeder 25 jährige Belgier,der mindestens fünf Franks Steuern zahlt. Eine zweiteWahlstimme besitzt, wer 85 Jahre als und Familien-valer ist. Anspruch auf eine dritte Wahlstimme ver-leihen Bildung und Besitz, jedes allein, oder zusammen; der Nach-weis wird durch Universitätszengniß oder durch die Berufs-stellung respektive durch den Grundsteuerzettel geführt. Mehrals drei Wahlstiminen kann niemand haben; die letzterwähntedritte Stimme gilt bei den betreffende» von, 25. Jahre ab(also bei den nicht 85 Jahre alten Wähler» als zweiteStimme). Wahlfähig ist ein Kandidat(jeder Belgier) nur,wenn er von 50 Wählern 14 Tage vor dem Wahltage demWahlkommissar(Landgerichts- Präsident) als Kandidat an-gemeldet ist. Die Wahlzettel,(mit den gedruckten Namenaller Kandidaten auf demselben Zettel) werden auf Staats-kosten durch den Wahlkommissar in Druck gegeben und mitdem Gerichtssiegel gestempelt. Im Wahllokal erhält jederWähler so viele dieser Wahlzettel vom Wahlvorsteher aus-gehändigt, als er laut der Wählerliste Stimmen hat. Mit diesenZetteln begiebt sich der Wähler in eine Jsolirzelle, wo er aufde» Zetteln die Kandidaten seiner Wahl mit einem ihm vomWahlvorsteher übergebenen weichen Bleistift anschwärzt. Selbst-redend darf er nur so viele Kandidaten bezeichnen, als sein Wahl-kreis Mandate zu vergebe» hat(in Brüssel beispielsweise 18, inMecheln 4); bezeichnet er zu viele Kandidaten, so ist sein Zettelungiltig; dagegen darf er zu wenig bezeichnen. De» Zettel faltetder Wähler dann zusammen und übergiebt ihn beim Heraus-treten aus dem Jsolirraum dem Wahlvorsteher, der ihn in dieUrne legt.Zum Schluß die neuesten Depeschen:Brüssel, 7. Juli. Das offizielle Wahlresultat wird beutenicht vor 10 Uhr abends bekannt gegeben werden.— ZehnStichwahlen für Brüsseler Wahlkreise finden am kommendenSonntag statt.Brüssel, 7. Juli. Von den Blättern wird konstatirt,daß die Kandidaten der Regierung in den vlämischen Provinzenwiedergewählt worden sind, daß dagegen aber die Sozialistenim g a n z e n 70 000 Stimme» erobert haben. Dieserletztere Umstand wird als ein beunruhigendes(!) Zeichenfür die nächste Zeit angesehen.(Das heißt: diePhilister habe» das Zitterfieber.)Brüssel, 7. Juli. Die liberale Partei wird zu denStichwahlen dem Vernehmen nach Wahleuthaltung proklamiren(?).Taktik und Prinzip. Rochefort tadelt die französi-schen Sozialisten, daß sie für das Rentensteuer- GesetzMeline's eintreten. Er meint, sie müßten dagegen stimmen,um Meline zu Fäll zu bringen.„Darauf komme alles an."Ihm antwortet Jaures heute in der„Petite Republique":„Die Sozialdemokratie dürfe nie ihr Prinzip opfern, undein Augenblickserfolg, durch einen Prinzipienvcrrath er-kauft, sei der Sozialisten unwürdig, und obendrein schlechtePolitik."Jaurös hat Recht.—In der kretischen Angelegenheit scheint die Ein-Wirkung der Vertreter der Großmächte doch auf diegriechische Regierung sowohl wie auf die Aufständischen inKreta nicht ohne Eindruck geblieben zu sein. In Athenrichteten die Gesandten nach einer Berathung ge-meinschaftlich sreundschaftliche Rathschlägc au die griechischeRegierung mit der Aufforderung, sie möge ihren Einflußaufbieten, um die Aufständischen auf Kreta zur Annahmeder Zugeständnisse der Pforte zu überreden, und dieweitere Entsendung von Gewehren und Munition nachKreta verhindern. Die Antwort der griechischen Regierunghierauf ist noch nicht bekannt; indeß wird heute ausAthen telegraphirt:Zahlreiche christlicheDelegirte, welche sich in P h r eversammelt halten, beschlossen, die christlichen Deputirte» dringendaufzufordern, an den Arbeiten des kretischen Landtags theil-zunehmen, um über die an dem Vertrage von Haleppa vor-zunehmenden Verbesserunge» zu berathen. Dieser Beschluß wirdals Annahme der Zugeständnisse der Pforteangesehen.—Ei» Vüudniß der Balkanstanten befürwortet diebulgarische Regierungspresse, also die russische Presse inBulgarien. Der Gedanke ist sehr alt. Schon unterNapoleon dem Kleinen spukte der Balkanbund wiederholt;es wurde jedoch nie etwas daraus, weil die„Balkanstanten"sich nicht einigen konnten. Jetzt heißt es nun, sie hätten tsich über alle Fragen verständigt, außer über eineeinzige, nämlich die makedonische. Das ist aber dieHauptfrage. Denn der Bär, deffen Fell da vertheiltwerden soll, ist noch nicht todt und hat sehr kräftigeTatzen.—Tie Kolonialbegeisternng deS Großkapitals reichtnicht bis zum eigenen Geldbeutel; es zieht sich vielmehr,wie der Major Wißmann klagt, von den Kolonial-Unter-nchmungen zurück. Es ist dies der beste Beweis dafür, daßin Afrika nichts zu holen ist. Um einen Profit auch fürdas Großkapital herauszuschlagen, soll wiederum das Reich,d. h. die große Masse des stcuerzahlcnden Volkes bluten. ImHerbste werden 13 Millionen für eine Eisenbahn inTeutsch-Ostasrika verlangt werden. Das Komitee für diedeutsch-ostafrikanische Zentralbahn wünscht nun, daß dieDurchführung des Unternehmens nicht auf Reichskostenübernommen, sondern einer Privat- Eisenbahn- Gesellschaftanvertraut werde und dieser solche Beihilfengewährt werden, daß sie das deutscheGroßkapital immer mehr in den D i e n st derkolonialen Sache hineinziehen. Das ist dierichtige Bauernfänger- Sprache und heißt, in ehrlichesDeutsch übersetzt: Das Reich soll dem Großkapital dasRisiko entziehen und den Profit sichern, und dann wirddieses es schon verstehen, die ostasrikanischen Eisenbahn-Aktien wie andere exotische Papiere dem großen Publikumanzuschwindeln, um selbst fein heraus zu sein.—Kolonialbestinlität. Der französische GeneralA r ch i n a r d, der in Afrika gegen die„Wilden" sich Lor-beeren erworben hat, that jüngst in einem Interview folgendeAeußerungen:..„Für die Chambaa, die Araber sind, wie für die TuaregS,die eine besondere Rasse bilden, ist das Wort Furcht nahezugleichbedeutend mit dem Worte Anhänglichkeit; j e m e h rSchuldige oder Unschuldige man also nieder-schlägt, desto mehr Liebe verschafft man si ch."Diese Ansicht ergänzte der General dahin,„daß der Säbelund die Peitsche mehr taugen als alle Ber»träge", und daß man die Tuarcgs in der Weise züchtigen müsse.indem man„erbarmungslos eine große Anzahlt ö d t e t. Die„Justice", welche sich mit diesen Aeußerungen be-schästigt, erinnert an die Denkivürdigkeiten des LieutenantsAnthelme Orsat von den senegalesischen Tirailleurs, der imJahre 1890—91 zu der Kolonne des Obersten Archinard imSudan geHörle und wahrscheinlich nur die Befehle seines Vor-gesetzten vollstreckte.„Jeder Manu", heißt es in jenen Auf-zeichnimgeu,„der gesangen wurde, wird sofort umden Kopf gekürzt; die Frauen und Kinver wer-den in die Gefangenschaft fortgeführt und denTirailleurs undHilfs Mannschaften gegeben...Nach dem Scharmützel durch st reifte ich das Ge-büsch mit 4 Spahis und brachte 20 Mann zurück.darunter den Häuptling des Dorfes, der sichdurch die Behauptung zu entlasten suchte, dieToncouleurs hätten ihn zum Folgen ge»zw un gen. Das war wahrscheinlich richtig,aber die Befehle lauteten bestimmt, und deshalb ließ ich alle köpfen."„Diese kurzen Auszüge,meint die„Justice", genügen, um die Art und Weis« zucharakterisiren, wie gewiffe Militärs im Namen Frankreichskolonisiren. Das Mililär-Element kennt nur die«ine Mission, inden Kolonien Krieg zu führen und die Eingeborenen, ob schuldigoder unschuldig, als Zielscheiben zu verwenden. Und das nenneman Kolonialpolitik! Hunnen- oder Bandalenpolitikwäre da wohl besser am Platze."Stimmt. Und gilt nicht blos von Frankreich. DieKolonialpplitik hat aus die Angehörigen aller Völker die-selben demoralisirenden und brutalifirenden Wirkungen.—Zivilisation. Als Ergänzung unseres gestrigen Leit-artikels„Zivilisation" darf wohl betrachtet werden, wasmit der letzten ostasiatischen Post gemeldet wird. Einjapanischer Journalist hat die chinesischen Plätze besucht,an denen seine Landsleute vor dem Kriege kommerziellstark engagirt gewesen waren, um zu erkunden, inwie weit die alten Beziehungen wieder hergestelltseien. Die uns in der Uebcrsetzung vorliegenden Berichtelesen sich um so merkwürdiger, wenn man erwägt, wielange bei europäischen Völkern kriegerische Ereignisse aufdie gegenseitigen friedlichen Beziehungen noch nachwirken.Siehe Frankreich und Deutschland. Der Japaner abermeldet, daß er überall das beste Einvernehmen zwischenjapanischen und chinesischen Kaufleuten vorgesunden habeund wenn vom Kriege überhaupt ein merkbarer Einflußaus die beiderseitigen Beziehungen ausgeübt worden, sichdieser in einer noch größeren Zuvorkommenheit äußert.Aber auch das offizielle China bemüht sich, die alteGegnerschaft durch eine ritterliche Courtoisie vergessen zumachen, zu welcher das christliche Deutschland sich erst inallerjüngster Zeit hindurchgerungen hat. Als einen Beweisdieser Courtoisie erzählt unser Gewährsmann, daß, als dieGattin des japanischen Gesandten am Hose zu Peking aufder Reise zu ihrem Manne in Tientsin eintraf, der Vize-könig von Petschili, Li-Hung-Tschang's Nachfolger, sie mitsürstlichen Ehren empfing. Salvtschüffe begrüßten dasnahende Schiff und am Landungsplatz war eine Ehrenwacheaufgestellt.Auch Li-Hung-Tschang selbst paßt in den Rahmen diesesBildes. Man bat ihn den chinesischen Bismarck genannt.Nun? Bismarck, der Deutsche und Christ, hat den Kull-mann, der auf ihn geschossen, im Zuchthaufe verenden lassen.Li-Hung-Tschang, der der Nation angehört, vor welcher dieVölker Europas ihre heiligsten Güter wahren sollen, hatfür den Fanatiker um Gnade gebeten, der ihn in Schiino-noseki auf das Schmerzenslager geworfen hatte. Tiejapanische Regierung hat dieser Bitte, um ein Exempel zu