Aus der Giftküche der Spalier. Verleumdungen gegen Bezirksvorstand und Arbeiterbank. Im Lager der sogenannten SAP., der Partei der aus der Sozialdemokratie ausgeschiedenen Spalter, tobt ein Eliquenkampf, der mit den gehässigsten Mitteln gefuhrt wird. Der Reichstagsabgeordnete S t r ö b e l hat sich von der SAP. wieder losgesagt, weil ihn die Diktatur des großen Maules und der scheinrevolutionären Phrase erschreckt hat, die in diesen Cliquenkämpfen Orgien feiert Auch S e y d e w i tz hat schon seinen linken Flügelmann gefunden, der noch radikaler ist als er selbst und für den er ein Bremser, ein nicht waschechter Revolutionär, um nicht zu sagen schon ein halber Verräter ist. In einer Funktionär- Versammlung der SAP. in Berlin griff Seigewasser S e y d e w i tz an, und S e n d e w i tz warf Seigewasser „unerhörtes parteischädigendes Verhalten" vor. Der Vorwurf der Parteischädigung im Munde von S e y d e w i tz ist sehr gut! Er hat seinen Leuten das Spalten beigebracht, und klagt nun, daß sie dies Geschäft weiter be- treiben wollen. So wird Seydewitz mit denselben Methoden gezüchtigt, deren er sich gegenüber der Sozialdemokratischen Partei schuldig gemacht hat! Seydewitz steht bereits im Verdacht, ein„B o n z e" zu sein— denn die politische Weisheit der gesinnungs - tüchtigen SAP.-Leute besteht in der Uebernahme der dreckigsten Kampfmethoden der Kommuni- sten und der reaktionärenBürgerl Mit diesen Mitteln bespeien sie die Sozialdemokratische Partei . In de? letzten Nummer der„SAZ." findet sich eine Sudelei von Fritz Rück gegen unsere Berliner Parteiorga- n i s a t i o n und den B e z i r k s v o r st a n d. Dieser Fritz Rück schreibt: „In keiner Stadt Deutschlands sind in den letzten Iahren so viele Korruptionsskandale aufgebrochen, an denen s o z i a l d e m o- kratische Führer beteiligt waren, als in Berlin . Und in keiner Stadt wäre es möglich gewesen, so kaltschnäuzig olle Schweinereien zu decken und innerhalb der Organisation jede Kritik zu unterdrücken, wie das innerhalb der Berliner Sozial- demokratie der Fall war." Das könnte aus der Giftküche der Hugenberg-Presie stammen! Der Bezirksvorstand der Berliner Sozialdemo- kratie hat in jedem einzelnen Falle von Korruption auf das entschieden st e durchgegriffen, der schmutzige Anwurf in der„S2lZ." berührt ihn also nicht. Die schmutzigen Methoden der„SAZ. ", ihre Nachahmung der Mostauer und Harzburger Giftmischerei gegen die So- zialdemokratie richtet sich von selbst. Die Strafe folgt diesen Methoden auf dem Fuße— denn schon fangen die Gift- Mischer an, sich selbst mit dem Gifte zu bespritzen! SAp.-Verleumdungen gegen die Arbeiterbank. Oie Verleumder ohrfeigen sich selbst. Für die Kampfeswoise der Spalter ist folgender Vor- fall bezeichnend: Kürzlich brachte das Wochenblatt der Spalter An- griffe und Verleumdungen gegen die Arbeiter- b a n k, die geeignet waren, den Kredit dieses ohne parteipolitische Bindungen der gesamten Arbeiterschaft dienenden Instituts auf das schwerste zu gefährden. Als daraufhin die Arbeiterbank mit einer Klage drohte druckten die Spalter, um der Klage zu entgehen, eine Berichtigung ob, aus der hervorgeht, daß die Verleumdungen gegen die Arbe-iterbant fahrlässig und ohne jede Unterlage gemacht worden sind. Der wesentliche Teil der Be» richtigung lautet? „... daß die gesamten von uns in gutem Klauben gemachten Angaben der Wahrheit nicht ent- sprechen. Damit entfallen auch die Behauptungen, die wir über die Firma Bett gebracht haben, die zu schädigen uns fern lag. Wir erkennen daher insbesondere an, a) daß die Arbeiterbank durchaus liquid und in keiner Weise gefährdet ist, b) daß sie mit der Garantie- und Akzeptbank keinerlei Derbin- dung hat noch auch gehabt hat. c) daß zwischen Direktion und Auffichtsrat der Arbeiterbank Differenzen oder gar ein offener Streit weder bestanden hat noch besteht, ck) daß die Guthaben der Arbeiterbank bei der Firma Bett, Simon u. Co. noch nicht 6st<X> Mark beträgt. Mr bedauern, einer falschen Information zum Opfer gefallen zu sein und erklären, daß uns unserer ganzen Einstellung nach nichts ferner gelegen hat als eine Schädigung der Bank der Ar- beiter, Angestellten und BeanUen A.-G" Nur Borniertheit und politische Gehässigkeit konnten zu diesen Anwürfen gegen das Unternehmen der Arbeiter- schast führen._
Die Steuerdrückebergerei nimmt zu. Gegenmaßnahmen des ReichsfinanMinisterivms. Als im Juli vorigen Jahres di« Steuereingänge derart zu- sammenfchrumpften, daß eine geordnete Kassenführung des Reich.?? gefährdet war, wurden durch Notverordnung Verzugszu- schlage in Höhe von S Praz. halb monatlich festgesetzt. Dies« drakonische, aber notwendige Maßnahme hat dann auch den Er- folg achabt, daß der Eingang der Steuern sich schnell besserte Allzu voreilig hat die- Reichsregierung dann in der falschen Erwartung, daß auch ohne den Druck der hohen Verzugszinsen die Steuerzahlung regelmäßig erfolgen würde, in der Notverordnung vom 8. Dezember die Iuli-Aerordnung wieder aufgehoben. Es hat sich aber, wie dies von sozialdemokratischer Seite der Reichsregierung seinerzeit vorausgesagt wurde, gezeigt, daß mit dem Wegfall dieses notwendigen Druckes die Steuer. Drücke- bergerei wieder überhand genommen hat. Di« Reichsregierung steht sich daher infolge des scharfen Rück- ganges der Steuerzahlungen gezwungen, ihre voreilige Maßnahnie vom 8. Dezember z u revidieren und von neuem eine Verzugs- strafe von IM Praz. halbmonatlich einzuführen. Diese Verzugs- Zuschläge haben vom 1. Februar an Geltung und kommen für Zahlungsversäunmisse bei der Einkommen». Körperschafts-, Ver- mögeus- und Erbschaftssteuer sowie bei der Umsatz-, Grunderwerbs- und Hauszin-steuer in Frage. Für gestundete Steuern gelten diese Bestünmungen nicht.
Abgesägt! Arankfurt a. EL. 2Z. Januar.(Eigenbericht) Aehnlich wie m Württemberg ist nun auch die KPD .» Bezirksleitung Hessen-Frankfurt der rastlosen Mos kauer Säge zum Opfer gefallen. Die beiden Bezirks- Parteisekretäre Daub und Kiessert sind wegen„Laschheit" ihrer Aemter enthoben worden. Der neue Mann, der nuu den„blinden Hessen " das einzig richtige Licht auffteckeu soll, ist der frühere kom- munistische Redakteur Opitz.
Die noiwendige Gchuheskorte.
„Bubi darf nicht alleine nach Hause gehen, es könnte ihm was unkcrwegs passieren. 140 Mann SA. werden ihn als Schutzeskorle begleiten."
„was. mein Zunge— dalang Wohnste? Jte, is nicht Auf dem weg kann dir ja gar nichts passieren. wen« du Schutz brauchst, gehl es da links. Ein kleiner Umweg von vier Kilometern."
„Siehsie Bubi, es war doch gut, daß wir mitgekommen„So. und nun wird es ernst— türme mein Zunge, sind. Auf diesen dunklen Pfaden hätlst du dir allein jetzt haben wir nämlich keine Zelt mehr, dich zu gar nicht zurechtgefunden." beschützen. SA., Sturmangriff, Marsch, Marsch!"
Nach Lavals Rede. pariser Lob und Kritik.
Paris . 23. Januar.(Eigenbericht.) Der„T e m p s" schreibt zur letzten KammerredeLavals: Wenn Deutschland den JJoung-PIan ablehnen will, würde es Frank- reich nicht an Mitteln fehlen, um, wenn nötig, in wirk- samer Weise gegen die Unaufrichtigkeit Deutschlands zu reagieren. Die Weigerung, den französischen Anteil an der Ivv-Millionen- Dollar-Anleihe der Reichsbank zu erneuern. Rückkehr zur ZSprozsn- tigen Einfuhrabgabe auf deutsche Waren und Kündigung des deutfch-ftcmzösischen Handelsvertrags sind Möglichkeiten, dl« man er- wägen kann. Allein die Totsache, daß man sie bereits in der fran- zosischen Presse erörtert, wird zweifellos geeignet sein, Deutschland zum reiflichen Ueberlegen zu oeranlassen. Der radikale„S o i r" kritisiert die Rede Lavals und erklärt, sie habe die bereits sehr gespannte intern atwnale Lage noch wei» ter verschärft Da? französische Kabinett und seine Mehrheit hätten in diesem kritischen Augenblick eine sehr schwere Derant- wortung übernommen. Man habe von Laval Erklärungen erwartet. die eine Lösung, ein« Entspannung durchblicken lassen. Sie hätten aber keine Klarheit gebracht oder genauer gesagt, der Mi- nisterprSsident oerkenne den Ernst der Lage, er wolle nicht verstehen, daß die Welt vor einem wichtigen Fälligkeitst-rmin steht und daß diejenigen, die im gegenwärtigen Sturm an den alten Formeln sesthalien, zerschmettert werden. Die Friedensverträge von ISIS seien ebenso überholt wie es im Zahre 1SZ0 die Verträge von ISIS gewesen seien, weder rechtlich noch katfächllch könne sie noch jemand verkeidtgen. Die Ereignisse, die stärker als die Menschen seien, hätten sie verurteilt „Times" für den Vorschlag tton Blums. London , 23. Zanuar. Z« der Debatte in der französischen Sammer bemerkt„Times" in einem Leitartikel. Leon Blums Anregung, die Frage, ob die von Deutschland geleisteten Iahlungen die französische » Aus- gaben für den wiederoofbau der zerstörten Gebiete decken, durch die Fiuanzabteilung des Völkerbundes untersuchen zu lassen, sei min- de sten» ernster Erwägung wert Blums Erklärung im Namen der französischen Sozialisten, die deutsche Regierung würde sich an dem Tage, an dem sich herausstellt daß die deutschen Iah- langen die für den Wiederaufbau auegegebenen Summen überstiegen haben, als juristisch der Schuldledig bekrachken, bezeichnet das Blatt als ermutigende Sprache in einem Augenblick, in dem soviel Unversöhnliches gesagt werde. Hoover hüllt sich in Schweigen. Washington . 23. Januar. Präsident Hoover hielt gestern die in jeder Woche zweimal stattfindende Pressekonferenz nicht ab. Ebenso wurde die vom Unterstaatssekretär Castle angesetzte Rede vor dem New-Porker Republikanischen Klub über Flnonzsragen abgesagt. Man hält die Lage in Paris fürsogespannt, daß man sie nicht durch offizielle amerikanische Aeutzerungen noch verschärfen möchte, um so weniger, als Amerikas Standpunkt zur Schuldenfrage hinreichend bekannt ist Städtische Oper. „Friedemaim Bach". Ein in jeder Hinsicht miserables Libretto von Rudolf Lothar , das Brachvogels berühmte Mychenbildung um Friede- mann Bach an sentimentalem Pathos und falscher Romantik weit übertrifft. Paul Graencrs Musik ist dünn, gehaltlos und in ihren besten Teilen Kunsthandwcrk im alten Stil. Eine— vom Szenischen abgesehen— gute Aufführung mit H ü s ch. Fidesser und Werner Ladwig am Pult A.W.
Zu dem von dem Abgeordneten Vinfon eingebrachten [ Flottenbauprogramm wurde heute im Weißen Haus er- > klärt, der Präsident fei nach wie vor gegen einen Ausbau der Kriegsflotte und insbesondere gegen eine Festlegung auf ein langsichtiges Programm in den gegenwärtigen anormalen Zeiten. �Frankreich isolieren!" Kaschifiische Ratgeber. Rom , 23. Januar. .Lavoro Fascista" schreibt in einem Leitartikel über die gegen- wärtige internationale Lage unter der Ueberschrift„Allein handeln", jeder Tag füge eine neue Last zu der bereits schweren Last hinzu, die die Well sett Iahren zu tragen hat und die von Stunde zu Stunde unerträglicher wird. Frankreich stehe ganz allein da in seiner Angst vor dem Gedanken, Deutschland könnte einmal, von seinen Fesseln besrett, das Haupt erheben.„Allein vorgehen, indem man Frankreich isoliert", so schließt das Blatt,„stellt heute die einzige Lösung dar. wenn man nicht einen vollständigen und nicht wieder gutzumachenden Zusammenbruch erleben will."
Verschärfung in Kaialonien. Wieber linksradikaler Generalsireikversuch in Barcelona . vi a d r i d. 23. Januar. Die Loge in Katalonien hat sich plötzlich sehr ver- fchlimmert Zu Barcelona ist der Generalstreik ausgerufen worden. Bereits in den ersten Morgenstunden des Sonn- abends kam es zu Zusammenstößen zwischen Streikenden und Ar- beitswilllgen. wobei drei Personen getötet und 15 verletzt wur- den. ver städtische Verkehr ist vollkommen stillgelegt worden. Die Schulen haben geschlossen. Frauen und Sinder haben Anweisung erhallen, die Häuser nicht zu verlassen. Schwere Maschiaeagewehre sind an den strategischen Punkten der Stadt aufgestellt worden. Alle politischen und sonstigen Versammlungen sind verboten. Da, hau» derSommunistischeuPartei ist behördlich geschlossen worden. 27 Personen wurden dabel verhaftet. Die Behörden haben gegen sämtliche kommunistischen und anarchistischen Zeitungen ein Erschelnungsverbot ausgesprochen. Zu Berga wurden bei Ausrührern g? Bomben gefunden. Meh- rere Abteilungen Zivilgarde sind in der Stadt eingetroffen. Za Malaga sind an zahlreichen Stellen der Eisenbahnlinie Sa- botageakte verübt und Telephon- und Telegraphenleitungen durchschnitten worden. Am Sonnabendmorgen ist kein? Zeitung in Malaga erschienen. Spanien verbieiei Jesuitenorden. Oer Präsident unterzeichnet das Rechtsdekret. Madrid , 23. Januar. Der Präsident der spanischen Republik unterzeichnete ein Dekret. durch das die Auflösung des Jesuitenordens verfügt wird:
Ein unmöglicher Plan. Amtlich wird mitgeteilt: Zu der von Münchener Blättern verbreiteten Meldung über einen angeblichen französischen Plan, die Abtretung der Deutschen Reichs- bahn. zu verlangen und sie für Rechnung der Reparation« gläubiger auszubeuten, erfahren wir von zuständiger Stelle, daß ein solcher Plan der Reichsregierung nicht vorliegt, über ein derartiges An- sinnen auch nicht verhandelt werden würde.