Akademiker-Latein. „Oer ausgetretene Weg mit der grinsenden Fratze." Der Kampf zwischen den nationalistischen Studentengruppen nimmt immer hübschere Formen an. Wie wir wiederholt berich- teten, ist es auch an der Technischen Hochschule in Braunschweig zu einem offenen Krach zwischen den übelsten Radaumachern der Razigruppe und den sogenannten Korporationen ge- kommen. Die letzteren veröffentlichen jetzt eine Erklärung, in der es heißt. die Korporationen seien aus der Asta-Sitzung ausgezogen, weil die Hochschulgruppe des Nationalsozialistischen Studentenbundes in dieser Sitzung den Korporationen den schärfsten Kampf an- gesagt hatte, „falls sie den ausgetretenen Weg der Sachlichkeit, hinter dem die grinsende Fratze des Marxismus erscheine", nicht verließen. Da der Hochschulgruppenführer seine unerhörten Vorwürfe aufrechterhalte und vom Vorsitzenden nicht zur Zurück- nähme der Aeußerungen veranlaßt worden sei, müßten die Korpo- rationen vorläufig die Mitarbeit ablehnen. „Jägerlatein" ist eine besondere Abart erzählenden Humors. Das A i a d e m i t e r d e u t s ch, das die Naziftudenten einführen, wird als„Akademikerlatein" vielleicht auch noch eine kulwrgefchicht- liche Bedeutung erlangen.„Der ausgetretene Weg mit der grinsenden Fratze" ist jedenfalls eine Erfindung, die paten- tiert werden muß. Parlameniskorruption der Aazis. Oer Staat soll ungetreue Lotterieeiuuehmer entschädigen! Wir verzeichneten jüngst einen unerhörten Mißbrauch des parlamentarischen Anfragerechts durch den Nazi-Landtags abgeordneten Kube, der in einer„Kleinen Anfrage " einen Ministerialrat des Justizministeriums auf das tollste verdächtigte, weil«in von Kube protegierter Rechtsanwalt namens Fiebing in Flatow nicht Notar genferden war. Die Ernennung war unterblieben, weck gegen Fiebing Strafverfahren fchweven. Wiederum liegt— innerhalb weniger Tag«— ein ganz ahn- l ich er Fall vor: der Nazi-Landtagsabgcordnete Hinckler (Halle ) hatte unter dem 21. Dezember 1931 angefragt, weil einem gewissen Karl Mandel in Breslau die Lotterieeinnehmerstelle ent» zogen war. Weil der Nachfolger Mandels einen jüdisch klingenden Namen hat(übrigens klingt auch Mandel nicht allzu christlich), verdächtigt nach Kubeschem Rezept der Nazi-Abgeordnete Hinckler den zuständigen Lotteriedirektor Köhler und oerlangt, daß der Staat Herrn Karl Mandel für die erlittenen Verluste entschädige.— Die Antwort des Finanzministers auf diese An- frage lautet: „Dem Lotterieeinnehmer Mandel in Breslau ist von der Direktion der Prenßisch-Süddeutschen Staatslotterie die Einnahm« entzogen worden, weil Wandel IT 000 Mark Slaalsgelder nicht an die Staatskasse abgesührt hat. Die Lotterieeinnahme ist einem wegen seiner Betätigung im deutschen Sinne aus Polen vertriebenen Kaufmann übertragen worden, der Vermögen und Existenz infolge seiner Ausweisung verloren hat. Die Loilerieoerwaltung hat nicht Mandel zu entschädigen, sondern Mandel muß die dem Staat zugefügten Verluste decken." Man sieht wiederum, für welche Art Leute die„edlen Bor- tämpfcr für Sauberkeit" ihren Mandatseinfiuß ausüben. Wenn ein schlecht beleumundeter Rechtsanwalt nicht Notar wird, wenn einem ungetreuen Lotten eeirmehmer die Einnahme entzogen wird— flugs, find die sauberen Nazi-Abgeordneten zum Schutz« solcher Elemente mit Kleinen Anfragen zur Stelle. 0. es ist herrlich, wie diese Herren die„parlamentarische Korruption" bekämpfen!
Desraudant vergistet sich. Auf der Oevifensuche durch die Hauptstädte. Seit dem 9. Januar war der 29 Jahre all« kaufmännisch« An- gestellte Otto D r e i s b a ch verschwunden. D. war bei einer Re- klamefinna in der Potsdamer Straße in Stellung. Er wird als tüchtig und geschäftegewandt geschildert. Neben diesem Posten be- schäftigte er sich aber noch mit Geldvermittlungen. Eine Dame, die 18 999 M. in Devisen angelegt haben wollte, übergab ihm eine enssprechende Menge Wertpapiere. Am neunten reiste Dreisbach nach Paris , von dort nach Genf und schließlich nach Prag . Immer unter der Angabe, daß er aus der Suche noch Devisen sei. Die Dame erstattete jetzt Anzeige beider Kriminal- polizei, die sofort eine Fahndung nach dem Flüchtigen einleitete. Dieser Tage wurde er in der Nähe von Karlsbad ermillelt und sollte nun von der Polizei festgenommen werden. In einem mibe- wachten Augenblick gelang es ihm aber, eine größere Menge B e r o n a l zu verschlucken. Ob er mit dem Leben daoorckommei» wird, ist sehr fraglich Dreisbach, der eine schwere Operation hinter sich hat und seit dieser Zell an Nervenstörungen leidet, war bereits einmal in einer Heilanstalt. Nach den Angaben seiner Angehörigen ist zu vermuten, daß durch Ueberarbeitung wieder sein altes Leiden ausgebrochen ist. In seinem Besitze fand man noch 18 999 M. bares Geld. Anscheinend hat er die Wertpapier« der Dame bereits verkauft. 7999 M., die er aber auch noch in anderem Auf- trage mll sich führte, fehlen._ Personenzug rast gegen Autobus. Vier Tote bei einem Eisenbahnunglück.' v u k a r e st.?7. Januar.(Eigenbericht.) Aus der Bahnstrecke Salafl— Bukarest ereignete sich ein furchtbare» Elseobahannglück. Sin Personenzug erfaßte bei einem Bahnübergang einen mit 20 Personen besetzten Autobus und schleifte ihn über hundert Meter mit. von den Znsasien wurden vier ans der Stelle getötet, die übrigen wurden schwer ver- letzt. Die meisten liegen in hoffnungslosem Zustand danieder. Oer Potsdamer Bauskandal geht weiter. Die Potsdamer Staatsanwaltschaft hat heut« gegen den Stadtbauinfpektor Rau vom stäbtischen Bauamt in Potsdam An- klag« wegen schwerer Bestechung erhoben. �Die Berhand- lung findet demnächst vor dem Erweiterten Schöffengericht in Potsdam statt. Bruno laut nach Moskau berufe». Die russische Regierung hat jetzt dem Archllekten Bruno Taut die Lellung des Mostauer Hochbauwesen» übertragen. Bruno Taut ist gegenwärtig damit beschäftigt, einen Fraßen Stab technischer Mitarbeller aus Deutsch - land für diese Totigkell zusammenzustellen. „von Ma-et mll» Bizet bis va» Gogh und Gustav Rahler" lautet da» Thema eines Vortrages, den Dr. Fritz Schiff auf Einladung der Volks- buhne E. V. Sonnabend. 8 Uhr, im Kunstgewerbemuseum. Prinz-Albrecht- Straße 7a, hält. Eiulaßlarten 60 Pf. I« Mulemn für Naturkunde spricht Mittwoch, 6 Uhr, Tr. S ta p Pen- Heck üher die Salpeterwüft« ChlleZ; 8 Uhr Professor Belowsky über da? Eise» xa. der Natur.
Das Shakespeare-Drama vom enttäuschten Menschenfreunde Timon birgt den kostbarsten Tempelschatz der Worte und Ideen. Verschwindet sonst der große Brite hinter seinem Werk, ist er sonst nur ein objektiver und ganz gelassener Schöpfer von Helden oder Menschenhyänen, so scheint er sich durch den Athener Timon ganz persönlich zu offenbaren. Denn dieser'Verschwender von Freund- schaft und Güte, der außer seinem Gemüt auch die in Gold zu berechnende Hilssberellschast verschenkt, ist ein Mann von Überschwang- lichstem Wohlwollen, eine unerschöpfliche Quelle des Glaubens an Dankbarkell und Treue. In jedem Tischgenossen, der Timons Wein- becher und Kasse leert, sieht er einen Genossen für das ganze Leben. Nur der ganz naive Künstler, nur das unbescholtene Genie, das niemals an sich selber denkt, kann so ausgepumpt und betrogen werden wie Timon. Und auch nur Timon, das Beichtbild Shakespeares in Ratlosigkell und Verzagthell vor dem gemeinen Schmarotzerpöbel. kann so gründlich in das Extrem des verzweifellen Menschenhasses verfallen. Shakespeares„Timon", also Shakespeare selbst ist gar nicht spitzfindig oder ironisch. Keinen Augenblick entschließt er sich, die niedrige Rolle des Gernegroß zu spielen, wenn er wieder aus unerschöpflichem Vorrat die Goldbarren erzaubern kann. Entweder alle Zärtlichkeit ungeteilt oder vergraben bleiben in der unheilbaren Verbitterung— das allein ist sein Seelenheil. Bruckner-Tagger findet sich heute aber in dem absoluten und unbarmherzigen Pessimismus Shakespeares nicht mehr zurecht. Er hält das geniale Stück für ein Monstrum der Worte und Herzens- ausschweisung, er hält den Timon für einen unbegreiflichen Psychiaterfall. Darum will er den ausgefallenen Timon von Athen deutlicher machen, nüchterner betrachten, als Zeitprodukt erklären. Redet Shakespeare , so ist Timon nur durch sich selbst an seinem Schicksal schuldig. Bruckner will dagegen zeigen, wie der barbarische Klüngel der Normalmenschen in Timon die feinste Natur verpfuscht. Und er erfindet, was Shakespeare gar nicht kennt, das Milieu Timons. Bei Tagger kämpft Timon gegen die Klughell, gegen die Tüchtigkell, gegen den gesunden Ehreiz, er ist ein rechtschaffener Rechthaber, ein Advokat für Anständigkell. Bruckner meint, solche Tugenden seien nur Laster. Cr will beweisen, daß Timon mll solchen Lastertugenden nur ins Irrenhaus steuert. Kurz, die mora- lisch« Ueberempfindlichkeit Timons soll entlarvt werden als das. was sie ist: als eine Narrenmarolle. Bruckners Timon ist soziologisch ausgeklügelt, Shakespeares Timon ist ganz gewaltig und ganz per- sönlich erlebt. Bruckners Timon stammt aus der Vernunft, aus der Dramaturgenpsissigkeit, aus der Bearbeiterüberlegung, Shakespeares Timon stammt aus der originellsten Phantasie und aus dem tiefsten Schmerz. Spürt ihr die Stelle, wo der Bühnengeometer dem Dichter Lebewohl sagt? Der Bühnengeometer verzichtet aus die geniale und witzige Instinkt- und Symbolsprache, er ergrübelt die kallblütige
Moral- und Theatersprache. Shakespeare redet in unvergeßlichen Bildern, Bruckner in kitzlichen Begriffen. Bruckner macht aus dem unbegreiflich schönen, aber auch dunklen Shakespeare -Stück ein ziem- lich klares und tendenziöses Theaterstück auf die These, daß Geld nur unglücklich macht. Bruckner hängt sein Interesse nicht an Timon, sondern an den berufsmäßigen Goldmachern. In dem Stück sind es Kriegshetzer und Nahrungsmlltelwucherer und der Bankier, der nur beleiht, was Zinsen trägt. Und auch das Volk ist in dem Stück nicht anders, da es nur oerehrt, was es sich in den Bauch schlagen kann. Der gewitzige Bruckner weiß, was heute gefällt. Nicht Tugend, nicht Philosophie, sondern Planwirtschaft der Hallunlen. Gehen die Sp'tzbuben auch draus, sie roerden wieder hochkommen. Vollkommen geht nur der edle Timon draus. Bruckners Haupterfindung ist das jüngste Gericht, das im Olymp spielt. Dort tobt Bruckner seinen Sarkasmus aus. Er läßt alle Olympier schreien: Schluß mit dem Trottel Timon! Nur Pallas Athene plädiert für Timon, daß ihm noch einmal die schweren Gold- klumpen geschenkt werden. Und Zeus , der nach der allen Mythologie stets eine Schwäche für Athene halle und heute noch viel Verständnis hat für die bescheidenen Narren, erlaubt das Experiment. Daß es mißlingt, liegt nur daran, daß die Göller gar nichts mehr von den wirtlichen Bedürfnissen ihrer Menschenuntertanen ahnen. Ist das Timonstück Bruckners endlich vorbei, dann gesteht man sich, daß es manchmal amüsierte, daß es meistens zu erklügell wirkte. Am Werke roaren kein« Leidenschaft und kein Schwung, sondern nur Dramaturgie und zu zahlreich dosierte Schnoddrigkeit.' Jagen, jagen, befahl der Regisseur Hilpert. Artistische Reize sind da, wichtige Momente eines Monumentaldramas fehlen. Also floll in den Operellenstil hinein. Mit dem Gedanken ist kein Staat zu machen, also heran an die Effekte! Das befeuerte, und es blieb Homolka, der den Timon spielte, nicht viel Zell , durch das Wort zu vertiefen, was er im rein Mimischen, man möchte sagen, in der Bewegungsstudie des Einfallspinsels ganz vorzüglich meisterte. Ho- molkas Tiraden gaben trotzdem oft etwas Rührendes, und er zeigte ein Konterfei der Größe, die sich durch Schmachten und Schmächtig- kell charakterisiert. Am imposantesten wirkt Kayßler als Kassen- und Krankenwärter Timons, als Gewissensrichter, der sich fchließliö) auch für die Trennung von dem Menschenpakt entscheidet. Der Herr- liche Sprecher und Darsteller Kayßler bildete mehr als Timon selbst das Zentrum des Spiels. Kayßler hat am Ende des Stücks als Menschenruine zusammenzusinken. Sein« Augen erlöschen, ein stählerner Körper zerbricht. Das war bewunderungswürdig. Die Episodisten Gülstorf, Sima, Odemar Biberti, Brigitte Horney und Gerda Müller illustrieren, d. h. sie bleiben so kunstvoll, wie es der künstelnde Librellist gestattet. Di« Bühnenbilder von Strnad er- zaubern prunkvolle Opernstimmung. Hoclidorf.
Renaissance der Großen Oper. „Oie Hugenotten" in der Lindenoper. Wenn Meyerbeers„Hugenotten " heutzutage, beinahe ein Jahr- hundert nach ihrem Entstehen, neu bearbeitet und aufgeführt werden, ist dies möglicherweise nicht viel mehr als eine Repertoir- angelegenhell. Bedenkt man aber, welcher Verachtung Msyerbeer ausgesetzt war,, als Wagner im Zenith feines Ruhmes stand, dann wird man kaum fehl gehen, solche Neuinszenierung als Ausdruck einer veränderten Einstellung zu werten: die große Oper, die sich seinerzell überlebt Halle, gewinnt im Kreislauf der Entwicklung ihre Bedeutung zurück. In weiser Erkenntnis dessen, daß die Hugenollenpartllur neben Schönem und Starkem auch viel Längen und Schwächen enthüll, hat sich der Bearbeiter Julius Kapp zu einer radikalen Um« Wandlung des Werks entschlossen. Nur der vierte Akt, das kost- barste Stück der Oper, blieb so gut wie unverändert. Der drille und fünfte Akt wurden völlig neu gebaut, im übrigen wurde viel gestrichen— die Ouvertüre sowie das Ballell im dritten Akt, scheint uns, überflüssigerweise, manches glücklich eingefügt(wie die Ouver- türe zu Struenfee als Zwischenaktmusik, ein Fackeltanz an Stelle des Balletts im letzten Akt), das Kauderwelsch Castellis wurde durch vernünftiges Deutsch ersetzt, seine Verballhornungen Scribes korri- giert. So wurden gleicherweise logische Konsequenz, dramatische Konzentration und zeitliche Beschränkung erreicht, die der Durch- schlagstraft des Werkes sicherlich zugute kommen werden. Die barocke Melodik, die zahlreichen Koloraturen des Werts— all dies ist durchaus nicht als überflüssiger Schmuck anzusehen, es handell sich hier um eine durchaus notwendige Erscheinungsform der aus den singenden Menschen gestellten Oper. Die an die Sänger gestellten Anforderungen sind ungewöhnlich hohe. So gut, so vortrefflich einzelne Leistungen waren: die mühelose Leichtigtell, die scheinbare Selbstverständlichkeit vollendeter Virtuosität wurde eigentlich van keinem der Darsteller erreicht— was in dem unseren Sängern fremden Stil seine Gründe haben mag. Dem Raoul Marcell Wittrischs fehlte oft noch die dramatische Wucht, die pastose Fülle— wieviel Stimmkultur aber, welch zarten Schmelz, welche lyrische Qualitäten hatte er nicht einzusetzen! Marcell, der rauhe Hugenoll, war kein geringerer al» Emanual L i st: diesmal eigent» lich ohne klingende Tiefe und kraftloser, als man es erwarten durste. Von den drei Sopranistinnen(berüchtigt schwere Rollen alle drei) kämpft Tilly de G a r m o(als Page) auf verlorenem Posten: die Partie übersteigt einfach ihre Kräfte. Margarita P e r r a s begann die gefürchtete Koloraturarie der Königin etwas ängstlich, sang sich aber frei, erreichte dann eine erstaunliche Sicherheit und Dar- stellungshöhe. Auch Anny K o n e tz n i(Valentine) Halle erst gegen Ende des vierten Akts ihre große klingende Stimme vollkommen in der Ge» walt. Als Saint Bris und Revers boten Waller Großmann und Herbert Janssen anerkennenswert gute Leistungen. Blech dirigiert: mit Sicherheit und Schlagfertigkell, ein wenig summarisch allerdings, zu roh oft. zu wenig getönt und schalliert, leider auch ohne in den Ensemblesätzen und im Orchester immer vollkommenste Sauberkeit zu erreichen. Der größte Aktivposten dieses glanzvollen Abends der Linden- oper, der viel Beifall fand, war Gustav Gründgens Regie. Bon den Bildern war immer eins schöner als das andere: unmög- lich. all die Kontrast- und Farbenwunder zu beschreiben. Das zwelle Bild: eine pastellfarbene, zartgetönte Gartenszene, das dritte: ein düsteres Stadtbild mll gotischen Silhouetten: ausgezeichnet die Lösung des vierten: ein beängstigend leerer, gobelinverhängter Saal, der an die Hauskapelle stößt, aus der dann bei der Schwerterwechs (eine bildhaft, regietechnisch und musikalisch großartige Szene) ein Sturm von fanatischen Mönchen und Kriegern hervorbricht, um wieder in der Kapelle zu verschwinden und Raum und Stille zu lassen für die schönsten Melodien der Partitur, für das unsterbliche Thema noch so historischer Opern, für das Liebesduett. A. Walter.
�Irrwege des Lebens." ll. T. Kurfürstendamm. Die literarische Einstellung einer Zeit zu ihren Verbrechern ist für sie bezeichnend. In der Literatur hat der Verbrecher seine große Zeit längst hinter sich. Einst gab es Verbrecher aus verlorener Ehre. Rächer der Willkür und Unterdrückung, soziale Ausgleicher: heut« ist auch der Verbrecher nichts anderes als ein getreuer Aus- druck des Geldhungers, der die Gesellschaft beherrscht. Wer nach Romantik sucht in den DerbrecherfUmen, die aus Amerika , ihrem klassischen Ursprungslande, kommen, findet nicht feine Rechnung. Auch dieser jüngste Film aus der Chikagoer Unterwell zeigt nichts als brutale Geldgier der Verbrecherbanden, die sich gegenseitig be- kämpfen und zu jedem Morde bereit sind. Ein neues Element wird eingeführt durch zwei verarmte Millionärskinder, die ihren Weg im Leben suchen müssen. Sie wird Reporterin an einer großen Zeitung und er Schlepper bei einer Alkoholschmugglerbande, die ihn schließ- lich zu einem Mord an einem Reporter treibt. Sie wird bestimmt, diesen Fall aufzuklaren, begibt sich in die Höhle des Löwen, d. h. des Schmugglerkönigs, und muh dort ihren Bruder als Mörder entdecken. Es komint zum Kampf zwischen diesem und den Chess der Bande. Alle drei kommen dabei um. Die Schwester kann noch den Bericht an die Zeitung durchgeben und wird die Heldin der Sensation. Aber sie hat genug von diesem Treiben und kehrt ihm den Rücken(um in der amerikanischen Ausgabe einen früheren Lieb- haber zu heiraten). Die nicht sehr wahrscheinliche Handlung, die an filmischen Reizen höchstens das Milieu einer großen Redaktion und des Ver- brecherlokals bietet, schaltet als Gegengewicht Szenen aus dem man- dänen Leben der Millionärsgesellschaft ein. Als Anziehungskraft wirkt' Ivan C r a w f o r d, drüben berells ein berühmter Star: ein intellektueller Typ mit faszinierenden Augen. Sie kommt in der deutschen synchronisierten Version leider nicht zur vollen Geltung, weil die deutsche Stimme zu chrer Erscheinung nicht paßt. Sonst sind noch der. Darsteller des Schmugglerkönigs Clark Gable durch seine brutale Forsche und Cliff Edwards als Repräsentant eines aus dem Leben gegriffenen Reporters bemerkenswert.— r. „Zn Grönlands Ciswuste." Im Rahmen der Vorträge des Instituts für Meeres- künde berichteten der Expeditionsleiter des legten Expeöitionsab- schnllts, Professor Dr. Kurt W e g e n e r. und Dr. Fritz Löwe , über die von der.Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschast" unterstittzte„Deutsche Grönlandexpedition Alfred W e g e n« r". Der Leller, Professor Alfred Wegener aus Graz , durch zwei vorhergehende Grönlandexpeditionen mit den wissen- schastlichen und reijetechnischen Ausgaben einer Erforschung des grönländischen Inlandeises vertraut, hatte eine intensive Erforschung dieser gewaltigen Eisläppe von der ZVLsachen Größe des Deutschen Reiches geplant, die für das Berständnis unserer europäischen Eis- zeit grundlegende Aufschlüsse und für Lustverkehr und Woiton'orher- sage großen praktischen Nutzen versprach. Die wissenschaftlichen Ergebnisse sind reich. Die drei Stationen haben regelmäßige Klimabeobachtungen in Bodennähe und mit Drachen und Ballon Wind- und Tomperaturmessungen in der Höhe angestellt, die zum erstenmal Aufschlüsse über die Klimaverhältnisse des Inlandeises über ein ganzes Jahr geben.„Eismille" erwies sich als der källeste Ort, an dem je Menschen längere Zeit weillen. Die Besatzung mußte bei Temperaturen bis öS Grad Kalle in einer Eishöhle überwintern. Es gelang, mll Methoden ähnlich dem Echo- lot die D'cke des Inlandeises an vielen Stellen zu messen: sie über- steigt im Innern 2S09 Meter. In mühevoller Arbell wurde zum erstenmal die Höhe des Inlandeises längs einer 400 Kilometer langen Strecke trigonometrisch genau gemessen, zum erstenmal die Erdan- Ziehung auf dem Inlandseis bestimmt, die Aufschluß gibt, ob die ungeheure Eismasse den Felsuntergrund hinunterdrückt.