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Morgenausgabe
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Der„ Borwärts erfcheint mochentage Tich zweimal, Sonntags und Montags einmal. die Abenbausgabe für Berlin und im Handel mit dem Titel„ Dez Abend". Jllustrierte Sonntagsbeilage Bolt und Zeit
Montag 14 März 1932
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L
Hindenburg fehlen zum Sieg im ersten Wahlgang
nur wenige Tausend Stimmen.
Hitler wird Reichspräsident!" brüllten vorgestern noch alle nationalsozialistischen Kehlen. Nicht: ,, er soll es werden". sondern einfach Er wird es!" Nun, wenn das Wahlergebnis, das in vorgerüdter Nachtstunde vorliegt, in einer Beziehung klar und eindeutig ist, dann in dieser:
Hitler wird nicht Reichspräsident!
Er wird es nicht im ersten Wahlgang, er wird es nicht menn es überhaupt dazu kommt- im zweiten und legten Wahlgang. Er wird es überhaupt nicht.
Das ist vollkommen sicher. Reicht es im ersten Wahlgang nicht, so ist der zweite nur noch eine Formalität. Denn Hindenburg liegt Hitler so weit voraus, daß dieser am besten täte, auf ein zweites Rennen zu verzichten.
Gleichviel, ob die Wahlmathematik noch ein paar Stimmen zum Sieg im ersten Wahlgang fehlen läßt oder nicht- das deutsche Volk hat Hindenburg ein glänzendes Bertrauens potum erteilt. Seine ehemaligen Freunde hatten ihm den Krieg erklärt- und der Erfolg: Er kommt mit vier Millionen Stimmen mehr als vor sieben Jahren aus der Wahlschlacht zurüd.
Das Ergebnis.
Leber 37 Millionen Stimmen gezählt.
Die letzte Zählung der Stimmen gegen 1 Uhr nachts-es fehlten nur einige Bezirke aus dem Wahlbezirke Mecklenburg ergaben folgendes Re fultat:
Duefterberg Hindenburg Hitler Thälmann Winter.
Ungültig
Gesamt
Hitler wird nicht Reichspräsident. Der Faschismus ist mit seinem Versuch, die Staatsgewalt legal zu erobern, abge- Duefterberg schmettert. Er wird sie nicht legal erobern, und illegal er. Hindenburg obern wird er sie erst recht nicht!
Deutschland hing am Rande des Abgrunds. Sozialdemo.
tratische Arbeiterfäuste haben es zurückgerissen!
Die Eiserne Front hat Deutschland gerettet! Messen mir einmal die Größe des Erfolgs an den ver
megenen Prophezeiungen unserer Gegner!
"
Am 5. März stellte der Angriff" des Herrn Goebbels folgende Berechnung an: Wenn man vorsichtig" rechne, so
0
Thälmann Winter
..
Wahlberechtigt:
Reichstagswahl 1930 232080( 349 293) 1307780( 1183194) 664559( 393266) 684966( 727855) 8626
3381156
Abgegebene gültige Stimmen: 2898207
jei eine Zahl von 15 Millionen Stimmen anzunehmen, die in dem ich das Amt des Reichspräsidenten überHitler von vornherein sicher seien. Es tönnte aber nach vornehme, werden Reichstagswahlen ausgefchrieben werden. fichtiger Berechnung auch
eine Zahl von 17 bis 18 Millionen nationalsozialistischer Stimmen
nicht als ganz ausgeschlossen gelten. Für Hindenburg dagegen ergebe die äußerste Möglichkeit höchstens 11 Millionen Stimmen" Hindenburg , Duesterberg und Thälmann könnten es zusammen höchstens auf 18 Millionen bringen. so daß es unter Umständen auf wenige hundert Siimmen hin oder her ankommt, ob Adolf Hitler schon im ersten Wahlgang gewählt
werden wird oder nicht".
erklärte in dem schon bekannten Sochaczewiti Inter views am Tage vor der Wahl, er könne nicht weniger als 12 Millionen Stimmen. Hindenburg nicht mehr als 12 Millionen Stimmen im ersten Wahlgang bekommen. Der Ausgang des zweiten Wahlgangs sei nicht zweifelhaft. Hinden burg habe keine Siegesaussichten und weiter mörtlich:
In dem Augenblid, in dem ich zum Reichspräsidenten gewählt werden, wird Brüning demiffionieren. Er wird es aber auch dann schon fun müffen, wenn ich im ersten Wahlgang 13 millionen Stimmen erhalte. Es wird dann bis zum endgültigen Ausgang der Wahl eine Interims- Regierung an die Stelle des bisherigen Sabinelts Brüning treten. In dem Augenblid,
Daß ein Mann, der am Tage vor der Wahl so drauflos schwadroniert, als Kandidat vorübergehend ernst genommen werden mußte, ist eine wahre Schande. Ueberhaupt zeigen die ganzen prophetischen Rechenfünfte des Braunen Hauses, daß man dort noch nicht einmal das ABC der Politik begriffen hat. Ja, wenn es mit der bloßen Propaganda, dem ewigen Maulaufreißen getan wäre, dann hätten die Herren schon die Welt in der Tasche. Kommt es aber auf mehr an, dann zeigt sich bald, daß ein tüchtiger Ausrufer vor einer Schießbude noch lange fein Staatsmann ist.
Die Sozialdemokratie fann auf diesen Kampf mit Stolz und mit Genugtuung zurücbliden. Ihre Anhänger haben restlos Disziplin gehalten und mit ihren Millionen den Ausschlag gegeben.
Die Kommunisten sind bis auf die Knochen blamiert.
Sie haben vielfach noch Stimmen verloren, meil thre Wähler die Idiotie eines, Kampfes gegen die Sozialdemofratie in dieser Situation einfach nicht mehr mitmachen wollten. Jegt droht ihnen die Ungnade Moskaus !
Für uns steht der Feind noch immer rechts! Er hat eine schwere Niederlage erlitten, wir warten gespannt, wie er fie ertragen wird, aber wir geben uns feiner Täuschung darüber hin, daß er noch immer starf und gefährlich ist.
Ob es nun zum zweiten Wahlgang tommt aber nicht,
hinter der Präsidentenwahl tommt die Preußenwahl. Harte Kämpfe wird es noch fosten, bis sich der Gegner ge schlagen gibt.
Es ist keine Zeit zum Jubilieren! Es heißt Weitermarschieren und Weiterschlagen!
Bei einer vorläufigen Uebersicht über die Stimmenzahlen ber cinzelnen Kandidaten in den verschiedenen Wahltreifen gewinnt man bereits einen flaren Einbrud von der politischen Gestaltung der Berhältnisse in den verschiedenen Gegenden Deutschlands
Der erste Eindrud ist der, daß Ueberraschungen sozufagen geographischer Art faum eingetreten find. Man mußte im voraus, daß
der Osten und der Norden Deutschlands die stärksten Stüßpuntte der Rechtsraditalen bilden würden. Das sind sie übrigens nicht erst seit heute und gestern. Es kann also für niemand eine besondere Ueberraschung fein, daß Hitler in Schlesien , in Ostpreußen , in Frankfurt a. d. Oder, in Pommern , Mecklenburg . und Schleswig- Holstein verhältnismäßig günstig abgeschnitten hat, freilich bei weitem nicht so erfolgreich, wie es die Nationalsozialisten mit Bestimmtheit erwarteten. An dererseits hat
insbesondere Bayern , die Erwartungen durchaus erfüllt, die die Mains früpften. Anhänger der Hindenburg - Randidatur an die Gebiete füdlich des Mains fnüpften. Der Rückschlag der Nationalsozialisten in 5effen Darmstadt gegenüber der Landtagswahl im No Dember 1931 ist eine der erfreulichsten Erscheinungen dieses Wahlfampfes: Borheim wirft sich aus!
Das industrielle Westdeutschland
hat durchweg die starte absolute Mehrheit für Hindenburg ergeben, die das Zusammengehen der Weimarer Koalitionsparteien erwarten ließ. Der Einbruch in das Industrieproletariat an Ruhr und Rhein ist den Nazis nicht gelungen.
ein durchaus uneinheitliches Bild. Oft Sachsen und Leipzig , wo die Hindenburg - Wählerschaft zum größten Teil aus Sozialdemokraten besteht, beweist durch seine Wahlziffern am besten, daß die Parole der Partet einheitlich befolgt worden ist. Dagegen ist es in den alten Hochburgen der Kommu niften, alle Merfeburg und Chemnih 3widau, die zugleich feit jeher ein starter Stüßpunkt der Rechtsradikalen in Stadt und Land gewesen sind, ben vereinten Hindenburg - Gegnern gelungen, den jezigen Reichspräsidenten in die Minderheit zu
versetzen.
In Groß- Berlin,
mo ähnlich wie in Sachsen die Hindenburg - Wählerschaft sich überwiegend aus der Eisernen Front refrutierte, haben die Parteien, die für die Wiederwahl des Reichspräsidenten eintraten, rund 120 000 Stimmen mehr erhalten als bei der letzten Reichs tagswahl. Allein diese Tatsache widerlegt glänzend die täglichen
Lügen der kommunistischen Presse über eine angebliche Auflehnung fozialdemokratischer Wähler oder sogar Partei und Gewerkschafts
mitglieder gegen die Barsle ihrer Organisationen: Schlagt Hitler , wählt Hindenburg !" Gerabe die Kommunisten, die den Mund nicht voll genug über ihre Agitationserfolge in der Reichshauptstadt nehmen konnten, haben über 40 000 Stimmen im Bergleich zum 14. September 1930 verloren Dabei hat die allgemeine Not, die einen so glänzenden Nährboden für thre Propaganda bildet, in dem industriellen Berlin seit anderthalb Jahren ungeheuer zugenommen. Aber gestiegen ist auch die Zahl derer, die trog alledem das Wahnwißige der fommunifiischen Bas rolen erfennen; und sie mird weiter steigen.