Nr. 123 49. Jahrgang
3. Beilage des Vorwärts
Verstaatlichung des Bergbaues.
Tagung unter Ausschluß der Oeffentlichkeit.
Sonntag, 13. März 1932
der Herren nicht der Grund für die Bechenwehren". Bor einer Berstaatlichung tönnen fie nicht schüßen und bis dahin ist immerhin noch reichlich Zeit.
Die Beamten im Dritten Reich. Nationalsozialismus und Berufsbeamtentum.
Berufs
Die Deutsche Allgemeine Zeitung" berichtet über die Jahres| lionen öffentlicher Gelder zu fanieren und die Herren weiter wirt. tagung des Bergbauvereins, der alten und berufenen Interessen fchaften zu lassen auf Kosten und zum Schaden. Der Allgemeinheit bundes hat eine Broschüre herausgegeben:„ Der National. Die Verlagsgesellschaft des Allgemeinen Deutschen Beamten vertretung des gesamten Ruhrbergbaus", die am Sonnabend ,, im Das gewerkschaftliche Regiment(!) hat die Verstaatlichung der Gegensatz zu der sonstigen Gepflogenheit unter Ausschluß der gesamten Schwerindustrie durch Notlage eines Gelegentmurfs gebeamtentum", die ein gutgegliedertes Material über die Partei fozialismus eine Gefahr für das Deffentlichkeit abgehalten wurde. Zu Anfang des Jahres 1931 fordert... Man sieht den Augenblid gekommen, mo aus der Not beamtentum", die ein gutgegliedertes Material über die Partei habe der Ruhrbergbau nod) 300 000 Mann beschäftigt, heute nur der Wirtschaft und Industrie des neuen braunschweigischen Parteibuchbeamten Hitler zur Bes noch etwa 200 000 Mann. Der eigentliche Bericht im Handelsteil amtenfrage bietet. Wir geben hier einige Auszüge der Nazides Blattes zeigt die Baltenüberschrift: erflärungen gegen die Beamten, die sich gegen Hitler entscheiden müssen, wenn sie sich nicht ins eigene Fleisch schneiden wollen.
„ Sozialisierung ist arbeiterfeindlich."
Abgesehen von dem wesentlichen Unterschied zwischen der von allen Gewerkschaften der Bergarbeiter geforderten Berstaat lichung des Ruhrbergbaus, feiner Zeitung durch Organe des heutigen Staates und einer Sozialisierung ist der Eifer starf verdächtig, mit dem das Blatt der Schwerindustrie so eifrig betont, die Sozialisierung ist arbeiterfeindlich." Wäre sie das wirk lich, dann gäbe es feinen eindringlicheren Befürworter der als Sozialisierung geschmähten Berstaatlichung als die Herren des Vereins für die bergbaulichen fapitalistischen Interessen. Wenn sie schon ihrem Mißvergnügen, gegen die Berstaatlichung des Bergbaus zum Ausdrud verhelfen wollen, warum denn gar so plump demagogisch.
Die Zechenbefizer haben tein gutes Gewissen als„ Wirtschafts. führer Heinrich 3mbusch jagte in seinem Vortrag über BerStaatlichung des Bergbaues am 7. Februar 1932 in Essen u. a.:
Bei der Rationalisierung und Technisierung der Betriebe schädigten die Unternehmer des Bergbaues die Intereffen der Volksgelamtheit in gröblichster Weise.
Aus rein privatwirtschaftlichen Gründen wurden gute Gru= ben stillgelegt, weil man deren Förderziffer auf andere Kon= zerngruben mit größerem Gewinn fördern wollte Karl, Ewald Fortlegung, Redlinghausen, Nordstern 3/4 usw."
Anstatt mit sachlichen Gründen den Einwänden der Bergarbeiterführer zu begegnen, zog der Vorsitzende des Vereins Dr.- Ing. e. h. Brandi das nationalsozialistische Register:
Die marristisch- sozialistischen Einwirkungen haben die Grundlage ber privattapitalistischen Wirtschaftsordnung erschüttert, Rapital und Bermögen vernichtet, Kredit und Vertrauen zerrüttet, die altbewährten Grundsätze einer freien, sich selbst erfolgreich regulies renden Wirtschaft beseitigt und an Stelle von selbstverständlicher Rente und Kapitalbildung Berlust und Verschulding in geradezu grauenhaftem Umfang gefeßt. Diese allgemeine Notlage hat eine neue Gefahr größten Ausmaßes heraufbeschworen:
die fortschreitende Sozialisierung ganzer Wirtschafts- und Industriezweige.
Es war sehr unvorsichtig von Herrn Brandi, an die grauen hafte Mißwirtschaft des Unternehmertums der legten Jahre zu erinnern, selbst unter Prattizierung des veralteten Taschenspielerfunststücs, die Dinge ins Gegenteil umzufehren zu fuchen. Das Unternehmertum felber als Träger ber privatṭapitalistischen Wirtschaftsordnung hat Rapital und Bermögen vernichtet, Kredit und Vertrauen er schüttert. Sollen wir etwa all die öffentlich bekannt gewordenen Tatsachen dafür aufzählen, mit denen sich die Justiz befassen muß?
Unter Ausschluß der Deffentlichkeit flagt, der Borsigende dieser Intereffentengruppe an der Ruhr, in der Deffentlichfeit" der D3" Ueber die schon viel zu weit gehende privatwirtschaftliche Betätigung der öffentlichen Hand hinaus hat
die Reichsregierung nunmehr ihre schwere Hand auf die Banten gelegt...
Nach der noch leider allzu maßgeblichen Meinung dieser Wirt schaftsführer" hat die Reichsregierung die Berpflichtung, die an den Rand des Abgrundes oder bis zum völligen Bankrott..ge= führten" privatfapitalistischen Unternehmen immer wieder mit Mil
der gefährlichste Plan verwirklicht werden soll. Herr Brandi ruft zum entschloffenen und einmütigen Kampf gegen diese Gefahr" auf, nicht zuletzt, um eine weitere Berelendung unserer Arbeiterschaft zu vermeiden. Die Herrschaften sind sehr im Irrtum, wenn fie etwa glauben, die Ruhrbergarbeiter über die Ursachen ihrer Ver elendung täuschen zu können. Die Arbeiterschaft weiß, daß ihre Verelendung zu einem guten Teil auf die Wirtschaft der Herren zurückzuführen ist. Sie hat zu dieser Gesellschaft den letzten Rest von Vertrauen verloren und fordert aus diesem Grunde
die Verstaatlichung des Bergbanes.
Der Bergassessor Dr. v. Loewenstein gab nach dieser Bor. rede des Vorsitzenden den Geschäftsbericht. Die Erkenntnis, daß es so wie bisher nicht weitergehen könne, sei wohl vorhanden." Der Herr Affeffor meinte damit jedoch nicht die Stillegungs- und Feier fchichtenwirtschaft und die bei seinem Konzern liegenden Fehler und Mängel, er verlangt vielmehr offenbar ,,, um eine weitere Beroffenbar ,,, um eine weitere Verelendung der Arbeiterschaft zu vermeiden" weiteren Cohndrud. unter Berücksichtigung des Der Mann behauptet, der Lohn sei Fortfalls der Arbeitslosenbeiträge um rund 18. Proz. gekürzt, die Lebenshaltungskosten aber um 19 Proz, womit die Realver| dienste je Schicht den Stand von Mitte des Jahres 1929, eines Beitpunktes mit verhältnismäßig guter Mengenfonjunktur, erreicht hätten. Wir überlassen es den Organisationen der Bergarbeiter, dem Herrn Assessor die passende Antwort darauf zu geben.
Die Feierschichten sind bei der Behauptung über die Realverdienste der Beraarbeiter zwar außer Betracht geblieben, doch d. merden bei der Echilderung der Notlage des Ruhrbergbaues, b. h. des Unternehmertums, die
etwa 22 Millionen Feierfchichten
ins Treffen geführt. Es würden noch 20 000 bis 30 000 Mann mehr beschäftigt, als es der Abfazlage entspricht. Die Herrschaften im Ruhrbergbau sind am Ende ihres Lateins und deshalb hofft Herr Brandi auf eine große nationale Bewegung", er hofft, daß der Unternehmerföldling Hitler zur Macht tommt. Diese Hoffnung muß bei der heutigen Wahl zuschanden werden.
Alles in allem beweist das, was die., DA3." über diese Tagung veröffentlicht, die Notwendigkeit der Bergarbeiterforderung auf Berstaatlichung des Bergbaues.
Bechenwehren.
Gelbe und Nazis als Zechenpolizei.
Die Zechenbefizer, die mit Millionenbeträgen die Nazibemegung finanziert haben, bekommen es jegt mit der Angst zu tun. Sie bilden auf ihren Bechen sogenannte 3 e dhenwehren unter dem Vorwand, die Gruben gegen einen Linksputsch(!) sichern zu müssen. Die Leute dieser Zechenwehren haben in Abteilungen von je 25 Mann Wachdienst zu machen. Sie werden von der 3 edhe Derpflegt. Die Behren bestehen nicht aus Arbeitern, sondern ausschließlich aus Beamten und Angestellten, die gelben Organisationen angehören oder Nationalsozia liften find.
,, Ich wollte nicht Beamter werden, nein und nochmals nein. Mir wurde gähnend übel bei dem Gedanken, als unfreier Mann einst in einem Büro sizen zu dürfen, nicht Herr fein zu fönnen der eigenen Zeit, sondern in auszufüllende Formulare den Inhalt eines ganzen Lebens zwängen zu müssen
Welche Ueberwindung muß es doch Adolf dem Großen gekostet haben, der diese Worte einmal auf Seite 6 feines Buches ,, Mein Rampf" schrieb, als er sich entschloß, nun doch Beamter zu werden. Er ist seinem Vorfaz aber nicht ganz untreu geworden, denn die braunschweigische Klagges- Regierung hat ihn davor bewahrt ,,, in auszufüllende Formulare den Inhalt eines ganzen Leben zwängen zu müffen". Auch in dieser Flucht vor der Alltagsarbeit des Be amten offenbart sich die weise Vorsicht des Olaf, der sich nicht in den Maschen seines eigenen Dritten Reiches verfangen möchte. Mit bem ersten Sonnenuntergang im Dritten Reich müßte er nämlich auch in der Armee der Arbeitslofen untertauchen, denn im SofortProgramm der NSDAP . heißt es unter Bunft 3:
Die durch Parteibuch und sonstige Beziehungen ohne Berufs. ausbildung und Nachweis der Brauchbarkeit in die Verwaltung gefommenen Parteimänner sind sofort ohne Uebergangs, Wartegeld oder Ruhegehalt zu entlassen."
Die Frauen haben im Reiche Hitlers nach Goebbels nur die Aufgabe, schön zu sein und Kinder zur Welt zu bringen". Den Beamtinnen, die neben ihren männlichen Kollegen darauf brennen, die Attendeckel mit Hakenkreuzen verzieren zu können. hot man im beamtenpolitischen Programm zwar einige besondere Aufgaben überlassen, wie z. B. einen Teil der sozialen Fürsorge" oder ,, manche Aufgaben der Kindererziehung". Aber das steht ja nur im Programm, um aus den Reihen der Beamten Wähler. ftimmen zu bekommen. Der Münchener Propagandachef Hitlers Pg. Effer hat im Februar in einer Versammlung in Stuttgart über die von den Nazis sofort noch ihrem Regierungsantritt zu erlassenden Notverordnungen erflärt:
,, Die zweite Notverordnung bestimmt, daß alle Frauen und Mädchen aus den ftaatlichen Bürostellen zu entfernen und durch Männer zu ersetzen sind."
Wenn wir erst an der Macht sind, dann wird Schluß gemacht mit dem Lohn- und Gehaltsabbau, dann werden die Notverord nungen aufgehoben usw., das sind die Redensarten, die man im Wahlkampf täglich von den Nazirednern hören konnte.
In einer Denkschrift des Beamtenfachberaters der NSDAP . nom 26 Juli porigen Jahres aber hieß es: Da das Reich, bie Länder und Gemeinden sowie das ganze schaffende Bolt bei der Uebernahme der Regierung finanziell vor einem. Nichts stehen werden, werden auf allen Gebieten der öffentlichen Verwaltung drafonische Sparmaßnahmen einsetzen müssen, von denen auch die Beamtenschaft nicht ausgenommen werden kann... Lezten Endes liegt daher der Gehaltsabbau in dem ureigensten Interesse der Beamtenschaft, weil er die Voraus fegungen für den Wiederaufbau der ganzen Nation schafft." Besser hätte es in der schwerindustriellen ,, Deutschen Allgemeinen Zeitung" auch nicht stehen fönnen.
Natürlich können alle diese ,, Reformen erft verwirklicht werden, wenn die Nazis die Macht in Händen haben. Daran, daß ihnen die Macht durch den Stimmzettel zufallen wird. haben sie noch nie
Da von einem Linksputsch jest nicht die Rede ist, ein Rechtsrecht geglaubt. Wenn sie sich trotzdem an den Wahlen beteiligt putsch aber die eblen Spender der Nazis verschonte, ist die Furcht haben, hatte das lediglich einen anderen Grund. Dr. Otto Straßer
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