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Nr. 49 49. Jahrgang

2. Beilage des Vorwärts

Sonnabend, 30 Januar 1932

9 Proz. Siemens- Dividende. Ein schlechtes Oberschlesienprojekt.

Siemens- Halste frisenfest.- Verluste bei Schuckert.

Die optimistischen Schätzungen der Finanzwelf, die auf eine Dividende von 6 bis 8 Proz. bei Siemens u. Halske hinausliefen, werden durch den jetzt veröffentlichten Abschluß des Siemens- kon­zerns noch übertrumpft.

Bei der Schwachstromgruppe Siemens u. Halste A.-G. wird für das am 30. September beendete Geschäftsjahr 1930/31 ein Reingewinn von 11,07 gegen 16,4 millionen Mark aus­gewiesen. Von dem Gewinn wird eine Dividende von 9 Proz. verteilt werden, während im vorhergehenden Jahr 14 Proz. aus­gezahlt wurden. Die Summe, die an die Aktionäre verteilt wird, erreicht 8,60 millionen.

Bei der Starkstromgruppe, Siemens- Schudert- Werte A.-G., hat die Krise schärfere Spuren hinterlassen. Bei diesem Unternehmen ist der Rohgewinn von 32,8 auf 22,5 millionen Mark gefunten. Die Bilanz selbst schließt nach Abzug der Anleihe­zinsen, Abschreibungen und Sozialleistungen ohne Gewinn und Ber­lust ab; tatsächlich sind aber größere Verluste eingetreten, die jedoch durch stille Reserven gededt wurden. Wir fommen nach Bekannt­Wir kommen nach Bekannt­gabe des Geschäftsberichtes auf den Abschluß von Siemens noch

zurüd.

Sozialisierung der Privatverluste, aber keine Oberschlesiensanierung.

Nach verschiedenen Meldungen sollen die Sanierungs| verhandlungen über Oberschlesien und Oberhütten bis ins einzelne bereits abgeschlossen sein. Eine amtliche Bestätigung hierüber war nicht zu erhalten. Unseres Erachtens kann von einer endgültigen Entscheidung schon deswegen nicht die Rede sein, weil jede Neuregelung nach der von der Reichsregte­rung gegebenen Zusicherung vom Haushaltsausschuß des Reichstages zu genehmigen ist.

Die Neuregelung, wie sie nach den in der bürgerlichen Bresse gegebenen Versionen geplant ist, erscheint uns vom öffentlichen wie vom gesamtwirtschaftlichen Standpuntt aus so unbefriedi gend, daß wir uns faum vorstellen können, daß das Reich und die parlamentarischen Instanzen diese akzeptieren können.

Es herrscht in den Kreisen der Sachverständigen darüber Ein­stimmigkeit, daß die oberschlesische Montanindustrie nur durch eine Gesamtreorganisation, nur durch eine Zusammenfassung von Ober­hütten, Ballestrem und Borsig, saniert werden kann. Diese große Lösung", unseres Erachtens überhaupt die einzige Lösung, soll an dem Widerstand der Bankgläubiger gescheitert sein. Die Deutsche Bergwertszeitung" drückt sich etwas flarer aus.

Optimismus bei Schwarzkopff. geführt werden, weil das Reich auf einen entſprechenden

Anpassung an die Wirtschaftsschrumpfung.

Wie nicht anders zu erwarten war, fand auf der Generalver­sammlung der Berliner Maschinenbau A.-G. vorm. L. Schwarzkopff infolge des neuen Berluftes in Höhe von 3,4 millionen Mark eine Aktionärsdebatte wegen des zunehmenden Referveschwundes statt. Bis 1929 besaß Schwarzkopff eine offene Reserve von über 8 Millionen Marf, die weit mehr als 50 Proz. des Stamm­fapitals ausmachte. Die beiden letzten Geschäftsjahre haben zu­sammen Verluste von 4,7 Millionen gebracht, die aus dem Reserve­fonds gedeckt wurden. Trotz dieser scharfen Inanspruchnahme beträgt aber die jetzige offene Reserve von Schwarzkopff immer noch 2,4 Millionen Mark, also noch mehr als 15 Proz. des Kapitals. Dieses günstige Bilanzbild erklärt auch in Zusammenhang mit der verhältnismäßig flüssigen Finanzlage den scharfen Widerstand der Verwaltung gegen Aktionärsforderungen auf Liquidation des Unternehmens, die bereits im vergangenen Jahr erhoben

wurden.

Auch diesmal setzte sich der Leiter des Unternehmens, Direttor Dr. Klemperer, noch einmal mit dieser Frage auseinander. Er crffärte, daß die Umstellung des Betriebes auf die eingetretene Birt fchaftsschrumpfung bei Schwarzkopff dazu geführt habe, daß man mit der denkbar geringsten Unkosten über die schwere Krise hinwegkommen wolle. Das laufende Geschäftsjahr werde zwar auch noch einen Verlust bringen, jedoch wird dieser unter der Voraus fegung, daß nicht völlig unerwartete Ereignisse eintreten, erheblich niedriger fein als der leztjährige. Wenn man berüdsichtigt, daß die Lokomotivfrije als Sonderfrise bereits fechs Jahre anhält, muß man die außerordentliche Widerstandsfähigkeit des Unter­nehmens anerkennen.

Für die Zukunft gab Direttor Klemperer insofern einen opti­mistischen Ausblid, als er auf die neuerdings bei der Reichsbahn vorgenommenen Untersuchungen hinwies, die in den Lokomotivmert­stätten angestellt werden. Es handelt sich dabei um eine wirt fchaftlich feits- Berechnung bei den Lokomotivreparaturen, die zu dem Ergebnis führen fönnte, daß die Reparaturarbeiten start eingeschränkt und aus den erzielten Ersparnissen größere Neubestellungen herausgegeben werden. Man müsse aller­dings die praktische Auswirkung dieser Untersuchungen noch abwarten.

Die Bayerische Motorenwerfe A.-G. fann über einen fräftigen Aufschwung in der Motorradabteilung berichten. Wie es heißt, ist die Fabrikation in den legten Wochen studmäßig um 60 Broz. gestiegen, und auch der Umsatz hat eine stärkere Belebung erfahren. Die neue Type, die das Werf jezt heraus: gebracht hat, hat die Zahl der Neuaufträge so erhöht, daß 350 Mann in der Motorradfabrik neu eingestellt werden fonnten. Das Unternehmen hat in dem ersten Strijenjahr 1930 seinen Um fatz mit 36,5 gegen 40 Millionen im Vorjahr verhältnismäßig gut halten fönnen. Auch 1931, dessen Gesamtergebnis noch nicht vor­liegt, ist der Umsak mengenmäßig erheblich weniger zurüd­gegangen als im Durchschnitt der deutschen Motor- und Auto­fabrikation.

Die umfassende Zusammenarbeit joll nämlich deswegen nicht Einfluß in der beabsichtigten Kombination nicht verzichten

wollte."

Also das Reich soll nur Dugende von Millionen gewähren und dank der, glänzenden" Führung der Generaldirektoren und der kontrollierenden Banten zugrunde gerichtet werden, und nachher die Verluste der Banken und Großaktionäre deden; aber eine vernünftige Reorganisation wird sabotiert, weil die öffentlichen Körperschaften die selbstverständliche Forderung nach Beteiligung und Kontrolle erheben.

Reich und Preußen haben bereits so große Opfer gebracht, haben ferner auf den ganzen Oberhütten­komplex ein uneingeschränktes Pfandrecht, daß sie wahrlich stark genug sein müßten, die Obstruktion der vom Reich abhängigen Banten zu brechen und eine im Interesse des Grenzgebiets liegende Gesamtbereinigung und Lösung durchzusehen. Nach den Presse­wahrscheinlich von den Banken lanciert meldungen

soll nun zunächst nur Oberhütten bereinigt werden, und zwar ,, unter gleichmäßigen Opfern".

Die Banken wollen gnädigst von ihren ungesicherten Forderungen in Höhe von 19,5 Millionen Mark Millionen abstreichen. Der öffentliche Kredit in Höhe von nominell 36 Millionen Mark wird nur mit einem Gegenwartswert von 28 Millionen Mark eingesetzt ( auf Grund der Zinsverbilligung) und hiervon sollen Reich und Preußen nochmals auf 10 Millionen Mark Berzicht leisten. Freilich eine merkwürdige Parität.

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Das Aktienkapital von Oberhütten soll von jezt 30 Millionen auf 4 Millionen zusammengelegt werden und dann wieder auf 20 Millionen erhöht. Obwohl Oberhütten völlig fertig ist, sollen die alten Aktionäre, d. h. Ballestrem, 4 Mill. Aftien gratis und franto erhalten, 9 Millionen Reich und Preußen der selbstver= ständliche öffentliche Anspruch auf Beteiligung ist damit wenigstens bei Oberhütten anerkannt und 7 Millionen die Banken durch Schuldumwandlung( die ihrerseits ihr Aktienpaket gleich an die zum Ballestrem- Konzern gehörige Grube Castelengo weitergeben). Wie der ausgepumpte Ballestrem - Konzern diesen Ankauf finanzieren will, bleibt schleierhaft.

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Der Ballestrem - Konzern erhält ferner das gesamte Belieferungs­recht für Oberhütten mit Kohle, weigert sich aber, sein gutes Kohler geschäft in die Kombination mit hineinzubeziehen.

Das oberschlesische Borsig- Werf bleibt nach dieser Meldung völlig außerhalb der Neuregelung.

Es ist kein Geheimnis mehr, daß die Großbanken bereits über den

Hauptteil des Atienbesizes der Borsig- Werke 2.-G. verfügen und auch große Bankkredite hier laufen haben. Da die Stillegung der Borsig- Hütte bereits beantragt worden ist, liegt der Verdacht nahe, daß man später mit den gleichen Methoden wie jetzt bei Oberhütten das Wert oder besser gesagt die Bankenverluste auf Staatskosten zu sanieren versuchen wird.

Man kann die Frage aufwerfen, ob neue Opfer der öffentlichen Hand überhaupt am Blake find, da ja an sich die öffentliche Hand auf Grund ihres Pfandrechts den Betrieb weiterführen könnte.

Wenn aber neue große öffentliche Opfer gebracht werden, dann laffen sie sich nur verantworten, wenn damit eine dauernde Sanie­rung der gesamten oberschlesischen Montanindustrie erreicht wird. Dieses neue Projekt stellt aber feine Sanierung Oberschlesiens , sondern in erster Reihe eine Berluftsanierung der Bankengläubiger und der Großaffionäre auf Kosten der öffentlichen Hand dar.

Das Geheimnis des 13.Juli 1931.

Wie es zum Zusammenbruch der deutschen Kreditwirtschaft kam.

dem schwarzen Lage| Finanzwelt ein Fanal. Hinter Desterreich stand Deutschland . Der englische Notenbankpräsident versuchte gegen Frankreich Desterreich zu helfen. Es wurden aber bald über Nordwolle gefahrdrohende Gerüchte bekannt. Der von der englischen Zentralbank aufgerichtete Damm, der mit Deutschland auch England stützen sollte, hielt nicht. Es sezte der Run der Auslandsgläubiger gegen Deutsch­

Am 13. Juli vorigen Jahres, dem der deutschen Wirtschaft, brach nach unerträglicher Spannung das Unwetter über die deutsche Bankwelt herein. Ein Buch des Berliner Tageblatt"-Redakteurs Dr. Prieſt er unternimmt es, die Vorgänge in den letzten Monaten, sowie unmittelbar vor dem 13. Juli darzustellen. Was am 11. und 12. Juli in Konferenzen der Großbanken, Kabinettssigungen und gemeinsamen Sizungen von Regierung und Banten vor sich ging, ist der weiteren Deffentlichkeit unbekannt. Darum trägt das Buch den Titel Das Geheimnis des 13. Juli darzustellen. Was am 11./12. Juli in Bant­fonferenzen, Kabinettsfizungen und gemeinsamen Sizungen von Entwicklung der Dinge, die wir ja alle von außen miterlebt haben, wird durch diese Schrift, die uns in einer Leftüre von zwei Stunden den ganzen Ablauf an sich ungeheuerlicher Vorgänge vor Augen führt, recht eigentlich erst klar. Das ist der Verdienst der Broschüre. Sie darf mit Recht das Interesse breitester Kreise beanspruchen, und zwar umr so mehr, als jede auszugsweise Darstellung der Dinge nicht entfernt gerecht werden kann.

Der Kreditzusammenbruch vom Juli wurde politisch durch das Zollunionsprojekt, wirtschaftlich durch die Zahlungs­unfähigkeit der österreichischen Creditanstalt eingeleitet.

land ein.

Bom 1 bis 11. Juni verliert die Reichsbank eine halbe Milliarde Devijen, bis zum 16. Juni war es eine volle Milliarde. Daß die Reichsregierung an diesem Tage noch nicht gestürzt ward, beruhigt zunächst etwas. Am 19. Juni aber gibt die Reichsbant die Hoff­nung schon auf, vom Ausland aus ihrer bedrohlichen Lage noch entsetzt zu werden. Da passiert am 20. Juni das Hoover= Wunder. Das Reparationsmoratorium wird erklärt. Der franzö fische Widerstand dagegen läßt die zunächst günstige Wirkung auf die internationale Finanz aber bald verfliegen. Dazu kommen Gerüchte über ungeheuerliche Verluste bei der Nordwolle, das Ausland fürchtet jezt schon für Danat und Dresdner .

Von jezt ab überstürzen sich die Ereignisse. Während die Reichsregierung schnell die Nordwolle stüßen wollte man wußte damals nur von 30, noch nichts von 240 Millionen Ber­luften, wird in Großbantfreisen die bevorstehende Zahlungs

Daß der Name Rothschild stürzen fonnte, war für die internationale unfähigkeit der Danat schon besprochen. Beherrscht war aber alles

Warum immer wieder MARKE

SALAMANDE SALAMANDER

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DER

Weil es keinen Schuh in unseren Preislagen gibt, der an Qualität, Paßform und Eleganz einem SALAMANDER gleichkommt.

SALA SAI

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