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Beilage

Freitag, 18. Dezember 1931

palano? de obsDer Abend

Reiseabenteuer zu

Vorläufiges zu einem Wohnungswechsel/

Man nimmt sich drei Straßen weiter weg wieder ein ebensolches, alle Welt beherbergt habendes, olles Mietezimmer( in dem man nun einmal zu wohnen verdammt ist) und man soll froh sein, daß man's hat, aber man fann... wenigstens ich eingerofteter Erglobetrotter, kann durch den Umzug die Sensation einer wirt­lichen Reise erleben. Die neue Umgebung, ich empfinde sie anfänglich wie ein fremdes Land, ein neues Weltbild. In der neuen Nachbarschaft, im neuen Hause, wo ich meinerseits als Unbekannter, als Fremder empfunden werde, erlebe ich, ja, ich er= lebe sie wieder, erlebe sie wirklich: Reise abenteuer.

Erste Eindrücke.

Hause

Von Heinrich Hemmer

Coll- und- Haben- Geficht bis spät in die Nacht hinein da, gustierend, faltulierend, spekulierend... profitierend?? Ich werde es alles miterleben, bis es mir alles gleichgültig geworden sein wird: Bücher, Buchstaben, Laden.

Spalausgabe des Vorwärts

Sachlichen, immer Ruhigen, die mich seit einem Jahr bedient hatte. Ich mache zum erstenmal den Mund auf und frage( wie ein sich in nahegerücktem Milieu anbiedernder Tourist), ob denn das kleine Fräulein schon dem Weihnachtsmann geschrieben hätte... nein? und warum nicht, habe sie teine Wünsche? Die hätte sie wohl, fagte sie mit veränderter, vom Verkaufen zum Menschsein über­erfüllen! Ich betrachte die schon so jung ihr Leben Verdienende, schlagender Stimme, aber wer in aller Welt solle ihre Wünsche schon wieder bei einem andern Kunden Stehende( neulich ist eine beim fünfhundertsten ohnmächtig zusammengebrochen), von der Seite und dente: wenn die wahrscheinlich bescheidenen Wünsche so eines Mädchens nicht erfüllt werden, vor die alles hinzubreiten eine Freude sein müßte, wie steht es also mit den von der Natur ver fürzten und vom Leben aufgeriebenen, denen Menschenpflicht schenkt- wenn man schenkt...

Die alte Heimat.

man nur au3

Das große Verkaufshaus, in dem ich gedankenlos schon lange meine kleinen Tageseinfäufe besorgte, sehe ich, in den Brenn­punkt gerückt, wie es ist, jetzt aus unmittelbarer Nähe Menschen fressen und ausspeien; faufträftige, faufschwächliche, faufunfähige, nur einfach frierende und kaufenzuguckende. Mir scheint, als höre ich den ganzen Tag Geld klimpern und Backpapier knittern, jeden­falls zwinselt mir die Weihnachtsverkaufmechanik noch des Nachts Jene andere, drei Straßen zurückliegende Welt, versinkt, mie ins Auge, wenn ich im Bette fiege. Ich sehe auch innen den Koloß meine australische Adoptivheimat beim Ausfahren des Dampfers mit anderen Augen an.. starre etwas beunruhigt auf die aus- hinter mir versant, erinnerungsträchtig, aber( bis zur Zeit, da vieles gebreitete Menge der Wünsche, die man sich wünschen kann. Neue alt geworden) noch nicht erinnerungsreif... Ich flüchte Denke an geschriebene und ungeschriebene Wunschzettel, an hoff- mich in die neue Heimat, wohl wiffend, daß bei allen Wanderungen nungslos Wünschende und gar nicht zu wünschen Wagende... und etwas ebensowohl verloren gegangen als gewonnen wurde... und mie geschmacklos dieses emige Vor- die- Nase- Halten von wünschens: wird, bis das letzte Licht erloschen ist am abgeräumten Christbaume merten Dingen denen erscheint, die sie nicht schenken oder geschenkt des Lebens. Ich flüchte wieder vorwärts, weil man nicht rüd­wärts gehen kann. Ich hoffe wieder, weil man nicht hoffnungslos Danke, Fräulein", sage ich zu der immer Gleichen, immer leben kann. Ich erlebe Reiseabenteuer zu Hause.

17.

Da ich vorerst mit nichts anderem als zwei uneingerahmten Delgemälden anlange, werde ich von der mir fremd und gleichzeitig aus irgendwelchen fernen Erinnerungen her vertraut vorkommenden schneeweißen Erfängerin, in deren Domäne ich eingewandert bin und mein Leben weiter leben soll, als ausgesprochener Erote empfunden. Sie studiert, sich vorsichtig vorwärts tastend, die Gewohnheiten des wie aus dem Mond Heruntergefallenen, und ich setze ein Bild von diesem weißhaarigen Schicksal aus Korridorstimmen und-begeg- friegen fönnen... nungen zusammen: da tritt, lampenanschraubend, der erste Be= wohner in Erscheinung. Aus welcher Welt stammt aber der geschäfts­mäßig Tuende, daß er, wie er sagt, einen Roman unter der Feder hat, und wer soll heute(!) so einen Roman abdrucken? Erster Irrtum auf neuem Boden. Nach einem Telephongespräch am nächsten Abend händige ich dem Einheimischen einen Zettel ein: Ihr Roman wird bestimmt abgedruckt." Der solide, wie ein Ober­buchhalter Aussehende, hat zweitausend Mark auf ein beim Pariser Rennen gestürztes Pferd verwettet, bei einer Glückssträhne neulich aber zwanzigmal soviel gewonnen. Für dergleichen ist noch Inter­effe vorhanden!

Ueberhaupt: dieses Telephon vor meiner Tür verbindet auch mich mit den Verbindungen meiner neuen Verbindungen( falls es nicht polypenartig in eines der Zimmer hineingezogen wird) und ich finde von einem neuen 3entrum aus wieder die alten Zusammenhänge, die Identität des so mannigfaltigen Lebens in verschiedener Form. Eine zierliche, lächelnde, mit einem Schoßhund behaftete Dame hat spize, scharfe Töne der Unzufrieden­heit für einen männlichen Anhänger, der, er, trotz aller Mißbilligung boch schließlich nicht endgültig abgehängt zu werden scheint. Warum, ihr Götter des fremden Landes? Und mit einem Schoß­hund habe ich überhaupt noch nicht in engerer Domäne zusammen -gehaust, sondern( zulegt) mit Katzen.....

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Und ich habe zuletzt fobaltblau gewohnt und jetzt wohne ich schokoladebraun... und dieser neue Platz vor meinen Fenstern, an dem mich­ganz unvermutet die soeben ausprobierten Lichter eines städtischen Christbaumes begrüßen, um den sich ein nur eben halb entfalteter Markt von Privaten auftut., an dem Jungens fich in( gegen unfere gerechnet) glückseligen Streitigkeiten herumbalgen.. Bom spezifischen Winkel meines Auslugepostens besehe ich mit neu­gierigen Sinnen, wie ein Berlin   erlebender Amerikaner, die neuen geometrischen Figuren der alten gelben Trams und Omnibusse, sonderbare neue grüne Tarimafsierungen und Fluchtlinien und ori­ginelle schwarze Fußgängerzeilen und Einzelfapriolen: einen neuen Himmel, eine neue Erde sehe ich, neue Lichter, neue Konturen bis es alles wieder hinter das Groschen sammeln zurücktritt, das emige, leidige, immer selbe, immer Problematischere. Und dieses

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Alfred Ehrentreich  :

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Begegnung mit Henry Guilbeaux  

In einem neuen Europa   wird sein Name einen verwandten| Klang haben wie der seines aufrichtigen Freundes Romain Rol­ land  . Noch ist die Odyssee seines Lebens nicht beendet, noch lebt er, trok gastlicher Aufnahme in unserem Lande, in armseliger ,, Ber­bannung", und er gehört nicht mehr zu den Jüngsten. Sein viertes Jahrzehnt ist hoch überschritten, in das helle Haar mischen sich Gilberfäden, der mühselige Kampf um die Existenz, fern von den Ursprüngen, ja, die Mittellosigkeit bedrückt ihn schwer; aber noch ist der Schwung des Herzens ungebrochen, noch spricht aus dem adler­scharfen Profil ein solcher Elan von Vitalität und Tatendrang, wie er fich nur zwischen zwei so gewaltigen Polen   mie Rolland   und Lenin  , den beiden Freunden seines Lebens, spannen konnte. Man lauscht dem Abenteuer dieses mutigen Lebens mit verhal­tenem Atem. Wie er, der junge Generalsekretär der Revue ( Mondiale) im Hause Rodins mit Rainer Maria Ritte zusammentrifft, dessen erster Uebersezer in Frankreich   er wird. Wie er in einer anderen Redaktion mit dem eben zurüdgewiesenen Frans Masereel   zusammentrifft, intiutiv seine Begabung ent­deckt und ihn als erster in der Deffentlichkeit durchsetzt. Die große Linie feines Lebens, Frankreich   und Deutschland   in der Idee zu sammenschmieden, wird deutlich, von jenem ersten Gedichtbande Berlin  "( 1907) an über feinen Hymnus auf den allverbinden­den Rhein  ( 1916) bis zu feiner letzten langen Zuflucht in der Haupt­stadt. Für diese Idee hat er gefämpft und gelitten, auch der Krieg hat sie ihm nicht entrissen, eher bekräftigt; 1915 geht er als Sekretär der Zivilabteilung des Roten Kreuzes nach Genf  , er schlägt sich auf die Seite des in Frankreich   verfemten Romain Rolland  , er gründet für den europäischen   Gedanken eine eigene Zeitschrift ,, Demain"( morgen)( 1915-1918), deren Mitarbeiter wirklich die

Idealismus verkörpert, der die starren materialistischen Doktrinen zur wirksamen Lebenspragis zu gestalten weiß. Ohne diesen Idea­lismus drohe der marristischen Lehren drüben die geistlose Ver= flachung und schematische Mechanisierung, die wir Amerikanismus heißen. In Rußland   vermag Guilbeaur Hunderte seiner Lands­leute, Verdächtige und Verurteilte, durch Fürsprache vor dem sicheren Tode zu retten. Diese noch wenig bekannte Seite seiner Wirksam keit wird in diesen Wochen ein Buch von Maurice Parijanine   in Frankreich   zur Geltung bringen: Des Français en Russie( Fran­zosen in Rußland  ).

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in

Ergriffen folgt man dem weiteren Berichte Guilbeaug': feiner Zusammenkunft mit Berhaeren, in welcher der Belgier  Kriegszeit unter Tränen gefteht, wie tief er Deutschland   geliebt und wie schwer sein Gewissenskampf gewesen sei: allerdings einen Deutschen   möchte er nach dem Chaos wiedersehen, wenn nicht Stefan 3weig, so doch sicher Riffe. Briefveröffent­lichungen und Erinnerungen Guilbeaug' werden demnächst nach dieser Richtung noch ganz neue Aufschlüsse geben. Wir hören Verdächtigung durch die Patrioten als Kommumist, und durch die meiter von seinem unerschrockenen Kampf für den Frieden, seiner Kommunisten als Troglift. Ich bin nichts von dem. Ich stehe über jeder Partei!" Aber sein Herz schlägt für die sozialistische bee Trennung hat er innerlich nie überwunden. Seine Freunde find Seine Sehnsucht hängt am Heimatboden. Die 15jährige für ihn, den ekstatischen Lyriker im Sinne Verhaerens und Whitmans ( auch ihm widmet er eine Studie), den Ideenfämpfer und Reporter des neuen Europa   in letzter Zeit besonders eifrig eingetreten: Es bildete sich ein Comité pour le Retour d'Henri Guilbeaux en wir Namen wie die von Duhamel, Bidrac, Dujardin, Jean Richard Bloch und Torrès, dem bedeutendsten Rechtsanwalt Frank­ reichs  , der Guilbeaug Sache in die Hand genommen hat und ihn wahrscheinlich in wenigen verteidigen wird, wenn der Dichter in das Land zurückkehrt. Möge eine gerechte Amnestie dann dem modernen Frankreich   Ehre machen.

buchstäblich andere Licht, in dem ich auch in mich hinein die Dinge Männer von morgen sein sollten: Rolland  , Barbusse, Russel, Mac: France  "( Komitee für seine Rückkehr), und außer Rolland   finden

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sehe; der andere Stand- und Sizpunkt, die neuen Anlehnungs- und Abrüdungsgelegenheiten, das Jedermannsbett, das, wie eine Bark­bant, jedermann besondere Träumercien just hier eingibt.... bis man alles gewohnt ist; dieses besonders funktionierende Großberliner Brausewasser, diese wieder einmal nach anderen Speisen duftende, von wieder doch nicht so sehr anderen Frauengesprächen wider­hallende Jeder fraus Kochstelle, in die ich mit den alten Pfannen hineinhusche, wenn alle neuen Frauen draußen sind, diese, mich zeitlos Lebenden hier außen und innen anstarrenden vielen 3iffernblätter! Und die besonderen elektrischen Klingel­3iffernblätter! Und die besonderen elektrischen Klingel: zeichen: auf dreie hintereinander kommt zur weishaarigen Groß­mutter des Gesangs eine Frauenfnospe von blondem Enkelkind ( denn sie scheinen einer den anderen zu stüßen im Leben: die davon schon etwas zuviel Habende und die noch zu wenig davon Ber-­stehende, und man hört ein helles Stimmchen)... und wenn's Mon­tag ist, bimmelt die einzig übriggebliebene Schülerin- Veteranın, und am Dienstag brät das alsdann frei( von ich weiß nicht was) seiende Fräulein mit dem Schoßhund ein Huhn, sonst ist's gar nicht Dienstag, und am Mittwoch liegen alle Knochen des wahrscheinlich im Beisein des Schoßhundes verzehrten Huhns wie poliert im Müll­eimer. Tja! Es ist eine neue Welt, in die ich da, wie in Hongkong  , wie in Tonting, hineingeschneit, respektive geschmitzt fam... in der man wieder erlebt( wer überhaupt erlebt) und sich ändert, immer wieder wird man ein anderer, um die Stadt, um die Welt, bis man schließlich merkt, daß das und der neue, der und das alte ist.

Ausflüge in die nähere Umgebung. Benn ich aber jetzt( an einem siebenzimmerigen Vakuum vorbei) über einen ebenfalls or a un gestreiften, von ganz besonderen Tritt­attumulationen beschnitzten und davon wieder nach spezifischer Bortierart gereinigten Läufer auf den unübersehbaren Platz hin­austrete, den die BVG.- Schaffner mit einem Wort erledigen( weil er für diese nur Ein- oder Aussteigen bedeutet): so bin ich plöglich wieder im überbekannten Berlin   erschlagen und zugenäht vom Alltag, und es ist cus und vorbei mit der Reise und dem Abenteuer. Vorerft. Dann fällt mir auf, daß es nicht das Neue, sondern das in spezielle Reichweite gerückte, neue Nachbarschaften, neue Freund schaften und Feindschaften versprechende Alte ist, das mich in abenteuerhafte Stimmungen versetzt und reisemäßige Eriebnisse und Erkenntnisse zeitigt.

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Dieser blau in blau dekorierte funfelnagelneue Ketten­bücherladen, am Haustor, den ich so oft achtlos passiert hatte, führt, wie ich jetzt entdecke, spezialwissenschaftliche Werte( mehr oder weniger wissenschaftliche, aber unbedingt speziale), eine unser intimites Leben behandeinde Lektüre sucht hier zu gleich anfänglich ,, tief" herabgesetzten Preisen intereffierte Käufer. Ich kann von früh am Morgen bis tief in die Nacht die Wirkungen dieses Spezial­angebotes auf spezielle Menschen machen. Zwei. vorüber­trippelnde Fräuleins stoßen einander fichernd an, allerhand Männ­lein werden angezogen, stehen in Gruppen. Ein noch immer nicht ausstudierter Greis steht forschend im Laden und hebt die Brille über einem Text. Der Inhaber steht untangiert mit einem

donald, Gorki, Lenin  , Lunatscharsti, Ken, Stefan Zweig  , Leonhard Frank Bon dem Augenblick an wendet sich das offizielle Frankreich  gegen ihn: man macht ihm den Prozeß auf Hochverrat und verurteilt ihn zum Tode im März 1919, und in den Tagen Clé menceaus war das feine leere Geste. Wiederholt sitzt er in schweize= rischen Untersuchungsgefängnissen, Auslieferung droht, da entweicht er nach Rußland  ; der Kreis der russischen Emigranten und So­zialisten, dem er in der Schweiz   nahegestanden, hat dort jetzt die Führung. Wöchentlich mehrmals begegnet er Lenin  , für den eins feiner Bücher zeugt. In ihm fieht er jenen opfer- und todesbereiten

Dr. Bruno Borchardt  : Tell Halaf  

Was bedeutet Tell Halaf  ? Tell   heißt auf deutsch   Hügel; der schaft schon vor 32 Jahren bekannt geworden, er liegt im nördlichen als Tell Hala   f. bezeichnete Hügel ist der archäologischen Wissen­Mesopotamien an dem Flüßchen Chabur  , einem Nebenfluß des Euphrat  . Damals wurde der Orientreisende und archäologische Forscher, der im diplomatischen Dienſt ſtehende Freiherr Mag merksam und darauf, daß in ihm uralte Kulturstätten verborgen von Oppenheim, durch einen Zufall auf diesen Hügel auf liegen, deren Ausgrabung neues Licht auf die älteste Geschichte und Kultur in Mesopotamien   zu werfen versprach. Ueber seine ersten Grabungsversuche und deren Ergebnisse machte er bereits im Jahre 1899 und etwas ausführlicher neun Jahre später in wissenschaftlichen Zeitschriften Mitteilung. Aber erst im Jahre 1911 verließ er den diplomatischen Dienst, um sich ganz der Ausgrabungsarbeit auf dem Tell Halaf   widmen zu fönnen. Die erste Grabungs kampagne tam gegen Ende des Jahres 1913 zu einem gewissen Abschluß. Die Wiederaufnahme der Grabungen im nächsten Jahr wurde durch den Ausbruch des Krieges verhindert, und auch lange Jahre nach dem Kriege mußte Oppenheim   auf die Ausrüstung einer neuen Erpedition verzichten. Erst nach dem Eintritt Deutschlands  in den Völkerbund konnte er daran denken und fand das größte Entgegenkommen bei den französischen   Behörden das Gebiet des Tell Halaf   war inzwischen aus der türkischen in französische   Oberhoheit übergegangen, es liegt ganz nahe an der Bagdadbahn  , welche dort die Grenze zwischen der Türkei   und dem französischen   Mandatsgebiet in Syrien   bildet. Die französisch syrische   Mandatsregierung erteilte ihm die Grabungskonzession für das gesamte Chabur Quellgebiet, und zwar nicht ihm persönlich, sondern auf seinen Wunsch der von ihm be­gründeten Freiherr von Oppenheim- Stiftung( Orient Forschungs- Institut) in Berlin  , wodurch die Weiterführung des Ausgrabungswertes auch nach dem Tode des Stifters gesichert ist. Die reichen Funde der sowohl 1927 als auch 1929 ausgeführten Grabungen wurden zwischen Herrn von Oppenheim und der Mandatsregierung geteilt. Bon denen der letzteren, die nach Aleppo  geschafft wurden, erhielt Oppenheim Gipsabgüsse, die er nebst den ihm zugefallenen Originalen nach Berlin   brachte und in einem

Monaten

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Ungern gibt man sich den Abschied: fiehe, das war ein Mensch. Im Gaftbuch lesen wir von ihm: Sans la France et l'Allemagne unies pas d'Europe."( Ohne die Einigung zwischen Frankreich   und Deutschland   gibt es tein Europa  .)

besonderen Tell- Halaf Museum" aufstellte( Charlottenburg  , Franklinstraße 6), mo sie unentgeltlich wochentags von 10-3 Uhr, Sonntags von 10-2 Uhr von jedermann besichtigt werden können. einem prächtig ausgestatteten Wert*) der breiteren Oeffentlichkeit Die bisherigen Ergebnisse hat Oppenheim nunmehr auch in mitgeteilt. Der erste Abschnitt dieses Wertes, Entdeckung und Aus­grabung des Tell Halaf  , ist eine reizvolle und spannende Reise­beschreibung, aus der man erkennt, mit welchen Schwierigkeiten ist und welche erheblichen Mittel zu seiner Durchführung notwendig ein falches Unternehmen, noch dazu in halbwilder Gegend, verknüpft find. Die Opfer und Mühen sind aber nicht vergebens aufgewendet worden, es ist im alten vorderen Orient eine bisher unbekannte uralte Kultur nachgewiesen worden, die bis ins vierte Jahrtausend v. Chr. zurückreicht und über viele funft­geschichtliche, ethnographische und religionsgeschichtliche Fragen neues Licht verbreitet. Aber selbstverständlich sind die Arbeiten nicht abgeschlossen; am Schluß seines Buches sagt Oppenheim: Der Tell Halaf   verlangt noch mehrere Ausgrabungskampagnen. unsere bisherigen Untersuchungen sind viele neue Fragen auf­geworfen worden", und entwirft dann ein reichhaltiges Programm für die ferneren Arbeiten im Chabur  - Gebiet, dessen zweite Haupt­stadt Fecheria ein noch größeres Ausgrabungsgebiet fein wird als die alte Tell- Halaf- Stadt. Der große Lebens- und Arbeitsmut des schon 72jährigen Forschers spricht sich in seinen Worten aus: Jetzt schon freue ich mich darauf, binnen kurzem wieder in die Wüste zu den mir lieb gewordenen Beduinen zurückzukehren, neue Forschungsreisen zu machen und noch manche Kampagne ernster Grabung auf dem Tell Halaf   und in Fecheria- Waschufani persönlich auszuführen."

Durch

Möge ihm diese Hoffnung erfüllt werden. Augenblicklich be= Bereinigten Staaten von Amerika  , um dort die Mittel für die findet sich der unermüdliche Mann auf einer Vortragsreihe in den Heimat Reich und Staat zu gewähren vorläufig wenigstens leider geplante Weiterführung der Arbeiten aufzubringen, die ihm in der nicht in der Lage sind.

*) Der Tell Halaf  . Eine neue Kultur im ältesten Mesopotamien  . 276 Geiten mit 131 bunten und einfarbigen Abbildungen sowie zwei Karten. Leipzig  , Brodhaus. 1931. Breis geb. 14 m.