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Ttr.iS* 49. Jahrgang

2. Beilage des Vorwärts

Sonnabend, 9 Januar 1932

Das Michsbahnjahr 1931. 500 Millionen Mehrausgaben. Aufiragsdroffelung wegen Preisüberhöhung.

Los abgelaufene Zelriebsjahr lSZI ist für die deuljche Reichs­bahn das schwersie Zahr feil ihrer Umgründung im Zahre 192i ge- wefen. Die anhaltende Produktionsschrumpfnng und der llmfah- kch.vund in der gefamten Wirtschaft haben den schon im Vorjahr stark zurückgegangenen Güterverkehr ISZt weiter erheblich ge- drosselt..Auch der Personenverkehr litt infolge der wachsenden Kouskraftverlufie erheblich unter den überhöhten personentarisen. Diese Krisenwirkungen muhten ganz zwangsläufig die B e- triebsrechnung in Unordnung bringen. Trog schärf- ster Sparmaßnahmen gelang es daher im Berichtsjahr 1931 nicht, die Einnahmen mit den Ausgaben in Einklang zu bringen, so daß sich nach den bisherigen Schätzungen der Deutschen Reichsbcihngc- sellschafc der endgültige Jahresabschluß wird erst im Frühjahr fertiggestellt sein ein Defizit von rund 500 Willionen Work ergeben wird. Die im folgenden angeführten Jahresergebnisse der Reichsbahn seit ihrem ersten vollen Geschäftsjahr 192S zeigen deut­lich. wie scharf sich die Krise bei diesem größten Unternehmen in Deutschland ausgewirkt hat. Die Einnahmen und Ausgaben stellten sich wie folgt(ohne Reparationsdeträge): Einnahmen Ausgaben in Willionen Mark

ISZS. ISZS. 1927. 1928. 1929. 1939. 1931.

»».-»»»»»Ii

4659 4341 5039 5140 5354 4570 3860

3975 3680 4158 4294 4493 4090 3681

Äbnn es somit der Reichsbahn möglich war, gegenüber dem chöch st ausgäbe st and vom Jahre 19Z9 ihre Ausgaben um 812 Millionen, also rund 18,1 Prozent, abzubauen, so konnte sie doch nicht den Einnahmeausfall von rund 28 Prozent auffangen. Wenn auch zur Zeit die endgültigen Ziffern für 1931 noch nicht festliegen, so läßt sich doch nach dem Bericht der Verwaltung jetzt bereits abschätzen, daß die Gesamtausgabe einschließ- lich der Reparationen die Einnahmen um etwa 309 Mtl- lionen übersteigen. Das Defizit im Jahre 1939 hatte sich auf 312,3 Millionen gestellt, das nur einmalig durch Heranziehung des Gewinnoortrages aus 1929 und durch Niederschlagung von Reichs- krediten abgedeckt werden konnte. Zur Deckung des jetzt entftan- denen Defizits von einer halben Milliarde wird die Reichsbahn auf ihre Reserven zurückgreifen müssen, und zwar auf die 439 Millionen Ausgleichsrückloge und 59 Millionen Dioidendenrücklage.

Das Sparprogramm der Reichsbahn bietet ein erschütterndes Bild, wie durch rigorose Maßnahmen der Lebeosstaodard des Beamteuheeres uud der Belegschaft. die mit insgesamt 651 999 berufstätigen Eisenbahnern einschließlich ihrer Familien eine Millionenarmee darstellen, ver- schlechtert wurde. Zunächst wurde durch Abbau gespart. Der durchschnittliche Personalstand verringerte sich gegenüber 1939 um 4.6 Prozent auf 651 999 Mann, so daß gegenüber 1913 der Per- sonalstand um 6 Prozent niedriger lag und gegenüber dem, aller- ding- anormalen Jahr 1919, sogar eine Verringerung um 42 Prozent eingetreten ist. Der bereits mehrfach durchgeführte Lohn- und Gehaltsabbau wird einschließlich der letzten Notverord- nung vom 8. Dezember 1931 die Beamtenbesoldung und Ruhe- geholter um 363 Millionen und die Arbeiterlöhne um 313 Mil- lionen gegenüber ihrem Höchststand in den Jahren 1928/29 herab- gesetzt haben. Diese Ziffern sprechen Bände. Scharfe Sritik erfordert gegenüber diesem rücksichtslos durch­geführten Lohnabbau die mangelnde Energie der Reichsbahn gegenüber ihren iudustrielleu Lieferanleu. Wenn die Verwaltung ausdrücklich betont, daß sie bei den Sachaus- gaben auf die Preisgestaltung, die im allgemeinen durch die auf der deutschen Wirtschaft liegenden Lasten bedingt ist, keinen Einfluß habe, so ist dies ein gänzlich unhaltbarer Standpunkt. Die Reichsbahn als größte Bestellerin für ejne ganze Anzahl In- duftriezweige in Deutschland hat es wohl in der Hand, in wirt- schaftlich vernünftigem Sinne auf die Preise einzuwirken. Wir er- wähnen als Beispiel nur das vor drei Jahren abgeschlossene Ab- kommen mit der Waggonindustrie. Dieser unüber- legte Hinweis im Verwaltungsbericht, den wir oben zitiert haben. muß unserer Meinung nach die Industrie, besonders die in Kartellen scharf zusammengefaßten Jndustriegruppen, geradezu er- muntern, an überhöhten Preisen festzuhalten. Jedenfalls wirkt die Bemerkung der Reichsbahnvei waltung nach außen wie eine Prämie gegen die Preissenkung. Wirtschastspolitisch wäre es jedenfalls nützlicher gewesen, wenn die Reichsbahn scharf auf die Lieferantenpreise gedrückt hätte, und statt dessen ihr Beschaffungsprogramm nicht um 27 bis 31 Prozent gegenüber den beiden letzten Jahren gedrosselt hätte. 150 Millionen fehlen der Reichspost! Wie die Deutsche Reichspost in einem vorläufigen Jahresbericht mitteilt, hat der anhaltende Verkehrsrückgang in fast sämtlichen Betriebszweigen dazu geführt, daß das Einnahmesoll um etwa 159 Millionen unterschritten wird. Diese Entwicklung der Einnahmen hat aber die Grundlagen der Wirtschaftsführung der Deutschen Reichspost nicht erschüttert.

76000 gegen 03 000. Deutschlands Krastfahrzeog-prodottioa im Jahre 1031. Der Reichsverband der Deutschen Automobil- i n d u st r i e gibt in einem Ueberblick über die Kraftfahrzeugpro- duktion im Jahre 1931 die Gesamterzeugung von Kraftwagen in Deutschland mit 76 999 gegen 93 399 im Vorjahr an.(Rückgang 19 Proz.). Davon entfielen auf deutsche Fabriken 65899 Einheiten gegenüber 71 999 im Jahre 1939(Rückgang 7,3 Proz). Der Zu­sammenbau in den Montagewerkstätten ausländischer Firmen (im wesentlichen Citroen, Ford und General Motors ) mußte von 22 750 auf etwa 19 259 eingeschränkt werden. Der Rückgang be- trägt also hier SS Proz. Der Reichsverband unterstreicht das durch die Feststellung, daß es gelungen fei,die ausländische Kon- kurrenz auf den innerdeutschen Markt zurückzudrängen". Von der Produktion der deutschen Fabriken entfallen etwa 56 399 (1939 61 159) auf Personenkraftwagen und 9599(1939 9950) auf Lastkraftwagen. Stärker gefallen als die Wagenerzeugung ist die Motorrad- Produktion. 1931 wurden etwa 14 000 Grohkrafträder und 25 800 Kleinkrafträder hergestellt gegen 35 300 bzw. 41 009 im Jahr vorher. Weitaus größer als der mengenmäßige Ausfall ist der Rückgang des Wertes der Kraftfahrzeugproduttion. Der Gesamtwert der Kraftfahrzeugproduktion dürfte 1931 kaum wesent- lich über 509 Millionen Mark liegen gegenüber 690 bis 799 Mil- lwnen Mark im Jahre 1929. In den Herbst- und Winiermonaten feien in manchen Bezirken mehr als 25 Proz. der zugelassenen Fahrzeuge stillgelegt worden. Aus dem Inlandsmarkt wurden 193l etwa 56 000 Per- fonenwagen(1930 82 000) und 12 600 Lastkraftwagen(1930= 16100) abgefetzt. Der Anteil der ausländischen Marken

am Jnlandsabsatz ist bei den Personenkraftwagen von 28 auf 18 Proz. und bei den Lastkraftwagen von 37 auf 33 Proz. zurück- geangen. Von deutschen Marken wurden demnach etwa 54 999 bis 55 999 Einheiten zugelassen, davon 46 999 Personenwagen (im Vorjahr 59 199) und 8599 Lastkraftwagen(im Vorjahr 19 149). Durch erhebliche Exporlsteigerunc'ell wurde der Rückgang ans dem deutschen Markt stückmäßtg zum Teil wieder ausgeglichen. Im Zahre 1931 wurden 3600 Personenwagen und etwa 1250 Lastkraft- wagen mehr ausgeführt als im Zahre vorher. Der Absah von Großkrasträderu(über 200 Kubikzentimeter Hubraum) blieb im Zahre 1931 mit 53,3 Proz. hinter dem Vorjahr und mit 71,6 Proz. hinter dem Zahre 1929 zurück, verhältnismäßig besser hielt sich der Msatz von Kleinkrafträdern, der um 25.6 Proz. gegen 1930 und um 62,1 Proz. gegen 1929 sank. Der kolossale Einbruch im Motorradabsatz zeugt für die vernichtende Wirkunz der Kauf- kraftdrosselung. Der Absatz vongebrauchtenFahrzeugenist gegen 1939 prozentual und absolut gestiegen. Nach dem vorläufigen Ergebnis der Zulassungsstatistik wurden im Jahr« 1931 etwa 167 999 ge- brauchte Personenwagen registriert gegen 147 999 im Jahre 1939. Der Anteil der fabrikneuen Fahrzeuge am Absatz von Per- fonenwagen betrug in den Monaten September bis November 1939 etwa 27 bis 31 Proz., in den gleichen Monaten des Jahres 1931 nur noch 19 bis 24 Proz. In der gleichen Zeit ging der Anteil der fabrikneuen Lastkraftwagen von 27 bis 28 Proz. aus 17 bis 29 Proz. zurück. Die Zunahme des Anteils der leichteren Fahrzeuge auf Kosten der schweren hält an.

Allianz und Stuttgarter Leb'nsversicherungsbank AG. Der ge- famte Antragszugang dieser Gesellschaft im Jahre 1931 betrug 142 999 Anträge mit über 458 Millionen Mark Versicherungssumme: die entsprechenden Zahlen des Jahres 1939 waren 134 999 Anträge I und 559 Millionen Versicherungssumme.

132 Prozent Dividende! Das gibt es heute.- Kreigabefegen im Gchering-Konzern. Die zum Schsring-Kahlbaum-Konzern gehörigen V e r e i- nigtcn Fabriken p h o t o g ra p h i s che r Papiere- Dresden, verteilen für das am 39. Juni 1931 deendigte Ge- schäftsjahr eine Gewinnsumme, die mit 152 Will. Mark um ein Drittel höher ist, als das ganze Aktienkapital von 1,15 Mill. Mark. Praktisch geschieht dos so, daß auf die Aktien eine Dividende von 64 Prozent und auf die früher gratis zugeteilten 4690 Genußscheine je 170 Mark verteilt werden. Wenn auch dieser außerordentlicheSegen" überwiegend aus amerikanischen Freigabegeldern stammt, so ist doch auffallend, daß diese Gelder im Gegensatz zu der Uebung bei anderen Unternehmungen anscheinend restlos verteilt würden. Das läßt den Schluß zu, daß es diesem Unternehmen so glänzend geht, daß keine Rückstellungen trotz der Wirtschaftskrise nötig erscheinen. Auffallend ist auch, daß der Betricbsgewinn nicht getrennt ausgewiesen wird. Und wie weit wir noch von der durch die Notverordnung an- gestrcbten Publizität im Aktienwesen entfernt sind, zeigt sich darin, daß die Tantiemen, die ja nach dem Riesengewinn sehr hoch sein müssen, im voraus abgesetzt wurden. Im übrigen möchten wir dem Herrn Preiskommissar empfehlen, einmal die Preisbildung für Photopapiere einer ein- gehenden Untersuchung zu unterziehen. Die Geireidebilanz-193-1/32. Oer Einfluß der Schweinehaltung. In einem Vortrage in der Agrarpolitischen Arbeitsgemeinschaft an der Landwirtschaftlichen Hochschule nahm Genosse Dr. Baad« Stellung zu der umstrittenen Frage, wie hoch der Einsuhr- bedarf an Getreide im laufenden Wirtschaftsjahr 1931/32 fei. Die deutsche Agrarpolitik müsse einer veränderten Sachlage Rechnung tragen, da der durchschntttliche jährliche Einfuhrbedarf in den letzten Iahren erheblich gesunken sei. Während man in der Vorkriegszett mit einem durchschnittlichen Zuschußbedars von etwa sechs Millionen Tonnen im Jahre rechnen konnte, sei dieser nach den Erfahrungen der letzten Jahre mtt nur etwa zwei Millionen Tonnen im Durchschnitt anzunehmen(Futtermittel. Kartoffeln auf Getreide umgerechnet). Natürlich veränderte der E r u t e a u s- fall(Getreide- und Kartoffelernte sind stets zusammenzurechnen) diese Zahlen von Jahr zu Jahr nach oben oder unten. Der mensch- liche Bedarf sei ziemlich unveränderlich. Als wichtigster, well allem veränderlicher Posten in der Geireidebilanz sei der Schweine- b e st a n d anzusehen. Zur Produktion von einem Doppelzentner Schweinefleisch seien fünf Doppelzentner Getteide erforderlich. Die Höhe des Einfuhrbedarfs an Getreide hänge also im wesenllichen von dem Umfange der Schweinehaltung ab. Während die Schweinehaltung statisttsch sehr gut erfaßt werde, beständen über Ernteaussall und Vorratshaltung nur u n- genügende Statistiken. Und dieser Umstand erkläre zum größten Teile die Derschiedenhett der Schätzungen über den Einfuhr,� bedarf.- Während das Institut für landwirtschaftliche Marktforschung" für 1931'32 den Einfuhrbedarf aus etwa 4 Millionen Tonnen er- rechnet, schätzt ihn der Deutsche Landwirtschastsrat auf etwa zwei und Dr. Baabe aus etwa zwei bis drei Millionen Tonnen. Man müsse nämlich beachten, daß die Schweinehaltung wie aus der Zahl der Ferkel und trächtigen Sauen hervorgehe in diesem Jahre wieder erheblich zurückgehen weide. Da die Schweinepreise auch infolge des Zusammenbruchs der Massenkauskraft niedrig seien,>o bestehe die Gefahr, daß die Schweinehaltung zu stark eingeschränkt werde. Wenn die Zahl der Schweine um sechs Millionen Stück zurückgehe, dann könnte im kommenden Jahr 1932 33 die Getreidebilanz sogar einen aerina»-' Aussuhrüberschuß ergeben. Damit wäre die Manövrierfähigkett der deutschen Agrarpolitik beseittgt. Deshalb sei es richtig, daß die Futtermilleleinfuhr erleichtert und verbilligt worden sei, äm die Erhallung des Schweinebestandes zu ermöglichen. Lniereffenerweiterung bei Telefunken. Echallplatien- und Sprechmafchinen. Die Telefunken-Gefellschaft, eine Tochtergesellschaft der AEG. und des Siemens- Konzerns, hat im Laufe des letzten Jahres ihre Interessen wesentlich abgerunder. Sie hat den gesamten Ver- kauf von Funkgeräten der beiden Elekttokonzerne bei sich konzentriert und auch auf dem Gebiet der Radioröhren durch Ver- einbarungen mtt der T e K a D e- Gruppe und vor kurzem mit dem Philips - Konzern ihre Stellung verstärkt. Jetzt finden Verhandlungen über eine Uebernahme der Anlagen der Deutschen Ultraphon A.-G. statt, der in Zahlung»- schwierigkeiten geratenen Schallplattengesellschaft des Küchenmeist»"» Konzerns. Aehnlich wie in den Vereinigten Staaten die Radio Corp. of America vor etwa zwei Jahren eme große amerikanische Schallplatten- und Sprechmaschinenfinno auf- nahm, will jetzt auch d-e Telefunken G. m. b. H. ihren vergrößerten

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