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föeilage Mittwoch, 16. März 1932

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c'J&. Jl..Uoffnuum in ffierlin WW. Sine Sonderbare Spastierfahrt von weiurMi

Der grüne U l st e r und der Blech Zylinder. Bahnhof Zoo gilt nicht zu Unrecht als der gefühlsmäßige Brennpunkt von ganz Berlin . Unter der Uhr des ländlich-niedrigen Stationsgebäudes begegnen sich die Gegensätze der Geschlechter mit denen von Stadt und Land und Zeitaltern. Wirkt nicht der frei- liegende Bau mit den vielen Luftschornsteinen wie eine Insel von Alt-Berlin in Neu-Berlin: hm! und dort sah ich sogar wahrhaftig Alt-Berlin aussteigen und sich Neu-Berlin besehen: Ein bleicher Mann mit einem ausgefransten, wie von angesetztem Moos grün- schillernden Ulster kam auf mich zu: niemand anders als der Geist des größten und phantastischsten Berliner Dichters E. T. A. Hoff- mann. Diese sonderbare Mischung von Berliner Gemütlichkeit und UnHeimlichkeit war aus den Kellertiefen vom alten Berlin C. auf- gestiegen, um sich mit mir(hier Wohnendem) den»ltra-modernen W e st e n anzusehen... wo der phantastische Erzähler so prominent auf Weinkeller- und Theoterplakaten figuriert... welch ein Aben- teuer! Die auf ihr Glück(oder Unglück) harrenden Pärchenpartner rissen über der gewollten Schäbigkeit der Erscheinung erstaunt die Augen auf: ein prominenter Geist erscheint(von Plakaten abgesehen) heute im Berliner Westen nur mit Monokel und im Stadtpelz. E. T. A. riß ebenfalls die Augen auf. Der Urheber der berühmten Spukgestalten, die der Welt das Gruseln gelehrt, kriegte es beim Anblick dieser hyperrealen, neusachlichen, aalglatten, verschlossenen uniformen Menschenrasse, der nichts von Berufszugehörigkeit, Eigen- ort oder Gefühl anzumerken ist, mit der Angst zu tun. Er glaubte, er sei in eine Schemen- und Schattenwelt geraten. Der Geist des alten Berliner Zentrums flüchtete vor diesen Gespenstern der Mo- dernität über das ihm vertraut scheinende Katzenkopfpflaster, auf dem die Spatzen ausflogen, nach einer der ebenfalls in ihrer Antiquiertheit geisterhaft wirkenden Pferdedroschken... von denen ein Häuflein an allen Bahnhöfen aus autoscheue Rüschen- kanten aus der Provinz zu warten scheint. Der olle Blechzylinder neigte sich morgenluftwitternd zu dem grünschillernden Ulster herab, der, als der spreizbeinige Gaul mit impotentem Protest, wie ein vierbeiniger Anachronismus, in die blecherne Welt der Autos hin- einsauste, wieder Oberwasser zu bekommen schien. Die depressiven Gefühle verließen den bleichen Geist, mit dem ich fuhr, über der großartigen Seltsamkeit des Schauspiels, das sich uns bot. Elektromagie. Eine überquellende Marionettenwelt ergoß sich in zahlreicher und unübersehbarer Parade, wie kein alter Ballettmeister es kunst- gerechter auszudenken verstanden hätte, über jedes freiwerdende Fleckchen der dämmernden Straßen, deren durchsichtige Luft eine weichere blaugrüne, von magischen Lichtern durchsetzte Farbe anzu- nehmen begann, während die Schaufenster wie Theaterszenen bunt zu strahlen anfingen... Das kosmisch Magische der modernen Großstadt hatte es nicht in seiner grotesken Phantastik den ein wenig unheimlich-romantischen Schimmer E. T. A. Hoffmannscher Personifikationen? Ei ei, und da lächelte uns ja aus so einer cremelackierten, den armen Gaul antutenden Blechschatulle Dr. Spalanzinis Uhrwerkpuppe Olympia an... alle nur aus- zudenkenden niedlichsten Püppchen, wahrhaftiger Gott, schössen hin und her, als hätten sie etwas verloren: ihr Geld oder das Herz sollte man meinen, und es ist nur jammerschade, meinte E. T. A., daß sie keines haben. Cr kam in mancher Weise auf seine Rechnung, der gute Hoffmann aus Berlin C. in Berlin W., aber die Berliner Gemütlichkeit schien ihm bitter abzugehen. Er bekam das Gefühl, sich in einer verzauberten Stadt von mechanisierten ausländischen Gehirnmenschen voller Leidenschaften und ohne Herz zu befinden. Nur die dicke Blumenfrau an der Kursürstendamm- ecke, von der er einen roten Tulpenbund kaufte, hatte bombensicher das Herz am rechten Fleck, und Hoffmann hieß die Urwüchsige einsteigen mit ihrem Korb, damit die Sache ein bißchen gemütlicher würde., Die goldene Fassade. Gemütlich zurückgelehnt, lauschte der vielseitige Geist, als wir im Zwielicht den Damm hinauffuhren, mit seinem Musikerohr auf die Sinfonie der schrillen und wieder verklingenden Geräusche und ließ sein Malerauge umherschweifen. Daß klassische Musik, auf die keiner achtet, aus den dem ersten Frühlingsahnen geöffneten Fenster wehte, schien ihm seltsam genug: was spukt nicht heute alles aus Schalltrichtern heraus und auf der Leinwand herum. Niemals war die Welt so voller Geister und hing so am Draht, und niemals nbhm man das Ungewöhnliche so selbstverständlich hin. Und diese Kerbschnittornamente an den pervers-süßlichen Häuserfassaden, grüßende Löwenköpfe mit Ringen im Maul, wulstig« Blumenornamente der das alte Stadtzentrum verkörpernde Geist sah sich mit einem melancholischen Interesse die ach nur so dünn über das Elend gespannten, fast durchwegs im Jugendstil erbauten Häuserfassaden an. die von der vorangegangenen Gene- ratio« mit soviel Hoffnung und Prätention erbaut wurden. Schon ist dieses, die kapitalistische Weltordnung symbolisierende Gestern hoffnungslos veraltet gegenüber dem gemütlichen Vorgestern des Gründerstils aus der Hoffmannschen Zeit, der noch neben der neuen Sachlichkeit bestehen kann, diesem grundehrlichen modernen Stil. der ohne inneres Verständnis sich hier auch nur als eine geborgte Fassade der Reichen ausnimmt, die sich mit allen Ornamenten und selbst noch der Ornamenllosigkeit schmücken. G e i st u n t e r G e i st e r n. Mit einem so prominenten Geist in meiner Begleitung das Prominentencafe zu besuchen, müßte zu einer Sensation erster Ordnung werden, dachte ich. Die Blumenfrau bot ihre Ware den zigarettcnrauchenden Püppchen an, die fragend zu ihren Bügel- saltenherren hinüberschielten, von welchen ohne allen Zweifel vielerlei Geist ausströmte, aber er war nicht nach E. T. A. Hofs- manns Geschmack, der da findet, daß Kunst nicht eine Debattier- und Jonglier- und Poussier- und Finanzierangelegenheit, sondern eine Privatsache, eine Herzensangelegenheit ist. Daseine Schule über die andere stellen wollen", das psychoanalytische Gefasel, die Modernitäts- und Originalitätshascherei kam ihm vor wie die ästhetischen Tee«, gegen die er zu seiner Zeit losgezogen war. Was

aber die Filmgötzen und-göttinnen anlangt: ein Vamp____ die verblüffte den Dämonischen mit ihrer gemachten Dämonie nicht wenig.(E. T. A. Hoffmann hat das alte Bürger- und Spießertum dämonisch gesehen, das war eine Art der Vergeistigung, ein Uebergangsstadium, wie Kinder phantastische alte Tanten, die an ihr Kinderbett treten, spukhaft sehen und verinnerlichen.)Also gut: ich komme mit", sagte das Windstoßvamp zu ihrem Nachbarn,ich gehe sonst mit Frauen nach Hause, aber ich gehe auch mit Männern... ich bin eben eine ganz moderne Frau." Man versucht sogar durch Dekadenz zu brillieren... Taghell ist die Nacht gelichtet... Aber die Sensation lag draußen in den jetzt wirklich über alle einstige Vorstellung hinaus magisch flimmernden Straßen. Statt der hellerleuchteten Fenster, auf denen, in der finsteren Leere des dreckigen Kopfsteinpflasters tappend, einst das sehnsüchtige Auge des Nachtmenschen Hoffmann ruhte, waren, alle Phantasie überbietend, elektrische Zauberfronten endlos aneinandergereiht, die der geselligen Wärme, die sich im nordischen Klima erst zur Nachtzeit einstellt, einen riesenhaften und schon mehr als gespenstigen Rahmen geben.

Wir schienen wie in einem Strom dahingetrieben zu werden, der an der ewigen Lichtquelle endet. Die aufgefangenen vielerlei elek- irischen Ströme und Wellen, die die Nachtlust durchzogen, schienen ihn selbst zu blenden, den blendenden Geist: verloren tappte er im grünen Ulster dahin und dorthin. Ich zog ihn in eine Seitenstraße, auf der, quer den bunten Boulevard kreuzend, abgearbeitete Men- schen nach bescheidenen Heimen schritten, die so dicht hinter der goldenen Fassade liegt und wo es schon wieder dunkel und still ist und Gardinenspinnereiep mit warmem Gaslicht schimmern. Und da tat in der Seitenstraße sich auf einmal das alte Berlin im neuen auf, als wir eines der Volkslokale betraten, die geblldete Menschen ungebildeterweise brutal finden. Und wie er jetzt mit dem Fuß aufstampfte, der Geist, und sagte, daß da einen Meter tiefer überall dieselbe gelbe märkische Berliner Erde liege, und von der Berliner Atmosphäre sprach, die auch in West und Ost dieselbe sei und den Berliner erst zum Berliner mache, da erkannte ich ihn wieder, den Hoffmannschen Geist. Es war der bleiche Mann, der spintisierend und seltsame Dinge malend in der Parochialstraße seine jungen Tag« verbringt und mir im alten Berlin mein Führer war...

Jm argenUnifchen Camp Sin Steifeberichi/ Ton 3)r. Srich 3)auleri

Wir sind schon beim Morgengrauen ausgebrochen und reiten jetzt längs der Küste auf dem breiten, flachen Sandstrand, der sich heiß und weit bis zum Horizont ausdehnt. Nach einigen Weg- stunden wird die Küste steil. Bis vierzig Meter hohe Wände aus gelbem Lößlehm fallen senkrecht in das Meer hinab. Die Bran- dung läuft unten bis an den Fuß des Steilhanges und in den gelben Wänden nisten Tausende von Wildtauben. Die Eingänge zu ihren Höhlen liegen wie die Löcher eines Siebes dicht nebeneinander. Oben von der Küste hat man einen weiten Rundblick. Auf der einen Seite liegt die blaue Wasserfläche des S ü d- A t l a n t i k und auf der anderen dehnt sich beinahe ebenso flach und scheinbar unendlich die a r g-cirftn i sche-Stf-ppe. Mit dem Feldstecher erkennt man ganz hinten am Horizont einige rotbraune Flecke. Es sind große Rinderherden, der Reichtum des orgentinischen Landes, die zu Tausenden und aber Tausenden in den ausgedehnten, fruchtbaren Ebenen ihre Nahrung finden. Ein Haus, ein Mann... Nach einigen weiteren Wegstunden treffen wir auf ein Hau s. Es steht einsam und verlassen mitten im kahlen, flachen Lande. Hundert Schritt« vor dem Hause liegt der halbverweste und halb mumifizierte Kadaver eines Pferdes. Etwa ein halbes Dutzend riesiger Hunde macht sich daran zu schaffen. Als wir näher kommen, stürmen sie uns mit wütendem Gebell entgegen. Die Rasse der Hunde festzustellen ist schwer. Auffallend ist nur ihre Größe und ihr wilde- resp. verwildertes Aussehen. Wenn in der argentinischen Steppe ein Pferd oder ein Rind stirbt, so ist das keineswegs eine irgendwie erschütternde oder be° deutende Sache, wie etwa auf einem deutschen Bauernhof. Das verendete Tier bleibt liegen wo es liegt, die Hunde fressen es an und die Dögel holen sich auch ihr Teil. Es ist ja nur eins von vielen Tausenden und hat somit nur einen geringen Wert. Unter wildem Geheul fallen uns die Hunde an. Unsere Pferde scheuen und es bleibt uns nichts weiter übrig, als die Revolver zu ziehen und ein paarmal zu knallen. Etn ohrenbetäubendes Geheul der Hunde ist die Antwort, aber sie halten sich jetzt in re- spektvoller Entfernung. In der Tür des Hauses erscheint ein Mann in weiten, schwarzen Tuchhosen und langen Stiefeln. Vorne in seinem breiten Gürtel steckt ein mächtiges Messer. Er ruft die Hunde zurück und winkt uns näherzukommen. Nachher werden wir von ihm in über- aus freundlicher Weise in das Haus hineingeschoben. Ein Frosch, eine Frau... Ueber der Tür hängt, am Hinterbein festgebunden, ein halb- toter Frosch. Am Herd steht eine Frau, umgeben von einem ganzen Schwärm von Hühnern. Sie trägt ein Tuch um den Kopf und die eine Gesichtshälfte ist stark angeschwollen. Der Mann beklagt sich, daß seine Frau schon über eine Woche krank sei und daß sich die Geschwulst auf keine Weise vertreiben lasse. Letzte Nacht habe er nun mit einem Frosch über dem Gesicht der Frau ein Kreuz geschlagen und dann den Frosch über der Tür aufgehängt. Wenn der Frosch jetzt st i r b t. wird auch die Geschwulst verschwinden. Die Frau ist inzwischen damit beschäftigt, uns den Willkommen- trunt zu bereiten. Sie stopft in ein faustgroßes, rundliches Gefäß eine Portion Perbakraut. Das sind die getrockneten und zer- kleinerten Blätter einer südamerikanischen Stechpalmenart. Die Blätter sind koffeinhaltig und ergeben mit warmem Wasser über- gössen eine Art Tee, dieM a t e", das argentinische National- getränk. Der echte C r i o l l o, das heißt der eingeborene Nach- komme der Spanier und Indianer, pflegt ungeheure Mengen dieser Flüssigkeit in sich aufzunehmen und preist ihre gesundheitsfördernde Wirkung und ihren guten Geschmack. Er lebt ja fast ausschließlich von Fleisch und behauptet, daß ihm die Mate das fehlende Gemüse ersetze. Bei dauerndem Genuß der grünlichgelben Flüssigkeit lagert sich ein Teil der Pflanzenfarbstoffe in der Haut und vornehmlich im Weißen der Augävfel ab. Es ist für den Criollo eine große Beleidigung, ja sogar gleich- bedeutend mit offener Feindschastserklärung. wenn ihm sein Gast die Mate abschlägt. Ebenso gehört es zur Sitte des Landes, daß jeder, der das Haus betritt, mit diesem Getränk bewirtet wird. Es ist daher bei den Frauen schon beinahe eine Reflexbewegung geworden, sofort zum Wassertops und zum Motegefäß zu greifen, sobald sich ein Reiter dem Haus« nähert.

Als Mategefäß dient meistens und eigentlich stilgerecht eine etwa faustgroße, getrocknete kürbisartige Frucht, die aus- gehöhlt ist. Außerdem kann aber jedes Hohlgesäß dazu Verwen- dung finden. Unter primitiven Berhältnissen genügt eine alte Kon- servenbüchse und bei gewissem Punkbedllrfnis benutzt man eine verschnörkelte und buntbemalte Porzellanvase. Durch ein Röhr- ch e n, das unten mit einer Siebvorrichtung versehen ist, wird die Flüssigkeit aus dem Gefäß gesogen. Der Hausherr trinkt zunächst ein paar Schlucke, dann reicht er es dem Gast. So geht es weiter nach Alter und Rang, die Reihe herum von Mund zu Mund. Jeder lutscht an demselben Röhrchen, eine nicht sehr ästhetische und durch- aus nicht immer hygienische Angelegenheit. . Wenn man erst bei der Mate sitzt und erzählt, kommt man so schnell nicht wieder fort. Man hat Zeit im argentinischen Camp und- ist froh, wenn Besuch kommt. Auch unser freundlicher Gast- geber versucht uns mit allen Mitteln zurückzuhalten. Selbst als wir schon auf den Pferden sitzen, bittet er uns noch, zu bleiben und Mittag mit ihm zu essen. Schließlich gibt er es auf. verab- schiedet sich und geht nachsehen, ob der Frosch über der Tür noch lebt. Ein Weizenpächter... Gegen Mittag erreichen wir das Haus eines Weizen- Pächters Der Besitzer, ein hagerer, langer Spanier mit großem Schnauzbart ist sehr aufgeregt. Er hat in sämtlichen Taschen Weizenkörner, die er uns zeigt, damit wir sie begutachten. Einig« steckt er in den Mund, kaut sie gut durch, und hält uns das Produkt in der hohlen Hand unter die Nase, um uns die Qualität deutlich zu machen. Wir treten in das Haus, das aus flüchtig zusammengesetzten Wellblechplatten besteht. Ein Fenster gibt es nicht, das Licht kommt durch die offenstehende Tür. An den Wänden hängen größe Bündel Zwiebeln, in einer Ecke gurrt ein Rudel Tauben und ein Schwärm von Hühnern kratzt auf dem Erdboden herum und pickt an unseren Stiefeln Dazwischen lausen und liegen Hunde und Katzen in den verschiedensten Altersstufen. Eine dunkel- häutige, schweigende Indianerin bringt die Mate. So ein Pächter führt ein halbes Nomadenleben. Sein Pachtvertrag läuft gewöhnlich nur für wenige Jahre. Sobald der Boden durch mehrjährigen Weizenbau erschöpft ist, packt er seine Wellblechhütte zusammen und siedelt sich woanders an. Auf der neuen Stelle treibt er wieder Weizenbau, so lange bis der Boden erschöpft ist, und zieht dann abermals um. Infolge dieser Be- triebsführung ist alles in seiner Lebensweise auss Provisorische ein- gestellt. Cr lebt unter primitiv st en Verhältnissen im Camp und besitzt dabei auf den Banken in Buenos Aires ein viel st elliges Vermögen. Seine Kinder werden in den teuersten Pensionen der Stadt erzogen und kommen auch hin und wieder in ihren Luxusautos zu Besuch. Wir werden natürlich zum Mittagessen eingeladen und müssen bleiben. Ein großes Stück Rindsrippe wird über dem offenen Feuer geröstet. Es darf nach Landessitte nicht zu sehr braten, sondern muß innen noch halb roh sein. Der echte Criollo liebt es, wenn das Fleisch noch etwas zäh ist. Cr behauptet, daß weich- gekochtes oder durchgebratenes Fleisch seine Kraft verloren habe. Nach dem Essen und nach abermaligem Matetrinken fährt uns unser Gastgeber mit seinem F o r d a u t o auf seine Felder hinaus. Bis zum Horizont erstrecken sich die ungeheuren, dunkelgelben Weizenfelder. Mit großen Maschinen werden die reifen Nehren oben abgeschnitten, gleichzeitig ausgedroschen und das Korn automatisch in Säcke gefüllt. Eine ganze Koppel Pferde sind vor eine solche Maschine gespannt. Dabei genügen zwei Mann, um diesen Riesenapparat zu bedienen. Ein Mann treibt die Pferde an und der andere näht die fertig gefüllten Säcke zu. Vorne schneidet das Messer der Maschine die Nehren ab, und hinten fällt der ausgedroschene Weizen herab, in Säcke eingenäht und fertig zum Ueberseetransvort. Während des ganzen Nachmittags reiten wir durch die Weizen- felder weiter. Sie scheinen kein Ende zu nehmen. Dann kommen wieder weite Strecken Grasland mit weidenden Pferde- und Rinder- Herden. Von Zeit zu Zeit schreckt ein P a m p a s h u h n vor uns- auf und rast über die Ebene davon oder ein Zug der riesigen C h a j a s zieht mit merkwürdig klagendem Geschrei über uns hinweg. Erst noch vielen Togen Reitens tauchen die blauen Spitzen der Cordilleren über dem Horizont auf und die ungeheure Ebene der argentinischeu Pampas ist zu Ende.