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Milde für Bombenwerfer« Die Sprengung der Echücking-ZZerfammlong vor Gericht. Siel. 21. Dezember. Dor dem Kieler ermeiterten Schöffsngericht hatte sich der 19jährige nationalsozialistische Student der Chemie Hans Joachim Elchhoff wegen Versammlungsfprengung und Körperverletzung zu verantworten. Eichho-ff hatte am 30. Juni d. I. bekanntlich im Kieler Studentenheim Seeburg«ine Veriammlung des republikanischen Studentenbundes, in der der weltbekannte deutsch  « Gelehrt« und Mitglied des Hanger Weltschiedsgerichtes Professor Schücking, Kiel  , sprach, gesprengt. Der nationalsozialistische Student hatte aus einer Tränengas» a m p u l l e und verschiedenen Feuerwerkskörpern eine Art Bombe verfertigt, die er in die überfüllte Versammlung warf. Die Vombe explodierte mit lautem Knall. Durch Splitter und Tropfen des stark ätzenden Tränengases wurden drei Studen» ten mehr oder weniger oerletzt. Der Z�eichsanwalt Dr. Böhnert, Barmen, Asststem Professor Schückings, erlitt außer­dem ein« Trommelfellerschütterung, die zu einer vor- übergehenden Störung des Gehörs führte. Das aus- strömend« Tränengas Zwang die Versäminlungsbesucher zu einer längeren Räumung des Saales. Student Tantzen, ein Sohn des oldenburgischen M inifterpsäsidenten, nahm die Verfolgung des Bombenwerfers auf und stellte ihn auch mit Hilf« von Passanten. In der Verhandlung versuchte der Angeklagte die Sache als Duimnensungenstreich hinzustellen. Er sagte, daß er sich über die Pazifisten geärgert hätte. Der Staatsanwalt verlangte ein« scharfe Bestrafung des Angeklagten, der ganz unverantwortlich gehandelt hätte. Er beantragte 6 Monate Gefängnis. Da» Gericht aber verurteilte den Angeklagte» nur zu einem ZNonut Gefängnis mit Bewährungsfrist. Dies« weitgehendste Riilde dürste nicht gerade zur Befriedung des politischen Lebens führen.
Bruderzwist im Haufe Harzburg. Hugenberg   im Anhängewagen. Breslau  . 21. Dezember.(Eigenbericht.) Der Bruderzwist im Hause Harzburg   nimmt m Schlesien   immer lieblichere Formen an. In bewegten Klagen äußern sich die Deutschnationalen über die Kraftausdrücke und Schnoddrigkeiten. die ihnen in nationalsozialistischen Versammlungen an den Kopf geworfen werden. Hugenbergs Breslauer Organ stellt darüber folgende Kostproben zusammen: 1. Pg. K o t h e- Breslau äußerte sich im November 1331 in Militsch  :..Die Deutschnationalen werden von der Bildsläche ver» ichwuäden sein, wenn der letzte arterienoertaltt« General endlich gestorben sein wird. Die Deutschnationalen  tonnen kein« Arbeiter behandeln, sie beuten sie nur aus. Geben sie einem Arbeiter die Hand, waschen sie sich gleich danach die Hände. Der Richtspruch der Deutschnationalen ist: Hochmut und Stolz wachsen auf einem Holz. 2. Pg. Gauleiter Brückner am 3. November 1331 in Striegau  :... Parteien von zwerghaftem Format haben in diesem Kampfe nichts zu sagen,... denn sie haben ja keine Macht. Daran werden sich alle dies« Herrschaften gewöhnen müssen, auch wenn sie noch so gebildet sind und immer sagen: Hitler   als ehemaliger Arbeiter versteht vom Regieren nichts. Nennen wir diese Leute mal Rotz von Rotzenstein. Das sind die Leute, die immer schreien: ohne uns kann nicht regiert werden. Ztun, wir Nazis wer- den es den Herren zeigen, daß wir die Grafen Rotz von Rotzenstem nicht brauchen. Sie können bei uns einsteigen, aber nur im Anhänge- wagen Nr. 7 oder 8, kutschieren werden wir. Dem Zentrum werden wir nicht den Gefallen tun, die Deutschnationalen fortzustoßen, sie können bei uns bleiben und weiter mitmachen, aber zu sagen haben sie selbstverständlich nichts/' 8. Pg. Gauleiter Brückner am 11. November 1331 in Herms- darf, Kreis Waldenburg  :Harzburg   war notwendig, wir brauchen die Reste der Reaktion auf unserem Nebenkriegsschauplatz im Paria- ment. Die Deutschnationalen und den Stahlhelm habe er früher in die Fresse gehauen", und er werde sie wieder in die Fresse hauen, wenn es nötig werden sollt«. Aber Seldte, der früher Stresemanns Freund gewesen sei. sei jetzt hübsch artig und füge sich Hstler, warum sollte er da nicht im Anhängewagen Platz nehmen, den Motorwagen haben ja wir Nationalsozialisten. Ebenso die Demschnationalen(!), unter Westarp schwankende Gestalten, ober solange Hugenberg   ein anständiger Bundesgenosse sei, können die auch im Anhängewagen jähren." Man kann es den Deutschnationalen  von zwerghastem Format" nachfühlen, daß ihnen diese Art der Polemik nicht sonderlich ange- nehm ist._ Ltnbehagen rechts. Sie können nicht genug Lohndnuk erhalten. Wir haben die Reichsregierung zur Beseitigung der Unmensch- ilchkeiten in der Durchführung der Notverordnung ausgefordert, die sich bei der chematischen Lohnsenkung ergeben haben. Wir haben ge- fordert. daßdieReallöhnenichtgesenkt werden dürfen. Daraufhin widmet uns die.Lreuzzeitung" einen langen pole- mischen Artikel, in dem sie ihr Mißbehagen darüber zum Ausdruck bringt, da« wireifrig am Werke sind, die Reichsregierung unter Trommelfeuer zu halten". Es scheint also, daß derÄreuzzeitung" die Unmenschlichkeiten, die wir festgestellt haben, willkommen stndl
Die Preissenkung. Gewerkschaften und Beamte wieder beim Preiskommissar. Am Montag wurden gemeinsam von Reichswirtschaftsminister Dr. W a> m b o l d, Reichsminister für Ernährung und Landwirt- schaft Dr. Schiele und Reichstommissar für Preisüberwachung, Oberbürgermeister Dr. Goerdeler, die Spitzenorgani- sationen der Gewerkschaften und Beamten emp- fangen. Die Besprechung gast den Fragen der Preissenkung und führte nach der grundsätzlichen Seite sowie auch bezüglich des Vorgehens auf einzelnen Gebieten im wesentlichen zu übereinstim- mender Auffassung. Von einzelnen Vertretern der Verbände der Beamten und Arbeitnehmer wurde eine Reihe wertvoller Anregungen gegeben, deren Beachtung zugesagt worden ist. Es bestand allseitig der Wunsch, daß die Aussprache über Fragen der Preissenkung zu gegebener Zeit fortgesetzt werde. Die Reichsminister Dr. Warmbold und Dr. Schiele und Reichskommissar Dr. Goerdeler sagten dies zu.
Gandhi  , der Prophet der Sewaltlssigkeit, hat auf der Rückreise nach Indien   in Rom   Mussolini   besucht, der die blutige Gewalt zum Regierungsprinzip erhoben hat.
Oauerprozeß Graf Helldorf   u. Gen.
,Mn denken Sie einmal scharf nach, Angeklagter: Sind Sie damals, als Sie von Oberschöneweide   nach dem Kurfürstendamm   spazieren gingen, wie sie jetzt angeben, über Viesenthal, oder wie Sie in der Voruntersuchung ausgesagt haben, über Lichtenrade   gelaufen? Das ist nömlich sehr wichtig..."
Nazi«Löge» totgeschlagen! Hörfing als Jranzofenknechi. Aazi-Anwalt Kreisler als Enthüller.
In einem Prozeß, der vor dem Amtsgericht in Weida  (THü- ringen) stattfand, haben dieFranzosengelder" des Reichsbanners wieder einmal eine Rolle gespielt. Der Nationalsozialist Heine- vetter hatte dem Bundesvorsitzenden des Reichsbanners Hörsing vorgeworfen, er habe das Vaterland verraten und an die Franzosen verkauft. Dafür hatte sich Heinevetter nunmehr vor Gericht zu verantworten. Sein Verteidiger, Rechtsanwalt Körner aus Gera  , berief sich zur Rechtfertigung dieses Lorwurfs aus den bekannten Pazifistenkongreß und auf die 30 000 Franken französischer Gelder, die in die Kasse des Reichsbanners geflossen seien. Rechts- anwalt Dr. Brcmn-Magdeburg erklärt« demgegenüber, baß niemals ein Pazifist behauptet habe, dem Reichsbanner französisches Geld unter Hinweis auf die Herkunft gegeben zu haben. Als der Richter darauf den Angeklagten fragte, ob er im Ernst versuchen wollte. nachzuweisen, daß Hörsing firanzöflsches Geld genommen hätte, und ob er im Ernst behaupten wolle, Hörsing hätte etwas davon gewußt, wagten weder Heineoetter noch sein Anwalt die Frage zu besahen. Heinevetter gab vielmehr folgende Erklärung ab: 3ch nehme die beleidlgeudea vehaupluvgen mit dem An»- druck des Bedauerns zurück. Zch erkläre, daß ich die Behauptung nicht aufrechterhalte» kann, und trage die gesamten Losten des Berfahreas" Rechtsamvolt Dr. Braun wies darauf hin. daß ihm und Hörsing nichts daran gelegen sei, einen kleinen Funktionär der National- sozialisten für Behauptungen, die von Führern der Nationalsozia- listen in verleumderischer Weise verbreitet würden, zur Derant- wortung zu ziehen. Unter diesem Gesichtspunkt sei er mit dem Ver- gleich einverstanden, erkläre aber gleichzeitig, daß die Führer nicht so leichten Kaufes davonkommen würden,
wenn sie es in Zukunft noch einmal wagen sollten, derartige Be- Häuptlingen auszustellen. ?!azi-Anwatt Freister wird angeklagt. Bekanntlich hat in dem ersten Kurfürstendamm-Prozeß der Ver­teidiger der nationalsozialistischen Angeklagten, Rechtsanwalt Dr. Freister aus Kassel  , behauptet, daß durch einen Palizei- r u n d f u n k der Absicht Ausdruck gegeben worden fei, die SA. der NSDAP  , durch mit Staatsmitteln bezahlte Agenten aus Reichsbannerkreisen zu Unruhen zu veranlassen. Daraufhin wurde von dem preußischen Minister des Innern diese Behauptung als unwahr und fr�ei erfunden erklärt und u. q. d« Völkische Beobachter" zur Aufnahm« einer entsprechenden Mit- tellung oeranlaßt. Dieser Vorfall ist van einem nationalsozialistischen Landtagsabgeordneten zum Gegenstand einer Kleinen Anfrage gemacht worden, w der das Staatsministerium gefragt wurde, ob es bereit sei. gegen Rechtsanwalt Dr. Freister Strafantra g zu stellen und allen von Dr. Freister zu benennenden Zeugen Aus- fageerlaubnis zu geben. Wie der Anitliche Preußische Pressedienst mitteilt, hat der Preußische Minister des Innern jetzt folgende Ant- wort auf die Kleine Anfrage   erteilt: Wenn der Rechtsanwalt Freister die Behauptung, daß durch einen Polizeirundfunk der Absicht Ausdruck gegeben worden sei, die SA. der NSDAP  , durch mit Staatsmitteln bezahlte Geheimagenten aus Reichsbannerkreifen zu Unruhen zu veranlassen unter Umständen wiederholt, die eine etwaige Berufung auf§ 183 StGB, ausschließen, wird ihm Gelegenheit gegeben werden, sich von der Unwahrheit seiner Behauptung durch ein Strafurteil überzeugen zu lassen. Die zur Klärung dieses Beweisthemas erforderliche Erlaub- nis zur Zeugenaussage wird erteist werden."
Bombenanschlag auf einen Redakteur. Avf den Genossen Seidel in Heidelberg  . Heidelberg  , 21. Dezember. Zn da» Schlafzimmer de  » in Ziegelhausen   wohnende» Be- dokteurs Seidel der sozialdemokratischenHeidelberger Bolkszeilung" wurde letzte Nacht ein Brandbombe ge- schlendert. Die vombe durchschlug das Fenster de» Schlafzimmers und sehte einige Lleidungestücke sowie die vorhänge iu Brand. verletzt wurde niemand. Die Täler sind uubekauol. Arnaldo Mussolini   gestorben. plötzlich am Herzschlag. Mailand  , 21. Dezember. Arnaldo Mussolini  , der Bruder de» italienischen Regle- rnogsches, und Direktor de»popolo d'Zlalia". ist einem Herzschlag erlegen. Bei einer Autofahrt wurde ihm plötzlich übel, worauf er sich zur nächsten Sanitätsstation fahren ließ. Dort wurde Arnaldo Mussolini  von einem Herzschlag getroffen, der seinen sofortigen Tod zur Folge hatte. Der Verstorbene hatte am Sonntag noch an der großen faschistischen Parteiversammlung teilgenommen, die in Mailand  stattfand, und beim Empfang des neuen Parteisekretärs Staraco in der Redaktion feiner Zeitung eine Ansprache gehalten. Arnaldo Mussolini   ist 46 Jahre all geworden und war somit um zwei Jahre jünger al« sein Bruder Benito.
Kursürfienbamm-Theater. Mahagonny.  " Die GeschichteAufstieg und Fall der Stadt Maha- gonny" von Brecht und Weill  , die sich eine Oper nennt und ein Songfpiel ist. erwies sich auch in der Berliner   Ausführung als ein zwisspälliges Stuck von hohen Qualitäten und zweifelhaftem Charakter. Im Gegensatz zur Uraufführung in Leipzig   fand es großen and ungeteilten Veifoll. A. W.
Eine parieigründung Macdonalds? Zur Abwehr allzu hoher Schutzzölle. Dondon. 21. Dezember.(Eigenbericht.) Ein Sonntagsblatt meldet, daß Macdonald die Absicht hat, eine neueNationale Partei" zu bilden. B a l d w i u. der Führer der Konservattoen. und die Liberalen Herbert Samuel   und John Simon   sollen dieser neuen Partei beitreten wollen. Der Zweck der neuen Gruppe soll ausschließlich sein, eine aus den bis« herigen drei Parteien sich rekrutierende geschlossene Abwehrfront gegen die nicht sehr große, aber einflußreiche Gruppe der k o n s e r- vativen Hochschutzzöllner zu bilden.
Bomben auf Tschintschau. Vi« Völkerbundskommission noch nicht ba. London  . 21. Dezember.(Eigenbericht.) Di« Umgebung von Tschintschau wurde in den letzten Tagen wiederholt von japanischen Flugzeuggeschwadern b o m b a r- diert. Inzwischen hat Marschall Honjo von China   ultimativ die Räumung der Stadt gefordert. Da mit einer freiwilligen Räumung nicht zu rechnen ist. dürfte der von Honjo angekündigte Generalangriff aus Tschintschau am ersten Weihnächte- seiertag erfolgen. Die Japaner haben vor Tagesanbruch einen allgemeinen Vormarsch im bergigen Gebiet von Schantung, Fakumen und Hsinminfu(östlich von Mukden) begonnen, wo sich Räuber» banden aufhalten sollen.
Neuer Ungeharsamkeitsseldzug Gandhi»? Nach einer Zu- sammenkunst mit dem Kongreß am 23. Dezember beabsichtigt Mahatma Gandhi   sich noch Kalkutta   zu begeben, um dort den Vizekönig zu sehen und die Lage, die sich nach der Round- Table-Konserenz ergibt, zu besprechen. Gandhi   will sich für die Aufhebung der zur Unterdrückung von Gewalttätigkeiten geschasfe. nen Notverordnung tn Bengal einsetzen. Es sind Vorbereitungen im Gange, um diese Notverordnung in Bengal mit einer neuen Uugehorsamskampagu« zu beantworten.