Beilage
Mittwoch, 10. Februar 1932
Der Abend
Spalausgabe des Vorwärts
Der Mensch und fein Beruf
Streiflichter zu einem ewigen Thema/ Von Heinrich Hemmer
Dreihundert mal auf und ab. Fahrstuhlfahren ist ein Posten, den jedermann nach acht Probetagen ausfüllen tann: wenn er nur das Glück hat, ihn erst mal zu friegen. Es ist eine nicht sonderlich anstrengende, aber grundlangweilige Beschäftigung: zweimal vier Stunden auf einem Fleck festgefettet zu sein; alle paar Sekunden muß man einen Hebel drücken und( das ist das Ermüdendste) gleichzeitig ausrufen... Die Warenliste der Kaufhausstod werte zum Beispiel hört sich niemand an, während immer wieder danach gefragt wird, und das in jeder Weise ungebärdige Publikum hat man mit sanfter Gewalt daran zu hindern, sich durch Massenansturm gegenseitig zu zerquetschen. Wer sehnt sich nicht nach geistvollerer Arbeit, möchte nicht lieber aus sich und dem Lift herausgehen und sein können zeigen: gewiß; aber, was tann man andererseits nicht zu seinem und des Publikums Trost( das sich ja auch nirgends so zu langweilen scheint wie im Lift) auch aus dieser ultramonotonen Beschäftigung legten Endes nicht noch herausholen, wenn man es nur versteht. Seit einiger Zeit beobachte ich zwei einander ablösende Kaufhausfahrstuhlführer, die besondere Prinzipien zu haben scheinen und einen besonderen Zulauf.
,, Wie verrinnen Ihre Arbeitsstunden?" fragte ich den einen, blonden, mit besonderer Resistenzkraft gegen Fahrstuhlöden Aus gerüsteten, der auf jedes Wort lebhaft reagiert.
,, Beim flinken Arbeiten im knalligen Freitag- oder Sonnabendverfehr vergißt man die Zeit", sagte er, da vergehen vier Stunden so schnell wie zweie und der Arbeitsaufwand scheint dann der geringste zu sein; in verkehrsschwachen Stunden aber zieht und dehnt sich die Zeit fürchterlich, und so unnötig man sich vorkommt, man kann doch nicht pausieren, und es gibt nur ein Mittel, um sich frisch zu erhalten: man muß seine Gedanten be fchäftigen."
Der Mann hat in höherem Grade recht als er annimmt. Geistige Beschäftigung ist das einzige nimmer versagende Mittel gegen Monotonie. Ein Gedanke erhellt ebenso unweigerlich sicher die eintönige australische Halbwüste wie die einförmig- vertikalen Kaufhausreisen oder den Schacht der U- Bahn.
Irgendeine geistige Anregung, die er zu empfangen trachtet, hindert den jungen Menschen, über seinen 300 täglichen Fahrten zur Maschine zu werden. Das Fünfchen Leben, das er in der Einöde, nein, der Vielöde des Lifts erweckt, heißt fach männisch Rontatt mit dem Publikum" haben, ist aber mehr. Ich habe den guten Mann anfänglich für einen schlauen Schmufer gehalten, der zu seinem( nicht gerade ideellen) Borteil aus seinem Käfig eine Art Empfangssalon macht. Er weiß friseurwärts fahrenden weiblichen Hausangestellten allerhand Berbindliches zu sagen, das auf fruchtbaren Boden fällt, die Kinder zieht er vom Gitter der Gefahr weg zu seinen Knien und richtet unter dem sonnenhaften Aufleuchten der zugehörigen Mutlis drollige Fragen an sie. Aber ich glaube meinem Liftführer aufs Wort, wenn er mir jetzt sagt, das von ihm ersehnte Erlebnis ist( wie das eines jeden echten Lebensphilosophen) wirklich nur die momentan ausgelöste Wirkung eines Scherzmortes oder einer Freundlichkeit, der die unsichtbare Scheidewand zwischen Menschen durchbrechende Kontakt, den unter Menschen allemal herzustellen eine ebenso dankbare und löbliche Aufgabe wie große Leistung ist: der Mann am Hebel wird auf diese Weise wirklich zum Führer.
Damen im Meckerpelz und besonders haarige" Herren, als melche sich die pelzbefleideten oftmals erweisen, vermag auch die größte markierte Hochachtung von seiten eines Fahrstuhlführers nicht dafür zu vertrösten, daß sie das nicht sind, was sie sich einbilden... Aber er kann sich seinen Teil ,, denken", und seine Gedanken schreibt er, bitte, jeden Abend in ein Büchelchen ein, in Versen, die vielleicht nicht gut geschliffen sind, meint er, und die das auch gar nicht einmal zu sein brauchen, finde ich. Und nichts steht meiner Ansicht nach im Wege, daß ein rein mechanisch arbeitender Liftboy" Philosoph uns durch seine frei und unbestechlich bleibenden Gedanken einmal wirklich alle in die Höhe führe, upliften, wie die Engländer sagen: erheben. Das Glück hat der Mann und fann es der Menschheit zurückgeben: daß er immer, wann er will, unbeschwert denken fann. Gibt es ein größeres?
Bater Not.
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Welches psychische Abwehrmittel gibt es aber gegen die Vertaltungsatmosphäre einer Aftentanzlei voller Regale Regale, deren bloßer Anblick mir Gänsehaut über den Rücken laufen läßt. Drei Mädchen sah ich beispielsweise die Kartothet einer Atquisitionsfirma instand halten... Tausende von Karten führen, Besuchstunden betreffend, die nicht gekauft haben: die sind für die Firma nicht etwa gestorben, es wird vielmehr festgelegt, was sie gesagt, warum sie nicht gekauft haben, und, womöglich, was sie für Menschen sind, und all das bildet den Inhalt einer Kartothet ( die vielleicht nicht einmal langweiliger als eine andere ist) und der ich weiß nicht wie verrinnenden Arbeitsstunden dreier junger, viel leicht mur von ihrer Jugend zehrenden Mädchen, die natürlich auch um den Bosten heilfroh sind und irgend etwas Gütliches, Mensch liches aus der Handhabung mit dem toten Material heraustriegen werden, müssen, wie ihrer so viele tausende in der ja nur dem Namen nach gestorbenen Klosterwelt der Aktuare, Regiftratoren.. und in der man sich hüten muß, lebendig einbalsamiert zu werden. Der Kartothefführer hat nicht wie der Liftführer seine Gedanken frei, er wird also dem spröden Stoff Intereffe abzugewinnen oder sich mit dem Gedanken zu trösten wissen, daß er ein unentbehrliches fleines Rädchen am großen Räderwerk der Menschheit sei, vielleicht kann er seine Ambition geschickt so einschalten, daß ihm die Akkuratesse, mit der er die scheinbar blödsinnigsten Rotierungen pornimmt, eine Art innere Befriedigung gewährt.
Aber wie soll man den mir unlängst begegneten immerhin einzigartigen Fall des Vater Not erklären, der in scheinbar größter geistiger und körperlicher Rüftigkeit das 50jährige Jubiläum der Registratur eines einzigen Wört chens, nämlich not.", begangen hat was vielleicht einen Weltreford an Arbeitsmonotonie bedeutet. Seit dem Jahre 1882 hat dieser Heros der Zeitüberwindung nichts anderes getan als pflichtschuldigt nachgesehen, ob( in den Akten einer gewissen Verficherungsgesellschaft)... ob die Aftennummern, mit der Nachträge
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versehen werden, auch tatsächlich auf den zugehörigen Hauptpolicen| dern der Gesellschaft im allgemeinen: das war sein vermerkt und nicht etwa verbummelt worden seien, wie das einmal Abwehrmittel gegen die Erzentrizitäten einer vortaylorischen, von Arbeitsrationalisierung nichts ahnenden Zeit, als deren gro unter hundert Fällen dem Aussteller passieren mag. In diesem alle drei, vier Wochen sich ereignenden Falle schrieb er nicht sein ,, not." testes Ueberbleibsel er seine Lehrlingsarbeit ein Leben lang verer übersteigerte seine Selbstgefühle in dem Maße künst( d. h. notiert) zur öden Nummer, sondern trat mit einer Miene, als richtete würde die Welt untergehen, vor den Schreibtisch des General- lich, als das Belanglose seiner Tätigkeit ihn hinderte, zu Menschenwürde zu gelangen, die jede als notwendig erkannte Arbeit von agenten und berichtete, daß die Nummer 20 482 nicht auf der selbst verleiht. Und er hat mich einiges Verständnis gelehrt für Hauptpolice steht. Ich hätte den Jubilar für mein Leben gern interviewet, aber viele, die mit wichtigen Mienen über unwichtige Dinge heruman seiner unerschütterlichen Würde lösten sich alle meine törichten laufen. Fragen in nichts auf. Das patriarchalische Gehaben des gefeierten, allfeits mit Respekt behandelten Weißbarts schien zu besagen: wäh rend du dich mit Dußenden von Berufen durch die Welt der Abenteuer geschlagen, während Reiche und Valuten gestürzt sind, während die Welt sich von unten bis oben so gründlich verändert hat wie nie, habe ich nur immer das eine Wort„ not." geschrieben, aber ich weiß, was es bedeutet. Vater Not hält sich ohne Zweifel für den
Eckpfeiler nicht nur der Versicherungsgesellschaft, son
Das ist eine Art Gegengewicht, im Wesen nicht so verschieden vom Prinzip des modernen Amerikaners, der den Stempel seines Berufes nicht tragen und nach den Geschäftsstunden ein weiter nicht rubrizierbarer Typ Privatmann sein will, der in Handschuhen und lichkeit, so doch sein repräsentables Aeußere wahrt. Gejagt, gehetzt, überarbeitet, aber unter allen Umständen noch ein Mensch, der sich
einem Over- all arbeitet und, wenn nicht seine Würde und Persön
auf der Frontseite einer illustrierten Zeitung gut ausnimmt.
Aus neun mach zehn...
Beiträge zu einem Wörterbuch der nationalistischen Begriffsverwirrung Bisher haben sich die deutschen Universitäten dadurch verdient| gemeinsame Kontrolle der hohen Finanz gestellt, zu der die Herren gemacht, daß sie den Naziterror geduldet oder zum mindesten nicht entschieden genug bekämpft haben. So hat sich brutale Ungeistigkeit an den Stätten breit gemacht, die sich doch eigentlich der Pflege und schöpferischen Fortbildung des deutschen Geistes widmen sollten. Bielleicht wird der entschiedene Abwehrwille, der sich jetzt in der Organisation der Eisernen Front" fundgibt, auch die deutschen Hochschulbehörden zu einem strafferen Zugreifen veranlassen. Muß man es angesichts dieser Zustände nicht aufs wärmste begrüßen, wenn bei der Philosophischen Fakultät der Universität Gießen eine tritische Arbeit über die Staats- und Wirtschaftsauffassung des Nationalsozialismus als Differtation, als Doktorarbeit, eingereicht werden konnte? Die Arbeit ist unlängst als Buch erschienen( Der Neue Geist Verlag. Berlin , Preis 3 M.) und ist von Walter Scheunemann verfaßt. Der Verfasser hat für seine Arbeit in der Hauptsache nationalsozialistisches Quellenmaterial benußt, auf das in übersichtlichen Anmerkungen am Schluß des Büchleins verwiesen wird. Es ist ein guter Gedanke gewesen, die ganze Verwafchenheit, das verlogene und verwirrte Gerede der nationalsozialistischen Theorie" einer Aneinanderreihung charakteristischer Selbstzeugnisse zu belegen.
aus
Realfoziologischer Unterbau.
Aus einer sorgfältigen wahlstatistischen Analyse der Septemberwahl von 1930 erhärtet Scheunemann den schon immer von uns vertretenen Saß, daß in die„ marristischen" Wählermassen an feiner Stelle ein wesentlicher Einbruch erfolgt ist; alle Wahlen, die feither erfolgt sind, haben bekanntlich kein anderes Ergebnis gezeigt. Scheunemann faßt seine Analyse des Wahlergebnisses vom 14 September 1930 dahin zusammen: Als Ursache dieser Wahlergebnisse wurden gefunden: die starke propagandistische Tätigkeit der NSDAP. ; die Unzufriedenheit mit der außenpolitischen Lage Deutschlands ; die weltwirtschaftliche Krise, die vor allem auf Deutschland gewirkt hat und wirkt; die Tatsache, daß besonders die Angestellten, die Kleingewerbetreibenden und die Klein bauern in Mitleidenschaft gezogen wurden; daß die Jugend in allen Kreisen sich der Aufstiegsmöglichkeit beraubt sieht; daß es sich im ganzen genommen um ,, eine wachsende Revolutionierung des Mittelstandes"( Gottfried Feder ) handelt..."
Wie ist nun die nationalsozialistische Weltanschauung", die Staats- und Wirtschaftsauffassung des Nationalsozialismus, mit denen er seine Wähler verwirrt und irregeführt hat, begründet?
Rasse und Verjudung.
Zu den geläufigsten Nazi- ,, Argumenten" gehört der Antisemitismus. Gottfried Feder gibt das offen zu: ,, Antisemitismus ist gewissermaßen der gefühlsmäßige Unterbau unserer Bewegung." Man kann zweifellos behaupten, daß der Nationalfozialismus im Judentum den Kapitalismus ,, fritifieren" will. Auf die eigene" pofitive Rassentheorie des deutschen Faschismus braucht hier um so meniger eingegangen werden, als unser wissenschaft liches Wissen über die dauerhaften Eigenschaften eines Boltes heute noch außerordentlich dürftig ist. Selbst Werner Som bart, der doch gewiß nicht als marristischer Zeuge anzusprechen ist, schrieb schon 1911: Es wird heute feinem ernsthaften Anthropologen mehr einfallen, aus dem Schädelbau oder anderen somatischen Eigenschaften auf eine bestimmte Seelenverfassung zu schließen." Und obwohl gerade Sombart im Gegensatz zu mar Weber und Lujo Brentano für die starke Beteiligung des Judentums an der Entstehung des modernen Kapitalismus eingetreten ist, so tommt Sombart doch zu der Einsicht: ,, Es ist unsinnig, Eigenschaften wie... die ,, Erwerbsgier" als die spezifischen Eigenschaften einer bestimmten Menschengruppe nachweisen zu wollen. Derartiges ist menschlich( allzumenschlich)."
Der Nationalismus macht das Judentum für den Kapitalismus verantwortlich, weil er vor einer radikalen, den Kapitalismus an der Wurzel treffenden Kritik zurückschreckt.
Finanzfapital, 3instnechtschaft.
Nichts zeigt die nationalsozialistische Gebundenheit an die nadten Interessen der Schwerindustrie deutlicher als seine Lehre" vom Finanztapital und der Brechung der Zinstnecht schaft. Das jüdische", raffende Finanzkapital wird dem arischen schaffenden Industriefapital entgegengesetzt. Wie unfinnig diefe Trennung ist, möge man den folgenden Sägen aus Hilferdings Finanzfapital" entnehmen:„ Das Finanzkapital bedeutet die Vereinheitlichung des Kapitals. Die früher getrennten Sphären des industriellen, fommerziellen und Bankkapitals find jetzt unter die
der Industrie und der Banten in inniger Personalunion ver einigt sind." Der Nationalsozialismus müßte also, wenn er konsequent wäre, die ihn aushaltende Schwerindustrie ebenso„ befämpfen", wie er das Bankkapital zu bekämpfen vorgibt. Von der„ Brechung der Zinsknechtschaft" behauptet Gottfried Feder , daß sie die Lösung der sozialen Frage" bedeute. Vielleicht erinnert man sich noch des nationalsozialistischen Antrags im Reichs= tag vom 13. Oftober 1930; damals wurde beantragt: der höchstzulässige Binssatz solle 5 Proz. betragen. Ganz abgesehen davon, daß auch ein Zinssatz von 5 Broz. immer noch ein 3inssaß wäre, fann es von der Zirkulationsseite her überhaupt feine Lösung der sozialen Frage geben. Ueberdies behauptet derselbe Herr Feder an einer anderen Stelle folgendes vom Zins: ,, Der Zins als Prozentzahl, als Hundertsatz für die Berechnung des Ertragsreichtums der Rentabilität tann überhaupt nicht abgeschafft werden, weil es sich dabei um Grundelemente der Wirtschaftsordnung handelt." Kann man einen glänzenderen Beweis für die messerscharfe Logit des Nationalsozialismus liefern? Mit vollem Recht führt Scheunemann in diesem Zusammenhang aus: Der Kampf des Nationalsozialismus gegen die Zinstnechtschaft und das Finanzkapital ist ein Kampf gegen Windmühlenflügel... Die Aenderung der sozialen Mißstände fann nicht von der Birtulationsfeite her, fondern nur von den Produktionsverhältnissen" her erfolgen. Die Ablehnung des Finanzfapitals muß logisch zur Ablehnung der Schwerindustrie, damit zur Ablehnung des Großbetriebes führen. Damit muß fie notwendig reaktionär, d. h. in die Vergangen. heit gerichtet, sein: man wünscht die Wiederherstellung des monopol freien kapitalistischen Systems, nicht sehend, daß der Monopoltapitalismus dieses Systems notwendige Konsequenz ist."
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Stände staat, Führertum.
Das wahre Gesicht der ständischen Ideologie des Nationalsozialismus zeigt sich in der programmatischen Ablehnung des Streifs. Der nationalsozialistische ,, Volkswirtschaftler" Buchner erklärt:„ Aus der berufsständischen Solidarität ergibt sich die Ablehnung des Streifs." Ueber dem ständischen Wirtschaftsparlament" erhebt sich nach faschistischem Muster die„ absolute Autorität" des Führers. Der Führer( Hitler ) foll also fachliche Differenzen zwischen Unternehmern und Arbeitern in letzter Instanz entscheiden. Wie diese Entscheidungen der Führerinstanz notwendigerweise ausfallen müssen, ergibt sich ja schon aus dem Umstand, daß die Arbeitnehmer des einzigen Mittels im Ernstfalle, ihren Willen durchzusetzen, nämlich des Streifs, beraubt sind. Die Wirtschaftsfriedlichkeit des Nationalsozialismus enthüllt sich demnach als Unternehmerfreundlichkeit.
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Sozialismus.
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,, Der Nationalsozialismus stellt das ehrlich erworbene und erarbeitete Eigentum unter seinen Schuh," erklärt wiederum Herr Gottfried Feder . Deshalb wird das Erbrecht(!) anerkannt und betont, daß Privateigentum und Privatbesitz die natürlichsten Grundlagen und die häufigste Form des Hausbesizes(!) sind und bleiben müssen". Auch das schöpferische Wesen des Wirtschaftsführers" darf nicht angetastet werden: Ein solcher( Wirtschaftsführer) muß schon eine sittliche Persönlichkeit sein, wenigstens im volkswirtschaftlichen Sinn. Seine Aufgabe ist zunächst, die wirklichen wirtschaftlichen Bedürfnisse des Boltes zu erkennen..., dann muß er die besten und billigsten Herstellungsverfahren ergründen, muß muß seine mit den Preisen an die unterste Grenze(!) gehen Arbeiter gut entlohnen, um auch in ihnen faufträftige Abnehmer der volkswirtschaftlichen Erzeugnisse zu haben... Macht er dies zum Leitfaz seines Handelns. so kommt der Gewinn(!) ganz von selbst, ohne daß er diesen als höchstes Ziel anstreben müßte." NationalSo steht es zu lesen im Programm der NSDAP . sozialistische" Arbeiter"-Partei, S. 46, München 1931. Die Herren Krupp , Rirdorf, Thyssen, Siemens Musterbeispiele solcher Wirtschaftsführer genannt! Kehren wir nunmehr zum Ausgangspunkt unserer Betrach tungen zurüd. Die Schrift von Walther Scheunemann ist als tritischer Beitrag zur Aufklärung über die nationalsozialistische Begriffs- und Sachverwirrung sehr gut zu verwenden. Scheunemann denkt bewußt margistisch, wenn er auch gelegentlich in öfonomischen Einzelproblemen unsicher ift.( 3um Beispiel beim ZinsProblem.) Auch die Sprachgestaltung der Arbeit ist wenig flüssig und manchmal sogar recht schwerfällig. Troß dieser Bedenken darf Scheunemanns Schrift als wichtiger Beitrag zur politischen Literatur Jens Grieter. der Gegenwart bezeichnet werden.
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