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Nr. 123 49. Jahrgang

Finder butg

1. Beilage des Vorwärts

Reichspräsidentenwahl

Theodor Duesterberg

Oberstleutnant a. D., Halls a. d. Sasie

Paul von Hindenburg

Reichspräsident, Generalfeldmarschall, Berlin

Adolf Hitler

Regierungarat la trousschweig. Stastadionst, Münches

Ernst Thälmann

ransporterbaiter, Hamburg

Winter

4. Seele

+

Heut

Sonntag, 13. März 1932

um

geht's Dein Schicksal

Als sich vor etlichen Wochen die Fronten zum Kampf um den Präsidentenstuhl formierten, kündigten die Nazis an: Jetzt werden wir euch einmal einen Wahlkamkf vormachen, wie ihr ihn noch nicht erlebt habt. Wir werden diesmal die Sache amerikanisch aufziehen. Hören und Sehen soll euch vergehen. Nun, es ist niemand Hören und Sehen vergangen. An den Anschlagsäulen klebten ein paar mäßige Plakate auf dem einen sah Adolf aus wie ein Trikotagenverkäufer an den Straßenecken rourden einige Stöße bezeichnend schlecht formulierter Flugblätter verteilt, die schließlich im Rinnstein landeten, dazu in allen Stadtteilen Versammlungen und eine bescheidene Lustgarten- Kundgebung. Ja, was ist denn daran nun amerikanisch. Mit nicht zu verkennender Deutlichkeit klaffte in den letzten Wochen noch einmal der große Spalt zwischen dem Schein und der Wirklichkeit der ganzen Hitlerei auf: Versprechen jeder Art zu machen, das ist immer furchtbar billig gewesen, aber nur ein Jota davon zu erfüllen, dazu gehört eben das, was in dieser Stunde wohl in aller Deutschen Munde ist: Die Tat.

Bibelforscher schlagen Hitler .

Es ist verbürgt und auch weiter kein Geheimnis, daß die Nazis in den letzten Februartagen nicht weniger als 50 Flugzeuge für den Wahlkampf anmeldeten. Ganze Luftangriffe sollten auf Berlin ver= anstaltet werden und in der Hedemannstraße schwelgte man bereits in der Vorstellung, wie sich der Himmel verdüstern sollte, von dem ein fünfzigfaches Geschwader mahnte: Wählt Adolf ! Das Ergebnis war, daß ein einziges Flugzeug der Nazis über den Dächern der Stadt unbeachtet von den Massen seine Kreise zog. Das war von dem Versprechen übrig geblieben. Firmen, die mit Schoko­lade handeln, haben es in dieser Beziehung längst zum Zeppelin gebracht..

Dann sollten 270 Lautsprecherautos Berlin buchstäblich über­rennen. An jeder Straßenede wollte man die Schlachtgefänge der Nazis ertönen lassen, Hitler und sein Troß sollten vom Seebad Reinidendorf bis zur Lichtenrader Dorfaue alltäglich zu hören sein; es wurde aber auch daraus nichts. Wenn sich da und dorten ein einziges diefer Autos bliden ließ und die Gegend hieß nicht gerade Stegliz, machten die Arbeiter gehörig Krach. So daß die Nazis ihre Schallplatten wieder einpacten und mit langen Gefichtern einsam über die Heide zogen. So endete die Aktion mit den 270 Laut­sprecherautos. Daß dann schließlich eine große politische Partei mit ihren Anhängern den Sportpalast füllt, das ist kein Heldenstück. Das macht an jedem Bußtag die Heilsarmee auch. Aber die Heils­armee hat immerhin noch einen verzweigten Apparat, die Bibel­forscher dagegen bekommen Berlins größten Versammlungsraum fogar ohne Apparat gefüllt. Wenn diese frommen Seften nebenbei gejagt eine Traftätchenverbreitung über Berlin ansezen, dann hat jede Haushaltung an einem bestimmten Sonntagvormittag ein Blättchen im Briefkasten stecken. Bei den Nazis dagegen haben ganze Stadtbezirke in der Flugblattverbreitung versagt, ganz beson­ders in den nördlichen Teilen Groß- Berlins. Und das nannte sich dann, amerikanische Propaganda!" Ohne viel Aufhebens zu machen, lautlos und ihrer Pflicht bewußt zogen demgegenüber die Männer der Eisernen Front jede Stiege in Berlin hinauf und herunter und als sich Freund und Feind an den Abendbrottisch setzte, lag unser Flugblatt neben dem Brot.

Der Jahrestag des Kapp- Putsches. Trotzdem soll nichts bagatellifiert werden. Es sind heute auf ben Tag genau 12 Jahre her, daß die Kapp- Butschisten nach Berlin gezogen famen. Die Menschen vergessen leicht und Hunderttausende werden dieses erste Vorspiel zum Dritten Reich nur noch dunkel in Erinnerung haben. Der 13. März war vor 12 Jahren ein Sonnabend. Berlin war wie üblich am Morgen zur Arbeit gegangen. Nichts verriet die Stadt davon, was in der Nacht in Dahlem vorgegangen war. Erst in den Vormittagsstunden änderte sich das Bild. An den Mauerwanden flebten große schwarz­umrandete Blafate, die die Freiheit und den Anbruch eines Reiches der Ruhe und Ordnung verkündeten. Eines Reiches, in dem die Ruhe der Totenhallen herrschen sollte und die Freiheit der Diftatur. Eine Freiheit, die nur für die Schandtaten der Diktatoren und ihres

Klüngels von Schlagetots Geltung haben sollte. Denn die wirkliche Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden". Und in der Nähe dieser Plakate hodten wie blutgierige Kettenhunde Maschinen­gewehre auf dem Asphalt. Dann kam der Abend. Und überall flebten neben den Plakaten der Butschisten kleine rote Klebestreifen. Nur ein Satz war da zu lesen: Berlin stand auf zum Generalstreit. Kein Vehikel fuhr, fein Licht brannte damit die Meuterer sehen fonnten, schoffen sie nachts Leuchtfugein ab, die die besetzten Bläge magisch erleuchteten, tein Hammerschlag dröhnte mehr, fein Toter murde bestattet, teine Maus meldete sich auf den Fernsprechämtern, bis nach drei Tagen die Putschisten ihre Koffer packten und bei Nacht und Nebel verschwanden. Es steht allerdings zu fürchten, daß es bei einer Wiederholung des Kapp­abenteuers etwas ungemütlicher wird. Das bloße Spazierengehen wird nicht mehr genügen.

Steine statt Brot.

Hundertfach haben es während des Wahlkampfes die Nazi Redner in den Bersammlungen verkündet: der Tag unseres Sieges wird euch Brot und Arbeit bringer! Das würde eine schöne Arbeit sein, die die Nazis dem Volt bescheren: die Knechtschaft zu Hunger­löhnen. In den Zimmern der Betriebsräte würden von Siemens­ stadt bis Schöneweide, von Borsigwafde bis Tempelhof bekannte stadt bis Schöneweide, von Borsigwalde bis Tempelhof bekannte Gestalten in gelben Hemden sizen und die Hacken zusammenschlagen, wenn die Herren- im- Hause durch die korridore gehen. Die Arbeits­ämter würden gleich ausgestorbenen Ruinen gen Himmel ragen, denn im Reiche Hitlers gibt es feinen Groschen Unterstügung mehr. Wenn drei Menschenalter Arbeiterbewegung nur das eine erreicht haben sollen, daß heute auf jedem Tisch immer noch ein Laib Brot liegt, dann wird auch das nicht mehr sein. Am Tage nach dem Anbruch des Dritten Reichs würden nur noch die bitteren Tränen hungriger Kinder auf die leeren Teller perlen. Und es möge den Männern die Stunde erspart bleiben, in der es ihnen im Halfe würgt und ihre Rechte über die Augen wischt, wenn sie den Tag

Großfeuer in Oranienburg .

60 Meter langes Gebäude völlig niedergebrannt.

Durch ein Großfeuer wurde gestern abend ein etwa 60 Meter langes Wohngebäude der Firma Pomerens­dorf, Chemische Aktiengesellschaft, in der Mühlen. it raße 23/24 in Oranienburg völlig eingeäschert. Zahl. reiche Feuerwehren der Umgebung waren mit der Be­kämpfung des Brandes stundenlang angestrengt beschäf­tigt. Trotz aller Bemühungen konnte von dem brennen­den Gebäude nichts gerettet werden. Die Be­wohner, die bei Ausbruch des Feuers zum Teil schon schliefen, konnten sich noch sämtlich rechtzeitig in Sicherheit bringen. Bei Schluß des Blattes sind die Löscharbeiten noch nicht beendet.

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verfluchen, an dem sie ihre Stimme leichtfertig wegwarfen und die Freiheit erwürgen halfen. Dann wird die Erkenntnis, was Weimar und alles andere einst war, zu spät kommen.

Arm und treu.

Bis in die reaktionärsten Wintel der Reichshauptstadt sind die arbeitslosen Männer und Frauen gezogen, um für ihre Idee zu werben. Genau 300 Flugblätter haben die sozialdemo tratischen Flugblattverteiler für jede Tour zuge­zählt bekommen. Diese 300 Flugblätter haben für 180 Etagen ausgereicht, das waren mitunter ganze Straßenfronten. Drei ge­schlagene Stunden dauert es, in Friedenau 300 Flugblätter durch die Türschlitze zu stecken. In den Vorderhäusern jener Gegend wohnen bestenfalls sechs Mietsparteien und Hinterhäuser gibt es nicht Um 7 Uhr früh find Männer und Frauen ohne Frühstüc los. gegangen, treppauf, treppab ist es gegangen, bis der Schweiß aus allen Poren brach. Aber das war fein Hindernis, dreimal, viermal haben des Vaterlandes ärmste Söhne und Töchter täglich den Backen unter den Arm genommen und der Pflicht Genüge getan, bis die Pförtner kamen und die Haustore schlossen.

Einen geschlagenen halben Tag sind zum anderen die Sozial demo traten Neuköllns noch gestern und vorgestern unter wegs gewesen. Von der Sonnenallee bis hinüber zur Gottlieb Dunkel- Straße wurden in alle Lauben die Flugblätter der Parte! gebracht. Eine ganze Stunde hat sie erst einmal der Marsch bis zelle für die Parole der Republik zu gewinnen. Was ist los?" zum Laubengelände gekostet und dann hieß es Parzelle für Bar Was gibt's Neues" fragten die Kolonisten und dann mußte ein wenig verweilt werden, dieses und jenes war zu besprechen und jedesmal gingen fünf, zehn, ja fünfzehn Minuten kostbarer Zeit drauf. Denn das wäre ein schlechter Dienst, die Flugschrift nur auf den Gartenzaun zu spießen. Nein, um jedes Blatt wurde ge­schellt, wurde die Tür geöffnet und dem Kolonisten die Kunde bis ans Haus getragen.

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Es war ein ganz anderes Bild, wie noch gestern in Pankow draußen ein gutgekleideter Herr mit dem Notizbuch in der Hand seine sechs Naziburschen fommandierte. Jeder von den jungen Leuten hatte eine Tasche mit Flugzetteln unter dem Arm und dann tommandierte der Feine: Lauterbachstraße soundso drei Stock­werke!" Und die Burschen flitten.

Das Kreuz ins zweite Feld.

Deshalb flopft noch einmal früh beim Nachbar an die Tür, rüttelt die Schwankenden und Zaudernden auf, sprecht kamerab­den Arm und führt sie zur Urne, damit wir heute abend, wenn die fchaftlich mit jedem 3wanzigjährigen, nehmt die müden Alten unter Sender das Wahlresultat in alle Welt funten, sagen können: wir haben uns nicht nur tapfer geschlagen, daran war nie ein Zweifel, sondern wir haben auch gesiegt. Hitler und die Reaktion muß ge schlagen werden, damit die Freiheit leben kann. Geht rechtzeitig an die Urne und jedes Kreuz ins zweite Feld. Wählt Hindenburg !

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