Gleboff.
Der rätselhafte Herr Sechs Wochen unter der Erde
Ein auffehenerregender Prozeß vor dem Arbeitsgericht.
Das Arbeitsgericht Berlin hatte sich unter Vorsitz von Amtsgerichtsrat 5offmann mit einem aufsehenerregenden Fall zu beschäftigen, der möglicherweise auch noch die Staatsanwaltschaft interessieren wird. age eine
Es handelte sich um die Klage eines österreichischen Oberingenieurs Lippner gegen die Russische Handelsver tretung in Berlin auf 3 ahlung von 9000 Mart aus dem mit ihm eingegangenen Vertragsverhältnis, zu dessen Lösung er sich aus besonderen Gründen veranlaßt gesehen habe. 2. behauptete, daß er von der Russischen Handelsvertretung im April 1931 mit einem Monatsgehalt von rund 1500 M. angestellt und mit der Herstellung einer besonderen Benzinmischung nach dem sogenannten Crackverfahren beauftragt worden sei. Die Verhandlungen seien in den Räumen der Handelsvertretung in Berlin mit einem Herrn Gleboff geführt worden. Im Herbst sei man nun an ihn mit dem Anfinnen herangetreten, bei den 3 G. Farben in Ludwigshafen , wo erst kürzlich Wertspionage im größeren Umfange aufgedeckt worden war, ebenfalls Betriebs: spionage zu treiben. Daraufhin habe er das Vertragsverhältnis sofort gelöst. In der Verhandlung bestritt der Vertreter der Russischen Handelsgesellschaft, daß diese irgendein Vertragsverhältnis mit dem Oberingenieur eingegangen sei, auch ein Herr Gleboff sei völlig unbekannt. Rechtsgültige Verträge mit der Russischen Handelsgesellschaft könnten außerdem nur mit solchen leitenden Herren getätigt werden, deren Namen im Reichsanzeiger" veröffentlicht worden seien. Deshalb bestehe feinerlei Anspruch des Klägers. Demgegenüber erklärte Lippner, daß die Russen in diesem Falle zweifellos mit einem Strohmann gearbeitet hätten, dessen Name absichtlich geheim gehalten werden sollte. Er habe selbst einmal einen Angestellten der Handelsvertretung gefragt, wer der Herr wäre, mit dem er verhandelt habe, worauf er die Antwort erhalten hätte: ,, Das dürfen wir Ihnen nicht sagen." Merkwürdigerweise sei ein anderer Angestellter der Russischen Handelsvertretung, der über das Bertragsverhältnis bestimmt etwas missen müßte, nach seiner Beugenladung plöglich ins Ausland verzogen. Das Gericht fonnte sich diesen Argumenten offenbar nicht verschließen und vertagte die Berhandlung zur Beweiserhebung. Der Russischen Handelsvertretung wurde aufgegeben, die Adresse des betreffenden Beugen, der sich im Ausland befinden soll, dem Gericht mitzuteilen, außer dem soll eine Sekretärin der Handelsvertretung unter Eid darüber vernommen werden, ob sie etwas von einem Vertrag mit Lippner wisse und wer der angebliche Gleboff sei. Auf eine Bemerkung des Vorsitzenden, daß man auch mit Hilfe der Polizei nach Gleboff forschen wolle, und daß dieser ganze Fall vielleicht die zuständigen Stellen in Deutschland interessieren werde, erwiderte Oberingenieur Lippner, daß er die Akten auch der Staatsanwaltschaft einreichen werde.
Schuß für Schwangere.
Senfationelle Befreiungen lebendig Begrabener
Zu der glücklichen Errettung der Bergleute des Karsten-| Mittelpunkt Frankreichs . Sie hatten in dem Grabe von Brotresten Schachtes wird uns geschrieben: Die Geschichte der lebendig Be- und dem Leichnam eines Pferdes gelebt und waren nicht einen grabenen" ist reich an sensationellen Rettungen, denn die Menschen, Augenblick im Zweifel, daß sie gerettet werden würden. Alle dreidie bei Bergwerkstatastrophen oder Erdbeben verschüttet werden, zehn Mann hatten sich nach und nach im Todesschacht zusammenbeweisen eine erfreuliche Energie und lassen sich nicht unterkriegen. gefunden. Sie waren, wie sie berichteten, die einzigen UeberlebenIn dem Dunkel ihrer Gräber haben sie nur den einen Wunsch, zu den der furchtbaren Katastrophe. Aber weitere vier Tage später leben und sich bis zur Ankunft der Retter gesund und träftig zu ereignete sich eine noch unerhörtere Sensation. An einer anderen erhalten. Da sie weder die Sonne noch das Scheiden des Tages Stelle tam wieder ein Geretteter ans Tageslicht Er hatte während lichtes in der Nacht ihres Grabes sehen, so wissen sie auch nicht, rund vier Wochen allein im dunklen Schacht gelebt, ohne Gewie lange sie lebendig begraben sind. Das Gefühl für die Zeit ver- fährten, ohne Aussicht auf Rettung, ohne Kenntnis der Dauer seines schwindet vollkommen, und sie sind meist sehr überrascht, wenn sie Aufenthaltes, aber immer mit größter Zähigkeit an der Hoffnung hören, daß sie viele Wochen unter der Erde waren. In Amerika hängend, daß für ihn der Tag der Rettung kommen werde. Er wurde vor Jahren bei einem Erdbeben ein Mann verschüttet, der hatte schon seit Tagen feinen Bissen Nahrung mehr zu sich geder Geist von Kalifornien " genannt wurde. Er tam sechs nommen, denn die kleinen Brotreste, die er hier und da gefunden Wochen nach der Katastrophe durch einen Zufall wieder ans Tages hatte, waren längst aufgezehrt. Er hatte zum Glüd etwas Schnupflicht. Niemand hatte es für möglich gehalten, daß der Mann noch tabat bei sich, durch den er seine Lebensgeister aufrecht erhielt. lebte, und man hatte längst die Nachgrabungen eingestellt. Da Einen seltsamen Kameraden hatte er unten gefunden, der es ihm sollte der Grundstein zu einem neu zu errichtenden Haus gelegt ermöglichte, die furchtbare Einsamkeit zu ertragen, nämlich ein werden. Bei diesen Grabungen ertönte plöglich durch einen Spalt Pferd, das bei der Explosion am Leben geblieben und verschüttet die leise Stimme eines Menschen. Nun grub man mit fieberhafter worden war. Auf seine Hilferufe hatte das Pferd durch Wiehern hast und fand den Begrabenen, der sich von Abfällen aller Art geantwortet. Er fonnte zu dem Tier nicht gelangen, da er von ernährt hatte und nicht mehr aufrecht stehen konnte, als er gefunden ihm durch eine undurchdringliche Schuttmauer getrennt war. Im wurde. Die Geschichte dieses Mannes ist ein Beweis dafür, welche Laufe der 4 Wochen wurde die Stimme des Pferdes immer ungeheuren Leistungen der Selbsterhaltungstrieb ermöglicht. Auch schwächer, da es offenbar feine Nahrung gefunden hatte. Als man nach dem Erdbeben von Messina wurden noch nach 2 bis 3 Wochen nach der Errettung des Bergarbeiters nach dem Pferde suchte, fand Verschüttete ausgegraben und fonnten auf diese Weise aus ihrem man es bereits verhungert vor. Grab befreit werden.
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Die größte Anzahl lebendig Begrabener" zeitigte das furchtbare Grubenunglüd bei Courrières in Nordfrankreich. Am 10. März 1906 erfolgte in den Minen von Courrières eine furchtbare Explosion, der 1100 Arbeiter zum Opfer fielen. Drei Wochen nach dieser Katastrophe ereignete sich ein Borfall von so außer ordentlicher Art, daß die Nachricht hiervon in der ganzen Welt das größte Aufsehen hervorrief. As man überhaupt an teine Rettungsmöglichkeit mehr dachte, entstiegen 13 fohlschwarze, abgemagerte und vor Schwäche schwankende Gestalten dem Todesschacht, wo sie 23 Tage geweilt hatten. Sie wurden mit Geld und Ehren über häuft, nannten sich ,, Syéros de Courrières" und fühlten sich als
Aus der Juryfreien.
Beutner, Stermann und Geelig.
In den Sonderausstellungen der Juryfreien, die jedem Künstler die Chance eines ganzen Ausstellungsraumes geben, finden sich neben Spreu von unterschiedlichen Graden der Gleichgültigkeit auch jedes mal ein paar Dinge, um deretwillen diese Veranstaltung Lob und Wenn man die Geseze und die Fürsorgemaßnahmen überblickt, Unterſtügung verdient. Sie ist derzeit der einzige Drt, an dem junge unbekannte Talente sich der Deffentlichkeit darstellen tönnen. Aus die dem Schutze der Schwangeren und Wöchnerinnen der gegenwärtigen Reihe sind drei interessante Künstler hervorzudienen, so könnte man meinen, es werde diesen die notwendigste heben. Der Dresdener Johannes Beutner , dem man hier Hilfe auf jeden Fall zuteil. Die in gewerblichen Betrieben beschäf- schon mehrfach begegnet ist, stellt die Früchte seines römischen tigten Schwangeren fönnen vier Wochen vor und zwei Wochen nach Seine Bilder find tonder Entbindung die Arbeit verweigern, ohne daß daraus ein Kündi- Aufenthalts und der jüngsten Zeit aus. gungsgrund oder eine Benachteiligung in ihrem Arbeitsverhältnis zentrierter geworden, flächiger im Sinne der allgemeinen Entwidgungsgrund oder eine Benachteiligung in ihrem Arbeitsverhältnis lung; die Landschaften herbe, wohlgebaut, die Atte und Bildnisse zu hergeleitet werden darf. Für die in der Land und Forst monumentaler Vereinfachung strebend. Bei alledem fucht er die wirtschaft beschäftigten Frauen und ebenso für die Hausange Gepflegtheit feines malerischen Auftrags sich zu bewahren. Auf stellten bestehen aber solche Vorschriften nicht. feine Entwicklung darf man starte Hoffnungen fezen. Eine bedeutende darstellerische Begabung lernt man in Beter Stermann kennen. Figürliches geht weit vor den Landschaften, in denen eine Neigung zum Bunten vorherrscht; aber in menschlichen Gestalten, im Delbild wie in den außerordentlichen Beichmungen, zeigt sich eine Charakterisierungskunst von dämonischer Tiefe, die an Edvard Munch anknüpft, aber eine bedeutende Selbständigkeit in Konzeption und Empfindung verrät.
Dr. Albert Ullmann, der im Programm der Funkstunde über Fürsorgemaßnahmen für werdende Mütter sprach, wies darauf hin, welche Gefahren für Mutter und Kind dieser Mangel birgt. Ein dem Reichsrat eingereichter Entwurf, der aber infolge der Vertagung des Reichstages nicht weiter zur Beratung fam, sah ein entsprechen des Gesez für Hausangestellte vor. Der Vortragende betonte, daß auch dieser, den bereits bestehenden Schuhgefeßen für Schwangere angeglichene Entwurf teine ausreichende Ruhepause vorsah, da eine Arbeitsunterbrechung von nur zwei Wochen nach der Entbindung auf jeden Fall unzureichend sei. Aerztliche Fürsorge und Beratung erhalten versicherungspflichtige Krankenkassenmitglieder oder ihre Angehörigen heute allgemein in ziemlich umfangreichem Maße. Außer dem tann in Berlin jede Schwangere eine der 43 Schwangerschaftsfürsorgestellen aufsuchen, wo ihr fostenlos gründliche Untersuchung und Beratung zuteil wird. Die Untersuchung erfolgt durch einen Fachfrauenarzt und erstreckt sich auch auf Herz und Lunge. Ferner wird eine Harnuntersuchung vorgenommen und, wenn es nötig erscheint, Blutdruckmessungen und Blutprobe. Falls durch irgendwelche
Umstände eine erschwerte Entbindung zu erwarten ist, wird der Frau gerafen, dazu eine Anstalt aufzusuchen und eventuell auch ihre Aufnahme bermittelt. Ist eine Gefahr für das Leben der Frau zu erwarten, so wird auf die Notwendigkeit der Schwangerschaftsunterbrechung hingewiesen. Schwangere, die sich in wirtschaftlicher Notlage befinden, werden beraten und unter Umständen an die notwendigen Wohlfahrtseinrichtungen überwiesen. Besonders ist es häufig notwendig, bereits längere Zeit vor der Entbindung die werdende Mutter unterzubringen, Gegen Uebernahme leichter, ihrem Zustand angemessene Hausarbeit findet fie Unterkunft in geeigneten Heimen. Bei Bedürftigkeit wird die Schwangere von der Fürsorgestelle auch mit Nahrungsmitteln unterstützt. Im Bezirksamt Prenzlauer Berg werden in diesem Falle vom 7. Monat ab täglich ein halber Liter Milch und Quäferspeisung, bei Arbeitslosigkeit außerdem noch für eine Mark Nährmittel im Monat gegeben. Auch mit Wäsche für sich und das Kind wird die Schwangere und die Wöchnerin unterstützt. Dr. Ulmann stellte in seinen Ausführungen fest, daß aber alle diese Fürsorgemaßnahmen unzulänglich bleiben müssen, solange es an billigen und gesunden Kleinwohnungen fehlt. Erst gesunde Wohnmöglichkeiten und weitgehender gefeßlicher Schutz für berufstätige Schwangere und Wöchnerinnen schaffen die Grundlage für eine durchgreifende Fürsorge für Mutter und Kind.
Sprung von der Millionenbrücke.
In den gestrigen späten Abendstunden spielte sich in unmittelbarer Nähe des Bahnhofs Gesundbrunnen ein aufregender Borfall ab. Eine Passantin überfletterte plötzlich das Geländer der Millionenbrüde, die im Zuge der Swinemünder Straße über die Bahnanlagen hinwegführt, und stürzte sich mit einem Aufschrei auf die Gleise. Die Selbstmörderin wurde von Bahnbeamten mit einem Schädelbruch besinnungslos aufgefunden und in das Lazarus. Krankenhaus gebracht. Nach den polizeilichen Feststellungen handelt es sich um eine 30 Jahre alte Frau Gisela U. aus Eichtamp. Das Matio zur Tat fonnte noch nicht geflärt werden, da die Lebens müde noch immer ohne Befinnung daniederliegt.
Der Streit in Bilboa nimmt immer ernsthaftere Formen an. Aim Montagabend fam es zu schweren Zusammenstößen zwischen Solizei und Kommunisten. Bon tommunistischer Seite wurden die Straßenbahnen und ebenso die Züge beschossen.
Psychologisch am interessantesten: Wilhelm Seelig , dessen Malerei ihm Befreiung von den Gesichten einer unheimlichen Jugend und des Krieges bedeutet. Seine Komplege drehen sich um den preußischen Vorkriegskommiß( er ift in Süftrin aufgewachsen) und um den Etappenfrieg im polnisch- russischen Osten. Das Visionäre der lebendigen und naiven Bilder überzeugt; hier legt ein wirklicher Künstler Rechenschaft ab von dem, was ihm vor Jahren und Jahr zehnten Eindruck gemacht hat. Daß er darüber hinaus das Lebendige vorzüglich zu gestalten weiß, zeigen einige Frauenbildnisse ebenso pacend und echt wie feine Soldaten und Bauern.
Der größte Staudamm.
P. F. Sch.
Die Eröffnung des größten Staudammes der Welt, des Suffur- Dammes über den Indus, ist jetzt erfolgt. Diese gewaltigste Bewässerungsanlage soll im indischen Sindgebiet aus einem bisher unfruchtbaren Gelände von 3 200 000 ettar fruchtbares Gartenland machen. Das ist bedeutend mehr als die ganze angebaute Fläche Aegyptens beträgt. Der Damm, mit deffen Bau vor acht Jahren begonnen wurde, hat 3½ Millionen Pfund gekostet, eine Million Pfund mehr als der Assuan- Damm; er trägt zwei mächtige Brücken, die über den Indus führen und weist 66 Deffnungen aus, von denen jede 20 meter breit ist. Jeder der fieben Kanäle der Anlage ist breiter als der Suezkanal, der längste ist über 300 Kilometer lang. Die bewässerten Landstrecken werden eine jährliche Ernte von zwei Millionen Tonnen an Korn und Baumwolle hervorbringen. Wenn die ganze Bewässerungsanlage vollendet sein wird, dann schäzt man die Gesamtkosten auf 12 Millionen Pfund.
Neuordnung im Schutzverband deutscher Schriftsteller. In der diesjährigen ordentlichen Hauptversammlung des Schugverbandes Deutscher Schriftsteller vom 9. und 10. Januar d. I. wurde der Hauptvorstand wie folgt gewählt: Erster Vorsitzender Dr. Walter Bloem, zweiter Borfizender Dr. Theodor Bohner; erster Schrift führer Paul Gutmann, zweiter Schriftführer Dr. Erich Franzen; erster Schatzmeister Dr. Erich Zeitlin, zweiter Schahmeister Wolf gang Goetz . Die ausgesprochenen Ausschlüsse wurden durch die Hauptversammlung zurückgenommen. Die Versammlung hat in einer Reihe von Arbeitsausschüssen zu den dringendsten Fragen Stel lung genommen. Die allgemeine Lage des Schrifttums veranlaßte die Hauptversammlung zu einer Reihe wichtiger und entscheidender Beschlüsse zur Abwendung der Not der geistigen Arbeiter.
Die fommunistischen Krafeeler und ihre bürgerlichen Mitläufer, die im vorigen Jahre eine fruchtbringende Arbeit der Berliner Ortsgruppe verhindert hatten und deshalb ausgeschlossen wurden, sind also wieder aufgenommen worden. Der neue Borstand will versuchen, grund zu bringen und durch möglichste Ausscheidung aller politischen die rein gewerkschaftliche Arbeit das Schuhverbandes in den Borderund weltanschaulichen Fragen das gewerkschaftliche Einvernehmen unter allen Richtungen des Schußverbandes aufrechtzuerhalten.
Neben diesen sensationellen Errettungen lebendig Begrabener find alle anderen ähnlichen Glücksfälle von geringerer Bedeutung, soweit die Zahl der Geretteten oder die Dauer ihrer Verschüttungen in Betracht tommt. Bei dem Erdbeben von Messina waren zwei Brüder verschüttet worden, die 18 Tage unter den Trümmern begraben lagen. Als sie gefunden wurden, nahmen sie an, daß sie höchstens 3 bis 4 Tage hier gelegen hätten. Auch nach der Errettung hatten sie nicht das Gefühl, daß fie furchtbaren Gefahren entgangen waren, sondern daß sie einen schweren Alpbrudtraum erlebt hätten. Anders find also die Vorstellungen derjenigen, die das Unglück von außen erleben und derjenigen, die von den Katastrophen betroffen wurden.
,, Das Ende von Maradu." Llfa- Pavilion.
Wenn Papageno in Mozarts Sauberflöte" den Anfechtungen der Natur ausgesetzt wird, um das Gruseln zu lernen, so können wir uns eines leisen Lächeln nicht erwehren. Wenn in dieser„ phantastischen Erzählung aus den Urwäldern Borneaos" eine Papagena auf der Suche nach dem entwichenen Manne sich den Schrecken des Dschungels und den Nachstellungen eines grausam- lüsternen Maharadichas aussett, so können wir einen kräftigeren Ausdrud unserer Seiterkeit nicht unterdrücken. Denn die aus einer Menagerie bezogenen wilden Tiere, die hier gleich dugendweise losgelassen werden, wirken feineswegs schreckhaft, sondern mehr als Dressurnummer. Und der elegante und europäisch zivilisierte Maharadscha, der feine in Ungnade gefallenen Untertanen in den großen Krokodilteich werfen läßt und gerade auf diese Frau versessen ist, ist nicht aus Borneao, sondern aus einem Hintertreppenroman bezogen. Zum Schluß muß auch noch ein Vultan ausbrechen, der die ganze Herr lichkeit von Maradu zerstört und noch einmal die ganze Arche Stoah auf die Beine bringt. Man versteht nicht, warum die Ufa den deutschen Rinobesuchern diese exotische Moritat vorjetzt. Man begreift auch nicht, warum die Amerikaner sich darauf eingelassen haben. Die einzige Moral der Geschichte ist doch schließlich nur eine Warmung an Ehefrauen: lauft euren entlaufenen Ehemännern nicht nach, zumal wenn sie vor euch bis in das Innerste der verrufensten Weltgeenden entlaufen sind. Oder soll dies gar eine Verherrlichung treuer Liebe sein, die nur Unheil anrichtet und schließlich von niemandem begehrt wird?
r.
Neue Kulturfilme. Film"( Degeto) spielt in der Kamera, Unter den Linden , ihre Filme, Die Deutsche Gesellschaft für Ton und die in den üblichen Filmtheatern leider nicht die Verbreitung finden, bie sie verdienen würden. Sie gehören zu den Kulturfilmen, aber fie haben nichts von dem Langweiligen und Lehrhaften, was sich manchmal mit diefem Begriff verbindet.
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Am Montag sah man neue Filme von Wilfried Basse , der sich durch seinen Markt am Wittenbergplay" eine sehr lebendige Reportage, vortrefflich eingeführt hat. Baum blüte in Werber" gibt gute Bilder aus dieser Hauptsehenswürdigkeit des Ber liner Frühlings. Das Leben und Treiben der Menschen in Werder wird lebendig aufgegriffen, die Natur von vielen Seiten belauscht. Der Kontrast zwischen Natur und Menschen tritt hervor, die Natur hinterläßt den nachwirkenden Eindruck in ihrer Unberührtheit. 2ufbau", eine sehr lebendig und auch dramatisch gesteigerte ReEine meisterhafte photographische Leistung bietet, bbruch und Aufbau", eine sehr lebendig und auch dramatisch gesteigerte Reportage vom Bauplah. Basse tommt hier ohne jede, dem Strom der Dinge aufgenötigte Spielhandlung aus, und man vermißt sie feineswegs.
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Rudolf Arnheim sprach erläuternde Worte und wies auf die Gemeinsamkeit dieser Bestrebungen mit ähnlichen russischen Filmen
hin.
Der Büchertreis bringt in diesem Quartal mehrere Neuerscheinungen heraus, und zwar von Erich Grifar mit Kamera und Schreibmaschine durch Europa ", in modernster Bildausstattung, von Jan Tschicholó gestaltet; Boris Nikolaje witn Asem, die Geschichte eines Berrats", Dokumente rusfischer revolutionärer Bewegung, illustriert; Epa Broido Wetterleuchten der Revolution", Memoiren einer russischen Sozialistin, 2. Auflege 11.- 16. Tausend.
Eine biologische Station auf Bermuda . Die biologische Station, für die die Rockefeller- Stiftung 250 000 Dollar gespendet hatte, ist gestern vom Generalgouverneur eröffnet worden. Ein Ausschuß Don internationalen Gelehrten steht dem Direktor zur Seite. Ausstellungsschluß in der Nationalgalerie. Die Ausstellung von Syonel Feininger ist zum leßten Wale am 13. Januar, die von Maria Slappna am 17. Januar im früheren Kronprinzenpalais geöffnet.
Dr. Carl Credé, der Verfasser des von Biscator mit großem Erfpla aufgeführten§ 218" hat sein neuestes dramatisches Werk" A erste im Kampf dem Rose- Theater zur Berliner Uraufführung gegeben. Es wird im März zur Aufführung gelangen.
In der Urania hält Freitag, abends 8.15 Uhr, im Schumann- Saal, Lühowstr. 76, Professor Georg Sieindorff einen Lichtbildervortrag:„ A u s- grabungswinter in Subien".
Der Bühnenball der Genossen chaft Deutscher Bühnenangehöriger zurichtsfach Rhythmische Körperbildung" in seinen Lehrplan aufgenommen. gunsten ihrer Wohlfahrtstassen findet Sonnabend bei Stroll stait. Das Konservatorium Klindworth- Scharwenta hat als neues UnterMargarethe Wallmann, die Leiterin der Berliner Mary- Wigmann- Schule ift ins Sehrerfollegium berufen.