Brüning an der Arbeit.
Die Ltniersuchung bei Schultheiß . Katzenellenbogea der Hauptschuldige. Der Schlllkheib-Prüfungsaustchutz Hot in semcm verichk, der am Freitag dem Atifflchlsral der Schulkheiß-Paheahofer- Breuerci A.-G. unterbreitet wurde, bei allcu ihm zur Kcnulnis gekommenen Geschäfksvorgängeu die Frage der veroniworlllchkeik und des Bestehens einer Ersahpflichl gegenüber Schultheiß geprüsl. Er ist der Sluffassung, daß die Gesamtvexantwortlichkeit Ludwig kaheuelleubogen trifft. Auch die übrigen Mitglieder des Generaldlrektoriums von Schultheiß feien mit verantwortlich. Eingehend erörtert wird ferner die Frage einer Verantwortlich- keit der im Aufsichtsrat vertretenen Bankiers und Bank» direkt oren. Abgesehen von der Frage ihres Verhaltens bei der Prospektaufstellung ist geprüft worden, inwieweit sie ihre Pflichten als Mitglieder des Aufsichtsrates etwa verletzt haben, indem sie weder bei den Fusionsverhandlungcn, noch späterhin von ihrer Kenntnis der schwebenden Engagements und der bereits eingetretenen Verluste aus den Aktienkäufen Gebrauch gemacht haben. Für Direktor Reinhart(Commerzbank) sieht der Prüfungsausschuß eine Entlastung darin, daß er selbst an den Ver- Handlungen über das Aktiengefchäft nicht teilgenommen und von den Ordnungswidrigkeiten in der Bilanz der Ostwerke, deren Aufsichtsrat er nicht angehört hat, nichts gewußt habe. Bei Jakob Goldschmidt (Danatbank) trifft bezüglich der Ostwerke das gleiche zu. Er hat allerdings an dem Aktiengeschäft selbst mitgewirkt, auch ist das Geschäft der Danatbank dem Umfange nach erheblich größer gewesen. Der Borstand wird wegen der Konsortialgcschäft« mit der Commerz- und Privat-Bank und mit der Danatbank in Verbindung treten, um auf dem Verhandlungswege zu einer für die Schultheiß- Patzenhofer-Brauerei-A�G. möglichst günstigen Entwicklung zu ge- langen. Die Gelbkreuz-Zeiiung. Die Gasmaske als Zukunftssymbol. Die Berliner „Kreuzzeitung " bringt in ihrer militärischen Vellage einen Aufsatz über„Gasschutz und-Gasabwehr", da es wahrlich an der Zeit sei,„sich endlich von den Nie-wieder- Ärieg-Phrasen freizumachen und dem Gasschutz sowie dem Lust- schütz überhaupt'erhöhte Aufmerksamkeit zuzuwenden." Die„Kreuzzeitung " versucht zu beweisen, daß ,chie moderne Gasmaske ein bequemes und in keiner Weise lästig wirkendes, absolut sicheres Schutzmittel" ist, muß aber das Zugeständnis machen:„An finanziellen Gründen scheitert jedoch die Einführung der Gasmaske für alle Schichten der Bevölkerung. Schwierigkeiten bereitet außerdem die Ausrüstung kleinerer Kinder und älterer Menschen, die bereits unter Atmungsbeschwerden leiden." Aber kommt Zeitung, kommt Rat. Und so dekretiert die Re- daktion, daß im Falle eines feindlichen Gasangrisss für die Armen, die Alten und die Kinder der Keller gut genug ist. Run, das Blatt der Abgedankten hat von seinem Standpunkt aus recht: da bei der neuzeitlichen Gastechnik, von deren wirklichen Fortschritten man sich nichts träumen lasten will, die Keller sowieso zu Katakomben, zu Massengrabern der Zivilopfer des Zutunftskrieges werden würden, ist es nur im Sinne der Ordnung, die auch vor dem Tode sein muß. daß die Leichen sich vorher im Grab in Reih und Glied ausstellen oder auch gleich hinlegen. Eine andere Läsung— etwa die, daß man daraufhinarheitet, dem Worte„Nie wieder Krieg" die mögliche Phraseichaftigkeit zu nehmen und ihm tatkräftig einen Sinn zu geben— weiß die ..Kreuzzeitung " nicht, da sie auf der anderen Seite weiß, was sie ihren Lesern schuldig ist. Die läßt ja auch sonst in kriegerischem Ton und strammer Haltung keinen Zweifel darüber, daß das Kreuz, nach dem sie sich nennt, nicht das Kreuz des Friedsnsfürsten Jesu. sondern das Eiserne der wilhelminischen Kriege ist. Aber warum nennt sich das Blatt im Sinne oder vielmehr Unsinn der von ihm propagierten Zukunft nicht konsequentenveis« gleich„Gelbkreuz- Zeitung"?_ „Lump und Derraier!" Wofür man in Preußen freigesprochen werden kann. In der Nummer 45 vom 18. Aprll 1SZ1 hatte die„Schildauer Zeitung" einen Aufruf des Ortsausschusses fürdas Stahl- h g lm- B o lk s b e g e hren„LanMagsauflösung" veröffentlicht, in welchem es u. a. hieß: . Wer sich aichk in die Listen zum Volksbegehren cinlrägl, der ist ein gemeiner und seiger Lump, ein erbärmlicher Verräter an feinem preußischen Valeriond. Wer will in der Gneisenau-Stadt solch Lump und Verräter seln? Niemand außer den w e n i- gen roten Gesellen, die unsere Heimat zerreißen und vergiften wollen.. Trotz eines entsprechenden Antrages der Republikanischen Be- schwerdestelle Berlin griff zunächst der Oberstaatsanwalt in Torgau nicht ein, sondern stellte unter dem 8. Mai das Verfahren ein. Dann behandelte der preußische Ministerpräsident Braun, dem von diesem Vorfall Kenntnis gegeben worden war, die Angelegenheit in der Plenarsitzung des Landtages und nunmehr erhob der Oberstaatsanwalt Anklage gegen Verfasser und Verbreiter des Aufrufs, nämlich den Zeitungsverleger Busteniu» und den Landwirt Lehnert.(Letzterer war Obmann für das Bolksbegehren in Schlldau.) Sowohl das Große Schöffengericht in Torgau als auch jetzt die Große Strafkammer in Torgau sind zu einem F r e i f p r u ch gelangt mit der Begründung, daß der Aufruf gar nicht an die Gefamtheir der Schildauer gerichtet fei, sondern nur an diefenigen, die parteipolitisch den Angeklagten nahestanden. Es lebe die Gerechtigkeit von Torgau !
Zur Klärung. Grundsätzliches zur sozialdemokratischen Politik. Im Dezemberheft des wissenschaftlichen Zentralorgans der Partei„Die Gesellschaft" untersucht Kurt W i l t. die Krise des Parlamentarismus in ihren Auswirkungen auf die politische Haltung unserer Partei; ein ausgezeichneter Aufsatz von Otto Mänchen-Helfen beschäftigt sich mit den Hintergründen des chinesisch» japanischen Konflikts: Richard Seidel legt eine materialreiche Untersuchung über die Stellung der Gewerkschaften in der Krise vor, während Fritz Naphtali sich mit der öko- nomischen Problematik des Nachlriegskapitalismus auseinandersetzt. Auch das Dezemberheft der„Neuen Blätter für Sozialismus" ist auf die grundsätzliche Klärung der gegen- wältigen Situation abgestimmt. Nur zwei Aussätze' seien erwähnt: Eduard Hei mann beantwortet die Frage:„Warum SPD ?", in dem er die Forderung der Stunde ausspricht, in einem klaren sozialistischen Programm die antikapitalistische Mastenstiinmung für einen schöpferischen Sozialismus auszuwerten. Auch der Artikel„Polllit und Agitation" von Walter Glenlow(?) ist, von gelegentlichen polemischen Entgleisungen abgesehen, recht beachtenswert.
«Dieser Stuhl wackelt. Ich werde den Zinsfuß um einiges absägen."
„Meder stimmt es nicht. Der Preis- Fuß muß gesenkt werden."
Kurz nach der Aufdeckung von Putschvorbereitungen in Ungarn erhielt der Gendarmeriegeneral Franz Schill ein« Borladung zum Untersiichungsrichter des Budapester Militärgerichts. Er wurde alsbald in Hast genommen. Die Regierung ließ verbreiten, daß diese Verhaftung mit dem Putsch nichts zu tu« hätte. - Dieser Tage wurde aus Budapest gemeldet, daß der General sich im Gefängnis erhängt hätte. Dar ungarische Journalist Ladislaus Fenyes, der fetzt als Emigrant in Wien lebt, stellt in der„Arbeiterzeitung" ou-f Grund seiner genauen Kenntnis des Vudapsster Militärgefängnisses zweifelsfrei fest, daß noch den ganzen Verhältnisten dieser Selbstmord unmöglich war; es spreche die größte Wahrscheinlichkeit dafür, daß Schill ermordet wurde,• weil er zuviel von den Zusammenhängen des ungarischen wehr- Ministers Gömbös mit den Pulschisten gewußt Hab«. Tatsache ist, daß sofort nach den zahlreichen Verhaftungen der
Voitsberger Handgranaten. Ins Rathans eingeschmuggelt. � Der schwere Zusammenstoß in dem steirischen Industrieort Voüsberg ereignete sich, als sozialdemokratische und dann auch hakentreuzlerische Versammlungsbesucher am Rathaus vorbeikamen, das von Gendarmen besetzt worden war. Sie hatten da» Tor auf- gesprengt, in dem spät abends leeren Haus« nach Waffen gesucht und in einem unverjperrten Raum halbnwntiert« Handgranaten gesunden. Während alle Eingänge des Rothauses bei Dienst- schluß gesperrt werden--- war der Zugang zu diesem Raum offen. Die Denunziation bei der Gendarmerie war gegen 9 Uhr abends erfolgt, als der Bürgermeister und sein Stellvertreter in der sozial- demokratischen Versammlung waren. Beide erklären, daß die Hand- granaten vorher nicht im Rathaus gewesen sind. Ein« zweite Waffensuche in Gegenwart der beiden Bürgermeister förderte lediglich die Dienstwaffen des 4. Geheimpolizisten zutage, der vor einiger Zeit abgebaut worden ist. -r- Die Bundesregierung hat den Landeshauptmännern die Weisung erteilt, alle öffentlichen Versammlungen und Umzüge bis zum 8. Januar wegen Gefährdung der öffentlichen Ruhe zu verbieten. pilsudstische Wahlfälschung. Altgalizien fibertroffen. Warschau « 19. Dezember. In der letzten Sejm -Sitzung vor der Weihnachtspause lehnte der Regierungsblock die Dringlichkeit eines Antrages auf Feststellung der Mißbräuche bei der Nachwahl in Przemyfl gegen die Stimmen sämtlicher Oppositionsparteien ab. Abg. Wawlowfki (Bauernpartei) führte aus, entgegen den Vorschriften hätte die Polizei die Wahlurnen vor der Zählung dem Sta» rosten gebracht. Auf diesem Wege, über die Polizeiwachen und Starosten sind geradezu Wunder geschehen: die Stimmen des Regierungsblocks haben sich ungeheuerlich vermehrt, während hunderte oppositionelle Stimmen auf einige Dutzend«, manchmal sogar auf Null zusammengeschrumpft waren! przemyjler Wahlhistorie. In altösterreichischer Zeit waren die galizischen Wahlen berühmt mtd oftmals Gegenstand«roßer Wiener Parlamentsdebatten.
„Merkwürdig,— jetzt ist eine Schrumpfung eingetreten. die ich doch gerade habe vermeiden wollen."
Putschisten behauptet worden ist, das Ergebnis dieses Umsturzes hätte eine Militärdiktatur dieses Herrn Göinbös fem sollen. Fast zugleich wird aus Budapest berichtet, daß Schill mit töd- liehen Schußwunden ausgesunden worden ist, nachdem zwei Olftfteso bei ihm gewesen waren. Ein weiterer schlüssiger Beuch s gegen ppen Selbstmord ist, daß die Leiche von dem örtlich zuständigen k a t h v � lischen Priester«ingesegnet worden ist, wahrend die katholische Kirch« dies sonst immer Selbstmorderleichen versagt Minister Gömbös Hot in den Wandelgängen des Parlaments erklärt, die angekündigt« Anfrage der Sozialdemokraten über den Tod des Gendarmeriogsnerals nicht beantworten zu wollen. weil es sich um ein schwelgendes Gerichtsverfahren Handel Man hat nämlich, als Schill seinem Ende nahe war, als Grund seiner Verhaftung angegeben, er hätte für Jugoslawien spioniert.?lber in dem gleichen Artikel schreibt Fenyes, daß Spionage die übliche Beschuldigung gegen Leute ist, denen man nichts Bestimmtes hewetsrn kann, die man aber vor ein Militärgericht bringen will-
Genosse Dr. Hermann L i e b e r m a n n, der spätere Märtyrer von Brest -Litowst und jetzige Hauptangeklagte im Warschauer Prozeß, erzählte bei solcher Gelegenheit vor bald 25 Jahren, wie gegen seine Kandidatur in Przemyfl Tote, schwerkrank Bettlägerige und Orts- abwesende zur Urne kamen, wie aber alles nichts nutzte. Schließlich beendete der Hauptwahlmacher Feuerstein als Vorsitzender der Zentralwahskommission die Stimmenzählung mit dem Ausruf:„Der Schlag soll ihm treffen!"—„Und jedermann wußte, wer gewählt war." fügte Liebermann unter stürmischer Heiterkeit hinzu. Im Brest-Litowsk -Prozeß hat der Staatsanwalt die Bestrafung der Angeklagten nach Paragraphen beantragt, die bis zu 15 Iahren Gefängnis vorsehen.
Australische parlameniswahl. Ausgang nach britischein Dorbilb. London . 29. Dezember. In Australien hat die arbeiterparteilühe Regierung Seullin gegen ein Mißtrauensvotum des Bundesporlament» an die Wähler appelliert. In der Neuwahl scheinen die Nationalisten und die Landpartei große Erfolg« auf Kosten der Arbeiterpartei zu erzielen. Das vorige Parlament bestand aus 35 Arbeiterporteilern, 5 Radi- kalen(Anhänger des Ministerpräsidenten Lang von Neuiüdwales), 23 Nationalisten und 12 Landparteileru. Bisher haben die Nationalisten 37 Sitz« und die Landpartei 13, die Regierungspartei nur 16 Sitze. Die Radikal sn, vermehrten ihr« Sitze bisher auf 7. Ministerpräsident Seullin wurde wieder- gewählt, andere Minister sind unterlegen. Man erwartet eine Mehrheit der Nationalisten. Australien hat rund 3?� Millionen Wähler! Jeder muß 7 Stimmzettel abgeben. Der dwustAteste IMoister iu der Dculjchcv Republik ist Genosse D r a k e, Mitglied des Landespräsidiums von Lippe. Er ist feit 1919 ununterbrochen Mitglied der Regierung des Freistaates. Heute vollendet er sein 50. Lebensjahr. Es ist zu wünschen, daß er seine Tatkraft noch lange seinem Zlmte widmen kann. Groeuer bei Hiudenburg. Der Reichspräsident empfing om Sonnabend den Reichsminister G r o e n c r zürn Vortrag. Unter den Zwölf Unioersitätsprofefsoren, die den Eid aus die neue Hochschulverfassung oerweigerten, befindet sich mich der frühere liberale Ministerpräsident, der bekannt« Politiker Orlando .
Im Gefängnis ermordet. Das Ende des ungarischen Gendarmeriegenerals.