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Wohlfahrt in der Krise

Die Generalversammlung der Arbeiterwohlfahrt

In der Generalversammlung des Bezirtsausschusses für Arbeiterwohlfahrt Berlin   wies Genoffin Kurgas auf die besonderen Schwierigkeiten hin, die heute der Tätigkeit der Arbeiterwohlfahrt entgegenstehen.

In der Zeit der Krise ist die Zahl der Funktionäre um das Fünffache gestiegen. Nicht weniger als 5609 Genossen und Genoffinnen sind als freiwillige Helfer tätig und 4145 arbeiten in den Wohlfahrtskommissionen. 10 383 Personen haben die in den Bezirken eingerichteten Sprechstellen für Rechtsauskünfte aufgesucht. 2177 Vormundschaften, Schußaufsichten usw. wurden übernommen. In 928 Fällen wurde die Gerichtshilfe in Anspruch genommen. Die Gerichtshilfe in den Bezirken wurde 1123mal beansprucht. Eine Bildstatistik, die im Saale   ausgestellt war, zeigte die vom Bezirks­ausschuß der Arbeiterwohlfahrt geleistete Arbeit.

Jm Winter 1930/31 fonnten über 11 400 Personen durch Ausgabe von Ernährungsscheinen unterstützt werden. Ueber die Winterhilfe 1931/32 fonnte noch fein abschließendes Urteil gefällt werden. In den 20 Berliner   Kreisen wurden im Berichtsjahre 284 Versammlungen und Konferenzen mit fast 10 000 Teilnehmern abgehalten. Eine Reihe von Besichtigungen sowie Kurse und die Bor­führung von Filmen ergänzte die praktische Arbeit. Allen Schwierig­feiten zum Troß ist es gelungen, den Betrieb des August= Bebel Heims in der Sächsischen   Schweiz   aufrechtzuerhalten. 10 913 Pflegetage konnte das Heim mit bestem Kurerfolg leisten. lleber 76 000 Lose der Arbeiterwohlfahrt konnten trotz der Krise ab­gesetzt werden. Alle diese Arbeiten konnten nur durch die zahl reichen Helfer vollendet werden, die der wahre Reichtum der Ar­beiterwohlfahrt sind.

Genosse Pagels, der mit Ende dieses Geschäftsjahres aus­tritt, gab den Geschäftsbericht. Die Einnahmen betrugen 1930 rund 179 000 m. gegenüber 1151 M. im Vorjahre. Am Ende des Geschäfts­jahres verblieb ein Kassenbestand von rund 35 694 M. Der Rückgang ist auf die Gesamtlage der Wirtschaft zurückzuführen. Genosse Künstler dankte Bagels mit zu Herzen gehenden Worten und würdigte die Leistung. die Pagels in jahrzehntelanger Arbeit voll­bracht hat. Der alte Vorstand wurde wiedergewählt, nur an Stelle der zur SAP. übergetretenen Genoffin Dr. Frankenthal tritt Genosse

Dr. med. Löwenstein in den Vorstand.

An Stelle des ertrantten Genossen Wutty sprach Genosse Dr. Friedländer über das Thema: Wohlfahrtspflege in der Krise". Seit 1929 fehlte den Geineinden die Möglichkeit der Aufnahme langfristiger und billiger Kredite, die ihnen durch den verflossenen Reichsbankdirektor Dr. Schacht verbaut wurden. Seit 1930 betrachtet das Ausland das deutsche Wirtschaftsleben mit dem größten Mißtrauen. Dieses Mißtrauen ist durch das Anwachsen der Nazis ständig verstärkt worden. Dr Erfolg war der Ab fluß von Milliarden, die uns als Betriebskapital entzogen wurden, woraus eine weitere Schwächung der Gemeinde­finanzen entstand. Die ständig anwachsende Arbeitslosigkeit hat den Krisenzustand der Gemeindeetats verstärkt. Die Wohlfahrts erwerbslosen stellen ganz außergewöhnliche Anforderungen an die Gemeindefassen. Die aus diesen Verhältnissen entstandene Ent­

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widlung hat niemand voraussehen fönnen. Seit der Juni- Notverord­nung im vorigen Jahre ist eine bestimmte Berminderung der Wohl­fahrtsausgaben den Gemeinden zur Pflicht gemacht worden, falls das Reich zu diesen Lasten Zuschüsse zahlen sollte. Im Augenblick sind die Gemeinden kaum noch in der Lage, die aus der Krise er­wachsenen Lasten zu ertragen. Es ist natürlich leicht, so wie es die Kommunisten tun, das Vielfache der heutigen Unterstützung zu fordern. Aber diese Forderungen sind in der heutigen Lage sinnlos. Wir müssen versuchen, zu erreichen, daß das Höchstmaß an Mitteln bereitgestellt wird. Hierbei zwischen den einzelnen Gebieten die richtige Abgrenzung zu treffen, ist eine der schwierigsten Aufgaben. Das Referat wurde mit großem Beifall aufgenommen. Genosse Künstler forderte zur einigen und geschlossenen Weiterarbeit auf. Es muß alles darangesetzt werden, bei den Wahlen im April den Sieg an unsere Fahnen zu heften, wenn wir auf unseren Arbeits­gebieten auch weiterhin erfolgreich wirken wollen.

Neue Riesenbrücke in Sidney.

Ein einziger Brückenbogen von 500 Meter Spannweite. London  , 19. März. Am Sonnabendvormittag wurde in Sydney   in Australien  die neue Hafenbrüde eröffnet, deren Bau acht Jahre gedauert hat. Die Brücke kostet 200 millionen Mart. Sie überbrückt den Hafen von Sydney   mit einem einzigen Brücken bogen, der eine Spannweite annähernd 500 Meter hat und damit der längste Brückenbogen der Welt ist. Bevor der Ministerpräsident von Neu- Südwales, Lang, die Brücke eröffnete, ereignete sich ein Aufsehen erregender Zwischen fall. Ein Mitglied der kommunistenfeindlichen Geheimbewegung Neue Garde" ritt plöglich in scharfem Galopp vor und durchschnitt mit einem Säbel das Seil, das über die Brücke gespannt war und rief: Ich erkläre die Brücke für eröffnet." Er wurde verhaftet.

Regelmäßige Führungen in den Berliner   Museen.

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Bon Ostern ab werden in den Staatlichen Museen   in Berlin  regelmäßig allgemein orientierende Führungen durch die Kunst­ſammlungen veranstaltet. Die Führungen werden Montags und Donnerstags, erstmalig am 24. März, von wissenschaft: lichen Hilfskräften der Museen durchgeführt, während Mittwochs und Sonnabends also an den beiden eintrittsfreien Wochentagen Wochentagen der Führungsdienst des Studentenwerks die Führungen übernommen hat, dessen Führer seitens der Direktion der Staatlichen Museen eine besondere Ausbildung erhalten haben. Montags und Donnerstags beginnen die Führungen um 11 Uhr, und zmar Montags im Zeughaus, Donnerstags   abwechselnd im Kaiser- Friedrich- Museum, Deutschen Museum, Vorderasiatischen Museum und Alien und Neuen Museum  . Der Führungsdienst des Studentenmerts veranstaltet seine Führungen ab April Mittwochs und Sonnabends zwischen 10 und 12 Uhr im Kaiser- Friedrich

Museum, im Pergamon- Museum   und im Alten Museum  . Die Staatlichen Museen in Berlin   sind in der Osterwoche am Kar freitag und Ostersonntag geschlossen, dagegen am Oftermontag in üblicher Weise von 9 bis 3 Uhr geöffnet.

Das heißt Geschichtsunterricht.

Ein Schüler eines Gymnasiums in Berlin- Friedenau  hat sich erschossen, nachdem er durch die Reifeprüfung gefallen war. Er hatte die Ueberzengung, daß ihm bewußt schwerstes Unrecht zugefügt worden war und ging deswegen in den Tod. Um ihn trauert eine Mutter, deren Mann früh verstorben ist und die in schwerem Existenzkampf ihre kinder erzogen und gefördert hat. Der Schüler wurde von seinen Lehrern auf das günstigste beurteilt. Warum ist er durchs Examen gefallen?

Seine Leistung in einer mündlichen Prüfung in Geschichte, die drei Viertelstunden lang dauerte, wurde für ungenügend befunden. Es ist inzwischen bekannt geworden, wie diese Prüfung erfolgt ist. Der prüfende Oberstudiendirektor, der den Schüler mit Feindschaft verfolgte, ist während der Prüfung in solche Erregung des Hasses verfallen, daß er nach jeder Frage die Sekunden bis zur Antwort aufzählte. Hier erhält die Oeffentlichkeit Einblic in die sadistische Quälerei eines jungen Mannes durch einen Lehrer, der nichts von einem Pädagogen an sich hat.

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Wichtiger aber noch ist die Frage nach dem Inhalt dieser Prüfung Der Schüler wurde nach Daten aus dem Welt­triege gefragt. Er sollte Angaben machen über einzelne Gefechte, über beteiligte Formationen, selbst über Ge= fechtsstunden Angaben, die wahrscheinlich kein General­stabsoffizier machen könnte, ohne aufs Genaueste in der ein­schlägigen Literatur nachzuschlagen. Das läßt erkennen, daß der Geschichtsunterricht in diesem Gymnasium mit solchen Dingen ausgefüllt gewesen ist. Wir möchten wohl wissen, ob mit der gleichen Genauigkeit die Schüler dieses Gymnasiums über den Inhalt der Berfassung der Republi unterrichtet worden sind. Der Oberstudiendirektor, der den jungen Mann auf dem Gewissen hat, ist der frühere deutsch   natio nale Landtagsabgeordnete Pflug  , der bereits bei Ber­fassungsfeiern vor versammelten Schülern parteipolitische, gegen die Republik   gerichtete Propaganda betrieben hat.

Wenn der Geschichtsunterricht in den Gymnasien der Republik  solchen Händen anvertraut wird und in solcher Weise erstattet wird, dann braucht man sich über die geistige Dede der heranwachsenden Jugend wie über ihre Verseuchung mit nationalsozialistischen Ge­dankengängen nicht mehr zu wundern. Es ist die Schuld der Re­ publik   selbst, daß ne solche Männer wirtschaften läßt, ohne reinen Tisch zu schaffen!

Die Tragödie des Schülers, der auf diese Weise in den Tod getrieben wurde, sollte dazu führen, daß mehr als bisher der natio­nalistische, um nicht zu sagen nationalsozialistische Geist in den Lehr­förpern der höheren Schulen bekämpft wird!

Die Bundesschule des Allgemeinen Deutschen   Gewerkschafts­4.05 Uhr, einen Funkbericht. Am Mikrophan in Bernau  : Heinz bundes in Bernau   sendet am Mittwoch, dem 23. März, nachmittags Medefing. Um Irrtümer zu vermeiden: Alfred Braun   spricht nicht für den ADGB., sondern für den Deutschnationalen Handlungs­gehiffenverband aus Magdeburg  .

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