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Beilage

Freitag, 22. Januar 1932

Der Abend

Spalausgabe des Vorwards

Waljagd im Südpolarmeer

Eine Reportage von Dr. Erich Dautert

Im Osten steht die erste Morgendämmerung über dem Hori zont. Das Meer ist noch dunkel, nur die rauschenden Schaum fämme leuchten matt durch die Dämmerung. Irgendwo hängt die silberne Sichel des Mondes schief und verkehrt an dem flaren, schwarzblauen Himmel. Die hohen, eisbedeckten Berge von Süd­Georgien stehen dunkel und verschwommen über einer diden, filber­grauen Nebelbank.

Wal in Sicht.

Gegen 6 Uhr morgens verkündet ein singender Ruf aus der Tonne, daß ein Wal in Sicht ist. Dann flingelt die Alarm­glode in der Kabine des Kapitäns und man hört, wie der Mann in der Tonne seinen Spruch in das Sprachrohr singt. Gleich dar­auf scheppert unten im Maschinenraum eine Klingel. Aechzend

Die Sonne ist inzwischen aufgegangen und steht als großer,| Tier da vorne arbeitet so ruhig, kraftvoll und gleichmäßig wie eine feuriger Ball über dem Meer. Die Berge von Süd- Georgien stehen Maschine. Man könnte beinahe glauben, alles sei in Ordnung und dunkelblau über einer milchweißen, opalisierenden Rebelbant. Das das große Tier erfülle mit Ernst und Hingabe seine Pflicht, die darin hohe Gebirge im Innern der Insel ist von purpurnen und violetten besteht, dieses Schiff hinter sich herzuziehen. Wolken verhüllt. Hinter uns treiben zmei große, zadige Eisberge. Sie glizern weiß und duntelgrün vor dem türfisblauen, westlichen Himmel.

Der Wal taucht wieder auf.

Eine gute halbe Stunde ist vergangen, seitdem der Schuß fiel. Der getroffene Wal ist zum Grunde des Meeres hinabgetaucht und hat annähernd 200 Faden Leine mit hinabgenommen. Dann schießt weit draußen vor dem Steven die doppelte Fontäne des Bloftes empor. Der Wind trägt den. langgezogenen metallischen Ton 3 uns über das Wasser. Der Wal ist wieder aufgetaucht. Ruhig und gleichmäßig blafend, als ob nichts geschehen wäre,

und stöhnend kommt die Maschine auf die höchste Touren= zahl. Langsam dreht sich der Steven zu dem fleinen, hellen Fled draußen am Horizont, der eben im Grau des Morgens wiederzicht der Wal voraus. Langsam beginnt die Maschine zu arbeiten, verschwindet. Dann ruft der Koch zum Frühstück.

Draußen vor dem Steven ertönt ein langgezogener, metalli­scher Ton. Gleichzeitig sieht man, wie eine mächtige, dop pette Fontäne etwa vier Meter hoch über das Wasser empor­schießt. Der Wal ist aufgetaucht und hat seine verbrauchte Atem­luft aus den gewaltigen Lungen herausgepreßt. Nach anderthalb Minuten schießt der Blost wieder empor. Das Geräusch ist diesmal kurz und hart. Der Wal beginnt zu ziehen.

Im Osten wird es langsam heller. Stampfend, rollend und zitternd arbeitet sich das Schiff durch die kurze, hohe See. Voll­dampf, mit 16 Knoten Geschwindigkeit jagen wir vorwärts. Das Bugwasser rauscht hoch empor und sprigt bis zum Achterded über das Schiff hinweg. Ruhig und friedlich zieht der Wal vor uns her, dem aufsteigenden Tag entgegen. Die Wolfe seines Atem­strahls schimmert blaßrot in dem ersten Morgenrot.

An der Kanone.

Der Kapitän steht bereits vorne auf der Back und hantiert an der Kanone. Er stedt in einem alten, schon ganz dunklen Delzeug und hat einen vorsintflutlichen Südwester über seine Pelz­müze gebunden. Das Delzeug ist vielfach geflidt und die Flicken find so oft übereinander geklebt, daß ein fester Panzer entstanden ist, der dem Mann steif und edig wie Blech vom Körper absteht. Man hört bis auf die Brücke hinauf, wie die Sprizer gegen diesen Panzer trommeln.

Der Wal scheint nichts von der Gefahr zu merken. Er ist augenscheinlich beim Frühstüd und verfolgt einen großen Schwarm Fisch e. Beim Untertauchen reißt er sein gewaltiges Maul, in dem ein ganzes Boot mit Bemanning Platz finden tönnte, weit auf und sammelt die Fische schockweise hinein. Es ist schwer, sich eine Vorstellung zu machen, welche Unmassen Nahrung so ein Tier von etwa 24 Meter Länge in sich aufnimmt. Man hat über tausend Kilo Fische aus dem Magen er legter Wale hervorgeholt. Zweitausend Menschen könnten davon eine reichliche Mahlzeit haben.

Meter um Meter rüdt das Schiff näher an das Tier heran und die Minuten beginnen sich zu dehnen. Boraus jagen die Fische, verfolgt von dem Riefentier, und hinterher torfelt und stampft das fleine Schiff über die hochgehende See.

Wieder schießt die mächtige Fontäne des Atemstrahls empor und das furze, harte Brausen dröhnt über das Waffer. Der ge waltige Rüden des Riefentieres taucht tiefschwarz und glänzend aus dem dunklen Meer, rudt vorwärts und verschwindet..

Der Kapitän vorne auf der Back hebt die Hand. Der Steuer­mann auf der Brüde drückt den Kommandohebel herunter. Unten im Schiff scheppert die Klingel. Die Kolben der Maschine stampfen jetzt nur noch ganz langsam in den Zylindern auf und ab.

,, Hart Badbord!" brüllt plötzlich der Mann oben im Mast. Er fuchtelt mit den Armen umher und hängt mit dem Ober­förper weit aus der engen Tonne hervor. Es sieht aus, als wolle sich ein Insekt aus seiner Puppenhülle herausarbeiten.

Bon der Brüde aus ist noch nichts zu sehen, auch der Kapitän vorne auf der Back sieht unsicher und zweifelnd nach links. Aber oben am Mast fann man schon tief in das flare Wasser hinein­sehen, obgleich es noch recht dunkel ist.

Ein Schuß.

Die

das Schiff gleitet vorwärts, um den kommenden Stoß, der die Leine zerreißen fönnte, abzufangen. Dann zieht sich die Trosse mit einem Ruck über den Steven straff. Der Rud läuft an den 200 Faden Leine entlang nach vorne durch das Wasser bis tief hin­ein in den Körper des getroffenen Wales . langen Widerhaken der Harpune spreizen sich noch weiter aus und verankern sich fest in dem Fleisch und in den Gedärmen des Tieres. Das schwere, rostige Eisen wühlt und reißt in der klaffenden Wunde. Das große Tier krümmt sich vor Schmerz zusammen und beginnt zu rasen und zu toben. Das Meer verwandelt sich ringsum in weißen Schaum. Der mächtige Schwanz fährt hoch und haut mit einem dumpfen Krachen auf die Wellen. Gewaltige Wassergarben schießen turmhoch empor und fallen purpurn und gligernd in das Meer zurück.

Das gequälte Tier hält einen Augenblick inne, als wollte es sich befinnen und neue Kraft sammeln. Dann nimmt es vor dem unbekannten Schmerz reißaus und beginnt an der Oberfläche des Wassers dahinzujagen. Die Stelle, an der es eben tobte, bleibt als ein großer, weißer Teppich von Gischt und Schaum hinter ihm zurüd.

Die Troffe spannt sich wieder über dem Steven, dann neigt sich das Schiff mit einem Rud nach vorne und schießt vorwärts. Es stedt seine Nase so tief in die nächste Welle, daß der hohe, zadige Wasserberg mit der Schaumkrone glatt über die erhöhte Bad hinwegzieht. Donnernd und polternd stürzt das Wasser auf das Deck und gurgelt an der Brüde bis zu den Fenstern hinauf. Durch die offenstehende Luke des Maschinenraumes ergießt sich ein ganzer. Wafferfall auf die heißen Zylinder. Eine mächtige, weiße Dampfwolfe schießt aus der Lufe empor.

Sine wilde Jagd.

Stampfend und schlingernd torfelt das Schiff über die hohe See. Buffend und schnaubend jagt der Wal voraus und zieht uns hinter sich her. Es beginnt eine phantastische und wilde Jagd unter dem leuchtenden Himmel über das märchenhaft bunte Meer. Bor­bei an schimmernden Eisbergen und springenden Delphinen, mitten hinein in den großen feurigen Ball der Sonne.

Die Maschinen sind abgestoppt und das Ruder ift festgestellt. Der Wind pfeift uns entgegen, aber trotzdem jagt das Schiff mit rauschendem Bugwaffer vorwärts. Es ist irgendwie unheimlich, so lautlos, ohne das gewohnte rhythmische Stampfen der Maschine und Gurgeln der Schraube über das Meer zu fahren.

Langsam vergehen die Stunden des Bor mittags Mit ständig gleichbleibender Geschwindigkeit, ohne ein Anzeichen von Schwäche oder Ermüdung, zieht der Wal voraus. In regelmäßigen Abständen erscheint der Blost über dem Wasser. Das

uns:

Als ich arbeitslos wurde.

Die andere Seite

Ein in der Erwerbslosenfürsorge beschäftigter Genosse schreibt In der Beilage des Abend" vom 19. Januar 1932 erschien ein Artikel mit der lleberschrift:" Frauen schreiben uns: Als ich arbeitslos wurde.. Zu diesem Artifel möchte ich folgendes be=

merken:

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Die Verfasserin hat recht, wenn sie sich über die Enge der Plötzlich erdröhnt die Luft dicht neben dem Schiff und die Räume beschwert. Sie sind vielfach zu flein, um besonders dem doppelte Fontäne des Bloftes schießt hoch über die Reling empor. Massenandrang nach dem Monatsersten gerecht zu werden. Langes Dann taucht der schwarze Rücken des Riefentieres wie eine mächtige dunkle Klippe aus dem Meere auf. Mit einem grotesten Sprung Warten und Schlangestehen ist dann leider in den Hauptbetriebs­tanzt der Alte vorne auf der Back zur Seite, das Rohr der Ka- stunden unvermeidlich. Die dort beschäftigten Beamten gehören den none bückt sich tief hinab. Die dumpfe Detonation des unteren Gruppen IV und V an, deren geringes Gehalt durch die Schusses hallt über das Deck und bohrt sich tief in unsere Ohren. Notverordnungen derart gekürzt ist, daß sie mit manchem Arbeits­Dann zieht die weiße beizende Wolke des Pulverrauchs über das lojen auf einer Stufe stehen. Diese Beamten sind zumeist über Schiff. Das Wasser gurgelt über dem Rücken des großen Tieres lastet. So hat der Reichssparkommissar beispielsweise für die zusammen. In eleganten Schwingungen springen die sorgfältig Aufnahmestelle in Tempelhof nur eine Kraft statt der erforderlichen gelegten Kreise der Fangleine von der Plattform und flatschen zwei bis drei Kräfte für notwendig gehalten, und ähnlich ist es in das Wasser. Dann ertönt ein dumpfer Knall unter dem Schiff. anderwärts. Bei den Berliner Arbeitsämtern soll zirka ein Drittel Die Granate in dem Leib des Tieres ist explodes vorhandenen Personals abgebaut werden. Mit diesen Zuständen hat sich der Vorwärts" wiederholt beschäftigt; er hat sich dabei in dankenswerter Weise unser angenommen. In welcher Stimmung sich das Personal befindet, kann sich jeder Unbefangene danach leicht ausmalen. Wir verstehen die Gemütsverfassung der Arbeitslosen vollkommen, und daß sie ihren Aerger an uns auslassen, sind wir| gewöhnt. Ich persönlich bin seit 1919 in der Erwerbslosenfürsorge beschäftigt und habe da manche trübe Erfahrung machen können. Durch die dauernden Gesetzesänderungen und immer tomplizierter werdenden Allgemeinbestimmungen hat der Arbeitslose viele Gänge zu erledigen, ehe er in den Genuß der Unterstützung kommt. Aller Unmut, der sich da aufstapelt, wird auf den Mann hinter dem Schalter losgelassen. Selbst vor tätlichen Angriffen ist man nicht zurückgeschreckt.

diert.

Die Maschine steht. Das kleine Schiff schaufelt auf und nieder und die Wellen klatschen rauschend und gurgelnd gegen die eiserne

Bordwand.

Der Wal bleibt verschwunden. Die fußlangen, eisernen Wider haken der Harpune haben sich auseinandergespreizt. Das schwere, rostige Eisen sitzt tief und fest im Leib des Tieres verankert. Lang­sam und stetig beginnt der Wal abzusinken. Die letzte Schleife der dicken Fangleine springt von der Plattform. Dann ertönt ein grelles Kreischen vorne am Steven. Die Leine hat sich straff gezogen. Die rostige Rolle, über die sie in den Rumpf des Schiffes hinabläuft, beginnt sich unter ohrenbetäubendem Quietschen zu drehen. Mit rasender Geschwindigkeit läuft die Leine über die Rolle ab. Dumpf polternd setzt sich unten im Schiff das Spill in Bewegung, auf dem ein paar hundert Meter Trosse aufgewickelt sind. Tiefer und tiefer sinkt der getroffene Wal zum Grunde des Meeres hinab. Meter um Meter läuft die Trosse aus. Manch­mal bleibt sie einen Augenblid stehen, dann schießt sie wieder vor märts, daß man sie nicht mit den Augen verfolgen fann. Die Rolle freischt wieder auf und unter Ded poliert das Spill.

Damit sollen Unfreundlichkeiten im Dienst in feiner Weise ent­Schuldigt werden. Selbstverständlich, haben die bedauernswerten Er werbslosen cin Recht auf entgegenkommende Behandlung. Nur mögen fie bedenfen, daß sich auch der vielgescholtene Beamte in feiner beneidensmerten Lage befindet und daß auch er Anspruch auf Rücksichtnahme hat. Geschicht das, so wird manches Aergernis vermieden werden und beide Teile werden es leichter haben.

Aber es ist wohl doch nicht alles in Ordnung. Denn allmählich zieht eine verhaltene, nervöse Spannung und Betlemmung über das Schiff. Es ist wohl das dumpfe Bewußtsein, daß hier ein un fairer Rampf gefämpft wird, das kein lautgesprochenes Wort und fein Lachen aufkommen läßt. Dort vorne tämpft sich ein gigantisches Tier auf unbeschreiblich qualvolle Weise vom Leben in den Tod. Die Gedärme seines Hinterleibes sind von Granatsplittern zerrissen. Das lange, spize Eisen der Harpune fist tief in der klaffen­den Wunde und reißt und wühlt und der Schmerz treibt das Tier vorwärts. Es sammelt seine gewaltige Kraft zu dem müßigen nud finnlosen Bemühen, diesem Schmerz zu entfliehen.

Am Rande des Eises hin.

Gegen mittag passieren wir den Rand eines Treibeis feldes. Einige vereinzelte Eisbrocken schlagen mit ohrenbetäuben­dem Krachen gegen die eiserne Bordwand. Der Steuermann brüllt einige Kommandos über das Dec. Zwei Matrosen laufen mit Hämmern und Meißeln nach vorne, um nötigenfalls die Troffe zu tappen.

Wenn wir mit dieser Geschwindigkeit in das Eis rennen, haut das ganze Schiff furz und klein.

Der Wal zieht längs des Eises dahin. Nur hin und wieder dröhnt ein abseits treibender Block gegen das Schiff. Nach einer Dreiviertelstunde liegt das Eisfeld backbord hinter uns.

Nach dem Mittagessen tommt der Kapitän auf die Brücke und beobachtet lange und eingehend die Bewegungen des Wales. Dann drückt er zögernd und vorsichtig den Kommandohebel ein Stück herunter. Pfeifend und brummend beginnt die Maschine zu arbeiten, und die Schraube gurgelt langsam rückwärts durch das Wasser. Aber das Schiff gleitet mit gleichbleibender Geschwindigkeit vorwärts, nur die Bewegungen des Tieres scheinen etwas hastiger zu werden. Der Zeiger der Uhr steht jetzt auf albe Kraft zurüc". Langsam mahlen sich die Schrauben im Wasser fest und halten das Schiff zurüd. Mit einem ärgerlichen Aufschnupfen haut der Alte den Kommandohebel ganz herunter. Die Schraube arbeitet mit Doller Kraft rüdwärts. Das Hed jetzt sich tief in das

Wieder drückt der Alte den Kommandohebel ein Stück herunter.

Wasser und das Schiff kommt zum Stehen.

Der Wal vorne hält einen Augenblid inne, als wäre er erstaunt, daß der Schmerz in seinem Hinterleib stärter und stärker wird. Eine furze Zeit bleibt er schlaff hingeftredt, wie leblos auf dem Baffer Hiegen. Hart und sicher hämmern die Kolben in dem Zylinder, Langsam bekommt die Maschine Gewalt über das große Tier. D'as Schiff geht rüdwärts!

Todeskampf.

Dann wälzt sich das Tier vorne hoch über das Wasser hinaus. Unendlich langsam und qualvoll frümmt es seinen gewaltigen Rücken, bis er wie ein mächtiger dunkler Bogen hoch über den Wellen steht. Aller Schmerz, dessen ein lebendes Besen fähig ist, findet in dieser merkwürdig langsamen Bewegung feinen Ausdrud, durch die ge­maltigen Ausmaße des Tieres scheint er bis ins Gigantische gesteigert.

Mit einem donnerähnlichen Krachen haut die breite Schwanz­floffe auf das Wasser und das 24 Meter lange Ungeheuer schießt hoch in die Luft hinaus. Mit dumpfem Dröhnen fällt es auf das Meer zurüd, und der weiße Schaum schlägt über ihm zusammen. Es bäumt sich noch einmal auf und jagt dann wieder vor wärts. Das Schiff erhält einen Rud, daß es in sämtlichen Fugen fracht. Wir torfeln nach hinten über und unter Deck knallen einige Zähne von den Rädern des Spills

Mit einem Fluch reißt der Kapitän den Kommandohebel wieder herauf. Die Kolben stampfen in dem Zylinder noch ein paarmal auf und ab und bleiben dann mit einem langgezogenen Brummen stehen. Das Schiff rudt ein paarmal vorwärts und temmt dann wieder in gleichmäßige Fahrt. Von neuem beginnt das Tier seine verzweifelte Flucht vor dem Schmerz und dem Tode.

so

Langsam vergehen die Stunden des. Nach= mittags. Unaufhörlich fließt das Blut aus der großen Wunde und färbt das Kielmaffer tiefrot. Mit dem Fernglas sieht man deut­lich, wie die dice Leine aus dem mächtigen blutigen Loch im Rücken des Tieres heraushängt. Die über einen Meter lange Harpune iſt tief hineingejagt, daß sie völlig in dem Körper verschwunden iſt. Es sind jetzt annähernd 8 Stunden vergangen, seit der Schuß fiel. Annähernd 8 Stunden schleppt uns jetzt das tot­wunde Tier über die hochgehende See. Es ist grotesk und bedrückend zugleich, so von einem lebenden Wesen über das Meer gefahren zu werden, einen müßigen und sinnlosen Weg von über 100 Meilen. Man kann wohl nichts dazu tun, als abwarten, bis diese gigantischen Kräfte dort vorne sich erschöpft haben.

Als wir nach dem Kaffeetrinken wieder auf die Brücke kommen, hat sich die Geschwindigkeit des Schiffes merklich verlangsamt. Die Bewegungen des Tieres find kurz und hastig geworden Die mächtige doppelte Fontäne des Blostes ist jetzt tiefrot gefärbt. Das Blut ist dem Tier in die Lunge getreten. Das Drama scheint sich seinem Ende zu nähern.

Wieder beginnt die Maschine rüdwärts zu arbeiten und das Schiff kommt endlich zum Stehen. Dann setzt sich polternd und rumorend das Spill unten im Schiff in Bewegung. Langsam wird Meter um Meter die Trosse eingeholt und das erschöpfte Tier herangewunden. Kurz vor dem Schiff sammelt es noch ein­mal feine letzte Straft zu einem gigantischen Verzweiflungskampf Das Schiff kracht derart in allen Fugen, daß man glauben fönnte, es würde mitten auseinandergerissen. Noch einmal schießt der Koloß in seiner ganzen Länge über das Wasser hinaus, noch einmal haut die mächtige, breite Schwanzfloffe mit donnerähnlichem Krachen auf das Wasser dann sinkt das große Tier schlaff und leblos in fich zusammen. Es fentert, und seine schneeweiße Bauchfläche glänzt in der untergehenden Sonne über den Wellen.

Nachher wird ein Boot ausgesetzt und der Wal am Schwanz mit einer starten Kette längsseits am Dampfer befestigt.

Spät in der Nacht treffen wir mit unserem Fang wieder auf ber Balfangstation ein und die Jagd ist aus.