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fftans Stauer:
stunde werden gepfändet
Um das Technische vorwegzunehmen: Die Hundesteuer in Berlin  beträgt 60 Mart7 sicherlich kein geringfügiger Betrag. Wer länger als zwei Monats mit der Vierteljahrsrate im Rückstand ist. hat Pfändung zu gewärtigen. Zunächst hält sich der Exekutor an das Mobiliar. Fällt die Mobiliarpfändung fruchtlos aus, so bringt der Beamte über dem Lagerplatz des Hundes«in Pfändungs- Protokoll an, und wenn nunmehr nicht gezahlt wird, wird einige Wochen später der Hund abgeholt... oder mindestens abzuholen versucht. Der Gerichtsvollzieher fährt, in Begleitung zweier Hundefänger, zweier Fangbeamter, wie sie offiziell heißen, mit se'nem Wagen,!n den Käfige eingebaut sind, vor den Häusern vor, bemächtigt sich, sofern im legten Augenblick die Zahlung nicht noch geleistet wird, der Tiere, liefert sie im Tierhort in der Schicklerstraße ich wo sie am nächsten Mittwoch oder Sonnabend zur Versteigerung gelangen. Früher mußte, ehe der Zuschlag erteilt wurde, mindestens der Bs- trag der Steuerschuld geboten werden. Da- ist heute nicht mehr der Fall. Mindestgebot ist 3 Mark. Darunter geht kein Hund weg: im übrigen entscheidet das Angebot der Intercsienten, wie hoch der Preis getrieben wird. Jener Hunde, für die auf die Dauer kein Mindestangebot zu erzielen ist. harrt der Arzt: eine Blausäure- Injektion macht ihrem unbegehrten Leben ein schnelles Ende. Wie spielen sich nun solch« Pfändungen ab? Zu viert marschieren wir los. Der dunkelgrüne Wagen folgt im Schritt. Unser erster Besuch gilt einer Laubenkolonie. Von der Koloniestraße führt eine primitiv« Tür unmittelbar In das einzige Zimmer, das dem Bewohner zur Verfügung fleht. Der Exekutor llopst an die Tür. Hundegebell antwortet. Aber sonst rührt sich nichts. Der Exekutor setzt das Klopfen fort und ruft:Machen Sie auf, Herr W.!" Immer nur Hundebellen. Ein Schlosser wird geholl. Die Tür springt auf. Eine Wolke fürchterlichen Gestankes fliegt uns entgegen. Die Hundefänger werfen die Schlinge über den Hund, ein schmutziges, unsauberes Tier undefinierbarer Raste, den einzigen Hüter dieser Behausung, und tragen ihn an den Wagen. Der Exekutor füllt«in Schriftstück au». Die Pfändung ist vollzogen. Die nächste Pfändung erübrigt sich.Meinen Köter wollen Sie haben", sagt die junge Frau, bei der wir vorsprechen.Rein, meinen Köter kriegen Si« noch lang« nicht." Und sie zahlt den Auelösungsbetrag. Die nächste Pfändungestation. Eine Wohnung in einem zweiten Hinterhaus, drei Treppen. Eine älter« Frau öffnet die Tür.Ich komm« wegen des Hundes", sagt der Exekutor. Ein Schwall von Worten empfängt ihn.Der Hund? Der is ja jar nich hier. Der j«hört überhaupt meinem Schwager. Außerdem hat er die Staupe. Der janze Hintere ist eene eenzije Wunde. Sie können ruhig in der Wohnung rumsuchen. Den Hund wernse nich finden." Einer der Fangbeamten bemerkt einen Hundenaps, in dem sich Knochen befinden.Na", sagt er,und was soll denn das?" Di« Frau ist um ein« Antwort keineswegs verlegen. Ja. die Nachbarn, die wüßten es noch nicht, daß der Hund bei ihrem Schwager sei, und si« brächten Ihr gelegenllich noch Futter Wir ziehen unoerrichteter Ding« wieder ab. Der Exekutor und die Fangbeamten wissen, daß si« hintergangen worden sind.Di« all« Geschichte", sagen sie.Der Hund wird hin- und hergeschoben, und wenn wir jetzt zu dem Schwager gehen, dann hat ihn der natürlich auch nicht." Oft genug legen es die Gepfändeten aufs Prellen an. Di« Hundefänger erzählen mir aus Ihrer reichen Praxis. Einmal sollte bei jachem Zahnarzt gepfändet werden Der Zahnarzt kraull« sich hinter den Ohren und erzählte schmunzelnd, daß er vor«inigen Zc&n mit seinem Hunde im Flugzeug gefahren und daß das Tier dabei leider abgestürzt wäre. Er hätte sofort hallen lasten, und das arm« Geschöpf sei dann auf dem Tempelhofer Feld beigesetzt
worden. So etwas ist Flachs. Aber was nützt den Beamten ihr Wissen um die Unreellität des Schuldners? Sie können praktisch dagegen nichts machen. Zuweilen bedienen sich die Steuerrestanten noch eines ganz besonderen Kniffes. Es ist scheinbar alles in der Ordnung, wenn der Exekutor kommt, das Tier abzuholen. Ord- nungsmäßig wird ihm der Hund zur beliebigen Verwendung über« geben. Der Hund? Nein, nur e i n Hund, ein untergeschobener Wechselbalg von einem Hund, eig«ns von irgendwoher aufgetrieben für diesen Tag zum Behufe der Ablieferung, während der richtige, der in jedem Sinne echte Hund bei Bekannten oder Verwandten sich aufhält und seinen unversteuerten Dienst in diesem Hause erst wieder antritt, wenn die Luft rein und von dem Gerichtsvollzieher und den Fangbeamtsn nichts mehr zu sehen ist. Die Beamten faxten mir. daß besonders im Berliner   Westen man sich mit raffinierten Mitteln um die Zahlung der Hundesteuer drücke, während der Osten und der Norden da viel harmloser wären. Zuweilen treffen sie nicht nur auf böswillige, sondern auch auf bösartige Steuerrestanten, und manch« Gegenden wagen sie nur in Begleitung von Sipos zu betreten. In der Regel freilich sind nicht Gewalt und raffinierte Schliche, sondern Tränen, Tränen, Tränen die Waffe der Gegenpartei. Die Beamten misten erschütternde Dinge zu erzählen: von einer Frau, die stch aus die Knie warf vor ihnen, von zwei alten Leuten, die stch lieber den Tistb oder das Sofa pfänden lasten wollten als den Hund, von einem Mann, der mit Selbstmord drohte. Mittlerweile sind wir vor einer neuen Adresse angelangt, und ich kann aus eigener Anschauung die namenlose Trauer kennen- lernen, die eine Hundepkändung über eine Familie zu verhängen vermag. Eine schmutzige Mietskaserne, ein typisches Armeleutehaus. Wir gehen durch den Flur, gelangen auf den engen, lichtlostn, von scbwarzen Wänden eingegitterten Hof, betreten den abgebröckelten Flur des Hinterhauses. In der dritten Etage klingell der Exekutor. Ein« alte, abgehärmte, bleich« Frau öffnet. Der Exekutor, mit dem Pfändungsprotokoll in der Hand, sagt förmlich:Ich komme wegen..." Das Mütterchen bricht in Schluchzen aus, heult und zittert am ganzen Leib«. Wir betreten die primitive Wohnung. Ein kleiner schweigsamer Mann und drei K'nder hallen sich darin auf. Eines davon hält den zu pfändenden Hund, einen Spitz, an eln«m Bindfaden. Es scheint, daß man sich hier schon während der vorangegangenen Stunden auf die Uebergabe des T'eres«ingerichtet hat. Aber nun. da der gefürchtete Augenblick gekommen ist, sinkt die Frau, die offenbar am schwersten unter dem Verlust des Theres leidet, auf einem Stuhl zusammen und schluchtt und schluchzt Dann greift sie noch einmal nach dem Kopf des Hundes, küßt ihm die Schnauze ab, stößt Klagerufe aus: Man soll nichts haben! Diese ganze Szene hat etwas furchtbar Deprimierendes: Der stille, be- wegungslose Mann, die traurigen Kinder, die schreiende Frau, dies« ganze stickige Umgebung, der Exekutor mit den beiden Hundefängern, die. selbst arme Leute, in die Roll« von Schinderknechten gedrängt sind... Schrecklich das alles, unmenschlich, grausam. Im Kino sieht man so etwas zuweilen und hält es dort für eine kitschige Attacke aus die Tränendrüsen. Äinokitsch ist hier zur blutvollsten Winklich- keit geworden. E» packt«inen Jammer. Verzweiflung an. Die Fangbeamten zerren den Hund zur Tür hinaus. Di« Schreie der Frau hallen uns auf der Trepp  « nach. Wir durchschreiten den lichtlosen Hof. und ich blicke verstohlen hinaus zur dritten Etage des Hinterhauses. An einem ihrer Fenster kleben«in paar Gesichter. Si« iverfen einen letzten Blick auf den Hund, der. ganz ohne Spek- takel und Widerspenstigkitt, hinter den Beamten hertrottet und sich draußen ohne Sträuben in d«n Käfig setzen läßt. Wer wird so närrisch sein, das Mindestgedot von 3 Mark kür ihn abzugeben? So wird ihm die Blaufäurainjettion nicht erspart bleiben: und wem ist damit eigentlich geholfen?
3)iegemüttichUc aller SSeilien"
Di« Aequatorbahn, de« durch das Gebiet von Kenya von Mom- das« nach der Landeshauptstadt Nairobi   führt, versetzt den Reisen- den mitten in das Paradies der Großwildjagd, wo die gesamte Fauna Afrikas   auf«inem beschränkten Gebiet« vollzählig versammell ist. Der Wildbestand Afrikas   war ja durch die Raubjagd von Jägern. die unter den B«st2nd«n ein« sinnlose Metzelei anrichteten, von der Ausrottung bedroht. Di« Großwildjagd   war zu«iner wahren Plag« ausgeartet. Infolgedessen entschloß sich England mit Unterstützung d«r interessierten Nationen,«in Jagdschutzgesetz zu erlass«n, das der drohenden Ausrottung der wilden Tier« einen Riegel vorschieben soll. E» wurden zu diesem Zweck im Herzen des dunkelsten Afrikas  Gebiet« abgegrenzt, wo di« Jagd überhaupt verboten ist. Für die Ausübung der Grotzwildjagd in den anderen freigegebenen Gebieten wurden Jagdscheine und Lizenzsn für den Abschuß zu recht onsehn- ßchen Preisen eingeführt. Kenya   selbst besitzt zwei dieser großen Reserven in derSouthern Game Reserve" bei Nairoli, die ein Hochplateau von rund 280 Kilometer Läng« und 12b Kilometer Breite umfaßt, und derNorthern Gam« Neseroe" im Gebiet von Barsalvi. das doppell so groß ist wie das erst«. Wie der starke Zu. ström von Jägern beweist, lassen sich diese durch di« großen Kosten. di« sie für den Abschuß bezahlen müssen, nicht abHallen, ihrer Jagd- leidenschast zu frönen. Diese Kosten betragen für den Jagdschein allein in Kenya 100 Pfund Sterling und S00 Pfund Sterling für Uganda  , wozu aber noch weiter« 100 Pfund Sterling für jede Tötung von wilden Tiexen treten. Zu welcher Zeit, bitte, kann man die Löwen sehen?"Diese Frage", so schreibt ein R«iUbencht«rstotter desCorriere".ist durchaus am Plag«, denn um Löwen   zu sehen, braucht man hier nicht auf die Jagd zu gehen oder sich sonst besonders zu bemühen. Hier gehen und kommen Löwen   auf den Autvmoi. ilstraßen, wo si« die Wagen zum Halten zwingen, sie erscheinen aus den Farmen und in den Landhäusern, spielen auf den Höfen und nehmen läng« der Bahngleise Aufstellung, um die Züge vorübersahren zu sehen. All« mein« Mitressenden, unter denen sich auch der Vtzegouoerneur von Belgisch-Kongo befindet, stimmen darin überein, daß der Löwe im großen und ganzen die gemütlichste aller Bestien ist. zumal dem Menschen gegenüber, dem er als ausgesprochener Pazifist gegenüber. tritt. Um mich weiter zu unterrichten, such« ich den Zugführer aus, der, wie alle Schallerbeomten der englischen Kolonie, ein Jrtder ist. Er bestätigt mir, daß man unterwegs vom Fenster des Abteils aus Löwen   sehen kann, aber ich demühte mich vergebens, während der Reis» auch nur den Schwanz eines Löwen   zu entdecken. Als wir im Bahnhof in der Zdacht hall machen, treibt mich mein« Wiß> begierd« zu dem Stationsvorsteher, der selbstverständlich elenfalls «in Inder Ist.Die Löwen?" belehrt er mich.ja. die machen uns hier oft genug«inen Besuch, und das gleich« gill für die anderen Bahnhöfe der Kenya  - und Uganidaeisenbahn. Aber wir können uns nickt beklagen. Sie betrogen sich durchaus anständig und tun nichts Böse». Sie kommen einzig zu dem Zweck hierher, um ihren Durst zu stillen."»Am Büf«tt?"Rein, an den Wasserbehältern für
di« Lokomotiven. Erst gestern abend sah ich hier vier schöne groß« Löwen   erscheinen, als ich meinen Dienst antrat. Sie sahen mich ruhig an und kamen langsam und furchtlos näher. Ich war be- greiflicherweif« beunruhigt. Fliehen könnt« ich nicht, und wenn ich geschossen hätte, so wäre ich Gefahr gelausen, zerrissen zu werden. Di« Löwen   schrillen an mir ruhig vorüber in der Richtung auf die Wassertanks, di« der Speisung der Lokomotiven dienen. Sie waren schon vocher dagewesen, ohne daß ich es bemerkt Hölle: aber am Morgen fand ich di« Wassert ehäller vollständig leer. Man muß bedenken, daß fett geraumer Zell   groß« Trockenhett herrscht« und daß die Löwen   nirgends etwas zu trinken finden tonitten. Ihr In­stinkt mochte ihnen den Weg zu den Tanks gewiesen haben. Auch an diesem Zlbend tranken si« In großen Zügen.»Inzwischen war der fällige Zug eingelaufen. Da die Maschine nicht zu den von den Löwen   belagerten Tanks vorfahren konnte und die Bestien keine Miene machten, den Platz zu räumen, ließ ich den Zug einige Meter rückwärts fahren. Sie können stch die Ueberraschung der Reisen- den beim Anblick dieser trinkenden Löwen   vorstellen. Was mich am meisten beunruhigt«, war die Aussicht, daß vielleicht einer der Reisenden auf d«n unglücklichen Gedanken vers allen könnte, zu feuern, denn der Löwe wird rasend, wenn er angegriffen und ver- wundet ist. Ich entschloß mich daher,«in paarmal die Dampfpfeife zu betätigen. Das Mittel half, Di« Löwen   spitzten die Ohren und wrndten stch erschrocken zur Flucht. So war es möglich, die Lokomotive   Wasser«innehinen zu lassen und den Zug abzufertigen. Nach«iner halben Stunid« erschienen aber die Löwen  , die sich nicht sattgetrunken haben mochten, wieder auf dem Bahnhof und be- gannen aufs neu« aus den Tank» zu trinken. Seit diesem Tage heißen meine Tank« dieööwentränke". Olwohl sie nicht bösartig sind, möchte ich doch nicht, daß sie wiederkehren, denn sie stören den Dienst." Manchmal freilich sind die Löwen nicht so gemütlich., vor allem nicht, wenn sie Hunger haben. So überfielen, wie mir«rzähll wurde, vor«inigen Monaten die Farm eines Herrn d« Bruin beim Flusse   Uafo Nyiro, zerrissen«inen Dishfüllcrer. töteten zwei Ochsen und schleppten ein Kalb mtt weg. De Bruin verfolgte di« Bestien und tötet««im. Es war ein« alle Löwin, die keine Zähne mehr hall«. Ihr Verfolger hatte sozusagen Glück gehabt, denn bei einem jungen Löwen   mut gutem Gebiß wäre die Sache vielleicht nicht so glimpflich abgelaufen." Die großl« Blum« der Welt. Die größte Blume, die man kennt, wird auf den Philippinen gefunden, sie wächst dort an den Ab- hängen de» Vulkans Ago  . Die Eingeborenen, di« dieser Blume be- sonder« Verehrung entgegenbringen, rennen sie Bo-O. Si« wächst m einer Höhe von 800 Metern über dem Meeresspiegel und ver- dankt ihre Entwicklung wohl der Nähe des Vulkan». Ihr« Knospen gleichen«inem großen Blumenkohl, und weim sie ausgeblüht sind, yaben� si««inen Durchmesser von einein Meter. Di« Blum« wiegt ungefähr zehn Kilogramm. Nach dem englischen Gouverneur Stanford Raffleson wird sie Rafflesia genannt
kPoHllugzeug nähert lieh Slem york Die Deutsche   Lusthansa   und der Norddeutsche Lloyd   haben im Jahre 1329 damtt begonnen, einen sogenannten Katapullflugdienst vom Bord der DampferBremen  " undEuropa  " einzurichten. Dieser Dienst hat den Zweck, die mtt dem Dampfer beförderte Post schneller an den Bestimmungsort zu bringen. Die beiden Schiffe sind zu diesem Zweck mtt einer Katapullanlag« und einem Hernkel- Flugzeug ausgerüstet. Vor der amerikanischen   oder vor der europäi- scheu Küste werden diese Flugzeuge abgeschossen und treffen lange Zell   vor dem Dampfer an der Küste ein. Di» Entwicklungstendenz der Katapullflüg« geht naturgemäß dahin, immer länger« Flüge zu erzielen, denn je früher das Flugzeug vom Ozeandampfer startet, desto größer ist die Differenz zwischen dem Eintreffen des Flugzeugs und des Dampfers. Der Flugzeugführer Blankenburg   berichtet nun über einen solchen Katapullflug vom DampserEuropa  " nach New Bork, bei dem er fast 1200 Kilomerer erreichte. Blankenburg   erzählt:Der Katapultstart ist durch die ungeheure Beschleunigung, di« das Flug­zeug erhäll, jedesmal von neuem eine Ueberraschung, aber kaum in der Lust, fühlen wir uns wie ein Vogel und umkreisen das Schiff. Dann gehen wir auf dem vorher genau angesetzten Kurs auf das nächste Land zu, die Nantucket-Jnseln. Beinahe 20 Minuten können wir dieEuropa  " noch hinter uns sehen, bis die Schornsteine hinter der Kimm oerschwinden. Wir fliegen in 300 Meter Höhe, nicht höher, um an der See genau Windrichtung und Windstärke und somit auch unsere Geschwinoigkeu feststellen zu können und danach zu navigieren. Wir müssen scharf aufpassen, um genau aus dem Kurs zu bleiben. Kirchhoff, der Funkmaschinist neben mir. hämmert auf seiner Taste herum, zwischendurch schreibt er schnell die Mel­dungen auf. Wir stehen mtt derEuropa  " in Verbindung, sie peilen uns suitktelegraphisch alle halb« Stunde und geben uns Nachricht, daß alles in Ordnung ist. Zuerst laufen die Stunden ziemlich schnell- Es wird dunstig. Aber noch können wir unter uns die See gut sehen. Braune kilometerlange Streifen von Golfkraut ziehen sich dahin. Jetzt ist Hochbetrieb im Golf. Viele Male sehen wir ganze Geschwader von großen Schweinsfischen in Keüform, die in langen Sätzen aus dem Wasser jumpen, daß dieses in zahlreichen Fontänen aufspritzt. Plötzlich fällt mein Blick auf einen winzigen Gegenstand vor uns. Als wir näher kommen, sehen wir, es ist ein Boot, ein kleines Ruderboot. Hunderte von Meilen von der Küste entfernt. Ich gehe dicht herunter, umkreise es. Es ist leer. Wir geben wieder Vollgas. Der Himmel bezieht sich, nach und nach verlöschen alle Farben, die See wird grau und immer öfter liegen breite Nebelbänte über dem Wasser. Dann ganz plötzlich steht die weihe Wand auch vor uns, wir schalten die Nebelflug-Jnstrumente ein. Gleich daraus sind wir im dichten weißen Dampf. Jetzt oersucht Kirchhoff, die ameri- tanischen Peilstationen zu erreichen. Aber wir sind noch zu weit. Vier Zeiger an den Meß'nstruinemen sind dauernd aus ihrem Strich zu halten und die Kugel der Libelle in der Mitte. Immerzu gibt c? kleine Böen und dann schlagen die Zeiger alle durcheinander aus. Und mtt Hilfe der drei Steuer, Höhen-, Seiten- und Querruder. muß das Flugzeug dauernd wieder in die normale Loge gebrockt werden, bis alle Zeiger und die Kugel wieder an ihrem Platze sind. Nach fünf Stunden haben uns die amerikanischen   Stationen an der Küste zu pellen angefangen, wir stehen 8 Seemeilen nördlich von unserem Kurs, noch 80 Meilen von Nantticket entfernt. Jetzt ver- bessere ich den Kurs um 10 Grad. Nach oben hin wird es heller. zettweis« läßt sich di« Sonn« als matte Scheibe durch den Nebel sehen. Wir gehen 200 Meter höher und plötzlich sind wir aus den, Nebel heraus. Unter uns liegt ein wogendes, weiße» Nebelgebirge und ganz dahinter scheint das Land,«ine schwarz« Hügelkette, zu liegen. Aber es ist nur Täuschung, es sind Nebelberge, auf die von ganz hohen Wolken der Schallen fällt. Wellermeldung trifft ein kein Nebel in New Bork. dann ist alle« gut. Und wirklich, vor uns tauchen große blaue Flecken auf. Wir sehen wieder die See und endlich ganz im Norden die amerikanische   Küste aus dem weißen Dunst auftauchen. Sieben Stunden Flugzeug, unter uns liegt be- retts Coney Island, der Badestrand der New Borker. Und schon sind wir über Brooklyn   und sehen Manhattan mtt all den Wolken- tratzern. Wir fliegen in wenigen Metern Höhe an den Landungs- brücken vorbei und landen mitten durch das Schiffsgewimmel hin- durch. Am nächsten Tag« gegen 13 Uhr war di«Europa  " im Hafen und ihr« Post wurde erst am folgenden Morgen in New Bork aus­getragen. So hatten wir die Genugtuung, die Katapultpost um 36 Stunden beschleunigt zu haben. dl. K.
Santiago de Cuba, die serflörle Stadt Als nach dem Eick« der Inflation in Deutschland   wieder die alt« Reiselust erwachte, während für die übrigen Länder die Be- schränkungen des Krieges längst fortgefallen waren, wurde die Neue West sozusagen zum Zwesten Male entdeckt. Reisende. Schriftsteller und Journalisten durchforschten Nord- und Südamerika und schufen «in ganz neues Bild von dieser Welt, die sich so gewaltig verändert hatte. Aber absetts der großen Straße des Westoerkehrs blieb Millelamerika und die Jnselwest, die ihm vorgelagert ist, liegen, beim die Antillen, deren größte die Insel Kuba   ist, stellen sa nur das Schlußstllck des in weit zurückliegender Zett zerbrochenen mittel amerikanischen   Kontinents dar. Und wer Kuba   betreten hat und davon erzähst, berichtet bestenfalls von Havanna  : beides scheint für den Fremden gleichbedeutend zu sein. Der Rest der großen Insel, deren Fläch« ungefähr den fünften Tell des Deutschen Reiches macht, bleibt unbekannt: im Innern sind sogar noch weit« Teile unerschlossen. Aber Havanna   ist nicht Kuba  . Dielmabr kann man das von Santiago de Euba sagen, der Provinzialhauptstadt an der Südküste, die soeben von einem furchtbaren Erdbeben heimgesucht wurde. Sie liegt im Mittelpunkt derKubanischen Schweiz", die 1000 Meter hohen Berg« im Umkreis tragen Orangen- und Kaffee- Pflanzungen und das Klima ist dort tropischer als in dem KUo- meter nördlicher gelegenen Havanna  . Was Kuba   an geschichtlichen Erinnerungen bewahrt, ist mit dem Namen Santiago verbunden Die Stadt und' ihre Umgebung ist der Schauplatz, auf dem gegen Ende des vorigen Jahrhunderts die entscheidenden Kämpf« auegefochten wurden, in denen die Kubaner ihre lange genährten Frechettsbestrebungen verwirklichen konnten. Der Hasen von Santiago, das an einer von der Sierra Maeftra und reichen Fruchttälern umschlossenen Bucht liegt, hat senen historischen 3. Just 1838 erlebt, an dem sich das Schicksal der Insel und damit de» spanischen Kolonialreiches in Amerika   endgültig entschied. Die im Hofen blockierten spanischen Schiffe machten damals den Versuch, durch die Sperrkette der amerikanischen   Flotte zu brechen, und wurden dabei vernichtet. Santiago de Euba ist etwa 200 Jahr« alt. und das Erdbeben vom Februar 1332 ist nicht das erst». Die Stadt ist schon häufig durch Naturkatastrophen, aber auck mehrmals von den Engländern zerstört worden.
Die Brille wurde vor etwa siebenhundert Jahren erfunden, und zwar gemeinsam von dem großen Gelehrten Roger Bacon  , der ja auch das Vergrößerungsglas erfand, und einem in Florenz   le- benden Mönch.