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BERLIN  Donnerstag 11. Februar 1932

Der Abend

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Nr. 70

B 35

49. Jahrgang

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Litauische Gewaltpläne

Großer Aufmarsch in Memel   beabsichtigt

Der 16. Februar ist der Iitauische Unabhängig. teitstag. Es bestehen zahlreiche Anzeichen dafür, das an diesem Tage ein großer Aufmarsch der litaui. schen Faschistentruppe der ,, Schaulisten" in Memel  erfolgen wird und daß bei dieser Gelegenheit ,, auf Ver. langen des Volkes" der Landtag aufgelöst und viel­leicht auch der Oberbürgermeister und der Oberstaats­anwalt wegen ungenügender Kenntnis der litauischen Sprache abgesetzt werden.

Alle litauischen Beamten im Memelland  , die Schau­listen sind, hat man beurlaubt, damit sie zu ihrer Truppe stoßen können, was natürlich als Verstärkung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung ausgegeben wird.

3aunius fommt doch.

Memelfihung des Rats am Sonnabend.

Genf  , 11. Februar.

Der Bölterbundsrat wird nunmehr voraussichtlich am Sonnabend zu einer Sigung zusammentrefen, um zu dem Memeltonftitt Stellung zu nehmen. Bis heute war vor­gesehen, daß die Sihung am Freitag stattfinden soll, und zwar auch dann, wenu bis dahin ein Vertreter Litauens   nicht anwesend fein sollte. Nunmehr wird bekannt, daß der litauische Außenminister 3aunius heute dem Generalsekretär des Völkerbundes tele­graphisch mitgeteilt hat, er werde in der Nacht vom Freitag 3um Sonnabend in Genf   eintreffen. Daraufhin hat der Generalsekretär im Benehmen mit dem Präsidenten des Böller­bundsrats fich entschieden, die für Freitag vorgesehene Sitzung am Sonnabend abzuhalten.

Zunächst hatte der angeblich erfrantte Außenminister Zaunius erklären lassen, daß er nicht vor dem 23. würde in Genf   sein fönnen. Gestern noch wollte er aus Entgegenkommen bereits am 18. eintreffen. Als er jedoch hörte, daß der Rat sich diese durch­fichtige Sabotage nicht gefallen lassen und denn ohne ihm ver­handeln würde, war er plöglich bereit, schon in der Nacht vom 12. zum 13. zu erscheinen.

Sein Zustand hat sich also innerhalb von wenigen Stunden fo­weit gebessert", daß er um volle zehn Tage nachgegeben hat.

Rußlands   Vorschläge.

Litwinow   für Totalabrüftung.

Genf  , 11. Februar.( Eigenbericht.) Der Auftakt der heutigen Generaldebatte brachte lediglich eine brave Unterstützung der Verbündeten Frankreichs   durch den bel gischen Außenminister Hymans. Auch er wünschte den vorbereiten. den Konventionsentwurf als Basis des belgischen Abkommens unter Ergänzung durch die französischen   Borschläge: Berbot der Angriffswaffen, bei denen er aus zarter Rücksicht auf den großen Nachbarn die Tants aus seinem Konzept gestrichen hatte, Inter nationalisierung der Luftschiffahrt, Schutz der Zivilbevölkerung, Be grenzung der Schlachtfelder und Kontrolle der Rüftungsbeschrän fung. In langen Ausführungen suchte er zu beweisen, daß auch für Belgien   die Lösung der Sicherheitsfrage vor der Ab rüftung fommen müffe. Zum Schluß sprach er sich für die baldige Lösung der politischen Fragen wie Schulden und Zölle aus. " Sicherheit gegen den Strieg" ist die Parole, unter die

Lifwinow

Tscheka- Neumann

DER BOLSCHEWISMUS

DROHT!

ER BEDEUTET

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CHAOS

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Leute, seht her, das bin ich: der fommunistische Mörder, Tichefift, Cholerabazillenfabrifant, Des nunziant und Spitzel Felix Neumann. Und nun glaubt mir, vor solchen Verbrechergestalten retten euch nur wir Nationalsozialisten!"

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den Krieg darstellen zu können. Ihn fönne auch eine Begrenzung der Rüstungen nicht verhindern. Litwinow   zerpflückte dabei im einzelnen sehr wirkungsvoll die französischen   Vorschläge, insbeson­dere ben einer internationalen Armee. Es gebe feine Garantie für ihre Erfolge, für die Bestimmung des Angreifers und selbst für den Willen, sie wirklich unparteiisch einzusetzen. Dazu ent­halten die französischen   Vorschläge nichts zum Verbot neuer Bündnisse zum Widerstand gegen eine solche Armee. Unter den gegenwärtigen Umständen müsse er die Schaffung einer solchen Armee einzig als eine Bedrohung Sowjetrußlands ansehen. Es sei indessen irrig, zu glauben, daß die russische De­legation jede Unterzeichnung und jeden Nugen aller Mittel, außer der allgemeinen Abrüstung zur Sicherung des Friedens, verneire. Sein Land schließe selbst zweiseitige Nichtangriffs= patte ab und entnehme aus der Bereitwilligkeit, Verzögerung oder Atlehnung des Abschlusses durch andere Staaten den Grad feiner eigenen Sicherheit. Trotzdem sei auch dies keine wirkliche Garantie gegen den Krieg. Nur die Totala brüstung er laube eine gleiche Sicherheit und gleiche Bedingungen für d' Länder. Die russische Delegation werde gewissenhaft auf der Kon­ferenz jeden Vorschlag der Herabsetzung der Rüstungen beraten, fie werde die Gleichheit des Rechts aller Mitglieder der Kon ferenz und die gleiche Sicherheit für alle Länder unterstützen. Sie sei zur Abrüstung bereit im gleichen Sinne und gleichen Tempo wie die anderen Mächte. Rußland   werde eine Resolution für bie Totalabrüstung einbringen. Die Sicherheit fönne nicht auf Um­wegen erreicht werden, sondern nur durch den direkten Weg all­feine fommunistische parole. Die Delegation wisse ge nau, daß einzig der vollständige Triumph des Sozialismus die höchste Garantie für den Frieden bringen und die Ursachen beseitigen werde, welche bewaffnete Konflikte hervorrufen. Aber, herrschten(?), sei die Totalabrüstung das einzige Mittel zur Dr solange diese Brinzipien erst auf dem sechsten Teil der Erde vor­ganisierung der Sicherheit gegen den Krieg.

seinen erneuten Vorschlag einer allgemeinen, gleichzeitigemeinen und vollständigen Verzichts aller Rüstungen. Dies sei gen Totala brüstung stellte. Viele andere Staaten hätten auch von Sicherheit gesprochen, doch dächten sie dabei daran, die Chancen zum Gewinn eines Krieges aufs höchste zu verstärken, welche ein angegriffenes Land haben könnte. Rußland   wolle aber machen. Rein Vertrag, fein Batt, feine Propaganda, teine inter­den Krieg selbst überhaupt und für immer unmöglich nationale Organisation fönnte für irgendeine Nation eine wirkliche Sicherheit schaffen.

Wer könne dafür garantieren, daß der Krieg im Fernen Often, der zwar noch nicht beim Notar eingetragen und legalisiert fei, aber mit Taufenden von Opfern geführt werde, nicht zu einem

neuen Weltkrieg führe?

An fonkreten Borschlägen für eine Rüstungsbeschrän fung erinnerte Litwinow   an Rußlands   Antrag in der Vorbereiten­den Abrüstungskommission, der besagte:

1. Verbot von Tanks, schwerer und weitfragender Artillerie; 2. der Kriegsschiffe über 10 000 Tonnen; 3. der Schiffsartillerie Keine internationale Einrichtung habe ihn verhindern können und über 12-3oll- Kaliber; 4. der Flugzeugmutterschiffe; 5. der Militär. die öffentliche Meinung hänge zuviel von den Interluftschiffe; 6. der Bombenflugzeuge und aller Flugzeugbomben; effen der Rapitaliftengruppe ab, um eine Macht gegen 7. des chemischen, bakteriologischen und Brandlegungsmaterials.

Zum Schluß erflärte Litwinow   sich bereit, sofort einer Ron­vention dieses Inhalts beizutreten. In dem fühlen Beifall wurde besonders bemerkt, daß der englische   Außenminister, Sir John Simon, Herrn Litwinow   herzlich die Hand schüttelte und ihm zu seiner Rede gratulierte.(!)

Außenpolitischer Unfug.

Kommunisten führen Krieg gegen Fensterscheiben. Hamburg  , 11. Februar.( Eigenbericht.)

Am Mittwochnachmittag warf ein Mann, der sich in Begleitung einer Gruppe von etwa 15 Personen befand, einen schweren, in ein rotes Tuch eingewidelten Stein in das Innere des japanischen Generalkonsulats. Jm gleichen Augenblic wurden auch von der anderen Straßenseite aus mehrere Fensterscheiben in dem Generalfonfulat zertrümmert. Ein ähnlicher Vorfall spielte sich bei dem Generalfonfulat der tschechoslowatischen Republik ab, wo fechs Steine durch die Fenster in das Gebäude geworfen wurden. Die Täter erschienen auf Rädern und verschwanden ebenso schnell wie sie gekommen waren. Einer der an der Demonstration gegen das japanische Generalkonsulat Beteiligten konnte festgenommen werden. Es handelt sich in beiden Fällen um Kommunisten.

Spinne leise weiter...

Die Genfer Zeitung Journal des Nations", die eine Rundfrage über das Abrüstungsproblem veranstaltet hat, hat sich auch an Erich Ludendorff   gewandt und von ihm nachstehende Antwort erhalten:

Ich halte jede Rüftungsbeschränkung für un moralisch. Jedes Bolt hat in Erfüllung seines Selbsterhaltungswillens die Pflicht, für seine Verteidigung seine Kräfte voll auszu nuzen. Beschränkt das Volt sich in den Rüstungen, so ist es ein Verstoß gegen die heiligsten, göttlichsten Geseze( Wotan? Red. d. ,, V.")

Die Völker werden ihre Stärke, die sie dadurch erhalten, nicht zu gegenseitiger Bergewaltigung mißbrauchen, wenn sie sich gegenseitig verstehen und achten lernen und den anderen das zubilligen, was sie selbst für sich beanspruchen.

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Die Gefahr" der Rüstungen liegt nicht in den Rüstungen selbst, sondern in dem Mißbrauch, den die überstaatlichen Geheim­mächte mit den Völkern treiben, indem sie diese als Kampf­scharen ausnutzen, um durch gegenseitiges Berfleischen der Völker ihre eigene Machstellung zu sichern.

Die durch meine Aufklärung erwachsende Erkennt­nis der Völker über das Wesen der überstaatlichen Mächte ist die beste Gewähr für die Aufrechterhaltung des Friedens.

Das Journal des Nations" ist besonders im Hinblick auf die Abrüstungskonferenz gegründet worden und bildet die Morgen­leftüre der zahlreichen Diplomaten und Militärs, die als Delegierte und Sachverständige in Genf   versammelt sind. Ludendorffs Antwort bildet insofern ein starkes Argument für die Idee der Abrüstung, als sie diesem internationalen Forum flar vor Augen führt, daß man ein allmächtiger, als strategisches Genie gefeierter General gewesen sein fann und dabei nicht ganz normal.

Englische Nachwahlen.

Erste Anzeichen eines Stimmungsumschwunges.

London  , 11. Februar.( Eigenbericht.) Wahlbezirk Süd- Croydon vor sich ging, brachte den Konfer Die erste Nach wahl zum englischen Unterhaus, die in dem

vativen eine schwere Niederlage. Sie verloren bei einer Wahlbeteiligung von nur 28 Prozent mehr als 50 Prozent ihrer Stimmen, während die Arbeiterpartei sich be.

hauptete und insofern unter Berücksichtigung der geringen Wahl­beteiligung relativ eine wesentliche Zunahme zu verzeichnen hatte. Bei der Nachwahl im Bezirk New Forest entfielen auf den fonfervativen Kandidaten 23 327 Stimmen gegen 28 414 bei der lezten Wahl. Die Arbeiterpartei behauptete sich auch hier.