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Nr. 5749. Jahrgang

2. Beilage des Vorwärts

Donnerstag, 4. Februar 1932

Sozialismus der dümmsten Kerle.

Ein neues Feder" Programm.

Gottfried Feder , der nationalsozialistische Wirtschaftstheoretiker,| zu bauen, um einer Million Menschen Beschäftigung im Arbeits­Schöpfer des ,, unabänderlichen", in Wirklichkeit schon längst be dienst zu sichern, um weitere Millionen Menschen im Bau- und grabenen Wirtschaftsprogramms der Nazis, hat sich wieder einmal Siedlungswesen zu beschäftigen, um das Loch, das eine Beseitigung aus der Ede hervorgewagt, in die er von seiner Partei gestellt der Hauszinssteuer im Staatshaushalt reißen würde, wieder zu wurde. Er hat in Lüneburg einen Vortrag über den national stopfen usw. Aber freilich: Feder hat ja schon sein Allerweltsrezept, sozialistischen Zukunftsstaat" gehalten. das er nur nicht mehr recht anzupreisen wagt, weil es heute den Nazis politisch unerwünscht ist, als Inflationsmacher gebrandmarkt zu werden. Das heute ängstlich verborgen gehaltene Rezept Feders ist nämlich: das Geld wird gedruckt. Wie man diesen Feder auch wendet und dreht, es gudt immer wieder nur die Inflation aus ihm heraus. Sein Reich, das Dritte Reich, für das der Himme! auf Erden versprochen wird, kann eben nur ein Inflationsreich sein. Wie kann man aber auch hoffen, einem Wirtschaftsführer von Feders Rang flarzumachen, daß durch die Umstellung zur Autarkie ( Schluß mit aller Einfuhr!) die Zahl der beschäftigten Arbeitskräfte nicht vermehrt, sondern im Gegenteil vermindert wird; denn Ueber­2 Millionen Arbeitern Beschäftigung gibt.

Nur ein paar Kostproben aus seinem wahrhaft italienischen Salat. Feder versprach seinen Zuhörern, daß das Dritte Reich jämtliche Arbeitslose in Beschäftigung bringen wird. Wie soll das bewerkstelligt werden? Sehr einfach: eine Million Arbeitslose wird bei der Erzeugung von Anlagen für die Wasserstoffgasversorgung beschäftigt werden, eine weitere Million vom Arbeitsdienst über­nommen, weitere Hunderttausende bei Hausreparaturen beschäftigt, die durch die Beseitigung der Hauszinssteuer ermöglicht werden, und der Rest würde durch Umstellung zur Autarkie und planmäßige Förderung des Bau- und Siedlungswesens Arbeit finden.

Der Leser wird zunächst die erstaunte Frage stellen, was denn as für eine geheimnisvolle, bisher unausgenutzte Arbeits­veschaffungsmöglichkeit sei, die in der Wasserstoffgasversorgung liegen soll. Feder hat als Ingenieur( das ist er auch), in Lüneburg die epochale Entdeckung gemacht, daß der Höhepunkt der deutschen Industrieentwicklung überschritten sei und nur mehr auf dem Gebiet der Wärmeversorgung noch etwas zu tun bleibe. Hier will er also ( übrigens zum Segen der Ruhrmagnaten) Milliarden für neue Anlagen opfern. Als Wirtschaftstheoretiker ist ihm nicht einmal der Gedanke gekommen, sich zu überlegen, ob denn Anlagen dieser Art auch wirtschaftlich zweckmäßig sind, ob ihr Ausbau nicht andere, billiger arbeitende Anlagen überflüssig macht usw.

Aber Zweifel und Strupel sind nicht die starke Seite von Theoretifern des Dritten Reiches. Das gilt auch für die Frage, woher das Geld kommen soll, um unrationelle Krafterzeugungsanlagen

gang zur Autarkie bedeutet das Ende des Exports, der heute noch

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Wir wollen nur noch feststellen, daß Feder nach wie vor unter nationalsozialistischer Sozialisierung" die Ablehnung der Verstaatlichung des Produktionsapparats ver­steht, er begnügt sich mit der Verstaatlichung des Kreditwesens und meint damit wohl das große Ziel" der Enteignung einiger jüdischer Bankiers.

Auf den Nationalsozialismus wurde einmal das Wort geprägt: Der Antisemitismus ist der Sozialismus. der dummen Kerle. Das Wort wurde kürzlich geistreich dahin variiert, die Autarkie sei die Planwirtschaft der dummen Kerle. Man fann noch hinzu fügen: der Feder, Sozialismus" ist die Planwirtschaft der dümmsten Kerle.

Börse ohne Burgstraße.

glatt verzichten, die Aktionäre erhalten großzügige Abfindungen und Bergünstigungen, die Banken sanieren ihre Verluste und gemeinsam fabotieren sie eine vernünftige Gesamtlösung. Eine derartige unmögliche Regelung wird dann als das größte Opfer der Groß­aftionäre" bezeichnet. Das ist schon eine allzu plumpe Berdrehung", um uns der Ausdrucksweise der oberschlesischen Quelle der beiden reaktionärer Blätter zu bedienen.

Wenn die öffentliche Hand überhaupt noch neue Opfer verant­worten zu können glaubt, so nicht zur Schadloshaltung von Groß­aktionären und Großbanken, sondern lediglich zur Gesamtbereinigung der oberschlesischen Montanindustrie, selbstverständlich unter öffent­licher Kontrolle.

Ein mißglückter Fischzug.

Um die Mißwirtschaft der Bank für deutsche Beamte".

In einem Untersuchungsausschuß des Preußischen Landtags hat der Liquidator der durch die Schuld der Geschäftsleitung und das völlige Versagen des deutschnationalen Aufsichtsrats seinerzeit zusammengebrochenen Bank für deutsche Beamte festgestellt, daß 11% Mill. Verpflichtungen nur 4,0 Mill. Verluste von nicht weniger als 3 Millionen, die Geschäfte mit einem Aktiven gegenüberstanden, daß die berüchtigten Bildergeschäfte Jugoslawen 1,2 Mill. Verluste gebracht haben und daß ein Baron Buch wih, der mit sage und schreibe 10 Mark Bank­anteil glücklicher Genosse" war, daraufhin 400 000 Marf geliehen erhielt. Alle Welt erinnert sich noch der Verzweiflung und berech­tigten Empörung der betrogenen Beamtensparer.

Nun sind wie der Wahlen in Aussicht. Die deutsch­nationale Presse ist schamlos genug, jezt die preußische Re­gierung für die unerhörte Mißwirtschaft der Bankleitung und das Versagen des Aufsichtsrats verantwortlich zu machen, statt mucks­mäuschenstill zu bleiben und das Urteil der Wähler nicht in so leichtfertiger Weise herauszufordern.

Der Amtliche Preußische Pressedienst" sieht sich jetzt zu Feststellungen genötigt, die die Verleumder in ihre Schranken weist. Nicht das angegriffene preußische Handelsministerium, son­dern der Aufsichtsrat sei für die Ueberwachung der Geschäfte der Bant verantwortlich gewesen. Es stehe attenmäßig fest, daß die Bank ohne Wissen und ohne Zutun des Ministeriums die Aufnahme in den Genossenschaftsverband des Reichsland= bundes(!) nachgesucht und gefunden hat( nachdem nämlich der Revisionsverband gewerblicher Genossenschaften, dem die Bank bis

Die Spekulation gedeiht auch jetzt.- 1932 brachte bisher starke Kursgewinne. bahin angehört hatte, Fehler in der Geschäftsführung schon feſt­

Als am 13. Juli des vorigen Jahres die Danatbant zu fammenbrach, wurden alle deutschen Börsen geschlossen. Am 3. September wurden sie wieder geöffnet, es flappte alles wider Erwarten gut, anderhalb Wochen lang überſtürzten sich die Kurse nach oben, darauf anderthalb Wochen lang nach unten, bis die englische Finanztatastrophe einen willkommenen Vor­wand bot, etwas zu tun, was man auch ohne diesen Vorwand kaum

noch einen Tag länger hätte hinausschieben können: die Börsen wieder zu schließen. Seitdem gibt es feine Börje mehr, wohl aber gibt es ſeit diesem 21. September trotzdem noch einen ausgedehnten Effektenhandel.

Viele Besizer von Effekten nämlich wollen oder müssen ihren Besitz abstoßen, andere wollen kaufen und sie gehen daher alle zu den Banten, um deren Vermittlung in Anspruch zu nehmen. Diese Lage hat einen Teil der Börsenmakler und zwar die findigsten veranlaßt, sich umfangreiche Telephonanlagen bauen zu lassen und wiederum zwischen den Banken zu vermitteln.

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In einer uferlofen Zahl von Telephongesprächen rufen sich jetzt Tag für Tag von morgens um 9 Uhr bis abends um 7 Uhr faufende und verkaufende Banten, laufende und verkaufende Makler an, um ihre Aufträge und nicht zu vergessen- ihre Spekulationen auszuführen. Den Umfang dieses Handels wird man wohl auf ein Fünftel bis ein Viertel dessen annehmen müssen, der bei geöffneter Börse ab­gewickelt wird. Abgesehen von dem Mangel jeglicher Verdienst­möglichkeit für den allergrößten Teil der ungefähr 700 Makler der Berliner Börse, das sogenannte Börsenproletariat- um die ent­lassenen oder miserabel bezahlten Angestellten, das mirkliche Börsen­proletariat, tümmert sich natürlich niemand hat der Telephon handel noch eine üble Folge: viele Käufer und Ver fäufer aus dem Publikum" würden sich wundern, wenn sie die Kurse, zu denen ihnen die Banten ihre Geschäfte abrechnen, mit den Kursen vergleichen könnten, zu denen diese Geschäfte wirklich abge­schlossen worden sind. Sie können zwar nicht vergleichen, meil durch Notverordnung jede Beröffentlichung von Kursen untersagt ist. Aber es hat sich schon herumgesprochen, was hier vorgeht, und in der Hauptsache aus diesem Grunde wird fräftig nach wieder eröffnung der Börse gerufen. Doch Luther will nicht. Luther befürchtet große ausländische Verkäuje deutscher Wert papiere und im Zusammenhang damit Devisenschiebungen. Im folgenden wollen wir, so wie es erlaubt ist, das heißt ohne Kurs­nennung, furz betrachten,

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wie sich seit der Schließung der Börse die kurse im Telephon­handel entwickelt haben.

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Interessant ist die Bewegung der Bantaftien. Dresdner Bank, die schon damals erheblich unter der Hälfte ihres Nominalwertes standen, haben sich so gehalten. Ebenso wie sie stehen die Aktien der Deutschen Bank, die damit allerdings ein Drittel thres Wertes Dom 18. September dem letzten Börsentage- verloren haben. Ein paar Prozent höher stehen die Aktien der Danatbant, wohl noch immer in der Hoffnung, daß das Reich außer den Sparern nicht nur die Einleger, sondern auch die Aktionäre schützen werde! Die Anteile der Reichsbant, deren letzter Börsenkurs ungefähr 100 war, verloren bis zu dem kritischsten Tage, dem 12. Dezember, etma ein Drittel ihres Wertes, haben aber ihren Berlust wieder eingeholt. llngefähr ebenso verlief die Entwicklung der IG.- Farben. attien, die jedoch auf ihrem tiefsten Stand nur etwa ein Biertel ihres Wertes vom 18. September eingebüßt hatten. Die Aktionäre des Stahlvereins müssen sich mit einem Kurse begnügen, der ihnen nur ein Fünftel des Nominalwertes läßt, sie haben aber jogar hiervon im Dezember einmal nur menig mehr als die Hälfte gesehen. Ebenso start wie bei den deutschen Aktien waren die Schwankungen bei den ausländischen, non denen die be­kanntesten, die der spanischen Elektrizitätsgesellschaft Chade , heute höher stehen als am 18. September und um die Hälfte höher als am 12. Dezember. Ueberhaupt haben sich alle Kurse seit An jang Dezember ständig und den lehten

in

Tagen besonders start aufwärts bewegt. Morgen­Wahrscheinlich nicht. Es ist noch zu viel faul in

röte? Deutschland .

Der Entwicklung der Pfandbriefturfe kommt eine ungleich größere Bedeutung zu als derjenigen der Aktienkurse. Einmal, weil Pfandbriefe in ausgedehntem Maße zur Anlage des Vermögens der öffentlichen Versicherungen und zu

ähnlichen Zwecken dienen und dann, weil die Vierte Notverordnung bei den meisten von ihnen bekanntlich die Zinsen verkürzt hat, wodurch natürlich ihr Wert verringert wird. Die Pfandbriefe der Hypothekenbanken haben im allgemeinen vom 18. September bis zu dem tiefsten Punkte, der bei ihnen zwei Wochen nach dem Erscheinen der Vierten Notverordnung erreicht war, ungefähr 15 Proz. ihres Wertes verloren und von diesem Verlust bis jetzt rund die Hälfte wieder aufgeholt. Bei 6 Proz. Jahreszinsen stehen sie nunmehr auf etwa drei Bierteln ihres Nominalwertes.

Eine besonders starte Aufwärtsbewegung haben in der letzten Zeit die Industrieobligationen durchgemacht. Die Obli gationen von Krupp halten jetzt bei zwei Dritteln ihres Nominal­mertes und stehen damit erheblich höher als während der letzten Börsenzeit. Der Obligationenkurs des Stahlvereins bewegt sich um die Hälfte des Nominalwertes herum, nachdem er schon einmal auf nicht viel mehr als einem Viertel davon gestanden hat.

Aehnlich war sie auch bei den öffentlichen Anleihen. So sind z. B. bei der Berliner Stadtanleihe Kursstand und Bewegung genau so, wie sie eben von den Stahlvereins­obligationen geschildert wurden.

R. C.

gestellt und Abstellung verlangt hatte. D. R. ) Die Behauptung wird. als Schwindel entlarvt, daß das Handelsministeriums die Vor­enthaltung des Berichts des Revisionsverbandes der gewerb­lichen Genossenschaften der Generalversammlung gegenüber emp= fohlen habe. Aftenmäßig sei hinsichtlich des neuen Revisionsver­bandes das Gegenteil festzustellen. Freilich hätte das Mi­nisterium beim Reichswirtschaftsgericht ein Verfahren zur Entziehung des Depot- und Depositenrechts einleiten fönnen. Damals, im Jahre 1927, war aber die Bank noch durchaus lebensfähig, wenn sie, wie

gefordert, reorganisiert worden wäre. Ein solches Verfahren hätte damals aber den sofortigen Zusammenbruch zur Folge gehabt. Es ist erfreulich, daß der Staat der hier versuchten wirklich unerhörten öffentlichen Irreführung mit authentischem Material ent­gegengetreten ist. Der unverantwortlichen Schädigung der Beamten­sparer noch die Irreführung über die Verantwortung von Geschäfts= leitung und Aufsichtsrat hinzufügen zu wollen, dazu gehört wirklich die Stirn, die man nur bei Deutschnationalen Hugenbergscher Prä­gung vermuten kann.

Millionenverlust bei Stollwerd.

Zusammenbruch der Expansionspolitit.

Die Stollwerd A.-G. in Köln , eines der führenden Schoko­ladenunternehmen in Deutschland , muß, wie viele andere vom kon­3ernwahn beherrschten Gesellschaften, ihre ziellofe Expansionspolitik teuer bezahlen. Nachdem schon im vergangenen Jahr die Dividende von 9 auf 5 Prozent gekürzt war, hat das am 30. Juni abge­schlossene Geschäftsjahr 1930/1931 einen Verlust von fast 3,4 Millionen Mark gebracht. Die Berwaltung schlägt der Gene­ralversammlung zur Sanierung eine Zusammenlegung des Aktien­

Die oberschlesische Sanierung. tapitals( 16,5 Millionen Mark) im Verhältnis von 10: 6 vor.

Unternehmerblätter wollen Tatsachen verdrehen.

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Unsere Kritik an dem bekannt gewordenen Sanierungsprojekt für Oberhütten veranlaßt die Berliner Börsen- Zeitung" und die Bergmertszeitung" zu einer Entgegnung und Richtigstellung". Danach könne gar nicht die Rede davon sein, daß Oberhütten ,, völlig fertig" sei, nach dem Sanierungsplan brächten ferner die Großaftionäre, also in erster Reihe Graf Balle strem, die größten Opfer und beileibe nicht die öffentliche Hand. Oberhütten hat für das letzte Geschäftsjahr noch feine Bilanz veröffentlicht, so daß man zur Beurteilung auf die bisher bekannt gewordenen Einzelheiten angewiesen ist. Diese sprechen freilich eine deutliche Sprache. Das Unternehmen war außerstande nach fünf Jahren Zins befreiung auf die öffentliche Schuld auch nur die erste Zins- und Tilgungsrate in Höhe von Millionen Mark zu entrichten. Die Oberhüttenschulden betragen etwa 60 Millionen Mark, nach dem Sanierungsplan werden insgesamt 40 Millionen Mart Kapitalzusammenlegung und Gläubigerverzicht für notwendig erachtet; im laufenden Jahre soll ein Verzicht von 11 Mil­lionen Marf eingetreten sein. Weder der Ballestrem- Konzern noch die Banten können oder wollen neue Mittel zur Fortführung des Betriebes zur Verfügung stellen. Wir überlassen es den Lesern der betreffenden Zeitungen, zu beurteilen, ob bei dieser Sachlage der Oberhütten- Konzern als fertig" anzusehen ist.

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Bei der jetzigen Borsig- Sanierung ist uns bisher nicht bekannt geworden, daß die Großbanten auf ihre fast 100prozentigen Sicherheiten zugunsten der Werksparer verzichteten, der Berksparer, die doch offenbar einen wesentlich stärkeren moralischen An­fpruch auf einen derartigen Verzicht hätten und bedürftiger sind als die Gräflich Ballestremsche Vermögensverwaltung. Aber die öffentliche and soll froß absoluter Sicherung Reich und Preußen befizen auf Grund des Pfandrechts uneingeschränkte Ver­fiigungsgemalt über die Oberhüttenbetriebe zugunsten der Magnatenfamilie und zugunsten der Großbanten nach großen vor­angegangenen Opfern nochmals auf effektiv 18 Millionen Mark

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Schon auf der Generalversammlung im Dezember 1930 machte sich unter den Aktionären eine starte Opposition gegen die Auffaugepolitik der Stollwerd- Berwaltung geltend. Die über­raschende Dividendenfürzung von 9 auf 5 Prozent murde bereits damals mit dem Auflauf der Reichardt- Werke in Wards­bet in Zusammenhang gebracht. Hier liegt auch die wesent­ich e Berlust quelle. Wie sehr sich Stollwerd bei dem Kon zernausbau übernommen hat, zeigt die finanzielle Entwicklung in der Zeit, als die Expansion wirksam wurde. Ende Juni 1930 be= standen nur 2,13 Millionen Bankschulden und 2,9 Millionen Mark weitere Schulden, während die Forderungen rund 6,85 Millionen Mark erreichten. Bis zum Jahresende 1930 waren die Bank­schulden bereits auf 5 Millionen aufgelaufen und darüber hin­aus mußte noch eine langfristige Schuld von 6 Millionen Mark zur Finanzierung der Aufsaugepolitit aufgenommen werden. Bis Ende 1930 mar aber die volle Last der Auffäufe von Reichardt, Gaedte und Goldina noch nicht wirksam geworden, so daß sich 1931 die Finanzlage dementsprechend zugespitzt hat. In den Strudel der Konzernerpansion sind auch die fast 3 Millionen Freigabegelder, die Stollwerd 1929 aufgespeichert hatte, verschwunden.

919 Millionen Rußlandaufträge.

Die Sowjetunion hat im vergangenen Jahr nach der jetzt ver­öffentlichten llebersicht der russischen Handelsvertretung in Deutsch­ land insgesamt Aufträge im Werte von 919,3 millionen Mark vergeben. Der Auftragswert, der im Jahre 1930 an die deutsche Industrie vergebenen Bestellungen erreichte nur 566 Mil­lionen Mart, so daß die russischen Aufträge 1931 eine Steige. rung von mehr als 62 Prozent aufweisen.

Der Löwenanteil der Russenaufträge entfiel, wie schon in früheren Jahren, auch 1931 auf Maschinen und Installationen, be­sonders für schwerindustrielle Anlagen. Die Bestellungen allein machten 26,5 Prozent der Gesamtaufträge aus. An zweiter Stelle folgen die Importe für Eisen, Stahl und andere Metalle, auf die rund 21 Prozent der Gesamtaufträge entfallen. Im dritten Quartal des letzten Jahres ist die Sowjetunion an die zweite Stelle der Abnehmer deutscher Waren gerüdt, und hat allein mehr deutsche Exporte aufgenommen, als Nord- und Südamerika zusammen.