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Max Barthel : Aufstand im Kaukasus

Jakob David Fauft, fiebenundzwanzig Jahre alt, strohblond| und von derber Figur, verheiratet, Flüchtling aus dem Kautasus und aus ber Krim , beugte sich über den schmutzigen Tisch herüber und begann zu erzählen. Seine Vorfahren wanderten vor

171 Jahren vom Neckar nach der Wolga aus, nach 171 Jahren wanderte Jakob Davio Faust vom Teret aus und wartete nun im Prenzlauer Lager auf das Bifum für den Paß nach Kanada . Jakob, von seinen Freunden Jafchta genannt, erzählte vom Auf stand der Bergvölfer im Stautafus.

,, Emiljanowka hieß unser Gut und lag im Teret- Gebiet im Kautajus. Vor dem Weltkrieg hatten wir Taurten verlassen. Vom Weltkrieg spürten wir wenig, wir brauchten nicht unter der Waffe zu dienen, Herr. Aber zu den Waffen griffen wir, als der Krieg beendet war. Im Herbst 1917. Da begann der Aufstand der Bergvölker. Emiljanowta wurde überfallen. Mitten in der Nacht. Da flirrten plötzlich die Fensterscheiben; ich erwachte, die Mutter tam zu mir ins Zimmer und teuchte: Jaschta, die Tat iren sind da!" Ich fragte: Die Tataren?", und eilte halb angezogen in das Zimmer von Papa. Er war wach, faß in einem Stuhl und sagte: Ja, sie sind im Gastzimmer, die Tataren; sie haben die Fensterscheiben eingestoßen!" Ich sagte: Kommen Sie, Papa, wir wollen uns im Steller verstecken."

Gut, wir versteckten uns im Keller, Papa, Mama, die Schwester, das Kindermädchen Natalie und ich. Auch da unten hörten wir die tatarischen Schreie. Das Vieh in den Ställen wurde unruhig. Unsere Knechte waren geflohen. Der Hund bellte. Ein Schuß fiel. Der Hund bellte nicht mehr. Es war schrecklich aufregend da unten in der Dunkelheit; die Ungewißheit war schreck­lich aufregend, nun, ich habe mir ein Herz gefaßt und bin nach oben geschlichen, Herr. Durch das Fenster der Speisekammer fonnte ich die Tataren sehen und hören. Sie verhörten gerade unseren tatarischen Wächter.

,, Wo sind sie, die Deutschen , die Wurstfreffer?" fragte ihr An­führer. Der Wächter antwortete:" Der Wirt ist mit seinem Sohn ins Dorf gefahren, um Hilfe zu holen. Die Knechte aber müssen noch hier sein; sie haben Gewehre. Geht euch vor, vielleicht steckt ihr schon in der Falle."

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Gewehre?" fragte der tatarische Führer. Er war ein großer, wilder und schöner Mann mit podfennarbigem Geficht und grau. fameni Mund, Gewehre haben Sie Wurstfresser? Vorwärts", brüllte er, treibt das Bieh zusammen, und dann los in die Berge!" Das Bieh wurbe zufanumengetrieben. Aus dem Keller hörte ich das Weinen meiner fleinen Schwester. Sie war noch Brust­find. Aber die Räuber hörten sie nicht, das Gebrüll des Bichs machte ihre Ohren taub. Und wir waren wehrlos und mußten die Tataren abziehen lassen. Ich ging wieder in den Keller und erzählte, was ich gesehen und gehört hatte. Mama weinte. Bapa betam ein wächsernes Gesicht wie ein Sterbender. Bis zum Morgen blieben wir im Keller. Dann tamen unsere Knechte wieder und wir hörten, wie Iwan zu Wladimir sagte: Wir sind zu spät ge= tommen, die Tatarenhunde haben alle umgebracht!"

Banja, Wanja!" schrie meine Mama, Banja, wir leben, wir leben!" Wir verließen den Keller und besahen das Haus. Im Gästezimmer waren die Fensterscheiben eingechlagen. Im Vor­zimmer jehlten die Kleider und die Belze. Auch ein großer Schrant war erbrochen. Der tatarische Wächter war verschwunden. Und aus den Ställen, Herr, hatten sie über 100 Kühe und gegen 30 Pferde fortgetrieben. Das alles geschah am 19. Dezember 1917. Wir übersiedelten nach dem nahen Dorfe Freudenfeld und die Weihnachten waren für uns sehr traurig. Der ganze Winter auf das Jahr 1918 war für die Deutschen sehr traurig: die Bergvöller fämpften gegen die Fremden, gegen die Russen und auch gegen die Deutschen . Manchmal wurde zwei Tage um ein Gehöft, um eine Siedlung gefämpft. Wehe, wenn sich ein Dorf ergeben mußte! Die Bergvöller fannten teine Gnade, auch gegen sie hatte man früher feine Gnade gekannt. Einmal wurde ein Russendorf ge­stürmt. Die junge Mannschaft schlachteten die Tataren ab ober warfen sie getunden ins offene Herdfeuer.

Auch unser Dorf wurde überfallen. Gegen Mittag meldeten die Posten, daß sich fünfzig Tataren näherten. Wir hatten damals schon Gewehre. Die Tataren tamen, gedeckt durch das Schilf des Flusses Atfaj, immer näher. Dann hielten sie plöblich und ver richteten ihre Gebete. Fünf Jünglinge aus unserem Dorf schlichen fich am Atsaj entlang zu den Tataren, die immer noch ihren Moham­med um Beistand anflehten Sie schoffen, was die Gewehre her­geben fonnten, und auch wir anderen schossen und zielten gut. Wie waren sie überrascht, die Tataren! Sie brüllten und schwangen sich auf die fleinen Pferde und rasten davon, nach der Brücke. Gie ritten auch durch das eiskalte Wasser des Atjaj. Wir hatten teine Berluste, nein, aber von den Tataren fielen siebzehn Mann...

Die Dörfer unterstützten sich in der Abwehr. Wir halfen den Russen, die Russen halfen uns. Einmal, als unsere besten Männer in der Stadt Chassowfurt waren, um Munition zu holen, wurde ein einzelstehender Russenhof überfallen. Der Befiher hieß Massajem und war über siebzig Jahre alt. Er wehrte sich tapfer, und als die Tataren tamen, erschoß er zwei von ihnen, darunter seinen eigenen Leibwächter, der ihn verraten hatte. Einen dritten Räuber ver­wundete Massajem durch einen Schuß in die Brust. Die anderen flohen in die Dunkelheit, in die Berge, in die wilden Schluchten.

Die Regierung? Sie fonnte nichts tun, fie faß in den Städten, und auch dort ging der Krieg und der Aufstand. Unsere Leute be­tamen von der Regierung immer nur die Antwort: Helft euch selbst, wir fönnen euch nicht helfen." Gut, wir halfen uns auch. Bis ins neue Jahr gingen die Ueberfälle Moskau war weit. Ende Januar 1918 tam eine militärische Streife in unser Dorf. Der Kommandant erflärte: Der Kaufafus ist im Aufstand. Die Bergoöller haben eigene Regierungen ausgerufen. Wir wollen euch schügen, wenn ihr nach der alten Heimat, nach) Taurien oder der Wolga, zurückkehren wollt. Das Teref- Gebiet aber müßt ihr räumen Macht euch auf den Weg, solange ihr noch Wagen und Pferde habt."

Das war eine schlimme Rede, und wir verstanden, daß wir alles verfaffen und aufgeben mußten. Bon einem Tag zum ande­ren! So wer es uns im Laufe der Geschichte schon einige Male ergangen. Bir hatten die Steppe fruchtbar gemacht, der Reichtum an Vieh stammte von uns, und nun sollten wir alles verlassen! Wir bestürmten die Soldaten, aber sie zudben mit den Schultern und erklärten: Wenn euch das Leben lieb ist, dann verlaßt das Deref- Gebiet, sonst schneiden euch die Tataren die Köpfe ab."

Eigentlich waren es gar feine tatarischen Bötter, die sich er­hoben hatten, ber Rautajus mimmelt von vielen Bölkern, aber wir nannten die Aufständischen einfach Tataren. Und wir wollten leben, und da erklärten viele von uns: Sie werden uns nicht die Köpfe abschneiden, die Tataren, nein, wir werden sie über den Haufen schießen!" Der Kommandant aber fagte: Das werdet ihr nicht tun. Kein Blutvergießen mehr! Ihr verlast oas Teret Gebiet. Es ist Befehl der Regierung. Die Tataren sind zu start."

In den deutschen Dörfern erhob sich ein großes Wehtlagen. Die Scheunen und Kaffen waren voll. In den Ställen drängte

sich das Bieh. Nun, in der Stunde, als wir alles verlassen mußten, sich das Vieh. Nun, in der Stunde, als wir alles verlassen mußten, haben wir das weiße Mehl wie Mist auf den Höfen verstreut.

Manches Stück Bieh wurde erschossen! Viele Bauern zündeten ihre Höfe an, um den Tataren nur Ruinen zu hinterlassen. Und dann ging es fort Biele Häuser brannten. Vieh verlam und brüllte in den feurigen Ställen. Scheunen stürzten ein. Frauen und Kinder weinten. Wie eine Riefenwolte, ja, wie eine schwarze, von Flammen gerötete Riesenwolte stand der Rauch der vielen Feuersbrünste am grauen Februarhimmel.

Der Weg führte durch das Tatarendorf Kutan- Aut. Die Sol­daten, die uns begleiteten, umringten das Dorf und durchsuchten jede Hütte, jeden Hof. Sie fanden zwei Tataren. Bald darauf tnallten die Schüsse. Dann wurde Kutan- Aul angezündet. Durch den Rauch und durch den Brand, es sah graufig aus, taumelten noch drei andere Tataren. Die Soldaten gaben teinen Pardon, nein. Auch wir hatten Verlufte. Ein Offizier, ein Jüngling noch, der am Dorfrand bei den Maschinengewehren lag, wurde von streifenden Tataren erschossen. Dann zogen wir weiter. Unterwegs gab es viele Plänfeleien. Hin und her ging das Feuer. Es schnallerten die Gewehre. Nun gut, endlich, endlich erreichten wir den Teret, den wilden.

Bor dem Weltkrieg hatten wir diesen eistaren Fluß schon einmal überquert. Meine Vorfahren und die Deutschen in Ruß land haben schon viele Flüsse überquert, und immer mußten sie weiter oder wieder zurück, ja, und nun war in Rußland ein neuer Krieg ausgebrochen, der Krieg der Bergvölker. Der Bürgerkrieg tam später. Ja, aus Taurien waren wir gekommen, nach Taurien 30gen wir. Die Soldaten brachten uns bis an den Fluß. Die Fähre war nicht in Ordnung. Die Russen lachten und sagten. Nitschewo, wartet einen Tag oder zwet, dann wird sie schon fahren, die Fähre."

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Eine kleine Bölferwanderung hatte den Rautafus verlassen. Eintausendfechshindert Wagen führen in jenen Tagen nach dem Teret. Große Biehherben trotteten baneben. Drei Tage mußten wir warten. Das Bieh begann zu hungern. Das Futter für die Pferde, Ochsen und Kühe mußte zuletzt wie auf einer Goldwaage zugemessen werben. An manchen Tagen schneite es, an anderen Tagen fiel Regen. Am vierten Tag begann das Fährschiff mit der

Arbeit.

Unermüdlich ging es hinüber und herüber. Eine ganze Woche bauerte der Flußübergang. Wir tamen schon am zweiten Tag nach dem anderen Ufer. Dort drüben führte der Weg zuerst auf einem schmalen Damm weiter. Das nasse Wetter hatte ihn ge­fährlich gemacht. Die Wagen mußten von beiden Seiten geftüßt

Wilhelm Lennemann:

1 werben, damit sie nicht abgfitten und ins Waffer ruffchten. Am dritten Tag rutschte doch ein Leiterwagen ab. Der Bauer mit zwei Kindern stürzte in den Teret, den wilden. Ja, der Bauer konnte sich und ein Kind retten, aber das andere, es war ein Mädchen, wurde von der Strömung fortgeriffen. Da sprang ein tapferer Jüngling ins Boot, und als er das Kind erreichte, da sank es unter, ja, und der Vater schrie laut auf. Aber das Kind, lieber Herr, tauchte noch einmal auf, der Jüngling pacte es und fam ans user. Bewußtlos war die Kleine, aber sie öffnete bald die Augen, und ich hörte, wie sie sagte:" Papa, da unne im Wasser isch net

soviel Dreck, wie da uffm Wege!"

Wir fuhren weiter und lagerten bei einer Fischerei. Dort wollten wir unsere Freunde und meinen anderen Bruder erwarten. Die Nacht fam. Einige Bauern fuhren noch einmal nach dem anderen Ufer hinüber, um die Höfe aufzusuchen und dies oder jenes noch mitzunehmen. In vielen Höfen aber hodten schon die Tataren oder sie hatten alles fortgeschleppt oder zertrümmert, wenn es noch etwas zum fortschleppen oder zum zertrümmern gab. Ich fuhr nicht mehr über den Fluß. Mama war frant geworden und die fleine Schwester fieberte. Auch Papa sah sehr merkwürdig aus. Er ist auch in den nächsten Wochen gestorben.

Vom Teret muß ich Ihnen noch eine fleine Geschichte erzählen. Im Rohr des Flusses wurden am vierten Tag drei Tataren ge= fangen. Der eine von ihnen war Alan- Bet. Wir fannten ihn vom Frieden her. Auch die beiden anderen, seine Neffen, waren uns gut bekannt. Die Soldaten aber machten furzen Prozeß mit ihnen. Alan- Bet sagte die ganzen Gespräche haben wir erst später erfahren, zu spät erfahren, lieber Herr Alan- Bet sagte:

Führt mich hin zum Bürger Abram Jakob Faust, er fann sagen, wer ich bin." Die Soldaten antworteten: Wir wissen schon, mer du bist, deine Waffen haben dich verraten." Alan- Bet sagte: Im Kaukasus tragen alle freien Männer Waffen, das wißt ihr selbst. Führt mich hin zum Bürger Fauft aus Emiljanowka, er Bennt mich und meine Familie." Die Soldaten lachten und er­flärten: Nein, wir führen dich und deine Neffen zur Hölle." Alan­Bet antwortete: Tut, was ihr müßt. Es steht geschrieben: Allah ist groß!" Dann verneigte er sich mit den Neffen nach der heiligen Stadt Metta . Sie beteten lange. Endlich richteten sie sich wieder auf und Alan- Bef verhöhnte die Soldaten und rief: Ech, zuer Anblick judt unsere Haut! Einmal werden euch unsere Brüder von ihrem Leibe reißen wie schmutzigen Grind!" Die Soldaten ant­worteten nichts. Sie feuerten... and dise

Jakob, Jaschka genannt, schwieg. Nach einer Meinen Weile fragte ich: Ja, und wie sind Sie nun nach Taurien gekommen?" Er antwortete:" Wir reisten einige Monate durch die Steppe und durch die Wüste, aber in Taurien blieben wir nicht lange, wir siedelten uns in der Krim an. Aber Sie bleiben ja noch im Lager, vielleicht erzähle ich Ihnen morgen von Taurien oder von der Krim ."

Liliencron und der Barbier

Bor furzem hörte ich von einem Rundfunktünstler ein Gebicht Detlev von Liliencrons vortragen: Heimgang in der Frühe". Gleich stand der lebensdurstige Boet und Baron wieder vor mir, mie ich ihn gulegt einige Jahre vor seinem Tode in einer west­fälischen Großstadt gesehen hatte. Er schaute zwar schon etwas müde und abgefämpft aus; doch hatte ihn sein wundervoller Humor noch nicht verlassen. Es war die Zeit, da jeder literarische Verein, der etwas auf sich hielt, sich verpflichtet fühlte, zumindest einmal im Jahre seinen Mitgliedern einen lebenden Dichter vorzuführen. In jenem Jahre nun war Liliencron an der Reihe. Er las eine Kriegs­novelle und eine Reihe Gedichte, darunter eben auch ben ,, Heimgang in der Frühe". Nicht gerade hervorragend eindrucksvoll die Vortragskunst war nicht seine Stärke, aber immerhin: es war der Dichter selbst, der da seine Berse vortrug, und als er zum Schluffe das bekannte: Die Mufit tommi" mit einem Fauftschlag aufs Vortragspult endete, war jedermann begeistert.

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Am folgenden Morgen suchte ich mit dem Baron einen Rafier­salon auf. Während er eingeseift wurde, begann der Meister: Herr Baron, ich habe Sie gestern abend auch gehört, und nachher haben mir noch zusammengesessen. Da wurde auch eine Zeitschrift mit einem Gedicht von Ihnen herumgereicht, und da haben wir nun darüber geftritten, was Sie wohl für ein solches Gedicht be­tommen?" Er zuckte mit dem Pinsel zurück und sah den Baron fragend an.

Liliencron antwortete, jovial lächelnd: Das fommt auf den Berleger an. Manchmal sind sie knauferig, manchmal auch gerecht: wenn's hoch tommt 20 Mart."

Mehr nicht!" entrüstete sich der Meister.

Nun ja", scherzte Liliencron ,,, Sie sind doch auch ein Künstler, und ist's bei Ihnen nicht gerade so! Da haben Sie ein Stück Seife ... Rostet?... Schön, 50 Pfennige... Und was zahlt Ihnen der Kunde fürs Rafieren?"

Der Meister verstand gleich: ,, Sie meinen, daß Sie mit einem folchen Gedicht die Zeitungen auch des öfteren.

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Jawohl", ergänzte der lustige Baron, damit seife ich die Ber leger so oft ein, bis nichts mehr daran ist; just so, wie Sie's mit Ihrer Seife auch machen; dann muß ich ein reues Stück nehmen." ,, Und wieviel haben Sie davon auf Lager, wenn ich fragen darf?" Der Schalt unterm Seifenschaum zwinferte mir im Spiegel vergnüglich zu: So an 500."

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Dera

Der Meister strich das Messer ab und rechnete. Mit elegantem Schwunge fuhr er die rechte Backe herunter: Und wie oft". trauliches Lächeln seifen Sie mit einem Gedicht ein?"

,, Na, auch wohl zwanzigmal!"

Bause... Die linke Backe wurde vorgenommen... ,, Also das ergibt dann 20 mal 20 mal 500, gleich zweihundert­tausend Mart!"

,, Aber natürlich! Und das pro anno! Und dazu fommt noch so manches andere. Da sind noch die Novellen; da sind noch ein paar Dramen( ein heimlicher Seufzer, den nur ich verstand), und da find die vielen, vielen Bortragsreisen!"

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Der Meister verfant in aftertiefes Staunen. Er wusch die letzte Seife ab. Was wollen Sie", hob ihn der Baron wieder in die Höhe, ,, das Dichten ist ein Geschäft, genau wie das Ihre!" Dann stand er auf: Was schulde ich nun, Meister?" Der Barbier erwidert devot und eindeutig: Der Herr Baron sind ein vornehmer Herr."

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Freigebig und würdevoll drückte ihm der vornehme Herr eine Mart in die Hand. Draußen meinte er dann zu mir: Aber der Mann hat mich auf eine Idee gebracht: Ich werde jetzt einen Geschäftsführer anstellen; der hat nach einem genauen Blane bie gesamte deutsche Presse alljährlich viermal abzugrafen. Es sollte doch mit dem Teufel zugehen, wenn dabei nicht etwas herausfäme!" ( Der Schalf in ihm war nicht klein zu kriegen.) Bei diesen Worten ,, Sehen Sie, genau wie bei mir! Aber Sie benußen bie Seife| hatte er mich unter: Und nun tommen Sie; ich habe noch nicht boch viele, viele Male. Und da lohnt sich's doch am End'!"

,, je, oft mur 10 Pfennige! Es kommt halt auf die Kunden an; die Vornehmen geben natürlich mehr!"

Walther Appelt:

Das Vierpfennigftück

,, Egal was Neies unn nischt Gescheides. So ein Bleedsinn." ,, Was hamm Se sich denn schon wieder offzurägen?" ,, Nu, iewr das neie Fierfengschdid. So ein Kwabsch." ,, Das doch tee Kwadsch. Das doch enne wohlbedachde Sache."

,, Na, ich weeß nich. Was soll dn das fr Fordeile tamm?" ,, Daß anschbelle fon unfern bisherigen Fimfern enne Minse dridd, die enn Feng wenjer tosdet. Das nämlich der beriehmde Feng, Sie wiffen schon, wer den nich ehrt, ißn Dahler nich wert. Das Schbrichwort tenn' Se doch?"

,, Nadierlich tenn ich das. Awr wenn Se gans ehrlich sinn. da missen Se doch selwer zugähm, daß ä Feng ooch dadsächlich nischt is. Gehn Se mal in enn Laden unn sagen, Se molln was frn Feng hamm. Da triegen Ge filleicht enne Badendnadel oder enn Bahnschbocher, weider nischt. Schdimmbs?"

Schdimm' duhds schon. Awr das soll doch ähm grade durch das neie Fieriengfchdid andersch wern. Das hamm se doch nich bloß meinbwegen fr de Schfahdfchbieler erfunden. Sondern das missen Se sich so sorsadelln, daß de Rechierung ihrn Schdaads birgern midn gubben Beischbiel forangehn will: Gehörsch, so mißörsch machen, wenn de Breise rundergehn solin. Bei mir fosbet in 3ufumft ä fimfer bloß noch fier enge."

,, Das is doch Fandafie. Wenn ä Fimfer bloß noch fier Jenge fosdet unn außerdem schdeht klibb unn lar eine Fiere droff, da

gefrühstückt!"

B es doch tee Fimfer mehr, sondern ähm ä Fierfenger oder wie die Dinger heeßen wern."

,, Da hamm Se nich gans recht drmit. Unfre Rechterung richdet sich nämlich nach enner Weisheet, die de Ladeiner in Alderduhm ausgedifdelt hamm."

Ja, wärklich? Was foll dn das fr ne Weisheet sinn?" Die heeßt: Laß fimfe grade sinn! Das nu jetzt erreicht." ,, Nach zweedausend Jahrn. Das allerhand schbähd." ,, Liewer ä bissel schbähd als wie gar nich."

,, Nu ja, wemmersch so bedrachdet, da tenndes een' beinahe halb unn halb einletchden. Unn außerdem gibbys ja ooch solche ähnliche Welsheeben, die finn filleicht womeeglich noch älder, unn de Mensch­heet is bis heide noch nich richbi drhinder gefomm."

Bum Beischbie!?"

Nu zum Beifdybiel die, daß die ganfen Erberimende mit ben ferfchiednen. Gelbforden unn Geldschbicken eegendlich fewrflissig finn, falange de meisten Leide tee Gelb hamm...

Der Begriff Meineid" existiert auf der fleinen Inset Bali nicht. Schwören beide Barteien vor dem Richter gegeneinander, so daß nach unserem Recht anzunehmen wäre, daß die eine Bartei einen meineid schwört, so fagt der balinesische Richter: Cine der beiben Parteien muß in einem Traumzustand handeln." Der Prozeß endigt dann unentschleben. Ob ein solches Verfahren salomonisch zu nennen ist, sei dahingestellt.

Blajebalge maren schon den alten Stythen um 569 v. Chr. bekannt. Sie sollen von einem Angehörigen dieses Nomadenvolts­stammes erfunden worden sein.