Jn Schweden herrscht durch Krergers Selbstmord und die Gefährdung des Kreuger- Konzerns größte Bestürzung. Samtfiche Großbanten haben in der Nacht vom Sonnabend zum Sountag Borstandsfihungen abgehalten. Die Regierung hielt einen & ronrat ab. Der schwedische Ministerpräsident machte in einer Preffekonferenz von einem Gefehentwurf Mitteilung, durch den den Kreuger- Unternehmungen ein Zahlungsaufschub gewährt Die Pariser Polizei hat Kreugers Ceiche zur Ueberführung nach Stodholm freigegeben. Er war in der gleichen Stunde, in der mit englischen, franzöfifchen und amerikanischen Bankiers verhandelt werden folte, auf feinem Bett mit einem Herzschuß aufgefunden worden. Der Revolver lag neben ihm. Es ist nicht ausgefhlossen, daß ihn unmittelbar vor feinem Shriff ein Kabeltelegramm aus New York erreicht hat, das riefenhafte Berkäufe von New York erreicht hat, das riefenhafte Berkäufe von Kreuger- Papieren auf der New Yorker Börse
und die Börsen auf drei Tage gefchloffen werden sollen.
meldete
Börse von Stockholm geschlossen.
Stodholm, 13. März. Der Borstand der Stocholmer Börse hat befchloffen, daß die Börje ab Montag bis auf weiteres gefchloffen bleiben foll. Der Borftand wird am Dienstag eine neue Sigung abhalten.
Kazenjammer im Braunen Hause
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O Gott, o Gott! Was fangen wir nun mit unfern Giegesprophezeiungen an?"
Landtagswahl in Strelit.
Neustrelit, 13. März. Nach dem amtlichen Endergebnis der Landtagswahlen in Medlenburg- Strelit erhielten die Sozialdemofraten 16166 Slimmen, 10 Mandate; Verband der Haus- und 1 Mandat; Nationalsozialisten 14 223 Simmen, 9 mandate; Kom1 Mandat; Nationalsozialisten 14 2333 Stimmen, 9 Mandate; Kommunisten 5450 Stimmen, 3 Mandate; Deutschnationale 18 469 Stimmen, 11 Mandate; Chriftlichsoziale 796 Stimmen, tein
Mandat.
Die Sozialdemokraten gewannen gegenüber der Reichstagswahl rund 300 Stimmen.
Die Landesratswahl im Saargebiet hat folgendes Ergebnis: Sozialdemokraten 3 Mandate( Berlust 2), Kommunisten 8( Gewinn 3), Nationalsozialisten 2(+2), Deutsch nationale 2(+ 1), Deutsche Boltspartei 3(-1), Wirtschaftspartei 1(-), 3entrum 14(-).
Bluttaten am Wahltag.
Solingen , 13. März.( Eigenbericht.) Ju Hückeswagen fam es am Sonntagmorgen um 10 Uhr zwischen Nationalsozialisten und Kommunisten zu einer Schlägerei, in deren Verlauf ein Kommu. nist einen Lungenschuh erhielt. Der Täter flüchtete in das Haus eines Dachdeckermeisters und von dort aufs freie Feld. Die Kommunisten waren der Meinung, der Täter befinde sich noch in dem Hause. Sie bedrohten den Dachdeckermeister, der schließlich in der Notwehr von seiner Schußwaffe Gebrauch machte und zwei kommunisten niederschof, von denen der eine fofort getötet wurde. Der andere starb nach feiner Einlieferung im Krankenhaus.
Blutiger Kampf in Dithmarschen .
Hamburg , 13. März.( Eigenbericht.) In Burg( Dithmarschen ) überfielen etwa 300 Nazis 25 Reichsbannerleute. Drei Reichsbannerfame. raden und ein Hakenkreuzler wurden schwer ver. Test, brei weitere Republikaner leichter verwundet. Das Reichsbanner zog sich in ein Gehöft zurück und wurde dort bis 3 Uhr morgens belagert, um schließlich von zehn Landjägern befreit zu werden.
In Hemelingen bei Bremen überfielen 61 Nazis den Konsumverein. Der Ueberfall wurde jedoch durch die Besatzung vereitelt.
Maschinengewehr beschlagnahmt.
In Salzwedel wurde am Sonntag in der Wohnung des dortigen SA- Führers, eines Arztes, von der Polizei ein schweres Ma. schinengewehr beschlagnahmt. Außerdem wurden zahlreiche Ge wehre und große Mengen Munition gefunden. Der Arzt wurde
festgenommen.
In der Provinz Sachsen fam es im Kreise Wolmirstedt zu schweren Zusammenstößen zwischen Nationalsozialisten und Kommu niften. Die Nationalfozialisten erlitten Schußverlegungen.
Starke Beteiligung.- Ruhiger Verlauf in allen Stadtteilen.
Der Wahltag hat in Berlin ruhig begonnen, bis auf einen Feuerüberfall auf Schutzpolizisten in Rudow . Das Straßenbild war etwas belebter als an anderen Sonu tagen. Vor den Abst im mungslokalen zogen die Plafatträger der einzelnen Kandidatengruppen auf, die Streifen der Schutzpolizei verteilten sich in der Nähe der Wahllokale, Bereitschaften auf Lastkraftwagen und zu Pferde zogen auf ihre bestimmten Sammelpläge, und pünktlich um 9 Uhr begann der Wahlakt. Schon die erste Stunde der Wahlhandlung zeigte einen gewaltigen Unterschied zwischen dieser Reichspräsidentenwahl und den letzten Reichstagswahlen im September 1930, vom Volksentscheid im August vorigen Jahres gar nicht zu sprechen. Ueberall sette nämlich der Andrangau den Urnen mit überraschender Stärke ein, eine Tatsache, die besonders in den Bezirken auffiel, in denen sonst erfah rungsgemäß die Wähler erst gegen Mittag und am Nach mittag zu erscheinen pflegen.
Es wurde beobachtet, daß Wahllofale mancher überwiegend bürgerlichen Gegenden schon in den ersten Stunden des Vormittags das Doppelte oder das Dreifache der Stimmabgaben zu verzeichnen hatten, die sonst bei Wahlen festgestellt wurden. Das gilt besonders für den Südwesten sowie ben alten und neuen Westen der Reichshauptstadt. Zusammenfassend ließ sich feststellen, daß die Wahlbeteiligungen in Berlin bis 1 Uhr mittags, felbst unter Berücksichtigung der verschiedenen Schwankungen, mit 45 bis 50 Prog. feineswegs als zu hoch bezeichnet ist.
Der weitere Berlauf des Wahltages zeigte in fast allen Bezirken auch am Nachmittag das gleiche Bild wie am Vormittag. Fast übereinstimmend wurde berichtet. daß der starte Andrang zu den Bahlurnen mur in den Mittagsstunden vorübergehend abflaute, um dann erneut einzufegen. Bis 5 Uhr nachmittags waren fast durchweg Wahlbeteiligungen von 75 bis 80 Pro3. festzustellen und in der legten Stunde der Wahl stiegen diese Ziffern teilweise auf 85, vielfach sogar auf 90 Broz. Bezeichnend war es, daß ganz ruhige, reine Wohngegenden, wie beispielsweise das alte Sansa viertel am Bahnhof Tiergarten oder in der Umgebung des 300, mit die höchsten Wahlbeteiligungsziffern, nämlich fast 90 Broz., meldeten und daß in den betreffenden Wahllokalen festgestellt wurde, daß hier 20 bis 25 Broz. Stimmiberechtigte mehr an der Urne erschienen seien als bei den legten Reichstagswahlen.
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Am Nachmittag machten alle Parteirichtungen für den Präsidentschaftskandidaten Winter wurde allerdings überhaupt keine Propaganda gemacht legte Anstrengungen, um die Wähler, die noch fäumig waren, an die Urnen zu bringen, und in der Umgebung der Wahllokale häuften sich die verbrauchten Wahlflugblätter zu Klumpen. Um ½26 Uhr abends wurde auch der letzte Berliner Polizeibeamte eingesetzt. Die mit der Beaufsichtigung des Wahl ausschusses betrauten Beamten bezogen ihre Posten, um die Aus. zählung und den Abtransport der Stimmliften zu sichern, und um 6 Uhr abends war der Wahlakt zu Ende.
Die Innenstadt.
In der Berliner Innenstadt ist der Bahltag vollkommen ruhig verlaufen. Der Bannfreis war gekennzeichnet und durch Schug polizei gesichert. es fanden feinerlei Ansammlungen statt und vor dem sogenannten Ministerwahllotal, das diesmal nach der Kanonierstraße 37 verlegt ist, tam es zu feinem Zwischenfall. Als einer der ersten Wähler erschien der Reichskanzler Dr. Brüning, der von einer größeren Menschenmenge mit Adtung begrüßt murde. Sofort traten natürlich die Männer der Kamera mit großem Eifer in Tätig. feit. Zum erstenmal feit dem Jahre 1925 hat der Reichspräsident seiner Wahlpflicht nicht genügt. Im zweiten Minister wahl. Total in der Französischen Straße erschienen der preußische Innenminister Severing, Berlins Polizeipräsident Grzesinsti und Rommandeur Heimannsberg gemeinsam. Bald folgte der Reid, spräsident 2öbe; besondere Beachtung fand der Berliner Bischof Dr. Schreiber
Das sehr verständige Verbot von Umzügen sorgte aber für einen geradezu vollkommen ruhigen Ablauf der Wahl. Freilich mußten schon um die zehnte Stunde herum die Wähler nor manchen Lotalen Schlange stehen, um ihrer Pflicht zu genügen. Einige heitere Ergebnisse feien registriert. Am Planufer erzählte man fich,
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daß dort ein mohammedanischer Hafentreuzler wohnen müßte, benn aus einem Fenster wehte eine Fahne in der grünen Farbe des Propheten mit dem Hafentreuz tarinnen. Vor einem Bahllofal nahe dem Belle Alliance Pla z entfernte sich ein Berber für Teddy Thälmann, der gleichzeitig die, Rote Fahne" verkaufte, für einige Minuten von seinem Plaze. Er bat den Kämpen Duesterbergs, doch seinen Packen Zeitungen zu übernehmen. Und so stand dann der Werber der schwarzweißroten Front mit der„ Roten Fahne" unter dem Arm.
In den westlichen Bezirken
herrschte wie überall in Berlin absolute Ruhe. Während man bei dorf und Charlottenburg , den Hochburgen der Nazis. viele den letzten Wahlen in Friedenau , Schöneberg , Wilmers einzelne SA.- Leute in ten Straßen sah, die sich widtig machten, war am gestrigen Tage nicht ein einziger zu erblicken. Dafür schienen sie ihre Frauen auf die Straße geschickt zu haben, denn man begegnete auffallend vielen Frauen und Mädchen mittalers großen Hafenfreuzabzeichen auf der teutschen Bruſt. Neben den vielen Transparenten, die für Hindenburg warben, vers schwand die Wahlreklame der übrigen Parteien völlig; im Hansa viertel hatte ein Bigbo Papierhakenkreuzchen verteilt und zuweilen sah man eine einsame Hafenkreuzfahne trübjelig aus einem Fenster hängen. Die ganze Stimmung war für die Hitlerleute nicht gerade hoffnungsvoll.
ist der Wahlsonntag vollständig ruhig verlaufen. Die Hitlerleute sind auf das schlimmste enttäuscht, daß Hindenburg in Potsdam so viel Stimmen erhalten hat. In deutschnationalen Wahlbüros wehten seit gestern bereits drei große Schwarzweißrote Fahnen und an manchen Häusern waren über Nacht Platate mit dem Bucnis von Hitler angebracht, unter dem die großspurige Unverschämtheit du lesen war: Hitler ist Präsident geworden.
Die Polizei am Wahltag.
Polizeihauptwachtme fter niedergeschossen.
Die starken Sicherungsmaßnahmen der Berliner Echutzpolizei haben es nirgends in Berlin zu nennenswerten Zwischenfällen tommen lassen. Die Links und Rechtsraditalen verhielten sich auffallend ruhig, wozu zweifellos die erhöhte Wachsamkeit der Polizei beigetragen hat. Während der ganzen Nacht patrouil lierten Bolizeiautos durch alle Stadtteile, und in etwa 20 Fällen wurden Schmier- und Klebetolonnen bei ihrer Arbeit überrascht. Auch am Bahltag felbft mar bie Polizei fast bis auf ben legten Mann restlos in Anspruch genommen. Vor allen Wahllofalen standen Doppelposten, und starke Schupostreifen hielten vornehmlich die befannten Unruhezentren unter aufmert samer Beobachtung.
In den Abendstunden wurde der Straßendienst der Polizei abermals erheblich verstärkt, Zwischenfälle ereigneten sich jedoch nicht. Hin und wieder wurden einzelne Krafeeler festgenommen und der Politischen Bolizei übergeben Die Bilanz des Wahltages, die Recht zum Sonntag mit eingerechnet: find 360 3wangs gestellte, die wegen verschiebener Bergehen festgenommen
wurden.
Ein hinterhältiger Feuerüberfall murbe in der Sonntagnacht auf eine Schupo Doppelfstreife in der Jahnstraße in Brig verübt. Die beiden Beamten gingen ahnungslos die Straße entlang, als plöglich furz hintereinander mehrere Schüffe frachten. Polizeihauptwachtmeister Wissel vom Revier 218 brach von einer Kugel in den rechten Oberschenkel getroffen zusammen. Der zweite Beamte hielt die Täter, die jegt aus einer Hausnische auftauchten und flüchten wollten, mit seiner Pistole in Schach . Seinen verlegten Rameraden und die beiden mutmaßlichen Täter brachte der Bee amte zu einem nahegelegenen Lokal und alarmierte von hier aus das Ueberfallfommando. Als die Beamten furz darauf erschienen und die Umgebung des Tatortes absuchten, nahmen sie noch drei Berdächtige fest. Bei einem der Burschen, es handelt sich sämtlich um kommunisten, wurde noch eine geladene Pistole Der mute gefunden, aus der mehrere Schüsse abgefeuert waren. maßliche Schüße hat bisher noch kein Geständnis abgelegt.
Mädchenmörder verhaftet
Ueberraschende Aufklärung. Der Anzeigende war der Täter.
Ju später Stunde wurde gestern der Lustmord an| worden war, begab er fich in seine Wohnung zurüd, der sechsjährigen Elfriede Woitschik aufgeklärt. Als säuberte sich und ging zum nächsten Polizeirevier. Dort Täter wurde der 43 Jahre alte Wilhelm Retrich gab er an, daß er auf dem Boden die Leiche entdeckt, aus der Manteuffelstraße 61 ermittelt. K. hat ein Geständnis abgelegt.
Bei den weiteren Nachforschungen wurde den Be amten der Mordkommission bald klar, daß für die Tat nur ein Mann in Frage kommen fonnte, der in dem Hause gut Bescheid wußte und zu dem Boden, auf dem die Leiche des Kindes gefunden wurde, Schlüssel haben mußte. Kriminalkommissar Lobbes ließ sich daraufhin nochmals den Hausbewohner im Polizeipräsidium vor. führen, der das tote Kind zuerst in dem Ver. schlagentdeckt hatte. Es war der Arbeiter Ketrich, der in der vierten Etage des Mordhauses wohnt. K. bestritt zunächst, mit dem Morde etwas zu tun zu haben. Als er sich aber bei dem Kreuzberhör immer mehr in Widersprüche verwickelte und die Beamten ihm nun die Tat auf den Kopf zusagten, schwieg er völlig. Erst nach geraumer Zeit brach Kehrich das Schweigen und legte ein umfassendes Geständnis ab. Danach hatte er sich gegen 12 Uhr auf den Hof begeben, wo die kleine Elfriede Woitschit mit einem Jungen spielte. Er erzählte der Kleinen, daß sie für ihn Milch holen solle und
nahm sie mit in seine Wohnung. Dort führte er das Ver. brechen aus. Die kleine Leiche verschnürte er dann in Bakpapier und teug sie zum Boden hinauf. Nachdem sich St. vergewissert hatte, daß er von niemand beobachtet
habe.
Als Kronzeuge des Berbrechens wurde der fleine pier. jährige Heinz Pasche verhört, ber mit Elfriede Boitschit noch am Sonnabend mittag auf dem Hof des Hauses 61 und auf der Straße spielte. Der Junge macht einen intelligenten Eindruc und schildert seine Erlebnisse völlig unbefangen. Nach seinen Er zählungen ist auf der Straße plöglich ein Mann an sie herangetreten, der groß und did war und eine Hornbrille bat es, für ihn Milch zu holen. Die Kleine willigte ein. trug. Der Mann auf der Straße wandte sich dem Mädchen zu und Der Mann und Elfriede Boitschif entfernten sich, der kleine Heinz Stufen zum ersten Stodwerk empor. Hier aber kehrte der Junge Sie betraten jezt das Haus Nr. 61 und schritten die ging mit. um, weil ihm die Stufen zu hoch waren und ihm Schwierig teiten machten und weil er sich dann plöglich erinnerte, daß seine Mutter ihm gesagt hatte, daß er niemals mit fremden Leuten mitgehen solle! Es war ganz furze Zeit vergangen, als der Kleine plöglich die Mutter der Elfriede auf der Straße fah und fofort auf sie zulief und sie fragte: Frau Woitschik, darf denn die Elfriede mit einem fremden Manne mitgehen?" Die Mutter war aufs höchste bestürzt und machte sich jetzt sofort auf die Suche nach ihrem Kinde, tonnte es aber nicht finden
Sie ahnte nicht, daß der Mörder ihres unglücklichen Kindes in
demselben Hause wohnte, das der Kleine Heinz eben verlassen hatte. Wirtschaft: G. Klingelhöjer; Berantwortlich für Politik: Bietor Schiff; Gewerkschaftsbewegung: 3. Steiner; Feuilleton : Dr. John Schitowsti; Lotales und Sonstiges: Friz Karstadt , Anzeigen: Th. Glode; sämtlich in Berlin . Verlag: Borwarts- Berlag G. m. b... Berlin . Drud: Borwärts- Buchdruckeret und Berlagsanstalt Baul Ginger& Co., Berlin 68. 68. Lindenstraße&