Einzelbild herunterladen
 

Jana Späte Gühne.

Für den Waldenburger Standal.

Das Reichsgericht hat die Revision des Bankiers Theodor Rathke verworfen, der vom Berliner Landgericht I am 5. März 1930 megen Betruges und Depotvergehens zu sieben Monaten Ge­fängnis verurteilt worden war. Das Urteil ist damit rechtskräftig. Es handelt sich um den bekannten Skandal bei der Anleihebeschaffung für die schlesische Stadt Waldenburg. Rathke hat sich zu un­gunsten dieser besonders schwer leidenden Stadt einen erheblichen Vermögensvorteil verschafft.

Rathke war im Jahre 1925 auch Prokurist der Raiff eifenbank und als solcher in dem Raiffeisen Standal schwer belastet. Er hat unter Ueberschreitung seiner Vollmachten als Börsenvertreter zusammen mit einem Bankier Fabian und dessen Konsortium der Raiffeisenbank die Aktien der Königsberger Ost­wolle"( nicht zu verwechseln mit Lahusens Nordwolle") zu einem vielfachen Ueberpreis angehängt. Die Raiffeisenbank hat für die Attien, deren Wert nur knapp eine Million betrug, etwa sieben Millionen Mark zahlen müssen. Rathke hat von dem Fabian- Kon­sortium ein zin slofes Darlehen über 40 000 Marf offenbar als Gegenleistung dafür bekommen, daß er der Bank diese Aktien andrehen half.

Seltsamerweise hat die Staatsanwaltschaft es nicht fertig be­fkommen, wegen dieser dunklen Angelegenheit ein Strafverfahren in Gung zu setzen. Rathke kommt mit sieben Monaten Gefängnis außerordentlich billig aus seinen diversen Schiebereien heraus.

Grenzen der Macht.

A

zur Garderobe

24

LANDTAG

Klagges

Klagges: Bis in den Landtag fann ich ihnen nicht folgen, auf der Straße haben sie Mäntel an, gegen fowas ist auch der größte Diftator der Welt machtlos."

Vorbereitung zum Bürgerkrieg.

Geheimbefehl an die SA.

Schneidemühl, 18. Dezember. Der staatliche Polizeidirektor, der vor einigen Tagen eine über­raschende Durchsuchung des hiesigen S.- Heims haffe vornehmen und das Heim daraufhin hatte schließen lassen, begründet diese Maß­nahme mit einem Befehl des hiesigen Sturms 66 der S., în dem es u. a. heißt:

Richard Billinger  : Rauhnacht"

Staatstheater

ſpiel.

Das ist die Geschichte eines Jrrsinnigen, doch es ist ein ver­dammt ausgeflügeltes Kinostud, trotz der einleitenden Atte, die ganz auf natürlich feit gebaut und darum am besten sind. In diesen Aften reden die Bauern beinahe echt, fie reden saftig und sogar humorvoll. Das hat Billinger   also schon gelernt. Kommt es hernach auf den Sinn an, dann verkümmert und verkrüppelt aller­dings, was sich anfänglich so gesund gab.

Alles, was zum Handwerklichen gehört, versteht der öster| Kreszenz an. Der bäuerliche Razenjammer beschließt das Trauer­reichische Bauerndichter Richard Billinger  . Von allem, was zur Sunft, zum Dichten, zur Hellsichtigkeit, zum Prophetentum, zur unterirdischen Seelensprache gehört, besigt er feinen Schimmer, dieser lyrische Dilettant, dieser Volksliedfreund, dieser grübelnde Außenseiter, auf den sich die ausgehungerten Talentefucher stürzen. Ja, wenn Billinger  , der als Bauernsohn und Dorfzigeuner ein interessantes Privatleben zu führen scheint, und der sich auch der Bühne als ein stämmiger Tirolerfoloß präsentiert, ein wirklicher Außenseiter wäre! Wenn er unabhängig vom Lehrstück und Zeit­Stück ein Stück Ewigkeit gepackt, gemeißelt und gemeistert hätte! Aber das konnte er nicht. Es hat in ihm geanzengrubert und Aber das konnte er nicht. Es hat in ihm geanzengrubert und geschönherrt und auch gezudmaŋert, er hat sich vollgefogen mit Literatur, der naive Dramatiter. Er hat die bäuerliche und die großstädtische Literatur angeborgt, allerdings auf eine sehr anstän­dige Weise, dankbar und schülerhaft. Was er dann aus Eigenem dazu gab, Hand aufs Herz, es ist tnabenhafte Geschwollenheit. Das Dorffino hat ihn wild gemacht.

Kreuzhalter, einstmals Missionar in Afrika  , tehrt heim in sein Land am Inn  . Er nistet sich ein im einsamen Bauernhaus. Er hat bei der Mutter und bei seinem Klostergenossen, dem Mönch, und in der ganzen Gegend einen schlechten Ruf, denn er beherbergt bei sich die Bagabunden. Er soll ein versoffener Sünder sein, ein gewaltiger Jungfernfipper, der drüben bei den Negern das Sodom und Gomorra der Berworfenheit studierte, anstatt frommen Neger feelenfang zu treiben. Jetzt ist Rauhnacht daheim, das heißt weih. nachtlicher Karneval, den die Jungen und Mädchen ausnutzen, um sich aneinander im Heu zu freuen. Das ist eine Gaudi für den Kreuzhalter. Er lädt die ganze verschnappte Bande zu sich. Und es passiert, es passiert

-

-

Das Dorfträmertöchtlerlein, die Kreszenz, Zögling der Kloster­frauen, wirft sich dem heidnisch verseuchten Kreuzhalter an den Hals. Er framt vor thr feine afrikanischen Zaubermasten aus. Er tanzt vor ihr den Negerzaubertanz. Er fleibet fie ins morgen. ländische Prinzessinnengewand. Die Kreszenz will ihn dafür sogar mit ihrer Nacktheit belohnen. Und hätte sie nicht tun sollen. Denn nun zeigt sich hinter der Bühne, Gott sei Dant, daß der Kreuz­halter wirklich ein verfluchter Teufel ist. Eine Jungfrau erst schänden und dann mit hundert Messerstichen umbringen, das hat er bei den Niggern gelernt. Blutig wird die Karnevalsrauhnacht und auch feurig. Das Mordhaus wird angesteckt. Das trockene Holz und das Strohdach lodern auf. Der Heide wird in den Strom geworfen. Als der Morgen da ist, hebt die Totenklage um die

Links Truppe."

Ein sozialist fches Kabarett.

Bor den Parteifunktionären stellte sich gestern abend im Städtischen Saal Neukölln zum erstenmal die Links- Truppe" vor, ein Kollektiv von Autoren und Kabarettisten, das ein fozia­listisches Kabarett gegründet hat. Hans Bauer, der Leiter des Kollektivs, will weniger nach außen wirken als innerhalb der Partei. Die Links Truppe" möchte ben fünstlerischen Teil, die Unterhaltung bei Bartelveranstaltungen bestreiten. Das Programm liegt in ben Grundlinien fest, wird aber jedesmal mit Attualitäten frisch aufge­füllt. In fatrischer Form soll zu den politischen und wirtschaftlichen Ereignissen Stellung genommen werden. Die Mittel des Kabaretts sollen in dem Kampf für sozialistische Kultur eingesetzt werden.

Die Idee ist gut, und die gestrige Veranstaltung bewies, baß diese Idee auch wirksam in die Tat umgesetzt wird. Man vermeidet tie üblichen Kabarettmäßchen Hans Bauer ist ein wißiger Con­ferencier, ein Satiriker, der sofort den Kontakt mit dem Publikum findet. Man fühlt bei allen Programmnummern, daß hier nicht Außenstehende arbeiten, sondern daß die Vortragenden Sprachrohr der Versammelten sind. So, wenn Martha Jahn Dichtungen von Schönlant oder Peter Banter spricht. Durchglüht von dem Feuer der sozialen Anflage und bebend vor bramatischem Ausdruckswillen. So, wenn Eva Gottgetreu politische Chansons singt mit wißiger Pointierung und in geschliffener Form.

Zu einer illustrierenden Conference Gero Hochbergers zeichnet Werner Saul in fürzester Zeit Karikaturen auf Zeitgrößen jeder Art. Bruno Schönlant trägt eigene Dichtungen vor, die in gestrafftem Rhythmus die Not der Arbeitenden verkünden, und Josef Maria Frank   lieft ein Kapitel aus seinem neuen Roman

politischen Berwirrungen, gestaltet in überlegenem Stil.

Der Kampf um den Sieg unserer Bewegung, um die Er­greifung der Macht zur Reffung unferes Baterlandes ist in ein neues Stadium getreten. Unsere Bewegung läßt sich durch nichts mehr aufhalten. Die Berhältnisse drängen zur Entscheidung. 3m wahrsten Sinne des Wortes wird zum letztenmal Sturm­appell geblafen und der Ausbau der S2. nach ver­schärftem Befehl vorgenommen werden. Die SA. wird aus- Bolt im Fieber", der ein Jahr Deutschland   behandelt mit allen gebaut und für die Aufgabe, die fle zu übernehmen hat. reif gemacht. Durch die Schaffung unferes neuen SA.­Heims ift es uns möglich, den 52.- Dienst stramm und pünktlich abzuhalten. Kameraden, die Entscheidung ist nahe. Die SA. macht diesen Winter die Ausbildung durch, die sie in die Cage verscht, tommenden Aufgaben gewachsen zu sein. Sturm 66 macht regel­mäßig Dienst jeden Dienstag und Freitag, 20.30 Uhr, im S2.- Heim ufw."

..Es unterliegt nach diesem Sturmbefehl", so heißt es in der amtlichen Mitteilung weiter, feinem Zweifel, daß das neue S.­Heim als Ausbildungs- und Sammelstätte für die S., als der militärisch organisierten Kerntruppe der NSDAP  . zur Uebernahme besonderer Aufgaben bei der beabsich­figten Machtergreifung dienen foll."

"

Zwei Sfetche Alles mird entlaffen" und hoher Besuch bilden Auftakt und Abschluß. Gut gemachte, unter haltende Zeitgloffen mit Situationsfomik und Wizzer Albert Prejean  

in Berlin  .

Gastspiel im Kabarett der Komiter.

―t.

Wir fennen und lieben ihn schon eine ganze Weile von seinen Filmen her: Unter den Dächern von Paris", Eine Razzia in Paris".( Man spielt übrigens ihm zu Ehren jetzt in der Kamera Unter den Dächern von Paris".) Nun steht er por uns auf der Bühne, ganz anders, als ihn mancher sich vorgestellt hat, schlicht

Das hat der Regisseur Fehling auch gespürt und eine realistische Bauernparade aufgezogen und von seinem Maler Rochus Gliese   die optische Atmosphäre schaffen lassen. Seine Schau­spieler hat er prachtvoll auf das Heimatliche dressiert. Lauter glänzende Episodenspieler: Patry ein imposanter Mönch, Maria Mayer eine Dorfträmerin von ausgezeichneter Dialettit, Maria Schanda   ein resches Wiener Dienstmädel, Müthel ein echter Kriegsinvalide mit ergreifendem Nervenanfall, Fräulein Koppen­höfer ein prächtiger Trampel von Stallmagd, Wolfgang Heinz  ein blutrünstiger muskulöser Metzgerbursch, Ferdinand Hart ein entzückend böhmakelnder Gendarm und schließlich Rosa Pategg. die als Bäuerin mit unerbittlicher Zungengewandtheit und Bor­niertheit unvergeßlich bleibt. Werner Krauß  

und Luise Ulrich   spielen den schwierigsten, den pathologischen Teil des Schauspiels. Der Lustmörder und sein jungfräuliches, wenn auch zur Aufopferung gern bereites Opfer. Das Dialettische flingt heimatlich rührend aus dem Munde der jungen Künstlerin. Sie zittert in jener Sündhaftigkeit, die heilig scheint, weil sie aus dem Urtrieb tommt. Zusammenklingt die Sünde mit dem Engelhaften. Und Krauß, mit Halluzinationen heimgesucht, ein Bisionär und ein Verbrecher, ein armer Schächer und ein Ungeheuer. Es Lodt den Schauspieler, die pathologische Studie zu sublimieren. Doch alles bleibt nur Studie und Versuch, alles bleibt nur Baune, nur etwas Abgeschmacktes, nichts erschüttert. Der Darsteller meint, etwas Großartiges gefaßt zu haben, doch er irtt sich. Ein Stumpffinn, ein flinisches Tollheitsmonstrum ent­steht Das regt nicht auf, das geht auch nicht tief.

Man fragt sich: warum das? Der Birtuose kapriziert sich auf eine Rolle, die gar feine ist. Db Billinger eines Tages Bauern­stücke ohne Großstadtpfiffigkeit und ohne Kinoraffiniertheit schreiben wird, das läßt sich schwer entscheiden. Immerhin find beträchtliche Anlagen da, aber sie stecken noch ganz im Geheimen und Groben. Der Naturalist und Naturbursche Billinger ist noch gar keine Natur. Max Hochdorf  .

und herzlich, ein wenig befangen, freudig bewegt von dem glänzen­den Empfang, den das Publikum ihm bereitet. Und dann singt er mit feiner fleinen, fast zarten Stimme, die soviel Weiches und

Syrisches hat, seine bekannten Chansons. Ralph Erwin   begleitet ihn am Flügel und es fehlt nur das eine, daß das Publikum den Refrain mitsingt. Die Drehbühne mit den milieuechten Defora­tionen von Krehan gestattet dem Boltsfänger, an den verschie­denen Schauplägen seiner Filme aufzutreten. Alles ist entzückt, zumal wenn er einen Schlager von Kurt Robitscheck ,, Ich lieb Dich" auf deutsch   zu singen versucht.

Brejéan ift die Ueberraschung in dem reichhaltigen Programm, das außer bewährten Repertoirsachen( Lotte Wertmeister und Hugo Fischer Köppe   auf ihrem urberlinischen Sonntags­ausflug, Willy Rosen   mit neuen Schlagern, d'Anselmi als Bauchredner) ein paar nette glänzender neue Barieténummern bringt. Die 2 Armins find wirkliche Afroboten, die in gefälliger Form schwere Arbeit zeigen, Florence Forman und Erika Rénal zeigen neue Tänze. Wallburg gibt in einer Satire von Rip eine seiner Hezrollen mit neuer Variante. Und Paul Nikolaus   umgibt alles mit seiner mizigen Einführungskunst. Eine preiswerte Vorlesung über den Schlager gibt es obendrein.

d.

Professor Bennewitz   von Coefen gestorben. Am Mittwoch ist in Stettin   der Maler Professor Carl Bennewitz von Loefen, ein ge­borener Berliner  , im 76. Lebensjahr gestorben. Er war der Sohn eines ebenfalls über die Grenzen seiner Heimat bekannten Land­schaftsmalers. In der Nationalgalerie ist er mit einem Bildnis seines Vaters vertreten.

Der größte Mammutzahn. Unter den Neuerwerbungen, die für die naturhistorische Abteilung des Britischen   Museums in London  gemacht wurden, befindet sich ein Mammutzahn aus Sibirien  , der eine vortreffliche Erhaltung aufweist und 425 3entimeter lang ist. Dieser Riesenhauer soll nach einer Angabe in dem neuesten Bericht des Britischen   Museums der größte Mammutzahn sein, der bisher aufgefunden worden ist.

,, Pünktchen und Anton  " von Erich Kästner   gelangt im Deutschen  Theater am 19., 20., 25., 26. und 27. Dezember zu fleinen Breisen als Kindernachmittagsvorstellungen( Beginn 3.30 Uhr) zur Aufführung.

Das Museum der Staatstheater, Oberwallstr 22, ist von 11 bis 1 Uhr geöffnet. Jeben ersten und dritten Sonntag im Monat unentgeltlich. Wochentags 25 Pf.

Hänsel und Gretel" wird in der Städtischen Oper wieder

Sonntag um 2 Uhr aufgeführt.

Der Blaue Vogel" veranstaltet ab 19. Dezember Kleinkunstnachmittage für die Berliner   Jugend. Einaktige Szenen von Goethe, Lessing. Molnar und anderen Autoren werden mit folistischen Darbietungen abwechseln.

Edellikör

Goldkirsch

in 600 Meyer- Filialen

Keine Feier ohne Meyer Hermann Meyer& Co. Act. Ges

0,43 1,25

2,35

4,40

o. Fl.