Freie sozialistische Hochschule.
Genosse Lederer über Wirtschaftstrise ohne Ende.
Am Sonnabend sprach in der Freien sozialistischen Hochschule Genosse Professor Bederer über das Thema„ Wirtschaftskrise ohne Ende. Diese Fragestellung ermeiterte ber Rebner zum Schluſse tahin, mie meit benn das fapitalistische System heute noch zu einer ständigen Erweiterung der Produktion, zu einer immer befferen Versorgung Der Benölferung mit 3 aren fähig fel. Er führte etma folgendes aus:
Es ist fein 3weifel, baß die Schärfe der heutigen Strife, bas Ausmaß der Arbeitslosigkeit und der Grab des Rüdganges in der Brobuftion weit über die Erscheinungen früherer Krisen hinausgehen. Es ist sehr schwierig, dafür eine besondere Ursache anzugeben; nur soviel ist sicher, daß nicht eine einzelne Ursache( eima die Lohnhöhe oder das Goldvortommen) dafür verantwortlich zu machen ist.
Ein Bergleich mit dem Ablauf früherer Krisen zeigt, daß die Arbeitslosigkeit früher faum mehr als 10 Prozent der Arbeitenden ausmachte, daß die Krisenerscheinungen sich vor allem auf Teilgebieten der Wirtschaft zeigten, und daß vielfach ein Rüdgang der Gesamtproduktion faum zu verzeichnen war.
Während des ganzen 19. Jahrhunderts erfuhr die wirtschaftliche Entwicklung immer wieder einen Auftrieb durch den technischen Fortschritt, Nun ist der technische Fortschritt in zmeierlei Hinsicht zu betrachten: Handelt es sich um Erfindungen, die neue Bedürfnisse' weden, so wird von ihnen eine Erweiterung der Gesamtproduktion, eine bessere Versorgung der Bevölkerung ausgehen. So hat die Erfindung der Eisenbahn jahrzehntelang früher nicht gekannte Berkehrsbedürfnisse gewedt, eine bessere Arbeitsteilung in der Boltswirtschaft ermöglicht und die Gesamtproduktion erweitert. Wenn aber der technische Fortschritt nur dazu führt, ein bestehendes Bedürfnis besser oder nur anders zu befriedigen( wenn etwa Baumwolle durch Kunstseide ersetzt wird), so braucht daraus teine Erweiterung der Gesamtproduktion zu folgen, vielleicht tritt fogar eine Bermehrung ber Arbeitslosigkeit ein. Wenn es auch sehr schwer ist, die Aussichten für den technischen Fortschritt zu beurteilen, so ist der Eindrud doch stark verbreitet, daß heute mit großen, bahnbrechenden Erfindungen, also einer dauernden Erweiterung der wirtschaftlichen Tätigkeit durch den technischen Fortschritt, nicht mehr zu rechnen ist.
Für die Entwidlung des Kapitalismus war sicher auch wichtig, wenn auch nicht allein maßgebend( mie etwa Rosa Luxemburg be= hauptete), daß nichtkapitalistischer Raum( Länder, die noch nicht tapitalistisch arbeiteten) vorhanden war. Nichtkapitalistischer Raum mit großen mirtschaftlichen Zukunftsmöglichkeiten, wie vor dem Kriege, ist aber nicht mehr vorhanden. Die Vereinigten Staaten sind längst selbst hochkapitalistisch geworden; Rußland hat sich von der tapitalistischen Welt abgeschlossen, und China und Indien seßten der tapitalistischen Ausbeutung einen wachsenden Widerstand entgegen.
Wie also beurteilen sich die Aussichten des Sapitalismus? Wie tann eine Wendung der Krise zur aufsteigenden Ronjunttur vor sich gehen? Der Bergleich mit den früheren Epochen zeigt, daß die Borauslegungen zu einer automatischen Besserung vielfach nicht mehr gegeben find. Ein plögliche Belebung des Baumarktes ist aus mancherlei Gründen nicht zu erwarten. Die Zinsfäße sind zu hoch, Das Rapital ist zu gering, und die Bevölkerung wächst nur langfam. Auch bie Belebung der Wirtschaft auf einem Teilgebiet, die dann als Initialzündung" auf die ganze Wirtschaft überspringen follte, muß fteptisch beurteilt merten. Die vorhandene Hebertapazi tät der Anlagen Derbietet auf al fehbare Zeit neue Investitionen, Gin Anreia burch eine grundlegende technische Neuerung ist unmahrscheinlich. Aussichten auf hohe Gewinne, bie allein im Stapifalismus die wirtschaftliche Energie entfalten und norworts treiben, find nirgends vorhanden.
Der geschichtliche Augenblid ift alfo gefommen, in dem bie Entfaltung der Probuftiofräfte. Die ftets beffer merdende Berforgung der Bevölkerung burch das tapita. listische System nicht mehr gemährleistet ist. Das ist der geschichtliche Augenblid, in dem das tapitalistische Syftem feine Dafeinsberechtigung verliert. An seine Stelle muß die gesellschaftlich geleitete Wirtschaft, die Planwirtschaft, treten, deren oberstes Prinzip die Dedung unbefriedigter Bedürfnisse( im Gegensatz zum fapitaliftischen Gewinnstreben) ist.
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Akademieprofeffor der schönen Künste.
Flott, burschifos, leichter Antlang an früheren Zivilberuf.
Um Adolf Hitlers Einbürgerung su erreichen, werden
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zur Zeit folgende Projekte in veficht genommen.
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Gendarm in Hildburghausen . Ganz ehernes Pflichtgefühl, Verkörperung von Ordnung, Ruhe und Sicherheit.
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Bevollmächtigter zum Reichstat. Eleganz, imposantes Auftreten, Aufänge einer außenpolififchen Karriere erkennbar.
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Die Lösung jedoch findet Schleicher: Reichswehrleutnant. Famoje Gelegenheit zum Raunzen, Kommandieren sowie zur Entwidlung starter Ueberlegenheitsgefühle.
Störfere Notenausgabe zur Krediterweiterung durch die Banten.
Unter bes führung des Prüfidenten Hoover ft man Bemüht, ber Wirtſchaft burg biefe Krabbermetterung in die Bantex guridber amerikanischen Wirtschaft einen besonderen Antrieb zu geben.fließen merden. Man ist in Amerita der Meinung, daß auch dort ein beflatorischer Schrumpfungsprozeß der Wirtschaft vorliege, dem man durch Krepit erweiterung begegnen müffe. Die Bläne haben fich fchon zu einem Gesezentwurf verdichtet, der dem amerikanischen Senat durch den Senator Glaß vorgelegt worden ist und von dem man annimmt, daß er im Repräsentantenhaus angenommen werde. Die NewPorter Hochfinanz verhält sich aber bisher fehr kritisch, so daß das Schicksal des Gefeßentwurfes feineswegs feststeht.
Man geht von dem Gedanken aus, daß die amerikanischen Banten in ihrer Sorge um eine möglichst hohe Zahlungsbereitschaft Dreifte und möglichst große flüssige Mittel meniger Kredite aus geben, als die Wirtschaft braucht. Man will beshalb den Banken neue Kreditmöglichkeiten geben. Die Bundesreserve banken, die unseren europäischen Notenbanken einigermaßen ent fprechen, follen ermächtigt werden, statt Handelswechsel einen erheblich größeren Bestand von öffentlichen Anleihen als bisher zur Deckung für die ausgegebenen Noten zu verwenden. Welche Bert papiere dafür in Frage tommen, soll jeweils durch besondere BeAn der schlüsse der Bundesrejérvebanken bestimmt werden. bisherigen 40 prozentigen Rotenbedung burch Gold soll zwar festgehalten werden; da die Deckung durch Gold aber gegenwärtig 67 Broz. beträgt, und da man das Ausmaß der zu beleihenden Wertpapiere bedeutend vergrößern will, ergibt sich daraus die Möglichkeit, den Banten erheblich mehr Kredite zu geben, als das bisher der Fall war. Dabei werden natürlich auch Das amerikanische mehr Roten ausgegeben werden. Schazamt wehrt sich aber gegen die Auffassung, daß es fich hierbei um echte inflationistische Maßnahmen handele, weil der Staat mit dem neu ausgegebenen Gelb ja nicht etwa Staatsdefizite ausgleichen wolle. Man hofft auch, daß die riesigen Beträge gehamstertes Gold und gehamsterte Noten im Falle einer Belebung
Die Telegraphen- Union" verbreitet nachstehenden Bericht: Der Generalstaatsanwalt beim Bandgericht I hat jest gegen den Hauptschriftleiter des Deutschen Schnelldienstes", Alfred W. Kames, auf den Strafantrag des sozialdemokratischen Reichstagsabgeordneten BeIs hin Anflage megen übler Nach rede erhoben. Die beleidigenden Aeußerungen werden in einem Artikel des Deutschen Schnelldienstes" vom 14. Juli 1931 erblickt, der sich mit der Außenpolitik der Regierung befaßte und in dem darauf hingewiesen wurde, daß die deutsche Regierung die bekannten politischen Forderungen Frankreichs offiziell abgewiesen habe. Durch Mittellungen des Manchester Guardian" sei aber bekannt geworden, daß der Reichstagsabgeordnete Bels in London Berhand Iungen geführt habe, in denen Nachrichten übermittel worden feien, deren Geheimhaltung im Intereffe der Landessicherung erforderlich gewesen wäre. In dem Artikel wird hetterhin auf den § 1 des Gesezes über den Berrat militärischer Geheim niffe(!) verwiesen, der diejenigen mit schweren Strafen bedrohe, die borsäglich Nachrichten, deren Geheimhaltung im Interesse der Landessicherung erforderlich sei", an eine ausländische Regierung gelangen lassen.
Die Staatsanwaltschaft erblidt hierin eiuen dem Reichstagsabgeordneten wels gegenüber erhobenen Vorwurf des Landespetrats. Die Staatsanwaltschaft sagt, daß es zwar zutreffe, daß der Reichslagsabgeordnete Wels vor der Intervention des Präfidenten Hoover mit dem englischen Außenminister Henderson in Gegenwart des„ Borwärts"-Redakteurs Schiff in Condon eine Unterredung gehabt habe, um die englische Regierung für eine Hilfeleistung für Deutschland zu bestimmen. Von irgendwelchen Zusicherungen des Reichstagsabgeordneten Wels hinsichtlich der Einstellung des Baues des Panzer freuzers B sel jedoch im Verlaufe dieser Unterredung nicht gesprochen werden.
Zu dem Prozeß, der demnächst var dem Schöffengericht Berlin Mitte unter Borsiz des Landgerichtsdirektors Dr. Mafur ftatt finden wird, find Reichstanzler Brüning, Reichswehrminister Groener, der beutsche Botschafter in London , Freiherr von Neu rath, der Reichstagsabgeordnete els und der Rebatteur Schiff als Zeugen geladen
General Hauptschriftleiter Rames hat nunmehr beim staatsanwalt des Landgerichts I beantragt, ein Ermittlungs. nerfahren gegen den Reichstagsabgeordneten els einzu
Man muß dem amerikanischen Gesezentwurf fehr tritifch Solange Noten und Gold gehamstert gegenüberstehen. merden, folange also das Mißtrauen noch sehr groß ist, ist es taim wahrscheinlich, daß die Krediterweiterung zugunsten der Banten von diesen auch mit Erfolg in Anspruch genommen werden kann. Wenn mehr Strebite im Lande angeboten werden, so werden damit die Krebite feines megs schon ohne weiteres billiger. Die Inanspruchnahme neuer Kredite durch die Wirtschaft ist aber auch eine Frage ber Salfulation. Dann glauben mir, daß der beflatorische Schrumpfungsprozeß in Amerifa wahrscheinlich viel meniger Tatsache ist als beispielsweise in Deutschland , wo der Abzug der Auslandstrebite und die Einfrierungen durch Fehlinvestitionen verhältnismäßig viel größere Löcher im Kreditvolumen gerissen haben als in USA . Es ist nicht unwahrscheinlich, daß der Versuch der amerikanischen Konjuntturanfurbelung politische intergründe( Bräsidentenwahlen) hat. Endlich ist auch die inFlationistische Wirtung, menn man, wie es heißt, 2 Milliarden Dollar, oder mehr als 8 Milliarden Mart, neue Kredite gewähren will, nicht zu bestreiten, falls biefe Krebite mirtich in Anspruch genommen werden würden.
Wir halten es nach wie vor für geboten, daß in Deutschland die auch kreditwirtschaftlich verursachte Deflations trise befämpft wird. Es scheint uns aber ebenso geboten, den in Amerita vorgeschlagenen Mitteln mit größter Reserve zu begegnen.
Hauffe an der New- Horfer Börse.
Auf der Wertpapierbörse herrschte gestern eine der stärksten Hauffebewegungen der zwet letzten Jahre. Zahlreiche Wertpapiere schlossen mit einem Gewinn von 2 bis 15 Punkten. Die Ursache dieser Bewegung ist die günstige Aufnahme des Geschentwurfes über die Ausweitung der Kredite durch den Senats- und den Kammerausschuß.
leiten(!!), inwieweit in den Londoner Berhandlungen Wels'| Deutschen Zeitung" anstatt des von ihm angestrebten Bergleichs die ein strafrechtlich zu ahndender Tatbestand zu erblicken fei.
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Der Strafantrag des Genossen Otto Beis richtete sich gleich eitig gegen den Deutschen Schnelldienst Hugenbergs und gegen die Deutsche Zeitung". Während aber der perantwortliche Redakteur des altdeutschen Blattes neuerdings ben Bunsch geäußert hat, sich mit dem Kläger zu vergleichen, also die schwerwiegende Beleidigung des sozialdemokratischen Partei Dorfizenden reumütig zurüdzunehmen, befit fein Rollege vom Deutschen Schnelldienst die Dreiftigkeit, auf die Antlageerhebung durch den Generalstaatsanwalt ein Ermittlungsverfahren wegen Landesverrats gegen Bels zu beantragen!
Mein in dieser Forderung und ihrer Bekanntgabe liegt eine bewußte teberholung der Berleumbung, ein störrisches Gefthalten an jenem Borwurf des Landesnerrats, mit dem die Rechtsradikalen seit Jahren gegen die republikanischen Führer leicht fertig und gemiffentos operieren. Wenn der Schriftleiter der
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Durchführung der Klage über sich wird ergehen laffen müssen, fo mag er fich dafür bei seinem Kollegen von Deutschen Schnelldienst" bedanken. Das verschiedenartige Verhalten der beiden Herren mag nunmehr höchstens auf das Strafmaß von Einfluß sein.
Kreuzer Leipzig geht nach Pillau . Die Reichstarinedienststeile Königsberg teilt mit, daß der Kreuzer Leipzig am 14. Februar vormittags in Billau eintrifft, um, wie alle Neubauten der Reichsmarine, bor Neufrug Meifenfahrten und Erprobungen zu machen. Während des Aufenthalts in oftpreußischen Gemässern und Sonntag, wenn die Eisverhältnisse es gestatten, in den Hafent wird das Schiff auf der Rede von Billau antern und Sonnabeno von Billou einlaufen.
Schließung eines NSDAP.- Verkehrslofals in Hamburg . Wie die Polizeibehörde mitteilt, ist ein Verkehrslokal der NSDAP. in der Stresemann- Straße, von dem aus mehrfach Gewalttätigkeiten politischer Art von Nationalsozialisten ausgeführt worden find, für bie Dauer von zwei Wochen geschlossen worden. Dem Inhaber wurde für den Fall der Wiederkehr derartiger. Vorkomminiffe Rongeffionsentziehung angedroht.