Die Stenotypistin Gertrud Müller , Tutti genannt, war neunzehn Jahre alt und verdiente im Monat etwas über hundert Mart. Sie war schön und fonnte sich im Schwarm ihrer Kolleginnen schon sehen lassen. Tutti hatte auch viele Abenteuer hinter sich, die heute gar feine Abenteuer mehr find. Kürzlich beendete fie entschlossen mit ein wenig Geschrei und ein Dußend Tränen die Liebschaft mit dem Mechaniker Paul Richter . Baul war arbeitslos. Tutti mollte leben.
Sie war fertig mit ihm, aber er war noch lange nicht
fertig mit ihr.
Dieser Paul, einundzwanzig Jahre alt, groß und derb, seine Eltern famen vom Dorfe in die große Stadt, dieser Paul konnte Tutti nicht vergessen. Er war eigentlich wie ein großer treuer Hund, der auf eine Spur gesetzt wird und sie nicht mehr verläßt, bis er das Ziel erreicht hat. In den letzten Wochen versuchte Baul viele Male, Tutti zu sprechen, aber sie ging ihm immer aus dem Wege. Tutti ging eigene Wege, und sie glaubte, fie führten zum Glück. viele Male den unJohanna hatte feinen
Johanna Müller, Tuttis Schwester, fah glücklichen Liebhaber um das Haus streichen. Freund, und einmal fagte sie zu Paul:
,, Komm doch rauf, Paule, warte oben bei uns, Mutter ist in der Stadt. Hier unten friegst du nur kalte Füße."
Baul murmelte etwas von heißer Liebe", und Johanna warf ihm dafür einen glühenden Blick zu. Dann stieg er hinter dem Mädchen behend die vier Etagen empor. Johanna lächelte. Erstens wußte sie, daß Tutti in ciner halben Stunde fommen würde und zweitens hatte sie den braven und treuen Mechaniker selbst ein wenig gern. Tutti verdiente gar nicht soviel Treue und Liebe! Oben in der Stube machten es sich die beiden jungen Menschen bequem,
fiz lachten auch, aber Paul war fein glänzender Gesellschafter. Johanna fühlte plöglich ab, sie hatte sich alles ganz anders vorgestellt. Bevor sie aber zu einem Eisflumpen erstarrte, erschien Tutti und machte große Augen, als sie den Gast entdeckte.
,, Der Paule ist da", rief sie und warf den Kopf in den Nacken, bas ist aber schön, daß du dich wieder mal sehen läßt". Sie machte eine kleine Pause und fragte dann aufgeregt: Hat dir die Hanna schon erzählt, daß ich gestern Nacht erst um ein Uhr nach Hause gekommen bin?"
Hanna hatte davon erzählt. Paul nickte, Tutti puderte die blante Rajenipige und sagte:
Schön, dann hat fie dir ja auch vom Doktor Krüger erzählt." Sie lachte und fuhr aufgeregt fort:„ Der Krüger, weißt du, der Krüger! Gestern war ich mit ihm im Kino, dann haben wir getanzt und endlich sind wir mit dem Auto nach Hause gefahren. Er hat natürlich alles gezahlt. Zehn Mark find für den Doktor soviel wie für uns eine Marf. Aber schön wars doch! Und an Der Türe, hahaha, Hanna, da fragte er mich, ob ich es frech fände, wenn er mich füsse!"
Und was hast du darauf gejagt?" fragte die Schwester und runzelte mißbilligend die Stirn.
,, Denfe dir, ich habe gesagt: ich finde es frech, daß Sie erft fragen, Herr Dottor", lachte Tutti. Paul lachte nicht. Er be trachtete feine großen, verarbeiteten Hände und blickte dann nach der schönen, zierlichen Tutti hinüber. Wie eine Puppe stand fie da, feidene Fähnchen um den zerbrechlichen Leib, und ihr Gesicht war geschminkt. Auf den rafierten Augenbrauen balancierten Hochmut und Dummheit. Aber er liebte das Mädchen. fagte er:
Und nun
,, Ach, dieser Krüger, er will dich doch mir haben, Jutti. Und das ist das Ende, weißt du, und einem solchen Rert gegenüber, wie dem da, sind die Frauen doch immer machtlos.
Tutti antwortete:
Meinst du, Paul? Aber du bist ja eifersüchtig! Ratürlich ist es Dummheit, vor dir über den Doktor zu sprechen, aber, ihre Stimme schmeichelte", du bist nun einmal da und du kannst mir vielleicht einen guten Rat geben. Doktor Krüger, ihre Stimme wurde sachlich", ist der Chef unserer Abteilung. Es ist eine richtige Courts Mahler- Geschichte, ich weiß es, aber der Doktor ist troßdem der Abgott der gesamten Damenwelt bei uns. Alle Mädels würden mit Begeisterung auf seine Anträge eingehen, nein, nicht alle ver besserte sie sich", aber die meisten. Wir wollen doch etwas haben vom Leben oder nicht? Mit hundert Marf im Monat fann man feine weiten Sprünge machen. Und ich, ihre Stimme wurde weinerlich", ich will doch auch was haben vom Leben, das mußt du doch einsehen, Paul Run lächelte sie wieder und sagte entschlossen:„ Nein, lieber Junge, ich bin dem Doktor Krüger gegenüber micht machtlos. Im Gegenteil."
Johanna griff in das Gespräch ein und erklärte in einem Anfall von Offenherzigkeit:
" Was heißt hier machtlos, Paul? Die Frau ist nicht machtfos, Und wenn sich mal eine Frau hingibt, ausgeschlossen, Meiner. Mensch, sie gibt sich ja gar nicht hin, der Mann gibt alles hin, verstehst du, seine Ruhe, seinen Frieden, sein Geld und alles."
Paul hatte schon lange seinen Frieden hingegeben, aber er schüttelte trotzdem den Kopf. Tutti fagte mun:
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So einfach ist das dennoch nicht, Hanna, wie du es meinst. Paul hat schon recht, memt ich dem Krüger alles gebe, dann ist es Schluß. Dann ist es aus. Ich weiß das. Ich kenne das schon Aber, aber mich lodt der Abgrund!" ,, Berdammter Blödsinn", fauchte Paut und schlug mit der geballten Faust durch die Luft", hier gibt es doch gar keinen Ab grund, Tutti! Bei euch gibt es wahrscheinlich einen großen Hühner hof, und dein Doktor Krüger ist einfach ein wütender Gockel, den du in seiner Haupthahnehre und Männlichkeit getränkt haft, weil du dich nicht auf den ersten Blick hingegeben haft. Seine Liebe, Tutti, erklärte er philosophisch", feine Liebe ist einfach Quatsch oder Haß, weil du nicht sofort Ja" gesagt haft. Und die weiten Sprünge, liebe Tutti, man fann auch weite Sprünge machen, ohne einen Doktor als Freund zu haben!"
Tutti war eingeschüchtert.
,, Verdammter Blödsimm", war ein Kraftwort von Paul. Dofior Krüger würde niemals verdammter Blödsinn" sagen. Sie lachte ein wenig und dachte an die letzten Wochen, da sie fern von Baul gewesen war. In jenen ersten Tagen hatte sich Krüger als fühler Abteilungsleiter gezeigt, damn begann er das Spiel mit dem Feuer und lud Tutti zum Abendessen ein. Am nächsten Sonntag besuchten. fie zusammen ein Tanzcafé, dann kam das Kino und die späte Heim fehr gestern nacht. Und am fommenden Sonntag, sie hatte schon halb zugesagt, wollte sie mit Krüger im Auto nach dem Harz. Eie freute fich sehr auf diese Reise. Ja, sie würde fahren!
Die Schwester fonnte in ihrem Gesicht lesen. Nun rückte sie ein wenig näher zu Paul und fragte:
Bist du am Sonntag frei, Paule?"
Er nickte und hatte nur Augen für Tutti. Sie fühlte seinen Blick, und plöglich brachen in ihr die Quellen alter Liebe und Zärtlichkeit wieder auf. Der arme Baul! Die treue Seele! Tutti feufzte. Und als sie nun das triumphierende Lächeln ihrer Schwester bemerkte und jest erst den Sinn ihrer Frage verstand, da fonte
Methaben die von Rabur leffen Tone, fo merden auch bie fermen, sonst nicht hörbaren Nebengeräusche so laut, daß ein völlig verzerrtes Klangbild entsteht. Daher haben sich die Herzion- Grammophonplatten und die übrigen Verfahren feinen Eingang in den medizini
fie sich nicht mehr beherrschen, da knallte sie die Meine Puderbüchse schen Unterricht verschaffen können. auf den Tisch und sagte:
" Du hast recht, Paule, bei dem Krüger gibt es feinen Abgrund, höchstens hahaha", lachte sie ein wenig flagend, höchstens mal abends ein Stino, cin Tanzcafé und ein schönes Auto... Na ja, es wäre schon schön gewesen, aber wenn du es nicht willit? Also, ich soll den Doktor Krüger abfausen lassen?" " Tutti", rief Paul und sprang auf, Lutti, Tutti, laß ihn sausen, aber, aber, warum hast du mich die letzten Wochen versetzt?" Tutti lachte und sagte:
,, Komm näher, ich will es dir leise ins Ohr sagen." Er kam näher, und sie flüsterte: ,, Ich wollte nur sehen, ob du mich wirklich lieb hast, Paule, nur darum, mein Lieber."
Ele sagte diese Lüge mit heiterem Mund und unschuldigen Augen. Sie glaubte selbst daran. Nur Hanna, die Schwester, lachte ein wenig höhnisch und enttäuscht. Paul aber war glücklich.
Dr. Jacobsohn geht von einem ganz neuen Gedanken aus. Auf die natürlichen Herztöne verzichtet er vollständig und erzeugt fünftliche auf rechnerisch- konstruktivem Wege unter Benutzung des Tonfilmverfahrens. Bekanntlich verwendet der Tonfilm die lidytefeltrische Zelle, die auf Schwankungen der jeweiligen Belichtung mit elettrischen Schwankungen reagiert. Am Rande des Filmstreifens be: finden sich helle und dunkle Linien von verschiedener Dichtigkeit, die beim Borbeistreichen an der lichtelektrischen Zelle Stromschwankungen hervorrufen. Diese erzeugen mittels Rundfuntverstärkung den Ton. Der geübte Tonfilmschneider fann sich aus der Betrachtung der Linien ein ungefähres Bild des durch fie gebildeten Tons machen. Die Dauer und die Schwingungszahl der Herztöne find bekannt. Dr. Jacobsohn berechnete sich danach, wie sie als Tonfilmlinien aussehen müssen, und zeichnete sie auf einen Film auf und führte sie an der lichtelektrischen Zelle vorbei. Dabei entstanden Töne, die den natürlichen Herztönen schon sehr nahe komen. Er änderte sie so fange, bis ein naturechter Klang entstand, führte alfo fozusagen eine Tonretusche durch. Die von ihm angewandte Apparatur ist verhältnismäßig einfach. Auf einen fich in Bulsgeschwindigkeit drehen
Gezeichnete Herztöneihungen tragen und an der lichtelektriſchen Zelle vorbei
Das menschliche Herz schlägt im Lautsprecher. In einer Sitzung der Berliner Medizinischen Gesellschaft führte der bekannte Berliner Nervenarzt Dr. Leo Jacobsohn sein interessantes Verfahren vor, menschliche Herztöne im Lautsprecher wiederzugeben. Für die Erkennung und damit für die Behandlung von Herz- und anderen Krankheiten ist die Beurteilung der Löne, die über dem Herzen wahrnehmbar sind, von großer Wichtigkeit. Der Arzt hört sie mit dem sogenannten Stethoftop ab, das er auf die Brust des Kranten aufsetzt. In der Ausbildung der Mediziner begegnet die Uebermittlung der Hörbilder Schwierigkeiten, da sie immer nur von einem Untersucher abgehorcht werden fönnen. Die Versuche, erztöne einem größeren Zuhörerkreis zu übermitteln, find schon alt, haben aber bisher nicht zu einem befriedigenden Ergebnis geführt. Berstärkt man nämlich mit den in der Rundfunktecht befannten
Ernst Hoferichler:
der:
Grammophonteller legt er durchsichtige Filmscheiben auf, die die streichen. Da das Herz im Rhythmus schlägt, genügen wenige solcher flecsartigen Zeichen, auf der Filmscheibe die Herztöne beliebig lange im Lautsprecher ertönen zu lassen. Die Vorführung in der Berliner Medizinischen Gesellschaft löste den spontanen Beifall der Versammlung aus. Es machte einen fast gespenstischen Eindrud, als bis in die entferntesten Ecken des Vortragssaales die Töne des gesunden Sie flingen völlig und franken Herzens deutlich hörbar wurden. natürlich, technische Nebengeräusche sind nicht zu hören. Dr. Jacobsohns Methode, die auch auf die Schallerscheinungen der Lunge ans gewandt werden soll, ist berufen, im medizinischen Unterricht und für die Aerztefortbildung eine große Rolle zu spielen. Die besonders leicht erregbaren Herzfranken werden von der Methode mit Freude hören; fie entgehen durch sie der Belästigung, inner wieder zu Lehrzwecken von neuen Untersuchern abgehorcht werden zu müssen.
Eine Mark- kostet der Karneval
Ein Münchener Faschingserlebnis
... s Geld allein macht's überhaupt nicht, wenn man in der Münchener Stadt a echte Faschingsfreud erleb'n will!" sprach der Gemischtwarenhändler Benno Holzinger auf seinem Küchenbalkon ins gegenüberliegende Fenster hinein.
"
Wollen's a bisserl was mitmachen, Herr Holzinger?" Freilich, sogar an Bal paré, der unter den Bällen dös is, was die Rollfetten unter der Margarine bedeutet", redete er zurück und rieb dazu aus den Schößen seines Frad's mit Benzin und Eatmiatgeist die zurückgebliebenen Fettfleden vom letzten Preis tegelschieben.
„ Aber a Loch fett's halt hinein in d' Brieftasch'n, dös Vergnügen." Bahlt werd' bei mir soviel wie nir. I geh' mit einem ein zigen Markt auf an Bal paré. Dös woll'n mer jest grad amal feh'n, ob's net noch Freuden gibt, die net mit Geld zahlt werd'n müffen."
Himmlische Freuden schon, Herr Holzinger! Aber, Sie können doch auf dem Bal paré net die ganze Nacht Hallelujah singen.
" G'jungen wird überhaupts nig. I mach die G'schicht ganz irdisch und gratis. Kruzinesen, muaß denn allameil alles zahlt werd'n? Gibt's denn gar fei' Hingabe mehr, ausgeführt durch das ideale und goldene Münchener Herz, dessen Existenz immer wieder im lokalen Teil der Münchener Zeitungen berührt wird?" „ Schon! Aber...! Herr Holzinger...!"
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,, Gar nir: Aber! Es gibt no' das echte Münchener Mädei, das sich ums Sterb'n nie zahl'n laßt! Denn wenn i zahl, verstehn's mi, dann verlier i die Kontrolle ob die Lieb' und Freud ' auch echt war? So ist's... Und Gott sei Dank...!" Und Herr Holzinger bereitete seine Fassade auf den heutigen Samstag- Bal- paré vor. Schon die Borarbeiten durchpumpten sein höheres Seelenleben mit tannengrünartiger Luft. Und je weniger etwas fostete, um so weiter darüber hinaus stieg seine Freude wie ein Kinderluftballon auf.
Auf einem Bol paré war. er bisher nur in ehewidrigen Träumen gewandelt. Sonst bestanden seine Bergnügungen mur im Geben von Trintgeldern unter fünf Prozent, dem Besuch von Schwurgerichtsverhandlungen, einem Spaziergang durch die Krippenhandlung und Folterkammer des Nationalmuseums, und in der Teilnahme an sämtlichen Sonntagsnachmittagsbeerdigungen des Südlichen Friedhofs.
Jegt hängte er sich seine Sprungbedeluhr mit goldener Leine vor den Bauch, der soeben einem franziskanischen Brathendl zum Dann arbeitete er sich in seinen Krematorium geworden war. Pelzmantel mit garantiert dreißig Grad Wärme im Schatten hinein, und versentte mit wohliger Luft eine Silbermark in die Tiefe seiner Westentasche.
Und mit festlich asthmatischem Gepfeife seiner Bronchien zog er mit vorgefaufter Karte in die lustüberfüllten Räume des Bal paré ein, durch den, erweitert und parfümiert, viele goldene Münchener Herzen sozusagen mogten.
Benno Holzinger, der Gemischtwarenhändler, drückte die Augen zu, auf daß sie ihm nicht herausfallen fonnten. Dann schwamm er wie ein vollbefeßter Ausflugsdampfer stromaufwärts einem Tische zu, der nur von einer Weinkarte besetzt war.
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mit
Vor dem„ Ober" noch landete ein spinatgrüner Domino Bifier und Sommersprossen überm Geficht an seiner Seite. Barum sizst denn du so allein?" flüsterte sie. „ Schau, Mudert, i juch das goldene Münchener Herz, a wahre Lieb' und aufrichtige Freud'!"
' s goldene Münchener Herz suchst du? Ja, wenn dir dös meinige groß genug ist, dann bleib i glei da! I hab' dich ja schon an der Garderobe g'fehn und da hast mir schon g'falln." " Siehst Mausi! Es gibt doch noch die gut bürgerlichen Madin, dies Herz am recht'n Fled hab'n, und die..." „ Js dir dös meinige groß g'nug?"
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„ Druck mich an dich, nachher haft alles, mas i dir an Hohem und Edem verabjolgen fann."
Ah! Ich versteh dich schon! Es fallt dir schwer, einer Dame der Gesellschaft gegenüber gleich mit'm 3ahl'n rausz'rüden!"
„ Ja, du verstehst mich in Grund und Boden' nei! Ich bin a innerlicher Mensch. Und ich glaub' mir versteh'n uns! Ein Mensch dieser Gattung schlummert auch in dir?"
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.Recht hast, Schah. Bir paßten gut 3'sammen, mert wir miteinander schlummerten!" Mit ein'm Wort, Kind! Idealisten sin ma, daß's höher so guat ampaẞt, nimmer geht! Und Strumpfbandi haft scho' glei' daß ich mein' Finger nimmer rausbring'. Und a Stimmung failt Herr Ober, bringen's uns eine fleine Flaschen über mi her. Seltersmaffer!"
Aber Schah, dos geht aber doch oa herin fet, daß du Maufifchozi, jest is gleich; wenn schon jo& Stimmung... „ Geh, aber a Selterswasser!"
„ Mucki, ich lad' dich ein und dos reißt der Kaz tein' Schwanz aus!"
,, Na... Mei' Lieber, daß ich auf an Bar paré a Getter." Paß auf, mach' dir teine unfittlichen Vorwürfe. Du bleibst durch die Annahme dieser Einladung alleweil noch auf moralischen Boden.. und der feine Tatt unserer Gesellschaftsklasse ist durch diesen Dreck von Selterswasser noch nicht ramponiert worden!" Also guat, mir is jest all's muricht!"
" Bravo ! Datapo! Du bist ein feines, ja, sogar ein besseres Mädchen! Und's goldene, wohltätige Münchener Herz is no' net g'storb'n.. es schlägt an meine Brust, und dann fließen the Tränen zusammen."
,, Weil mir schon alles saumurfcht is!" fagte fie, stand auf und schritt dem Büfett zu. Holzinger saß eine Trambahnteilstrede allein und nergegenmit einer Mart so edle Lust in solch wärtigte sich sein Glüd idealem Herzen gefunden zu haben.„ Dirett unglaublich is dös mit hundert Pfennig auf an Bal paré so was erleben z'fönna. Direkt in d Zeitung g'hört dös, direkt in d' Zeitung. Zum Baispiel mit dem Titel: Nochmals das goldene Münchener Herz!"
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Grenzenlos aber murde jein Immendiges gehoben, als der „ Ober" auf Bestellung der Dame im grünen Domino eine Flasche Seft servierte.
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Ja, gibt's denn dös aa, Madel? Weil mar i net' traut hab' um deiner Ehre willen, zahlst du an Schampus?"
Jetzt is fcho' gleich. I sieh, du brauchst dös und bist a Mensch, der net aus sich heraus tann!"
.Recht, mirti', recht hast. Proft, g'juffa!" Und sie füßten und tranten gar viel. Da ward er vom Alkohol und Glück müde und rutschte wie eine Lamine zu Tal
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Manoi, laß mi' auf b' Uhr schaun. Du siehst ja do' nimmer. Waas? Halbi drei? Pas auf, jetzt geh' ma! I toch der bei mir daheim noch an Kaffee! Gib die Garderobenummer her; i hol' dir dein' Belzmantel!"
Sie ging, mußte schon lange gehen. Holzinger erwachte, und fie ging noch immer. Er griff zur Rechten in die Weste. O, sogar fein Martel hatte er noch. sein Markel hatte er noch. Umasonst soviel Freud ' erleben, tös g'hört in d Zeitung... pfeilgrab...!"
Dann griff er nach seiner goldenen Sprungdeckeluhr- und da fie fehlte, wußt' er, wieviel es geschlagen hatte..
Unten suchten zwei Garderobenfrauen bis zum Morgengrauen nach Holzingers Belzmantel. Samt feiner Bärme mar er schon längst mit der ordnungsgemäßen Nummer von Lilienhänden eingeholt worden.
Draußen fiel Schnee vom Himmel, als würden zu gleicher Zeit alle Münchener Hausmeister ihre Dachrinnen und Blechdächer abfehren. Der Wind pfiff über Holzingers Bronchien.
Da widelten die Garderobefrauen in Ermangelung des Mantels den späten Gast in Zeitungspapier ein und schoben ihn ins Jen
und die eine gewisse Tiefe des Gemüts, gepaart mit seits des Bal paré ab. die's Herz am recht'n Fled hab'n und die..." „ Schatz und was trinken mer denn?" ,, Trinken? Mir wär' ein Fest der Seele dös liebste!" Trint'n mer doch lieber a bekannte Marken. Bei den neuen Sach'n is man oft ang'schmiert. Saccharin, Berschnitt und alles mögliche sonst noch fann da..."
Und während sich das goldene Münchener Herz in seinem Belzmantel noch weiter für den Rest des Faschings erwärmte, mar Benno Holzinger mit seiner einzigen Marf im wahrsten Sinne dis Wortes in aller Leibes- und Seelengröße doch noch in die Zeitung" gekommen, den ganzen lokalen Teil füllend, wo sonst vom golde himmifruzinesen, Bluatsbalparé...!"
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