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Hindenburg und der Borwärts".

Genügt die Wahrheit nicht?

Die Bresse der ,, Nationalen Opposition" vergnügt sich da­mit, immer wieder zu erzählen, mas der Borwärts" nor fieben Jahren gegen Hindenburg geschrieben hat. Dabei sollte ja eigentlich das echte Material genügen. Denn daß mir Hindenburg damals, als er noch der Abgott seiner Gegner non heute war, scharf bekämpften, ist bekannt. Beil aber die Kaze nicht das Mausen lassen fann und die nationalsozialisti­sche Presse nicht das Lügen, so mird noch dazugelogen, wir hätten Hindenburg einmal betrunken dargestellt, das andere Mal mit dem Massenmörder Haarmann verglichen. Beides ist grob gelogen. In dem einen Fall handelt es sich um eine Karikatur, die zeigt, wie Hindenburg wider Willen in die politische Arena hineingezerrt wird, in dem anderen um ein satirisches Feuilleton über das Spießbürgertum von Hannover , das in allen Höhen und Tiefen seine Senfationen sucht. Könnte über den Sinn jenes Feuilletons auch nur der geringste 3meifel bestehen, so würden wir es längst als eine grobe Ge­schmacklosigkeit preisgegeben haben.

Wenn die nationalistische Presse zu solchen Lügen ihre Zuflucht nehmen muß, so scheint das doch zu zeigen, daß das echte Material für ihre Zwecke nicht genügt. Im Ber­gleich zu dem, mas sie sich gegen den ersten Reichspräsidenten geleistet hat und was sie sich heute noch gegen ihre politischen Gegner leistet, sind die Angriffe, die wir damals gegen Hindenburg richteten, ja wirklich auch nur harmlosigkeiten. Im übrigen haben wir schon wiederholt erklärt, daß jene An­griffe, soweit fie die Person Hindenburgs betrafen, von Bor aussetzungen ausgingen, die sich als falfd) erwiesen haben. Für anständige Leute sind damit diese alten Geschichten längst erledigt, und nur für die Nationale Opposition" haben sie noch ihren Reiz.

Ritterlicher Kampf."

Der Stahlhelm und sein- Ehrenmitglied.

Die Stahlhelmkorrespondenz veröffentlicht den Brief Duefters bergs an Hindenburg , den Duesterberg am 11. Februar im unmittelbaren Anschluß an den letzten Empfang der Stahlhelm­bundesführer durch den Reichspräsidenten an diesen gerichtet hat. In dem Schreiben wird darauf hingewiesen, daß die großen Hoffnungen, die sich an die Wahl Hindenburgs fnüpften, leider nicht in Erfüllung gegangen seien. Damit der Name Hinden­burgs nicht in den unerquidlichen Wahlkampf gezerrt werde und da voraussichtlich im ersten Wahlgang feine absolute Klärung erfolgen merde, hätten die Bundesführer dem Reichspräsidenten die An­regung vorgetragen, im ersten Wahlgang nicht zu fandi­dieren, sondern sich erst im zweiten Wahlgang zur Ver­fügung zu stellen. Zum Schluß heißt es: Unserer Ansicht nach würden voraussichtlich Nationalsozialisten und Deutschnationale, sicher aber der gesamte Stahlhelm Euer Exzellenz ohne meiteres wieder­wählen, wenn die unvermeidliche politische Kursänderung in einer Umwandlung des Kabinetts fichtbar zutage trete und menn eine baldige Aufhebung des Uniformverbots in Aussicht gestellt werden könnte.

Auf dieses Schreiben erfolgte eine in sehr kameradschaft I i chem Zone gehaltene Erwiderung des Reichspräsidenten , in der er es aus Gründen des Pflichtgefühls ablehnt, dem ersten Wahlgang fernzubleiben. In dem Schreiben wird betont, daß er ftets eine starte nationale Ronzentrations. regierung gemünscht habe, die aber bei dem so tief bedauer­lichen Bruderzmist nicht möglich sei.

Im Bundesorgan des Stahlhelm liest man Dorne auf ber erften Seite in fettester Schlagzeile die feierliche Versicherung: ,, Ritterlicher Kampf!" Da wird geschworen: So wird der Kampf unausmeichlich, doch in dem Augenblick, wollen wir uns und dem Manne, mit dem uns trotz allem unser Soldatentum vereint, geloben: es soll ein ritterliches Kämpfen werden."

Hinten auf der letzten Seite desselben Organs wird der Borsigende des Kyffhäuserbundes und seine Organisation schmer an gegriffen, weil er sich für die Kandidatur Hindenburgs eingejekt hat. Da wird also gekämpft aber von ritterlich teine Spur! Den Kriegernereinen wird grob und deutlich versichert, daß sie von Po­litik feine Ahnung haben, daß es vielmehr ihre Aufgabe sei, an die politische Unfehlbarkeit der Stahlhelmführung zu glauben:

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,, Unfere Kameraden merden es sich höflich aber deutlich ver­bitten, politische Weisungen und Empfehlungen von dem Vorstand einer Organisation entgegenzunehmen, die dafür alles andere als fompetent ist. Am Ende beziehen wir unsere Parolen vielleicht

noch vom Gesangverein Halbe Cunge"."

Der Bergleich des Kyffhäuserbundes mit dem Gesangverein Halbe Lunge" und der Wahlparole für Hindenburg mit einer Ba­role des Gesangvereins Halbe Lunge", das ist die Ritterlichkeit, mie man sie beim Stahlhelm gegenüber seinem Ehrenmitglied versteht!

Der Memel Konflitt. Präsident Böttcher tritt zurück.

Memel , 23. Februar.( Eigenbericht.) Der von Litauen miderrechtlich seines Amtes enthobene Präsi dent des Memeler Direktoriums Böttcher richtete an den Gouverneur von Memel folgendes Schreiben:

Die Verhandlungen des Böllerbundsrats haben ergeben, daß es noch Monate dauern kann, bis eine Entscheidung darüber fällt, ob der Gouverneur das Recht hat, den Präsidenten des Direktoriums abzuberufen oder nicht. Es liegt im Juteresse des Memelgebiets, daß möglichst bald wieder ein dem Statut entsprechendes Direktorium in Tätigkeit fritt. Um mit meiner Person fein Hindernis für etwaige Berhandlungen der Mehrheitsparteien über ein neues Direktorium zu bilden, erkläre ich, daß ich mein Amt als Präsident des Direkto­

riums hiermit niederlege."

Der litauische Außenminister hat vor dem Bölferbundsrat erklärt, daß Litauen ein gefeßmäßiges Memel - Direktorium so bald als nur möglich bilden wolle. Der Rücktritt des Bräsi­denten Böttcher nimmt der litauischen Regierung jede Mög­lichkeit, die Wiederherstellung des gesetzlichen Zustandes hin­auszurichieben,

Deutsche Washington- Chrung. Botschafter Sadett ist von der Universität Tübingen zum Ehrenbottor ernannt worden. Die Befagung des deutschen Kreuzers ,, Karlsruhe " hat an einer Gedent­parade der Garnison von Galveston teilgenommen.

3m ehemaligen Deutsch- Südwestafrita wird Deutsch als orttte Amtssprache eingeführt. Deutsch ist mehr als ein Drittel ber Bevölkerung.

INE

Kommt ein Bierstreif? Bierstreif?

oder: was der nationale Mann bestimmt nicht durchhält.

Tardieus Regierungserklärung.

Sozialistische Kampfansage.

Paris , 23. Februar.( Eigenbericht.)

Die Regierung Tardieu stellte sich am Dienstagnachmittag dem Parlament vor. In der Kammer verlas der Ministerpräsident die Regierungserklärung. Als er die Tribüne bestieg, wurde er von der Rechten und der Mitte mit starkem Beifall, von der Linken mit Protestrufen empfangen.

Das Regierungsprogramm ist in sehr vagen Ausdrücken ab­gefaßt. In bezug auf die Außenpolitik erklärt sich die Regierung Tardieu mit der Politit des Kabinetts Laval solidarisch, so lasse sich die französische These, wie es in der Erklärung heißt, in dem Begriff Bertrag" zusammenfassen, der freiwillige Verhandlungen ausschließe.( Beifall rechts.) Auf dem Gebiet der Abrüstung ver­teidigt die Regierung den in Genf eingebrachten französischen Bor­schlag, der bisher der einzige jei, der den Arbeiten der vorbereiten­den Ahrüftungsfommission fouform und sofort durchführbar fei". Die Annahme des französischen Vorschlags murde ohne Aufschub eine bedeutende Herablegung der Militärausgaben möglich machen. Die Erklärung geht dann auf die kürzlich zwischen London und Paris abgefchloffene Vereinbarung über die Caufanner Son­ferenz ein, über die fich ganz Frankreich gefreut hat". Frant­reich wünsche, so heißt es weiter, eine allgemeine Berständigung mit England. Da beide Länder den Frieden auf der Grundlage des Rechtes wünschen, stellten sie, wenn sie einig seien, die beste Bürgschaft für den Frieden und das Recht dar. ( Beifall rechts.) Frankreich werde weiterhin vermittels feiner traditionellen Freundschaft und seiner vertraulichen Beziehungen mit europäischen und außereuropäischen Ländern der Sache des Friedens dienen. Die Völker, die in dem Frankreich auferlegten Striege feine Gegner gewesen seien, wüßten, daß fie bei Frankreich auf eine loŋale und edelmütige Haltung rechnen könnten, die mit der notwendigen Gegenseitigkeit eine Annäherung der Interessen und Ideen gestatte. Die Regierung Laval habe eine glüdliche Initiative in dieser Richtung ergriffen, indem sie die deutsch­

französische Wirtschaftskommission geschaffen habe, deren Arbeiten

mit Erfolg fortgeführt würden.

Auf die Innenpolitit übergehend erklärte Tardieu, die Regie rung wolle sich nicht in den Kampf der Parteien einmischen. Sie müffe aber verhindern, daß dieser Kampf den Intereffen des Landes schade.( Beifall rechts und in der Mitte, Proteste links. Ein Sozialist ruft Tardieu zu: Fauler Wiz!") Das Budget müsse vor den Wahlen verabschiedet werden. Die Festsetzung des Wahldatums sei in den gesetzlich vorgeschriebenen Grenzen ein Bor recht der Regierung. Dieses Borrecht werde voll Unparteilichkeit und mit der Sorge, ben öffentlichen Intereffen zu dienen, ausgeübt merden.( Beifall rechts, Unterbrechungen links.) Die leidenschaft liche Debatte über die Aenderung des Wahlrechts verlange eine Einigung zwischen Kammer und Senat. Die Regierung molle fich in diese Frage nicht einmischen, aber sie wünsche eine Beruhigung der Atmosphäre.( Sehr gut und Lachen links.)

Tardieu geht dann kurz auf die Wirtschaftskrise und die Ar­

beitslosigkeit ein und erwähnt die Berkleinerung des Kabinetts und die Zusammenlegung verschiedener Ministerien.

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Am Schluß der Regierungserklärung fordert die Regierung das Parlament auf, ihr Vertrauen zu schenken, um die politische Atmosphäre zu verbessern. Die letzten Worte murden von einem heftigen Lärm der Linken begleitet, während die Rechte Beifall Der Ministerpräsident erklärte sich mit der sofortigen flatschte. Beratung der elf Interpellationen bereit, die sich auf die Zu­fammenseßung und die allgemeine Politik der Regierung beziehen. Der Sozialist Renaudel fritisierte das Eingreifen des Präsi­denten der Republik in die Verhandlungen über die Beilegung der Kabinettskrise und erklärte, das Kabinett Tardieu sei ebenso rechts wie das Kabinett Laval. 2n den neuen Innenminiffer

Schiller Theater.

Graff und Hinhe:" Die endlose Straße."

Eine Folge von sehr fachlichen Szenen über Schüßengrabenfrieg, Trommelfeuer und Luftbombardements. Einige besonders ver­gnügliche Damen lachten dauerhaft und herzhaft über die verschiede nen Spielarten des Sterbens und des Jammers. Die übrigen bachten on Shanghai . M. H

Mahieu richtete er die Frage, ob er vor der Uebernahme feines Amtes feine Poften als Aufsichtsratsmitglied von zwei chemischen und einer Elektrizitätsfirma niedergelegt habe. ( Beifall links.) Der Redner ging weiter auf den französischen Ab­rüstungsvorschlag ein, der nach seiner Ansicht nur dazu bestimmt sei, angesichts der Wahlen den einfachen Bürger zu verblüffen. Es wäre beffer gewesen, zunächst die moralische Autorität des Völkerbundes zu stärken.

Renaudel wandte sich schließlich gegen die übereilte Zusammen­legung des Kriegs-, Marine- und Luftministeriums und erklärte, fie werde nur Unordnung und Desorganisation in diesen drei Ministerien verursachen. In bezug auf die Wahlreform erklärte er, daß diese auf der neuen Regierung noch mehr lasten werde wie auf der Regierung Lapal. Wenn wir uns so schloß er unter großem Beifall der Linken einem republitanischen Barlament gegenüber befinden mürden, das sich seiner Handlungen bewußt ist, so würde die Regie rung Tardieu dasselbe Schicksal erleiden, mie das vorige Kabinett

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Tardieu im Senat."

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Ganz wie bei uns!

In der weiteren Debatte griff Leon Blum den französischen Abrüstungsvorschlag an. Der nationalistische General a. D. St. Just rief ihm zu, er sei ein Anwalt Deutschlands .

Darauf entstand ein allgemeines Handgemenge zwischen den Sozialisten und den Reaktionären. Die Sihung flog auf.

47 Stimmen Mehrheit für Tardieu. Schließlich murde der Regierung mit 309 gegen 262 Stimmen das Vertrauen ausgesprochen.

Japans Hasardspiel.

Eingefländnis der Niederlage: Berdoppelung des Einsatzes­

Totio, 23. Februar. Die japanische Regierung beschloß, die japanischen Streitkräfte in Schanghai zu verdoppeln.

Japan stellt den Kampf einstweilen ein. Shanghai , 23. Februar. Wie das japanische Oberkommando mitteilt, ist an die Truppen der Befehl ergangen, die Kämpfe vorläufig einzuffel­len, um unnötige Berluffe zu vernieiden.

Schlachtbilanz: 5000 Tote?

London , 23. Februar.( Eigenbericht.) Die Japaner haben, wie aus ihrer Absicht, die Streitkräfte vor

Shanghai zu verdoppeln, flar hervorgeht, die Widerstands. traft der Chinesen unterschätzt. Die japanische Offensive wurde am Dienstag abgestoppt mit der offiziellen Begrün­dung, daß man das Eintreffen von Verstärkungen erwarte und un­nötige Verluste vermeiden wolle. Im Laufe des Tages hatten die Japaner zwei große Angriffe gegen die chinesischen Linien versucht; sie wurden beide Male zurückgeschlagen. Dann flaute all­mählich der Kampf ab, und schließlich beschränkten sich die Japaner darauf, dem Feinde durdy Bombenflugzeuge möglichst großen Schaden zuzufügen. Die Zahl der Toten beider Heere wird nach chinesischen Angaben auf 5000 geschätzt.

Deutsche Militärberater in China ? Entgegen ausländischen, besonders japanischen Behauptungen, hat das Auswärtige Amt die Ueberzeugung, daß deutsche Militärberater der chinesischen Armee an den Kämpfen un Schanghai nicht teilnehmen. Auf Grund solcher Behauptungen merden bereits Anfänge zu einer Bontottbewegung gegen deutsche Waren in Japan gemacht. Die Zahl dieser deutschen Militärberater ist hier nicht genau bekannt. Sie wird zwischen 30 und 70 geschäzt. Es sind fast ausnahmslos Offiziere der früheren deutschen Armee, wenn einzelne von ihnen vielleicht auch schon eine Zeitlang der Reichswehr angehört haben mögen.